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I Shot For The Sky...


"Just give me a reason
Just a little bit's enough
Just a second, we′re not broken, just bent
And we can learn to love again
It's in the stars
It′s been written in the scars on our hearts
That we're not broken, just bent
And we can learn to love again..."

- Just Give Me A Reason, Pink



Es war dunkel in der Gruft. Dunkel und eiskalt. Doch konnte ich von der Kälte nichts spüren. Alles was ich fühlte, war wallende, brennende Hitze, welche unaufhörlich durch meinen Körper fuhr, und die unmittelbare Präsenz des Vampirs, der sich in der Finsternis verbarg und nur auf einen Moment der Unachtsamkeit von mir wartete.

Meine Lippen verzogen sich zu einem lasziven Grinsen. Er hatte keine Ahnung, dass ich bereits genauso sehr auf ihn lauerte wie er auf mich.

"Du kannst ruhig raus kommen", sagte ich und meine Stimme glitt wie eine schöne Melodie durch den Raum, "Ich beiße nicht." In dem Moment sah ich eine Bewegung in der Dunkelheit und kurz darauf erkannte ich das leuchtend rote Augenpaar, das sich mit unverkennbaren Hunger auf mich richtete.

Fast als könnte ich für einen Moment auf mich selbst in dieser Szene herabblicken, wusste ich, dass meine eigenen Augen in einem glühenden Gold schimmerten und seinen Blick erwiderten.

Mein Grinsen wurde breiter.

"Zumindest nicht fest", fügte ich mit dunkler Stimme hinzu, als er plötzlich mit übermenschlicher Geschwindigkeit auf mich zu schnellte.

Ich spürte, wie ich hart mit dem Rücken gegen einen Felsen krachte, was mich jedoch nicht im Geringsten schmerzte, ehe sich Hände unnachgiebig fest um meine Schultern schlangen und sich Reißzähne in meine Halsschlagader bohrten.

Ich lachte leise auf und warf für einen Moment genüsslich den Kopf nach hinten, während er gierig mein Blut trank, ehe ich mit beiden Händen in sein schwarzes Haar griff und ihn unsanft von mir wegriss.

Durch die enorme Kraft taumelte er mehrere Schritte nach hinten gegen die gegenüberliegende Felswand des engen Tunnels und noch bevor er sich davon erholen konnte, war ich vor ihm aufgetaucht und riss ohne die geringste Mühe sein Hemd entzwei.

"Ich bin dran", flüsterte ich und fuhr mit einer Hand über seine nackte Brust. Die Dunkelheit, die meine Sicht zuerst beeinträchtigt hatte, schien verflogen zu sein, denn nun konnte ich ohne Mühe jedes einzelne Detail seiner makellosen Haut erkennen, genauso wie das noch immer hungrige Grinsen, das sich auf seinen blutverschmierten Lippen ausbreitete.

Meine Mundwinkel hoben sich ebenfalls herausfordernd, als ich mit meinen krallenartigen Fingernägeln in seine Haut wie durch Butter schnitt und zufrieden auf die vier großen langen Striemen blickte, die sich jetzt über seine Brust zogen und aus denen frisches rotes Blut quoll.

Ich biss mir unwillkürlich auf die Unterlippe, ehe ich mich vorbeugte und meine Zunge langsam über eine der Blutrinnsalen gleiten ließ. Warm und bitter drang der Geschmack seines Blutes in meinen Mund und er gab ein Stöhnen von sich, das fast mehr nach einem Knurren klang, als er mich plötzlich grob an den Haaren packte und mich zwang zu ihm aufzusehen.

Sofort nahm er meinen Mund in Besitz und der Geschmack meines eigenen Bluts mischte sich nun mit seinem, als ich spürte, wie er mir genauso mühelos wie ich zuvor das Shirt in Fetzen vom Leib riss.

Unsere Zungen fochten einen erbitterten Kampf um die Vorherrschaft aus, während meine Hände bereits zielstrebig zu seinem Hosenbund wanderten, um ihm auch diesen letzten störenden Stoff wegzureißen.

Allerdings kam ich nicht so weit, da er mich in diesem Moment plötzlich grob von sich stieß, so dass ich mein Gleichgewicht verlor und rücklings zu Boden fiel.

Bebend vor Erregung blickte ich zu ihm auf, während er langsam zu mir trat und mich von oben herab musterte.

Meine Halswunde blutete noch stark, die rote Flüssigkeit breitete sich mehr und mehr auf meinem entblößten Oberkörper aus und ich wusste genau, dass dieser Anblick seinen Hunger nur noch mehr anfachte.

Wieder ohne jegliche Vorwarnung hatte er sich im nächsten Moment über mich gebeugt und erneut seine Zähne in meinen Hals versengt, was mich aufstöhnen ließ.

Ich nutzte aus, dass er mir so nahe war und presste mich mit meinem gesamten Körper an ihn, während sich meine Finger fest in seine Schultern gruben und dabei sehr tiefe Schnittwunden hinterlassen mussten.

Schlagartig löste er sich von meinem Hals, doch als unsere Blicke sich trafen, konnte ich es eindeutig erkennen: Er war noch lange nicht fertig mit mir.



-Damons Sicht-


Damon konnte nicht genau sagen, wie spät es war, doch sein Instinkt verriet ihm, dass es früh am Morgen sein musste. Das und die Tatsache, dass durch ein paar bröckeligen Stellen der Gruft dämmriges Licht von oben hereinfiel und sie sanft erhellte.

Er war fast die gesamte Nacht wach gewesen und wenn, hatte er nur oberflächlich etwas geschlafen.

Nathalie hatte ihm zwar versichert, dass Katherine sie nicht angreifen würde, und zugegeben, sie hatte sich die ganze Nacht nicht einmal gezeigt, dennoch hatte er es nicht gewagt, seine Vorsicht fallen zu lassen.

Jedoch spürte Damon seine Müdigkeit weder wirklich, noch interessierte sie ihn. Seine gesamte Aufmerksamkeit war auf die schlafende Schönheit gerichtet, die dick in zwei Decken eingewickelt an seiner Schulter lehnte und tief und fest schlief.

Natürlich war es alles andere als gut, dass sie beide hier in Katherines unmittelbarer Reichweite eingesperrt waren und doch war es für ihn das schönste Gefühl auf Erden gewesen, als Nathalie nach so langer Zeit wieder in seinen Armen eingeschlafen war.

Wie lange war es ihm schon nicht mehr möglich gewesen, sie einfach nur ansehen zu können, ohne dass er dabei von irgendwem argwöhnisch gemustert oder darauf angesprochen wurde?

Damon musste kurz lächeln, als er sich an den einen Moment zurückerinnerte, an dem ihn Nathalie tatsächlich einmal dabei ertappt hatte. Sie hatte es als "gruselig" bezeichnet, doch für ihn war es eine einzige Faszination, sie beim Schlafen zu beobachten und sich dabei stets zu fragen, was sie träumte.

Über die ganzen Jahrhunderte hatte er sich so daran gewöhnt, die Träume anderer zu sehen, selbst bei Vampiren, und doch blieb es ihm bei der einen, wo es ihn am meisten danach verlangte, verwehrt. Das seltsame Etwas, das Nathalie vor Manipulationen schützte, schien ihn auch aus ihren Träumen auszusperren.

Wie schon so oft zuvor zuckte Nathalie ein wenig zusammen, ohne aufzuwachen, und erneut ließ Damon seinen Blick halb neugierig halb fasziniert über ihr hübsches Gesicht wandern. Ihr ständiges Zucken und die schnellen Bewegungen ihrer Augen unter den geschlossenen Lidern ließen auf einen sehr lebhaften Traum schließen und wären da nicht ihre Mundwinkel gewesen, die sich immer mal wieder kurz hoben, wäre Damon wahrscheinlich von einem Alptraum ausgegangen.

Wie viel würde er nur dafür geben, um nur für einen Moment in ihren Kopf schauen zu können? Nicht nur, um den Traum zu sehen, sondern auch um die Lösung für all die Rätsel zu finden, die sich hinter ihren Handlungen in letzter Zeit verbargen.

Ganz vorsichtig, um sie nicht zu wecken, strich er mit der Hand, die sie nicht umklammert hielt, ihr eine lose, lockige Haarsträhne hinters Ohr, welche ihm etwas die Sicht auf ihr Gesicht verwehrt hatte.

Wieder einmal ertappte er sich dabei, wie sein Blick an ihren Lippen hängenblieb, die so einladend und verführerisch nahe waren. Wie leicht es wäre, sich einfach etwas vorzubeugen und ihr einen Kuss zu stehlen... Nein!

Er schüttelte etwas den Kopf, um sich gedanklich zu maßregeln.

Er musste aufhören, darüber nachzudenken. Nathalie hatte ihn zurückgewiesen. Mehr als deutlich, mehr als nur einmal!

Er hatte kein Recht mehr auf sie. Dass er ihr jetzt so nahe war, war eine Ausnahme, mehr nicht!

"Wie lange willst du sie eigentlich noch so anstarren?" Erschrocken sah Damon auf. Katherine war in einem der dunklen Gänge erschienen und lächelte ihn spöttisch an.

Sofort spannte er sich innerlich an und verfestigte instinktiv seinen Griff um Nathalie, als er Katherine mit seinem Blick fixierte.

"Ich sehe sie gerne an", antwortete er aber gelassen, "Anders als bei deinem Anblick, wird mir dabei wenigstens nicht schlecht." Er würde ihr auf keinen Fall zeigen, wie vorsichtig er in ihrer Gegenwart noch immer war.

"Oh, autsch", murmelte Katherine, wirkte aber nicht im Mindesten getroffen, was Damon jedoch auch nicht erwartet hatte, "Nathalie muss deine Anbetung ja wirklich genießen. Hat sie dir deinen kleinen Fehltritt etwa schon verziehen?" Damon verengte die Augen, gab ihr aber keine Antwort. Er wusste, dass sie auf den Kuss anspielte und nicht etwa auf die Tatsache, dass er Mason auf den Gewissen hatte. Schließlich war Katherine viel zu egoistisch als dass sie einen Gedanken daran verschwenden würde, dass er Nathalies Onkel getötet und es ihr anschließend verschwiegen hatte.

Dennoch wollte Damon weder über das eine noch das andere sprechen. Erst recht nicht mit Katherine, die sowieso nur darauf aus war, ihn zu provozieren.

"Nein?", fragte Katherine auf sein Schweigen hin nach, "Nun, das muss wirklich deprimierend sein. All die Mühen, die du ihretwegen auf dich nimmst... vollkommen vergeblich." Sie blickte ihn gespielt mitleidig an.

"Was willst du, Katherine?", fragte Damon genervt, den ihre Stichelei völlig kalt ließ, "Selbstgespräche kannst du auch dort hinten führen, wo ich dich weder sehen noch hören muss."

Katherine hielt bei seinen Worten inne, ehe sie ein paar Schritte zu ihm und Nathalie trat, die nach wie vor seelenruhig schlief.

"Ich wollte lediglich nachsehen, wie du dich hältst", murmelte sie und etwas dunkles Unheilvolles blitzte in ihren Augen auf, was Damons Anspannung noch mehr steigerte.

"Mich halte?", wiederholte er und klang dabei verwirrter, als er eigentlich hatte zeigen wollen. Sie wollte wieder eines ihrer Spielchen mit ihm treiben, das spürte er mehr als deutlich. Doch was für eines sollte es werden?

"Ja", erwiderte die Dunkelhaarige, als wäre vollkommen offensichtlich, wovon sie sprach, "Zugegeben, ich bin beeindruckt, dass du sie überhaupt so lange im Arm halten konntest." Damon runzelte die Stirn, noch immer unsicher, wovon sie eigentlich redete.

War sie überrascht, dass er so lange ohne Schlaf durchgehalten hatte? Aber eine einzige Nacht ohne Schlaf zu überstehen, war für einen Vampir geradezu lächerlich einfach...

"Wie lange bist du eigentlich schon ohne Blut?", fügte sie da hinzu und ihm wurde eiskalt, als ihm schlagartig klar wurde, was sie meinte.

Die ganze Zeit hatte er nicht einen Gedanken daran verschwendet, es nicht eine Sekunde lang wahrgenommen. Und doch stieg ihm nun mit Katherines Worten der betörende Duft in die Nase, der Nathalie wie dichter Nebel zu umgeben schien und der einen tiefen Hunger in ihm weckte, welcher einen Moment zuvor noch nicht da gewesen war.

"Ich schätze, du weißt theoretisch, wie es ist, auszutrocknen", fuhr Katherine unbekümmert fort, "Doch die Praxis ist leider etwas härter. In diesem Augenblick pumpt dein schlagendes Herz das letzte bisschen Blut, das du noch übrig hast, durch deine Adern. Doch wenn keines mehr da ist, scheuern deine Venen wie Samtpapier. Das tut schrecklich weh."

"Und wenn schon", antwortete Damon bemüht ruhig, während er versuchte den betörenden Duft auszublenden, der drohte, seine Sinne zu vernebeln, "Denkst du, ein wenig Schmerz halte ich nicht aus?" Er war bereits fast 24 Stunden ohne Blut und bisher hatte er es doch auch so einfach verdrängen können. Warum fiel es ihm jetzt plötzlich so schwer?

"Wieso aushalten, wenn es eine so einfache Lösung gibt, den Schmerz zu umgehen?", stellte Katherine eine Gegenfrage, ehe ihr Blick unweigerlich zu Nathalie glitt. Sofort wusste Damon, woran sie dachte.

"Du wirst noch nicht mal in die Nähe ihres Blutes kommen!", rief er unwillkürlich aus und richtete sich etwas auf. Dabei grenzte es schier an ein Wunder, dass Nathalie davon nicht aufwachte, doch darauf konnte er nicht achten. Noch immer lag der Geruch ihres Blutes in der Luft und der Hunger, der inzwischen wie Feuer in seiner Kehle brannte, schien mit jeder Minute schlimmer zu werden.

"Richtig, werde ich nicht", sagte Katherine, die sich entspannt auf einem Felsen niederließ, "Und weißt du, wieso? Weil du mich daran hindern würdest. Die eigentliche Frage ist aber, wer hindert dich daran, ihr die Kehle aufzureißen?"

Unglaublicher Zorn stieg in ihm hoch, so schwer, so schnell, dass ihm das Blut in die Augen schoss, ehe er es verhindern konnte.

Wie konnte sie es wagen, ihm zu unterstellen, dass er Nathalie verletzen würde?!

Er hatte sich geschworen, ihr nie mehr etwas anzutun, wenn er es verhindern konnte! Und nicht einmal der schlimmste Hunger würde ihn davon abbringen!

"Oh, kein Grund wütend zu werden", sagte Katherine und ihr Lächeln wirkte fast verständnisvoll, "So sind wir nun einmal. Kannst du es nicht auch hören? Ihren Herzschlag? Das Blut, das durch ihre Adern fließt?" Ihre Stimme war mit jedem Wort leiser geworden und obwohl er versuchte, sich mit aller Macht dagegen zu wehren, konnte er nicht anders als hinzuhören.

Er hörte das regelmäßige Klopfen in Nathalies Brust fast unnatürlich laut, genauso wie das verführerische Rauschen ihres Blutes direkt unter ihrer Haut.

Langsam glitt sein Blick zu ihr hinunter, an ihrem Gesicht vorbei, zu ihrem nackten, glatten Hals, der genau wie ihre Lippen so einladend nahe war, dass es fast unerträglich war.

Damon spürte wie seine Eckzähne schmerzhaft in seine Unterlippe stachen, als sie zu ihrer dreifachen Größe wuchsen, und zog scharf Luft ein, im letzten verzweifelten Versuch zu widerstehen.

Nein, er durfte nicht! Er musste widerstehen! Er konnten nicht... nicht...

"Wieso wehrst du dich dagegen?", hörte er Katherines Stimme plötzlich so nahe, als wäre sie in seinem Kopf, "Ein paar Tropfen Blut werden sie nicht umbringen."

'Ja... Nur ein paar Tropfen...', schoss es Damon durch den Kopf, 'Nur ein wenig Blut... Nur ganz wenig.'

Nicht mehr fähig über sein Handeln nachzudenken, gab Damon dem brennenden Hunger schließlich nach. Er überwand die kleine Entfernung, beugte sich über Nathalies Kehle und biss zu.

Er schmeckte das Blut, genauso so süß und berauschend, wie es in seiner Erinnerung gewesen war, und doch schien mit jedem Schluck sein Hunger nicht kleiner, sondern größer zu werden.

Es musste aufhören! Dieser Hunger musste aufhören!

Er packte das Mädchen in seinen Armen fester, während er mehr und mehr trank bis...

"NEIN!"

Entsetzt fuhr Damon zusammen und schaute auf. Er brauchte einige Momente, um zu erkennen, was geschehen war.

Sein Blick glitt zu Katherine, die am Eingang der Gruft stand und ihn sichtlich amüsiert musterte, dann zu Nathalie, die bei dem Schrei, der anscheinend von ihm selbst gekommen war, aufgewacht war und nun vollkommen verwirrt und verschlafen zu ihm aufsah.

"Damon?", hauchte sie, doch sein Blick hatte sich auf ihren Hals gerichtet, der vollkommen unverletzt war.

Was zum Teufel...?

In dem Augenblick stieg die Erkenntnis in Damon auf und bebend vor Zorn schnellte sein Blick zu Katherine, die ihn nach wie vor amüsiert musterte.

Innerhalb eines Wimpernschlags hatte er Nathalie von sich geschoben, war aufgesprungen und zu Katherine hinübergerannt, wo er sie an der Kehle packte und brutal gegen die nächste Felswand drückte.

"RAUS AUS MEINEM KOPF!"



-Nathalies Sicht-


Ich brauchte lange, um die Orientierung zu wiederzufinden. Ein Schrei hatte mich unsanft aus einem Traum gerissen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war oder was um mich herum passierte. Nicht einmal was ich geträumt hatte fiel mir in diesem Moment ein.

"RAUS AUS MEINEM KOPF!" Damons Stimme ließ mich aufsehen und nachdem ich mir mehrmals den Sand aus den Augen gerieben hatte, erkannte ich ihn ein paar Meter von mir entfernt, wie er Katherine fest an ihrem Hals umklammert im Würgegriff hielt. Er schien sehr zornig zu sein.

"'Ich verbringe hier drin vielleicht doch noch gern die Ewigkeit'", krächzte Katherine unter seinem Griff hervor und grinste, was mich noch mehr verwirrte als ohnehin schon und auch etwas in Sorge brachte. Damon sollte nicht so offensiv auf sie losgehen. Wenn sie es wollte, könnte sie ihn mit Leichtigkeit töten.

"Was ist denn los?", fragte ich leise und zeitgleich wandten beide Vampire ihre Blicke zu mir. Sofort versuchte ich Damon mit meinem eigenen Blick zu verstehen zu geben, wie gefährlich das war, was er da tat und tatsächlich. Er schien sich dadurch etwas zu beruhigen und als er sich wieder zu Katherine wandte, ließ er sie langsam los.

"Verschwinde einfach", zischte er angewidert, ehe er sich, ohne eine Antwort von ihr abzuwarten, umdrehte und zu mir zurück ging.

"Alles okay?", fragte er und schenkte mir ein sanftes Lächeln, dennoch merkte ich, dass er aufgewühlt war.

"Das muss ich dich anscheinend fragen", erwiderte ich leise und sah ihn besorgt an, während ich im Seitenblick noch bemerkte, wie Katherine abfällig die Augen verdrehte und in einem der dunklen Gänge verschwand, "Was hat dich so wütend gemacht?"

"Nichts weiter", wehrte Damon ab, aber als ich zweifelnd die Augenbrauen hob, fügte er hinzu, "Das Miststück fand es nur witzig in meinen Gedanken herumzuspielen. Da habe ich ihr gezeigt, was ich davon halte." Unterdrückte Wut schwang in seinen letzten Worten mit, als er sich neben mir fallen ließ und finstere Blicke in die Richtung warf, in die Katherine verschwunden war.

Ich runzelte nachdenklich die Stirn.

Ich wusste, dass Vampire sich untereinander Streiche spielen konnten, indem sie die Gedanken und Träume anderer manipulierten. Doch was hatte Katherine mit seinen Gedanken getan, dass er auf sie losgegangen war?

"Aber was hat sie dir den Schlimmes eingeflüstert, dass du so wütend geworden bist?", sprach ich meine Gedanken aus, was ihn seufzen ließ.

"Ist nicht weiter wichtig", murmelte er nur und ich konnte deutlich spüren, dass er nicht darüber reden wollte.

"Okay", erwiderte ich etwas unsicher, "Wenn du das sagst." Damit befreite ich mich von den Decken, die mich umschlungen hatten und streckte mich einmal, wobei mehrere meiner Knochen besorgniserregend knackten.

"Alles okay?", fragte Damon erneut und ich nickte schnell.

"Ja, ja, alles gut", antwortete ich ihm beruhigend, ehe ich etwas gequält lächelte, "In einer felsigen Höhle zu schlafen ist leider nicht besonders bequem." Wahrscheinlich würde mich mein Rücken in ein paar Stunden umbringen.

"Du hast mehr auf meiner Schulter als auf kaltem Stein geschlafen", sagte der Schwarzhaarige darauf und ein neckisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht, was mich erleichterte. Er schien sich von dem Vorfall mit Katherine wieder erholt zu haben.

"Die war leider auch nicht viel weicher", sagte ich und rieb über meinen Nacken, der leicht schmerzte, ehe ich die Wasserflasche entgegennahm, die Damon mir aus der Tasche gereicht hatte, welche zu unseren Füßen lag, "Danke."

"Zumindest scheinst du sehr interessante Träume gehabt zu haben", meinte er amüsiert, so dass ich fast das Wasser, was ich gerade geschluckt hatte, wieder ausgespuckt hätte.

"Wie meinst du das?", fragte ich nach, als ich tief Luft geholt hatte. Hatte ich im Schlaf etwa geredet? Hatte ich vielleicht irgendwas verraten?

Schnell versuchte ich mir ins Gedächtnis zurückzurufen, was ich geträumt hatte und schemenhaft stiegen Erinnerungen in mir hoch.

Ich war in der Gruft gewesen... in völliger Dunkelheit... etwas hatte auf mich gelauert und... Da fiel es mir mit einem Schlag ein und ich spürte, wie mein gesamtes Blutvolumen in meine Wangen stieg.

Oh. Mein. Gott.

"Naja, du bist gefühlt alle fünf Minuten zusammengezuckt", sagte Damon, der glücklicherweise gerade in der Tasche wühlte und somit den Wechsel meiner Gesichtsfarbe nicht bemerkt hatte, "Hättest du nicht immer mal wieder gelächelt, hätte man denken können, du hast Alpträume." Er sah wieder zu mir auf und geradeso konnte ich mein Gesicht hinter einem Vorhang von Haaren verstecken, indem ich so tat, als würde mir das Zuschrauben der Wasserflasche Probleme bereiten.

Nein, dieser Traum war definitiv kein Alptraum gewesen. Auch wenn er vollkommen grotesk gewesen war, wusste ich genau wie er hatte zustande kommen können.

Es war einfach nur eine seltsame Mischung aus meinen Gedanken am Vortag gewesen. Die Gruft, meine Sehnsucht nach Damon, mein Wunsch, ihm zu offenbaren, dass ich ein Werwolf war... und dass er mich so akzeptieren würde, genauso wie ich seine Vampirseite.

"Oder war es doch ein Alptraum?", fragte Damon nun besorgt nach, als ich ihm keine Antwort gab.

"Nein", antwortete ich ihm schnell und blickte zögerlich zu ihm auf, als ich die Flasche schließlich endgültig verschlossen hatte, "Nein, kein Alptraum."

Ich wusste, im Nachhinein hätte mir der Traum tatsächlich schrecklich, furchtbar oder zumindest obszön vorkommen müssen. Doch innerlich musste ich zugeben, dass er mir sogar gefallen hatte, auch wenn wir praktisch wie Tiere übereinander her gefallen waren.

Selbst jetzt löste die bloße Erinnerung daran, wieder in Damons Armen gelegen zu haben, ein wunderbar warmes Gefühl in meiner Brust aus, selbst wenn es nur im Traum gewesen war.

"Sondern?", fragte Damon nach und ich konnte ihm seine brennende Neugierde ansehen.

"Ist nicht weiter wichtig", nutzte ich seine Antwort von eben und kurz musste ich lächeln, als ich seine bittere Enttäuschung sah.

Aber ich konnte es ihm nicht erzählen. Schon allein der Gedanke daran, vermochte es, mich wieder in eine Tomate zu verwandeln.

"Entschuldige", fügte ich hinzu, was Damon jedoch schnell abwinkte.

"Schon gut", erwiderte er und lächelte etwas, "Du bist nicht dazu verpflichtet, mir zu erzählen, was du in deinen Träumen treibst."
'Oh, wenn du wüsstest', schoss es mir durch den Kopf und ich spürte, wie erneut die Hitze in meinen Wangen brannte. Gott, ich musste dringend an etwas anderes denken!

"Hast du Hunger?", fragte Damon da und ich war unendlich froh, dass er das Thema wechselte.

"Nicht so richtig", murmelte ich und sah wenig begeistert auf das alte Brot, das noch von gestern in der Tasche war.

"Stefan müsste bald etwas Frisches vorbeibringen", sagte Damon, der es wohl aus meinem Gesicht gelesen hatte, was ich dachte.

"Für dich auch?" Forschend sah ich ihn an, als er schnell meinem Blick auswich.

"Ich komme zurecht", sagte er nur und bevor ich noch etwas sagen konnte, sprach er schon weiter, "Also, da wir ohnehin hier eine Weile feststecken", er griff tief in die Tasche und zog eine kleine Schachtel hervor, "Wie wäre es mit einer Runde Poker?" Perplex blinzelnd sah ich auf die eingeschweißten Karten in der durchsichtigen Schachtel.

"Stefan hat uns Karten eingepackt?", fragte ich ungläubig und vergaß durch meine Verwirrung vollkommen, worüber wir zuvor geredet hatten.

"Jep, hat er. Ein paar Würfel glaub ich auch."

Ich konnte nur halb belustigt halb entsetzt den Kopf schütteln.

Die Welt drohte da oben durch Klaus vielleicht zusammenzubrechen und Stefan erwartete, dass wir hier unten saßen und Karten spielten? Obwohl es andererseits nicht wirklich viel gab, was wir sonst tun konnten... Sofort stieg mein Traum wieder in mir hoch und schnell schüttelte ich den Gedanken ab.

Dann doch lieber Karten!

"Also was sagst du?", fragte Damon, als ich nicht antwortete und schüttelte die Karten in seiner Hand leicht, "Poker? Black Jack? Skat?"

"Eigentlich kann ich nur Mau-Mau", gab ich teils amüsiert teils beschämt zu, was ihn ebenfalls grinsen ließ.

"Ich bringe dir den Rest bei", sagte er, als er die Karten aus der Packung holte und begann sie mit schnellen, geübten Handbewegungen durchzumischen, "Ich glaube, die Zeit haben wir."

Ich nickte etwas.

Diese Karten würden wohl kaum interessant genug sein, dass sie uns ewig beschäftigen würden, aber zumindest konnten wir, wenn wir alle Spiele durchgingen, die Damon kannte, mit Glück viel Zeit totschlagen.



***



"Zoey, bitte!", sagte Damon wehklagend und sah mich wenig begeistert an, was mich noch mehr lächeln ließ.

"Oh komm schon! Das macht doch Spaß!", erwiderte ich nur und stupste ihn leicht mit der Schulter an, "Oder willst du schon wieder beim Poker verlieren?"

"Wäre es Strip-Poker gewesen, hättest du jetzt auf jeden Fall mehr Spaß", bemerkte er und hob anzüglich die Augenbrauen, was mich nur lachend den Kopf schütteln ließ.

"Jetzt komm schon!"

"Na schön", gab er entnervt nach, "Dann fang an."

"Hmmm", ich überlegte einen Moment, ehe mir etwas einfiel, "'Ich könnte es dir beschreiben. Oder soll ich dir eine Kiste besorgen?'"

"Herr der Ringe", antwortete Damon fast sofort und wieder musste ich lachen, was ihn widerwillig auch etwas grinsen ließ.

Wie ich es vorausgeahnt hatte, hatten uns die Karten nicht allzu lange beschäftigen können, weswegen wir nun notgedrungen auf andere Spiele zurückgreifen mussten. Zumindest war es inzwischen sehr spät am Abend, so dass die Karten wenigstens einen Tag durchgehalten hatten. Zudem war es ohnehin schwierig im dämmrigen Licht, das die einzige Kerze, die wir noch hatten, spendete, den Aufdruck auf den Karten zu erkennen.

Doch trotz dessen, dass ich Damon inzwischen zu so etwas Banalem wie "Filme-Raten" überreden musste, war mir noch nicht wirklich langweilig geworden. So seltsam es auch klang, es fühlte sich fast an wie Urlaub, hier unten eingesperrt zu sein und von den ganzen Problemen, die uns da draußen erwarteten, abgeschottet zu sein.

Selbst Katherine hielt sich konsequent von uns fern und es war, als säßen Damon und ich in einer kleinen sorgenfreien Seifenblase, die alles Negative von uns weghielt.

Ich fühlte mich so frei und unbeschwert wie schon lange nicht mehr und ich war mir sicher, dass es Damon ähnlich ging.

"Okay, du bist dran", sagte ich schließlich zu ihm, als er noch immer nicht begeistert eine Augenbraue hob, auch wenn ich vermutete, dass er das meiste seiner Abneigung spielte, "Na los!"

Er gab einen langen Seufzer von sich, ehe er einen Moment überlegte. Dann sah er plötzlich bitterernst zu mir auf.

"Das ist die Haut eines Killers, Bella!", sagte er mit verstellter, tiefer Stimme und ich prustete los. Das meinte er doch nicht ernst!

"Wirklich?!", brachte ich unter Lachen hervor, als ich kaum noch Luft bekam, "Twilight?!", Damon zuckte nur belustigt mit den Schultern, "Ich wusste nicht einmal, dass du die Filme kennst!"

"Ich habe sogar die Bücher gelesen", sagte er gelassen, "Naja, den vierten Teil zumindest." Ich schüttelte nur grinsend den Kopf. So wie er schaute, konnte ich mir genau vorstellen, was er davon hielt.

"Ich bin an der Reihe!", sagte ich noch immer grinsend, als ich seinen leidenden Blick sah.

Erneut überlegte ich nach einem Filmzitat. Diesmal musste es ein Schwereres sein, das er hoffentlich nicht sofort erraten würde.

"Wenn es euch nichts ausmacht, gehe ich wieder ins Bett. Bevor ihr noch einen anderen schlauen Einfall habt, der uns umbringt. Wenn die uns nicht sogar rausschmeißen!", sagte ich und hob gespielt besserwisserisch das Kinn.

Damon legte den Kopf leicht schräg und blickte mich eine Zeit lang nachdenklich an.

"Harry Potter?", fragte er schließlich und ich triumphierte bei seiner Unsicherheit innerlich. Er war nicht direkt darauf gekommen!

"Und welcher Teil?", fragte ich neckisch nach.

"Hey, das gehört nicht zum Spiel!", protestierte er und wieder musste ich lachen.

"Na schön. Dann bist du wieder dran. Und komm mir jetzt nicht mit 'Nutze die Macht, Luke!'." Warnend sah ich ihn an, worauf er wieder einmal die Augen verdrehte.

"Okay, wie wäre es dann mit: Valar morghulis?", fragte er und ich verschränkte unbeeindruckt die Arme.

"Valar dohaeris. Game of Thrones. Ich dachte, wir sind bei Filmen?" Damon gab einen aufgebenden Seufzer von sich.

"Du schaust eindeutig zu viel Fernsehen", murmelte er.

"Und du zu wenig", antwortete ich herausfordernd, "Ich bin wieder dran!", ich ignorierte seinen Blick und dachte wieder nach, "Will Turner, willst du mich zu deiner Frau nehmen, in guten wie in schlechten Tagen, wobei die schlechten überwiegen werden?" Mein Grinsen wurde breiter, als er unwillkürlich das Gesicht verzog. Ich wusste genau, dass er dieses Zitat von meiner Lieblingsfilmreihe sofort erkennen würde, und auch, dass er sie absolut nicht leiden konnte.

"Pirates of the Caribbean", murrte er, "Während der unlogischsten Trauung, die die Welt je gesehen hat." Nun war ich dran, die Augen zu verdrehen. Diese Debatte hatten wir schon so oft geführt.

"Sie war nicht unlogisch, sondern romantisch!", widersprach ich, was ihn nur den Kopf schütteln ließ.

"Super romantisch im strömenden Regen auf einem gleich untergehenden Schiff, wo es von Leuten, die dich umbringen wollen, nur so wimmelt", gab er unbeeindruckt zurück.

"Ein Kuss im Regen ist immer romantisch!", sagte ich entschlossen, ehe mein Lächeln etwas schwand, als mir ein Gedanke kam.

Ich hatte Damon nie im Regen küssen können...

Unwillkürlich runzelte ich die Stirn.

Wann hatte ich ihn überhaupt das letzte Mal geküsst?

Nachdenklich begann ich meine Erinnerungen zu durchforsten, doch unsere Trennung war jetzt schon Monate her. Ich hatte zwar fast jedes unserer Streitgespräche genau vor Augen, weil ich sie im Kopf schon so oft durchgegangen war, doch unseren letzten Kuss...?

Egal wie sehr ich mich bemühte, ich konnte mich nicht daran erinnern.

Diese Erkenntnis kam so schnell und schmerzend in mir auf, dass meine gute Laune mit einem Schlag verschwand.

Er war mir entglitten. Der letzte Moment, in dem wir beide glücklich gewesen waren, war fort. Einfach so.

"Was ist mit dir?", fragte Damon nach, der meinen plötzlichen Stimmungsumschwung offensichtlich bemerkt hatte, und sah mich besorgt an, "Geht es dir nicht gut?" Er beugte sich etwas vor, um mich besser mustern zu können, was eigentlich unnötig war, da wir sowieso schon direkt nebeneinander saßen.

"Nein, nein", murmelte ich und schüttelte leicht den Kopf, doch der Gedanke wollte mich einfach nicht loslassen, "Es ist nur..." Ich wich seinem Blick aus, während ich noch immer tief in meinem Gedächtnis grub. Die Erinnerung musste doch noch da sein! Irgendwo!

"Nur was?", fragte Damon und neigte den Kopf tiefer, um meinen gesenkten Blick mit seinem aufzufangen. Ich sah in das tiefe Blau und ohne, dass ich es wirklich merkte, brach mein Widerstand.

"Ich kann mich nicht mehr an unseren letzten Kuss erinnern", sprach ich leise aus, "Ich weiß es einfach nicht mehr. Und das macht mich gerade verrückt." Hilfesuchend schaute ich zu Damon auf, dessen Blick einen undefinierbaren Ausdruck angenommen hatte.

Hoffnung stieg in mir auf.

Wusste er es noch? Konnte er es mir sagen?

"Es war in der Nacht des Gründerfestes", antwortete er, ohne zu überlegen, "Bevor...", er zögerte einem Moment, "Vor dem Feuer."

Ich spürte, wie die altbekannte Sehnsucht in mir aufstieg, doch nicht wie sonst leise und unterschwellig, sondern schnell, drängend und nahezu unerträglich.

Er wusste es tatsächlich noch. Er hatte nicht einmal überlegen müssen. Er hatte es nie vergessen.

Doch trotz dessen, dass ich diese schreckliche Nacht so furchtbar klar vor Augen hatte, wollte mir der Kuss noch immer nicht wieder einfallen.

"Erzähl mir mehr", bat ich ihn leise und erwartete fast, dass er mich böse oder verurteilend ansehen würde. Doch sein Blick glitt nur ins Leere, als er sich erinnerte.

"Du hattest dich gerade im Grill umgezogen", sagte er kaum hörbar und gedankenverloren sah er mich wieder direkt an, "Du kamst von der Damentoilette zurück, hast deine Klamotten weggelegt und gesagt-"

"Ich will jetzt Zuckerwatte...", unterbrach ich ihn da, als auch bei mir plötzlich die Erinnerung wieder hochstieg, "Und einen Kuss..."

Damon schenkte mir ein Lächeln, das ich, wie es mir schien, seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte, und das mein Herz zum Schmelzen brachte.

"Du hast dich zu mir hochgestreckt", fuhr er fort und hob dabei abwesend eine Hand, um mit den Fingern durch eine lockige Strähne in meinem Haar zu streichen, "Die Hand auf meine Brust gelegt... und mich geküsst. Flüchtig. Schnell. Weil wir es gewohnt waren. Weil wir dachten, dass es... für immer wäre." Kaum merklich, als hätte sich die Zeit um uns verlangsamt, glitt seine Hand von meinem Haar hinunter zu meiner Wange und ganz entfernt hörte ich eine protestierende Stimme in meinem Kopf, die ich aber nicht verstand. Ich spürte nur seine Berührung, die meine Haut zu elektrisieren schien und schmiegte mich instinktiv an seine Hand.

Wieso hatte ich mich nur so lange dagegen gewehrt?

Tief in meinem Inneren war mir klar, dass es irgendeinen unüberwindbaren Grund gegeben hatte, wieso ich ihn nicht an mich heran gelassen hatte. Doch seine Nähe, seine Berührung, dass wir in dieser wunderbaren Seifenblase waren, die uns von allem anderen abschnitt... All diese Dinge machten es mir unmöglich, klar zu denken und mich an diese eine wichtige Sache zu erinnern.

Ich wusste gar nichts mehr, nur noch, dass ich mich in diesem einen Moment verzweifelt danach sehnte, dass er mich küsste. Egal, wie falsch es vielleicht war. Egal, wie sehr ich es später wahrscheinlich bereuen würde.

Ich versank mehr und mehr in seinen blauen Augen, die mich unsicher musterten und ich merkte, wie er mir näher kam, so langsam, so vorsichtig, als würde er fürchten, dass die kleinste hektische Bewegung mich sofort wie ein Reh verscheuchen würde.
Ich spürte seinen Atem sanft auf meiner Haut, seinen Daumen, der über meine Wange strich, und dann endlich seine Lippen auf meinen.

Zögerlich und doch so unglaublich zärtlich küsste er mich und ihn in der Realität wieder zu spüren, war überwältigender als jeder Traum es mir je hätte vorgaukeln können.
Im ersten Moment war ich nicht fähig eine Reaktion zu zeigen, doch dann fasste ich mich und erwiderte den Kuss.

Ich küsste ihn genauso zaghaft wie er mich, ebenfalls aus Angst, er könnte sich bei einer zu schnellen Bewegung zurückziehen, und die Bewegung unserer Lippen fühlte sich so seltsam vertraut, ungewohnt und phänomenal zugleich an, dass mir ganz schwindelig wurde.

Da löste sich Damon unerwartet von mir und als ich verwirrt die Augen öffnete und zu ihm aufsah, begegnete ich seinem halb fragenden halb prüfenden Blick, der aufmerksam über jede Faser meines Gesichts zu gleiten schien, auf der Suche nach dem geringsten Zeichen von Reue oder Zurückweisung. Doch ich wusste, dass er nicht fündig wurde.

Ich wollte ihn nicht zurückweisen. Ich wollte nur, dass er mich wieder küsste. Und nie wieder aufhörte.

"Was...", begann Damon, dessen Stimme vor Heiserkeit kaum hörbar war, doch er konnte nicht weitersprechen, da ich in diesem Moment seine Lippen mit einem weiteren sehnsuchtserfüllten Kuss wieder verschloss.

Was immer er hatte fragen wollen, es schien ihm augenblicklich egal geworden zu sein, als er den Kuss, lange nicht so vorsichtig wie zuvor, erwiderte. Ich spürte sein Verlangen, seine Leidenschaft und seine unfassbare Freude, die mich ebenfalls fast zu überwältigen schien.
Seine Arme schlangen sich um meine Taille, zogen mich an sich und machten den letzten kleinen Abstand, der noch zwischen uns gewesen war, zunichte.

Ich umfasste sein Gesicht, einerseits um ihn noch näher zu mir zu ziehen, andererseits, um zu verhindern, dass er sich von mir lösen würde. Denn ich wollte nicht, dass er es je wieder tat.

"Ach so ist das!", Katherines spöttische Stimme durchschnitt die Luft und ich schreckte vor Damon zurück, als die Seifenblase, die uns wie ein Schutzschild umgeben hatte, zerplatzte wie ein Ballon, durch den eine Nadel gestochen worden war, "Und ich dachte, eure Trennung sei endgültig gewesen!" Mein Blick schnellte zu der Dunkelhaarigen und ich spürte, wie meine Wangen anfingen zu glühen, als Scham in mir aufstieg.

Der Fakt, dass Damon und ich nicht nur in einem besonders privaten Moment unterbrochen worden waren, sondern dass es auch noch Katherine gewesen war, die es getan hatte, machte die Situation viel schrecklicher als ohnehin schon. Doch das war nicht einmal das Schlimmste...
Wie automatisch schaute ich zu Damon, der sich irritiert blinzelnd leicht zu Katherine gewandt hatte, ehe ich schnell wieder wegsah, bevor sich unsere Blicke kreuzen konnten.
Was hatte ich nur getan?

Ich hatte mir doch fest vorgenommen, Damon auf Abstand zu halten! Ihn unter keinen Umständen an mich heranzulassen, damit ich ihn nicht mehr belügen musste, als notwendig war. Und jetzt hatte ich ihm doch nachgegeben. Nur weil ich für eine Sekunde meine Sorgen vergessen hatte...

"Was verdammt nochmal willst du?" Damon sprach leise und langsam, dennoch klang seine Stimme zorniger als jemals zuvor. Obwohl ich es noch immer nicht wagte, ihn anzusehen, aus Furcht, er könnte sofort aus meinem Gesicht lesen, wie sehr ich den Kuss bereits bereute, konnte ich dennoch im Seitenblick erkennen, wie er sich komplett zu Katherine drehte und bedrohlich die Hände zu Fäusten ballte.

"Oh, ich habe mich nur gefragt, warum euer kindisches Gekicher plötzlich verstummt ist", sagte Katherine, die sich sichtlich über Damons Ärger zu amüsieren schien, "Aber wie ich sehe, habt ihr wohl einen besseren Zeitvertreib gefunden", damit wandte sie sich an mich und gegen meinen Willen hob ich meinen Blick, um sie direkt anzusehen, "Ich kann dich verstehen, er ist ein echt guter Küsser." Nur einen kurzen Augenblick konnte ich ihr selbstgefälliges Grinsen sehen, bevor Damon innerhalb eines Wimpernschlags aufgesprungen und direkt vor ihr zum Stehen gekommen war, so dass er sie halb vor mir verdeckte.

"Ich gebe dir genau zehn Sekunden, um zu verschwinden, bevor ich dir den Kopf abreiße!", rief er aus. Sein ganzer Körper bebte vor Zorn und obwohl ich seine Wut absolut nachvollziehen konnte, spürte ich selbst nichts weiter als Scham und Unbehagen.

Nur weil ich so dumm gewesen war und nicht nachgedacht hatte, hatte ich Damon wieder Hoffnung gemacht und ganz nebenbei Katherine auch noch neue Munition gegen uns gegeben.

"Ohhh", murmelte Katherine unbeeindruckt, "Und ich dachte, nur Werwölfe wären bei Vollmond so gereizt." Sie nickte kurz nach oben zu einem Spalt in der Decke, durch den dämmriges, weißes Mondlicht fiel.

Ich spürte, wie bei ihren Worten eine eisige Kälte in mir hochkroch, die jedes Gefühl und jeden Gedanken in mir verdrängte.

Vollmond...?!

"Jetzt verschwinde endlich!", rief Damon, der gar nicht auf ihre Worte zu achten schien, während mir vor Entsetzen übel wurde.

Heute war schon Vollmond?! Aber... Aber das konnte doch nicht sein! Ich hätte es doch wissen oder zumindest irgendwie spüren müssen!

Ich schluckte schwer, als ich versuchte irgendwie die aufkommende Panik einzudämmen.

Ich hatte irgendwann über die Mondphasen nachforschen wollen, gedacht, ich hätte noch Zeit, geglaubt, ich würde noch Wochen haben!Und jetzt war ich hier auf engsten Raum mit Damon eingesperrt und konnte mich jeden Moment in eine Bestie verwandeln! Und er wusste es nicht!

"Damon-", fing ich an, doch meine Stimme versagte, als genau in diesem Moment ein reißender, nahezu unerträglicher Schmerz durch mein Inneres fuhr und mir den Atem nahm.
Reflexartig fuhr meine Hand zu meinem Bauch und ich krümmte mich zusammen, während ich fest die Lippen aufeinanderpresste, um nicht vor Schmerz aufzuschreien.

"Zoey?" Damon war mit einem Mal vor mir aufgetaucht und musterte mich besorgt.
Ich wollte ihm antworten, ihn unter allen Umständen vor der Gefahr warnen, doch ich schaffte es nicht, genug Luft zum Sprechen zu kriegen.

"Damon...", keuchte ich, als die Schmerzwelle endlich abebbte, "Ich... Ich... bin-" Erneut verstummte ich, als wieder Schmerzen durch mein Inneres zogen und diesmal konnte ich ein Schmerzensschrei nicht unterdrücken. Es fühlte sich an, als würde ein wildes Tier meine Organe zerfleischen, im verzweifelten Versuch nach draußen an die Oberfläche zu dringen.

Ich konnte mich nicht mehr aufrecht halten und merkte am Rande wie ich nach vorne kippte, jedoch noch aufgefangen wurde.

"Zoey, was ist mit dir?!", fragte Damon, der mich fest im Arm hielt und nun ernsthaft besorgt auf mich herabsah, "Was ist los?!"

Wieder versuchte ich etwas zu erwidern, doch außer einem Wimmern brachte ich nichts heraus.
Es tat so weh! Der Schmerz war so schrecklich, dass es mir unmöglich wurde, klar zu denken. Meine Umgebung schien leicht zu verschwimmen, so dass ich nur noch mit äußerster Willenskraft wahrnehmen konnte, was um mich herum geschah.

"Ach du weißt es nicht?", hörte ich Katherine wie aus weiter Ferne spöttisch fragen, als sich mein ohnehin schon schemenhafter Blick kurz rot färbte.

Instinktiv schloss ich fest die Augen, um zu verhindern, dass Damon den goldenen Schimmer bemerken würde, der nun in ihnen zu sehen sein würde.

Er sollte es nicht so erfahren! Ich musste es ihm sagen!

"Wenn du weißt, was mit ihr los ist, sag es mir!", forderte Damon halb verzweifelt halb erzürnt an Katherine gewandt und trotz der Schmerzen, die in immer schnelleren Wellen kamen, wurde mir vor Angst übel.

Katherine wusste es... Natürlich. Sie hatte es mir ja selbst angetan.
Aber wenn sie es Damon jetzt sagte...

"Oh, du wirst es schon noch allein rausfinden", sagte Katherine und ich konnte vor meinem geistigen Auge fast sehen, wie sie gelassen mit den Schultern zuckte.
Wieso war sie entspannt, wenn sie es wusste?! Hatte sie keine Angst, dass ich sie auch umbrachte?!

"Zoey!", hörte ich Damons eindringliche Stimme und ich spürte, wie er mich an den Schultern packte, dennoch wagte ich es nicht, die Augen zu öffnen, um ihn anzusehen, "Sag mir, was los ist! Sag mir, wie ich dir helfen kann!"

Ich versuchte ihm zu antworten, doch außer Schreien und Wimmern wollte nichts mehr meinen Lippen entweichen. Ich hatte vollkommen die Kontrolle über meinen Körper verloren, der sich vor Schmerz in Damons Armen hin und her warf.

Ich spürte es. Ich spürte den Wolf, der tief in mir wütete, aus mir herausbrechen wollte und doch schien ihn irgendwas zurückzuhalten.

Und dann durchfuhr mich etwas, das mir vor Qual fast den Verstand zu rauben schien, ehe plötzlich alles dunkel wurde.



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Jaaa, hier bin ich. Von den Toten auferstanden. Ich weiß, ich habe euch mal wieder viel zu lang warten lassen, aber die Uni hat wieder angefangen und die familiären Probleme sind leider nach wie vor präsent. Ich hoffe dennoch, dass ihr euch über dieses kleine Kapitel hier freut! Ich schreibe weiter, wann immer ich Zeit finde!
Danke fürs Lesen!

Liebe Grüße
Eure Lyana

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