Kapitel 162 "What about all the broken happy ever afters?"
~Levi POV~
,,Es geht um Miss Ackermann...", sagte Anna besorgt und ich legte meine Hände grob an ihre Oberarme.
,,Was ist mit ihr?!"
Angst umhüllte mein Herz und ich war kurz vor dem zusammenklappen. War es etwa das gewesen, was ich den ganzen Morgen schon gefühlt hatte?
,,Sie hat einen großen Fortschritt gemacht! Sie liegt im Wachkoma!"
Eine Sekunde lang realisierte ich nicht so recht was das nun eigentlich bedeutete, aber als es mein Gehirn dann endlich verarbeitet hatte, konnte ich nicht anders als die Frau zu umarmen.
,,Huch!"
Überrascht erwiderte die Brünette die Geste.
,,Wissen Hanji und Erwin schon davon?"
Sie nickte, nachdem ich mich wieder von ihr gelöst hatte.
,,Ja. Sie meinten, dass du vielleicht erst mal zu ihr willst. War das richtig?"
Jetzt war ich derjenige, welcher seinen Kopf auf und ab bewegte.
,,Danke.", damit rannte ich an ihr vorbei und stürmte durch die Gänge. Endlich gab es ein Zeichen von Hoffnung, auch, wenn es nur sehr gering war.
Die ersten Soldaten sahen mich schon an, als würde ich vor dem Leibhaftigem weglaufen.
'Scheiß drauf, es gibt wichtigeres!'
Ich hörte schon das Blut in meinen Ohren rauschen, als ich endlich in der Krankenstation ankam. Obwohl ich so nervös war, verlangsamte ich meine Schritte und holte noch einmal einen tiefen Atem, bevor ich an die Türe klopfte.
Selbstverständlich kam keine Antwort und ich trat ein. Eigentlich hatte ich gedacht mich erleichtert zu fühlen, doch es war das genaue Gegenteil. Es brach mir förmlich das Herz, als ich sah, wie sie dort mit leicht geöffneten Augen auf der Matratze lag.
Keinen einzigen Muskel bewegte sie, nur manchmal schlossen sich kurz ihre Augenlieder, über die trüben, abwesenden Augen.
,,Hallo, Ally...", sagte ich und setzte mich neben der jungen Frau auf einen Stuhl. Keine Rührung zeigte sich. Ehrlicherweise hatte ich tief in meinem Inneren ich gehofft, dass sie mich wenigstens ansehen würde. Doch sie starrte einfach nur in Richtung der Decke zum anderen Ende des Zimmers.
,,Ich bin wirklich froh, dass es dir wieder besser geht...."
Am Ende des Satzes versagte meine Stimme und kleine Tränen flossen aus meinen Augenwinkeln.
Ich nahm ihre linke Hand in die meinen und zog sie bis an meine Wange. Wieso ich das tat konnte ich mir auch nicht erklären.
In dem Moment war ich einfach das reinste Gefühlschaos in Person. Freude, Trauer, Hoffnung, Niedergeschlagenheit, Zuversicht, Machtlosigkeit. Und noch vieles mehr spukte in meinem Hirn herum.
Selbstverständlich hatte ich mir falsche Hoffnungen gemacht, aber dass es so quälend seien würde, hatte ich definitiv nicht erwartet.
Ally sah aus, als wäre sie wach, doch schon bei ihrem ersten Anblick wusste ich, dass sie nicht hier bei mir war. Es war eine völlig neue Situation, mit welcher ich noch keine Ahnung hatte damit umzugehen.
,,Ich bin wirklich froh, dass es dir besser geht....", brachte ich irgendwie weinend heraus, ,,Ich vermisse dich so unendlich....."
~Ally (?) POV~
Gleißend helles Licht empfing mich, als ich mit meiner Hand in den Tunnel fasste. Ich hatte nicht den Hauch eines Schimmers, ob der Tod, das Leben oder gar etwas völlig anderes mich dort erwartete.
Letzteres traf zu.
Ich war plötzlich in einem Raum, er war aufgeräumt und überraschend sauber. Einige Schränke mit kleinen Fläschchen, Spritzen und solche Sachen standen ziemlich genau dort, wo ich hinsah.
'Warum kann ich meine Augen nicht bewegen......?
Wieso spüre ich nichts......?
Bin ich gelähmt....?
Ich habe einen Körper, so viel sehe ich......'
Kurz passierte nichts -etwa eine Viertelstunde der Uhr nach- bis die Türe zu meiner Rechten aufgerissen wurde und eine junge Frau eintrat.
Sie war nicht sonderlich groß, hatte nussbraune Haare, welche hinten zu einem kleinen, praktischem Dutt zusammengebunden waren.
'Wer ist sie? Eine Krankenschwester oder so?
Nein, dann würde sie nicht diesen Kittel tragen.... vermutlich eine Ärztin.....'
Erst würdigte die Unbekannte mich keines Blickes, und als sie mich dann von der Seite aus ansah, machte sie einen erschreckten Sprung nach hinten. Ein spitzer Schrei entfuhr ihrer Kehle bevor sie wieder aus dem Raum rannte.
'Seh' ich etwa so schlimm aus?'
Weitere fünf Minuten verstrichen bis es klopfte. Ich hätte nicht mal die Lust zum antworten gehabt, wäre ich dazu in der Lage gewesen. Schätzungsweise würde nur die nächste Person wegrennen -und ich wusste nicht mal wieso.
Ein Mann trat ein und im Augenwinkel betrachtete ich ihn. Er hatte schwarze Haare, keinen besonders großen Körper -der Nächste- und hatte ein auffallend erkennbares Gesicht.
Anfangs dachte ich er könne es keinen Millimeter bewegen, bis sich sein Blick lockerte und er sich zu mir begab.
'Er rennt nicht weg?'
Erst vom Nahen sah ich seine blaugrauen Augen, aus welchen nun langsam Tränen rollten.
»Hallo, Ally....«, so hatte er mich begrüßt als er eingetreten war und mir wurde somit sofort bewusst, dass er dachte ich sei diese Ally.
»Ich bin wirklich froh, dass es dir besser geht...«
Zwar hatte ich dieses Gefühl nicht wirklich, aber antworten konnte ich nicht. Ich war komplett bewegungsunfähig.
'Warum weint er denn? Und was macht er da mit meiner Hand?'
Der Mann hatte seltsame Kleidung an, besonders über diese Lederriemen wunderte ich mich. Zu was brauchte mal das denn bitte?
Doch es erinnerte mich auf irgend eine Weise an eine Uniform.
»Ich vermisse dich so unendlich...«
Ich wollte ihn fragen wieso, wer ich war, wer er überhaupt war, warum ich mich nicht bewegen konnte, weshalb ich hier lag, wer diese Frau von vorher war und noch so vieles mehr.
Aber ich konnte ja nicht mal wo anders hinschauen, außer den einen Punkt, welchen meine Augen fixierten.
Offensichtlich verstand ich die Welt einfach nicht mehr und wollte einfach nur noch von hier weg.
*
Die Zeit verstrich und dieser Mann mit den rabenschwarzen Haaren besuchte mich täglich, wenn nicht sogar mehrmals. Ohne es begründen zu können vertraute ich ihm und freute mich fast schon jedes Mal darauf wenn er kam.
Doch im Gegensatz zu mir schien er verbittert und traurig zu sein. Er wünschte sich, ich käme zu ihm zurück, doch mir war nicht klar wieso. Was erwartete er von mir, falls "zurück kommen" sollte? Was auch immer das bedeutete....
Wie hätte ich denn auf ihn reagieren sollen? Schließlich kannte ich ihn nicht im geringsten.
Immer wenn er da war erzählte er mir etwas von seinen Freunden und Kameraden, was darauf schließen lies, dass er bei so etwas wie einem Militär arbeitete. Also hatte ich mit meiner Vermutung, dass er eine Uniform trage, wohl tatsächlich recht gehabt.
Ab und zu waren auch weitere Personen da. Ein Mädchen mit schwarzen Haaren und rotem Schal, sowie ein Junge mit braunen Haaren, grünen Augen und einen Schlüssel um den Hals -offensichtlich war er sehr vergesslich, warum sonst sollte er seinen Hausschlüssel so auffällig mit sich rumtragen?- waren die beiden Personen, die nach dem Schwarzhaarigen mit dem blöden Lätzchen am meisten hier waren.
Die Ärztin mit den braunen Haaren kümmerte sich zwar um mich, aber war damit nicht alleine. Auch der Mann, der mich so oft besuchte, schnitt mir manchmal auch die Fingernägel und tat solche Dinge.
Wieso machte er das?
Niemand schien ihn dazu zu verpflichten.
Er erzählte mir davon, dass er es endlich geschafft habe einen gewissen Armin und Jean zu verkuppeln. Er meinte, alles sei nach Plan verlaufen und er sei froh, dass er es hinbekommen habe.
Auch eine Mikasa und ein Eren waren inzwischen wohl ein Liebespaar und es machte mich anfangs fast verrückt, dass ich nicht wusste wer sie eigentlich waren.
Doch irgendwann mal hatte ich es aufgegeben und hatte mir selbst Personen ausgedacht, die irgendwie in das ganze Geschehen passten.
Wenn ich nicht gerade in diesem öden Zimmer lag, träumte ich. Es war immer die gleiche Person.
Ein Mädchen mit schwarzen Haaren und Augen wie Bernsteinen, welches in einem Dorf lebte. Sie hatte viele Freunde, besonders männliche. Die Weiber konnte sie offensichtlich nicht ausstehen.
Die kleinen Abschnitte ihres Lebens hatten keine Reihenfolge, also sah ich manchmal wie sie ein Baby war, oftmals aber auch als einen pubertierender Jungendlicher.
Während diesem Alter lies sie die Sau raus. Feiern gehen, rauchen, kiffen, auf Parties rumknutschen. Alles war im Programm.
Mit ihren Freunden stellte sie nur Ärger an, doch keiner traute sich wirklich sie zu entfernen. Ihre Fähigkeiten im Kampf waren ausgesprochen gut, doch eigentlich hätte man sie durchaus beseitig können. Daran lag es aber nicht. Der Grund war, dass jeder im Geheimen panische Angst vor ihr hatte.
Warum das so war konnte ich mir nicht erklären...
Strafen schwänzte sie und wenn sie mal da war, stellte sie nur noch mehr Blödsinn an. Ein richtiger Rebell eben.
Gerade stand ich in einer riesigen Halle, es ähnelte dem einer Kirche, nur unterirdisch. Die bunten Fenster hingen also nicht wie gewöhnlich an den Seiten, sondern oben an der Decke, was wunderschöne Reflexionen auf dem glatten Marmorboden erzeugte.
Eigentlich sollte gerade ein Chor mit nur Jungs auftreten, doch ihr Solosänger war anscheinend erkrankt. Jedenfalls übernahm jetzt das momentan achtjährige Mädchen diese Rolle.
Sie hatte eine relativ kräftige und klare Stimme, da sie oft sang. Schon oft hatte ich sie gehört.
Es war in einer fremden Sprache, welche ich zu meinem Überraschen sogar etwas verstand.
Die Menge auf den Bänken klatschte, doch nur eine Person nicht. Sie war etwa um das gleiche Alter wie das Mädchen und ihre Ähnlichkeit war nicht zu übersehen.
Eine ihrer Schwestern, welche mit an den Körper angezogenen Beinen an einer der Steinsäulen lehnte. Schon die ganze Aufführung lang versuchte sie ihre Tränen zurück zu halten, genauso wie ihre Wut.
Jeder der genauer hinsah, konnte den Hass in ihren Augen sehen und spüren.
Ich genoss den Anblick und die Gesänge, welche außerdem mit einem Klavier begleitet wurden. Ein dürrer Junge saß daran, welcher längere, braune Haare hatte, die er hinten zu einem kleinen Zopf zusammengebunden hatte.
Er war etwa um die fünfzehn bis sechzehn Jahre alt und spielte wahnsinnig gut. Das kleine Namensschild an seinem Anzug verriet seinen Namen. Joschka.
Nach einem weiteren Applaus setzte schon das dritte Lied ein, in dem das zweite Solo des Mädchens war.
[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]
[La nuit - Les choristes]
»Oh nuit vient apporter à la terre
Le calme enchantement de ton mystère
L'ombre qui l'escorte est si douce
Si doux est le concert de tes doigts
chantant l'espérance
Si grand est ton pouvoir transformant
tout en rêve heureux
Oh nuit, oh laisses encore à la terre
Le calme enchantement de ton mystère
L'ombre qui t'escorte est si douce
Est-il une beauté aussi belle que le rêve
Est-il de vérité plus douce que l'espérance«
Begeisterter Beifall brach aus und die Menge stand sogar auf. Auch die Schwester erhob sich, doch klatschte nicht. Stattdessen rannte sie wütend aus dem Gebilde heraus.
Das Mädchen vorne bekam davon gar nichts mit, so begeistert war sie von ihrem Erfolg. Als der Chor von der kleinen Erhöhung hinabstieg, kamen sogleich die ersten Leute zu der Solosängerin und dem Jungen, welcher sie so fantastisch begleitet hatte.
Die beiden konnten gar nicht mehr zählen, wie viele Hände sie jetzt eigentlich schon geschüttelt hatten.
,,Mama? Wo ist denn Viv?", sagte die Schwarzhaarige zu einer Frau.
,,Sie ist wohl schon gegangen. Das ist aber jetzt nicht wichtig! Du warst wirklich fantastisch."
,,Oh, ja! Das kann sie laut sagen!", ertönte eine tiefe Stimme und ein größerer Junge -etwa Alex's Alter- nahm das Mädchen hoch. Auch er sah ihr ziemlich ähnlich, vermutlich ihr großer Bruder. Genau das bestätigte sich auch im nächsten Satz.
,,Du warst spitze, Schwesterchen. Üb fleißig weiter mit Joschka und du wirst eines Tages eine ganz tolle Sängerin."
,,Bin ich das nicht jetzt schon?"
,,Klar. Aber es ist immer Luft nach oben. Ich sehe es schon vor mir:"
Theatralisch nahm der Große eine Hand und zeigte auf irgendetwas imaginäres vor ihm.
,,Ein riesiges Plakat: ›Heute Abend, 20 Uhr; Petrus Kirche: Joschka und Alex, die talentierten Musiker; ein überwältigendes Erlebnis!‹"
'Dann ist ihr Name also Alex...'
Begeistert lachte das Mädchen in seinen Armen los.
,,Glaubst du, ich kann dann auch mal außerhalb dieses Dorfes auftreten?"
Eigentlich hatte die Kleine diese Frage gar nicht böse gemeint, doch sofort verstummte ihre Familie und die Gesichtszüge ihres Bruders veränderten sich kurz.
,,Das werden wir ja dann sehen..."
Man merkte ihm an, dass er ihr nicht sagen wollte, dass das nie passieren würde.
Zwar war allein schon der Anblick dieses Ortes atemberaubend, doch mir ging Alex's Schwester einfach nicht mehr aus dem Kopf. Sie tat mir wirklich leid, denn bis vor dem Anfang des Konzertes war sie eigentlich für den Sologesang eingetragen gewesen.
Doch ihre Eltern hatten stattdessen ihre Schwester angemeldet und somit stand sie schon wieder im Hintergrund und keiner beachtete sie wirklich. Nicht mal Alex, ihre eigene Schwester, schien sich wirklich um sie zu scheren...
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Ach du meine Güte, es ist und bleibt verwirrend xD Aber das ist ja auch Absicht, hehehe *fieses Lachen*
Immerhin mal eine relativ gute Nachricht am Anfang des Kapitels (endlich!🙏🏻)😅
Wie ihr vielleicht bemerkt habt, kommen in letzter Zeit die Kapitel immer Mittags, das wird auch hoffentlich so bleiben 😄 (ich gebe hierfür nun immer die Zeit aus, die ich mittags eigentlich frei hätte xD das liegt daran, dass die Korrektur eines Kapitels mind. 1 Stunde braucht; Ich mach's dezent gründlich lmao)
Ich verabschiede mich mal an dieser Stelle wieder😊
Lg, eure Kaori :*💖
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