~Ally POV~

,,Und dies hier ist der Hinterhof und somit auch Hintergarten.", sagte der Makler im beigen Anzug, während er einladend aus der großen Türe trat.

Momentan befanden Levi und ich uns etwas auf dem Land, rund zwanzig Minuten mit dem Pferd und dreißig bis vierzig zu Fuß von dem HQ des Aufklärungstrupps entfernt.

Tatsächlich waren wir erst einen Tag später losgezogen, um diese Hausbesichtigung zu machen, da wir davor einfach nicht hatten aufstehen können. Jeder muss sich mal ausruhen.

Zum Anlass hatte Levi seinen schwarzen Anzug mal wieder an, während ich eine Bluse mit Muster und einen langen Rock herausgekramt hatte. Der Dritte in unserem Bunde ging schon auf die sechzig zu, sah daher also nicht mehr ganz taufrisch aus.

Sein Handwerk machte er aber immer noch tadellos, er zeigte uns mit großer Geduld jeden einzelnen Raum und erklärte alles. Und das forderte wirklich gute Nerven, denn dies hier war kein normales Häuschen, sondern eine halbe Villa.

Ja, ich weiß, man gibt mit Geld nicht an, aber wenn wir's ja schon mal hatten, konnte man es ja auch investieren.

,,Und wieviel ist dann der Gesamtpreis?", fragte mein Verlobter muffelig wie immer nach.
,,1,6 Millionen."
,,Und die Quadratmeter?", hackte nun auch ich nach.

,,Als Fläche hat es fünfhundert auf vierhundert Meter. Das ist aber nur die planierte Rechnung, durch die Räumlichkeiten wird es natürlich noch mehr."

Verstehend nickte ich und blickte endlich hinaus ins Grüne. Vor Freude weiteten sich meine Augen kaum merklich, Levis natürlich überhaupt nicht, da es wirklich toll aussah.

Wenn man ein paar kleine, flache Treppenstufen hinabstieg, stand man auf einem Weg, welcher durch den gesamten Garten verzweigt war. Zahlreiche Bäume, Blumenbeete, Sitzgelegenheiten und sogar mehrere Brunnen zierten die Umgebung.

,,Woah, das sieht wirklich toll aus!", entfuhr es mir begeistert. Kühl sprach meine bessere Hälfte weiter:
,,Wie viel wird es im Jahr kosten, das alles in Stand zu halten?"

Abwägend bewegte der Kaufmann seinen Kopf leicht hin und her, so, als würde er etwas abschätzen müssen. Musste er ja auch.
,,Um die zehntausend, würde ich schätzen."
,,Nur?"
,,Ohne Angestellte natürlich."

,,Ey, Levi, das geht doch vollkommen in Ordnung. Das Haus ist riesig, und dazu auch noch in einem extrem guten Zustand, und der Garten genauso. Wir sind nicht weit von unserer Stelle entfernt und liegen fast am nächsten Dorf. Was meinst du?"

Kurz sah mir der Weißhaarige in die Augen, zuckte dann leicht mit den Schultern.
,,Nicht schlecht."
,,Was er damit sagen will: ›Es ist gut.‹", stellte ich es als Übersetzung fest.

Verstehend nickte Mister Petho.
,,Wollen Sie sich noch mal das Gebäude von vorne ansehen?"
,,Liebend gern!"
,,Hn, okay."

Damit drehten wir uns um und liefen erneut in das Haus hinein. Es gab dutzende Gänge, sowie haufenweise Zimmer. Obwohl es die Größe eines normalen Familiengebäudes bei weitem sprengte, war es dennoch gemütlich und häuslich.

Es wirkte nicht so, als würde man selbst als Rentner noch nicht alle Winkel kennen. Ach ja, wir hatten selbst eigentlich noch keine Ahnung wann wir bitte da drin wohnen sollten, schließlich würden wir vermutlich nicht mal mehr unsere Rente erleben. Aber das war ein anderes Thema.

Zurück zum Plot. Nachdem wir also wieder durch die Hintertüre eintraten, bewegten wir uns durch den großen Essensaal. Insgesamt gab es zwei davon, diesen relativ weitläufigen und einen kleineren, den ich persönlich eher Vorzug.

An sich gab es hier jeden Raum eh mindestens zwei mal, Küchen gab es sogar drei. Die größte im Keller, eine mittlere im Erdgeschoss und eine kleine im ersten Stock. Gesamt hatte das Haus drei davon, dazu ein Satteldach, welches eine weitere Ebene beherbergte. Selbstverständlich gab es auch einen Dachstuhl.

Auf der Rückseite verliefen jeweils Balkone, welche eine Überdachung von dem der nächsten Etage hatte. Daher konnte man wundervoll nach unten in die Grünanlage blicken.

,,Könnten Sie uns bitte noch mal die Anzahlen der verschiedenen Räume nennen?", fragte ich höflich, während wir uns über den Marmorboden schleppten. Kack heißes Wetter, ey.

,,Selbstverständlich.", erwiderte der ältere Anzugträger fachlich, ,,Insgesamt gibt es  einen Essaal, einen Speißeraum, sieben Schlafzimmer, die gleiche Anzahl an Badezimmern, zwölf Toiletten, fünf Salons,  vier Teeräume, ein großes Wohnzimmer, drei Küchen und dazu einen Keller mit weiteren sechzehn Räumen."

Bei seinen Worten staunte ich nicht schlecht, dabei schien ich auch nicht die Einzige zu sein. Unsere Absätze klackten laut auf dem hölzernen Parkett, welcher überall in den Gängen herumlag. Was sollte er auch sonst machen?

Okay, des Öfteren wurde er auch mal vom roten Teppichen verdeckt. Eine Runde Mitleid.

Kalt fing mein Verlobter an zu sprechen:
,,Wie sieht es mit der Möblierung aus?"
,,Alles schon im Preis inbegriffen. Selbstverständlich werden wir Ihnen einen vorrangigen Platz bei einem unserer besten Schreiner geben, falls sie etwas anderes möchten."

,,Klingt wirklich nicht schlecht", sagte ich zu dem Weißhaarigen und zwinkerte ihm spielerisch zu. Leicht belustigt, leicht genervt verdrehte er die Augen, weshalb ich noch mehr Grinsen musste. So ein Idiot. Mein Idiot.

,,Gibt es noch weitere Immobilien in diesem Umkreis?"
Ganz ehrlich, Levi überraschte mich jeden mal wieder auf's Neue, wenn er so formell sprach.

,,Nichts, was für Sie in Frage käme. Beziehungsweise was Ihren Wünschen entsprechen würde, die Sie in Ihrem Formular angegeben haben."

,,Kurz: Dies hier ist Ihre Empfehlung an uns?"
Zustimmend nickte der Mann mir zu.
,,Das ist richtig."

Höflich öffnete er uns erneut die große Eingangstüre und wir traten hinaus. Um uns einen besseren Blick zu beschaffen entfernten wir uns noch ein gutes Stückchen, bevor wir um 180 Kehrt machten.

Von der Form erinnerte die Villa ein wenig an das Schema des HQs. Lag aber nur daran, dass es aus drei Teilen bestand. Der linke und rechte Block waren etwas weiter nach vorne gebaut, sodass es also von den Seiten aus innen etwa vier Meter nach innen ging, bevor wieder eine Wand kam.

Selbstverständlich war die Türe mittig und einige flache Stufen weiter höher. Das Angenehme war, dass hier die alle tatsächlich nur wenige Zentimeter hoch waren. Warum mich das so freute?

Ganz einfach, wenn mein Knöchel mal wieder meinte Ärger zu machen, tat Treppensteigen ziemlich weh. Und da ich in den letzten Wochen fast nur noch Absatz hatte tragen dürfen, könnt ihr euch ja vorstellen, in was für einem Zustand mein Fuß gerade war.

Oh, da fällt mir ein, dass ich noch gar nichts von der Fassade erzählt habe. Die war nämlich ziemlich rau, doch das sah man erst von der Nähe, da die Farbe gelb war.

Nicht gerade sehr schön, ich weiß, aber vielleicht würden wir ja noch ein paar Maler beauftragen, damit diese es weiß strichen. Oder wir ließen es einfach so, da waren wir uns noch etwas unschlüssig.

Was mir auch sehr gefiel, waren die Fenster. Nicht nur, dass sie extrem hoch und breit waren, sondern auch wie sie gearbeitet waren. Gerade an der Frontseite waren sie etwas nach außen gebaut -quasi im britischen Stil.

,,Sind Sie schon Ihrer Entscheidung näher gekommen?"
Sofort drehte ich meinen Blick nach rechts zu Levi, welcher in der Mitte stand. Genau im gleichen Moment tat er dies auch -nur natürlich nach links- und wir blickten uns für wenige Sekunden in die Augen.

Mehr war auch gar nicht nötig gewesen.
,,Wir werden es uns ein letztes Mal überlegen, aber Sie können es ruhig schon mal für uns reservieren. Die Zusage ist so gut wie sicher."

Zufrieden hob und senkte der einzige Nicht-Soldat seinen Kopf.
,,Ich habe verstanden."

Sicherlich fragt ich euch schon, wo wir denn bitte das ganze Geld her hatten. Egal wie hoch man im Militär gestellt war, im Aufklärungstupp konnte man nie und nimmer so viel verdienen -jedenfalls nicht in so kurzer Zeit.

Keine Sorge, mein Dorf hatte ich natürlich nicht verkauft. Es eigentlich eher zurückerhalten.

Denn kurz bevor man dort auf mich stieß, hatte der Militär den Wald -und somit unser Grundstück- vom Staat gekauft, da es offiziell keiner Privatperson gehörte.

Jedenfalls war nicht bekannt gewesen, dass ich die rechtmäßige Eigentümerin davon gewesen war, weshalb falsches Land verkauft worden war. Dies hatte ich natürlich gemeldet und dafür einen ordentlichen Schadensersatz gekriegt.

Da fällt mir ein, hab ich das schon mal erzählt? Ich weiß es nicht mehr.... Nun gut, wenigstens kann ich somit sichergehen, dass ihr es wisst!

Zwar war dann durch dieses Haus der größte Teil des Geldes weg, aber darüber konnte man durchaus hinwegsehen. Danach hatte ich noch neunhunderttausend übrig, aber das war mehr als genug. Falls man also damit rechnete, dass ich dafür jährlich zwanzigtausend ausgeben musste -was ja schon zu viel war- reichte das für mindestens fünfundvierzig Jahre. Mehr als genug also.

Nachdem wir uns von dem Rundführer verabschiedet hatten, liefen wo zu Fuß -ach nee, das hat Laufen ja auch so an sich- zurück in das nächste Dorf. Dieses war erst seit wenigen Jahren in der Aufbauphase, daher war dort noch alles neu.

Weil wir heute morgen noch zu früh dran gewesen waren, hatten wir noch Miss Evergarden besucht, welche auch dort wohnte. Dank Levis langen Krankenhausaufenthalt kannte ich mich dort bestens aus. Okay, und wir hatten uns dort vor Weihnachten auf dem Weihnachtsmarkt auch noch zugesoffen.... aber die Geschichte kennt ihr ja.

Dort angekommen holten wir uns also unsere Pferde Aurora und Fortuna aus gemieteten Boxen und ritten mit Ihnen zurück ins Quartier. Die ganze Zeit über quatschten wir über dies und jenes, am meisten aber natürlich über unseres zukünftiges Zuhause.

,,Sollen wir gleich zum Abendessen gehen?", fragte mich Levi, nachdem wir auch die Sättel verstaut hatten.
,,Wollen wir vielleicht lieber erst kurz unter die Dusche springen."

,,Klingt gut. Dass ich nicht selbst auf diese Idee gekommen bin...."

*

Kurze Zeit später betraten wir also den Essensaal und hockten uns selbstverständlich zu den Veteranen. Da unsere Tabletts schon für uns hingerichtet worden waren, mussten wir sie uns selbst gar nicht mehr holen.

,,... Sollen die Servietten lieber flieder- oder lachsfarben sein?", fragte Nanaba ernsthaft, woraufhin Mike sofort antwortete.
,,Lachs."

,,Quatsch, Flieder ist viel feierlicher!", widersprach Hanji. Ihr könnt euch wohl alle denken, dass es sich hierbei um die Planung unserer Hochzeit handelte.

Seit Wochen war das an unserem Tisch das Gesprächsthema Nummer eins, es gab für die Anderen nichts wichtigeres als das. Aber wenn Levi und ich ehrlich waren ging es uns ganz schön auf die Nerven.

Wir hatten uns durch sämtliche Fragebögen und ähnliches, sowie hunderte Sorten von Torten durchfressen müssen. Im Endeffekt hatte wir dann einfach irgendwas gesagt, da alles gleich gut geschmeckt hatte.

Wirklich jede kleinste Kleinigkeit wurde bis ins Detail ausgetüftelt. Dadurch hatte Moblit auch seine neue Leidenschaft entdeckt. Origami.

Immer wieder sammelte er unauffällig während dem Essen sämtliche Servietten der anderen ein und fing an sie zu falten. Auch das war natürlich für die Feier danach.

Nachdem die Auswahl seiner Fähigkeiten immer weiter gestiegen war, hatten mein Partner und ich uns durchsetzen können, er solle doch bitte die Schwäne nehmen.

Eigentlich hatten wir damit gehofft, er würde aufhören. Tja, aber wie ihr schon heraushören könnt, hat das so suboptimal geklappt. Jetzt übte er nur noch diese kleinen Figürchen in Rekordzeit möglichst schön hinzubekommen.

,,Lachs ist aber schön dezent", mischte sich nun auch noch der Kommandant ein.
,,Ally, was meinst du denn?", kam es von Hanji, welche wohl auf meine Kameradschaftlichkeit hoffte.

Abwehrend zuckte ich mit den Schultern:
,,Ich muss euch allen recht geben."
,,Och, die Antwort ist jetzt aber doof!", maulte Nanaba enttäuscht.

,,Jetzt haben wir aber noch immer nicht geklärt, welche Socken Levi tragen soll."
,,Oh mein Gott, als ob es euch etwas angeht was für Socken ich tragen werde!", beschwerte sich besagter Mann völlig verzweifelt.

,,Das ist wichtig!"
,,Genau, Kara hat recht!"

Nun reichte es aber. Erneut stellten wir zwei Blickkontakt her und nickten zeitgleich. Bestimmt sprach es Levi nun endlich aus:

,,Achtundzwanzigster Juli."

Stille.

,,Bitte?"

,,Achtundzwanzigster Juli. Da werden wir heiraten", wiederholte er sich selbstsicher.

Erneute Stille.

Die Ruhe vor dem Sturm.

Denn sofort begannen sich alle zu beschweren.
,,Das könnt ihr doch nicht machen!"
,,Die Zeit wird niemals reichen!"
,,Es ist doch schon Ende Juni! Wie stellt ihr euch das vor?!"
,,Oh Gott, das schaffen wir niemals!"

,,Wir haben schon alles abgeklärt.", versuchte ich die Meute zu besänftigen, welche aber definitiv nicht zuhören wollte. Verzweifelt versuchte ich weiterhin mein Glück, jedoch erfolglos.

,,Hört meiner Verlobten gefälligst zu, wenn sie mit euch redet!", herrschte Levi wütend und sofort verstummten alle. Kurz holte ich tief Luft.

,,Leute, wir wissen es wirklich zu schätzen, was für Gedanken ihr euch um uns macht. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Es ist ja nur unsere Hochzeit."

,,Ja, genau deswegen.", fiel mir Erwin ins Wort, ,,Es ist eure Hochzeit."

Genervt wandte sich der Weißhaarige an seinen Nebensitzer:
,,Im Endeffekt geht es doch nicht darum, ob ihr eine perfekte Planung hinbekommen könnt, sondern dass wir uns dazu entschieden haben, unser restliches Leben miteinander zu verbringen."

Wow, ich hätte niemals gedacht, dass Levi so Eindruck schinden könnte. Betroffen sahen uns alle Veteranen an. Laut seufzte mein Zukünftiger.

,,Wir wollen einfach nur noch diesen Sommer heiraten, das ist alles. Je kürzer die Zeit, desto weniger Spielraum habt ihr, euch zu sehr zu verkopfen. Daher steht es jetzt fest:

Wir werden am 28.07.853 heiraten."

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Wenn ein paar (oder vielleicht auch nur einer) von euch weiß, was es mit diesem Datum auf sich hat, dann herzlichen Glückwunsch🎉 (Das kann tatsächlich JEDER von euch wissen😌😂)

Eins möchte ich noch loswerden bevor ich mich auch schon wieder verabschiede: Es geht ums 300ste Kapitel. Nur damit ihr mal eine grobe Ahnung habt, wie lange es wird (ohne Wortzahl):

Ich habe über 6 Monate an diesem Ding geschrieben. Send help.

Lg, eure Kaori :*💖
PS: Genau deswegen bin ich übrigens so im Verzug mit den Kapiteln & uploade nur noch 1x pro Woche😂