~Levi POV~

Etwa 23 Stunden später saß ich am Bett meiner Geliebten und hielt ein nasses Tuch in Händen. Sanft strich ich damit über ihren Hals und tauchte es danach erneut in eine Schüssel.

Vom Abend zuvor hatte ich kaum noch eine Ahnung, nur Bruchstückhaft existierten noch Erinnerungen an das, was geschehen war. Kurzzeitig war es mir etwas unangenehm gewesen, doch es war Hanji und sie verstand so etwas.

Vorsichtig öffnete ich leicht den Ausschnitt meiner Freundin, um sie dort zu waschen. Etwas besseres hatte ich momentan nicht zu tun, und wenn doch, hätte ich es nicht gemacht. Das hier war wichtiger.

Um ehrlich zu sein wünschte ich mir nicht sehnlicher, als dass sie urplötzlich ihre Augen aufmachte und wieder lebte. Und selbst wenn sie mich anschreien, schlagen oder sonst etwas machen würde, sogar wenn sie sich nicht mal mehr an mich erinnern könnte, wäre es mir lieber gewesen als das.

Es quälte mich förmlich zu Tode, ihr tagtäglich zuzusehen, wie sie langsam von uns ging. Ihr Atem ging flach und das Herz schlug fast auf dem Minimalsten. Die Chancen auf eine Heilung standen fast gleich Null.

Nachdem ich den benutzten Waschlappen zurück in die Schüssel gelegt hatte, streichelte ich zärtlich über ihre Wange.

,,Ich vermisse dich..... bitte.... komm zurück...."
Ich wusste nicht ansatzweise mehr, wie oft ich das eigentlich schon wiederholt hatte.
Doch wie jedes Mal passierte nichts, beziehungsweise Tag für Tag verschlechterte sich ihr Zustand.

Immer weiter drängte sich in mir das Wissen auf, dass es Zeit war ihr auf Wiedersehen zu sagen, doch ich war einfach noch nicht bereit dazu. Wenn ich ehrlich war bezweifelte ich selbst sogar, dass ich jemals überhaupt dazu in der Lage wäre.

,,Ich wollte mich gleich noch mit Eren und ein paar anderen im Gemeinschaftsraum treffen. Naja, eigentlich war es ihre Idee und nicht meine.... Ich bin nur ein paar Meter weiter in einem anderen Zimmer. Wir sehen uns später nochmal."

Nachdem ich ihr kurz durch die schwarzen Haare gefahren hatte erhob ich mich von meinem Stuhl, hob die Schüssel hoch und schüttete sie am Waschbecken aus. Durch den Lappen lies ich kurz Wasser laufen und anschließend krempelte ich meine Ärmel des Hemdes wieder nach unten.

Meine Jacke lag achtlos hingeworfen auf einem quadratischen Tisch, von welchem ich sie nun aufhob und anzog. Mit einem letzten traurigen Blick auf Ally trat ich dann anschließend aus der Türe heraus.

Eigentlich wollte ich gerade weiter gehen, als plötzlich ein groß gewachsener Junge vor mir stand, wessen Haare gespielt stylisch zurückgekämmt waren. Seine Haltung verriet, dass er eigentlich im Moment hatte anklopfen wollte und nun genauso perplex war wie ich.

Doch im Gegensatz zu ihm behielt ich mein Pokerface auf.
,,Oi, was willst du?"

Schon als ich ihn entdeckt hatte, wusste ich sofort wer das war. John, doch vermutlich sagt das niemanden mehr großartig was. Es war der Typ gewesen, welcher Ally in solch eine Angst versetzt hatte, indem er so abwertend über sie sprach, während er duschte.

Damals hatte ich mir sogar die Schuld dafür gegeben, da sie ja wegen mir weggerannt hatte. Doch das war nun Vergangenheit und ich hatte schwerwiegendere Probleme.

,,Ich wollte Ally besuchen."
,,Ach. Und wieso? Schließlich kanntet ihr euch doch gar nicht."
,,Woher wollen Sie das wissen?"
,,Falls du vor hast frech zu werden, rate ich dir davon dringende ab. Ich bin gerade nicht in meiner Höchstlaune."

,,Verzeihen Sie, Sir."
Am liebsten hätte ich ihm direkt in sein schmierig grinsendes Gesicht geschlagen.
,,Ich wollte nicht unhöflich erscheinen, Sir."
,,Tch. Also, ich höre?"

,,Wie gesagt, ich wollte nur bei ihr vorbeischauen, mehr nicht."
Sein Ton hatte etwas so spöttisches an sich, als könnte er sich nicht mal verkneifen, dass er mir direkt ins Gesicht log.

Wütend packte ich Johns Kragen und zog ihn so ruckartig nach unten, dass er fast umfiel.

,,Hör mal zu, Freundchen, glaub' ja nicht ich hätte das von damals vergessen. Und falls du Lust darauf hast, dass ich dich nochmal so zusammenschlage, dann sag's mir direkt."

Schwer schluckte der junge Mann.
,,Nur zu deiner Info: Sie hat Wind davon bekommen, was du da über sie gesagt hast und falls du jemals wieder auch nur ein einziges Wort mit ihr wechseln wirst, wenn du ihr auch nur auf fünf Meter Nähe kommst, schneid' ich dir deine gesamten Innereien aus, hast du das verstanden?"

Mein Ton war leise und so bedrohlich, dass mein Gegenüber schon zu zittern begonnen hatte und nun nervös nickte.

,,Hast du es verstanden?!"
,,J-ja, Sir."
,,Tch."

Grob drückte ich ihn zurück und so schnell hatte ich ihn noch nie zuvor davonlaufen sehen. Kopfschüttelnd schloss ich endlich die Türe hinter mir und lief betrübt ein paar Gänge entlang, bis ich vor einer anderen Tür stehen blieb und ohne zu klopfen eintrat. An einem der Tische in der Mitte des Raumes saßen schon die ehemaligen Mitglieder der 104ten Trainingseinheit.

Armin sah mich und winkte mir zu, um mir zu sagen, ich solle zu ihnen kommen. Wortlos setzte ich mich auf einen der Stühle, welcher ungünstiger Weise neben Berthold stand.

,,Haha! Guckt mal! Das sieht ja mal Mega witzig aus!", lachte Ymir und alle Blicke lagen sofort auf mir.
Rechts saß wie erwähnt Berthold, dann kam meine Wenigkeit und links hockte Christa, die Kleinste von uns allen.

Nur Reiner tanzte aus der Reihe, welcher direkt neben ihr saß. Auch die beiden waren inzwischen ein halboffizielles Paar.

Irgendwie hatte es die beste Freundin der Blonden es geschafft zu verkraften, dass die beiden nun irgendwie zusammen waren. Vermutlich half es ihr ungemein, dass sie sah, wie glücklich die beiden doch wirkten.

,,Groß, klein, kleiner."
,,Ich schneid dir gleich Zunge und Ohren ab, Jäger.", drohte ich, doch er wusste ganz genau, dass ich das im Spaß meinte. Frech verzog er das Gesicht zu einem Grinsen.

,,Vielleicht werden sie ja größer, wenn sie nachwachsen. Dann höre ich besser."
Vorwurfsvoll stieß ihn Mikasa in die Seite. Sie zu ihrem Teil nahm das mit den Titanenkräften sehr viel ernster als er selbst.

,,Da wüsste ich dann aber etwas, was bei dir viel eher abgeschnitten werden müsste .", sagte Jean spöttisch und wie zu erwarten ging der Titanenwandler sofort an die Deck.

,,Ey! Wie war das denn gemeint?!"
,,Das weißt du selber doch am besten!"
Die Jungen standen entrüstet auf und packten sich gegenseitig am Kragen. Doch bevor sie sich einander auffressen konnten, griff ich schnell ein:

,,Mich würde viel eher interessieren, woher Jean das weiß."

Sogleich ließen die Streithähne einander los und während der Rest mir zujubelte und lachte, setzten sie sich peinlich berührt zurück auf ihre Plätze.

,,Ich meine ja nur....."
,,Touché, Captain, touché.", gackerte Sasha. Irgendwie war es ein schöner Anblick, zu sehen, wie glücklich sie doch waren.

Just in dem Moment ertönte das Geräusch einer zufallenden Türe und sogleich drehten sich alle Köpfe zum Ort des Geschehens. Nicht nur mir klappte die Kinnlade herunter und nachdem mein Herz einen kurzen Sprung gemacht hatte, zog es sich zusammen.

Eine junge Frau stand im Türrahmen, etwa 1,56 Meter groß, rabenschwarze Haare und Augen wie Bernsteine.

,,Ally!", rief Eren und stürmte auf sie zu.

Freudig wollte er sie umarmen, doch wie aus dem Nichts verdunkelte sich ihr Gesichtsausdruck und als der Braunhaarige direkt vor ihr stand -die Arme weit ausgebreitet- trat sie ihm mit voller Wucht in den Magen.

Unsanft wurde er nach hinten auf den Boden geschleudert und hielt sich seine Hand vor die Angriffsstelle. Keiner sagte ein Wort, bis Mikasa sich entrüstet von ihrem Stuhl erhob.

,,Ally! Was soll die Scheiße denn?!"
,,Das Gleiche könnte ich doch auch euch fragen, ihr Scheißer!"

Wer auch immer da vorne stand, es war nicht die Ally, die ich kannte. Sie hatte sich so stark verändert.

,,Hey, was soll das?", versuchte auch Armin noch sein Glück und inzwischen kamen der Rest der Truppe langsam in ihre Richtung. Nur ich blieb stehen, unfähig mich auch nur einen Meter zu bewegen.

,,Wer bist du?"

Es war das Einzige was ich herausbrachte und sofort war alles totenstill. Die Blicke der Anderen lagen auf mir, bis Christa anfing zu stottern:
,,S-Sir, das ist Ally, erkennen Sie sie nicht?"

,,Nein.", meine Stimme klang sicher, obwohl ich kurz vor dem Umkippen stand, ,,Das ist nicht Ally."

Die Frau lachte lauthals los.
,,Na endlich einer der es checkt!"

,,Aber Sir, das-"
,,Verdammte Scheiße, wenn mich noch einer hier für diese Schlampe hält, dem polier' ich die verdammte Hackfresse!"

Niemand erwiderte etwas.
,,Aber was.... redest du denn da...", flüsterte Eren entsetzt.

,,Eren, das ist nicht Ally. Sieh dir ihre Haare an, sie sind kurz und nicht frisch geschnitten. Wer auch immer diese Frau ist, sie ist nicht Ally Ackermann."

,,Schlaues Bürschchen, Sherlock Holmes ist wohl anwesend."
Die Schwarzhaarige war mir so unsympathisch und am liebsten hätte ich ihr voll eine auf die Zwölf gegeben.

,,Gibt es ein Problem?", erklang plötzlich eine engelsgleiche Stimme und einigen der jungen Männern lief das Blut aus der Nase, als eine weitere Frau den Raum betrat. Sie hatte blaue Augen, helle, blonde Haare die ihr etwa an die Brust gingen und dazu lange, schlanke Beine. Auch wenn ich kein Interesse an anderen Frauen hatte, sah sie tatsächlich aus wie ein Model.

,,Ein Engel...", flüsterte irgendwer und ich hätte sogar auf Connie getippt.

,,Okay, und wer bist jetzt du?", sagte Reiner perplex.
,,Ich? Also ich bin Kara. Und ihr?"

,,Was macht ihr zwei hier? Soweit ich weiß seid ihr kein angekündigter Besuch und somit illegal hier."
,,Oh, nein, nein. Wir sind von-"

Doch die Blonde wurde von Mikasa unterbrochen, bevor sie überhaupt ausreden konnte.
,,Mich würde jetzt mehr interessieren was mit Ally passiert ist."

,,ARGH! Wie oft soll ich euch noch sagen, dass ich nicht diese Hure bin?!"

,,Alex?"

Sogleich lagen alle Blicke auf Kara, welche offenkundig völlig verwirrt war.
,,Woher kennt ihr bitte Alex?"

,,Das Gleiche könnte ich euch auch fragen.", noch immer hegte ich großes Misstrauen gegen die Beiden, ,,Aber damit wir hier überhaupt vorankommen: Sie ist eine Soldatin."

Die Neulinge sahen sich vielsagend in die Augen und mir war sofort bewusst, dass da etwas nicht in Ordnung war.

,,Moment, wir reden hier gerade schon von der Ally Ackermann, oder?"
,,Ja."

,,Oh...", der Blick des Models trübte sich mitleidig, ,,Es tut mir wirklich leid, aber welche Frau auch immer sich euch als Alex Ackermann vorgestellt hat, ist eine Betrügerin."

,,Aber.... wie kommst denn darauf...", flüstere Jean entsetzt. In mir zog sich alles zusammen und ich war mir zu fast 100 Prozent sicher, dass ich gleich nur noch schwarz sehen würde.

Wenn Ally nicht diejenige war, für die sie sich ausgegeben hatte, wer war sie dann? Wieso hatte sie sich als andere Person ausgegeben? Warum hatte sie sich mir nicht anvertraut?

Tausende Fragen schossen mir auf einem Mal durch den Kopf. Genugtuend sprach die junge Frau, die meiner Freundin wie aus dem Gesicht geschnitten aussah.

,,Oh, Mann, haha! Ich fass es nicht! Ihr seid tatsächlich auf eine miese Schwindlerin reingefallen! Die echte Alexandra Ackermann ist nämlich schon vor vielen Jahren gestorben."

,,Das ist unmöglich...", mehr brachte nun auch ich nicht mehr heraus. Ich war einfach nur geschockt.

,,Wie es scheint, mögt ihr alle Ally, richtig?"
Als Antwort nickten wir Kara zu, doch anstatt ihr sprang die Schwarzhaarige ein, wessen Namen wir noch immer nicht kannten.

,,Das kann sie nicht sein. Die echte Alex ist das größte Arschloch dieser Welt, das du finden kannst."

,,Nein."
Nun sahen alle zu mir und mit einem
widerlichen Gesichtsausdruck lief die junge Frau langsam auf mich zu, die Arme vor der Brust verschränkt, bis sie mit schräggelegtem Kopf direkt vor mir zum Stehen blieb.

,,Ach jetzt versteh' ich's.... du warst also tatsächlich mit dieser widerwärtigen Schlampe im Bett...."

Eine unglaubliche Wut überkam mich und meine eigentliche Gelassenheit verschwand mit einem Mal. Grob packte ich ihr Kinn mit einer Hand und schleuderte sie auf den nächstbesten Tisch.

,,Wage es ja nicht so von ihr zu sprechen!", brüllte ich sie an. Die Unbekannte war direkt ins Fettnäpfchen getreten.

,,Aufhören! Alle beide! Und du, Vivi, benimmst dich endlich mal!", immerhin schien die Andere vernünftig zu sein.
,,Pah!"

Mit einer Hand wischte sich die Schwarzhaarige etwas vom Mundwinkel ab und richtete sich wieder auf. Mit einem kleinen Satz landete sie erneut auf dem Boden.

,,Dass sie auf so ein Arschloch hereinfällt wundert mich nicht. Wusstest du, dass sie auf jeder Party auf der sie war mit mindestens zwei Typen geschlafen hat?"

,,Also immerhin sieht er besser aus als Jimin.", bemerkte Kara, was Vivi nur dazu veranlasste, wie ein tollwütiges Tier nach ihr zu schnappen.

,,Das ist gar nicht wahr! Niemand sieht besser aus als er!"
,,Wer ist bitte ›Jimin‹?"

Damit sprach Ymir direkt meine Frage aus und mir gefror das Blut in den Adern.

,,Jimin ist Allys Verlobter."

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Well..... shit?

Eigentlich sollte diese Geschichte ja eine Levi x Reader Story werden, aber nur wegen dieser einen Szene hier ist es eine Levi x OC geworden🤣 Ansonsten hätte das mit dem Namen nicht geklappt LOL

An der Stelle alles gute zum Geburtstag, liebe Ayamedono, ich weiß nicht ob dieses Kapitel deinen Wünschen entspricht😅😂❤️

Vermutlich seid ihr gerade alle verwirrt? Keine Sorge, das ist Absicht😘🙂 *fieses Lachen*

Wie ihr wisst, ist ja gerade der Manga/Doujinshi für diese Geschichte in Arbeit, deswegen bin ich darüber gestolpert, dass ich in Kapitel 9 (erinnert sich hier überhaupt noch jemand daran?) das alles hier schon etwas angedeutet habe, aber nur so, dass es keiner verstanden hat.

Da beschwert sich Ally nämlich bei Mike, dass das HQ so groß sei und er antwortet, dass das im Inneren der Mauern noch viel größer sei.

Jetzt wisst ihr ja was dort passiert :)

Nur als kleiner FunFact, da ich das ja schon im letzten Kapitel im Nachwort etwas thematisiert habe :D

Ansonsten wünsche ich euch noch eine schöne Zeit und bringt mich bitte nicht um😇

Lg, eure Kaori :*💖