Kapitel 293 "This voice is calling for a touch to be undone"
~Ally POV~
Es war mitten in der Nacht, als ich plötzlich aufwachte. Ich wusste nicht warum, doch sobald ich meine Augen öffnete war ein seltsamen Gefühl in mir.
Mein Kopf rollte nach links, dort, wo jetzt eigentlich Levi liegen sollte. Die Betonung ist hierbei auf dem Konjunktiv, denn die andere Hälfte des Doppelbettes war gähnend leer.
Nur sein Teil der Decke war noch etwas zerknuddeld. Zur Überprüfung legte ich meine Hand auf die Stelle der Matratze und zu meiner Überraschung war sie kalt. Das bedeutete also, dass Levi schon länger nicht mehr hier lag.
Noch immer hatte ich keine Ahnung wie spät es war, doch so wichtig war es ja wiederum auch nicht. Denn draußen war es noch immer so dunkel, dass gerade mal das Licht des Himmels mich etwas erkennen ließ.
Mit einem kaum hörbaren Stöhnen setzte ich mich auf, fuhr mir kurz mit einer Hand durch die Haare und schwang anschließend meine Beine über die Bettkante. Der Parkett war ziemlich frisch, doch das beachtete ich einfach mal nicht.
Mein Blick fiel auf den geöffneten Türspalt sobald ich direkt davor stand. Langsam drückte ich sie auf und spähte in das Wohnzimmer. Leises Knistern war von dem Kamin rechts zu hören, also sah ich erst mal dorthin -ohne aus dem Rahmen zu steigen.
Nichts. Nun trat ich also einen Schritt nach vorne und sah auch noch nach links, wo ich anschließend fündig wurde.
Tatsächlich lehnte der Mann mit Stirn und rechten Schulter an einem der Fenster, welche nach draußen zu unserem Balkon führten. Um etwas zu sehen, hatte er die weiße Gardine etwas zur Seite geschoben.
Seine Arme waren vor der Brust verschränkt, der Blick in die Ferne nach draußen gerichtet. Offensichtlich bemerkte er mich nicht, denn er zeigte sich keinerlei Regung.
,,Levi?", fragte ich vorsichtig. Etwas überrascht, aber nicht erschrocken, drehte er sachte seinen Kopf zu mir und sah mir direkt in die Augen, welche ihn besorgt musterten.
,,Ist alles in Ordnung? Warum schläfst du denn nicht?"
Noch immer war meine Stimme gedämpft, schließlich wollte ich ja keinen Radau machen und das ganze Haus wecken.
,,Konnte einfach nur nicht pennen.", antwortete seine kurze Antwort, ,,Geh zurück ins Bett, Ally."
Das war kein Befehl, eher eine bittende Aussage. Nur dachte ich nicht mal daran, einfach zurück in die Bettdecke zu kuscheln, während er hier so stand. Das schrie doch förmlich danach, dass da was nicht stimmte.
Um dem auf den Grund zu gehen ging ich langsam auf ihn zu und blieb etwas mehr als einen Meter vor dem Weißhaarigen stehen. Sein helles Haar glänzte wie Perlen im Licht des Mondes.
,,Möchtest du nicht mit mir darüber reden? Ich habe schon vor ein paar Tagen gemerkt, dass dich etwas bedrückt. Hm?"
Mein Verlobter schien zu zögern. Kurz sah er mich verunsichert an, nickte aber im Endeffekt dennoch.
,,In Ordnung. Setz dich."
Gemeinsam hockten wir uns auf das -von der Türe aus- rechte Sofa. Keine Ahnung wieso, aber wir saßen aus Gewohnheit meistens auf dem und nicht auf dem gegenüberliegenden.
Während sich der Größere normal hinsetzte -er war näher an den Fenstern- hockte ich mich in Schneidersitz zu ihm gedreht auf die Sitzgelegenheit. Erwartend hob ich meine Augenbrauen.
Mit Bedacht fing der Ältere an zu sprechen:
,,Ich weiß, dass du es warst, die mich gerettet hat. Nur hast du mir nie gesagt, wie du es gemacht hast. Könntest du das vielleicht nachholen?"
Mir war klar, dass das nicht der Grund war, weshalb er so bedrückt war. Doch es war ein guter Anfang für eine Konversation, weshalb ich einfach in das Speil Einstieg.
,,Für Monate hab ich versucht irgendwas herauszubekommen, das dich entlassene könnte, sogar in den Adel bin ich gegangen.", kurz lachte ich leise ironisch auf, ,,Aber im Endeffekt hat das nichts gebracht, außer Staub aufzuwirbeln. Erinnerst du dich noch an unseren ersten Ball, damals, als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben?"
Wissend nickte der Mann, weshalb ich gleich fortfuhr:
,,Dann erinnerst du dich doch auch noch bestimmt an den jungen Mann, welcher sich -unwissend, dass ich schon vergeben war- etwas an mich rangemacht hat. Sein Name war Justice Gersmann. Klingelt da was?"
Kurz blieb es still, in welchen Sekunden Levi seine Augenbrauen und Augenlieder nachdenklich zusammenzog.
,,Nicht wirklich... nur noch ein bisschen. Ist schon zu lange her. An seine Fresse kann ich mich definitiv nicht mehr erinnern."
,,Nicht so wichtig, jedenfalls haben wir uns damals ja recht gut verstanden und ich habe von seiner Adresse erfahren. Er ist der Sohn des obersten Rechtsanwaltes, deswegen habe ich ihn wenige Tage vor deiner Hinrichtung aufgesucht. Ich hätte es ja schon viel früher gemacht, aber er war mir bis dato völlig aus dem Kopf gefallen. Jedenfalls habe ich ihn dann besucht und er hat mir anschließend Kontakt zu einer Person der Mafia beschaffen. Diese half mir dann und gab mir Unterlagen, welche dich so weit 'wertvoll' machten, dass Justice dich da rausholen konnte."
,,Ich hätte da zwei Fragen. Die erste ist, ohne dir zu nahe treten zu wollen, wie hast du dir bitte über so einen langen Zeitraum seine Adresse merken können? Ich weiß, wie gut du manche Dinge im Kopf behalten kannst, aber so ein kleines Detail verschwitz man doch normalerweise."
Verständnisvoll hob und senkte ich kurz meinen Kopf mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.
,,Tatsächlich hatte ich die gar nicht mehr auf dem Schirm. Aber Jean meinte etwas mit einem ›Kamillentee‹ und Eren danach etwas mit ›Meisterdetektiv‹, weshalb es bei mir plötzlich Klick gemacht hat. Bei dem Brand bei der Militärpolizei habe ich Camilla damals zu Justice geschickt, er wohnt in der 221b Baker Street. Witziger Weise ist das genau die Adresse von einem fiktiven Meisterdetektiv -Sherlock Holmes. Als Kind war das einer meiner Lieblingsgeschichten, daher hat's plötzlich bei mir im System geschnackelt."
Als würde er es nachvollziehen können nickte der Mann einmal.
,,Okay. Das Zweite, das ich fragen wollte, ist... wieso hast du mich da rausgeholt? I-Ich meine, das bringt doch nichts. Die werden mich schneller wegen irgendwas anderem erneut verknacken, als dass der nächste Vollmond kommt."
,,Hat dir Erwin nichts davon erzählt? Die Beweislage war so, dass du in einem Zeugenschutz Programm bist, dadurch bist du für das Gesetz immun geworden. Dass der gute Herr Gersmann das auf legalem Wege geschafft hat, wage ich sehr stark anzuzweifeln. Kurz: Aufgrund von deinem Schutz kann keine Anklage mehr gegen dich erhoben werden."
Urplötzlich vernahm ich leises Kichern, bevor der Mann loslachte.
,,Haha, ich fass' es nicht! Ausgerechnet jemand wie ich.... bekommt so eine Freikarte. Haha, wie bescheuert...."
Er lachte, doch genau deswegen sah ich ihn völlig entgeistert an. Denn es war kein Lachen aus Freude, seine Augen spiegelten nur eines wieder. Puren Wahnsinn.
Kurz sagte niemand etwas, bis mein Partner wieder anfing normal zu sprechen, wobei er mir direkt ins Gesicht sah.
,,Jedenfalls bin ich dir zu Dank verpflichtet. Du hast mir das Leben gerettet. Danke."
Als kleines Lächeln zog der Weißhaarige seinen rechten Mundwinkel etwas nach oben, unwissend, wie gut das an ihm aussah.
,,Ist doch selbstverständlich."
Minuten verstrichen, in deinen wir uns nur schweigend ansahen, meine Hände gebettet in den seinen. Keinerlei Geräusche außer dem übrig gebliebenen Knistern des übrigen Restes des Feuerholzes im Kamin.
Nach so langer Zeit des Schweigens fing ich plötzlich erneut an zu sprechen und das nicht mal absichtlich. Es kam einfach so aus mir heraus.
,,Levi? Kannst du mir eine Frage vollkommen ehrlich beantworten?"
,,Natürlich."
,,Als du damals bei der Mafia warst.... Deine Partnerin, also..... Hast du sie geliebt?"
Kaum sprach ich dies aus, weiteten sich seine Augen so weit wie schon lange nicht mehr. Entsetzt und überrascht sah er mich an, während mein Blick durchdringend seine Seelenspiegel durchbohrte.
Mehre Sekunden passierte nichts, bis seine Gesichtszüge sich lockerten und er etwas nach unten.
,,Dann war es also Zeleyna, die dir geholfen hat... Ich wusste es...."
Den letzten Satz flüsterte er so leise, dass ich ihn kaum noch verstand.
Offensichtlich fiel ihm die Antwort schwer auszusprechen, denn anfangs druckste er noch etwas unsicher herum:
,,Ich, ich........ Ich glaube schon, ja, ich habe sie damals geliebt."
,,Wusstest du, dass sie auch das Gleiche für dich empfand?"
Meine Stimme war fast emotionslos, denn mir war wichtig, dass er nicht dachte, ich sei wütend oder eifersüchtig. Denn das war ich nicht mal im Geringsten.
,,Ja. Sie hat es mir damals mehrfach gesagt, anfangs hielt ich es noch für Spielereien, neckisches Verhalten unter Freunden. Bis sie es mir eines Tages vollkommen ernst ins Gesicht gesagt hat."
,,Und dann? Was hast du gemacht? Schließlich hast du ja das gleiche empfunden."
,,Ich.... hatte damals Angst. Angst vor diesem Gefühl, schließlich kannte ich es nicht und wusste erstecht nicht wie man damit umgehen sollte. Auch wenn ich mich hätte glücklich schätzen sollen, war meine Angst so groß, dass ich ihr sagte, dass das zwischen uns auf einem seriösen Level bleiben sollte."
,,Und dann? Wie ist es weitergegangen?"
,,Je länger wir zusammenarbeiteten, desto mehr fing ich an sie zu mögen, aber gleichzeitig natürlich auch mein Unwohlsein. Das alles -also die Gefühle und die Situation- führten dazu, dass ich immer mehr Drogen nahm, bis mich Nikolov -der Boss der Mafia- rauswarf. Sie hatten damals zu große Panik davor, ich könnte sie in meinem Zustand alle unbewusst umbringen. Ich begab mich also zurück zu Isabel und Furlan, ging auf vollen Entzug und sah Zeleyna danach nie wieder. Nun gut, bis vor ein paar Wochen."
Interessiert legte ich meinen Kopf leicht schräg:
,,Was ist da geschehen?"
,,Im Gefängnis überrumpelten mich sie und Nikolov. Sie machten mir den Vorschlag, wieder für sie arbeiten, aber ich hab abgelehnt. Ich will dieses Leben einfach nicht mehr. Ich will nicht mehr töten, so wie früher. Jedenfalls, egal was ich damals für Zeleyna damals empfunden habe, ich bereue nichts davon, dass wir zwei uns kennengelernt haben."
,,Das weiß ich doch."
Kurz schien der Weißhaarige erneut zu zögern, bis er mir unsicher in die Augen sah.
,,Ally, dir ist klar, dass.... du mich nicht heiraten musst. Noch immer stehen dir alle Wege offen, du musst keinen Mörder wie mich zum Mann nehmen. Ich wäre dir nicht böse, versprochen. Nein, ich könnte es sogar gut nachvollziehen.-"
,,-Levi.", brach ich ihm scharf das Wort ab, bevor ich mich nach vorne beugte und meine Arme um seinen Nacken schlang, ,,Hör auf so einen Blödsinn zu reden...."
Überrascht schien er erneut seine Augen zu weiten -meine hingegen waren geschlossen- bis er unsicher meinen Rücken fest umschlang.
,,Mit was habe ich so einen Engel verdient...."
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Ich wäre dafür, dass wir alle mal uwu sagen/schreiben...
Keine Ahnung ob dieses Kapitel traurig oder kitschig ist.... eher letzteres.... Oder...? Ich hab keine Ahnung!😂
Jedenfalls habe ich dieses Kapitel vor genau 1 Jahr und 3 Tagen geschrieben. Normalerweise sagt man dann ja sowas wie „Wie schnell die Zeit vergeht" aber irgendwie kommt es mir gar nicht so vor😂
Jedenfalls gibt es eine sehr wichtige Sache, über die ich etwas sagen möchte, denn ich würde mich schlecht fühlen, einfach so zu tun, als wäre nichts:
Im Moment geht die Scheiße auf der Welt gerade richtig den Bach runter. Nicht nur, dass noch immer eine Massenpanik aufgrund des Corona-Virus herrscht, im Moment sind auch noch gewaltige Proteste in Amerika.
Und ich möchte, dass ihr alle da draußen, die auch gegen Rassismus, Diskriminierung, Unterdrückung und Polizeigewalt sind wissen:
JETZT IST DER ZEITPUNKT UM AUFZUSTEHEN❗️
Er ist nicht in einem Jahr, nicht in 10, sondern JETZT❗️
Also unterzeichnet Petitionen, ladet K-Pop fancams unter # wie #whiteoutwendsday oder #whitelifesmatter auf zB Twitter hoch, damit der Rassismus weggespült wird, klärt Familie und Freunde über die jetzige Situation auf und spendet Geld! Falls ihr dazu nicht die Mittel habt, dann seht euch YouTube Videos an, deren Einkommen an Organisationen gegen Rassismus und Polizeigewalt gespendet wird und dafür braucht ihr bloß das Video anzusehen und die Werbungen KOMPLETT DURCHZUSCHAUEN!
Mehr ist es nicht. Das kann jeder, dafür gibt es keinerlei Ausrede.
Und wenn ihr Freunde, Bekannte etc habt, die eine stark pigmentierte Haut haben (ich weiß leider nicht was die momentane nicht-diskriminierende Bezeichnung auf Deutsch ist, deswegen bleib ich mal beim biologischen) dann sagt ihnen, dass sie euch wichtig sind, ihr sie niemals unterdrücken werdet und Seite an Seite mit ihnen in diesen Zeiten steht & kämpft!
An sich würde ich jetzt Bilder einfügen von einigen Geschehnissen, die dringend an die breite Öffentlichkeit gebracht werden müssen. Aber mir ist bewusst, dass ich sehr viele junge Leser*innen habe, die solche Inhalte nicht sehen wollen, also entscheide ich mich bewusst dagegen, blutige Bilder hochzuladen.
JETZT IST DIE ZEIT EURE STIMME LAUT ZU MACHEN
#blacklivesmatter
Lg, eure Kaori :*💖
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