Kapitel 292 "She did some big Kagga"
~Ally POV~
-ein paar Tage zuvor-
,,Noch heute morgen habe ich die Nachricht erhalten, daher bin ich sogleich zu dir gekommen. Hier, das ist die Adresse, an der sich der Succubus erwarten wird. Bitte pass auf dich auf, Ally!"
Das waren Justices Worte gewesen, als er eines Mittags extra im HQ des Aufklärungstrupps angeritten kam. Nun gut, geritten war er nicht, der feine Herr hatte selbstverständlich die Kutsche genommen.
Tatsächlich hatte er es durch einige Wege, Kontakte und Gefallen geschafft, den sogenannten ›Succubus‹ zu erreichen. Und zu aller Verwunderung war sie sogar bereit mit mir zu reden.
Nur wenige Stunden später -also am Abend- fand ich mich in einer größeren Stadt im Norden von Mauer Rose wieder. Um ehrlich zu sein war ich noch nie dort gewesen und hatte auch eigentlich nichts verpasst. Um genau zu sein fühlte ich mich dort ziemlich unwohl, da in den Straßen fast nur zwielichtige Gestalten herumliefen.
An der Tageszeit schien es nicht zu liegen, da nicht gerade wenig los war. Auch die Häuser waren vollkommen heruntergekommen, die Mauergarnison war schon seit mehr als zwei Dörfern nicht mehr vertreten.
Dies führte dazu, dass überall stockbesoffene Menschen herumlungerten, genauso auch welche, die offensichtlich mit nicht so ganz legalen Mitteln ziemlich unvorsichtig umgangen. Obwohl das Städtchen nicht gerade klein war, wirkten alle Menschen, die hier wohnten ziemlich arm.
Nicht nur durch ihr Aussehen, sondern auch die Umgebung. Alle Gebäude waren vollkommen marode und heruntergekommen, fast jedes einzelne sah schwarz aus.
Wie dem auch sei, so ging ich nun also mit einem schwarzen Mantel über den Schultern und übergezogener Kapuze durch die Gassen, auf der Suche nach dem gewünschten Ort.
Gottseidank waren Mike und Nanaba sowie Hanji schon mal hier gewesen, daher hatten sie mir grob beschreiben können, wo ich eigentlich hin musste. Ein letztes Mal vergewisserte ich mich mit einem Blick auf den Zettel in meinen Händen, dass ich tatsächlich an der richtigen Adresse war.
Dabei handelte es sich um ein eingebautes Reihenhaus in einer Straße, die voller Läden war. Nur eine einzige Türe führte hinein, weshalb ich dort hin ging. Ein Schild stand am Treppenaufgang, welches die Bar kennzeichnete, in die ich nun gehen sollte.
Mit etwas mulmigem Gefühl trat ich also ein und folgte einer engen Treppe zwei Stockwerke nach oben. Dort befand sich ein weiterer Raumteiler mit der Aufschrift: ›Hennings Bar‹.
Genau mein Fall also. Vorsichtig klopfte ich einmal an nachdem ich mir die Kapuze vom Kopf gezogen hatte und trat anschließend durch den Türrahmen.
Dahinter war ein kleiner, länglicher Raum, vielleicht fünf Meter breit und um die sechs oder sieben Meter lang. An der linken Seite stand eine Barschenke, gegenüber waren Tische, die in etwa so aufgebaut waren wie aneinandergrenzende Sofas. Also von den Sitzpolstern her. Man saß quasi Rücken an Rücken.
Hätte man jedenfalls, denn es befand sich niemand in dem Raum, bis auf eine Person welche mir den Hinterkopf zeigte. Der blonde Schopf war unübersehbar, weshalb ich an drei Sitzgelegenheiten vorbeiging.
Aus einer anderen Etage hörte man eine Melodie, offensichtlich waren die Wände ziemlich dünn, doch die beachtete ich nur wenig, da ich ziemlich nervös war. Kaum lief ich an der Person vorbei, drehte ich mich um, um sie zu sehen.
Mit einem breiten, frechen Grinsen saß eine Frau dort, die Arme rechts und links auf dem Art Sofa abgelegt. Ihre Kleidung war meiner Meinung nach ziemlich unangemessen, denn sie trug als Oberteil gerade mal etwas BH-ähnliches. Es hatte die Form davon, war außerdem in schwarz und hatte einmal in der Mitte und links und rechts kleine Eisenringchen.
Von diesen führten dann anschließend dünne Bänder zu ihren Hals, um welchen drei weitere lagen. Diese waren dann mit den Halterungen verknüpft. Unter ihren Brüsten waren dann auch noch ein paar von diesen dunklen Stoffstreifen.
Der Bauch der Dame war vollkommen freigelegt, daher konnte man gut ihre Tätowierungen und den Piercing im Bauchnabel erkennen. Als Jacke trug sie übrigens noch eine kurze Lederjacke mit halblangen Ärmeln, auch wieder in einer Symphonie in schwarz.
Als Hose trug sie eine extrem kurze, welche mit kleinen Nieten besetzt war. Genauso auch ihre Schuhe, welche ziemlich hohe Absätze zu kleinen "Plattformen" hatten. Ratet mal in welcher Farbe.
Auch das Make-up, besonders der krasse Liedstrich und die knallroten Lippen, verdichteten den Anblick einer Prostituierten. Nur ihre Haare passten dafür nicht besonders. Auf der rechten Seite waren sie abrasiert, auf der anderen gerade mal auf Kinnlänge.
Nur, dass sie überall strubbelig hinzeigten -oder das war so gewollt. Keine Ahnung.
Herausfordernd sah sich mich aus ihren blaugrünen Augen an.
,,Hallo, Ally."
,,Guten Tag", erwiderte ich kühl, nicht wissend wie ich mit ihr umgehen sollte. Nicht, weil sie aussah wie eine Prostituierte -das war mir egal- sondern, weil ich sie noch nicht einschätzen konnte.
,,Setz' dich doch bitte."
Mir war bewusst, dass diese Dame normalerweise nicht sonderlich viel auf Höflichkeit gab, sie tat nur so. Aber dennoch erwiderte ich ihr den Gefallen und hockte mich ihr gegenüber hin.
,,Wie darf ich dich nennen?"
,,Succubus sollte für's Erste genügen."
,,In Ordnung. Also, vermutlich hat Justice Gersmann dir schon gesagt, um was es geht. Daher-"
,,Warum hast du ihn nicht aufgegeben?", unterbrach sie mich und ich sah sie viele Sekunden lang einfach nur verdattert an.
,,Du weißt doch was Levi getan hat, oder?"
Verunsichert nickte ich, noch immer Stillschweigen bewahrend.
,,Also, warum bist du dann noch immer der Überzeugung, dass er das Leben verdient?"
,,Weil er ein guter Mensch ist. Ich kenne ihn, er-"
,,›Ihn kennen‹?", sagte der Succubus höhnisch abwertend, fast schon fragend, ,,Ist das dein scheiß Ernst? Bis vor kurzem wusstest du doch nicht mal die kleinste Kleinigkeit über seine Vergangenheit und dann sagst du, du würdest ›ihn kennen‹?! Schätzchen, deinen naiven Optimismus hätte ich auch gerne."
,,Mag sein, dass ich sein altes Ich nicht kenne.", fuhr ich ruhig fort, ,,Doch das ändert nichts daran, dass er noch immer der Mensch ist, den ich kennengelernt habe.-"
,,Er liebt es zu töten."
Geschockt sah ich die Blonde an, welche mir das so eiskalt ins Gesicht sagte.
,,Und das hat er schon immer. Levi ist weit mehr als nur der stärkste Soldat der Menschheit. Er ist mit Abstand der stärkste Auftragsmörder der Menschheit, denn er zögert nie und er liebt was er tut. Für ihn ist es wie eine Befriedigung.-"
,,Er ist nicht s-!"
,,Wusstest du, dass er dieses Dorf einmal niedergebrannt hat?"
Ich musste zugeben, dass ich dem Moment völlig sprachlos war.
,,All die verkohlten Häuser, die verstümmelten und am Rande des Existenzlebenden Menschen gehen auf sein Konto. Damals, als vor mehr als zehn Jahren Krieg zwischen der oberen und unteren Mafia ausbrach, vernichtete er viele hunderte Leben. Ganze Wälder und Städte verbrannte er, raubte sie aus, tötete jeden einzelnen. Egal ob Mann, Frau, Kind, Greis, arm, reich. Hauptsache er konnte töten. Er hat das getan, für das er geboren wurde. ›Retter der Menschheit‹? Pah, eher das Gegenteil. Bist du wirklich bereit, solch einem Scheusaal das Leben zu schenken?"
,,Ja!"
Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, was meine Gegenüber offensichtlich extrem zu verwirren schien.
,,Wie schon gesagt: Es interessiert mich nicht was er früher getan hat und als was für ein Monster alle anderen ihn halten. Ich werde ihn da rausholen und retten, mir egal was andere denken oder versuchen werden zu tun. Selbst wenn ich mit ihm fliehen muss, es ist mir vollkommen egal. Wirst du mir nun also helfen oder nicht?!"
Fünf Sekunden des Schweigens vergingen, in denen wir uns nur anstarrten. Sie überrascht, ich fest entschlossen.
Urplötzlich gingen ihre stark geschminkten Mundwinkel nach oben, die Blonde legte ihren Kopf in den Nacken und lachte leise los.
,,Haha, na du bist ja mal eine.... So langsam kann ich es verstehen, warum er dich so interessant findet. Du bist anders als die meisten Menschen. Etwas ›besonderes‹. Kein Wunder wollte er also mehr Zeit mit dir verbringen, da ging er also auch eine Beziehung ein, um dich mehr zu studieren und zu beobachten."
,,Merkst du überhaupt, was für einen Blödsinn du da gerade überhaupt von dir gibst?", flüsterte ich fast schon entsetzt. Endlich sah die Verbrecherin mir nun wieder in die Augen.
,,Was meinst du? Glaubst du mir etwa nicht? Oh Gott, nein, wie süß. Hahaha! Du dachtest tatsächlich, dass er dich liebt? Dass er eine Beziehung eingegangen ist, nur aufgrund von Gefühlen?! Der Levi, der keinerlei menschlicher Regungen hat und versteht? Nein, nicht er. Er fand dich interessant und wusste, dass er dich am besten erforschen könne, wenn ihr eine Beziehung führen würdet. Glaub mir, er denkt nur rational."
,,Falls dem so seinen sollte hätte er keinen Grund gehabt mir einen Antrag zu machen."
,,Aber natürlich, schließlich möchte ja niemand, dass einem das interessanteste Spielzeug vor der Nase geklaut wird. Sieh es endlich ein, er hat dich nicht geliebt und tut es noch immer nicht. So sieht nun mal die Realität aus, im Endeffekt hätte er dich aufgeschlitzt und deinen Kopf aufgespießt, so wie mit all den Anderen."
,,Glaub was du willst, es interessiert mich nicht. Wenn du mir also nicht hilfst gehe ich dann mal."
Schon wollte ich aufstehen und gehen, als die Blonde plötzlich anfing tief zu kichern.
,,Was ist so lustig?", fragte ich sie gereizt.
,,Du bist so.... einfach du. Vielleicht bist du ja doch nicht so schlecht für ihn. Setz dich wieder."
Ihr Ton war im letzten Satz harsch und befehlerisch, weshalb ich es nicht wagte mich ihr zu widersetzen. Unschlüssig lies ich mich erneut auf mein Gesäß nieder.
Überheblich sprach die Frau weiter:
,,Also schön, ich werde dir etwas geben, mit dem du ihn herausholen kannst. Aber versprich dir nicht zu viel, denn er wird wohl nie wieder so sein wie früher."
Ich saß förmlich auf glühenden Kohlen, als sie von ihr aus gesehen nach recht griff und mir eine dicke Mappe entgegenhielt. Völlig perplex nahm ich sie langsam an, legte sie auf den Tisch und öffnete sie. Tatsächlich befanden sich Schriftstücke darin, welche ziemlich vielversprechend aussahen.
,,Nur damit du es weißt, Ackermann: Ich mache das nicht für dich, sondern für Levi."
Kurz übermannte mich die Freude, doch noch immer traute ich der Unbekannten nicht. Langsam schloss ich das Ding wieder und sah die Blonde erneut an:
,,Wieso tust du das?"
,,Was? Ihn retten? Na ganz einfach: Weil ich ihn liebe."
Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich die ehemalige Kollegin meines Verlobten an, welche nun ein ehrliches, breites Grinsen auf den Lippen hatte.
,,Ich liebe ihn und habe es auch schon immer, das ist die ehrlichste Antwort, die ich dir geben kann."
,,Aber ist das nicht für dich gefährlich? I-Ich meine, mir das zu übergeben und mir zu helfen wird doch bestimmt Folgen haben."
,,Natürlich.", sagte sie selbstverständlich, ,,Aber sieh es einfach als mein Vermächtnis an. Und jetzt geh' und hol' ihn da raus."
Ich konnte nicht fassen was hier gerade passierte. Alles geschah so schnell und zusammenhangslos, weshalb ich einfach aufstand und in Richtung der Türe lief.
,,Ach ja,", ertönte es plötzlich noch mal hinter mir, ,,Du hast den Test bestanden."
,,Welchen Test?"
,,Ich wollte überprüfen, ob er dir wirklich so sehr am Herzen liegt. Und offensichtlich habe ich dich in dem Punkt doch nicht so ganz richtig eingeschätzt."
*
-Jetzt-
,,Es tut mir leid....", wimmerte ich, während mir immer mehr Tränen über die Wangen liefen. Voller Entsetzen starrte Levi mich an, sämtliche Farbe und Ausdruck waren seinem Gesicht entwichen. Auch seine Hände, welche auf meinen Oberarmen lagen, fingen an schlaff zu werden.
,,E-Es tut mir leid, wirklich. I-Ich hätte nicht....-"
,,Ally, was hast du getan?!", flüsterte er vollkommen entsetzt. Sein Gesichtsausdruck verschlimmerte mein schlechtes Gewissen noch mehr, sodass ich unbewusst meine Hände in seine Brust krallte -oder wohl eher sein Oberteil- und meinen Kopf weinend nach unten senkte.
,,Levi.... e-es.... ich kann dir gar nicht sagen, wie scheiße ich mich deswegen fühle...... Oh Gott, bitte..... bitte vergib mir.... vergib mir....."
Zwei Hände legten sich an meine Wangen, welche meinen Kopf anhoben, sodass ich dem Weißhaarigen direkt ins Gesicht sehen musste.
,,Ally, hast du dich etwa für mich an die Mafia verkauft?"
,,E-Es tut mir leid.... Nur wegen mir wärst du fast gestorben.... I-Ich hätte dich umgebracht...."
,,Ally!", herrschte der Mann mich plötzlich laut und befehlerisch an, ,,Hat dir die Mafia einen Deal angeboten?!!"
Während mir noch immer die Tränen hinunterliefen nickte ich stumm.
,,Hast du dich an die Mafia verkauft?! Antworte! Sofort!"
Kurz öffnete sich mein Mund, doch dann schloss ich ihn sogleich wieder und presste meine Lippen, sowie meine Zahnreihen verbittert zusammen.
,,Nein...."
Von der einen Sekunde auf die andere schien jede Wut, jede Anspannung, jede Angst aus Levis Gesicht komplett zu verschwinden. Seine Züge wurden weich und er atmete zweimal schnappend aus, so erleichtert war er.
Zärtlich schloss mein Verlobter mich in die Arme, meinen Oberkörper fest an den seinen gepresst.
,,Gottseidank....", atmete er neben meinem Ohr aus.
,,B-Bitte.... vergib mir, Levi..."
,,Es gibt keinen Grund dich zu entschuldigen.-"
,,Doch!", heulte ich in seine Schulter hinein, ,,Nur weil ich so egoistisch war und ›nein‹ gesagt habe wärst du gestorben! I-Ich habe mein Wohl über das deine gestellt.... D-Das ist unverzeihlich...."
Erneut packte mich der ehemalige Soldat an den Schultern, doch dieses Mal drückte er mich von sich weg und sah mir durchdringend in die Augen.
,,Hör auf dir so etwas einzureden.-"
,,Ich hätte dich umgebracht..."
,,Nein, hättest du nicht. Nichts in der Welt wäre es wert, sich der Mafia anzuschließen. Ich spreche da ja aus Erfahrung."
,,Es tut mir so leid..."
Mit einem fast schon mitleidigen Blick zog der Mann mich erneut in seine Arme und strich mir zärtlich über den Rücken. Während ich meine Finger in seine Schulterblätter krampfte.
,,Schh, hör auf zu weinen. Im Endeffekt ist doch alles gut ausgegangen, du bist frei und ich lebe. Gib dir keine Schuld. Du bist der Grund, warum ich überhaupt noch hier sitze. Sei stolz auf dich. Denn ich bin es, eine so starke Verlobte zu haben."
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Ich bin euch wohl eine Erklärung schuldig, warum am Dienstag kein Kapitel kam. Nein, ich bin nicht krank -ausnahmsweise mal.
Eigentlich war es schon abzusehen aber ich sage es trotzdem jetzt ganz offiziell:
Es wird für die nächste Zeit nur noch am Freitag geuploaded.
Ja, ich weiß. Ich wollte und will es nicht machen, aber im Moment komme ich einfach nicht hinterher🥺 Normalerweise war ich immer um die 50 Kapitel (an einer Stelle waren es sogar über 100) Kapitel vorne dran, aber jetzt sind es nur noch knapp über 20...
Und ich finde es besser, wenigstens einmal pro Woche IMMER zu uploaden, als wenn ich jetzt alle Kapitel raushaue und dann gegen Ende nur noch ab und zu Kapitel kommen, ohne irgendwelche Termine....😣
Ich kann mir gut vorstellen, dass in der Zukunft wieder 2x pro Woche geuppt wird -das ist um genau zu sein sogar mein Ziel💪! Ich muss mir jetzt nur einen kleinen Puffer schaffen, weil ich vor habe direkt nach dem Abschließen dieser Story mit einer weiteren weiterzumachen, um quasi im „Workflow" zu bleiben.
Ich hoffe, ihr seid mir deswegen nicht böse😢
Lg, eure Kaori :*💖
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