Kapitel 319 "Home"
~Ally POV~
Ganze zwei Stunden waren vergangen, in denen Levi mir ausführlich nicht nur von seiner Vergangenheit, sondern auch von seinen Beweggründen erzählt hatte. Währenddessen gab ich keinen Mucks von mir, sondern hörte einfach nur aufmerksam zu.
Kaum beendete er seinen letzten Satz, sah der Schwarzhaarige so betroffen zu Boden, wie ich es wohl noch nie an ihm gesehen hatte.
Sekunden der Stille traten ein, in welchen mein Hirn vermutlich gerade versuchte eine reife Leistung des Verstehens zu erbringen. Ohne es aufhalten zu können begann ich plötzlich zu lachen.
Laut und herzhaft, doch ohne Freude oder Belustigung. Verwirrt hob mein Mann seinen Kopf und sah mich völlig perplex an.
,,Was... hast du denn, Ally?"
,,HAHA! Ist das nicht vollkommen bescheuert?"
,,Uhm, ich glaube, ich kann nicht ganz folgen..."
Mit mehr Mühe als Not hörte ich mit meinem Gegacker auf, sondern sah den Größeren verzweifelt grinsend an.
,,Blickst du die Ironie gar nicht? Wir hätten uns die ganze Scheiße sparen können, hättest du mir einfach von Anfang an die Wahrheit gesagt. Keine Lügen, kein sonst was."
Offensichtlich benötigte der Herr weitere Erläuterungen, denn er sah noch immer nicht so aus, am würde er verstehen.
,,Seit meiner Kindheit an war mein einziges Ziel im Leben Kinder zu gebären, ansonsten hatte ich nur noch das Dorf zu beschützen. Komisch, oder? Ich dachte eigentlich, durch den Tod meines damaligen Verlobten nie wieder diese Aufgabe zu bekommen... Aber wärst du einfach nur auf mich zugegangen und hättest es mir ehrlich gesagt... Ich hätte zugestimmt."
In Verwirrung weitete Levi seine Augen und sah mich immer noch ganz perplex an:
,,Das... hättest du?"
,,Aber ja doch", zuckte ich gleichgültig mit den Schultern, ,,Schließlich hatte ich mich ja schon lange mit diesem Schicksal abgefunden. Es hätte mir also nichts ausgemacht."
,,...Es tut mir leid...", flüsterte der Schwarzhaarige betrübt, die Augen gen Boden gerichtet.
,,Ich weiß. Jetzt sollte ich dich hassen, oder? Aber ganz ehrlich: Ich tu's nicht. Keine Ahnung warum, aber ich kann es einfach nicht. Ob es daran liegt, dass ich dich liebe oder dass ich meinen Ackerbond zu dir abgeschlossen habe, weiß ich nicht. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich das überhaupt wissen möchte..."
Er entgegnete nichts, was ich durchaus verstand. An seiner Stelle hätte ich keinerlei Ahnung gehabt, was ich hätte sagen sollen.
Zu meiner Überraschung war es im Endeffekt dann aber doch mein Partner, der die etwas zu lange anhaltende Stille durchbrach:
,,Lass uns zurückgehen. Und bevor du jetzt irgendwas sagst: Ich weiß, dass du dagegen bist und das möchte ich auch respektieren. Aber ich kann den Aufklärungstrupp einfach nicht zurücklassen, verstehst du? Deswegen hab ich mir was überlegt, ob du damit einverstanden sein wirst, weiß ich nicht..."
Zustimmend nickte ich.
,,In Ordnung. Schieß los."
,,Wie wäre es, wenn wir ganz normal in den Dienst zurückkehren? Und falls ich tatsächlich nicht mehr in der Lage seien sollte, meine Kräfte so zurückzuholen, dass ich wieder auf meinem alten Stand bin, werde ich den Status eines Hauptgefreiten abgeben. Meine Idee ist, dass ich dann als Ausbilder in einem Trainingslager arbeiten würde, dadurch wären dann wenigstens meine Erfahrungen und Können noch von nutzen. Was du dann machst, überlasse ich vollkommen Dir allein."
Schon öffnete ich den Mund um zu protestieren, schloss ihn aber sogleich wieder. Warum eigentlich nicht?
,,In Ordnung.", nickte ich verständnisvoll, ,,Das klingt jedenfalls mal nach einer passablen Lösung."
,,Gut..."
Mit den Händen auf den Knien erhob ich mich von dem Sofa und ging ein paar Schritte. Doch wie ihr schon heraushören könnt blieb ich gleich wieder stehen, um meinen Kopf nach hinten zu meinem Mann zu drehen, da dieser mich plötzlich ansprach.
,,Hast du keine Fragen?"
,,Hm?", legte ich den Kopf schräg.
,,Na wegen dem, was ich Dir gerade erzählt habe. Hast du keine Fragen?"
,,Nein. Also an sich schon, aber ich muss jetzt erst mal das verdauen, was du mir da gerade gesagt hast. Keine Sorge, der Fragenhagel kommt schon noch -vermutlich früh genug. Und du?"
,,Wieso ich?"
,,Hast du keine Fragen?"
,,Ähm... nein. Für's Erste jedenfalls nicht."
Erneut nickte ich und setzte meinen Weg fort bis ich auf der recht großen Parkettfläche des Essraumes oder auch Wohnzimmers stehen blieb.
,,Aufstehen", orderte ich befehlerisch, die Arme in die Seiten gestemmt. Der Herr schien nicht zu verstehen warum, denn er zögerte etwas mit seiner Bewegung. Tat es im Endeffekt aber doch noch.
,,Leg dich auf den Boden. Mit den Bauch nach unten."
,,Sorry, ich versteh nicht was du willst?"
Leicht genervt verdrehte ich die Augen, antwortete aber dennoch mit ruhiger Stimme:
,,Du sollst Liegestützen machen. Mit mir drauf. Weil ich mir ziemlich sicher bin, dass du das alte Training vom Aufklärungstrupp ›so‹ nicht hinbekommst."
,,Also-! Urgh... widersprechen hilft nichts, oder?"
,,Nö!", erwiderte ich sogar mit einem Lächeln auf den Lippen.
,,Tch, eigentlich war das ja mal andersrum...."
*
Acht Tage später war es dann soweit. All unsere Sachen waren gepackt und seit dem vorigen Tag auf Reise zurück ins Hauptquartier. Am frühen Dienstagmorgen sattelten wir also unsere Pferde und ritten gerade bei Sonnenaufgang los. Schließlich waren wir ja mehrere Stunden unterwegs, da war etwas zu viel Zeit nicht gerade schädlich.
Und tatsächlich brauchten wir die dann auch, denn bis wir endlich ankamen war es auch schon später Nachmittag. Also der Sonne nach, nicht dem Uhrzeiger.
Denn es handelte sich eher um den frühen Abend, denn kaum hatten wir unsere Pferde abgesattelt und auf die Koppel gestellt hatten, fiel uns auf, dass keine Sau da war.
,,Wo sind die denn bitte allesamt hin verschwunden?", fragte ich meinen Partner und mich selbst.
,,Abendessen. Also, denke ich mal."
,,Oh, stimmt.... würde Sinn machen."
Gemeinsam überquerten wir also den Weg zum Hauptgebäude und ich war diejenige, die die Konversation weiterführte:
,,Da fällt mir was ein!"
,,Was?", kam die grammatikalisch schwere Antwort.
,,Dann können wir noch mitessen! Ich weiß ja nicht wie's dir geht, aber da wir seit heute morgen nichts mehr gefuttert haben hab ich echt Hunger. Du?"
Belanglos zuckte der Schwarzhaarige mit seinen Schultern ohne mich dabei anzusehen. Da wir uns schon auf dem Ritt ziemlich ordentlich unterhalten hatten war sein Sozialbalken wohl gerade am abfackeln, so sehr war der überzogen.
Deswegen nahm ich das meinem Ehemann auch gar nicht übel -tat ich allgemein selten. Wenn es so für ihn angenehmer war, dann war es halt so. Kann ich ja nix dran ändern.
Zwar liefen wir nebeneinander, doch ich griff als Erste nach dem Türknauf einer Nebentüre und zog diese leicht ächzend auf. Höflicher Weise blieb ich stehen und wartete bis der Größere in das Gebäude eingetreten war, nur um ihm dann zu folgen.
,,Mann, ist das lange her, dass wir hier waren", seufzte ich fast schon, während ich mich streckte und genussvoll den altbekannten Duft der Flure einatmete.
,,Mhm."
Okay, aus dem bekam ich heute nichts mehr raus. Das konnte ich also schon mal knicken.
,,Sollen wir uns erst umziehen?"
,,Ich dachte, du hättest so einen großen Hunger", kam die foppende Antwort. Mit schräg gelegtem Kopf und nach links oben -ich lief rechts von dem Herrn- gezogene Lippe sah ich Levi an.
Mehr brauchte ich nicht zu machen, denn mit einem kleinen Lächeln auf dem Mund schüttelte der Veteran seinen Kopf.
,,Komm, Ally. Lass einfach reinstürmen, wir werden so oder so angegafft werden."
,,Auch wieder wahr...."
Sonderlich weit war es nicht, etwa drei Minuten nur bis wir vor den Flügeltüren des großen Speisesaals ankamen. Für das HQ war das tatsächlich eine ziemlich kurze Strecke, manchmal musste man ganze fünfzehn Minuten laufen, um vom einen Ende zum anderen zu gelangen.
Lautes Gelächter und Stimmen im Allgemeinen drangen zu uns durch das Holz hindurch. Dieses Mal war es Levi, der Türe einen Spalt breit aufmachte -so einen dramatischen Auftritt brauchten wir ja mal wirklich nicht- und wir gemeinsam in die Halle eintraten.
Natürlich starrten uns so einige Soldaten an, doch die ignorierten wir uns stapften direkt auf den langen Tisch der Veteranen zu. Doch diese beachteten uns ziemlich lange erst gar nicht, denn sie schienen ziemlich tief in eine Diskussion vertieft zu sein. Das konnte man auch daran festmachen, da kein einziger von ihnen das Essen angerührt hatte, welche direkt vor ihrer Nase -oder eher unter ihrer Nase- standen.
Moblit schien der Erste zu sein, der uns entdeckte, denn dieser weitete plötzlich seine Augen und wank uns mit fröhlich lächelndem Gesicht zu. Ich zu meinem Teil erwiderte beide Gesten nicht ganz so heftig.
Natürlich bemerkte Hanji, welche wie immer neben dem Dunkelblonden saß, was er tat, weshalb sie erst ihn verwirrt ansah und dann ihren Kopf zu uns drehte.
Just in dem Moment waren wir fast angekommen, weshalb die Brünette aufsprang und vollkommen übermütig auf uns zugeraunt kam. Wie ihr euch vermutlich schon denken könnt sprang sie uns beiden um den Hals -erst mir, dann meinem Ehemann.
,,Da seid ihr ja endlich! Wir haben euch schon alle ganz furchtbar vermisst!", brüllte die Wissenschaftlerin neben meinem Ohr, da sie ihre Arme noch um meinen Rücken geschlungen hatte. Vorsichtig erwiderte ich die Umarmung und drückte sie an sich.
,,Können wir nur zurückgeben."
,,Sicher?"
,,Levi!!", schimpfte ich sofort, bekam aber nur ein schnelles Zucken mit dem Mundwinkel.
Auch der Größere wurde nun von Hanji in den Arm genommen, doch dieser stand einfach nur so da und lies es über sich ergehen, ohne dabei irgendwas zu machen.
,,Lange nicht gesehen", sagte Mike, welcher rechts von Erwin saß, neben dem wiederum meine blonde Cousine Kara hockte. Etwas zu eng saßen sie beieinander -meinem Geschmack nach.
Also ergriff ich die Initiative, stellte mich hinter die Beiden und schob Kara ganz weit nach links, um mich zwischen sie rein zu drücken. Das Gleiche tat dann auch Levi noch, welcher sich zwischen Erwin und mich platzierte. Somit war also Kara links von mir, Levi rechts, neben dem Erwin, sowie eins weiter Mike.
,,Hey!", entrüstete sich die Ackermann sofort.
,,Zum flirten ist nachher auch noch Zeit."
Gerade wollte die junge Frau widersprechen, weshalb ich ihren unachtsamen Moment nutzte, um ihr das Tablett mit dem unberührten Futter unter der Nase wegzuziehen.
Noch bevor sie es sich wieder zurückholen konnte, schob ich schon die erste Gabel des Kartoffel-irgendwas in meinen Schlund. Von Püree möchte an der Stelle mal nicht reden.
,,Gute Idee...", murmelte Levi neben und tat genau das Gleiche, nur bei Erwin. Der checkte erst mal gar nix, holte sich dann aber das von Mike, der es wiederum von Nanaba schnorrte, die direkt gegenüber von ihm saß. Natürlich hatte die genauso Futterneid und zog Moblit seines weg, der wiederum zu ihrer Rechten saß.
Ganz gespannt wartete Hanji darauf, dass er ihr Essen klauen würde, doch so weit kam es nicht, denn der Vernünftige stand einfach seufzend auf, damit er zwei neue Tabletts aus der Küche holen konnte. Hanjis enttäuschten Blick hättet ihr wirklich sehen müssen -wie ein trauriger Hund, der dachte, dass man gerade den Ball geworfen hätte, ihn aber nicht aus der Hand gelassen hatte.
,,Über was habt ihr euch denn eigentlich bis gerade eben so heftig unterhalten?", fragte ich gleich mal nach und es war Erwin, der antwortete.
,,Es ging um die anstehende Expedition."
,,Expedition?", wiederholte mein Ehemann fragend.
Bejahend nickte der Kommandant.
,,Sie soll in etwa drei Monaten stattfinden, daher müssen wir jetzt mir der Planung anfangen."
,,Das ist doch mit dem Wetter beschissen", stellte der Kleinste der Runde fest. Doch ich verstand nicht so richtig, was er damit denn bitte meinte.
,,Hm? Was hat das damit denn zu tun?"
,,Bei Schnee und ähnlichem können 3D Manöver leichter klemmen, deswegen verlassen wir normalerweise nie die Mauern im Winter", antwortete Mike mir freundlicherweise.
,,Aus der Industriestadt kam etwas Neues", fuhr Erwin sachlich fort, ,,Es soll ein spezielles Öl sein, das extra winterfest ist. Daher wurde die Idee in den Raum geworfen worden, ob wir nicht öfters rausgehen sollten. Nachher ist eine Besprechung geplant, wenn du möchtest, kannst du mitkommen, Ally."
,,Dann lernst du endlich auch mal was", murmelte Levi neben mir. Etwas zwischen wütend und verspielt boxte ich dem Schwarzhaarigen mitten in die Seite.
,,Halt die Klappe, Idiot!"
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Kennt ihr das? Es ist MONATElang NICHTS los in eurem Leben und dann kommt alles gleichzeitig?
The story of my life, my young padawan😫😂
Immerhin habe ich noch heute hochgeladen! Wäre ja nicht so, als hätte ich es fast ausfallen lassen... nur FAST!!!
LG, eure Kaori :*💖
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