
Kapitel 189 "Reißt die Hütte ab~ (Reißt die Hütte ab)"
~Erzähler~
Ein paar Stunden vergingen, bis die Kutsche am frühen späteren Nachmittag auf dem Hof des Aufklärungstrupps zum Stehen kam.
Sogleich lief Ally heraus und gab dem Kutscher schnell die Bezahlung. Schon von weitem hörte sie, dass wohl gerade Training angesagt war. Fazit: Mit ziemlicher Sicherheit war dann auch Levi dort.
Mit schnellen Schritten joggte sie los und ging einfach direkt über den Rasen. Ganz tief in ihr drinnen hatte sie diesen Ort so unfassbar vermisst, den, den sie anfangs so gehasst hatte. Und jetzt war es ihr Zuhause geworden, aus dem sie unfreiwillig herausgerissen worden war.
Gerade waren Zweikämpfe angesagt, weshalb die Fläche ziemlich groß war, auf denen sich die Soldaten aufhielten. Alex erkannte schon von weiter weg einige ihrer Freunde, bis ihr Blick auf einer einzigen Person hängen blieb.
Klein, schwarzer Undercut, Arme verschränkt, etwas miesepetrig. Das konnte nur er sein.
Sofort verdoppelte die Schwarzhaarige ihre Geschwindigkeit.
,,LEEEEEEEEEEVVVVIIIIIIIIIIII!!!!!!"
Damit sprang sie den Mann von der Seite an, dieser torkelte ein paar Meter zur Seite und aufgrund der unerwarteten Situation krachte er gegen einen alten Schuppen. Obwohl ›gegen‹ hier etwas falsch war, eher ›durch‹.
Denn das Ding war so morsch, dass es bestimmt schon uralt war. Schätzungsweise hatte man es einfach beim Umbau vergessen.
Jedenfalls war der Aufprall so stark, dass die Wand nachgab und die Holzbretter zusammenkrachten. Völlig perplex lag der Hauptgefreite nun auf dem Rücken, während seine Freundin noch immer auf ihm lag.
Zwar brach gerade der ganze Schuppen neben ihnen quasi fast zusammen, aber das interessierte gerade keinen von beiden.
,,Ally!", keuchte Levi und nahm ihr Gesicht ungläubig in seine Hände.
,,Hi!"
Ohne weiter Worte zu wechseln drückte er seinen Oberkörper nach oben und legte sofort seine Lippen auf die ihren. Ohne auch nur ansatzweise zu zögern erwiderte sie leidenschaftlich.
Zärtlich drückte der Schwarzhaarige seine Freundin so zur Seite, dass sie nun auf dem Boden lag und er oben war.
,,Sollte man nicht mal lieber nach ihm gucken?", fragte gerade Reiner draußen.
,,Mach ich!", antwortete Ymir und stapfte los.
Sie drückte eine der demolierten Holzbretter zusammen und warf einen Blick hinein.
,,Ey, Heichou, alles o-"
Die mit den Sommersprossen stockte, lief knallrot an und drehte sich blitzschnell wieder um. Etwas verstört ging sie zurück zu ihren Freunden.
,,Und? Ist alles okay?", hackte Armin sofort besorgt nach.
,,Jap, besser als erwartet. Die zwei knutschen gerade heiter herum."
Verwirrt blinzelten die Anderen.
Währenddessen war das Pärchen tatsächlich noch damit beschäftigt, bis sie sich letztendlich voneinander lösten. Doch gleich nachdem sich Ally zur Hälfte aufgerichtete hatte, schloss Levi schon seine Arme um sie.
,,Ich hab dich so vermisst...", murmelte er, während er ihren Körper eng an den seinen drückte.
,,Ich dich auch..... Gott, ist das wieder kitschig..... Levi? Ich glaube wir sollten wieder rausgehen, ansonsten denken die noch sonst was. Und ich muss vermutlich gleich so einige Hände schütteln."
Noch ein letztes Mal drückte er die junge Frau gegen sich, bevor sich sein Griff lockerte.
,,Einverstanden."
Sie lösten sich voneinander und nachdem sie aufgestanden waren, trat erst Ally aus dem kleinen Haufen aus zerbrochenen Brettern.
Bevor sie auch nur den Ansatz einer Chance hatte sich umzusehen, wurde sie direkt von einer größeren Person gedrückt.
,,Nicht so fest, Eren!", presste die Schwarzhaarige heraus.
,,Oh, 't-tschuldige. Ich bin nur so froh dich wieder zu sehen!"
,,Ich doch auch."
Kaum lösten sich die Beiden, kamen auch schon die Nächsten. Mikasa, Armin, Christa, Reiner, Berthold, Sasha, Ymir, Connie, Jean und noch einige andere. Zwar stand Levi nur blöd daneben, aber es interessierte ihn auch nicht.
,,Oi, ihr alle! Zurück zum Training, das ist noch nicht vorbei!", herrschte der Hauptgefreite seine Untergebene an, welche nur murrend auf ihre Plätze zurückgingen.
Vorsichtig platzierte seine Freundin ihre Hände auf seine Schultern und legte kurz ihre Lippen auf die seinen.
,,Ich muss jetzt gleich zum Kommandanten und ihm diese Dokumente bringen. Wird vermutlich trotzdem länger dauern."
,,Wie lange?"
,,Puh.... etwa eine halbe Stunde, schätze ich, vielleicht auch etwas mehr."
,,In Ordnung."
Liebevoll strich er ihr kurz über den Schopf, um seinen Mund dann ganz nah an ihr Ohr zu halten. ,,Ich warte dann in der Badewanne auf dich...."
,,Sehr gerne~...."
Schelmisch grinsend löste sich Ally wieder von Levi, um dann die Mappe mit den Dokumenten aus dem Gras aufzuheben. Die hatte sie nämlich bei ihrer Ankunft einfach achtlos zu Boden geworfen. Da hatte es deutlich wichtigeres gegeben.
~Ally POV~
Ich fühlte mich einfach wahnsinnig schlecht, dass ich Levi nichts über meine neue Arbeit erzählen durfte. Jedenfalls nicht die Wahrheit.
Eines Tages würde ich ihm natürlich alles erklären. Falls ich die ganze Sache überhaupt überleben sollte.....
Im Gebäude war fast niemand, da alle mit trainieren beschäftigt waren. Ich hoffte nur, dass Erwin tatsächlich in seinem Büro war, ansonsten dürfte ich ihn auch noch suchen gehen. Und darauf hatte ich wirklich keine Lust, ansonsten würde ja noch das Badewasser kalt werden....
Meine Absätze klackerten laut auf dem hölzernen Boden, bis ich vor einem bestimmten Zimmer stehen blieb. Vorsichtig klopfte ich an.
,,Name und Anliegen?", forderte der Blonde wie irgendwie alle Veteranen. Ein kleines Grinsen schlich sich auf meine Lippen.
,,Hier ist Kjell und ich bin endlich aus den Krallen dieser Durchgeknallten entwischt!"
Kurzes Schweigen trat ein.
,,Äh..... was?"
,,Spaß, hier ist Levi."
,,Urgh, komm rein."
Moment, der hatte mir tatsächlich meine tiefe Stimme abgenommen?
Kurzerhand trat ich ein, während der Große noch immer ganz versunken in seine Blätter vor ihm war.
,,Wie ich sehe hast du deinen Humor wieder, Levi...."
Ich antwortete nichts, sondern stand still schweigend da.
,,Was gibt es denn, hast du nicht eigentlich gerade trai-"
Mitten im Satz stoppte Erwin, als er seinen Kopf anhob und in mein leicht grinsendes Gesicht sah.
,,Ally!", rief er überrascht, während er sich von seinem Stuhl hochdrückte.
,,Hi! Ja, ich bin noch am Leben. Knapp, aber sicher."
,,Was ist passiert? Hast du den Botendienst bekommen? Bitte gib mir einen Bericht, aber mündlich. Oh, Verzeihung. Setz dich doch bitte."
Einladend zeigte der Kommandant mit einer Hand auf den Stuhl vor seinem Tisch, auf welchen ich mich setzte. Sogleich begann ich zu sprechen:
,,Also: Ja, ich habe den Botendienst bekommen. Deswegen hab' ich hier gleich einige Dokumente für sie."
Ich hob meine Hand und übergab die Mappe meinem ehemaligen Chef.
,,Aber das ganze Ding ist wie ein Hochsicherheitsbunker, durch den man ohne Mitgliedschaft unmöglich reinkommt. Es ist in einem alten, verlassenem Gebäude in Utopia im Keller. Nur, dass das kein normaler Keller ist, sondern ein riesiger Komplex. Alles ist mit Stahltüren und Wachen ausgestattet, als würden dort die schlimmsten Verbrecher der Mauern hausen. Die ganze Zeit über wird man überwacht und es gibt dauernd Kontrollen, in Zimmern wie die Anwesenheit und so weiter. Wir dürfen uns auch nicht beim Namen nennen, sondern nur mit unseren Zahlen. Hier."
Vorsichtig öffnete ich die Mullbinde um mein linkes Handgelenk und hielt dieses dem Mann vor mir entgegen. Mit zusammengekniffenen Augenbrauen nahm er meinen Arm vorsichtig etwas näher zu sich und betrachtete die Schrift.
,,Ich bin beispielsweise Nummer Null-Zwanzig, da es Zwanzig schon einmal gegeben hat."
,,Was ist mit ihr passiert?", fragte Erwin, nachdem er mich wieder losgelassen hatte.
,,Ganz genau weiß ich es nicht, aber er oder sie lebt nicht mehr. Meinen Informationen nach ist die Nummer Zwanzig bei einen der Tests gestorben."
,,Was für Tests?"
,,Wie ich schon vermutet hatte, werden dort tatsächlich neue 3D Ausrüstungen entwickelt, obwohl das in dem Fall nicht ganz die richtige Bezeichnung ist. Denn eigentlich wird sie dort nur von uns niederen Soldaten ausprobiert. Ich hätte sie gerne mitgebracht, aber es ist alles so überwacht, dass ich noch keine Möglichkeit gefunden habe das Ding heraus zu schmuggeln. Dort herrscht außerdem eine Disziplin wie bei einem Diktator. Wer sich nicht an die Regeln hält, wird bestraft.-"
,,Wie wirkt sich das aus?"
,,Sie meinen, wie die Bestrafungen aussehen? Das kleinste Übel ist es zusammengeschlagen zu werden, der Rest ist schlimmer. Manchmal muss man eine Stunde länger die Ausrüstungen testen, manche verschwinden für einige Tage im Keller -also quasi in Keller des Kellers- und kehren völlig verstört zurück. Anderen wiederum werden die Haare abrasiert. Dort unten wird einem die Persönlichkeit verboten, schon bei der kleinsten Gefühlsregung erhält man ein blaues Auge. Ich habe mich mit einigen der Soldaten dort unterhalten, niemand ist freiwillig zu dieser Spezialeinheit gegangen. Die haben Druckmittel und Informationen, die ich nicht mal selbst mehr so genau wusste."
,,Du sagtest, dass eine Strafe auch das Ausprobieren dieser neuen Ausrüstung sei."
Ich nickte.
,,Wie darf ich das verstehen?"
,,Was auch immer dort für ein Apparat entwickelt wird, es ist nicht zum Töten von Titanen. Haben Sie vielleicht einen Stift und Papier da, damit ich es etwas skizzieren kann?"
Der Blonde beugte sich zu einer Schublade, öffnete sie und holte etwas darauf hervor. Dankend nahm ich die Utensilien an und begann schemenhaft das neue Modell zu zeichnen. Obwohl ich definitiv kein Talent darin hatte.
,,Mit diesen 'Pistolen' in den Händen kann man die Drähte kontrollieren und der Gastank ist dort auf dem Rücken. Der Vorteil ist, dass man eigentlich fast keine Riemen mehr braucht und dazu eine viel besser Agilität hat."
,,Ja, aber Titanen kann man damit bestimmt nicht erledigen...", murmelte der Mann in Gedanken versunken, während er sich an seinem imaginären Bart kratzte.
,,Musstest du an diesen Tests auch schon teilnehmen, Ally?"
Schon wieder hob und senkte ich meinen Kopf.
,,Ja, Sir. In meinen ersten zwei Wochen würde ich von unserem 'Anführer' im Kampf trainiert. Sein Name ist ›Kenny the ripper‹. Ihrem Gesicht nach zu urteilen kennen Sie ihn?"
,,Nur vom Namen her. Soweit ich weiß ist er ein gesuchter Schwerverbrecher."
,,Ein Schwerverbrecher, der offizielles Mitglied der Militärpolizei ist. Jedenfalls danach musste ich schon mehrere Male mit diesen Apparaten arbeiten. Etwa zwei bis drei mal die Woche, wenn ich Glück habe nur einmal."
,,Jetzt hast du mir aber immer noch nicht den Hacken an den Dingern verraten."
,,Es ist so, dass sie noch nicht ganz optimiert sind. Sobald man sie etwa eine Viertelstunde oder weniger benutzt, lösen sich Schrauben. Besonders hinten am Gastank, aber auch an den Oberarmen. Einige Leute sind auch schon an den Folgen dieser Verletzungen gestorben. Wegen Entzündungen und sowas in der Art."
Aus eiskalten Augen sah Erwin mich an, doch sie wirkten nicht unfreundlich. Eigentlich hatte ich nie sonderlich viel Kontakt mit ihm gehabt, aber er schien wirklich in Ordnung zu sein. Jetzt konnte ich nachvollziehen, weshalb Levi ihm so sehr vertraute.
,,Könnte ich bitte deinen Rücken sehen?"
Wortlos nickte ich und drehte mich um. Langsam öffnete ich die Knöpfe meiner Bluse nacheinander, um mein Oberteil dann anschließend etwas herunterzulassen. Nachdem ich meine Jacke natürlich ausgezogen hatte. Die Riemen für das 3D Manöver trug ich gar nicht erst.
Es war für mich nicht gerade angenehm so dazustehen, aber irgendwie ging es doch in Ordnung. Er wollte ja nichts von mir, schließlich hatte er Kara. Jedenfalls schätzte ich das.....
Ein Quietschen ertönte, welches sich anhörte wie Stuhlbeine, die über einen Parkettboden strichen. Ich hörte ein paar Fußschritte, welche dann direkt hinter mir aufhörten.
Eine kalte Hand legte sich auf meine nackte Haut und strich vorsichtig über einen der Wunden an meinem rechten Schulterblatt.
Doch als Erwin eine berührte, zuckte ich schmerzerfüllt zusammen.
,,Verzeihung.", murmelte er und trat zurück.
Ich zog meine Bluse wieder über meine Schultern und schloss schnell die Knöpfe wieder. Anschließend drehte ich mich wieder um und sah, dass der Kommandant sich wieder mit überschlagenen Beinen auf seinen Stuhl gesetzt hatte.
,,Gut, gibt es sonst noch etwas?"
,,Nein, Sir."
,,In Ordnung, dann entlasse ich dich hiermit. Wann musst du eigentlich wieder aufbrechen?"
,,Morgen früh."
Als würde er es in seinen imaginären Kalender schreiben nickte er und ich stand auf. Gerade wollte ich gehen als er noch etwas sagte.
,,Viel Spaß euch beiden noch."
,,Was?"
Verwirrt drehte ich mich um, um zu sehen, wie der Kommandant mir verschwörerisch zuzwinkerte. Sofort lief ich knallrot an -wie zu erwarten.
,,D-das, a-a-also.... Urgh, ich gehe glaub mal lieber....."
Bevor er noch irgendeine blöde Bemerkung machen konnte verschwand ich lieber in Richtung Levis Appartements.
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Kennt hier überhaupt noch jemand das Lied ›Reißt die Hütte ab‹?😂 So eine Legende😂😂
Im letzten Kapitel hab ich euch ja genügend vollgequatscht, daher verschone ich euch heute mal😂 (keine Sorge, more Levi is incomming🌚)
Lg, eure Kaori :*💖
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