Kapitel 300 "Let love conquer your mind [Special]"
Hallo, alle zusammen!
Heute melde ich mich mal vor dem Kapitel, denn dieses wird mit einem Gedicht abgeschlossen, daher hätte da mein Geplapper danach nicht so sonderlich gut hingepasst....
WICHTIG!
🚨DIES IST NICHT DAS LETZTE KAPITEL🚨
Natürlich könnt ihr euch wann immer ihr wollt euch das Ende irgendwo passendes hinsetzen, ich fessele euch ja schließlich nicht an diese Geschichte dran. Wäre auch etwas komisch, oder?
Jedenfalls hat sich das versprochene ›wer würde eher?‹ von Kapitel 100 auf Kapitel 300 verlegt😂
Mit dem geplanten Webmanga für diese Geschichte geht es übrigens voran, fast das komplette Storyboard für die ersten paar Kapitel steht😌 An meinen Zeichenkünsten und Charakterdesigns muss ich noch ziemlich arbeiten....
Zur Info: Ja, das Bild da oben hab ich selber gezeichnet, ohne Vorlage (send help). Obwohl ich sagen würde, dass seit meiner letzten Zeichnung, die ich auf Watty hochgeladen habe, sich der Stil/Proportionen etc deutlich verbessert haben, bin ich mit den beiden Herrschaften überhaupt nicht zufrieden😬🥴 Sie sehen etwas.... naja aus😂
Ein Grund mehr weiter fleißig zu sein!💪
Kleiner FunFact: Für dieses Kapitel habe ich über ein halbes Jahr zum Schreiben gebraucht, weshalb es auch fast 20.000 Wörter hat. Also quasi 10(+) Kapitel in einem😳
Mein Versprechen, etwas zum Ende dieser Geschichte zu sagen, halte ich natürlich. Wer überhaupt nichts davon wissen will-alias gespoilert werden-, muss einfach nur den nächsten Absatz überspringen. Vermutlich habe ich dieses Zitat schon mal gebracht, es stammt übrigens tatsächlich von John Lennon -wusste ich gar nicht😂🤔:
Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende
Viel Spaß beim Lesen wünscht euch eure Kaori :*🥰😇💖
~Ally POV~
,,Glaubst du, wir haben alles dabei?"
,,Ally, unsere Wohnung ist komplett leer. Wir haben alles mitgenommen."
Gerade standen mein in etwa 24 Stunden zukünftiger Ehemann und ich in unserem Appartement. Tatsächlich befanden sich nun nur noch die Möbel in der Behausung, alles andere war verpackt und weggebracht worden.
Selbstverständlich zogen wir nicht für immer aus. Jedenfalls war das das, was ich Levi gesagt hatte.
Denn nach unserer Hochzeit würden wir auf's Land ziehen und dort für einige Zeit bleiben. Wenn es sein musste auch für immer, diese Entscheidung stand aber noch offen.
Mein Blick glitt über unser Schlafzimmer, welches nicht mal mehr einen Bettüberzug hatte.
,,Bis auf das Klopapier."
,,Bis auf das Klopapier. Aber das einzustecken wäre fast schon peinlich."
,,Es fühlt sich so seltsam an.... alles ist so.... leer."
,,Ach was", erklang es sarkastisch neben mir, bis sich eine Hand an meine Seite legte und ich meinen Kopf nach rechts oben drehte.
Bevor ich richtig reagieren konnte, bekam ich auch schon einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
,,Bereit?"
,,Blöde Frage. Natürlich nicht. Aber die Anderen warten schon, wäre unhöflich sich noch länger Zeit zu nehmen."
Warm lächelte der Mann mich an.
,,Wir haben alle Zeit der Welt, Süße."
,,Nenn mich bloß nicht so. Komm, der Abschied wird nicht besser."
Damit nahm ich also meinen Gehstock, welcher bis gerade eben an der Matratze gelehnt hatte. Misstrauisch sah mich der Schwarz-weißhaarige an.
,,Glaubst du, das wird bis morgen wieder in Ordnung sein?"
,,Natürlich. Ich lauf' doch so nicht zum Altar hoch!", lachte ich auf, woraufhin auch mein noch-Verlobter sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.
,,Wäre aber mal anders."
Ein letztes Mal sahen wir uns noch mal unsere Wohnung an. Wobei wir uns es natürlich nicht nehmen ließen, kurz ein paar Erinnerungen anzusprechen. Ich konnte nicht sagen warum, aber der Abschied fiel mir schwer.
Gemeinsam verließen wir dann also das Appartement und steckten den Schlüssel von außen in das Schloss. Fast schon wie in einem Hotel, in dem man für einige Zeit genächtigt hatte.
Genau dorthin sollte es nun auch gehen. Für diese und die nächste Nacht hatten wir eine Anlage gebucht, in welcher die ganze Festivität stattfinden sollte.
Dies war ein Gebäudekomplex, welcher aus einem umgebauten Restaurant, einem Hotel und weiteren Räumlichkeiten bestand. Dort sollte dann die Party steigen, nachdem wir in der Kirche gewesen waren.
Hand in Hand liefen wir die Gänge entlang, so natürlich auch die Treppen hinunter bis ins Erdgeschoss. Kaum taten wir dies, fühlte es sich für mich nicht mehr so normal und unbedeutend an wie sonst.
,,Fang bloß nicht an zu heulen", sagte Levi nicht mal unfreundlich, welcher meine Gemütslage offensichtlich bemerkte.
,,Hab ich nicht vor."
Wie ein Gentleman öffnete der Mann die große Tür des Hintereingangs und wir begaben uns zu dem von uns Soldaten ernannten Putzplatz. Eigentlich war das ja ein normaler, gepflasterter Hof, aber wen interessierte das schon.
Fast alle Leute, die kamen waren dort schon versammelt und sattelten, trensten und putzten ihre Pferde. Natürlich hatten wir nicht den ganzen Aufklärungstrupp eingeladen, doch Erwin hatte uns dringend eingeschärft, für mehr Leute den Platz einzurechnen, da bestimmt noch welche ohne Erlaubnis kommen würden.
Die Stimmung war grandios, alles quatschte und lachte. Während die Anderen sich noch um ihre Rösser kümmerten, standen unsere beiden schon bereits an einem Ring an einem Stall angebunden.
Tahir und die kleine Schwester des verstorbenen Uwe -ich hatte ihren Namen nie erfahren- hatten sich dazu bereitgestellt, dies für uns zu übernehmen. Was im Nachhinein vielleicht nicht die intelligenteste Idee gewesen war.
Nun gut, so schlimm war es meiner Meinung nach auch nicht. Meiner Meinung halt....
,,Um Himmels Willen, mussten die denn so übertreiben?", rutschte es dem Soldaten neben mir heraus, als wir unsere tierischen Begleiter betrachteten.
Diese hatten zwar ihre ganz normalen Sättel an -konnte man ja auch nicht wechseln-, waren dafür aber ziemlich aufgebrezelt. Ihr Fell glänzte förmlich, schimmerte seiden im Licht und ihre Mähnen sowie Schweif waren geflochten worden. Natürlich mit schönen Bändern drinnen.
Auch ihr Zaumzeugs hatten etwas abbekommen. Fortuna hatte anstatt eines normalen Stirnriemens eine Art Kette bekommen, an welcher fast durchsichtige, leicht dunkle Perlen die etwas aussahen wie ein Tropfen sie nach unten zogen. Natürlich hingen da noch mehr Perlen und ähnliches dran.
Auroras Trense und co. sah auch anders aus als alles andere. Ihr Nasenstück sowie Stirnriemen führten nach vorne zur Mitte zwischen Nase und Stirn zusammen. Dies war dann geschmückt -und hielt die vier Streifen auch zusammen- mit einem Abzeichen, das auf Leder -auch in schwarz- mit Eisen darauf angebracht war. Die Form davon erinnerte mich irgendwie an einen Baum. Selbstverständlich waren auch die anderen Riemchen mit Steinen besetzt.
Was aber beide gemeinsam hatten, war, dass hinter ihren linken Ohren große, weiße Federn angebracht worden waren.
Während ich also staunend vor den beiden Stuten stand, wirkte Levi nicht so begeistert.
,,Man kann auch echt übertreiben..."
,,Sie haben sich aber wahnsinnig viel Mühe gegeben!", erklang es plötzlich von Berthold neben uns, ,,Tatsächlich sind sie heute schon um fünf Uhr morgens aufgestanden und haben bis vor etwa zehn Minuten die Tiere in Form gehalten."
Witziger Weise sahen Aurora und Fortuna ziemlich stolz aus. So, als würden sie wissen, dass sie gleich ein zukünftiges Ehepaar auf ihre Reise begleiten.
Da uns einige Leute zum ersten Mal an dem Tag sahen, mussten wir selbstverständlich genauso oft ›Hallo‹ sagen. Aber auch das konnten wir erfolgreich meistern, sodass wir nach mehr als einer halben Stunde endlich auf unseren Rössern saßen und gen innere Mauer ritten.
Eigentlich war der Plan gewesen -oder wohl eher Hanjis Plan-, dass wir, das Brautpaar, voranritten, doch im Endeffekt wollte sich dauernd jemand mit uns unterhalten, was dazu führte, dass wir inmitten der Kolonne waren.
Selbstverständlich trugen wir zwei keine Uniform, wäre ja nicht so sonderlich passend gewesen. Ich war dazu gezwungen worden schon jetzt ein Kleid anzuziehen -natürlich nicht das von morgen- und Levi hatte man in seinen schwarzen Anzug gezwängt. Mit Krawatte selbstverständlich.
Aufgrund meiner Kleidung konnte ich natürlich nicht normal auf dem Sattel sitzen, sondern musste mich mit dem Damensitz begnügen. Wie ich ihn schon immer gehasst hatte.
Ständig krampfte ich mich in die Mähne der armen Fortuna oder nahm den Mariahilfsriemen, da man das Gefühl hatte, man würde eiskalt runterrutschen.
Aber was tat man denn nicht alles für Ästhetik.
Stunden des Reitens standen uns bevor, denn wir mussten erstmal zum nächst besten Bezirk gelangen, den Mittags bei größtem Auflauf durchqueren, dann durch halb Mauer Sina latschen und anschließend alles organisieren.
Klingt nach Stress? Ist es auch.
Immerhin hatten sich schon die Veteranen dazu verpflichtet, alles Organisatorische zu übernehmen. Wir schätzten, dass wir etwa gegen sechs Uhr abends ankommen würden, taten wir aber nicht.
Im Endeffekt hatte alles um einiges länger gedauert, sodass wir über eine Stunde Verspätung hatten. Na ganz toll. Lag halt eben daran, dass wir gemütlich zu dem Punkt hinpendelten und nicht wie sonst über die Felder hetzen konnten.
Für viele war dies das erste Mal, dass sie die innerste Mauer betraten, dementsprechend groß war die Überraschung. Offene Münder konnte man gar nicht übersehe, so zahlreich waren diese.
,,Wow! Echt schön hier!", hörte ich John von hinten sagen, auch seine Kumpels stimmten ihm offensichtlich zu.
Gerade betrachtete ich das Gemäuer, als plötzlich eine Stimme relativ leise in mein Ohr sprach:
,,Hier wird Levi dich so richtig hart ficken."
Vollkommen erschrocken und perplex wirbelte ich herum, um dann mit knallrotem Kopf laut auszurufen.
,,Ymir! Was zum Teufel?!"
Breit grinsend sah die Brünette zu mir herab.
,,Was denn? Ist doch so. Schließlich wirst du hier deine Ho-"
Weiter lies ich sie nicht kommen, denn sofort schnitt ich ihr wütend das Wort ab.
,,Halt den Rand und geh endlich rein! Verdammte Teenager...."
,,Oh oh, ist da etwa jemand ner-"
Und schon wieder konnte die mit den Sommersprossen nicht ausreden, denn sie wurde von Christa grob am Arm gepackt und mitgezogen. So ein kleiner Engel!
Peinlich berührt schüttelte ich meinen Kopf, während ich den beiden Mädels nachsah. Die Eine wehrte sich standhaft, während die Andere ihr wohl im Gehen eine Standpauke hielt.
,,Alles in Ordnung?"
,,Ja, alles bestens, Connie, danke."
Musste gerade echt jeder mich anquatschen?
Nun gut, offensichtlich reagierte ich innerlich etwas heftig. War aber auch verständlich, schließlich stand meine Hochzeit wortwörtlich kurz vor der Tür.
Um mich also von solchen Gedanken abzulenken, entschloss ich mich zu meinem persönlichen Beruhigungsmittel zu begeben.
Dieses stand gerade etwas verzweifelt an einer der Kutschen, offensichtlich bekam es nichts zum Tragen -quasi als Service- und war somit irgendwie etwas fehlplatziert. Mit einem leichten Grinsen auf den Lippen ging ich auf es zu.
,,Na?"
,,Hey."
,,Lange nicht gesehen."
,,Viel zu lange. Wie geht's?"
,,Ganz gut. Dir?"
,,Auch. Und den Kindern?"
,,Och, sind recht frech. Die Älteste kommt nächstes Jahr in die Schule."
,,Aha. Weißt du was?"
,,Was?"
,,Wir sind echt beknackt!"
Jetzt konnte ich einfach nicht mehr anders als loszukichern. Levi hingegen schmunzelte nur etwas und sah mich amüsiert an.
,,Aber immerhin sind wir zu zweit."
,,Haha, ja. Bist du dir mit morgen wirklich sicher?", fragte ich ihn leicht neckisch.
,,Absolut."
Da ich wusste, dass er es vollkommen ernst meinte, sagte er es mit einem leichten ironischen Unterton. Auffallend unauffällig zwinkerte ich ihm zu.
,,Eeeeeeyy!", ertönte es plötzlich von einer hyperaktiven Hanji, welche gerade mit ausgestrecktem Arm winkend aus dem Hause gerannt kam.
Unisono drehten mein Partner und ich uns um.
,,Es ist jetzt alles abgeklärt! Wir haben die Schlüssel, deswegen können wir reingehen. Oh, übrigens, Moblit, Reiner, Emma und Connie helfen uns bei der Zimmerverteilung."
,,Stand die nicht schon fest?", sagte der Schwarzhaarige mit zusammengekniffenen Augenbrauen, wodurch sich seine Stirn kraus zog.
,,Ja, aber man muss auch darauf achten, dass keiner falsch landet oder den falschen Schlüssel bekommt. Ansonsten gibt es ja ein riesiges Chaos. Wie dem auch sei, kommt mit!"
Völlig geladen mit positiver Energie packte uns die Wissenschaftler am Handgelenk und zog uns fröhlich hüpfend hinein. Tatsächlich hatten genannte Vier Platz an einem Tisch genommen, vor dem sich die ganzen Gäste mit ihrem Gepäck tummelten.
,,Keine Sorge, ihr müsst euch nicht anstellen.", sprach die Brünette sogleich meinen -und schätzungsweise auch Levis- Gedanken aus, ,,Das übernehmen eure Zimmergenossen."
,,Unsere WAS?!"
Völlig entgeistert sah mein zukünftiger Ehemann zu der Zoé, welche ihn selbstverständlich ansah.
,,Aber klar doch. Den für euer 'richtiges' Zimmer bekommt ihr erst morgen. Und damit ihr nicht irgendwelche Traditionen zu früh vollzieht, muss jemand auf euch aufpassen."
,,Oh Gott, Hanji... ich hasse dich...."
Ich hingegen blieb mal peinlich berührt still.
,,Und mit wem teilen wir dann unsere Zimmer?", sprach ich dann doch.
,,Du, Ally, bist mit Mikasa und Christa zusammen. Wir dachten, es wäre toll für dich, wenn du mit deinen engsten Freundinnen den Abend verbringen könntest."
,,Wohl eher ›du‹ dachtest..."
Kurzerhand überging die Erwachsene den Mann.
,,Und für unseren Shorty haben wir natürlich auch jemanden speziellen ausgewählt."
Allein schon an ihrem Grinsen konnte man sagen, dass dies nichts gutes bedeuten konnte.
,,Sag bitte nicht...-"
,,Keine Sorge, viel besser. Du wirst dein Zimmer mit Eren teilen!"
WAMS. Das saß. Vollkommen entgeistert riss der zukünftige Ackermann seine Augen auf und ich konnte mir nur schwerlich ein Lachen verkneifen.
,,Du verarschst mich gerade doch, oder?"
,,Nein! Das würde ich niemals tun!"
Gerade sah Levi erleichtert aus, da er dies für einen Scherz hielt, als plötzlich besagter Jäger vor ihm stand und den Schlüssel zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her baumeln lies.
Ohne auch nur ein Wort zu sagen, seufzte der Hauptgefreite schwer.
,,Wenn du mir auch nur ansatzweise auf die Nerven gehst schmeiß' ich dich mit dem Kopf voran in den Güllehaufen."
,,Hab schon verstanden!"
Genervt verdrehte der Hauptgefreite seine Augen und folgte dem jungen Brünetten. Selbstverständlich konnte auch ich mir kein Grinsen verkneifen, doch bevor ich in meine Gedanken driften konnte, hackten sich auch schon zwei Menschen in meinen Ellenbogen ein.
,,Komm mit! Es gibt jeden gleich Essen", fing Mikasa zu meiner Rechten an.
,,Und wie zwei leisten dir Kameradschaft. Damit du nicht am Tag vor deiner Hochzeit alleine bist", fügte Christa breit grinsend hinzu.
,,Das Gepäck bringen wir nachher auf unser Zimmer."
Irgendwie konnte ich gar nicht richtig reagieren, außer einen Mundwinkel mit einem verwirrten ,,Ehe" nach oben zu ziehen und dabei die Augenbrauen aufeinander zuzubewegen. Recht unfreiwillig wurde ich also von den beiden Mädels abgeschleppt, die irgendwoher wussten wo wir hin mussten.
Überraschender Weise hielten sich dort schon ziemlich viele Leute auf und ich fragte mich, wie schnell die bitte gewesen waren. Noch während ich mich also umsah nahmen mich meine beiden Freundinnen zu einer der langen Bänke mit und setzten mich in ihre Mitte.
Exakt gegenüber von mir hockte sich Kara hin und wollte gerade etwas sagen, als sich auch Hanji hinpflanzte, wobei sie unauffällig die Blonde mit ihrem Becken wegdrückte.
,,Hey, Ally! Na, was hälst du von dem Raum?"
,,Raum ist ja mal untertrieben. Saal trifft es wohl eher."
Auffallend unauffällig schubste nun meine Cousine die Brünette auf die gleiche Weise weg wie sie selbst auch beseitigt worden war -im wahrsten Sinne des Wortes.
,,Aber was denkst du jetzt darüber? Schließlich findet hier morgen Abend die Fete statt."
,,Er ist toll. Ganz ehrlich, den habt ihr super rausgesucht. Der Platz reicht bestimmt, er sieht jetzt schon ziemlich heimelig aus und stinkt nicht."
Ich verstand gar nicht was ich falsch gesagt hatte, als die Beiden plötzlich anfingen zu gackern. Verwirrt zog ich eine Augenbraue nach oben.
,,Was habt ihr denn jetzt schon wieder?"
,,Haha!"
,,Hauptsache es stinkt nicht! Hahaha!!"
Kurz brauchte ich, bis ich verständnislos grinsend den Kopf schüttelte.
,,Ist doch so. Es gibt nichts schlimmeres, als für mehrere Stunden in einem müffenden Kabuff zu hocken."
Eigentlich wollte ich schon weiterreden, als plötzlich Nanaba sowie Connie zu uns kamen und jedem von uns ein schön hergerichtetes Tablett vor die Nase setzten. Besonders bei meinem hatten sie sich echt Mühe gegeben.
,,Hier kommt der Lieferservice~", sagte die kleinere Blonde in einem Singsang und stellte das Ding mit einer ausholenden Geste vor mich auf den Tisch.
,,Wow, vielen Dank! Das wäre echt nicht nötig gewesen, schließlich kann ich ja laufen."
,,Noch."
Natürlich hatte das von Hanji kommen müssen. Während ich sie vorwurfsvoll ansah, kicherten die Anderen.
,,Oi, Hanji, bringe meine zukünftige Frau nicht so in Verlegenheit. Das könntest du bitter bereuen.", kam es plötzlich von Levi, welcher sich einfach neben mich auf die Bank setzte -indem er das Mädel neben mir einfach wegrückte. Gerade drehte ich meinen Kopf zu ihm nach links, als er seinen plötzlich nach vorgebeugte, sodass für einen kurzen Moment seine Lippen auf den meinen lagen.
Leicht beschämt liefen meine Wangen rot an, während besonders Hanji und Kara quietschende Laute von sich gaben.
,,Was wirst du denn dann mit ihr machen?", mischte sich Mikasa ein, um den Moment zu überspringen. Mit einem Selbstverständnis antwortete mein noch-Verlobter.
,,Ich nichts. Aber die Madame. Legt euch bloß nicht mit der an."
,,Ey!"
Beleidigt boxte ich dem eigentlichen Schwarzhaarigen gegen den Oberarm.
,,Weißt du- Oh nein, was machst ›du‹ denn hier?", unterbrach Levi sich selber, als sich Eren frech grinsend neben ihm platzierte -und schon wieder wurde die Arme Christa wegbewegt.
,,Na auf Sie aufpassen."
,,Ich brauch' doch keinen Babysitter, Pfosten!"
,,Nur, damit Sie keinen Unfug anstellen."
,,Wie darf ich das denn jetzt verstehen?"
Doch anstatt einer Antwort zog der Brünette nur seine Mundwinkel nach oben und zeigte dabei seine aufeinander gepressten Zähne.
Unbewusst hatte ich mir neben zu schon die ganze Zeit über mein Essen in den Mund geschaufelt, während auch die Zwei, die uns unsere Mahlzeit gebracht hatten sich auch zu uns gesellten.
,,Mmh, Ally."
,,Hm?"
Fragend blickte ich zu meiner Linken.
,,Weißt du was? In nicht mal 24 Stunden sind wir verheiratet."
,,Na hoffentlich. Oh Gott, du willst mich doch einfach nur mindfucken...."
,,Also wegen mir könntest du ruhig die erste Hälfte des Wortes weglassen..."
Entsetzt riss ich den Mund auf und zog vorwurfsvoll meine Augenbrauen zusammen.
,,Du hast schon bemerkt, dass Kara mit am Tisch sitzt, oder?!"
,,Oh..."
Verzweifelt knallte ich meine Handfläche auf meine Stirn. Wie konnte man so verpeilt sein?
Meine blonde Cousine hingegen blickte nun einfach nur noch verstört zu ihrem Futter hinunter und schaufelte dies wie eine tote Maschine in sich hinein. Die Ärmste!
,,Bist du fertig, Ally?", fragte Mikasa, kaum als ich Messer und Gabel weggelegt hatte. Bejahend nickte ich. Sogleich stimmte Hanji in Euphorie ein und sprang motiviert auf.
,,Komm, dann lass uns nach oben gehen!"
,,Wieso denn das schon?", beschwerte sich Levi und auch ich musste ihm da zustimmen.
,,Sie muss früh ins Bett, morgen wird ein anstrengender Tag."
,,Außerdem wissen wir alle, wer morgen Nacht nicht wirklich zum Schlafen kommen wird~", fügte die Brünette zu allem Übel auch noch hinzu.
Bevor ich mich recht fassen konnte, um zu kontern, packten mich meine beiden Freundinnen schon an den Ellenbogen und zerrten mich vorsichtig von der Bank. Gerade wollten sie mich mitschleppen, als mein Zukünftiger erneut aufsprang.
,,Gebt uns bitte noch eine Sekunde."
Überraschenderweise ließen sie mich tatsächlich los und ich fragte mich kurz -aber wirklich nur sehr kurz- was er vor hatte. Aber eigentlich war es ja klar.
Ohne zu zögern küsste er mich erneut auf den Mund, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich wollte gerade das Gleiche bei ihm machen, als ich von hinten gepackt und weggezogen wurde.
,,So, ihr zwei Turteltauben, genug jetzt; morgen wird gebumst."
Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, wer das gesagt hatte. Unfreiwillig wurde ich von den beiden Soldaten also weggezerrt und hörte aus der Ferne noch wie Eren zu Levi meinte:
,,Wow, die Liebe ist Ihnen ja mal echt zu Kopf gestiegen."
,,Halt die Klappe, Weichei."
Sehen konnte ich sie nicht mehr, aber das war auch nicht wichtig. Bevor ich also alles recht realisieren konnte, wurde ich von meinen fröhlich singenden Kumpaninnen durch das halbe Haus geschleift.
,,Tadaaaa~! Wir sind da!"
Einladend öffnete die Wissenschaftlerin die Türe zu unserem gemeinsamen Wohnraum. Der war zwar nicht verdammt groß, aber meiner Meinung nach genau passend.
Ein Doppelbett, ein einzelnes und ein Hochbett befanden sich darin. Wenn man den Raum betrat standen alle gleich rechts an der Wand, fast schon als würden sie Spalier stehen. Okay, seltsame Personifikation, geb' ich ja zu.
An der Wand, an welcher sich auch die Tür befand war das mit den übereinander gestapelten Matratzen, welches somit an zwei Raumteiler grenzte. Das Doppelding befand sich in der Mitte, daher war die einzelne Liege ganz hinten und berührte auch zwei Wände.
Wenn man also das Zimmer betrat war gegenüber ein großes Fenster, welcher zur Beleuchtung wohl völlig ausreichen müsste. Jetzt konnte ich das nicht sagen, schließlich war es draußen schon dunkel geworden.
,,Wie schnell die Zeit vergeht....", kam es ungewollt aus meinem Mund, woraufhin Hanji lachte und Mikasa ein kleines Lächeln auf die Lippen schob.
Begeistert zeigte die Brünette auf mehrere Koffer und Taschen, welche neben dem Schreibtisch, welcher sich links befand, aufgereiht worden waren.
,,Ah, man hat unser Gepäck schon hergebracht!"
,,Yo, übertreib halt..."
Fast schon entsetzt sah ich die sieben Transportmöglichkeiten an, davon war eine von mir, die gleiche Anzahl gehörte meiner Verwandten und der Rest war das Eigentum der Wissenschaftlerin.
,,Da ist nix übertrieben! Schließlich musst du morgen ja auch schön aussehen, außerdem weiß man nie, ob nicht doch ein Zwischenfall kommt!"
,,Theoretisch hast du ja recht, aber Levi wird mich auch so heiraten...."
,,Papperlapapp, du sollst dich in der Zukunft nur schön daran erinnern!", fast schon mahnend hob die Brillenträgerin ihren Zeigefinger, ,,Sodass du eines Tages im Altersheim sagen kannst: Am Abend meiner Hochzeit konnte ich mit bestem Gefühl den Rost nur so zum Biegen bringen!"
Verständnislos sahen wir Ackermanns sie an:
,,Du denkst auch wirklich immer nur an das Eine...."
,,Na klar! Ist biologisch ja nur mehr als sinnvoll!"
Gerade wollte ich noch etwas hinzufügen, als es plötzlich an der Türe klopfte. Verwirrt drehte ich meinen Kopf dorthin, nichts ahnend.
Im Gegensatz dazu sprang Hanji förmlich aus dem Stehen auf und ging bestens gelaunt auf das Holz zu.
,,Ahh! Da müssen sie sein!"
,,Wer muss da sein?"
Verwirrt sah ich die Schalträgerin an, welche nur zu der Brünetten nickte, welche gerade unseren Raum öffnete.
Überrascht sah ich die Truppe an, welche nun eintrat. Es waren ausschließlich Frauen, und dabei handelte es sich auch nur um meinen engen Freundeskreis.
,,Leute!", stieß ich freudig überrascht aus, ,,Was macht ihr denn hier?"
,,Na was wohl? Mit dir den Abend verbringen! Schließlich müssen wir dich ja irgendwie ablenken", kam es von Kara, welche übrigens einen kleinen Stapel Keramikteller in den Händen hielt. Gleich stimmte ihr Nanaba zu, welche im Übrigen extrem klein aussah im Gegensatz zu meiner Cousine mit den langen Beinen.
,,Wenn wir dich nicht so sehr schlauchen, dass du quasi tot ins Bett fällst, kannst du doch niemals pennen. Bist du doch viel zu aufgeregt für."
Ich konnte ihnen einfach nur mit einem Lächeln antworten, denn sie hatten ja recht.
,,Jetzt kommt aber erst mal alle rein!", sagte Mikasa und äußerte genau das, was ich eigentlich schon vor längerer Zeit hätte tun sollen.
Wir Weiber verteilten uns also auf den Betten. Dabei ließ ich meinen Blick über alle Köpfe schweifen und entdeckte dabei Ymir, Sasha, Christa, Kara, Nanaba und natürlich Mikasa und Hanji. Überrascht riss ich meine Augen auf, als ich mein fast 100 prozentigen Ebenbild erblickte.
,,Viv, was machst du denn hier?", fragte ich völlig perplex, woraufhin mein Spiegelbild mich mit einem ziemlich pissigen Bitchface ansah.
,,Tolle Begrüßung."
,,Tut mir leid!", lächelnd schlug ich meine Handflächen aufeinander -die Ellenbogen parallel zum Boden- und kniff dabei die Augen zusammen, ,,Ich hab einfach nicht damit gerechnet."
Wissend sah meine blonde Cousine zu meiner Schwester.
,,Es ist der Abend vor deiner Hochzeit. Natürlich kommt sie da auch."
,,Aber nur auf dein Drängeln hin!", rief die Schwarzhaarige mit roten Wangen. Sarkastisch nickte die andere Ackermann mit dem Kopf.
,,Naaatürlich war ›ich‹ diejenige, die gequengelt hat."
,,Halt die Klappe! Ich bin nur froh, dass sie nicht Jimin heiratet!"
Jetzt konnten sich offensichtlich auch die Anderen nicht mehr halten und lachten schallend los. Auch ich stimmte kichernd mit dem Kopf schüttelnd ein.
Somit saßen wir zu neunt nun also auf den Matratzen und mein Blick fiel erneut zu Ymir, neben welcher die Teller standen.
,,Dumme Frage, aber was wollen wir mit den Tellern? Also ich hab keinen Hunger."
,,Nein, die sind nicht für Essen da.", klärte Christa mich gleich auf, woraufhin Ymir fortfuhr.
,,Wir haben an alles gedacht -um genau zu sein Hanji. Die Tische stehen mit genau abgemessenem Abstand unten, die Farbe des Kuchens ist mit den Blumen in der Kirche abgestimmt, die Socken für die Brautjungfer sind passend in Flieder, mehrere Bügeleisen sind organisiert, an alles wurde gedacht. Bis auf eines."
Plötzlich fing jemand an zu heulen und dies war Hanji, der wirklich tonnenweise Tränen über die Wangen liefen, sodass sie schon noch wenigen Sekunde das Bett in ein Wasserbett verwandelte.
,,Es tut mir so leid! Buhuuuuuuu! Ich habe den Polterabend vergessen!!"
Völlig verwirrt sah ich sie an.
,,Den... was?"
Überrascht blickte Mikasa mich an.
,,Du kennst keinen Polterabend?"
Entschlossen schüttelte ich den Kopf. Nun war es aber Nanaba, die antwortete und ich musste zugeben, ich hätte sie niemals als so ein Lexikon eingeschätzt.
,,Der Polterabend ist eine alte Tradition, die meist am Abend vor der Trauung stattfindet. Normalerweise gibt das Brautpaar einen Termin an, an dem sich alle treffen -es gibt keinerlei Einladungen. Es findet eigentlich vor dem Haus der Braut oder deren Elternhaus statt. Dies ist dafür gedacht, dass alle Leute, die nicht an der Hochzeitszeremonie teilnehmen können, sich noch mal mit den beiden treffen können. Am Polterabend -oder auch Polternacht genannt- geht es darum, Steingut und Porzellan zu zerbrechen. Aber auf keinen Fall Glas oder gar Spiegel -das bringt Unglück. Diese Geste steht dafür, ein Gelingen der Ehe zu wünschen. Schätzungsweise liegt der Ursprung dafür in dem Sprichwort ›Scherben bringen Glück.‹. Der Lärm, der dabei erzeugt wird, soll dem Volksglauben nach als Abwehrzauber funktionieren, um böse Geister und Dämonen von dem Brautpaar fernzuhalten. So ähnlich wie bei den Brautjungfern, die sollen diese Wesen ja auch verwirren, damit sie nicht wissen, wer die Braut ist. Deswegen ziehen sie sich ja auch recht brautähnlich an. So, zurück zum ursprünglichen Thema. Jedenfalls ist der Brauch eigentlich auch noch, dass man um Mitternacht die Hose des Bräutigams verbrennt, um somit das Ende der Jungesellenzeit zu symbolisieren. Aber leider hat da Levi nicht mitgemacht.-"
,,HAHAHA!! Das kann ich mir vorstellen!", lachte ich lauthals und hielt mir dabei den Bauch. Mit einem leichten Grinsen fuhr die blonde Veteranin fort.
,,Anschließend wird dann noch die Asche mit einem Kornbrand -also einer Schnapsflasche- verbuddelt und nach einem Jahr wieder ausgegraben und gesoffen. Außerdem werden dann noch die Schuhe der Braut an einen Baum genagelt, um sie somit quasi vor dem Davonrennen abzuhalten. Manche verbrennen auch ihren BH."
,,Vergesst es! Wenn Levi's nicht macht, mach ich's auch nicht!"
,,Das dachten wir uns schon. Als Letztes wird dann eine Hühnersuppe gegessen, da Hühner für Fruchtbarkeit stehen. Normalweise bekommt das Brautpaar dann noch echte Hühner geschenkt. Die haben wir so schnell aber nicht auftreiben können...."
Verzeihend winkte ich ab.
,,Ach, das macht doch nichts! Was sollten wir denn mit denen?"
,,Mike müssten jeden Moment kommen.", murmelte Kara, als es in dem Moment plötzlich an der Türe klopfte. Mit einem gerufenen ,,Perfekt!" stand sie auf, öffnete den Raumteiler, nahm etwas entgegen, bedankte sich, schloss die Türe wieder und kam mit einem Suppenteller zurück. Erwartend hielt sie mir es entgegen und ich nahm es natürlich brav an.
Erwartungsvoll sahen mich alle an.
,,Komm, Ally. Iss!"
,,Auf die Fruchtbarkeit!", rief Hanji mit voller Vorfreude und ich lies mich davon einfach anstecken.
,,Auf dass ich schwanger werde!", rief ich laut und stopfte mir einen Löffel voll Hühnersuppe in den Mund. Begeistert klatschten die anderen Frauen, gepaart mit Lachern. Die Stimmung war so ausgelassen, dass ich tatsächlich all meine Aufregung vergaß.
Gemeinsam warfen wir dann singend, tanzend und lachend die Teller gegen die Wand -das war das Einzige gewesen, was sie auf die Schnelle hatten auftreiben können.
,,What shall we do with the drunken sailor?
What shall we do with the drunken sailor?
What shall we do with the drunken sailor
Early in the morning!", grölten wir in einer viel zu tiefen Lage, während wir das Zeugs nur so mit voller Wucht gegen die Wände schmetterten. Die nicht englisch sprechenden hatten sich einfach nur schnell den Text von uns dreien -meiner Schwester, Cousine und mir- "abgehört".
,,HOO-RAY AND UP SHE RISES
HOO-RAY AND UP SHE RISES
HOO-RAY AND UP SHE RISES
EARLY IN THE MORNING!!!"
Wir kamen gar nicht mehr aus dem Lachen und Tanzen heraus, bis uns die Teller zum Werfen ausgingen. Aus ganzem Herzen lachend warf ich mich rücklings auf die Matratze und auch die Anderen hockten sich wieder hin.
,,Meine Güte hat das Spaß gemacht!!"
Mit einem vorwurfsvollen Unterton meldete sich mein Zwilling zu Wort:
,,Wahrscheinlich hast du dich schon lange nicht mehr so gefreut, seitdem du meine Mona Lisa zerstört hast."
Flehend sah ich sie an.
,,Es tut mir leid! Ehrlich!"
,,Braucht es nicht."
Ich blinzelte mehrfach.
,,Hä?"
,,Ich bin vor ein paar Wochen in unser Dorf gegangen und habe die Namjoon Lisa geholt. Keine Ahnung wie es Joschka es wieder geschafft hat, aber er hat einen Käufer gefunden."
,,Nee, ist nicht wahr!"
,,Doch! Und jetzt rate mal, wo das Gemälde jetzt hängt."
Unwissend schüttelt ich den Kopf und sah und hörte ganz genau, dass meine Schwester kurz davor war loszubrüllen vor Lachen.
,,Im Königspalast."
,,HAHAHAHAHA! ICH FASS' ES NICHT!! HAHAHAHAAA!!!!"
Erst lachten nur wir drei eng verwandten Ackermann, bis Kara alles erzählt hatte, was ich damals mit dem Schinken getan hatte. Dann verriss es jeden.
Irgendwie brachte Viv noch etwas unter dem ganzen Gegacker heraus:
,,Erinnerst du dich noch daran, als ich in der Schule mal ein Buch fallen lassen wollte, um somit meinen Furz zu übertönen?"
,,Und dann hast du das Buch fallen gelassen, jeder hat dich angesehen und danach hast du mega laut gefurzt!"
Was für eine herrliche Erinnerung. Auch ich packte nun auch noch eine aus.
,,Immer wenn du deine Periode hattest, hat unser Vater dir eine Schokoladentafel unter dem Türschlitz durchgeschoben und während er dann die Treppen runtergerannt ist hat er lauthals gerufen: ›Satan wurde gefüttert!‹"
,,Haha, dabei war der doch selber Priester!"
Plötzlich klinkte sich auch noch Kara ein:
,,Oder wisst ihr noch, als Ally mal kurze Hosen getragen hat, der Lehrer dich dann geschimpft hat, dass du den Jungen neben dir ablenken würdest-"
,,Und er dann aufgestanden ist und ›Ich bin schwul!‹ gerufen hat! Haha, das war das Beste, was Namjoon jemals gemacht hat!!"
Noch für eine weitere Stunde tauschten wir alle Geschichten aus, machten Votings für unsere besten beziehungsweise witzigsten Erinnerungen und gingen dann anschließend ins Bett.
Auch wenn es eigentlich auch zur Tradition gehörte Alkohol zu trinken, so hatten wir uns doch dagegen entschieden, um morgen dann nicht ganz verkatert in die Kirche zu kommen. Wäre wohl etwas peinlich geworden...
*
,,Ist das der richtige Koffer?"
,,Ne, der andere!"
Hektisch suchten Hanji und Mikasa am nächsten Vormittag die ganzen Sachen zusammen, welche wir zur Vorbereitung von meinem Aussehen brauchten. Persönlich fand ich das ja echt übertrieben, aber nun gut. Vielleicht hatten sie ja recht.
Während die Beiden gerade also noch meinen Schleier suchten, saß ich auf dem Doppelbett mit dem wohl größten und reichhaltigsten Frühstück, das ich jemals gehabt hatte. Nanaba und Kara hatten mir alles vorbeigebracht, da es ihnen sehr wichtig war, dass Levi und ich uns zum ersten Mal an dem Tag in der Kirche saßen.
Ganz ehrlich, ich hielt es wirklich für beschissen. Aber nun gut, auch wenn es sich dabei um meine eigene Hochzeit ging, beugte ich mich dem. Bei mir zuhause hatten wir ja auch andere Bräuche als hier gehabt.
Gerade aß ich einen Toast mit Marmelade nach einer Schüssel Milch mit Müsli und ähnlichem. Darauf folgte ein Teller mit Schinken, gebackenen Bohnen, kleine Würstchen, halbe Tomaten -auch in der Pfanne gebrutzelt- mit Pfeffer und Salz sowie zwei Spiegeleier.
Das war mein Wunsch gewesen, da das ein traditionelles Frühstück in meiner Jugend gewesen war. Zwar wusste ich nicht mehr aus welchem Land das stammte, aber das war ja auch egal.
Momentan war es halb elf am Morgen, in einer Viertelstunde sollte die Friseuse kommen, welche sich dann um mein Haar kümmern würde. Der Zeitplan war strikt, aber nicht unmöglich. Hoffentlich....
,,Da ist er! Gottseidank."
,,Und die Schuhe?!!"
,,Die sind in dem da drüben!"
Panisch und hektisch rannten die zwei Frauen hin und her. Ganz im Gegensatz zu mir, denn ich saß einfach nur im Schneidersitz auf der Matratze und verschlang den Semmel, welcher als nächstes dran war. Danach folgte noch eine Schüssel mit frisch geschnittenen Obst.
Warum ich so viel aß? Ganz einfach, es würde nichts mehr geben bis zum späten Nachmittag. Und damit ich nicht in der Kirche zusammenklappte, gab es jetzt so viel. So, wie ich es mitbekommen hatte, sah es bei Levi gerade vermutlich nicht anders aus.
,,Hast du alles?"
,,Ja! Jetzt müssen wir Ally nur noch sicher rüber verfrachten."
,,Ey! Ich sitze hier.", beschwerte ich mich mit vollem Munde, ,,Außerdem muss ich noch fertig essen."
,,Dann mach hinne. In drei Minuten müssen wir vier Gänge weiter sein.", drängelte Mikasa, woraufhin ich sie mit einem vorwurfsvollen Blick strafte.
Um meine Mitbewohnerinnen aber zu beruhigen, stopfte ich mir noch die letzten Apfelschnitze und vier Trauben in meinen Mund und stand kauend und die Hände aneinander abklopfend auf.
,,Wsch ksch jtsch ghhn."
Das bedeutete so viel wie ›Wir können jetzt gehen.‹ auf fressisch.
Aufgrund dass ich gerade nur ein Chemise -also quasi ein Nachthemd, das man auch als Unterkleid trug- anhatte und mich damit niemand sehen sollte, legte mir Hanji einen dünnen, seidenen Mantel über und klopfte von innen an unsere Türe. Sasha stand draußen Spalier, während Ymir auf Patrouille war.
,,Keiner ist hier", meldete die Brünette, die auch unter dem Namen ›Kartoffelmädchen‹ bekannt war, ,,Ymir checkt noch mal die Route, aber Mike und Eren haben versprochen, dass sie Levi nicht mal in die Nähe lassen."
Verständnislos verdrehte ich dich Augen, hielt mich ansonsten aber zurück. Für mich war das Ganze hier ziemlich witzig, die Anderen nahmen es hingegen aber sehr ernst.
,,Und was ist mit Erwin?"
,,Der läuft noch mal alle Stationen ab, ob auch wirklich alles bereit ist. Tahir, John und ein paar weitere sind schon mal in der Kirche positioniert."
,,Bist du schon aufgeregt?", fragte Mikasa, welche mehrere Koffer auf ihren Oberarmen türmte.
,,Bisher war ich eher besorgt, das ganze Essen nicht mal runterzubekommen."
Offensichtlich wollte die Schwarzhaarige schon etwas erwidern, als wir schon losgingen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass wir ganz normal rumlaufen würden, aber nein. Kara, Emilia, Sasha und Waltraud machten sich als Bodyguards nützlich, wobei sie das ziemlich wörtlich nahmen.
Ymir ging immer vor, um nachzusehen, ob auch wirklich keiner Unterwegs waren. Ein paar Schritte weiter also kamen wir vor einer Türe an und ich bekam gerade noch mit, wie sich Hanji an meine blonde Cousine wandte:
,,Erinnere Mike bitten noch mal daran, dass er rechtzeitig an der Kirche sein muss. Mikasa und Ally müssen die Letzten sein, die dort ankommen."
,,Verstanden!"
Besagte Dame sprintete also los, während ich den neuen Raum verfrachtet wurde. Er war nicht sonderlich groß, vielleicht sechs auf sechs Meter. An der linken Wand stand ein großer Tisch, sowie insgesamt sechs Spiegel -hoffentlich kein Zeichen-, die man so hindrehen konnte, dass wenn man auf dem Stuhl davor saß, man sich selbst oft genug sah, um einen an der Klatsche zu bekommen. Außerdem gab es noch eine Abtrennwand, schätzungsweise sollte ich mich dahinter umziehen.
,,Da seid ihr ja endlich!", schimpfte Christa, ,,Frau Rietz kommt jeden Moment! Habt ihr wenigstens den Schleier noch gefunden?"
,,Hier."
Feierlich übergab Hanji ihn der Blonden, welche erleichtert seufzte.
,,Gottseidank. Dann bügel' ich da schnell noch mal drüber."
Im hinteren Eck lag ein Brett mit aufgespanntem Tuch auf dem Boden. Daneben befand sich ein Bügeleisen, welches aus einem Griff oben und einem aufgewärmten, flachen Eisenteil bestand. Dieses erhitzte man auf einer Glut, damit es die Kleidung glatt machte, und steckte es anschließend innen hinein. Da sich in dem Raum aber kein Feuer befand, hatte die Renz das wohl im Nebenraum gemacht -ansonsten hätte es ja Ruß und Hitze gegeben.
,,Na komm schon, geh dahinter.", drängelte Hanji, ,,Mikasa und ich helfen dir beim Anziehen."
Tatsächlich lag hinter dem Trennding alles bereit und perfekt aufgereiht zum Anziehen. Vom Bustlepad bis hin zu den Strümpfen war alles durchgeplant.
———————————
~Erzähler~
-einige Zeit zuvor im Hauptquartier des Aufklärungstrupps-
,,Ally, darf ich vorstellen: Frau Geckeler."
Vor der zukünftigen Braut stand eine Frau mit feuerroten Harren, welche ziemlich kurz, aber extrem lockig waren. Sie schätzte sie auf etwa Anfang dreißig. Die Fremde trug ein Kleid, das aber ziemlich anzüglich vor ihren Knien aufhörte.
Ein breites Grinsen legte sich auf ihr Gesicht, als sie der Jüngeren ihre Hand gab.
,,Es freut mich Sie kennenzulernen, Miss Ackermann."
,,Die Freude ist ganz meinerseits."
Hanji sah, wie verwirrt die Schwarzhaarige war.
,,Frau Geckeler ist Schneiderin, spezialisiert auf das Thema Hochzeit."
Mit ihrer ruhigen Stimme fuhr die Frau fort:
,,Wir werden uns als erstes einige Vorschlagsmodelle anschauen, dann erstellen Sie ihren letztendlichen Wurf mit mir. Und abschließend nehme ich dann noch Ihre Maße."
Noch immer völlig perplex nickte Ally, da sie damit nicht gerechnet hatte. Erst vor zwanzig Minuten hatte die Wissenschaftlerin sie in ein Zimmer nach oben zitiert, ohne zu sagen was auf sie zukam.
Die professionelle Schneiderin holte also aus ihrem Koffer einen ganzen Stapel Papiere mit Zeichnungen darauf hervor und legte sie auf einem Tisch ab. Gemeinsam sahen die Drei sich also alles an.
,,Kann man auch kombinieren?", fragte die Ackermann nach einer ganzen Stunde.
,,Aber natürlich."
,,Wäre es dann möglich Nummer 36 und Nummer 142 zu nehmen?"
,,Aber selbstverständlich."
,,Was?!", entrüstete sich die einzige Brünette sofort, ,,Wieso willst du denn keine große Krinoline?!!"
Vor Erregung war die Frau gleich von ihrem Stuhl aufgesprungen, ruhig blieb aber die Angesprochene.
,,Hanji, ich muss ja irgendwie noch selber auf's Klo kommen."
,,Aber-.... Wenigstens einen langen Schleier?"
Bei ihren Worten sah die Zoé fast schon traurig aus, doch die Ackermann schüttelte erneut ihren Kopf.
,,Da lauf' ich fünf Meter und das Ding ist braun. Ne ne, ansonsten müsste ich ja irgendwen anstellen, dass die mir die ganze Zeit hinterher latschen, das ist ja gruselig."
,,Anna's Kinder würden das bestimmt liebend gern machen!"
,,Quatsch, ich lasse doch keine kleinen Kinder für mich schuften."
Bevor die Situation weiter eskalieren konnte, mischte sich die Rothaarige schnell ein:
,,Miss Ackermann, kommen Sie, dann nehme ich nun Ihre Maße."
-zur selben Zeit im gleichen Gebäude-
,,Oi, Erwin, was willst du damit sagen? Warum sollen wir nach Trost gehen?", hackte Levi ungehalten nach, die Arme trotzig vor der Brust verschränkt.
,,Du brauchst noch einen Anzug für deine Hochzeit."
,,Ich hab' doch meinen schwarzen."
,,Nein, da nimmst du natürlich einen neuen! Außerdem ist das Jackett gar nicht deines, sondern meines, deswegen ist es dir ja viel zu groß!"
,,Ach, das ist deines?"
,,Das wusstest du nicht?!!"
,,Nein. Hab es irgendwann mal von irgendwo geschnorrt und nie wieder zurückgebracht."
,,Trotzdem brauchst du einen neuen!"
Verständnislos zog der Schwarzhaarige seine Stirn kraus und öffnete seine Augen etwas weiter als sonst.
,,Blödsinn, das ist absoluter Schwachsinn."
Wild fing der Kommandant an mit seinen Händen zu gestikulieren:
,,Das ist kein Schwachsinn! Den hast du doch schon seit Jahren, da ist das doch die perfekte Gelegenheit. Außerdem kauft man sich für seine Hochzeit ›immer‹ eine neue Garderobe."
,,Ich aber nicht."
,,Jetzt hör auf dich wie ein kleines Kind im Trotzalter zu benehmen!"
,,Mach ich doch gar nicht!"
,,Dann gehen wir jetzt los!"
,,Nein!"
Völlig am Ende seiner Nerven seufzte der Blonde.
,,Levi, komm schon. Tu mir diesen Gefallen."
,,Was interessiert es dich bitte, was ich zu ›meiner‹ Hochzeit trage?!"
,,Ally bekommt doch auch ein Brautkleid!"
,,Ja klar, die hat ja auch keines."
,,Komm schon, den Frauen ist dieser Tag doch immer besonders wichtig."
,,Ally ist aber keine normale Durchschnittsfrau."
,,So hab ich das auch gar nicht gemeint. Du willst sie doch nicht enttäuschen, oder?"
,,Sie heiratet mich so oder so, egal ob ich jetzt nen neuen Anzug anhabe oder nicht."
,,Bitte, dann hast du auch was gut bei mir!"
,,Alles?", hackte Levi skeptisch nach. Wenn Erwin so etwas anbot, musste es ihm wirklich ernst und wichtig sein.
,,Ja!"
Erst beim zweiten Nachdenken kam dem großen Soldaten, dass das vielleicht nicht so eine gute Idee gewesen war.
,,Einverstanden."
Erleichtert seufzte der Blonde aus.
,,Gut, dann gehen wir sofort los."
,,Jetzt?!?"
,,Jetzt."
Genau eine Stunde später betraten die zwei Männer ein edles Geschäft, welches nur für das Schneidern von Männeranzügen ausgerichtet war. Obwohl es kaum Fenster gab war es ein gemütlicher Ort.
Kaum klingelte die Glocke -Erwin schob den Kleineren mit beiden Händen als Ersten in den Laden hinein- kam ein alter Mann mit durchgestrecktem Rücken auf sie zu.
,,Was kann ich für Sie tun?", fragte er und der zukünftige Ackermann brachte gar nichts heraus, denn seine Augen ruhten nur auf den Augenbrauen seines Gegenübers. Diese verdeckten nämlich komplett seine Seelenspiegel, da sie so lange nach unten hingen.
Entsetzt kam ihm ein Gedanke.
'Wenn Erwin so aussieht wenn er alt ist, rasier' ich sie ihm oder breche den Kontakt ab.'
,,Wir brachten einen Anzug für ihn für seine Hochzeit."
,,Verstehe. Rodrick!"
,,Ja?!", ertönte es von hinten.
,,Komm her, es gibt Kundschaft."
Ein gut aussehender junger Kerl, der kaum älter war als siebzehn kam motiviert aus einem der hinteren Räume angespurtet, indem er sich durch die ganzen aufgestellten Puppen mit Mode durchkämpfte.
,,Meine Herren, was kann ich für Sie tun?"
,,Er braucht einen Anzug für seine Hochzeit", sagte der Größere wie eine Mutter, die etwas für ihren kleinen Sohn einkauft.
Miesepetrig sah dieser den Jüngeren an, die Arme noch immer verschränkt. Kein Wort verließ seine Lippen.
,,Dann hole ich mal schnell die Stoffe!", rief der kleinere Blonde und stürmte erneut nach hinten.
Mit einer Hand hinter dem Rücken drehte sich der Älteste zu seiner Kundschaft.
,,Meine Herren, dürfte ich Ihnen die verschiedenen Modelle präsentieren?"
,,Das würde uns sehr freuen. Nicht wahr, Levi?"
,,Hmpf...."
Der Verkäufer überging das einfach mal und steuere auf die ersten schaufensterpuppenartigen Dinger zu. Jedes Einzelne erklärte er mit Fachbegriff und allem und das Schlimmste für den Kleinsten war, dass Erwin alles zu verstehen schien. Er nicht. Dabei ging es doch um seine Hochzeit....
Schon nach wenigen Minuten hörte der Schwarzhaarige kaum noch zu und sah es sich einfach selbst an.
,,Verzeihen Sie.", unterbrach Levi plötzlich die beiden anderen Männer, ,,Aber ich hätte lieber irgendetwas.... normaleres."
Überraschten sahen sie den Schwarzhaarigen an und der Chef des Ladens fing verstehend an zu Lächeln.
,,In Ordnung, die sind dort drüben. Hat Ihre Zukünftige eigentlich einen Wunsch für Ihren Anzug?"
,,Ich darf auf keinen Fall in meiner Uniform heiraten, ansonsten bricht sie den Kontakt ab. Auch wenn ich mit Hosenträgern, einem Frack -Zitat ›Wie ein Pinguin‹- oder mit einem Propellor komme, lässt sie mich am Altar stehen. Schau' nicht so, Erwin, du weißt genau, dass Ally das macht."
,,Das beunruhigt mich ja gerade..."
Verwirrt zog der Namenlose seinen Vorhang etwas nach oben.
,,›Propellor‹?"
,,Eine Fliege", antwortete ihm der Kommandant.
,,Ach, und wenn ich mit 'ner rosa Krawatte komme, wird sie mich bis ins Altersheim damit mobben."
,,Wer trägt bitte eine rosa Krawatte?"
,,Keine Ahnung...."
,,Aha, ich verstehe schon. Wie wäre es dann mit diesem Modell? Es sieht fast exakt so aus wie ein normaler Anzug. Es besteht nur aus einem Hemd, Krawatte, Weste und einem Jackett. Selbstverständlich mit passender Hose. Gefällt es Ihnen?"
Zustimmend nickte der zukünftige Bräutigam mit heruntergezogenen Mundwinkeln.
,,Yo, sieht immerhin normal aus."
,,Sehr gut, da kommt ja auch schon Rodrick. Dann können Sie sich die passenden Stoffe aussuchen."
Hektisch kam der Junge aus dem Hinterraum auf sie zugestürmt, rannte dabei aber so geschickt, dass er tatsächlich kaum etwas mit sich mitriss.
In seinen Händen lagen mehrere Lagen an Stoffen, welche sein Chef anschließend auf einem großen Tisch ausbreitete.
,,Sie brauchen höchstens sechs verschiedene. Lassen Sie sich ruhig Zeit."
Kaum sahen sich die beiden Kunden die kleinen ausgeschnittenen Vorlagedinger an, fingen sie sich auch schon an miteinander zu beraten. Währenddessen verzogen sich die beiden Angestellten wieder und kamen nach ein paar Minuten zurück.
Sogleich antwortete Levi ganz bestimmt:
,,86 für das Jackett, 146 für das Innenfutter, 13 für die Weste, 103 für die Krawatte und 91 für das Hemd. Oh, und noch 87 für die Hose. Das wär's."
Überrascht blinzelte der Verkäufer, offensichtlich hatte er nicht so eine schnelle Antwort erwartet. Nichtsdestotrotz lies er sich kaum etwas anmerken.
,,Vielen Dank. Dann lassen Sie sich noch kurz die Maße von Rodrick nehmen, anschließend können Sie in einer Woche die erste Version anprobieren. Dann werden noch ein paar Sachen angepasst und nach weiteren eineinhalb Wochen wird Ihr Anzug fertiggestellt sein."
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~Ally POV~
,,Sind Sie schon aufgeregt?", fragte mich Frau Rietz, welche schon seit geraumer Zeit an meinen Haaren arbeitete. Nur noch sie, Mikasa und meine Wenigkeit befanden uns noch in dem Ankleideraum, die Anderen hatten sich schon auf den Weg zur Kirche gemacht.
Zwar hatten wir noch mehr als genug Zeit, aber nun gut.
,,Jetzt wo Sie's sagen ja", gab ich zu, während mein Blick auf mir selber in dem Spiegel direkt vor mir ruhte.
,,Ach Quatsch, einfach vor laufen, ja sagen, gehen und dann.... Sie wissen schon.", fügte die Rotbraunhaarige zwinkernd hinzu, ,,Dann ist auch schon alles rum."
,,Sie haben ja recht. Ist eigentlich schon alles bereit, Mikasa?"
,,Jep. Nahezu perfekt", antwortete die Schwarzhaarige, welche schon ihr Kleid trug.
Es war ziemlich schlicht, um genau zu sein bestand es aus einem langen Rock, einem Band um die Taille und das Oberteil war ärmellos mit einem Art V-Ausschnitt. Der ging bis zu dem Band runter, aber da das nicht angebracht gewesen wäre, trug meine Verwandte noch ein fleischfarbenes, langärmliges Shirt. Alles war in ein und der selber Farbe getränkt: Ein zartes Rosa.
Natürlich war es ziemlich unauffällig, schließlich war sie ja auch die Brautjungfer. Eigentlich hatte man da mehrere und da hatten sich auch einige bereitgestellt, aber Mikasa würde quasi diejenige sein, die mich am meisten unterstützte.
In ihrem Haar trug sie übrigens noch immer die Spange in Form einer kleinen Blume, welche wir damals vor langer Zeit gemeinsam besorgt hatten. Selbstverständlich trug sie an diesem Tag nicht ihren Schal, das wäre a) zu warm gewesen und hätte b) nicht wirklich zum Outfit gepasst.
,,Ich bin mir sicher, dass Ihre Ehe keine Fehlentscheidung war. Schließlich heiraten Sie doch einen erfolgreichen Mann, nicht wahr?", laberte mich die Friseurin schon seit Anfang an voll.
,,Darum geht es mir gar nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es keine Fehlentscheidung ist."
,,Jetzt nen Rückzieher machen wäre ne ganz dumme Idee", bemerkte die Ackermann von der Seite.
,,So, wir sind fertig, Mylady."
Endlich konnte ich wieder von meinem Stuhl aufstehen und sah an mir selbst herunter. Nun war ich fertig.
Ich trug natürlich ein schneeweißes Kleid, welches bis zum Boden ging. Eigentlich hätte es den sogar noch streifen müssen, doch aufgrund meiner Ungeschicklichkeit hatten wir das lieber gelassen.
Die Ärmel gingen bis über die Handgelenke, auch der Kragen verdeckte noch den Ansatz meines Halses. Eigentlich war ich in solchen Dingen wie Haut zeigen nicht so streng wie manch andere, aber sie hatten recht. An meiner Hochzeit wäre es wirklich unpassend, sehr viel Haut an den Armen oder gar ein Dekolleté zu tragen. Selbst eine weiße Strumpfhose hatte ich unten unauffällig angezogen, damit man meine Knöchel oder Beine nicht sah.
Der Stoff des Kleides war ziemlich dick, darüber lag dann noch ein weiterer sehr dünner und feiner, auf welchen Muster und Ornamente gestickt worden waren. Man sah sie aber erst wenn man etwas näher stand -oder sehr gute Augen hatte.
Zwar war das Ding an der Taille recht anliegend, doch damit konnte ich problemlos leben. Meine Schuhe waren ganz normale weiße mit kleinen Absätzen und ein paar Verzierungen, aber die waren eh nicht wichtig, schließlich sah man sie ja kaum.
Über meiner Brust trug ich noch etwas darüber, was ein bisschen war wie ein Kreis den man über den Kopf gestülpt hatte. Okay, das war jetzt keine schöne Beschreibung. Ich red' halt von dem Ding mit den Ornamenten.
Es war mehr wie ein rundum Jäckchen ohne explizite Ärmel aus dem gleichen Material wie die Verschönerungen des Brautkleides und auch meines Brautschleiers.
Dieser war hinten an meiner Frisur befestigt und bestand aus ziemlich vielen dünnen Lagen und ging mir bis ungefähr zu meinem Po. Befestigt war das lange Ding unterhalb der am Hinterkopf zusammengebundenen Haare.
Natürlich nicht so stinknormal, stattdessen führte jede Strähne ihren eigenen Weg durch diesen Bollen, sodass es gleich wieder gut aussah. Die Haare an meiner Kopfhaut waren ziemlich aufgelockert, außerdem führte ein genauso lose geflochtener Zopf über meiner rechten Schläfe aus nach hinten.
Auf dieser waren mehrere Dekorationen angebracht -wieder weiß-, Blüten aller Art. Dazu befand sich auf dem sogenannten „Bollen" ein weiteres Dekor, nämlich ein Muster, geflochten aus hellen, dünnen Eisendrähten mit künstlichen Blättern darauf. Also quasi auch was sehr naturnahes.
Im Groben und Ganzen war das mein Aussehen, Schminke trug ich kaum, sodass man es nicht wirklich merkte. Die Mädels hatten mich dazu überredet, eigentlich war ich ja immer gegen solche Dinge.
,,Passt alles, oder?", hackte die Friseuse nach und ich nickte, wurde aber gleich von meiner Verwandten unterbrochen.
,,Nö. Die Blumen fehlen noch."
,,Wer hat die denn?"
,,Niemand, die stehen auf dem Tisch."
Oh.... Tatsächlich. Also nahm ich den Strauß in die Hand und sah noch einmal zu Mikasa, welche mir aufmunternd zunickte.
Gemeinsam begaben wir uns nach unten, jetzt befand sich nicht eine Menschenseele außer uns dreien in dem Gebäude. Direkt vor dem Eingang parkte eine Kutsche -nicht die, in die später Levi und ich reinspringen sollten-, welche uns zwei zur Kirche bringen sollte.
Während wir uns also auf dieser Fahrt von etwa zehn Minuten befanden, versuchte die Jüngere krampfhaft ein Gespräch mit mir anzufangen, doch leider erwies ich mich in dieser Situation als nicht gerade die Hilfreichste.
Gottsfoh war ich dementsprechend als das Transportmittel endlich zum Stehen kam. Genau das tat es vor einem ziemlich hohen und gut aussehenden, aber dennoch schlichten Gotteshaus.
Brav wie die andere Ackermann war, half sie mir beim Aussteigen und schon kam eine große Gestalt auf mich zu. Es war Mike, welcher mich hinein begleiten sollte.
Er trug einen hellgrauen, fast beigen Anzug und sah mich grinsend an.
,,Du siehst gut aus."
,,Danke....", murmelte ich nervös.
,,Ist schon alles bereit?"
,,Ja, die Gäste warten schon. Levi steht drin, der Pfarrer ist da, genauso wie der Organist. Es wartet alles nur noch auf die Ankunft der Braut."
,,Die somit hier ist", sprach ich von mir selber in der dritten Person.
,,Immer dran denken,", meinte die Soldatin, welche nochmal an meiner Kleidung an den Schultern und unter meinem Hals herumwurschtelte, ,,Atmen nicht vergessen. Einfach ganz locker bleiben, beziehungsweise versuche so zu wirken. Das wird toll, bestimmt."
Egal was sie mir zusprach, just in dem Moment überkam mich die Angst.
,,Aber was ist wenn ich stolpere? Dabei eine Kerze mit zu Boden reiße und die ganze Kirche abfackelnt? Und jeder stirbt? Oder wenn ich aus Aufregung ›nein‹ sage?!-"
Bevor ich noch hysterisch werden konnte, fiel mir der momentan einzige Mann in der Runde ins Wort:
,,Dafür bin ich ja da. Und du wirst nicht ›nein‹ sagen, so dumm bist du doch nicht."
,,Vermutlich hast du recht...."
Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen hob der Blonde seinen rechten Unterarm und hielt ihn mir hin.
,,Bereit?"
,,Hoffentlich...."
Entschlossen hackte ich mich bei ihm unter und nahm die Blümchen in meine rechte Hand. Schnell sprang Mikasa noch hinein, bevor sie wieder herauskam, nickte sie uns zu , um sich anschließend hinter uns zu platzieren.
Genau so begannen wir also hineinzulaufen und kaum bogen wir in den gigantischen Kirchenraum ein, begann eine Orgel zu spielen. Selbstverständlich lagen alle Blicke der Gäste nun auf uns, was die Situation nicht gerade besser machte.
Doch zu meiner Überraschung waren mehr Leute da als geplant. Locker um die Dreihundert oder sogar mehr standen auf und richteten ihre Blicke zu mir. Sie waren auf ungefähr zwölf Bankreihen aufgeteilt, welche wiederum aus vier Blöcken bestanden. An deren Seiten befanden sich außerdem kleine Blumensträuße.
Sofort begann mein Herz stärker zu klopfen, und das lag nicht an Levi, welchen ich nun erblickte. Dieser stand etwa sieben Meter weiter vorne und sah mich an, darauf wartend, endlich mit mir nach vorne laufen zu können.
Zwar war ich starrende Blicke inzwischen nun mehr als gewöhnt, aber in der Situation fing ich dann doch das Zittern an. Wie sollte da bitte ein ›Ja‹-Wort rausbekommen?
Mein zukünftiger Gemahl stand an der rechten Seite, da wir uns dagegen entschieden hatten, dass Mike meine Hand ihm übergab. Eigentlich sollte das ja der Vater der Braut übernehmen, aber ich würde lügen, würde ich behaupten, dass ich traurig war, dass er tot war.
Da ich nicht wie ein Objekt weitergegeben werden wollte oder wie etwas, das nicht selber über sich bestimmen kann, begleitete mich der Blonde Veteran einfach ein bisschen nach vorne, damit ich als Braut nicht alleine vorstapfen musste.
Kaum kam ich bei Levi an, hielten Mike und ich an und mein Zukünftiger und ich sahen uns in die Augen. Ein Lächeln zog sich auf seine dünnen Lippen, als er seine linke Hand hob und ich sie mit dem gleichen, leicht verschämten Grinsen annahm.
Nur im Hintergrund bekam ich mit, wie der Organist -der natürlich Joschka war, schließlich musste man ja nicht noch extra mehr Geld ausgeben- Pachelbels Canon in D spielte. Ursprünglich hatten wir uns auch dagegen gewehrt -ich war ja immer noch für ›Highway to hell‹ gewesen- aber manche Traditionen musste man halt behalten.
Kaum liefen wir zwei oder drei Schritte, beugte sich der Schwarzhaarige über unsere Hände zu meinem Ohr.
,,Ich liebe dich."
Kein ›Du bist wunderschön‹, ›Das Kleid steht dir.‹ oder ähnliches. Keine kleinste Bemerkung über mein Äußeres, denn es zählte für ihn nicht. Allein schon dieser klitze kleine Satz, der nur aus einem ersten und vierten Fall beziehungsweise Objekt, sowie einem Verb bestand, erfüllte mich mit der wohl größten Freunde der letzten Wochen.
In völligem Übermut lehnte auch ich mich nun zu ihm.
,,Ich liebe dich."
Grinsend sahen wir Schwarzhaarigen uns an, während wir irgendwie auf dem roten Teppich blieben.
Oh, ihr fragt euch, warum ich ›Schwarzhaariger‹ gesagt habe? Ganz einfach, er hatte keine Lust gehabt in einer weißen Haarpracht zu heiraten, daher hatte er sie sich mit Kohle gefärbt. Das hielt zwar nur für ein paar Tage, reichte aber doch vollkommen aus.
Kaum richtete ich meinen Blick wieder nach vorne, der Altar war nicht mehr allzu weit weg, erspähte ich auch schon Hanji, welche am Rand einer Sitzreihe saß und uns zu tränengerührt ansah. Neben ihr stand Moblit und auch in der ganzen Gegend verteilt hielt sich der Rest der 104ten Trainingseinheit auf.
Auch Kara, Vivienne, meine Mutter, Anna mit Mann und Kindern, die gesamten Rekruten, die kleine Schwester von Uwe, Schüler aus der Schule, die wir damals besucht hatten, Connie's Familie, Gelgar, Nanaba, Überlebende der Militärpolizei, ehemalige Sklaven, Miss Evergarden und sogar der Mann, der uns damals die Eisschuhe ausgeliehen hatte waren dort versammelt.
Noch bevor ich es überhaupt realisieren konnte, standen mein noch Verlobter und ich auch schon ganz vorne und knicksten vor dem Altar, beziehungsweise auch der Urne, den Kerzen, der herumliegenden Bibel, den Stühlen, den Ministranten und was da noch so alles kreuchte und fleuchte.
Ab da setzte mein Hirn vor Aufregung komplett aus, der Geistliche sagte noch irgendetwas zu uns, bevor wir uns dann auf zwei Stühle etwas am Rand -aber dennoch vorne für alle in Sichtweite- uns Hand in Hand hinsetzten. Der Typ begann irgendwas zu labern, doch das bekam ich gar nicht so sonderlich mich, denn das Einzigste, was ich gerade spürte, war die Wärme von Levis Hand, welche meine genauso feste umschlungen hielt wie meine die seine.
———————————————
~Erzähler~
,,Wie schön, dass Sie beide gekommen sind", begrüßte ein Pfarrer das junge Pärchen. Diese hatten gerade sein Büro betreten, welches sich im Nebengebäude der Kirche befand, in der sie getraut werden sollten.
,,Pfarrer Wagner", begrüßte ihn die Frau, während ihr Partner nur die Hand des Ältestes schüttelte. Dieser war eigentlich gar nicht sonderlich alt, denn er war erst Mitte Dreißig und hatte kurzes, dunkelbraunes Haar. So wie es sich gehörte, trug er seine passende Kleidung zum Beruf.
Die Ackermann und der Nachnamenlose setzten sich auf zwei Stühle, während der Dritte im Bunde sich auf den seinen auf der anderen Seite des Schreibtisches nieder lies.
,,Dann fangen wir gleich mal an.", setzte er euphorisch an und kramte ein paar Papiere hervor, ,,Ich habe schon mal den Text für Ihre Trauung geschrieben, wir müssten ihn nun nur noch besprechen."
Ally und Levi sahen sich gleichzeitig die Schrift an und anfangs entstand eine unangenehme Stille. Nichts ahnend, dass es gleich für den Gelehrten noch unangenehmer werden würde.
,,Nein, so lassen wir das definitiv nicht stehen!"
,,Auf keinen Fall!"
,,Ähm, dürfte ich nach Ihrem Problem fragen?", hackte der Größte vorsichtig nach. Sogleich beschwerte sich die junge Dame:
,,Das hört sich ja an, als wäre das gar nicht die Entscheidung der Frau, sonder nur die des Mannes! Hier, ›So hat er sie zu seiner Zukünftigen gewählt‹. Der hat hier nix zu sagen."
,,Dem möchte ich nicht widersprechen....", gab der Soldat leise zu.
,,Aber das ist es doch auch-"
,,Nein ist es nicht!", fuhr der Weißhaarige ihm ins Wort, ,,Das ist sexistisch. So werden wir ganz bestimmt nicht heiraten, und wenn das bedeutet, dass ich mich vorne hinstellen und die Messe selber halten muss!"
Vollkommen überrumpelt blinzelte der Angesprochene, mit so viel Feminismus in einem Raum hatte er nicht gerechnet, geschweige denn jemals damit zu tun gehabt zu haben.
,,Und außerdem fragen sagen Sie gefälligst nicht ›Willst du, Levi Ackermann, Alexandra zu deinem Weibe nehmen?‹. Da sind so viele Stellen, die ich am liebsten aus dem Fenster pfeffern würde!"
Tatsächlich waren die Zwei nun wirklich wütend, was den Letzten sehr ins Schwitzen brachte. Mit zwei Soldaten -besonders mit dem Stärksten der Menschheit- wollte er sich dann doch nicht unbedingt anlegen.
Unbeirrt fuhr dieser fort, während seine Zukünftige zustimmend nickte:
,,Erstens: Mein Nachname ist nicht Ackermann. Das ist der meiner Frau. Zweitens: Ally hasst den Namen Alexandra, also fragen Sie sie erstmal, ob sie überhaupt so genannt werden möchte. Drittens: ›Weib‹ ist inzwischen eine sehr abwertende Form von ›Frau‹, früher war das anders, aber die katholische Kirche war ja noch nie sonderlich schnell. Viertens: ›Zu deinem Weibe nehmen‹. Das klingt ja so, als ob ich einen Gegenstand haben möchte oder nicht!"
Irgendwie versuchte Wagner die Situation noch herumzureißen, doch eigentlich war es hoffnungslos.
,,Man heiratet aber auf den Nachnamen des Mannes. Wieso haben Sie überhaupt keinen? Dürfen Sie dann überhaupt-"
,,Fresse, wir heiraten auf den von ihr. Punkt, aus, fertig. Keine Widerrede."
Nun sprang auch endlich mal die einzig weibliche Person ein:
,,Und nennen Sie mich bitte nicht Alexandra. Ich hasse diesen Namen; Ally reicht vollkommen. Die meisten kennen mich nur so und das würde jeden plötzlich verwirren."
Unbehelligt fuhr ihr Verlobter fort:
,,Und sagen Sie bloß nicht ›Möchtest du Alexandra zu deinem Weibe nehmen‹!"
,,Und was denn sonst?", antwortete der Größte leicht schnippisch. Es passte ihm nicht, dass unwissende ihm seine Arbeit kritisierten. So hatte er sich das Gespräch wirklich nicht vorgestellt....
,,›Möchtest du, Levi, Ally Ackermann heiraten?‹. So. Die Formulierung passt. Ist nicht diskriminierend und außerdem richtig gestellt", schlug die Ackermann vor, was dem Geistlichen am wenigsten passte. Schnell fügte Levi noch etwas hinzu:
,,Außerdem möchte ich als Erster gefragt werden. Man merkt, dass Sie weder heiraten noch eine Beziehung haben dürfen. Denn der Mann hat nicht das letzte Wort. Es gehört immer der Frau. Machen Sie das und dann kommen wir eher ins Geschäft!"
,,Und nen Brautschleier übers Gesicht gibt's auch nicht!"
,,Aber-"
,,Bruder, ich habe eine eineiige Zwillingsschwester. Wenn der mich erst wie ein Geschenk auspacken muss, kann man vorher gar nicht sagen, ob der gerade die Richtige geheiratet hat oder nicht. Und außerdem möchte auch ich meinem zukünftigen Mann einen Ring anstecken!"
———————————————
~Erzähler~
Unbewusst blickte Pfarrer Wagner schwitzend zu dem Pärchen, welches gerade nervös auf ihren Stühlen saß. Er hatte wirklich Angst, von ihnen in Stücke geschnitten zu werden, würde er etwas falsches sagen.
Aber woher sollte er das denn auch wissen? So war nun mal seine Erziehung und Ausbildung im Kloster gewesen. Und dann kamen plötzliche diese beiden modernen, jungen Menschen und stellten alles auf den Kopf.
Gebannt hörte der Kirchensaal zu, doch eigentlich wartete jeder nur auf den einen Moment. Gebete wurden gesprochen, Knie auf den unfassbar unbequemen Klapp-hinknie-Dinger zerstört, Lieder gesungen, Fürbitten gelesen, Bandscheibenvorfälle durch die steinharten Rückenlehnen vorausgedeutet, Bibelstellen und Hallelujas laut gerufen, Schnupfen im Hochsommer durch die eiskalte Luft verursacht, Evangelien vorgetragen. Ein typischer Gottesdienst wie man ihn eben kennt.
Vorne neben dem Pärchen -ein Platz war dazwischen frei- saßen Eren und Erwin, welche auf ihren Einsatz als Trauzeugen warteten. Der Kommandant trug einen beigen Anzug mit unauffälliger blauer Krawatte, der Titanenwandler einen schwarzen mit roter Krawatte. Niemand trug weiß, schließlich war das dem Brautpaar vorbehalten. Nun gut, in dem Fall nur der Braut. Auf der anderen Seite -also quasi neben Ally- saß Mikasa, welche die ehrenvolle Aufgabe hatte die Blumen zu halten.
Nicht überraschend ging die ganze Messe ewig lange, um genau zu sein fast eineinhalb Stunden. Ursprünglich waren zweieinhalb gedacht gewesen, doch dagegen hatte sich die Ackermann und der zukünftige Ackermann strengstens gewehrt.
Somit saßen all die Leute die ganze Zeit auf heißen Kohlen, bis es dann endlich so weit war. Der Geistliche bat die Fünf aufzustehen und vor den Altar zu kommen.
Ally und Levi erging es beiden gleich. Beide spürten und hörten ihr Herz klopfen, die Finger zitterten leicht, eine Anspannung machte sich breit. Okay, der Reim war jetzt nicht geplant gewesen....
Wie dem auch sei, so standen diese auf und liefen langsam vor den Altar, um dort stehen zu bleiben und sich nach vorne -also vom Publikum weg- zu drehen. Etwa einen Meter neben beziehungsweise auch hinter der Braut stand Mikasa, welcher ihr nun den Brautstrauß abnahm.
Eren stand gleich neben ihr und sollte ansonsten auch nichts machen. Einfach nur zuhören. Erwin hingegen stand bei Levi und hielt ein quadratisches Samtkissen in den Händen. Auf diesem befanden sich die zwei Ringe, welche sich die Beiden gleich gegenseitig anstecken sollten.
,,Beginnen wir nun als erstes mit dem Trauungssegen.", begann der Pfarrer und erhob seine Hände wie bei einem Kreuz, ,,Der allmächtige Gott segne euch
durch das Wort seines Mundes
und vereine eure Herzen
durch das unvergängliche Band reiner Liebe."
,,Amen", antwortete der Saal.
,,Seid gesegnet in euren Kindern,
und die Liebe, die ihr ihnen erweist, sollen sie euch hundertfach vergelten.
Der Friede Gottes wohne allezeit in euren Herzen und in eurem Haus."
,,Amen."
,,Wahre Freunde mögen euch in Freude und Leid zur Seite stehen.
Wer in Not ist, finde bei euch Trost und Hilfe, und der Segen, der den Barmherzigen verheißen ist, komme reich über euer Haus.
,,Amen."
,,Gesegnet sei eure Arbeit,
und ihre Frucht bleibe euch erhalten.
Die Sorge soll euch nicht quälen
noch der Glanz des Irdischen euch verführen, sondern euer Herz gedenke allezeit der Schätze, welche bleiben zum ewigen Leben."
,,Amen."
,,Der Herr führe euch zu hohen Jahren
und schenke euch die Ernte eures Lebens.
Und nachdem ihr seinem Reiche in Treue gedient habt, nehme er euch auf in seine ewige Herrlichkeit."
,,Amen."
,,Das gewähre euch der dreieinige Gott,
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist."
,,Amen."
[Quelle: bistum-regensburg.de]
Erst jetzt drehte sich das Paar zueinander und blickten in ihre Augen. Jetzt war der Moment gekommen.
Ein nervöses Lächeln schlich sich auf die Lippen der Frau, kaum merklich reagierte ihr noch Verlobter gleich.
,,Nun werde das Treueversprechen gesprochen!"
Zuerst war Levi an der Reihe, um den Anfang zu machen. Und zu seiner eigenen Überraschung war seine Stimme klar, laut und deutlich und ohne jegliches Zittern. Vorsichtig nahm er die Hände seiner Gegenüber in die seine und blickte eindringlich in ihre Seelenspiegel.
,,Ally Ackermann, ich nehme Dich an als meine Frau.
Ich verspreche Dir die Treue in guten und in schlechten Tagen,
in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet.
Ich will Dich lieben achten und ehren alle Tage meines Lebens."
Schon jetzt überkam die Beiden ein unbeschreibliches Gefühl.
,,Levi, ich nehme Dich an als meinen Mann.
Ich verspreche Dir die Treue in guten und in schlechten Tagen,
in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet.
Ich will Dich lieben achten und ehren alle Tage meines Lebens."
[Quelle: weddingstyle.de]
Nachdem ein paar kurze, leise ,,Aw"s durch den Raum gehallt waren, wurde es wieder mucksmäuschenstill. Erwin trat so vor, dass er nicht die Sicht auf die beiden Hauptdarsteller verdeckte, aber sie auch gleichzeitig nach den goldenen Ringen greifen konnten.
Und schon begann der Pfarrer es zu sprechen:[Quelle: hochzeit-trauung.de]
,,Levi, ich frage dich vor Gottes Angesicht. Nimmst du deine Braut Ally Ackermann als deine Frau und versprichst du, ihr die Treue zu halten in guten und schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, und sie zu lieben und zu achten und zu ehren, bis dass der Tod euch scheidet?"
Das Herz des Schwarzhaarigen fing noch mehr an zu pochen, nur von Nahem konnte man hören, wie sein Einatmen leicht zitterte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Mundwinkel.
,,Ja, ich will."
Vorsichtig nahm er ihre rechte Hand, und nachdem er einen Ring von dem Kissen genommen hatte schob er ihn mit seiner rechten -mit der linken hielt er ihr Handgelenk- auf den Ringfinger.
,,Ally Ackermann, ich frage dich vor Gottes Angesicht. Nimmst du deinen Bräutigam Levi als deinen Mann und versprichst du, ihm die Treue zu halten in guten und schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, und ihn zu lieben und zu achten und zu ehren, bis dass der Tod euch scheidet?"
Ihr erging es nicht anders. Mit einem Einatmen gingen ihre Schultern leicht nach oben, genauso wie ihre Lippen, die sich zu dem wohl schönsten Lächeln ihres Lebens verformten und kleine Tränen sich in ihren Augenwinkeln bildeten -so auch in denen ihres Gegenübers.
,,Ja. Ich will."
Leicht zitternd vollzog sie die gleiche Geste und nachdem auch der Ring auf dem Finger saß, wurde das abschließende Wort verkündet.
,,Hiermit ernenne ich euch zu Mann und Frau."
Die Menge fing an zu toben, alles begann zu klatschen, Menschen standen auf, als sich das Paar nach vorne beugte und sich küsste.
Normalerweise wird das in Büchern so beschrieben, also würde es sich für diese beiden so anfühlen, als gäbe es niemanden anderen in dem Moment außer ihnen und der Kuss fühlte sich wie Stunden an. War aber nicht der Fall.
Genauso schnell wie er begann war er auch schon nach weniger als drei Sekunden wieder vorbei, auch wenn er sich tatsächlich anders anfühlte als wenn sie es sonst taten.
Erneut sahen sie sich in die Seelenspiegel und grinsten so breit wie noch nie zuvor. Ally konnte es einfach nicht aufhalten und spie sprang übermütig Levi um den Hals.
Zum ersten Mal drehten sie sich wieder zu den Besuchern -nachdem die Beiden sich wieder voneinander gelöst hatten-, welche noch immer klatschten, standen, riefen und Blütenblätter in du Lüfte warfen.
Hand in Hand begann das Brautpaar nun die wenigen Treppchen nach unten zu laufen, um an den ganzen Gästen vorbeizulaufen. Unzählige sagten ihnen ihre Glückwünsche und vieles mehr, was die Beiden nur mit einem überglücklichen Lächeln beantworteten.
Natürlich spielte nun auch wieder die Orgel, während die Zwei mit bunten Blüten berieselt wurden. Kaum merklich, aber im Hintergrund, entdeckte Ally eine Gestalt.
Es war ein großer, hagerer Mann mit Mantel und Hut. Kenny.
Ihre Blicke trafen sich und zu ihrer Überraschung lächelte er leicht. Belustigt schüttelte sie ihren Kopf. Also hatte er doch sein Versprechen gehalten....
Durch die kleine Ablenkung bekam die Ackermann anfangs aber gar nicht mit, wie sich plötzlich eine rotzende Hanji aus den Reihen beugte. Tränen flossen nur so über ihre Wangen.
,,Ich bin so glücklich, buhuuuu, ich hätte niemals geglaubt, *schnief* dass dieser Tag kommen würde.... Ich bin so glücklich!"
Eigentlich wollte Levi etwas entgegnen von ›Rotz uns bloß nicht an‹, doch die Situation überschwemmte ihn so mit Freude, dass er es gar nicht fertigbrachte, so etwas zu sagen.
Plötzlich beugte sich Mikasa von hinten zu Ally und hielt ihr etwas hin.
,,Hier, dein Strauß. Vergiss ihn nicht."
,,Oh, danke! Den hatte ich ja ganz vergessen!", lachte die frisch Verheiratete.
Unbehelligt setzten die Beiden ihren Weg über den roten Teppich fort, winkend natürlich. Es dauerte fast zwei Minuten, bis sie endlich an der Richtung des Ausgangs ankamen, da jeder versuchte mit Ihnen zu sprechen.
,,Hey! Vergiss nicht den Strauß zu werfen!", rief plötzlich jemand, was Ally dazu veranlasste, abrupt stehen zu bleiben.
,,Oh stimmt...."
Sie drehte sich also mit dem Rücken zu den Anderen und warf die Blumen über ihren Kopf nach hinten.
Offensichtlich ein wenig zu kräftig, denn kaum drehte sie sich wieder um, lag eine abgeschossene Mikasa auf dem Rücken auf dem Boden. Anscheinend hatte das Ding sie voll auf der Zwölf ausgenockt.
Peinlich berührt schlug die Schwarzhaarige die Hände vor dem Mund zusammen, doch alles lachte nur. Inklusive Levi, welcher nun versuchte sie zu beruhigen.
,,Haha, mach dir keine Sorgen, die passen auf sie auf."
,,Ok..."
Somit setzten sie also ihren Weg fort und kaum traten sie auf die Stufen nach unten aus der Kirche heraus, erwartete sie auch schon die nächste Überraschung.
Eigentlich hatten sie davon gewusst, doch in der Aufregung dann doch ganz vergessen. Denn kaum kamen sie heraus, wurden sie auch schon mit Reis überschüttet. Ein Zeichen der Fruchtbarkeit.
Wie aus dem Nichts packte Levi plötzlich Ally und hob sie hoch. Selbstverständlich: Wie eine Braut.
,,Uwaaah!", lachte diese freudig auf und schlang ihre Arme um seinen Hals. Kichernd gingen sie also weiter -oder eher nur Levi-, möglichst bedacht darauf nicht auszurutschen und die Menge folgte ihnen.
Vorne stand eine weiße Kutsche. Komplett nur aus dieser "Farbe". Die Kabine, die Pferde, sogar die Räder. Einfach alles.
Die Türe war schon geöffnet, also drehte sich der Mann noch mal um, die Beiden winkten dem Rest zu, bevor der Schwarzhaarige seinen Fuß auf die Stütze setzte, sich nach oben drückte und mit seiner Frau einstieg. Hinter sich zog er die Türe wieder zu und sie winkten noch so lange als die Kutsche losfuhr, bis sie die Menschen nicht mehr sehen konnten.
Wortlos drehten sie sich zueinander -sie saßen jeweils auf der anderen Bankseite- und Ally war die Erste, die wieder die Sprache fand.
,,Wir sind verheiratet."
,,Wir sind verheiratet."
,,Yeeeeeyy!!", quietschten beide gleichzeitig los, bevor sie sich gegenseitig überglücklich in die Arme fielen. Vollkommen von Freude erfüllt nahm die Frau das Gesicht ihres Mannes und zog es so nah an sich ran, bis sie sich erneut küssten. Niemand konnte sie sehen, denn an den kleinen Fensterchen hingen genauso kleinen Gardinen -natürlich auch im stylischen Weiß.
Nicht verlangend, sondern voller Zuneigung erwiderte Levi und die Beiden schienen gar nicht mehr voneinander ablassen zu können. Vollkommen außer sich zogen sie sich auf eine Bank und küssten sich gegenseitig im Arm liegend.
,,Kannst du das fassen?! Wir sind verheiratet!", wiederholte der Größere ungläubig.
,,Nein!"
Erneut presste er seine Lippen auf die ihren.
,,Aber weißt du was? Levi Ackermann gefällt mir viel mehr, als dass ich es jemals für möglich gehalten hätte!"
,,Hahaha, und wie!"
In dem Moment gab es für das Ehepaar nichts außer Freude, Glück und Liebe. Keine Titanen, keine Aufgaben, nichts. Einfach nur pures Glück.
,,Ich liebe dich, Levi."
,,Ich liebe dich, Ally."
*
~Ally POV~
Die Zeit in der Kutsche verging wie im Flug. Tatsächlich dauerte die Rückfahrt aber um einiges länger als die Hinfahrt, da man eine extra große Runde machte. Aus dem einfachen Grund, dass es seltsam gewesen wäre, wenn das Brautpaar alleine angekommen wäre.
Dieser Umweg sollte dies also verhindern, sodass die Gäste schon da waren und die Trauzeugen alles vorbereitet hatten. Dennoch war es auch unsere Aufgabe, alle Gäste am Eingang zu begrüßen. Na toll.
Kaum kam das Fahrgestell zum Stehen, erhob ich mich gleich von meiner Sitzgelegenheit und wollte zu der Klapptüre gehen, als Levi mich zurückhielt.
,,Ah-ah."
Verständnislos hob ich meine Schultern, Arme und Hände hoch, während ich meine Augenbrauen und Lippen eng zusammenzog. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er meine Grimasse erkannte.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren trat der Schwarzhaarige hinaus und reichte mir die Hand, damit auch ich aussteigen konnte. Und das war auch bitter nötig, denn in einem meiner Grapscher musste ich ja noch mein Kleid halten, damit ich nicht an dem hängen blieb -wäre echt peinlich geworden, direkt mit dem Gesicht voraus aus der Kutsche zu fallen.
,,Danke."
Ein kurzes Lächeln huschte auf unsere beiden Münder, während meines aber nicht verschwand. Interessiert blickte ich mich um und erkannte, dass schon einige Leute da waren, aber bei Weitem noch nicht alle.
,,Also, als erstes müssen wir uns an den Eingang stellen und hunderte Hände schütteln, anschließend ist Kaffeekränzchen angesagt, dann Abendessen und abschließend die Feier", ging mein Schatz alles noch mal durch, vermutlich auch um sich selber noch mal zu vergewissern.
,,Mhm..."
,,Ah, da seid ihr ja!", kam es plötzlich von jemandem, welcher mit zügigen Schritten auf uns zugespurtet kam. Keine Ahnung wie der Große das bitte machte, dass seine Haare immer perfekt saßen, egal wie viel Wind geht.
Ach ja, dabei handelte es sich übrigens um Erwin -für die, die sich das noch nicht denken konnten.
,,Es steht alles bereit,", begann er gleich loszubrabbeln, kaum kam er vor uns zum Stehen, ,,der Saal, das Essen und so weiter. Nur noch die restlichen Gäste fehlen noch."
,,Und Mikasa?", erkundigte ich mich leicht besorgt. Lachend winkte unser Trauzeuge ab:
,,Ach iwo, der geht's gut. Eren schaut gerade nach ihr."
,,Oh Mann, das ist mir so peinlich..."
Beschämt drückte ich mein Gesicht in die linke Schulter meines Partners, welcher ein belustigtes Geräusch von sich gab.
,,Sie wird dir nicht böse sein."
,,Nein, aber trotzdem...."
,,Wie dem auch sei, ihr solltet so langsam mal zu der Doppeltür gehen, ansonsten stehen hier alle so verloren herum."
Da hatte der Kommandant recht, auch wenn dieser Vorgarten echt schön war. Mit Springbrunnen, Blumenbeeten, Rosen vor den Fenstern und so weiter.
Ein kleines Gebäude stand am Rande davon, dort sollten wir uns die nächste Zeit aufhalten. Zum Abendessen auch und die Feier würde dann im Hauptgebäude stattfinden. Da müssten wir dann nachher hinwatscheln.
,,Komm, Ally."
,,Hm? Was?", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, ,,Ach so, ja klar."
Amüsiert über meine eigene Verpeiltheit schüttelte ich den Kopf, bevor ich mit meinem Gemahl zu der verzierten Doppeltüre lief. Sie war bereit geöffnet, daher erhaschte ich schnell einen Blick hinein.
,,Oi, wo willst du hin?"
Vorsichtig hielt mich Levi am Arm fest, kaum wollte ich hineingehen.
,,Übernimm du schon mal die erste Fuhre."
,,Ja, aber.... wieso?"
,,Ich muss jetzt erst mal ganz fett pullern."
,,Ist okay", brachte der Größere irgendwie heraus, möglichst bedacht nicht laut loszulachen. Geschwind beugte ich mich zu ihm, gab ihm einen kurzen Schmatzer auf die Lippen und verschwand dann schnell in dem großen Raum. Also eigentlich ja Saal, aber egal.
Er war vollgestellt mit runden Tischen und jeweils um die vier bis sechs -oder mehr- Stühle daran. Kleine Vasen, vollgestopft mit Blumen -aber dennoch überraschend schön aussehend- und andere Dekors -wie gefaltete Servietten- zierten die Sitzgelegenheiten.
Die Wände waren in einem unauffällig pastellfarbenem Gelb und abwechselnd Rosa bemalt, daher mischten sich die weißen Tische ganz unauffällig darunter.
Für genauere Beobachtungen hatte ich gerade keine Zeit, schließlich gab es zwei wichtige Dinge zu erledigen. Levi nicht so lange alleine stehen lassen -ich hörte von hinten schon, wie die Ersten ihn vollquatschten- und noch viel wichtiger: Strullern gehen.
Wo die Toiletten sich befanden wusste ich Gottseidank, schließlich hatte ich bei der Planung hierbeis ja auch mitgearbeitet. Okay, die Einrichtung hiervon hatten Mikasa und Eren übernommen, letztendlich hatten dann Hanji, Erwin, Levi und ich noch mal drübergeguckt, ob wirklich alles passt. Das kann man doch als ›mitarbeiten‹ mitzählen, oder?
Um also noch einen Zahn zuzulegen, packte ich meinen Rock und hob ihn etwas hoch -zwar unanständig, sah aber gerade keiner- und trippelte über den Parkettboden.
Ein paar mal abgebogen und schon war ich an meinem Ziel angekommen. Laut erleichtert stöhnend hockte ich mich also auf die Brille, kaum war ich in dem kleinen, abschließbaren Räumchen angekommen.
Genau aus diesem Grund hatte ich kein gigantisches Unterteil für mein Kleid gewollt. Da hätte ich irgendwen anderen gebraucht, um überhaupt wichtige Geschäfte zu erledigen. Und hier hatte definitiv kein anderer mehr Platz.
Also klemmte ich den ganzen Stoff irgendwie unter meine Arme und nachdem auch die Unaussprechlichen weit genug geöffnet waren lies ich es einfach laufen.
,,Ahhhh~...."
Was eine Erleichterung. Aber leider ist die Welt nicht so, dass alles perfekt läuft. Denn schon stand ich vor meinem nächsten Problem -jetzt bitte mit dramatisch tiefer Stimme und Hall lesen-:
Das Klopapier.
Ja, richtig gehört. Da kam ich grad noch so hin, aber nicht an mich selber. Nach längerem hin und her schaffte ich es aber doch noch unfallfrei und war gottsfroh, als ich endlich aus diesem beengenden Gemäuern herauskonnte. Schnell Hände gewaschen und schon wieder draußen.
Als mich mein Weg ein zweites Mal durch den Essensaal führte, winkten mir schon die ersten Gäste zu, welche schon Platz genommen hatten.
Lächeln erwiderte ich diese Geste, blieb aber dennoch nicht stehen. Irgendjemand schien draußen zu heulen und drei mal dürft ihr raten wer.
Richtig, Hanji. Die hing nämlich Levi schnoddernd am Jackett, welcher versuchte sie irgendwie von sich fernzuhalten.
Da musste eingegriffen werden! Holt das A-Team!
[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]
Nein, eigentlich übernahm ich das lieber selber.
,,Hey, Hanji, schön dich zu sehen!", begrüßte ich die Brünette, welche endlich von dem Schwarzhaarigen losließ, der angewidert gleich ein Taschentuch hervorholte und damit seinen Stoff abwischte.
Nur war leider jetzt ich dran. Dramatisch packte die Wissenschaftlerin meine Oberarme und versuchte mich durch ihre tränenden Augen anzusehen.
,,Ich bin so glücklich für euch whahahaha! Niemals hätte ich gedacht, den Tag zu erleben, an dem unser Shorty heiratet!"
,,Ey! Nenn' mich nicht so!!"
Beruhigend lächelte ich erst mal breit und nahm dann meine Freundin sanft in den Arm. Zärtlich wog ich sie hin und her und sah, wie Mike uns kopfschüttelnd -aber dennoch belustigt- ansah. Danach begann er wieder kurz mit Levi zu reden.
,,Geh schon mal rein, Hanji, setz dich und vielleicht gibt's ja nen Tee zum beruhigen für dich."
,,Mhm, das ist bestimmt eine gute Idee", schnäuzte die Erwachsene und klaute dabei unauffällig Levi's Taschentuch aus seinem Jackett. Der bekam's aber gar nicht mit und ich lies sie einfach damit davonziehen. Sie brauchte das deutlich dringender.
,,Hi, Mike", begrüßte ich den Größten und erwiderte gleich die Umarmung.
,,Siehst du, du hast alles geschafft. Ganz ohne Unfälle."
,,Naja.... Nicht ganz... Du darfst Mikasa nicht vergessen."
,,Stimmt.... Aber immerhin war es nach der Trauung."
,,Das ist richtig."
Wir verabschiedeten uns halbherzig, schließlich würden wir ja noch mehrere Stunden miteinander verbringen.
Gefühlt tausende von Händen schüttelte ich, bekam mindestens genauso viele Glückwünsche und mir taten die Füße vom Stehen schon ganz weh.
,,Oh, warte, ich helfe dir", bot Levi gleich an, als meine Mutter mit ihrem Rollstuhl über den Kies geflitzt kam. Vor dem Eingang gab es eine kleine Stufe, daher die Hilfe.
,,Danke, mein Lieber."
,,Bonjour, maman. [Guten Tag, Mama.]", begrüßte ich die Rollstuhlfahrerin, welche vor uns beiden anhielt.
,,Salut, mon enfant. Le mariage était trés jolie. Je ne croyais pas en faire cette éxperience. [Hallo, mein Kind. Die Hochzeit war wunderschön. Ich hätte nicht geglaubt, dass ich diese Erfahrung machen würde.] "
,,Ah, oui. J'était trés nerveux! [Ah, ja. Ich war extrem nervös!]"
,,Vous pouvez parler.... en.... anglais? Si vous.... ähm... voulez parler une.... differente.... non, une langue different. [Könnt ihr... englisch sprechen? Wenn ihr... ähm... eine Sprache andere.... nein, andere Sprache sprechen wollt.]", mischte sich plötzlich mein Partner in gebrochenem Französisch ein.
,,Tu a enseigné le français à lui?[Du hast ihm Französisch beigebracht?]"
Ungläubig sah mich meine Erzeugerin an, doch ich überließ das Antworten Levi.
,,Oui, mais je ne.... le parle pas bien. [Ja, aber ich.... spreche es nicht gut.]"
,,Wir sind echt hobbylos, ist euch das schon mal aufgefallen?", unterbrach ich unser seltsames Gespräch, da schon die restlichen Gäste -welche kaum noch welche waren- schon verwunderte Blicke austauschten.
,,Stimmt. Na dann, ich geh mal rein. Wehe, es gibt kein gutes Essen!", schon wollte die Dame im fortgeschrittenem Alter in das Gebäude hineinrollern, als sie noch mal stehen blieb, ,,Fast hätte ich's vergessen, alles Gute zu eurer Hochzeit. Und lass es heute Nacht krachen wie nie zuvor."
Den letzten Satz flüsterte sie uns noch leise zu, weshalb ich mein Gesicht vor Scham in den Händen vergrub. Mein Nebenmann war wohl etwas fassungslos.
Doch sonderlich viel Zeit blieb für diese Gefühle zum Glück nicht, denn schon kamen die Nächsten. Fast eine Dreiviertelstunde war vergangen, als endlich der letzte Gast kam. Eigentlich waren es sogar zwei, welcher mit kurzer Verzögerung kamen, weshalb Levi und ich fast schon reingegangen wären.
Sofort lief ich auf die Schwarzhaarige zu, kaum erkannte ich sie.
,,Oh mein Gott, Mikasa, es tut mir so leid! Wirklich! Das wollte ich nicht! Geht's dir gut? Brauchst du was zum kühlen?"
Lachend winkte meine selbsterklärte Cousine ab:
,,Es ist alles in Ordnung, wirklich."
,,Hat Eren dich gut versorgt?"
,,Und wie."
Die Blicke der Beiden trafen sich irgendwie seltsam, schon war ich etwas verwundert und verstand es erst, als mein Partner seinen Kommentar abgab.
,,Bitte keine weiteren Informationen.... Lasst uns lieber endlich rein gehen, mir fallen die Füße ab."
Da hatte er recht. Also stolperte ich ihm irgendwie hinterher und bemerkte erst jetzt, dass wir das ganze Getümmel eigentlich verpasst hatten. Alles redete und lief herum, Geschirr klirrte und ich hatte schon Bedenken keinen Kuchen mehr abzubekommen.
,,Ahh, Kara, du bist ein Goldschatz", sagte ich zu meiner tatsächlichen Cousine, welche für uns extra Sachen beiseite stellen hatte lassen.
,,Ist doch selbstverständlich. Aber setzt euch doch erstmal."
Wir Brautpersonal hatten das Privileg, an einem längeren Tisch sitzen zu dürfen, an welchem man den ganzen Raum überblicken konnte.
Kaum hatte ich mich hingepflanzt, schon fing ich an zu futtern.
,,Na da hat ja mal eine Hunger."
,,Half fie Klaffe, Lefi, if hab morpf den Kholdampf."
,,Mund zu beim Sprechen."
,,Hmpf."
Kurz huschte ein leichtes Grinsen über das Gesicht des Schwarzhaarigen. Erneut wendete ich meinen Blick nach vorne und verschluckte mich fast bei dem Anblick, der sich mir gerade bot.
,,Sag mal.... ist das wirklich ›Vivienne‹,die versucht mit den Leuten ist Gespräch zu kommen?!"
Ungläubig blickten nun auch die Anderen bei uns zu meinem Ebenbild.
,,Ja tatsächlich.... Dass ich das noch mal erleben dürfte...."
Unauffällig lehnte ich mich zu meinem Partner herüber und flüsterte in sein Ohr:
,,Müsste jetzt nicht eigentlich der Trauzeuge eine Rede halten?"
,,Echt?"
,,Ja."
,,Oh... dann haben wir das wohl vergessen..."
,,Wie haben an so viele Dinge gedacht, aber nicht an sowas", lachte ich leise vor mich hin.
,,Aber immerhin tragen die Brautjungfern farblich perfekt angestimmte Socken!"
,,Was gibt's denn da zu kichern?", mischte sich Eren ein, welcher neben Mikasa saß, welche wiederum neben mir Platz gefunden hatte.
,,Nichts, sieh doch nur mal, wie Viv sich mal wieder mit allen anlegt."
,,Dass die auch nie Ruhe geben kann..."
,,Ach, so ist sie halt, Levi. Irgendwo ja auch meine Schuld.... Ach, im Übrigen, wie lange müssen wir eigentlich noch in dieser Lautstärke sitzen?"
Tatsächlich war der Geräuschpegel ziemlich unangenehm, da sich jeder mit jedem unterhielt und auch Klirren und ähnliches die Luft erfüllte. Dieses Mal war es Erwin, der antwortete:
,,Nur noch etwas mehr als eine Stunde. Dann hast du's geschafft -jedenfalls bis die Feier losgeht."
,,Was? So lange noch? Um himmels Willen..."
,,Und?", hackte Levi neckisch bei dem Blonden nach, ,,Wirst du uns ein Ständchen bringen?"
,,Oh nein, erinnere mich bloß nicht daran!"
Beschämt vergrub der Kommandant sein Gesicht in seinen Händen, während er seine Ellenbogen auf der Tischplatte abstützte.
,,Sieh mal, sie ist schon da~"
,,Was denn?", entgegnete der Schwarzhaarige gespielt unwissend, ,,Das war eine normale Frage."
,,Ha-ha. Ich weiß genau worauf du anspielen willst. Aber nein, das werde ich nicht -um deine 'normale' Frage zu beantworten."
,,Ohhhh, jetzt bin ich aber traurig.", mischte ich mich gespielt enttäuscht ein und lehnte mich nach vorne, nach rechts gebeugt. Denn mein Vorgesetzter saß direkt neben Levi.
Oh, ihr fragt euch über was wir gerade reden? Dann lasst es euch erklären....
——————————————————
~Erzähler~
Es war schon recht spät abends, aber dank des Sommers noch immer angenehm war. Alles war friedlich im Hause des Aufklärungstrupps, kein Wässerchen schien jemanden zu trüben. Oder wie auch immer dieses Sprichwort ging.....
Jedenfalls befanden sich die Veteranen und Ally im Moment in der Aula, auf einem der Tische lag ein ausgebreiteter Lageplan. Nein, der war nicht für die nächste Expedition oder ähnliches gedacht. Selbstverständlich handelte es sich um die Zeichnung des Gebäudes, in der die Gäste für die Hochzeit der beiden Herrschaften unterkommen sollten.
Aber nicht nur diese paar Leute waren dort versammelt, auch "normale" Soldaten rannten durch die Gegend. Das hatte den Grund, dass gerade eine neue Lieferung an Essen, Waffen und ähnlichen Utensilien angekommen waren. Also hieß es einräumen.
Niemand dachte sich etwas dabei, als die Eingangstüre mal wieder etwas zu schwungvoll aufgerissen wurde -vermutlich war jemand einfach nur schwer bepackt- bis eine Frauenstimme anfing wütend zu schreien:
,,ERWIN!"
Sofort zuckte Angesprochener so sehr zusammen, wie noch nie zuvor. Sein Gesicht verzog sich mit nach unten gerichteten Mundwinkeln, Augenbrauen zusammengezogen und er schien mehrere Zentimeter in die Höhe zu hüpfen.
,,Erwin, wie kannst du es wagen, mir nicht Bescheid zu geben!"
Eine etwas älter aussehende Dame mit noch immer blondem Haar stürmte ungestüm in das Hauptquartier hinein, einen recht großen Kasten an Koffer in der Hand halten.
Ihre hohen Absätze von den Schuhen, passend zu ihrem ziemlich teuer aussehenden Kleid, klapperten laut über die Steine, während selbst ihre hochgebundenen Haare durch ihren festen Schritt auf und ab wippten.
Und obwohl man der Madame ihr fortgeschrittenes Alter ansah -sie musste etwa um die Sechzig sein- sah sie noch verdammt heiß aus ->Meinung von Ally.
Leicht zitternd versuchte der Kommandant nach hinten abzuhauen, doch leider blieben seine hinteren Oberschenkel an der Tischplatte hängen. Schützend hob er seine Hände, als die Unbekannte provokant vor ihm stehen blieb und mit einem ihrer langen, dürren Zeigefinger direkt auf sein Gesicht zielte.
,,Wieso hast du dich so lange nicht mehr gemeldet?!"
,,I-Ich kann das erklären-..."
,,Ja ja, ist klar. Die selben Ausreden wie immer. Hättest mir ja wenigstens schreiben können, dass dein bester Freund heiratet! Nicht mal eine Einladung habe ich bekommen!"
,,A-", doch schon wurde der Erwachsene abgewürgt.
,,Über die Zeitung musste ich es erfahren, ÜBER DIE ZEITUNG!!!"
Verwirrt blickte Ally zu Levi, welcher genauso ahnungslos aussah wie die Anderen. Wer war bitte diese Frau?
,,Anscheinend wurde der Brief nicht zugestellt, ich kann es mir nicht erklären-"
,,Blödsinn! Hier, dafür hab ich dir das mitgebracht,", leicht hob die zärtliche, weibliche Person das Kofferartige Ding hoch, ,,ist ja lange genug verstaubt."
,,Warum denn das?! Ich kann es doch gar nicht mehr-"
,,Papperlapapp, du wirst dem Herrn schön ein Ständchen bringen! Für was habe ich das ganze Geld denn für deinen Unterricht ausgegeben?!!"
,,Das ist doch viel zu lange her-!"
,,Ach, da sind die beiden Goldschätze ja schon!", rief die mit den stechend blauen Augen aus, als sie das zukünftige Brautpaar entdeckte.
Sofort lies sie das Teil in ihrer Hand fallen -hektisch fing es der Kommandant auf, als wäre etwas aus Glas darin- und sie nahm mit jeweils einer ihrer knochigen Hände die von dem Pärchen. Ein Grinsen legte sich auf ihre Lippen, doch es war nicht so freundlich und vertrauensvoll, als dass es hätte seien können. Offensichtlich war die echt sauer, dass sie keine Einladung bekommen hatte....
,,Ich freue mich, euch endlich kennenzulernen. Und natürlich freue ich mich auch für eure Verlobung! Nachdem ›Erwin‹ euch mir ja noch nie vorgestellt hat.", sagte sie überschwänglich, während sie seinen Namen bedrohlich tief -und mit einem schrägen Seitenblick- aussprach.
,,Verzeihung, aber ich glaube... wir kennen uns noch nicht?", versuchte es die Ackermann diplomatisch. Übertrieben schallend lachend gackerte das Weib plötzlich los.
,,Ahahaha! Ja richtig, wie unhöflich, dass ich mich noch gar nicht vorgestellt habe! Ich bin Erwins Mutter!"
Okay, das saß wirklich.
Überrascht und entsetzt sah sie der ganze Saal an, damit hatte jetzt wirklich niemand gerechnet.
,,Werte Frau Mama, ich denke, wir sollten uns lieber in meinem Büro weiter unterhalten...", presste der Kommandant peinlich berührt und bemüht freundlich hervor, während er die Blonde an den Schultern wegschob.
,,Aber ich wollte mich gerade mit denen Beiden unterhalten!"
,,Das ergibt sich bestimmt wann anders noch mal, da bin ich mir sicher. Komm jetzt erst mal mit."
Und schon waren die Zwei um die nächste Ecke verschwunden. Kurze Stille trat ein, welche dann von dem zukünftigen Ackermann unterbrochen wurde:
,,Das.... glaube ich jetzt einfach nicht....Er hat Mama gesagt...."
Und schon gingen die Gespräche los. Laut fing Nanaba an zu lachen:
,,HAHAHA! Erwin stammt ja wirklich aus gutem Hause!!"
,,›Werte Frau Mama‹...", prustete Hanji unter hervorgegangenem Lachen hervor.
Mit ungläubig geöffneten Mund drehte sich Alex zu ihrem Verlobten.
,,Hast du davon etwas gewusst?!"
,,Nein! Ich wusste, dass sein Vater nicht mehr lebt, aber von seiner Mutter hat er nie etwas erzählt."
,,Es macht aber Sinn, dass sie noch lebt.", wand Mike ein, ,,Schließlich hat er nie etwas anderes behauptet."
,,Oder sie auch nur mit einer Silbe erwähnt."
Zustimmend nickte der Größte dem Kleinsten zu.
,,Also ich hätte mir unter Erwins Mutter irgendwie.... was anderes vorgestellt."
,,Was meinst du, Ally?"
,,Naja, er ist immer so förmlich. Da dachte ich, dass seine Familie auch so höflich seien müsste und nicht so...."
,,Ja?"
,,Forsch."
Und schon wieder brach erneuten Lachen aus.
——————————————————
~Ally POV~
Das ist also die Kurzform davon.
,,Dabei hat sie doch immer für deine Geigenstunden gezahlt", mobbte Levi den armen Erwin auch noch weiter. Recht unauffällig überging dieser die Anmerkung, kaum blickte er in den Raum, blieb sein Gesicht auch schon stehen.
,,Oh nein..."
Ja, tatsächlich war im Endeffekt seine Mutter gekommen. Auf eine Einladung. Die Dame war nämlich so eingeschnappt gewesen, dass wir sie tatsächlich zu unserer Hochzeit einladen mussten -unfreiwillig.
Genannte Madame saß somit also an einem der Tische, aß gerade elegant ein Stück Kuchen und unterhielt sich mit ihren Sitznachbarn.
,,Ach...", rutschte auch mir es ungläubig heraus, ,,Die hat ja gleich Freunde gefunden...."
Sogleich antwortete mir mein Schwarzhaariger, ohne dass wir uns überhaupt ansahen -die Blicke gebannt auf das Szenario gerichtet.
,,Dass sie sich mit Miss Evergarden und somit auch mit deiner Mutter auseinandersetzt hatte ich ja schon vermutet -Adelskreise und so- aber.... Kara? Und Joschka?!"
,,Und Hanji.... Was ne Mischung..."
,,Aber anscheinend unterhalten sie sich prächtig. Hätte nicht vermutet, dass die irgendwelche Gemeinsamkeiten haben", fügte auch noch Mikasa hinzu, wessen Nase und restliches Gesicht wieder vollkommen normal aussah.
Keine Ahnung wie, aber auf die eine oder andere Art und Weise überlebte ich tatsächlich diesen lauten Trubel. Aber selbst als Kaffee und Kuchen von der Liste gestrichen waren, war es ja noch nicht vorbei. Jetzt ging's ja schließlich ans Feiern.
,,Komm, wir sollten gehen."
Höflich bot Levi mir seine Hand an, welche ich gleich ohne zu zögern nahm. So langsam lichtete sich der Saal, schließlich mussten wir das Gebäude räumen -die Putzkolonne war inzwischen schon eingetroffen.
Anscheinend bemerkte Levi, dass als ich noch einmal in die Gesichter unserer Gäste blickte, leicht enttäuscht die Augen verengte.
,,Es tut mir leid, dass sie nicht kommen konnten.", antwortet er, als wären meine Gedanken ein offenes Buch, ,,Davon mussten wir leider ausgehen, schließlich wird Camilla wohl jederzeit ihr Kind zur Welt bringen."
Leicht unterdrückt seufzte ich dennoch.
,,Ich weiß. Aber trotzdem hätte ich mich gefreut..."
,,Dann besuchen wir sie halt bald. Nicht gleich sofort, die sind mit dem Kleinen dann bestimmt schon genug im Stress. Aber vielleicht in ein paar Wochen? Wäre das ein Kompromiss?"
,,Ich denke schon."
Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen, auch auf die meines Schatzes. Kurzentschlossen beugte er sich nach vorne und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange.
,,Na komm."
Der Druck um meine Hand verstärkte sich kurz, dann gingen wir auch schon los. Inzwischen war die Sonne schon fast untergegangen, nur noch die letzten Streifen tauchten alles in ein zartes rosa, rot, orange und gelb.
Von überall strömten unsere Mitfeirer zu dem recht großen Gebäudekomplex und daher gingen auch wir als einer der Letzten in einen anderen Eingang hinein, welcher gleich in den Festraum führte.
Auch dieser war geschmückt, doch bei weitem nicht so schön wie der andere. Dafür war er mehr rustikal gehalten, Tische und Holzbänke standen darin und Alkohol konnte man sich in der Küche hinten selber holen.
Also alles mehr zum Sinn und Zweck, denn schließlich war es nicht neues, dass Hochzeiten in einem Saufgelage endeten.
Für diese Gelegenheit hatten wir tatsächlich ein paar Musikanten engagiert, schließlich sollte der arme Joschka ja auch mal zum Ausruhen kommen. Und ausnutzen wollte ich meinen alten Kindheitsfreund auch nicht.
So langsam aber sicher wurde der Saal nun voll und eigentlich ging ich davon aus, jetzt nur noch Smalltalk mit den ganzen Leuten zu halten, doch weit gefehlt. Mit schnellen Schritten kam Eren zu uns und sah uns erwartend an.
,,Und? Seid ihr schon bereit?"
,,Bereit wofür?", fragte ich verwirrt nach.
,,Na für den Tanz."
,,Tanz?!"
Das Entsetzen stand mir ins Gesicht geschrieben und da sich Levi murmelnd an die Stirn fasste, kam es ihm wohl gerade.
,,Na das Brautpaar macht den ersten Tanz."
,,Scheiße, da war ja was....", flüsterte der Schwarzhaarige vor sich hin.
Sofort entrüstete ich mich:
,,Davon wusste ich ja gar nichts!"
,,Tja, ist halt eben so. Seht, die Leute warten schon auf euch."
Tatsächlich huschten immer wieder "unauffällig" ein paar Augenpaare zu uns, während die Gäste sich unterhielten. Geschockt beugte ich mich zu meinem Trauzeugen vor, um mit vorgehaltener Hand in sein Ohr zu zischen.
,,Heißt das etwa, jeder guckt uns zu?!"
,,So kann man's ausdrücken....Da müssen wir wohl durch, Ally."
,,Aber.... Ich kann doch gar nicht richtig tanzen!"
,,'N Walzer wird's tun. Oder, Eren?"
Das war eigentlich eine rhetorische Frage und hieß so viel wie "Mach, dass die einen Walzer spielen."
Freundlich wie eh und je.
,,Kleinen Moment."
Federnd leicht spurtete der Junge los und begann mit den Musikern zu sprechen. Nickend erwiderten sie und sagten auch noch etwas, doch von meiner Entfernung aus konnte ich absolut nichts hören.
Offensichtlich verstand nun auch die Menge, dass es gleich losgehen würde. Das bedeutete also, dass sie in der Mitte des Raumes -wo keine Tische sondern eine freie Fläche war- Platz machten, damit wir hervortreten konnten.
Irgendwie versuchte ich mein nicht sonderlich begeistertes Gesicht zu verbergen, was leichter ging, als mir Levi seine Hand zum Tanzen anbot. Nach kurzem Zögern nahm ich sie an und wir liefen in das Zentrum des Freiraums.
Professionell gingen wir also in die richtige Haltung, er legte eine Hand an meine Taille, ich die meine an seine Schulter und unsere beiden anderen fassten sich. Wenige Sekunden vergingen in der Stille, bis endlich die Musik einsetzte.
Kaum hörbar zählte mein Partner von Drei herunter, sodass ich wusste, wann ich zum ersten Mal nach hinten laufen musste. Und eines sage ich euch, in einem Brautkleid zu tanzen ist verdammt schwierig. Vor allem wenn man nach hinten treten muss.
Ich zählte gar nicht mehr mit, wie oft mir fast der Rock zerrissen wäre...
Und ja, bevor ihr fragt: Mir war das unfassbar unangenehm. Aber immerhin hatte ich meinen Gatten bei mir, also hielt sich meine Panik in Grenzen. Irgendwie war das doch komisch, oftmals machte es mir absolut nichts aus, im Mittelpunkt zu stehen, aber wenn es sich um etwas handelte, das ich absolut nicht beherrschte, war es mir extremst peinlich.
Andächtig standen die Zuschauer also in einem Kreis um uns herum und zu meinem Überraschen waren alle mucksmäuschenstill.
,,Sieh mir einfach in die Augen", zischte Levi als er bemerkte, dass mein Blick immer wieder in die Reihen huschte. Ohne zu antworten befolgte ich seinen Rat und starrte wie besessen in seine blaugrauen Seelenspiegel.
Uns tatsächlich half mir das, denn urplötzlich verfiel ich mich in ihnen und konnte gar nicht mehr aufhören in sie zu sehen. Auch meinem Partner schien es seltsamerweise nicht anders zu gehen.
Noch immer konnte ich es nicht fassen, dass ich vor exakt zwei Jahren zum ersten Mal in sie geblickt hatte. Ich würde lügen, würde ich behaupten, sie hätten mir damals nicht gefallen.
Und vor drei Jahren hatte ich ihn noch nicht mal gekannt. Und jetzt stand ich hier, Hand in Hand mit dem Mann, den ich liebte, welchen ich gerade eben geheiratet hatte.
Allein schon dieser Gedanke überschwemmte mich mit so vielen Gefühlen, dass mir anfingen die Tränen in die Augen zu steigen.
Entsetzt weiteten sich die meines Mannes, erkannte er meine glitzernden Augäpfel. Und just in dem Moment hörte Gottseidank die Musik auf, wir verlangsamten mit ihrem Ritardando auch unser Tempo, bis wir endlich zum Stehen kamen.
Zwei Sekunden in absoluter Stille vergingen, bis ich mich nicht mehr zurückhalten konnte und Levi um den Hals fiel. Und zwar wörtlich, denn ich schlang meine Arme um seinen Nacken und vergrub mein Gesicht in seiner Schulter und Halsbeuge, wozu ich auf meine Zehenspitzen stehen musste.
Zärtlich umarmte er mich an meiner Taille, zog mich noch näher an sich heran. Ein einstimmiges ,,Awww!" der Zuschauer ertönte und sie gingen an zu klatschen und zu lachen.
Vorsichtig wog Levi mich hin und her, manchmal sogar verbunden mit kleinen Schritten.
,,Wieso weinst du denn?", fragte mich der Bräutigam als ich leise schniefte.
,,Kannst du das fassen? Vor drei Jahren haben wir uns noch nicht mal gekannt, geschweige denn jemals zuvor gesehen. Und jetzt... sind wir hier."
Eine Antwort bekam ich keine und seine Mimik konnte ich gerade auch nicht sehen, aber es reiche mir schon, dass er mich noch enger an sich drückte.
,,Bist du bereit so langsam loszulassen?", fragte er vorsichtig, ,,Die Leute gucken schon."
Wortlos nickte ich und lies von ihm ab, gleichzeitig die Tränen aus den Augen wischend.
Zu zweit verließen wir die Tanzfläche und kaum traten wir heraus, quatschten uns die Ersten schon voll. Der Rest begab sich dort hin, wo wir gerade gewesen waren und die Musik setzte erneut ein.
,,Das war so süß!", ,,Ich freue mich so für euch!", überschwemmten uns gleich Nanaba und Waltraut, mit welcher ich bisher eigentlich kaum Kontakt gehabt hatte. Aber wenn wir uns mal unterhielten, war sie echt eine nette. Wir waren etwa im gleichen Alter, um genau zu sein waren wir im exakt selben Jahr geboren.
Ihre kurzen, leicht gelockten, hellbraunen Haare wippten fröhlich hin und her, als sie ihre Körpergewicht von links nach rechts und andersrum verlagerte, die Hände an die Wangen gelegt.
Immer mehr Leute kamen auf uns zu und wir quatschten über alles mögliche. Bei manchen war ich mir wirklich nicht sicher, ob sie uns überhaupt kannten. Einer fragte sogar nach meinem Bruder, dabei hatte ich ja gar keinen mehr....
Die Zeit verging also wie im Flug, als plötzlich -eine leicht angetrunkene- Hanji auf einen Tisch kletterte, in der Hand ein paar Zettel haltend.
,,Leute! Hört mal her!!", brüllte sie laut, was dazu führte, dass der ganze Saal zu ihr aufblickte. Sogar die Musik hörte auf.
,,Holt die Stühle her, es wird Zeit für das Spiel!"
Vollkommen verwirrte drehte ich meinen Kopf zu Levi.
,,Welches Spiel?"
Unwissend zuckte er mit den Schultern.
Just in dem Moment brachten Viktor und Timo zwei von den genannten Möbeln auf die Tanzfläche, welche dort aufgestellt wurden.
,,Nun bitte ich das Brautpaar hervor!"
Etwas zögerlich setzten wir uns in Bewegung und noch immer war mir nicht klar, was hier eigentlich abging.
,,Setzt euch bitte auf die Stühle. Ja, genau so."
Nun hockten wir also Rücken an Rücken und konnten uns somit nicht sehen. Bei der nächsten Anweisung wurde es uns aber zu bunt.
,,So, und jetzt zieht eure Schuhe aus!"
,,Bitte WAS?!"
,,Jeder bekommt einen vom Anderen."
,,Wieso denn das?!"
Damit sprach Levi exakt meine Gedanken aus.
,,Wir spielen 'Wer würde eher' oder wie das auch immer heißt. Um herauszufinden, ob ihr euch auch wirklich gut kennt und füreinander gemacht seid!"
,,Wäre das nicht VOR der Hochzeit besser gewesen?"
Zugegebenermaßen hatte ich über meine Worte nicht nachgedacht, weshalb sich mein Ehemann nun entrüstet zu mir umdrehte.
,,Sorry, Schatz...."
,,Stimmt eigentlich....", kam es von unserer Ansagerin, ,,Egal! Auch schon zu spät! Also, zieht eure Schuhe aus und gebt eurem Partner einen. Ich stelle euch gleich Fragen und für die Person, auf die es zutrifft, dessen Schuh hebt ihr hoch. Keine Ahnung ob der Satz gerade deutsch war.... Wie dem auch sei!"
Etwas unwillig aber dennoch beugend taten wir also wie befohlen und stellten uns schon mal auf das Schlimmste ein.
,,Fangen wir doch mal mit etwas einfacherem an. Wer würde eher einen Monat lang nicht duschen?"
Ganz klare Antwort, die auch jedem klar war. Natürlich musste da mein Schuh gehoben werden. Den Stimmen der Umstehenden hatten wir das gleiche gewählt.
,,Das würde der niemals aushalten", gab ich ganz ehrlich von mir.
,,Gut, dann machen wir mal weiter! Wer würde eher berühmt werden?"
Auch das war ganz einfach. Jetzt hob ich den schwarzen Schuh, welcher sich in meiner rechten Hand befand.
,,Bist du dumm?!", entrüstete sich mein Partner, ,,Ich bin schon berühmt!"
,,Angeber", kam es eiskalt von mir.
,,Ey! Das bin ich nicht freiwillig."
,,Bevor die Beiden anfangen zu streiten gehen wir mal weiter. Wer würde eher wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet werden?"
Uff, schwierig. Irgendwie traute ich uns das beiden zu. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto eher tendierte ich zu mir selber. Ja, doch, das könnte mir passieren.
Bevor ich die Antwort meines Partner erfahren konnte, machte Hanji schon weiter.
,,Wer würde eher einen einwöchigen Partymarathon überstehen?"
Einfach. Ohne zu zögern hob ich meinen linken Arm und offensichtlich hatte Levi genau das Gleiche gewählt.
,,Die überlebt keinen Tag ohne zu schlafen."
,,Da möchte ich nicht widersprechen."
,,Uhh~ momentan seid ihr noch gut im Rennen, aber wie wird es gleich ausgehen? Wer würde eher in feiner Gesellschaft richtig laut furzen?"
Die Dame sollte wirklich Moderatorin werden. Aber tatsächlich tat ich mir mit der Antwort etwas schwer.
Gerade als ich schon meine Antwort abgeben wollte, mischte sich plötzlich mein Partner ein.
,,Wag es ja nicht, die falsche Antwort zu geben!"
,,Du weißt genauso gut wie ich, dass du es eher machen würdest."
,,Blödsinn! Niemals!"
,,Ja denkst du etwa ich?"
,,Also... nein."
,,Na da hast du's."
,,Das heißt aber nicht, dass ich es machen würde!"
,,Es heißt ja auch ›Wer würde EHER‹."
,,Trotzdem!"
,,Mimimimimimimi."
Was die Anderen von uns dachten wollte ich jetzt gar nicht erst wissen. Aber natürlich stritten wir uns nicht wirklich, das war mehr Show als sonst was.
,,Wer sieht nackt besser aus?"
Ungläubig klappte mir die Kinnlade runter und bevor wir reagieren konnten, erklang ein dumpfer Schlag. Vermutlich hatte Erwin oder so Hanji eins übergebraten.
,,Aua!"
,,Das können sie ›jetzt‹ noch nicht sagen!", rief irgendwer konservatives und naives aus dem Publikum. Wie auf Knopfdruck lief meine Birne knallrot an.
,,Wir antworten nicht.", zischte mir mein Partner zu, ,,Wir kennen ja eh die Antwort."
,,Stimmt", gab ich genauso leise zurück.
,,Nächste Frage. Wer würde eher den eigenen Partner umbringen?"
,,Bitte?! Was ist das denn für eine Frage?!!", entrüstete sich Levi sofort. Ich hingegen hob nach kurzem Überlegen einen Schuh.
Entsetzt drehte sich der Schwarzhaarige zu mir um, um dann ängstlich von seinem Stuhl aufzustehen und sich ein paar Schritte entfernen.
,,Ally, ich krieg Angst."
,,Mir könnte das sowas von passieren. Ich bin doch so ungeschickt, es ist ein Wunder, dass ich dir aus Versehen noch nie etwas gebrochen hab oder so."
Überrumpelt blinzelte der Angesprochene, musste mir dann aber doch Recht geben.
,,Stimmt irgendwo..... Aber ich glaube nicht, dass die Frage so gemeint war."
,,Oh..... nicht?"
Leicht aus der Fassung gebracht schüttelte die Wissenschaftlerin ihren brünetten Kopf.
,,Ups."
Plötzlich lachte die Menge los und anfangs war mir gar nicht aufgefallen, wie witzig und trocken ich das ausgesprochen hatte.
,,Ruhe im Saal! Und Levi, setz dich wieder hin."
Dieser tat wie befohlen und daher drehte ich mich auch wieder um. Nun konnte ich unsere Ansagerin also nur noch hören, nicht mehr sehen.
,,Wer würde eher ein Nacktgemälde von sich anfertigen lassen? Und wehe ihr verwehrt die Antwort."
Und schon fing ich an wieder zu denken. Hm, irgendwie würde es zu Levi überhaupt nicht passen. Ich wusste ja schließlich, dass er sich nicht mal gerne in einem ärmellosen Oberteil vor anderen Menschen zeigte. Mit meiner Ausnahme natürlich.
Aber würde ich es machen? Joa. Eher. Eigentlich schon. Somit hob ich also meinen Arm und offensichtlich war ich dabei die Zweite gewesen, denn sofort meldete sich Nanaba aus dem Hintergrund.
,,Ich glaube, es war keine Fehlentscheidung zu heiraten."
Unbewusst fing ich an zu Grinsen. Warum eigentlich?
,,Kommen wir nun zu unserer vorletzten Frage! Nun könnt ihr prüfen, wie stark euer Bund ist. Oder ob ihr euch gleich an die Kehle geht."
Na das klang ja mal interessant.
,,Wer ist die größere Drama Queen?"
Ich war schon auf halbem Wege die schwarze Fußbekleidung zu heben, als ich dann doch noch innehielt. War Levi eine Drama Queen? Eigentlich nicht, oder?
Egal, für den lustigen Moment war es das wert. Somit hob ich also meinen Arm und die umstehenden Leute begannen zu kichern. Interessiert drehte ich mich auf meinem Stuhl um und genau das gleiche hatte wohl auch mein Partner gemacht.
Dieser wiederum hatte den mit dem höheren Absatz genommen.
,,Ey!", riefen wir uns gleichzeitig entgegen.
,,Das stimmt doch nicht!"
,,Könnte ich genauso zurückgeben!"
,,Ich bin doch keine Drama Queen!"
,,Denkst du etwa ich?"
,,Eher!"
,,Ach papperlapapp."
,,Ich reagiere doch nie! Da beschwerst du dich doch selber drüber!"
,,Und wie du das tust."
,,Und wann?!"
,,Jetzt?!"
,,Das ist ne Ausnahme!"
,,Heulsuse!"
,,Also-!"
,,Erst mal ruhig bleiben, ihr zwei, es ist nur ein Spiel!", sagte der blonde Junge, um uns aufzuhalten.
,,Armin hat recht, wir sollten nun endlich zur letzten Frage kommen! Also: Wer hat in euerer Beziehung die Hosen an?"
Okay, das war eine einfache Antwort. Und das wusste sowohl mein Schatz als auch ich.
Daher erhob ich also zielstrebig meine Hand mit dem Schuh und hinter mir hörte ich nur, wie jemand frustriert etwas von sich warf und schmollen den Stuhl etwas runterrutschte.
,,Haha! Sei doch nicht gleich beleidigt!"
Kichernd drehte ich meinen Kopf -die Menge lachte schon- und erkannte, dass Levi wie ein kleines Kind seine Arme vor dem Oberkörper verschränkte.
Laut seufzte er einmal, richtete sich dann auf, hob das Ding wieder auf und streckte den weißen Schuh in die Höhe. Zufrieden grinste ich.
,,Ich geb's auf...."
,,Och Leeeviii, sei doch nicht enttäuscht."
,,Bin ich nicht. Manchmal muss man nur Tatsachen in die Augen sehen."
,,Mhm. Das ist richtig. Ach, Hanji? Sind wir hiermit schon durch?"
Zustimmend nickte die Frau mir zu, weshalb ich meinem Partner seine Bekleidung hinhielt. Auch ich erhielt meine zurück und zog sie gleich wieder an. Gottseidank, schließlich fing ich schon an an den Zehen zu frieren. Auch wenn meine Schühchen nicht sonderlich warm machten...
Breit grinsend stand ich von dem Stuhl auf und die Umstehenden beklatschten uns irgendwie. Keine Ahnung was wir jetzt schon wieder so beeindruckendes gemacht hatten, aber immerhin lachten sie neben zu.
Meine anfänglichen Bedenken, danach könnte eine unangenehme Stille oder Situation folgen, erwies sich als unbegründet. Denn kaum mischten wir zwei uns wieder unter die Gäste, verteilten diese sich auch schon wieder. Schnattern erfüllte den Raum.
,,Habt euch wacker geschlagen", sagte Gelgar, von dem ich gar nicht wusste, dass wir den überhaupt eingeladen hatten. Eine Person gab es, die tatsächlich nicht gekommen war -obwohl ich ihr gesagt hatte, dass sie durchaus kommen könnte.
Offensichtlich hatte es John nicht über's Herz gebracht, letztendlich zu meiner Hochzeit zu kommen. Verübeln konnte ich es ihm aber nicht, schließlich kannte ich die Situation, in jemanden verliebt zu sein, der bereits einen Partner hat.
Aber ich musste zugeben, dass es mich doch gefreut hätte, wäre er aufgekreuzt. Zwar waren wir bei weitem keine Freunde und mir war auch noch bewusst, was er früher getan hatte. Doch gleichzeitig wollte ich auch mit niemandem auf Kriegsfuß stehen. Sobald wir uns das nächste Mal sehen würden, würde es bestimmt sau unangenehm werden, miteinander zu reden.
,,War ja jetzt nicht so schwer", antwortete Levi seinem Kollegen, welcher nun auch so wie ich ein Sektglas in die Hand gedrückt bekam.
Sofort musste ich ihn natürlich necken:
,,Aber die letzte Frage hat dich gefuchst, nicht?"
,,Nein, ganz und gar nicht.", antwortete er vollkommen ehrlich, ,,Ich bin ja kein Patriarch. Außerdem bist du viel besser im Entscheiden von privaten Dingen. Da lass ich dir lieber den Vorsprung."
,,Awww, wie süß."
Lachend boxte ich ihm leicht gegen den linken Ellenbogen, was er mit einem flüchtigen Grinsen kommentierte.
,,Ich hätte mir echt niemals träumen lassen, dass du, Levi, der Erste aus unserer Truppe wärst, der heiratet."
,,War auch nicht abzusehen, Mike. Jedenfalls nicht bis vor drei Jahren. Ach, was sag ich denn da, bis vor etwa zwei Jahren sogar."
Völlig perplex sah ich meinen Ehemann an.
,,Stimmt, streng genommen kennen wir uns noch gar nicht lange. Genau zwei Jahre."
Er sah mich einfach nur an, gab keine Antwort. Klar, was hätte er auch bitte antworten sollen?
,,Jedenfalls kann ich wohl im Namen aller hier anwesenden sagen, dass wir uns für euch freuen", sagte Erwin, wer just in dem Moment zu uns stieß. Mit einem Glas Alkohol in der Hand natürlich.
,,Danke, auch wenn ich glaube, dass manche nur für's saufen hier sind....."
Spaßig vorwurfsvoll sah ich zu Gelgar, welcher schon an seinem sechsten Bierkrug hing.
,,Nein! Das stimmt gar nicht!"
,,Na is klar", kam es nun auch noch von meinem Partner. Doch keiner von uns nahm es dem Blonden übel. Dennoch versuchte er sich weiterhin zu verteidigen:
,,Guckt doch erst mal ihn an, der sauft wie ein Schlot!"
Mit einem Finger zeigte der Mann an eine Stelle und wir folgten dem Zeiger mit unseren Augen.
Nur ein paar Meter weiter weg stand ein alter Typ, welcher sogar zwei ganze Weinflaschen in den Hängen hielt. Offensichtlich bekam er mit, dass es gerade um ihn ging, weshalb er leicht beschwipst lächelnd auf uns zukam.
,,Na hallo!", trällerte er fröhlich. Doch die gleiche Reaktion konnte ich nicht zurückgeben, schließlich hatte ich keinen blassen Schimmer, wer das bitte war. Vorwurfsvoll stemmte ich meine Hände in die Seiten, sah ihn grimmig an und sprach mit lauter und herrschender Stimme zu dem großen Glatzkopf.
,,Wer zum Teufel sind Sie, Sie alte Saufschachtel?!"
Entsetzt sahen mich die Umstehenden an und auch der Angesprochene blinzelte einmal verwirrt. Unbeirrt lächelte er mich an, klemmte eine Flasche unter seine linke Achsel und reichte mir seine schwitzige Hand -die ich natürlich nicht nahm.
,,Ich hätte mich wohl erstmal vorstellen sollen, wie unhöflich von mir. Dot Pixis. Angenehm."
Abweisend verschränkte ich meine Arme vor der Brust.
,,Beknackter Name."
Jetzt klappten einigen schon die Kinnladen runter. Unauffällig räusperte sich Erwin, welcher mit zusammengekniffenen Zähnen und einem aufgesetzten Lächeln etwas zu mir sagte.
,,Das ist der Kommandant der Mauergarnison, Ally."
,,Oh."
Verdammte scheiße.
,,Sich jetzt zu entschuldigen nur wegen Ihrer Stellung wäre feige."
Rechts neben mir sah ich im Augenwinkel, wie Levi verzweifelt seine Hand gegen die Stirn schlug.
,,Oho, ich sehe, Miss Ackermann, Sie haben Mumm", gestand der Soldat mir zu, während er seine Hand zurückzog.
,,Jaja", wehrte ich ab, ,,Am besten trinken Sie noch ordentlich weiter, dann wissen Sie vielleicht bis morgen nicht mehr, dass ich das gesagt habe."
,,Tut mir leid für die Direktheit meiner Frau."
,,Entschuldige dich gefälligst nicht in meinen Namen!"
,,Selber machst du's ja nicht."
,,Aus gutem Grund!"
,,Jetzt hört auf zu zanken", warf Nanaba ein, welche von unserem Gezicke wohl etwas genervt war.
,,Es ist alles gut, Miss Ally. Sie haben recht, ich sollte tatsächlich noch mehr trinken, der Alkohol hier ist fabelhaft. Ich verabschiede mich dann mal, und alles Gute zur Hochzeit noch."
Damit wandte der faltige Kauz sich um und verschwand in der Menge, während er im Gehen gleichzeitig aus beiden seiner Weinflaschen austrank.
,,Du kannst nicht einfach jeden so beleidigen!", fuhr Levi mich an.
,,'Tschuldigung wenn jemand fremdes auf meine Hochzeit kommt, dass ich ihn da nicht gleich zum Kaffeeklatsch einlade."
,,Meine Güte, hört endlich auf zu streiten.", gab Erwin genervt von sich, ,,Es war ein langer, anstrengender, sowie aufregender Tag."
,,Trotzdem solltest du aufpassen, wen du alles anpampst."
,,Schon verstanden.", angepisst verdrehte ich die Augen, ,,Nächstes Mal bin ich vorsichtiger."
Natürlich wusste ich, dass Levi recht hatte und das, was ich getan hatte, nicht angemessen gewesen war. Aber obwohl die Feier wohl nicht mehr allzu lang gehen würde, waren meine Nerven von den letzten Stunden echt strapaziert worden.
,,Zur Beruhigung der Gemüter hab ich noch ein bisschen was zum Trinken mitgebracht."
Gottseidank hatte Hanji eingegriffen, ansonsten wäre es echt eine seltsame Stimmung geworden. Als kleine Entschädigung ging ich auf auf die Zehenspitzen und gab Levi einen Kuss auf die linke Wange.
,,Ich schau mal noch so bei den anderen Gästen vorbei", kündigte ich an, nahm etwas von dem Alkohol und stolzierte in meinem Brautkleid davon.
Die Zeit verging wie im Fluge, genauso schnell waren auch die ganzen Anwesenden zugesoffen wie sonst noch was. Alles torkelte, sang, manche schliefen einfach auf der Stelle ein.
Zum Glück bekamen wir besonders Hilfe von Erwin, Mikasa, Eren, Mike und Thomas, welche Levi und mich dabei tatkräftig unterstützten, die ganzen Leute sicher auf ihre Zimmer zu bringen.
Die Musikanten waren schon vor über einer halben Stunde gegangen -hatten Feierabend gemacht- aber das hatte die Gäste nicht wirklich gestört. Ihre Instrumente lagen noch herum, die würden sie erst am nächsten Tag abholen.
Oder eher an diesem Tag, denn inzwischen war es schon ein paar Minuten nach Mitternacht. Ich stellte die letzten Gläser zusammen in die Mitte eines Tisches, als Absätze zu hören waren.
,,Ah, da bist du ja", begrüßte ich Levi lächelnd, welcher über den Steinboden auf mich zukam.
Zärtlich legte er eine Hand auf meine Seite und gab mir einen Kuss auf den Schopf.
,,Die Anderen sind jetzt auch ins Bett gegangen. Wir sind jetzt also ganz allein."
Vorsichtig platzierte der Mann seine Pranken an meinen Seiten, während ich meine Hände hinter seinem Nacken verschloss. Grinsend sah ich ihm ins Gesicht.
,,Ihr habt Hanji tatsächlich zur Ruhe bringen können?"
,,Haben ihr noch etwas Flüssigkeit reingeschüttet. Dann ist sie von selber eingeschlafen."
Leise lachten wir beide los. Ja, die gute Dame hatte den Abend mit Tränen im Suff verbracht.
Sachte schunkelten wir von einem Bein aufs andere über die Tanzfläche, niemals die Augen voneinander lösend.
,,Ist es seltsam, dass wir völlig alleine ganz ohne Musik tanzen?", fragte ich vorsichtig, als wir uns tatsächlich mehr wie bei einem Tanz bewegten.
,,Nein. Merkt ja keiner", antwortete mein Mann, während er mir half eine langsame Pirouette zu machen.
,,Stimmt."
Obwohl es von außen betrachtet vermutlich ziemlich seltsam ausgesehen haben musste, bereitete es uns ziemliche Freude. Vermutlich lag es daran, dass wir endlich zum ersten Mal seit längerer Zeit mal wieder nur für uns waren.
Mit den Minuten, die verstrichen wurden wir immer langsamer, geruhsamer, bis wir letztendlich zum Stehen kamen und uns küssten. Nicht kurz. Sondern lange, richtig lange. So, als würden wir niemals wieder aufhören. Erneut lagen meine Arme um seinen Nacken, seine umschlossen meinen Rücken. Und knutschten rum, als würde es keinen Morgen geben.
Ich spürte seine zärtlichen Lippen auf den meinen, welche niemals wirklich von mir abließen. Ohne meine Augen öffnen zu müssen, wusste ich, dass er die seinen auch geschlossen hatte.
,,Warte mal kurz."
Vorsichtig drückte ich meinen Partner etwas von mir weg, welcher mich perplex ansah.
,,Hey, wo gehst du denn hin? Was willst du bitte mit der Gitarre?"
,,Dir ein Ständchen singen."
,,Ein was?"
,,Es lebt der Eisbär in Sibirien,
Es lebt in Afrika das GNU.
Es lebt der Säufer im Delirium,
In meinem Herzen lebst nur duuuu~auauuuu~auauuuu~
In meinem Herzen lebst nur du~"
Leise vor sich hinkichernd legte Levi eine Hand über seine Augen, während er ungläubig den Kopf schüttelte. Eine Strophe hatte ich noch.
,,Es bricht im Glase sich der Funke,
Die Nacht bricht an zur stillen Ruh'
Es bricht der Jüngling nach dem Trunke,
Mein armes Herz das brichst nur duuuu~auauuuu~auauuuu,
Mein armes Herz, das brichst nur du"
Kaum erklang der letzte Akkord auf der Klampfe war es um den Schwarzhaarigen auch schon geschehen. Lauthals lachend platzierte er seine Hände auf dem Bauch und lachte was das Zeugs hielt.
Natürlich war das so ansteckend, dass auch ich mich nicht mehr zurückhalten konnte.
,,Hahaha! Dieses Lied ist so bescheuert! Es tut mir echt leid, hahaha!"
Kaum hatten wir uns beruhig, hielt er mir seine Hände entgegen.
,,Sollen wir nun auch auf unser Zimmer gehen?"
,,Bin dabei."
Ich nahm die beiden Dinger an, weshalb er mir half von meinem Stuhl aufzustehen.
,,Heute muss es sein", kam es plötzlich von dem Mann, welcher mich aus heiterem Himmel hochhob.
,,Oh Mann, du hast recht. Trägst mich jetzt wie ne Braut."
,,Bist du ja auch."
,,Touché."
Uns gegenseitig anlächelnd verließen wir also den Saal und liefen mehr oder weniger gemeinsam durch die Gänge. Von überall ertönte lautes Schnarchen, doch das war mir sowas von egal.
Kann man eigentlich so verliebt sein, dass man alles und jeden um sich herum vergisst? Vermutlich schon.
Als wir an unserem Raum ankamen packte ich die Türklinke und drückte sie herunter. Wir traten ein in das dunkle Zimmer, welches nicht sonderlich groß war. Brauchte es ja auch nicht zu sein.
Ein größeres Fenster befand sich auf der gegenüberliegenden Seite der Türe, welches mit Vorhängen bedeckt war. An der linken Seite stand ein Doppelbett, an der Wand mit Türe befand sich ein großer Schrank. An der rechten Seite befand sich eine Kommode, sowie ein Tisch an der hinteren Ecke.
Mich streckend trat ich also tiefer ein, als sich Hände erneut an meine Seiten legten. Zärtlich begann mein Partner mich an Hals zu küssen.
Doch lange lies ich ihn das nicht machen, denn schon nach wenigen Sekunden drehte ich mich zu ihm um. Und begab mich in die gleiche Haltung wie schon zuvor. Die hab ich jetzt so oft erklärt, dass ich das jetzt wohl nicht zu tun mehr brauchte.
,,Ich hätte niemals gedacht, dass wir zwei mal dazu kommen würden zu heiraten", sage ich, den Blick an seine Lippen gehaftet.
,,Wegen all dem, das uns passiert ist?"
,,Auch."
Verwirrt sah mich der Mann an.
,,Was meinst du dann?"
,,Naja, dass ein Ungetaufter und eine Jüdin in einer katholischen Kirche heiraten, ist ja doch ziemlich unwahrscheinlich."
Eine kurze Stille entstand, bis Levi komplett verwirrt seine Stimme erhob.
,,Moment mal, sagst du mir gerade, dass du einer komplett anderen Religion angehörst?"
,,Aber ja doch.", entgegnete ich völlig normal, ,,War wohl früher einer der Weltreligionen."
,,Ich dachte, dein Vater wäre so'n Priester von 'ner Sekte gewesen?"
Okay, offensichtlich musste ich da noch so einiges klarstellen.
,,Das ist auch korrekt. Meine Mutter ist Jude. Alle Kinder eines Juden gehören automatisch auch dieser Religion an."
Interessiert hakte mein Gatte gleich nach.
,,Das heißt also, falls wir mal ein Kind bekommen sollten, ist es auch ein.... Ju-... äh.... Juuude?"
Seiner Unsicherheit nach kannte er meine Abstammung wohl nicht. Denn er sprach das Wort fragend aus, als wüsste er nicht, ob er es gerade überhaupt richtig sagte.
,,Exakt."
,,Wieso hast du mir nie davon erzählt?"
,,Naja, das hat sich nie ergeben. Außerdem bin ich nicht sonderlich gläubig."
,,Morgen musst du mir echt mehr darüber erzählen...."
Levi lehnte sich zu mir ans Ohr und flüsterte mir verführerisch hinein:
,,Aber für heute hätte ich noch etwas anderes im Sinn~....."
Schelmisch grinsend sah ich ihn an.
,,Theoretisch bin ich kein Fan von Traditionen, aber es gibt welche, die ich nur allzu gerne einhalte...."
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O lieb, so lang du lieben kannst!
O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt,
wo du an Gräbern stehst und klagst!
Und sorge, daß dein Herze glüht
und Liebe hegt und Liebe trägt
so lang ihm noch ein ander Herz
in Liebe warm entgegenschlägt!
Und wer dir seine Brust erschließt,
o tu ihm, was du kannst, zulieb!
Und mach ihm jede Stunde froh,
und mach ihm keine Stunde trüb!
Und hüte deine Zunge wohl,
bald ist ein böses Wort gesagt!
O Gott, es war nicht bös gemeint, -
der andre aber geht und klagt.
~Ferdinand Freiligrath~
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