Kapitel 326 "Der Norden ist da, wo so seltsame Viecher wohnen"
~Ally POV~
,,Bist du bereit?", fragte mich mein Mann, die Arme um meine Hüfte geschlungen. Mein Blick hing fest an meinem eigenen Bild, welches ich dank dem Spiegel vor mir sehen konnte.
,,Ja, bin ich", sagte ich vollkommen überzeugt von mir selbst und das war nicht mal gelogen, während ich fest in seine Augen blickte.
Es war noch früh am Morgen, die Sonne war nicht mal aufgegangen. Der Grund dafür war, dass wir bei Tageslicht so weit kommen wollten wie es nur möglich war, um vielleicht schon den zweiten Übernachtungspunkt zu erreichen. Je nachdem, wie vielen Titanen wir begegnen würden.
Ja, ihr habt richtig gehört. Und wie ihr euch schon dachtet war es nun endlich so weit. Der tag der Expedition. Levi und ich hatten uns schon voll in Schale geworfen - also einfach nur unsere Uniform angezogen.
,,Gut. Dann lass uns gehen."
Ohne meine Hand zu nehmen lief der Mann los, was ich ihm nicht übel nahm. Auch ich wollte an diesem Tag keine Zärtlichkeiten mehr austauschen. Das hatten wir gestern schon zu Genüge getan.... Aber der Hauptgrund war, jedenfalls für mich, dass es somit schwieriger wäre Abschied zu nehmen. Denn die Minuten, die wir miteinander noch verbringen würden waren gezählt.
Ach, ich glaube ich rede zu viel darüber. Klingt vielleicht überdramatisch...
Mit zielsicherem Schritt folgte ich dem Größeren die Treppe hinunter, aus dem Quartier heraus, über den gepflasterten Hof, welcher schon überfüllt mit Soldaten war, in den Stall hinein zu Aurora und Fortuna. Doch wir befanden uns nicht in der üblichen Umgebung, unserem Hauptquartier, nein nein. Um Zeit zu sparen waren wir gestern Nachmittag bis Abend noch nach Utopia geritten. Das war der nördlichste Bezirk der Menschenregion.
Daher hatte wir die Nacht in dem dortigen Quartier des Militärs verbracht. Auch Soldaten anderer Regime befanden sich dort, weshalb die ganze Anlage vollkommen überfüllt war.
,,Hauptgefreiter Levi, Unteroffizierin Ackermann, Ihre Pferde wurden schon mal vorbereitet", informierte uns ein Mauergarnisons-Mensch, welcher etwa unserem Alter entsprach.
,,Danke sehr", wendete ich mich an den Flachsblonden, ,,Wurden die Satteltaschen schon angebracht?"
In denen befanden sich nützliche Dinge wie diese seltsamen Pistolen, die Farbe abfeuerten oder Verbände. Also die Pistolen konnten natürlich keine Verbände abfeuern, das sollte selbstverständlich sein...
,,Ja, Mylady. Sie wurden auch noch mal auf den kompletten Inhalt überprüft."
,,Sehr gut. Ah, schau mal, Levi, da sind sie ja!"
Mit einem Finger zeigte ich in eine Richtung, in welcher schon unsere Rösser standen. Kaum streichelte ich Fortuna über die Mähne, fiel mir auf, dass sie etwas nervös war. Hoffentlich nicht eine negative Nervosität, ansonsten würde die Sache gleich noch viel mehr Spaß machen.
Schwungvoll zog ich mich am Sattel hoch und setzte mich mit meinem Allerwertesten auf das feste Leder. Alles war bereit, nur meine restlichen Kollegen mussten noch aufsteigen. Was auch gar nicht lange dauerte, nur etwa zehn Minuten -ganz zu meiner Überraschung. Normalerweise dauerte sowas immer lange, aber anscheinend lag es daran, dass jeder etwas angespannt war. Manche etwas mehr, manche etwas weniger.
Ganz an der Spitze war Erwin, welcher als Erster die eisernen Tore des Platzes durchquerte. Nach ihm folgten alle Soldaten in der Reihenfolge ihrer Truppen. Ich befand mich mit Levi an zweiter Front, gleich an der Spitze. In der innersten Mitte waren natürlich Erwin.
,,Viel Glück", wünschte Eren mir mit sehnsuchtsvollem Blick in den Augen. Er stand direkt neben mir auf dem Boden, da er uns heute nicht begleiten würde. Nach langem Überlegen und Streiten war die Entscheidung gefallen, dass er zu wichtig war, um verloren zu werden.
Hauptverteidiger dieser Theorie waren die drei Köpfe des Aufklärungstrupps gewesen. Also Hanji, die ihre Experimente an ihm fortführen wollte, Levi, der einfach keinen Bock hatte den Babysitter zu spielen und Erwin, der was weis ich für Gründe hatte.
,,Danke, das werden wir brauchen.", entgegnete ich ihm lächelnd, ,,Wir werden so viel Vieh mitbringen wie möglich. Versprochen."
,,Ehrlich gesagt wäre es mir lieber, wenn ihr so viele Soldaten wieder mitbringen könntet wie möglich..."
Eine Ernsthaftigkeit lag in der Stimme des jungen Erwachsenen, welche ich nun ab und zu schon gehört hatte. Mir war klar, wie wichtig ihm seine Freunde und Kammeraden waren, da er zu genüge schon von denen verloren hatte.
,,Mach dir nichts draus, ja? Beim nächsten Mal darfst du bestimmt wieder mitkommen."
,,Hoffentlich...."
Ihm war genauso klar wie mir, dass es ziemlich schlecht dafür stand, sofern es keinen triftigen Grund für seinen Aufenthalt gab.
Schnell wollte ich ihm noch etwas sagen, doch in meinem rechten Ohr -also das entgegen von dem Titanenwandler- vernahm ich die Stimme meines Ehepartner, welcher nach mir rief, ich müsse nun los.
,,Bis in ein paar Tagen dann!", rief ich dem Brünetten noch zu, während ich mit Fortuna vorantrabte in Richtung Ausgang. Neben Levi angekommen verlangsamte ich das Tempo wieder, um mit ihnen gleichauf zu sein.
,,Sterbt nicht, habt ihr das verstanden?!", schnauzte uns der Schwarzhaarige an, auch wenn es natürlich nur gut gemeint war. Das hätte man auch netter sagen können, doch das war halt nun mal seine Art. Mit in unserem Team waren Diethard, Waltraut, Sven sowie Christopher und Alina. Alles Kammeraden, mit denen ich tatsächlich relativ wenig zu tun hatte. Das lag daran, dass sie noch ziemlich neu waren und somit unter unserer Obhut standen.
Zwei von ihnen waren unter den 10 besten Kadetten gewesen, welche jedoch wusste ich nicht so genau. Eigentlich war Team Levi ja ein Haufen der 104ten doch die waren in andere Gruppen eingeteilt worden, da auch sie mehr Erfahrung hatten und somit den vielen Neuen Unterstützung leisten sollten. Manchmal waren zu viele Kadetten doch nicht ganz so gut...
Gemeinsam ritten wir durch die Hauptstraße des Bezirkes, welche gähnend leer war. Jedenfalls innen, an den Ränder standen nämlich zahlreiche Schaulustige. Einige sahen besorgt oder wütend aus, andere riefen uns etwas anfeuerndes zu. Doch was genau das war konnte ich gar nicht richtig hören, da es so laut war, allein schon durch die hunderten Hufe, welche über den gepflasterten Weg scharrten.
Schon von Weitem konnte man die Mauer erkennen, den Ein- beziehungsweise in unserem Fall Ausgang aber erst von Näherem. Als die vorderste Front dort ankam, blieb die ganze Kompanie stehen.
,,Ist was passiert?", fragte ich blauäugig nach, nur um eine raue Antwort meines Gatten zu bekommen.
,,Versuch' mal durch 'n geschlossenes Tor zu reiten."
Wieder mal eine Sache, die man sich eigentlich denken konnte, ich aber anscheinend nicht. Zum Glück dauerte das Warten jedoch nicht allzu lange, nicht, dass mich noch die große Nervosität packen würde.
Schon von Weitem hörte man, wie das schwere Tor hochgezogen wurde, einige Bürger verschwanden schnell in ihren Häusern -was auch immer das bitte bringen sollte. Von einem Schritt auf den anderen setzte sich die Truppe in Bewegung. Doch nicht im langsamen Tempo, ne ne, sondern so richtig rasant.
Bevor ich die Gesamtsituation also so richtig realisieren konnte, war ich auch schon draußen. Rosa Lichtstrahlen fielen zart über die Umgebung, welche auch uns in einen Schimmer deckten. Vor uns war alles reine Natur, bis auf die dreckige Straße, über welche wir gerade galloppierten.
,,Und? Ist das nicht phantastisch?!", rief mir Christopher begeistert zu. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie auch Levi etwas zu mir hinschielte. Anscheinend wollte auch er meine Reaktion sehen....
Begeistert blickte ich zu dem Jungen, die Augen weit aufgerissen:
,,Das ist.....exakt wie drinnen."
Der Junge blinzelte ein paar mal und bevor er so recht verarbeitete, was ich da gerade eigentlich gesagt hatte, fing auch schon der restliche Trupp an zu lachen. Levi natürlich nicht, leider konnte ich auch seine Reaktion nicht sehen, da er sich vor mir befand.
,,Ach jetzt kommen Sie schon! Spüren Sie nicht diese Freiheit?!"
,,Hm.....Sorry, Alina, irgendwie nicht. Aber gespannt bin ich trotzdem! Hoffentlich sehe ich endlich mal einen Titanen in freier Wildbahn...."
,,Wünsch' dir das lieber nicht zu früh", ermahnte mich der Hauptgefreite, ,,ansonsten kommt das noch in Erfüllung...."
,,'N schlimmer Kampf wäre nicht so nice, aber wenigstens mal einen sehen."
,,Sie hören sich ja schon an wie Abteilungsleiterin Hanji, Miss Ally!"
Wie viel Spaß und wie viel Ernsthaftigkeit da in Svens Stimme lag, konnte ich nicht wirklich ausmachen.
Mein Blick fiel nach hinten, sodass ich gerade noch sehen konnte, wie das Tor wieder geschlossen wurde. Jetzt waren wir also gefangen. Gefangen zwischen zwei Mauern gemeinsam mit Titanen, die uns fressen wollten.
Zugegebenermaßen wurde mir bei diesem Gedanken etwas mulmig, doch nicht so sehr, wie ich es vielleicht sollte. Diese riesigen Dinger hatte ich ja schon mal von nahem gesehen, aber da waren sie immer angekettet gewesen. Natürlich bis auf Eren, aber den konnte man ja nicht so richtig mitzählen.
Immer wieder tauchten vereinzelte Bäume auf, hier und da sogar kleine Wälder, doch der Großteil war einfach nur Wiese. Was Vorteile und Nachteile brachte, denn so konnte man gut sehen, ob man angegriffen wurde oder nicht. Aber wenn dem der Fall war, war das Benutzen der Ausrüstung nicht gerade gut möglich.
Doch selbst nach einer Dreiviertelstunde gab es noch keinen Grund zur Sorge, denn Farben sah man keine am Himmel.
,,Levi?"
,,Hm? Alles okay?"
,,Ich hoffe....", antwortete ich etwas verdutzt, ,,Wieso gibt es bisher eigentlich keine Signale? Tot können sie nicht sein, oder? Ich meine, wir sind ja ganz an der Spitze..."
Mit seinen leicht geschlossenen Augen und dem typisch apathischen Blick sah der Mann zu mir zur Seite. Ich war nur leicht hinter ihm.
,,Ganz unnormal an der Nordseite ist das nicht. Wenn aber bis in einer oder zwei Stunden immer noch nichts passiert ist, würde ich dich bitten mal nach vorne zu sehen."
Zwar war ich kein Botschafter -oder wie auch immer man das in so einer Situation nannte- aber doch einer der schnelleren Reiter. Das hatte vor allem dem Grund, dass ich ziemlich leicht war. Okay, eigentlich lag es an Fortuna, die einen Affenzahn drauf hatte, aber das muss ja keiner so genau wissen...
Der Wind pfiff kalt um unsere Ohren, denn das Wetter an sich war schon nicht das beste. Trübe Wolken verhingen den Himmel, doch nach Regen sah es nicht wirklich aus. Immer weiter stieg die Sonne auf, was immerhin etwas Licht spendete, sodass man seine Umgebung gut sehen konnte.
Wir durchquerten Wälder, Hügel, Felder, Wiesen und alles was dazwischen war. Eigentlich seltsam aber schon nach kürzester Zeit fing ich an es zu genießen. Klar, es war die Ruhe vor dem Sturm, aber allein schon das Wissen, dass es hier deutlich weniger Titanen gab, verbesserte die Lage ungemein.
,,Ally!"
,,Verstanden!"
Mehr brauchte Levi nicht zu sagen, damit ich meinen Befehl verstand. Mit einem kurzen Schnalzen mit der Zunge und Hineindrücken der Unterschenkel in die Flanken gab ich meinem Pferd die Anordnung schneller zu werden.
Das brauchte ich der Stute nicht zwei Mal sagen, schon preschte sie los. Innerhalb weniger Minuten waren meine Kameraden nur noch kleine Punkte am Horizont, welche letztendlich komplett verschwanden. Die Bäume links und rechts zogen förmlich an mir vorbei, die Luft wurde noch kälter und schärfer.
,,Komm schon!", feuerte ich die Stute unter mir weiter an, was eigentlich vollkommen überflüssig war, denn wenn sie jetzt noch schneller werden würde, würde es mich wohl aus dem Sattel hauen. Obwohl ich in dem eh nicht mehr saß, denn im schnellen Galopp erhob man sich aus dem Sattel, beugte sich nach vorne und lehnte sich mit seinen Armen beziehungsweise Händen auf dem Hals des Pferdes ab.
Natürlich machte ich das gerade, denn dadurch konnte das Pferd so schnell wie möglich rennen. Fast genau so schnell wie meine Gruppe verschwand, so schnell erschien auch schon eine Truppe wieder vor mir. Exakt die Leute, die ich antreffen wollte.
,,EEEEYYY!!", machte ich auf mich aufmerksam, als ich mich ihnen näherte -schließlich sollte sich ja keiner erschrecken. Die einzige Person, die ich in diesem Trupp kannte, war Mike, der der Anführer war. Etwas verlagerte ich mein Gewicht in den Bügel der linken Hälfte, genug, dass Fortuna in diese Richtung lief.
Nicht allzu stark, aber so sehr, dass ich mich neben der Gruppe in die Reihe einordnen konnte. Ich platzierte mich ganz vorne, direkt neben dem Blonden.
,,Ist was passiert, Ally?!"
Man konnte die Besorgnis in seinen Augen sehen, doch die war vollkommen unbegründet.
,,Ja eben nicht, das ist ja das seltsame. Haben wir irgendein Rauchsignal oder so verpasst?"
,,Euch ist es also auch aufgefallen...."
Verzweifelt zog ich meine Augenbrauen zusammen.
,,Hast du eine Ahnung woran das liegen könnte? Ist das normal?!"
Doch anstatt dem Größten antwortete jemand hinter mir, welchen ich erst jetzt als Nanaba ausmachen konnte:
,,Nein, das ist alles andere als normal. Entweder es befinden sich wirklich so gut wie keine Titanen mehr im Norden...oder wir rennen geradewegs in eine Horde hinein..."
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Da bin ich auch schon wieder! Pünktlich am 2. April :D Leider war der sogenannte "Schreibmarathon" mehr ein Spaziergang, aber dabei bewegt man sich ja auch voran.
🛎Kurz gesagt: Ab jetzt kommen wieder DIENSTAGS und FREITAGS neue Kapitel!🛎
Ich hoffe, dass nicht allzu viele seltsame Fehler in diesem Chapter sind, da es das erste ist, das ich jemals am PC geschrieben habe... Normalerweise tippe ich immer mit meinen Daumen auf'm Handy rum😂
Wie dem auch sei, ich hoffe ihr seid alle wohlauf, keiner hat die Pest des Jahres bekommen und wir lesen uns dann am Dienstag wieder! Bis dahin wünsche ich euch ein frohes Osterfest.
LG, eure Kaori :* 💖
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