Kapitel 193 "Let him pass away in peace"
~Ally POV~
,,Ally? Ist alles okay? Solltest du nicht schon losgegangen seien?", fragte mich Camilla, während sie mit ihrem Kopf durch den Türspalt lugte.
Mit angezogenen Knien saß ich frustriert auf meiner Matratze und hatte meinen Kopf auf meine Arme gebettet, welche wiederum auf meinen Beinen lagen. Betrübt starrte ich nach vorne und zuckte mit den Schultern.
Die junge Frau schloss die Türe hinter sich und setzte sich zu mir hin.
,,Was ist los?"
,,Es ist.... nichts...."
,,Es betrifft also deinen Freund.", stellte sie kalt fest und ich seufzte laut.
,,Ja....."
,,Hat er etwa mit dir Schluss gemacht?"
,,Nein. Es ist aber nicht nur wegen ihm....."
,,Sondern?"
Meine Augen huschten zu der kleinen Uhr auf meinem Nachttisch. Beide zeigten fast auf zwölft Uhr mittags.
,,Um Punkt zwölf Uhr heute verlassen alle meine Freunde die sichere Zone.... ich habe einfach Angst, dass ich sie nie wieder sehen werde....."
Mitfühlend strich mir meine Freundin vorsichtig über den Rücken und ich war ihr für ihre Nähe wirklich dankbar.
,,Lass mich raten, du fühlst dich auch noch schlecht, weil du nicht bei ihnen bist und sie nicht beschützen kannst, richtig?"
Kaum merklich hob und senkte ich meinen Kopf.
,,Mhm......"
,,Ich bin mir sicher, dass sie es auch ohne dich schaffen werden."
,,Du hast aber noch nie einen Titanen gesehen."
,,Naja.... das ist schon wahr.... aber du schon, richtig?"
,,Ja. Nur, dass ich damals mit i-..... tut mir leid, ich hätte das nicht sagen sollen....."
Misstrauisch blickte sie mich von der Seite aus an.
,,Was? Komm schon, jetzt hast du angefangen, also musst du's auch sagen."
,,Aber.... du wirst mich dann für bescheuert halten...."
Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, irgendwem davon zu erzählen, dass ich mit Titanen hatte reden können. Nervös fing ich an mit meiner Jacke herumzuspielen.
,,Und wenn schon."
,,Also gut...... bis vor ein paar Monaten bin ich -wie du ja weißt- im Koma gelegen und bin dabei für kurze Zeit gestorben. Bis zu diesem Tag hatte ich... mit Titanen kommunizieren können."
Camilla stockte in der Bewegung, doch ich fuhr unbehindert fort.
,,Ich konnte tatsächlich mit ihnen reden, ihnen etwas beibringen und sogar manchmal Befehle erteilen. Aber seitdem ich kurzzeitig tot war, kann ich es nicht mehr...."
Die Brünette sagte nichts. Was auch? Schließlich klang das nach einem ziemlichen Freak, was ich da gerade erzählte.
,,Aber das ist noch nicht alles, richtig?"
,,Nein.", atmete meine Wenigkeit laut aus, ,,Seit etwa fünf Jahren konnte ich auch Geister sehen und mit ihnen reden -quasi wie ein Medium. Jetzt aber nicht mehr...."
Kurzes Schweigen entstand und ich hing meinen Gedanken nach.
,,Ally, ich weiß, dass das noch nicht alles war."
Genervt seufzte ich. Sie hätte nämlich recht.
,,Scheiße, du beobachtest zu gut.... jede Nacht habe ich nun den gleichen Traum. Ich weiß, dass er extrem wichtig ist, doch ich kann mich nie an ihn erinnern. Es ist wie, als wären die Geschehnisse so schrecklich, dass mein Gehirn sie direkt verdrängt."
,,Und du weißt nicht was diese ›Geschehnisse‹ sind, oder?"
Einen kurzen Moment öffnete ich meinen Mund, wobei anfangs kein Laut daraus hervorkam.
,,D-doch..... ich weiß, dass ich die Wahrheit über diese Welt, über die Titanen, einfach alles kenne, doch ich komme nicht an sie heran. Und das ist so unfassbar frustrierend und beängstigend... Ich weiß nicht, was ich machen soll....."
,,Ally, vielleicht solltest du dir nicht so einen Stress machen. Wenn du dir keine Gedanken mehr darum machst, fällt es dir vielleicht plötzlich ein."
,,Oder ich vergesse es.... aber sag mal, Camilla, wieso bist du eigentlich hier?"
Ich versuchte irgendwie vom Thema abzulenken, da es mir in gewisser Weise unangenehm war.
,,Anscheinend wurden neue Ausrüstungen entwickelt, die sollen in etwa einer Woche dann hier sein."
Überrascht blinzelte ich ein paar mal. Mir kam da gerade so eine Idee...
,,Und was passiert mit den alten?"
,,Die sollen wir einfach mal in unsere Schränke stellen und da lassen. Aber was hast du bitte vor?"
,,Okay, ich brauche jetzt deine Hilfe!", sagte ich aufgeregt, während ich meinen Körper direkt zu der Brünetten drehte.
,,Hier gibt es doch überall Lüftungsschächte, richtig? Weißt du, ob es einen gibt, der direkt nach oben führt? Also ohne Abzweigungen und dazu ziemlich groß ist?"
Misstrauisch sah mich meine Kameradin an.
,,Durch den am Essensaal kommt ab und zu mal Tageslicht durch..."
,,Klasse, mehr Infos brauch ich gar nicht mehr! Ich muss dann los."
Stürmisch sprang ich auf und ging eilig zu der Türe.
,,Hey! Ally! So warte doch! Was hast du denn bitte vor?"
,,Das 3D Manöver herausschmuggeln."
,,WAS?!"
Es war einfacher sie nicht zu beachten, weshalb ich schnell aus dem Raum ging und die Gänge entlanglief.
In Windeseile begab ich mich zu dem Ausgang, welcher wie immer von mindestens zwei Wachen beschützt wurde. Gleich nachdem die Leibesvisitation an mir durchgeführt worden war, eilte ich hinaus ins Freie. Die Arbeit rief!
*
Es war schon einige Zeit vergangen, in denen ich des Öfteren beim Aufklärungstrupp für etwa einen Tag gewesen war. Auch wenn es furchtbar schmerzte, schaffte ich es dennoch, mich etwas von Levi zu distanzieren.
So gut es ging versuchte ich ihm aus dem Weg zu gehen und wenn wir uns trafen, zeigte ich mich ihm kalt gegenüber. Ich wusste, dass er es bemerkte, schließlich war er ja nicht gerade auf den Kopf gefallen. Bestimmt hatten dies auch schon die Anderen bemerkt, sagten aber dennoch nichts.
Die einzige Hoffnung, die mir blieb, war, dass es das Richtige war, was ich tat. Doch dafür gab es keine Garantie...
Während meiner Zeit bei der ersten Garnison der Militärpolizei hatte ich mich nun strikt nach Regeln verhalten, gab mir keine Blöße. Was mich schon nach kürzester Zeit zu einem absoluten Musterbeispiel machte.
Es gefiel den Aufsehern, was zur Folge hatte, dass sie mich nicht mehr so oft zusammenschlugen. Das taten sie manchmal nämlich auch einfach aus purer Langeweile -das vermutete ich jedenfalls, wenn es keinen Grund dafür gab.
Ich wehrte mich deshalb nicht, weil ich somit meinen Job als Bote behalten durfte und somit der Verdacht, dass ich eine Spionin war, hoffentlich geringer werden würde. Denn genau das war ich ja auch -obwohl wenn sich das immer so cool anhört, in der Realität ist es beschissen.
Immer kurz bevor ich zu meiner alten Heimat zurückkehrte, musste ich bei der "richtigen" Militärpolizei vorbeischauen und dort ein paar Dokumente abholen. Daran hatte sich nie etwas geändert, manchmal waren eben nur noch ein paar Briefe dabei. Mehr nicht.
Keine Ahnung was da dring stand und warum das so wichtig war und warum ausgerechnet einer von uns das machen musste, aber im Endeffekt war ich froh drum.
So lief es auch dieses Mal ab, indem ich anschließend unbemerkt durch die Gänge des HQs des Aufklärungstrupps streunte. Doch es war absolut niemand da -was mich nicht wunderte. Schließlich waren alle Soldaten gerade außerhalb von Mauer Rose.
Irgendwie verängstigte mich diese Stille auch, denn es fühlte sich tatsächlich so an, als wären alle tot. Eigentlich hatte ich vorgehabt einfach die Dokumente dem Kommandanten auf den Tisch zu legen und danach gleich wieder abzuhauen, doch so einfach gestaltete sich das nicht.
Denn die Tür war abgeschlossen -natürlich.
,,Ach, wundervoll....", seufzte ich und ging weiter. Es war niemand hier, jedenfalls soweit ich wusste.
'Vielleicht ist ja Anna auf der Krankenstation....'
Und tatsächlich bestätigte sich meine Vermutung auch noch. Gerade räumte die Frau in einer Schublade mit kleinen Messerchen herum, als ich vorsichtig an den Türrahmen klopfte.
,,Anna?"
Überrascht drehte sie sich um und sah mich an.
,,Oh, Ally, du bist es. Schön dich zu sehen, aber was machst du denn hier?"
Wortlos hob ich den Umschlag in die Höhe und wackelte kurz damit.
,,Verstehe. Sorry, Erwin ist gerade nicht da, genauso wie der Rest."
,,Deswegen bin ich zu dir gekommen. Könntest du das bitte an dich nehmen und ihm geben? Es sind wichtige Informationen, deswegen öffne den Brief bitte nicht."
Vorwurfsvoll stemmte die Frau mit den nussbraunen Haaren ihre Hände in die Seiten und sah mich direkt an.
,,Jetzt hör mal zu, Kleine. All deine Kammeraden und sogar dein Freund sind gerade außerhalb unseres Gebietes und opfern ihre Leben. Wäre da nicht mal etwas mehr Mitgefühl angebracht?"
Verwirrt blickte ich zurück, behielt aber meine neue, kalte Maske auf.
,,Aha."
,,Urgh, das kannst du ihm schön selbst übergeben. Falls er zurückkommt. Du bleibst nämlich für die nächste Zeit hier, bis die alle wieder da sind. Und dann hilfst du mir beim Versorgen der Verletzten, schließlich werden wir ordentlich was zu tun haben. Verstanden?!"
Ihr schneidender Tonfall lies mich gar nicht erst daran denken, nein zu sagen. Also nickte ich kurzangebunden.
,,Na meinetwegen...."
Damit wand ich mich also wieder ab und machte mich auf den Weg in mein eigenes Zimmer. Es war noch immer unbewohnt und eigentlich war ich ja schon ausgezogen, doch ich hätte es in Levis Appartement einfach nicht ausgehalten. Dafür vermisste ich ihn zu sehr...
*
Nervös spielte ich mit meinem Ärmel am nächsten Tag herum, während ich durch ein Fenster nach draußen auf den Hof blickte. Aus etwa dieser Richtung müsste in nächster Zeit der Aufklärungstrupp zurückkehren. Oder jedenfalls die, die noch übrig waren.
Von Anna hatte ich erfahren, dass Erwin Kara verboten hatte mitzukommen -aufgrund von mangelnder Erfahrung- und sie stattdessen im Bezirk Trost stationiert hatte. Das war der Ort, an den sie wieder zurückkehren und alle Schwerverletzten ins Krankenhaus gebracht werden würden.
Auch die Toten wurden dort an einem speziellen Friedhof etwas außerhalb verbrannt und die Veteranen beerdigt. Was ich bis dato auch nicht gewusst hatte, war, dass der Kommandant Hanji als Nachfolgerin bestimmt hatte, falls er nicht zurückkäme.
Eigentlich hatte ich in dem Punkt mehr auf Mike getippt, doch um ehrlich zu sein hatte er recht. Hanji war nicht gerade dumm -eher überdurchschnittlich intelligent- und dazu bestens für diesen Posten geeignet. Für Levi wäre das eine Katastrophe, da würde ja schließlich niemand mehr kommen....
Die ganzen Putzverordnungen...... nein, das passte einfach nicht.
Aber es war ja nicht mal gegeben, dass irgendeiner von ihnen zurückkehrte. Und genau das jagte mir eine Heidenangst ein.
Ich hatte absolut keine Ahnung was gerade passierte, wo sie waren oder wer schon längst gestorben war.
Noch immer huschten meine Augen über den weiten Horizont, bis sie an einem kleinen schwarzen Punkt hängen blieben, welcher stetig näher kam. Eigentlich war ich die ganze Zeig ja nur dagestanden, um genau in diesen Moment anwesend zu sein, doch jetzt, da es soweit war, wollte ich es irgendwo auch wieder nicht.
'Es werden bestimmt einige fehlen....'
Es dauerte noch etwa zehn Minuten, bis die Überbleibsel endlich wieder da waren und es sah so aus, als wären immerhin noch einige übrig.
Die Stimmung auf dem
Hof war gedrückt und die Luft war bang, gefüllt mit gemurmelten Gesprächen. Der Schock stand ihnen allen -besonders den Neuen- ins Gesicht geschrieben.
Hektisch stolperte ich zwischen den Reihen von Pferden und Soldaten hindurch, fand ihn aber nirgends. Ich denke, ich brauche nicht zu sagen wen ich suchte.
Mein Herz schlug fest gegen meine Brust, sodass ich schon Bedenken bekam, gleich einen Herzinfarkt zu bekommen.
Viele Gesichter erkannte ich, davon waren die meisten voll mit Schwürfwunden, Kratzern und Blut. Wie ihre Körper dann aussehen mussten wollte ich mir gar nicht erst vorstellen......
Mit schnellen Schritten stürmte ich weiter, sah mir jeden Einzelnen an, nur, um ihn nicht zu verpassen. Doch keine Spur.
Plötzlich erkannte ich etwas weiter, wie Eren von Jean und Connie von einem der Wägen geschleift wurde, anscheinend war er bewusstlos. Seine beiden Freunde stützten ihn unter den Armen und schleiften ihn voran, während Armin ihnen besorgt zusah.
Mit schnappendem Atem ging ich auf sie zu und blieb vor Jean stehen.
,,Jean? Wo ist Levi?"
Doch er sah mich nur mitleidig an.
,,Ally, ich muss Eren reinbringen, ich.... ich hab keine Zeit dafür....."
Und damit wandte er sich von mir ab.
Die Panik in mir wuchs und ich fühlte mich, als würde ich gleich weinend zusammenbrechen.
,,Armin? Armin, bitte, sag mir wo er ist.", flehte ich den Blonden an, welcher offensichtlich nicht so recht wusste, was er mir sagen sollte.
,,Bitte!"
,,Ich.... ich weiß es nicht. Ehrlich, Ally, es war so ein Durcheinander. I-ich muss jetzt wieder rein, tut mir leid."
Fassungslos blieb ich stehen. Alles schien sich wie in Watte gepackt zu sein, nur das Klopfen meines Herzens war zu hören. Ich wollte das nicht. Ich wollte einfach nicht schon wieder die Personen verlieren, die ich am meisten liebte.
Mir war bewusst, dass wenn er nicht hier war, war er entweder schwerverletzt.....
oder tot.
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Es ist mal wieder an der Zeit für mich zu rennen....🏃🏼♀️💨
Frage:
Glaubt ihr, diese Geschichte wird ein Happy- oder ein Sad-End haben?
Würde mich mal interessieren was ihr da denkt xD (Ihr kennt mich ja inzwischen ein bisschen vom Schreiben her...)
Ich kenne natürlich die Antwort und ich kann soviel sagen, dass es relativ absehbar ist, sobald es kommt (also kein Ende, das einfach nur so dahingerotzt ist (wie es leider in FFs so oft ist ;-; Besonders weil Autoren oftmals einfach nur keinen Bock mehr haben...))
Also dann, ich verdufte mal ganz schnell!!
Lg, eure Kaori :*💖🏃🏼♀️💨
PS: Hasst mich bitte nicht für diese Geschichte
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