Kapitel 290 "Es...Es tut mir leid..."
~Erzähler~
Bisher hatten Levis Knie gezittert, doch kaum trat er aus dem Raum in ein offensichtliches Vorzimmer, hörte dies komplett auf.
Sein gesamter Körper wurde ruhig und so auch sein Geist. Es war okay zu sterben. Inzwischen hatte er sich damit abgefunden.
Ihm war klar, dass er jeden Moment sterben müsste. In weniger als fünf Minuten wäre schon alles vorbei. Dann wüsste er endlich, wie sich all seine Opfer gefühlt hatten, denen er das Gleiche angetan hatte, wie das, was ihm nun bevorstand. Aber er wollte es dennoch nicht.
Zwei Soldaten führten ihn zu Praschak, welcher neben einer Holztüre -welche in einer genauso dunklen Holzwand eingelassen war- und sah den Verurteilten bitterböse an. Sein Blick verriet nur: ›Monster‹.
Doch dieser wirkte einfach nur noch leer, vollkommen emotionslos. Die Männer brachten ihn zu ihrem Vorgesetzten und Levi dachte schon, er würde noch etwas zu ihm sagen, doch so kam es nicht.
Stattdessen nahm er seine Handgelenke und zog einen Schlüssel aus seiner Tasche hervor. Der Ältere steckte ihn in das Schloss seiner Handschellen und drehte das Eisenteil um.
Zwar war Levi überrascht, nahm es aber dennoch an.
'Dann werde ich also keine Handschellen tragen....'
Der Militärpolizist drehte sich zu der Eichenholztüre hinter ihm und fasste an die Türklinke. Diese drückte er herunter und schwang die Türe auf.
Levi hatte erwartet, dass sich dahinter der Vollstreckungsraum oder ähnliches befand, doch weit gefehlt. Urplötzlich schienen ihm Sonnenstrahlen entgegen und das so hell, dass er erstmal die Augen zusammenkniff.
Einer der Wachen fuhr ihn im barschen Ton an:
,,Lauf."
Zögerlich tat der Gefangene den Schritt nach draußen und erneut wurde seine Erwartung von einem Hinrichtungsplatz zerschmettert.
Völlig verwirrt hielt er seine Hände vor sein Gesicht, um sich vor den hellen Strahlen zu schützen. Doch kaum konnte er etwas erkennen, sah er, dass er sich auf einem gepflasterten Hof befand.
Am Ende davon konnte er nur schemenhaft zwei größentechnisch sehr unterschiedliche Gestalten erkennen, so sehr war er geblendet.
Die kleinere Person lief auf ihn zu, je näher sie kam, desto schneller wurde sie auch. In völliger Verwirrtheit riss Levi seine Augen auf, als die zierliche Frau ihm um den Hals sprang.
Ihr Geruch war unverkennbar, genauso wie ihr Aussehen und ihre Ausstrahlung. Fest drückte die Schwarzhaarige ihre Arme um seinen Nacken und verkrampfte ihre Hände in seine Schultern.
Noch immer konnte Levi es nicht fassen.
,,A-Ally.....", flüsterte er vollkommen perplex.
Ihr Körper fing plötzlich an zu zittern und ihrem kurzen Schniefen nach zu urteilen weinte sie sogar. Immer wieder strich sie mit einer Hand zärtlich über seinen Hinterkopf, als auch der Mann seine Arme um ihren Oberkörper legte.
Leicht drehte er seinen Kopf nach links, um den angenehmen Duft in ihren Haaren einzuatmen.
Nun kam auch die zweite Person auf sie zugelaufen, es war ein großer, blonder Mann in der Uniform des Aufklärungstrupps. Etwa zwei Meter vor ihnen blieb er stehen und sah mit einem warmen Lächeln in das Gesicht des ehemaligen Soldaten.
,,Willkommen zurück, Levi."
Just in dem Moment war es für den Angesprochenen zu viel, denn seine Beine knickten von der einen Sekunde auf die andere plötzlich weg. Gerade noch rechtzeitig konnte Ally ihn aufhalten, bevor er auf dem Boden aufkam.
Sie zog ihn hoch, hielt ihn aber noch immer mit einem Arm unter seiner Achsel hindurch fest.
,,Urgh... sorry....", murmelte er vor sich hin, ,,Aber könnt ihr mir bitte erklären was hier los ist?"
Verwirrt blickte der frühere Schwarzhaarige in die Gesichter seiner beiden Freunde. Wissend sah Erwin zu der einzigen Frau.
,,Das solltest du vielleicht deine Verlobte fragen."
Verwirrt drehte Levi seinen Kopf erneut nach links. Mit dem wohl breitesten Lächeln überhaupt sah sie ihn an:
,,Erinnerst du dich noch an Justice Gersmann?"
Kurz ratterte es in dem Gehirn des Kleinen, bevor er es verstand.
,,Das war doch der, der sich an dem Ball versucht hat an dich ranzumachen."
Energisch nickte die Ackermann.
,,Exakt der. Er hat's geschafft, dass wir dich entlasten konnten!"
,,M-Moment. Heißt das....?"
,,Ja.", entgegnete nun der Größte, ,,Dein Urteil wurde aufgehoben und du bist freigelassen worden."
Völlig überrascht stieß Levi etwas Luft aus, denn er hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit dem. Aber es war doch eigentlich unmöglich, einen gesuchten Massenmörder von einem Todesurteil zu befreien und dass er dann auch noch die Freiheit bekam....
Doch bevor er das aussprechen konnte, zeigte der Kommandant schon nach hinten auf eine Kutsche.
,,Komm, es wird Zeit, dass du wieder nach Hause kommst."
Vorsichtig half Ally dem schwächlichen Mann beim Vorlaufen und auch sogar beim Einsteigen. Er wirkte so labil wie noch nie zuvor.
In Fahrtrichtung saß der Größte der Runde, entgegengesetzt Levi und seine Verlobte. Kaum saßen sie drinnen, setzte sich das Fortbewegungsmittel auch schon in Bewegung.
,,Levi?", fragte die Schwarzhaarige besorgt, ,,Möchtest du dich nicht anlehnen?"
Kurz sah der Angesprochene sie überrascht an, schien dann aber zu verstehen.
,,Nein, meinen Rücken hat's ziemlich erwischt."
Mitleidig sah ihn du Frau an, als der andere Soldat auch schon einsprang:
,,Sobald wir zurück sind wird Anna sich um dich kümmern. Sie weiß schon bescheid und wartet quasi."
*
Es war noch früher Nachmittag als die Kutsche auf den Hof des Aufklärungstrupps rollte. Ally und Erwin brachten Levi anschließend in das Gebäude, um genau zu sein in den Krankenbereich.
Der gerade noch dem Tod Entkommene wirkte vollkommen neben sich, fast schon benebelt. Nur mit Hilfe konnte er gerade und länger laufen, ansonsten war daran gar nicht erst zu denken.
Im Stockwerk angekommen öffnete Ally die Türe zu einem der Zimmer und die Drei traten ein. Drinnen stand die Ärztin mit dem Rücken zu ihnen, drehte sich aber gleich überrascht um als sie eintraten.
Kaum sah sie Levis Gesicht, weiteten sich ihre Augen.
,,Ach du meine Fresse, siehst du scheiße aus!"
,,So schlimm?", entgegnete der Angesprochene -etwas amüsiert.
,,Schon in den Spiegel geschaut? Aber lass' dich vorher erstmal drücken."
Mit weit ausgebreiteten Armen lief die Nussbraune auf den Kleinen zu und nahm ihn fest in den Arm. Zaghaft erwiderte er die Geste.
,,Ne, aber jetzt mal ernsthaft.", fuhr er fort als sie sich voneinander lösten, ,,Seh' ich so grausam aus?"
,,Ja!"
Provokant hielt die Älteste ihm einen Handspiegel -welchen sie gerade auf dem Nachtkästchen gelegen hatte- direkt vor die Nase.
Überrascht von sich selbst öffneten sich seine Augen, bei seinem eigenen Anblick. Schon seit Ewigkeiten hatte er sich selbst nicht mehr im Spiegel betrachtet, daher war es so ein noch größerer Schock.
Seine ehemals kurzen Haare gingen ihm bis über die Schulter, fast sein gesamtes Gesicht wurde davon verdeckt, wenn er sie nicht etwas nach hinten beförderte. Auch die Farbe hatte gewaltigen Schaden bekommen.
Die ehemals glänzenden, schwarzen Haare waren fast bis zur Hälfte komplett weiß, die Spitzen waren nur noch dumpf und fast schon grau.
Dazu kam, dass sein Augen nicht nur die dunkelsten und faltigsten Augenringe, die er jemals gehabt hatte abbekommen hatten, sondern auch, dass sie vollkommen matt waren. Jeder kleinste Rest von Funke war in ihnen erloschen.
Schrammen bedeckten Teile seines Gesichtes, auch die letzten Farben der Schläge waren nicht vollkommen weg. Doch am Schlimmsten sah sein Mund und Hals aus.
Alles war so verbrannt, dass sich die Haut abwärts seiner Nase abblätterte und teilweise in Fetzen herunterhing. Die Narben, die Allys Stalker vor langer Zeit auf seinem Gesicht hinterlassen hatte, waren im Gesamtbild komplett verschwunden.
Auch seine Lippen waren spröde und aufgeplatzt, nichts wirkte, als wäre es ansatzweise verheilt.
,,Ach du meine....", murmelte Levi entsetzt als die Ärztin das Teil achtlos wegwarf -gefolgt von einem leisen Klirren.
,,So, jetzt hock dich aber erstmal hin. Ich versuch' dich mal etwas auf Vordermann zu bringen!"
Der Hauptgefreite tat wie befohlen und setzte sich mit dem Körper zur Türe -somit also weg vom Fenster- auf das Bett. Es war nicht sonderlich gemütlich, aber für ihn das mit Abstand Beste und Weicheste, was er seit Monaten gehabt hatte.
In dem Raum stand eben dieses Bett, an dessen rechten Seite ein kleines Nachtkästchen sich befand. Auf der Linken -wenn man lag- stand mit etwa eineinhalb Meter Abstand eine kleine Kommode, welche bis zu der Wand mit dem großen Fenster führte.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Betts stand eine weitere Kommode -der Rest war frei, bis auf ein paar Wandschränke mit Medikamenten darin.
Dorthin, wo Levi gerade hinsah, stand ein Schrank, sowie eine Ablage mit Waschbecken.
Anna schnappte sich einen Art kleinen Barhocker und setzte sich somit zu Levi.
,,Lass mal deine Hände sehen... Na wenigstens wurden die verbunden."
Zu seiner eigenen Überraschung waren all seine Finger noch vorhanden. Etwas provisorisch war seine Hände von der Handfläche aus bis zu den ersten Gelenken seiner Finger einbandagiert worden. An manchen Stellen sah man deutlich, dass über die Zeit Blut durchgesickert war.
Vorsichtig band die Frau die Bänder auf und wickelte sie geschickt und langsam ab. Mitfühlend zog sie die Luft ein, als sie die letzte Schicht entfernte. Denn diese klebte in den Schnitten an den Ansätzen seiner Finger.
Die Haut war vollkommen aufgerissen, seine Finger fast abgetrennt. An jedem Ansatz sah man die tiefen Schnitte, welche nicht mal ansatzweise verheilt waren, daher hatte sich der Stoff etwas darin verhakt.
,,Das sieht aus, als müssten wir es nähen. Wie lange ist das schon so?"
,,Keine Ahnung.... drei, vier Wochen?"
Tatsächlich wusste Levi es nicht mehr. Und das war auch allen Anwesenden klar.
,,In Ordnung. Hast du sonst noch was?"
,,Kann man so sagen...."
,,Zum Beispiel?"
,,Vermutlich werden meine Zehen -wenn sie noch dran sind- nicht sonderlich anders aussehen."
Die entsetzten Blicke der anderen entgingen ihm natürlich nicht, beachtete sie aber trotzdem nicht. Nach etwas mehr als einer Dreiviertelstunde waren all seine Finger versorgt. Jedenfalls mehr oder weniger.
Auch seiner Zehen nahm sich die Ärztin an, welche übrigens etwas besser beieinander waren als die Finger. Aber auch diese waren fast komplett abgeschnitten und nicht wirklich gesund. Von dem Zustand seiner vollkommen aufgeschürften Fußsohlen war gar nicht erst die Rede.
,,Kannst du sie bewegen?"
,,Nicht wirklich..."
Der jetzt Weißhaarige versuchte seine Finger zu bewegen, doch diese ließen sich nur leicht krümmen. Als würde sie verstehen nickte Anna.
,,In Ordnung, dann musst du wohl das alles erst wieder einüben. Warte 'ne Sekunde."
Damit drehte sich die etwas mollige Frau um und füllte Wasser in eine Schale. Während seiner Behandlung hatte Levi kurz zu Ally gesehen, welche die ganze Zeit über schon so still war. Kurz hatten sich ihre Blicke getroffen, doch sogleich hatte sie wieder weggesehen.
Die Ärztin ließ erneut Wasser in die Schüssel laufen -nicht ohne sie vorher natürlich ausgeleert zu haben- und befeuchtete auch noch ein weißes, kleines Handtuch. Dies in den Händen drehte sie sich wieder um, stellte die Holzschale auf den Stuhl und stand vor Levi hin.
Vorsichtig drückte sie sein Kinn etwas hoch, damit er ihr ins Gesicht sah. In der rechten Hand hielt sie das weiße Ding, welches sie nun zu seinem Gesicht führte, um damit über seine Wunden zu streichen. Gleichzeitig drückte sie einen Finger der linken etwas in seinen Scheitel, was sie lieber nicht getan hätte.
Denn wie aus dem Nichts riss der Mann seine Augen panisch auf, fing an sich mit Händen und Füßen zu wehren, wobei er sie so trat, dass die Brünette etwas zurück torkelte.
Durch sein Zappeln fiel er selbst nach hinten über die Bettkante, alles geschah innerhalb von weniger als zwei Sekunden, sodass keiner reagieren konnte, auch nicht, als er auf allen Vieren rückwärts über den Boden krabbelte, ans Ende seines Bettes.
Zwischen Bett, Wand und Kommode drückte er sich hinein, den Rücken gekrümmt angelehnt. Der ehemalige Soldat zog seine Beine an, seinen Kopf versuchte er mit schützenden Händen so weit nach unten zu drücken und zu verstecken wie nur möglich.
Entsetzt sahen ihn Ally und Erwin, wie der Mann dort gebrochen und vor Angst zitternd auf dem Boden saß. Unübersehbar verkrampfte sich sein Körper, von den Zehen, welche sich in den Boden rammten, bis zu seinen Fingern, welche sich über seine Haare in seine Kopfhaut bohrten.
Gerade noch rechtzeitig hatte der Kommandant Anna an den Schultern halten können, bevor auch diese auf den Boden hatte fallen können. Etwas schmerzverzerrt hielt sie sich ihren linken Oberschenkel, welchen der nun nicht mehr Gefangene mit seinem Fuß weggekickt hatte.
Wenige Sekunden vergingen, in denen nur der zitternde Atem und leises Wimmern zu hören waren. Anfangs reagierte niemand, jeder starrte nur, bis Ally sich endlich aus dem Schock löste.
Langsam und vorsichtig ging sie auf ihren Freund zu, ganz bedacht ihn nicht noch mehr einzuschüchtern. Etwa eineinhalb Meter vor ihm ging sie auf den Boden und setzte sich hin. Langsam rutschte sie näher zu ihm, doch mit jedem Zentimeter versuchte er sich nur noch mehr in dies Wand zu drücken.
Levi war vollkommen verängstigt und panisch, das konnte jeder bezeugen, der ihn in dem Moment sah.
Vorsichtig legte Ally ihre Hände auf seine Handgelenke und versuchte diese Wegzuziehen, doch dadurch drückten sie sich nur noch mehr in das eigene Fleisch hinein.
,,Bitte.... bitte, hört auf.... hört auf....", wimmerte der Verängstigte mit zitternder Stimme und Lippen. Aber so leicht gab die Schwarzhaarige nicht auf, stattdessen verfestigte sich ihr Griff und sie zog mit Gewalt seine Hände weg.
,,Nein! Nicht!", brüllte der Mann panisch und versuchte sie wegzudrücken, -schubsen und auch sein Gesicht sowie Beine drehte er zur Seite, nur weg vor seinem Angreifer.
Nicht ließ die Ackermann jetzt aufhalten.
,,Schh, schh, es ist alles gut....", flüsterte sie beruhigen während sie noch immer seine Hände weghielt und nun auch noch seine Beine auseinander drückte, ,,Es ist alles in Ordnung, du bist in Sicherheit. Keiner wird dir etwas tun, es ist alles in Ordnung. Es ist alles in Ordnung...."
Levi presste seine Augen zusammen, während er noch immer versuchte sich wegzudrehen, doch sein Widerstand ließ sichtbar nach. Zwar war er nun nicht mehr so unantastbar, doch das Zittern wurde bei Weitem nicht weniger.
Liebevoll nahm seine Verlobte seinen Kopf in ihre Hände und drückte ihn gegen sich, ihr Kinn auf seinem Schädel platzierend. Kurz dauerte es ein paar Sekunden, bis der ehemals Hauptgefreite mit einem weiteren, verängstigten Wimmern seine Arme um ihren Oberkörper schlang und sich somit noch enger an ihre Brust drückte.
Die Frau saß zwischen seinen aufgestellten Beinen auf dem kalten Boden, doch das störte momentan keinen. Auch interessierte es die Beiden nicht, dass die anderen Zwei etwas verwirrt und unschlüssig daneben standen.
Immer wieder streichelte Ally mit ihren Händen über seinen weißen Schopf, ihre Lippen presste sie vorsichtig auf seinen Haaransatz. Immer fester krallten sich seine Hände in ihre Bluse, so, als wolle er sie nie wieder loslassen.
Schnell atmete der Weißhaarige durch Mund ein und aus, wobei es fast schon so klang, als würde er kläglich weinen. Nur ihre ruhige Ausstrahlung, ihre Präsenz, ihr Geruch, sowie ihr hörbarer Herzschlag veranlassen den Mann dazu, sich langsam zu beruhigen.
Dies dauerte aber mehrere Minuten, bis er wieder in einer halbwegs passablen Verfassung war.
,,Es.... es tut mir leid....", flüsterte er gebrochen und Anna wusste, dass es an sie gerichtet war. Mit einem wohlwollenden Lächeln sah sie ihn an -obwohl er es natürlich nicht sah.
,,Alles okay."
,,Levi, du meintest vorher noch, dass dein Rücken.... nicht mehr so ganz frisch ist", sagte auch noch Erwin und deutete somit an, dass er doch bitte aufstehen solle. Noch nie in seinem gesamten Leben hatte er jemanden so vor Angst erzittern sehen.
,,Bist du schon bereit?", flüsterte Ally in sein Ohr und das so leise, dass nur ihr Partner es verstehen konnte. Wortlos nickte er zwei Mal.
Vorsichtig hob die Schwarzhaarige den Weißhaarigen hoch, welcher sie aber nicht eine Sekunde lang losließ. Mit etwas Unterstützung half sie ihm sich wieder auf die Matratze zu setzen, dieses Mal aber anders herum.
Um das Gleichgewicht zu halten platzierte die junge Frau ein Knie auf dem Bett, mit dem anderen blieb sie auf dem Boden. Noch immer hatte Levi seine Arme nicht von ihrer Hüfte genommen, weshalb sie langsam die obersten Knöpfe seines Hemdes begann zu öffnen.
Natürlich bekam der ehemalige Soldat davon etwas mit, weshalb er sich dann doch von ihr lösen musste und selbst mit zitternden Fingern die Knöpfe öffnete. Zeitgleich strich Ally sein Jackett über seine Schultern und auch beim Ausziehen seines Hemdes half sie ihm.
Kaum sahen die anderen seine Rücken, atmeten besonders Ally und Anna erschrocken ein.
Von seinen Schultern aus bis nach unten war alles voller Schnitte, Verbrennungen, Stiche und vielem mehr. Entsetzt sahen sie seine entstellte Haut an. Währenddessen packte er erneut seine Verlobte und drückte sein Gesicht in ihren Bauch hinein.
Der Weißhaarige brauchte nun etwas, an dem er sich festhalten konnte. Und das war auch noch metaphorisch der Fall.
Verständnisvoll legte Ally ihre Hände auf die jeweils andere Seite seines Kopfes, wobei sie ihm unbewusst die Ohren etwas zuhielt. Liebevoll küsste sie ihn auf den Scheitel.
Während Erwin noch immer entsetzt auf die Haut sah, holte die Ärztin ihre ersten Instrumente heraus. Vorsichtig strich sie mit dem noch immer nassen Handtuch über seinen Rücken, um anschließend einige Wunden zu nähen.
Sogar Metallsplitter musste sie herausholen, welche tief in seinem Fleisch steckten. Die Pfeilspitze war dagegen nichts gewesen. Aber ohne ein einziges Mal zu zucken lies der Mann alles über sich ergehen, Hauptsache er hatte Ally, an welche er sich halten konnte.
Während seiner Behandlung war sein rechter Arm plötzlich schlaff nach unten gerutscht, sodass er nur noch wie taub auf dem Bettlaken lag.
Es dauerte ewig bis Anna auch nur soweit fertig war, dass alles provisorisch versorgt war. Vorsichtig nahm sie seinen rechten Ellenbogen zwischen die Finger und drehte ihn etwas herum.
,,Levi? Ist eigentlich etwas mit dem passiert?"
,,Durchaus möglich", nuschelte er, sein Gesicht etwas zur Seite gedreht um etwas zu sehen.
,,Wurde mal mit einem Fuß in die falsche Richtung gepresst."
,,Das sieht man, würde mich nicht wundern wenn das Ding angebrochen wurde. Kannst du noch sagen wie lange das her ist?"
,,Tut mir leid, ich habe keine Ahnung."
Unbewusst verkrampfte sich seine Hand mehr in Allys Oberteil.
,,Dagegen kann man leider nichts machen, nur bewegen hilft. Ich werde versuchen eine Schiene für dich zu organisieren, damit du deinen Ellenbogen nicht unbewusst unnatürlich nach hinten bewegst."
Noch während die Doktorin sprach, spürte Ally, wie Levi langsam sein Bewusstsein verlor. Als wäre er müde blinzelte er mehrfach, bevor seine Kraft aus den Muskeln wich.
Von der einen Sekunde auf die andere sackte er komplett in sich zusammen, sodass die Drei ihn gerade noch festhalten konnten. Vorsichtig legten sie den bewusstlosen Mann in das Bett.
Leicht lächelnd sah die Nussbraune den Weißhaarigen an:
,,So einen Fall hatte ich schon ewig nicht mehr. Wie Spannend! Nun gut, der wird sich jetzt wohl erst mal ausschlafen müssen."
,,Ich bleibe bei ihm", sagte Ally sofort ohne auch nur eine Millisekunde zu zögern.
,,Ist in Ordnung."
,,Sobald er wieder wach ist kann er auch schon zurück in euer Appartement. Alles, was für ihn beruhigend oder gut ist, ist im Moment wichtig."
Damit verließen die beiden Erwachsenen den Raum und zurück blieb nur noch das Paar. Mitleidig sah die Schwarzhaarige ihrem Verlobten ins Gesicht, welches überraschend entspannt aussah. Auch wenn seine Stirn noch immer Kraus gezogen und sein Mund leicht geöffnet war.
Zärtlich hob sie seinen Kopf hoch und schob ihren Oberschenkel darunter. Voller Liebe streichelte sie immer wieder durch seine Haare, ihn nicht eine Sekunde aus den Augen lassend.
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Dass er nicht stirbt, war glaube ich abzusehen... sollte also auch kein großer (geplanter) Überraschungsmoment sein😅
Ja, ich weiß, das Kapitel ist wieder so spät gekommen.... Musste leider spontan noch wo hin :/
FunFact: Als ich dieses Kapitel vor knapp einem Jahr geschrieben habe, dachte ich, dass man innerhalb von 10 Minuten einen Menschen nähen kann. Boy, was I wrong😂
Keine Sorge, ich musste selbst nie genäht werden😅😇
Ich habe übrigens etwas verloren... Meine Motivation zum Schreiben :/
Keine Sorge, im Moment sind noch Kapitel übrig, aber ich kann mich kaum dazu bringen, weiter zu schreiben....
Deswegen: Kennt hier jemand eine richtig gute FF/Geschichte auf Watty? Vielleicht inspiriert mich das ja ein bisschen...
Lg, eure Kaori:*💖
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