Kapitel 287 "Shlock - Was? Du kennst das nicht? Du bist Schande!!"
~Erzähler~
Langsam kam sein Gefühl wieder in den Körper. Fast wie Jahre hatte es sich angefühlt, in denen er bewusstlos im Nichts gewesen war.
Sachte öffnete Levi seine Augen, doch erkennen konnte er anfangs nicht wirklich etwas. Nur schemenhaft saß ein Mann vor ihm auf einem Stuhl, die Beine überkreuzt und ein Klemmbrett auf dem Schoß.
'Bin ich nicht.... tot?'
Zwar stellte sich der Schwarzhaarige diese Frage, sprach sie aber nicht laut aus, sondern hob sein Haupt noch weiter nach oben.
,,Alles in Ordnung?", erklang die ruhige Stimme von Javier Praschak. Er hörte sich vollkommen anders an als zuvor. Gelassen, zufrieden, fast schon freundlich.
Da der ehemals Schwarzhaarige nicht so recht verstand, blinzelte er ein paar Mal in Verwirrung. Seine Handgelenke waren offensichtlich an die hölzernen Stuhllehnen gefesselt, genauso wie seine Knöchel. Dazu war er sich nicht sicher, ob er momentan keine Schmerzen erlitt, oder ob sich dieser Teil seines Gehirns nun endgültig verabschiedet hatte.
,,Du bist wohl kurz eingenickt.", fuhr der Militärpolizist fort, ,,Keine Sorge, du darfst schon bald ausschlafen. Nur noch ein paar Minuten, dann hast du's komplett geschafft."
'Was.... habe ich geschafft?'
Kurz zuckte der Blick des Mannes mit den überkreuzten Beinen auf sein Klemmbrett, welches wiederum auf seinem Schoß lag. In seiner rechten Hand hielt er einen Stift, welchen er einmal rotieren lies.
,,Ich bin dir wirklich dankbar, dass du endlich mit uns kooperierst. Das macht doch alles gleich viel einfacher, nicht wahr? Und? Hör mal ganz genau hin."
Für ein paar Sekunden blieb es still, in denen Praschak zufrieden auf den Gefangenen blickte. Doch dieser verstand nicht so recht, weshalb seine Augen immer wieder hin und her zuckten.
,,Du hörst nichts, hab ich recht? Ganz genau. Es ist also wieder alles in bester Ordnung. Oh, keine Sorge, deine Fesseln machen wir jeden Moment los -einer meiner Männer holt gerade die Schlüssel. Schließlich soll solch ein braves Verhalten ja belohnt werden."
'Was meint er?!', schoss es dem Hauptgefreiten panisch durch den Kopf, 'Ich verstehe einfach nicht....'
,,Also, bist du schon bereit um weiter zu reden? Wir haben ja schließlich schon fast vierzig Namen."
Der Soldat drehte das Brett um, um Levi zu zeigen, dass dort tatsächlich etwas draufstand. Auch wenn er es aufgrund seiner schlechten Sicht nicht entziffern konnte, sah er ganz genau, dass es sich dabei um Namen handelte.
Levis gesamtes Blut schien zu gefrieren, sämtliche übrige Fabre wich aus seinem Gesicht, während er seine Augen in Entsetzen weitete. Sein Herz fing an wie wild zu pochen, sein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Schweiß lief seine Stirn herunter, der gesamte Körper begann leicht zu zittern.
Er hatte es getan. Er hatte verloren.
Im Endeffekt waren all die Wochen voller Schmerz und Leid völlig umsonst gewesen. Er hatte es nicht geschafft. Er war zu schwach gewesen.
Menschen würden nun wegen ihm sterben. Menschen, die er über alles liebte. Sie würden seinen Fehler ausbaden. Weil er zu nichts zu gebrauchen war.
,,Wir wollten mit den Killern weitermachen, mit denen du näher vertraut warst. Also? Ich bin bereit zum Schreiben."
Fast schon automatisch öffnete sich der Mund des Kleineren. Wie in Zeitlupe schien er die Luft einzuziehen, die Stimmbänder strengten sich an. Ohne sich wehren zu können, würde er nun weiterreden.
Angst übermannte den ehemalig stärksten Soldaten der Menschheit. Alles in seinem Kopf schien drunter und drüber zu gehen, Klarheit war ein Fremdwort.
Was konnte er tun?
Vielleicht wäre er durch Nachdenken auf eine etwas klügere Idee gekommen, doch daran war nun nicht mal mehr im Ansatz zu denken.
Erneut schloss er seinen Mund und senkte seinen Kopf nach unten. Somit blickte er nun also auf seinen eigenen Schoß, da er ja gerade auf einem Stuhl saß.
Praschak dachte sich nichts, nicht mal, als Levi plötzlich anfing stärker zu zittern. Er verkrampfte sich fast schon in die Lehnen und in den Stuhl. Leises, unterdrücktes Grummeln verließ seine Kehle.
Jetzt wurde der Ältere doch noch darauf aufmerksam und zog misstrauisch seine Augenbrauen zusammen.
,,Levi?"
Keine Reaktion, nur weiteres Grummeln. Plötzlich tropfte etwas auf den Schoß des Gefangen. Erst Speichel, doch dann auch noch etwas anders.
Blut.
,,Levi?!", brüllte der Mann entsetzt und sprang von seinem Stuhl auf. Panisch rannte er zwei Meter nach vorne und presste die Schultern des Anderen nach hinten.
Auch wenn sein Kopf noch immer kraftlos nach unten hing, konnte der Militärpolizist nun sehen was er vor hatte. Die Zahnreihen des jüngeren Mannes waren zwar leicht geöffnet, pressten sich aber dennoch zusammen. Und dazwischen war die Mitte seiner Zunge.
,,Scheiße!", zischte Javier wütend, ,,Jungs, kommt sofort her! Das ist ein Befehl!!"
Schritte von zwei Personen näherten sich, welche sofort in den geöffneten, kleinen Raum geeilt kamen.
,,Sir, was ist los?!", wollten sie wissen.
,,Helft mir, der beißt sich gleich die Zunge ab! Wir brauchen ihn noch!"
Die anderen Männer erkannten den Ernst der Lage und stürmten jeweils an die rechte und linke Seite ihres Vorgesetzten. Hektisch versuchten sie den Kleinsten von seinem Vorhaben abzuhalten, welcher vor Schmerzen schon fast schrie.
,,Verdammte Scheiße, mach endlich die Fresse auf!", brüllte einer der Männer, während er den Kopf des ehemals Schwarzhaarigen nach hinten an die Lehne presste. Die eine Hand lag an seinem Kinn, mit der anderen versuchte er den Rest seines Kopfes -also alles ab der Nase- in die andere Richtung zu reißen.
Auch die anderen Beiden halfen und tatsächlich gelang es ihnen, den festen Biss etwas zu lockern.
Somit nutzten sie die Chance und der Dritte im Bunde zog sofort ein Stoffteil aus seiner Jackentasche. Ohne zu zögern stopfte er es Levi in den Mund.
,,Los, hol noch ein weiteres!", orderte der Älteste und der Angesprochene sprintete los. Keine halbe Minute später war er wieder da, ein längeres Tuch in den Händen.
Dies legte er um die Vorderseite des schon im Maul steckendes Dinges und zog es an den Hinterkopf des ehemaligen Soldaten. Dort band er es so fest er nur konnte zusammen.
Dadurch konnte sich der Gefolterte nicht mehr versuchen die Zunge abzubeißen, auch wenn er sich mühevoll gerade standhaft dagegen wehrte.
,,Verschissener Hurensohn, was sollte das denn?!", fluchte der Ranghöchste lauthals, bekam aber natürlich keine Antwort. Levis Atem ging zwar noch immer laut und schnell, doch er schien sich wieder zu regulieren.
Seine Augen starrten einfach geradeaus ins Nichts, als könne er dort etwas erkennen. Auch die Anspannung in seinen Muskeln lies rapide nach, sodass er schon nach etwa einer halben Minute völlig schlaff in der Sitzgelegenheit saß.
Wütend glänzten Javiers Augen, welcher den Auftragsmörder aus angewiderten Augen ansah.
,,Pah, elender Idiot. Bindet ihn los und bringt ihn zurück auf seine Zelle."
,,Jawoll, Sir!", antworteten die anderen beiden Soldaten unisono und machten sich an die Fesseln des Gefangenen. Um ehrlich zu sein konnte er sich gar nicht mehr daran erinnern, wie lange es her war, dass er das letzte Mal bei Rudolf gewesen war.
Sobald die Lederriemen geöffnet waren, packten sie den halbtoten Mann unter den Achseln und zogen ihn von seinem Stuhl. Sie legten ihn mit dem Bauch auf den Boden, zogen seine Handgelenke auf dem Rücken zusammen und befestigten diese mit Handschellen aneinander.
Erneut packten sie ihn so wie gerade eben und schleiften ihn durch die Gänge. Doch dieses Mal waren sie nicht so grob wie sonst, auch wenn von 'vorsichtig' noch lange nicht die Rede sein konnte.
Es lag nur daran, dass sie bemerkten wie schlecht es um Levi stand. Inzwischen konnte er sich nur noch für wenige Minuten bei Bewusstsein halten. Seine Wunden waren tief und noch lange nicht verheilt. Dazu kam, dass er fast keine Zeit mehr übrig hatte.
In weiter Ferne hörte dieser das Quietschen von einer Metalltüre, anschließend das einer zweiten und im Endeffekt spürte er nur noch den kalten Stein unter seinem Körper.
Kurz blieb es still, nichts passierte, bis sich plötzlich die Stimme eines weiteren Mannes erhob:
,,Hey. Levi."
Keine Reaktion erfolgte.
,,Levi, bitte komm zu dir. Levi!", zischte Rudolph weiterhin ohne auf den am Boden liegenden zu achten, ,,Komm schon, Mann, steh auf! Komm zu Bewusstsein und hör' auf so apathisch ins Nichts zu gucken!"
Der Schwarzhaarige trat an die Trennwand zum Gang heran und legte seine verbundenen Hände an die eiskalten Gitterstangen.
,,Ey, du kannst doch jetzt nicht aufgeben. Deine Verlobte wartet doch auf dich!"
Noch immer bewegte sich der Angesprochene keinen Millimeter, nur sein Atem bewegte seinen Körper.
,,Hey, hör mir zu. Du musst jetzt aufstehen und das durchziehen. Weißt du noch, du hast mir gesagt, dass du fünf Tage vor deiner Hinrichtung abhauen willst. Also zieh das endlich durch!", je länger der Ältere sprach, desto mehr zitterte seine Stimme. Sogar Tränen bildeten sich in seinen Augen, obwohl das seit seiner Ankunft in diesem Ort nicht mehr passiert war.
,,Bitte....", flüsterte er vollkommen verzweifelt, ,,Bitte tu es endlich.... Bitte.... Dir bleiben nur noch drei Tage...... Bitte.... Ich will doch nur meine kleine Nichte sehen und mich bei ihr entschuldigen...."
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Es war ein überraschend trüber Tag, da in den letzten zwei Wochen fast nur die Sonne geschienen hatte. Doch da es inzwischen schon April war, konnte es durchaus auch mal vorkommen, dass es dann plötzlich mal aus Kübeln schüttete. Genauso wie an diesem Tag.
Allys Augen starrten auf den dunklen Himmel, während Regentropfen gegen die große Scheibe trommelten. Momentan befand sie sich in einem der Gemeinschaftsräume und saß dort an einem Tisch.
Der eine Arm lag etwas angewinkelt -also parallel zu ihr- auf der Platte, während der andere aufgestellt war, damit sie ihr Kinn mit ihrer Hand abstützen konnte. Völlig gedankenverloren starrte sie nach draußen, nur manchmal blickte sie sich in dem Raum um.
Auch ihre Freunde waren dort -unter anderem. Da das Sudelwetter definitiv nicht einlud wegzugehen oder zu trainieren, war drinnen so einiges los. Um die vierzig bis fünfzig Leute befanden sich gerade in der einen Räumlichkeit.
Sie war gemütlich, obwohl es relativ karg eingerichtet war. Eigentlich gab es nur Tische und Stühle, welche beide nur aus Holz gearbeitet waren. Doch darum ging es ja auch nicht.
Die Meisten hatten einfach Freude daran andere Menschen zu sehen und ein bisschen zu Quatschen. Hatte nur zur Folge, dass es ziemlich laut war.
Noch immer etwas abwesend schwenkte Ally ihren Kopf etwas zur Seite und erblickte ihren Freundeskreis, welcher nur wenige Stühle weiter links von ihr Platz genommen hatte.
Die Truppe Reiner, Ymir, Christa, Tahir und Berthold schien gerade ein ziemlich aufregendes Thema zu haben, denn sie führten offensichtlich eine recht hitzige Debatte. Stritten sich aber natürlich nicht.
Armin und Mikasa quatschen auch miteinander, während Eren sich der Gruppe Sasha, Jean und Connie angeschlossen hatten.
Noch vor wenigen Minuten hatte der Kirschtein sich einen Tee gemacht, welchen er nun genüsslich schlürfte.
,,Ah, der Pfefferminztee ist echt klasse.", sagte er mehr zu sich selbst, doch Eren konnte es offensichtlich nicht lassen auch noch seinen Senf dazuzugeben.
Total genervt und abwertend sah er ihn an:
,,Das ist Kamillentee, du Meisterdetektiv."
,,Halt die Klappe, von was hast du Hohlkopf denn schon bitte Ahnung?!"
,,Offenbar ist bei mir mehr drin als bei dir!"
,,Sag das noch einmal und ich polier' dir die Hackfresse!"
,,Drohst du mir jetzt etwa, Pferd?!!"
,,Oh nein, da geht's schon wieder los....", seufzte Mikasa verzweifelt und warf Armin einen Blick zu. Dieser bedeutete so viel wie ›Sollen-wir-uns-um-diese-Kindsköpfe-kümmern?‹. Seine Antwort war ein Kopfnicken, woraufhin beide Freunde aufstanden und die Streithähne versuchten auseinander zu ziehen.
Der restliche Tisch beschwerte sich über die zwei Rabauken, sie sollten doch gefälligst die Klappe halten, während Alex sie nur mit weit aufgerissenen Augen anstarrte.
Sekunden vergingen, in denen sie nichts tat.
,,Kamillentee.... Meisterdetektiv....", murmelte die Schwarzhaarige zu sich selber, bevor sie plötzlich aufstand, die Hände auf den Tisch schlug und laut ausrief, ,,Ah! Sherlock Holmes!"
Wie eine geistesgestörte sahen die Anderen sie an, besonders als sie dann mit schnellen Schritten den Raum zu verlassen schien.
,,Äh, wie bitte?", kam es von Eren, der in dem Moment tatsächlich von Jean abließ.
,,Ich bin frühestens morgen Abend wieder da, vermutlich wird es erst übermorgen!"
Besorgt sah Christa sie an und rief ihr nach, während sie gerade aus dem Zimmer stürmte:
,,Was hast du denn vor?!"
,,Heiraten!"
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Ganz ehrlich, diese Quarantäne tut mir echt nicht gut, ich vergesse die ganze Zeit welcher Tag es überhaupt ist😂
Ja, der Kapiteltitel ist an die On-Crack-Version von der BBC Sherlock Serie angelehnt und auch an Baba-Senpai. Den vermutlich einige hier kennen werden😆 (Ansonsten: DU BIST SCHANDE!!!)
Das Ende des Kapitel lässt Hoffnung aufkommen, oder etwa nicht?🙃 Jetzt könnte ich natürlich einen ewig langen Moralaposteltext schreiben, wie wichtig Hoffnung in unsere heutigen Zeit und was weiß ich nicht sonst noch, aber a) da hab ich grad nicht so den Bock zu (sorry about that) und b) zögere ich damit den eh schon viel zu späten Upload noch weiter hinaus😂
Also dann, man liest sich im nächsten Kapitel wieder!
Lg, eure Kaori :*💖
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