Kapitel 137 "Panikattacke"
~Ally POV~
Ihr macht euch wirklich kein Bild darüber, wie anstrengend neue Soldaten sind. Den ganzen restlichen und die drei darauf folgenden Tage wurde ich ununterbrochen gebraucht und belegt.
Was zur Folge hatte, dass Levi und ich in dieser Zeit kaum noch privaten Kontakt hatten, was wirklich schrecklich war. Ich hasste es wirklich, ihn wie meinen Vorgesetzten zu behandeln, wenn ich ihm eigentlich um den Hals springen und ihn abküssen wollte. Das Leben war gemein.
Das alles war ja schon Stress genug, aber dazu kam, dass ich einfach nicht mehr schlief. Es lag daran, dass ich mir nun zu relativ Prozent sicher war, dass ich einen Stalker hatte. Aber eben nur relativ.
Nachts bekam ich keine Auge zu, manchmal schloss ich mich sogar im Bad ein, da da weniger Platz war. Die ständige Angst vor dem Unbekannten jagte mir immer einen Schauer über den Rücken.
Bei Levi übernachten konnte ich auch nicht, da auch er so viel zu tun hatte, dass er manchmal in seinem Büro ungewollt auf dem Stuhl einschlief, anstatt ins Bett zu gehen. Und da sein Appartement viel größer war als meines, bekam ich dort alleine -besonders während der Nacht- fast eine Panikattacke.
Inzwischen hatten sich meine Augenringe verschlimmert und meine Freunde machten sich schon ernsthafte Sorgen um mich. Aber was hätte ich denn sagen sollen? Dass ich mir vermutlich einen Stalker einbildete? Ob der echt war oder nicht, war ich mir manchmal nicht sicher.
Es war nun schon kurz nach drei Uhr nachts, als ich mich dazu entschloss, Levi aufzusuchen, falls er in seinem Zimmer war. In meinem typischen Nachaufzug schlich ich mich also durch die Gänge und konnte mir sicher sein, dass um diese Uhrzeit keiner mehr wach war.
Das hatte aber noch den großen Nachteil, dass wenn jemand auftauchen würde, wäre niemand da um mir zu helfen.
Irgendwie versuchte ich meine Angst zu verdrängen und in dem Moment wurde mir klar, dass es wohl doch keine so tolle Sache war, wenn man horror Geschichten liebte.
Zum Glück war die Türe zu den Gemächern meines Freundes nicht abgeschlossen, weshalb ich ohne großes Aufgebot eintreten konnte. Der Schlüssel steckte von innen und aus meiner neuen Angewohnheit heraus schloss ich damit hinter mir ab.
Auf Zehenspitzen tippelte ich durch den Raum und bog dann nach links ab. Die Tür stand sperrangelweit offen und in dem Bett lag eine Person. Müde lehnte ich mich an den Türrahmen und hielt beschämt meinen ausgestreckten linken Ellenbogen mit meiner rechten Hand.
,,Levi?", flüsterte ich. Keine Reaktion.
,,Levi?"
Die Person schien wohl etwas wacher zu werden und als ich seinen Namen nochmals wiederholte, fuhr der Mann panisch hoch.
,,Ally! Du bist es! Mensch, erschreck mich doch nicht so!"
,,'Tschuldige..."
,,Was gibt es denn?"
,,Kann... kann ich heute bei dir schlafen?"
,,Das fragst du?", sagte der Schwarzhaarige unverständlich und klopfe rechts neben sich auf die Matratze. Ich folgte seiner Bewegung und setzte mich auf das Laken.
,,Kannst du nicht schlafen?"
Vorsichtig schüttelte ich den Kopf. Gerade wollte sich mein Partner zurücklegen, als ich etwas sage:
,,Warte."
,,Was ist?"
,,Könnt-... könntet du vielleicht... das Fenster und die Türe schließen?"
Kurz blinzelte der Mann überrascht, tat dann aber genau das was ich wollte, ohne sich dabei zu beschweren.
An dem Schloss der Türe und dem Henkel des Fensters hing bereits ein kleiner Schlüssel, welchen er einmal umdrehte. Schon wollte er zurück kommen, doch noch immer fühlte ich mich unwohl.
,,Kannst du bitte nochmal nachprüfen, on wirklich alles zu ist? Und im Schrank?"
Wortlos blieb Levi stehen, offenkundig wusste er nicht was er jetzt machen sollte. Letztendlich entschied er sich dafür, dass er vorsichtig zurück zu mir als Bett ging.
,,Oh Gott, ist es etwa schon so schlimm?"
Der Mann setzte sich neben mich und fuhr mit seiner Hand langsam meinen Rücken auf und wieder ab. Um nicht los zu weinen presste ich fest meine Lippen aufeinander.
Mit gläsernen Augen nickte ich.
,,Ally, wenn das wirklich so ist, ist das ein ernsthaftes Problem, das weist du?"
Erneut nickte ich stumm.
,,Dann müssen wir zu Erwin und ihm Bescheid geben. So kann das wirklich nicht weiter gehen."
,,Es geht schon... mach dir keine Sorgen um mich."
,,Oh doch, die mache ich mir."
,,Das ist nur 'ne Vorsichtsmaßnahme, mehr nicht."
Das war eigentlich gelogen und ich könnte wetten er wusste das auch, sagte aber nichts.
Um irgendwie aus der Situation herauszukommen legte ich einfach meine Lippen auf die seine und platzierte meine Hände auf seiner nackten Brust. Wie ich das vermisst hatte.
Man merkte dem Schwarzhaarigen an, dass er es genauso genoss wie ich, doch er war verkrampfter als sonst.
,,Sollen wir jetzt schlafen gehen?"
,,Ja, ich flitz nur noch schnell ins Bad und trinke etwas."
Flink stand ich auf und verließ den Raum, nachdem ich natürlich die Tür wieder aufgeschlossen hatte, und lief ins Badezimmer. Das einzige Licht das dort hineinschien, war das Mondlicht, welches durch die Scheiben des Balkons drang. Somit fiel nur ein kleiner silberner Lichtstrahl durch den Türspalt des angelehnten Raumteilers.
Am Waschbecken angekommen, nahm ich einen herumstehenden Becher, füllte ihn auf und wollte gerade trinken, als ich in den Spiegel sah.
Eine hässliche Fratze mit einem wortwörtlichen Grinsen über beide Backen sah mir hämisch direkt in die Augen. Mir entfuhr ein Schrei und ich plumpste nach hinten.
Panische Schritten waren sofort zu hören und diese Person setzte sich sofort neben mich auf den Boden. Mein Atem ging schnell und stoßweise, meine Augen waren weit aufgerissen auf den Spiegel gerichtet.
,,Ally, was ist passiert?", fragte Levi sogleich.
,,Da... da... da war ein Gesicht... u-u-und es war nicht meins...."
,,Hier ist aber niemand außer uns beiden!"
Das beruhigte mich nicht im geringsten und ich hatte schon die Befürchtung, dass ich gleich hyperventilieren würde.
,,Oh mein Gott, Levi, ich will hier weg..."
Ohne etwas zu antworten packte der Mann mich sofort unter meinen Kniekehlen und trug mich wie eine Braut aus dem Raum.
Zurück im Schlafzimmer setzte er mich auf dem Bett ab und schloss Zimmertüre und Schrank ab.
Behutsam kam er zu mir auf die Matratze und nahm mich in den Arm. Den Einen schlang er um meine Seite, den Anderen um mein Gesicht und auf meinem Kopf platzierte er sein Kinn.
,,Schh... ganz ruhig... es ist alles gut... ich bin bei dir...", flüsterte er beruhigend, als ich versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Ein Schluchzen durchzog den Raum. Sanft wog Levi mich in seinen Armen hin und her.
,,Ally, wir gehen morgen zu Erwin. Das hat alles keinen Wert, das muss aufhören."
,,Nein, d-das wird schon wieder..."
,,Nichts wird wieder, das ist Körperverletzung und das kann ich garantiert nicht dulden, egal wer das ist."
,,Levi, ich bin mit ja nicht mal sicher ob ich wirklich einen Stalker habe oder nicht... manchmal glaube ich, dass ich jetzt einfach voll durchdrehe und er existiert gar nicht..."
,,Denk daran, der ersten Person der es aufgefallen ist, war ich. Und es tut mir wirklich so wahnsinnig leid, das ist alles meine Schuld. Hätte ich dir nichts davon gesagt wäre das alles nicht passiert."
,,Nein, es war gut so. Ansonsten hätte ich wohl noch mehr daran gezweifelt, ob ich tatsächlich noch ganz richtig ticke. Obwohl ich das offensichtlich nicht mehr tue..."
Er gab mir einen kurzen Kuss auf den Scheitel, hörte aber mit seiner Umarmung nicht auf.
,,Wenn du nicht zu Erwin willst, dann bleib an meiner Seite. Solange ich da bin brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Ich werde dich mit allen Mitteln die mir nur irgendwie in der Macht stehen beschützen. Versprochen."
,,Danke..."
Vorsichtig lehnte ich meinen Kopf an seine Brust, die Hände in seinen Schultern verkrampft. Meine Tränen hatte ich schon lange nicht mehr halten können.
,,Es gibt prinzipiell noch eine Möglichkeit, aber ich weiß nicht ob das funktioniert. Ich meine, wir könnten das, was zwischen uns beiden ist, öffentlich machen. Das-"
,,Nein. Wir sind gemeinsam darauf gekommen, dass es vor allem für dich unpraktisch wäre. Insofern muss ich damit irgendwie klarkommen. Aber ich weiß es wirklich zu schätzen, was für Sorgen du dir machst."
,,Egal ob du mich gerade brauchst oder nicht, ich werde immer für dich da sein. Komme was wolle."
Seine Wärme und der altbekannte Geruch verliehen mir endlich das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Ich glaubte es kaum selbst, doch auf einmal wurde ich schlagartig etwas müde.
Zärtlich küsste mich Levi noch einmal auf den Mund, bevor er mich auf das Bett sinken lies und sich neben mich hinlegte. Seine Arme schlang er um meinen Rücken und ich schätze ich hatte mich noch nie zuvor so eng an ihn heran geschmiegt.
*
-Am nächsten Morgen-
Noch immer völlig kaputt öffnet ich meine Augen und sah in das grelle Sonnenlicht, das jeden Morgen durch das riesige Fenster schien.
Doch als ich mich ein paar Zentimeter bewegte, legte sich ein Schatten über meine Sicht. Hektisch riss ich meine Augenlieder auf und war kurz davor zu fliehen, als ich die Person erkannte. Es war natürlich Levi.
,,Guten Morgen, Schatz.", begrüßte er mich.
,,Morgen... wie spät haben wir?"
,,Kurz nach neun. Du siehst beschissen aus, weißt du das?"
,,Zufälligerweise ja..."
Der Hauptgefreite legte seine Hände um meine Backen, um mich in einen zärtlichen Kuss zu ziehen. Genauso vorsichtig drückte er mich erneut in das weiche Kopfkissen zurück, keine Sekunde unterbrach er unseren innigen Moment.
,,Wir brauchen wirklich mehr Zeit zu zweit...", murmelte er versonnen, während der Schwarzhaarige mir von etwas weiter unten in die Augen sah.
,,Und wie..."
Erst jetzt richtete sich der Mann wieder mit geradem Rücken auf.
,,Denkst du, ich kann dich für ein paar Minuten alleine lassen, Ally?"
,,Wo gehst du hin?"
Die Angst war meiner Stimme deutlich anzuhören, meine Sprechlage lag bestimmt mindestens eine Oktave höher.
,,Ich will nur kurz in dein Zimmer gehen und deine Anziehsachen holen. Denkst du, das geht schon? Zu deiner Info: ich habe dich noch keine Millisekunde alleine oder aus den Augen gelassen."
,,Danke. Ich schätze... es muss wohl gehen."
Mein Freund nickte kurz, packte sich schnell eine Hose und ein Hemd und zog sie im Eiltempo an. Sogar sein Lätzchen vergaß er für mich und das bedeutete etwas.
,,Soll ich das Appartement absperren?"
,,Ja bitte."
Er nickte und ich hörte danach seine schnellen Schritte langsam dumpfer werden.
Nervös spielte ich mit seiner Krawatte zwischen den Fingern herum. Meine Unterlippe war schon völlig spröde und verbissen durch die letzten Tage. Bei jedem kleinsten Geräusch oder Bewegen zuckte ich sofort zusammen und versuchte mich tiefer in die Wand zu drücken -was natürlich unmöglich war.
Nur ein kleiner Spiegel hing -wenn man vom Bett aus auf die Türe sah- rechts und gerade als ich mich traute dorthin zu blicken, erschien erneut diese grinsende Fratze.
Nur ein einziges Mal hatte ich das Gefühl gehabt, dass ich das Gesicht meines Stalkers gesehen hatte. Aus einem Schatten heraus hatte er mich hämisch angegrinst und seitdem verfolgte es mich jede Sekunde.
Ich stand im wahrsten Sinne des Wortes kurz vor dem Zusammenbruch.
Ein leises Klopfen ertönte, doch es war nur Levis Kopf, welcher hinter der Türe erschien.
,,Ich bin wieder da."
Er legte den Kleiderhaufen direkt vor meine Füße und sah mich mitleidig an:
,,Ich weiß, dass du dich erschreckt hast und Angst vor mir hattest."
Ohne etwas zu sagen nahm ich meine Kleidung.
,,Ich schätze heute ist es okay, wenn ich hier bleibe, auch wenn du dich umziehst?"
Ich nickte.
,,Kannst du mir eine Frage beantworten? Wieso hast du deine beiden Uhren in der Badewanne versenkt?"
Gerade wollte ich zur Antwort ansetzten, als mein Körper anfing zu beben und ich mit zitternder Stimme sprach:
,,B-b-beide...? W-w-wieso beide? I-i-i-ich hab doch nur eine-!"
Gegen Ende wurde ich immer hysterischer, bis sich Levi zu mir beugte und mich erneut in seine Arme schloss.
,,Es ist alles gut. Du bist nur etwas verwirrt."
,,Ich schwöre dir, ich habe da nur eine reingelegt, weil mich das Klicken völlig nervös gemacht hat. A-außerdem hatte ich nur eine in meinem Zimmer..."
,,Schh... es ist alles gut..."
Ohne etwas weiters zu sagen drückte er vorsichtig meine Hände weg und begann selbst den Reisverschluss vor meiner Brust zu schließen. Da es ziemlich warm war und Training anstand, musste also die Sommeruniform ran.
Ich war ihm wirklich froh, dass er das übernahm, schließlich zitterten meine Finger so stark, dass ich nicht mal mehr eine Tasse hätte halten können.
,,Es wird alles gut werden, du wirst schon sehen... denkst du, du kannst so in diesem Outfit gehen? Ich muss das Training leiten und bei der Hitze ist zu viel Kleidung ziemlich ungesund."
,,Du meinst den Ausschnitt. Ich möchte mich nicht von einem Hirngespinst unterdrücken lassen, so viel freien Willen habe ich tatsächlich noch."
,,Richtige Antwort."
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Halluu :3
Kurze Randinfo: Als ich das Kapitel geschrieben hab, hab ich es um 1:52 nachts fertiggestellt (hab damals nonstop geschrieben) xD
Ich erinnere mich noch daran, dass ich da so müde war, dass ich mit geschlossenen Augen getippt habe (ja, das kann ich tatsächlich)😂 #Author'sLife
Mehr zu erwähnen wüsste ich gerade nicht, daher sage ich einfach mal tschüss und entlasse euch ins nächste Kapitel 😅
Lg, eure Kaori :*💖
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