~Ally POV~

Seit wie vielen Minuten lag ich nun schon hier auf meinem Bett, den Blick gen Zimmerdecke gerichtet, den linken Handrücken auf der Stirn? Ich wusste es nicht.

Heute war der achtundzwanzigste Februar und somit der Tag, an dem der Gerichtsbeschluss für Levi festgelegt werden würde.

Schon seit Wochen hatte ich Angst vor diesem Datum, da die Chancen für seine Freilassung verschwindend gering waren. Was würde ich tun, wenn er ins Gefängnis käme?

Wenn es nur für ein paar Jahre wäre, würde ich diese Zeit einfach abwarten. Und wenn er lebenslänglich bekam? Das war einer der schlimmsten Dinge, die ich mir vorstellen könnte.

Seufzend schloss ich erneut meine Augen, obwohl die Sonne schon längst hell von links durch das Fenster schien. War es denn so schwer, einfach ein normales, langweiliges Leben wie jeder andere auch zu führen? Für uns offensichtlich schon.

Somit gab ich mir den letzten Ruck, richtete meinen Oberkörper auf und rieb mir einmal mit meinen Händen über das Gesicht. Verzweifelt fuhr ich mit einer kurz durch mein völlig zerstörtes Haar.

Was für Augenringe ich hatte wollte ich mir gar nicht vorstellen, da ich die letzte Nacht eigentlich so gut wie gar nicht geschlafen hatte. Erneutes Seufzen verließ meinen Mund bevor ich meine Beine von der Matratze herunter auf den Boden schwang.

Der kalte Parkett war unangenehm unter den nackten Fußsohlen, da es selbst tagsüber oftmals noch Minusgrade hatte. Als Vertreterin des Aufklärungstrupp musste ich heute meine Uniform auch außerhalb der Berufszeit im Gericht tragen.

Als Zeugen wurden Erwin und ich vorgeladen, Hanji käme auch noch als Unterstützung mit. Hoffentlich würde man sie überhaupt reinlassen...

Nach einer kurzen Dusche machte ich mich also abflugbereit, da ich eh keinen Bissen herunterbekommen würde. Daher lies ich die Qual des Frühstücks gleich bleiben.

Die Uhr an der Wand zeigte mir an, dass es bereits kurz nach neun am Morgen war. Wir mussten schon um elf Uhr in Ehrmich sein, obwohl der Termin offiziell erst um eins stattfinden würde.

'Wie es Levi wohl geht? Das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, sah er fürchterlich aus. Ob er sich mit jemandem geprügelt hat? Passt aber nicht zu ihm....'

Kurzentschlossen schüttelte ich diesen Gedanken ab, da es eh nichts anderes brachte, als dass es mich verrückt machte.

,,Urgh, fuck...."
Zischend fuhr ich mit meiner Hand mein Bein hinunter bis zu meinem verletzen Knöchel, welcher mir wohl bis zum Ende meiner Tage Ärger bereiten würde.

Es brannte höllisch, eigentlich hätte ich meinen Gehstock benutzen müssen, aber das hätte wie ein Schwächling gewirkt. Außerdem durfte man keine Waffen in den Gerichtssaal nehmen, daher war es eh unmöglich, schließlich befanden sich in all meinen Stöcken Pistolen oder Degen -fragt bitte nicht.

In einer halben Stunde würden sich die beiden anderen Soldaten und ich uns im Hof treffen, die Pferde sollten da schon gesattelt sein. Da ich mich unbedingt an den Zeitplan halten wollte, machte ich mich sogleich auf die Socken und spazierte aus dem Appartement heraus.

Da ich nun auf keinen Fall irgendwen treffen wollte -das hätte nur unangenehme Sprüche gegeben- lief ich extra noch einen Umweg. Tatsächlich ging mein Plan auf und ich gelangte ohne Unterhaltung zu Fortunas Box.

Diese stand entspannt wie immer in ihrem Stroh und mümmelte gelangweilt an einem Büschel Heu.
,,Dich bringt wirklich nichts aus der Ruhe...."

Als könnte die schlimmste Nachricht der Welt sie nicht schocken, sah mich die Stute aus halbgeöffneten Augen an. Gerade, als ich über ihren Widerrist bürstete, drehte sie ihren Kopf nach hinten und stupste mich unvorsichtig in die Seite.

,,Na wenigstens bist du noch bei bester Laune. Nein, ich habe nichts für dich dabei, tut mir leid. Guck nicht so, hab's halt vergessen. Ey, ich hab grad' andere Probleme!"

Wusstet ihr, dass Pferde wie Wunderheiler wirken können? Jedenfalls schaffte der Rappen es direkt mich etwas zum Grinsen zu bringen.

,,So, iss jetzt dein Heu und sei brav. Wie es sich für ein Militärpferd gehört."
Nachdem ich ihr den Sattel angeschnallt hatte, war die Trense dran. Gottseidank scherte sie das nicht sonderlich, denn die meisten Pferde zickten dabei ziemlich rum. Was ja auch verständlich war, wer will den schon bitte einen Eisenstab im Maul haben?

Okay, Leute mit einem SM Kink, aber die sind auch die Ausnahme.... Denke ich....

Mit Fortuna am Zügel trat ich auf den Gang des Stalls und lief ihn entlang, um anschließend in den Hof zu gelangen, auf dem wir uns verabredet hatten. Tatsächlich stand dort schon Hanji, die mir mit einem Lächeln aufmunternd zuwinkte.

Ein Aufklärungstrupp ohne Hanji wäre einfach nicht der selbe....

,,Gute morgeeen!"
,,Guten Morgen, Hanji. Siehst ziemlich wach aus."

,,Echt? Hab eigentlich nicht so sonderlich viel geschlafen.... Du deinen Augenringen nach nicht."
Beschämt kratzte ich mich am Hinterkopf, als aus einem der Ställe erneutes Hufgetrappel ertönte.

Mein Blick fiel über meine Schulter und ich erkannte sofort den Kommandanten, welcher seinen weißen Schimmel genauso wie ich zuvor auch am Zügel mitnahm. Kaum stand er bei uns begrüßte der Blonde uns.

,,Morgen."
,,Morgääähn!"
,,Guten Morgen. Sollen wir gleich los?"

Bestätigend nickte der Blauäugige.
,,Ja, es kann oftmals sein, dass man ewig auf die Genehmigung zum Betreten des Saals braucht."

Überrascht zog ich eine Augenbraue nach oben, nachdem ich mich auf mein Pferd geschwungen hatte.
,,Du warst schon öfters bei sowas?"

,,Natürlich, schließlich brauchen wir ja einen richterlichen Beschluss, um die Mauern überhaupt verlassen zu dürfen."
,,Ihr mit eurem komischen Rechtssystem....", murmelte ich zu mir selbst.

Unsere Tiere setzten sich in Bewegung und schon nach kurzer Zeit kamen wir in Ehrmich an. Der Weg führte zu einem riesigen Gebäude, welches schon von weitem aussah wie ein Haus der Regierung.

Sicherheitshalber war außen herum eine weiße Wand mit Wachtürmen an allen der vier Ecken. Schon vor dem großen vergitterten Tor fingen uns die ersten Militärpolizisten ab.

Nachdem wir denen also sagten wer wir seien -und sie Erwin natürlich sofort erkannt hatten- wurden wir hineingelassen und durften unsere Pferde innen abstellen.

Das eigentliche Hauptgebäude sah ziemlich prächtig aus, mit all dem Stuck und den gigantischen Fenstern.

Auf ein Zweites wurden wir innen drin kontrolliert -diesmal mit abtasten, ob wir auch keine Waffen dabei hatten.

Da auch das problemlos ablief, mussten wir in einem der Gänge vor dem Gerichtssaal warten. Jetzt saß ich nun also auf einer edlen Holzbank, völlig nervös und gefühlt vor einem Nervenzusammenbruch.

~Erzähler~

Angespannt trippelte Ally mit ihren Fingern auf einem ihrer Oberschenkel herum. Was für Fragen ihr wohl gestellt werden würden? Und wie sollte sie darauf antworten? Wahrheitsgemäß oder so, dass es zu Levis Gunsten war? Wie würde es allgemein verlaufen?

Mit einem innerlichen Seufzend lies sich Hanji neben der jungen Frau auf die Bank fallen. Beruhigend strich sie mit ihrer Hand über ihren rechten Oberarm.

,,Hey, das wird schon. Bloß die Ruhe bewahren."
,,Das sagst du so leicht...."

,,Vielleicht kommt er ja mit ein paar Jahren Haft durch. Er hat ein paar Menschen erschossen, als er nervlich völlig am Ende war. Das haben wir uns von einem Arzt offiziell bestätigen lassen, also kann sein Urteil gar nicht so heftig ausfallen."

Traurig sah die Schwarzhaarige auf den Boden.
,,Aber es war dennoch Mord..."
,,Jaaaa, kleine Ausrutscher passieren uns allen doch mal. Na sieh doch! Da kommt Erwin mit dem Anwalt."

Tatsächlich schritten der Kommandant und ein Mann Ende dreißig den Gang entlang auf die beiden Frauen zu. Sofort stand die Ackermann auf und sobald der Unbekannte direkt vor ihr stand, gaben sie sich die Hände.

,,Hallo, mein Name ist Markus Grahl. Ich bin der Anwalt, der Ihren Verlobten vertritt."
,,Ally Ackermann, es freut mich Sie kennenzulernen."

Während er sich auch noch Hanji vorstellte, betrachtet ihn die andere Frau genauer. Er war fast so groß wie der Größte der Runde, hatte kurze rotbraune Haare, welche streng nach hinten gebürstet waren. Sein grauer Anzug verriet sofort, dass er einen Bürojob hatte.

,,Ihr Verlobter ist bisher noch nicht eingetroffen, das wird sich aber vermutlich in den nächsten zwanzig Minuten ändern. Anschließend werde ich noch mit ihm reden -unter vier Augen. Während dieser Zeit können Sie sich schon mal in den Saal begeben."

Verstehend nickten die drei Anderen.
,,Darauf folgend ist dann die Anhörung und vermutlich folgt eine kleine Pause, in der sich der Richter erneut mit uns Anwälten unterhält. Abschließend wird dann das Urteil verkündet."

,,Wie denken Sie, wird dieses ausfallen?", fragte der blonde Commander professionell. Abwägung bewegte Grahl seinen Kopf hin und her.

,,Nachdem ich mir alles durchgelesen habe, schätze ich, dass es auf eine Haftstrafe herauslaufen wird. Wie lange diese sein wird, kann ich nicht bestimmen. Besonders, da der heutige Richter nicht gerade den Ruf hat, Angeklagte glimpflich davonkommen zu lassen. Aber vielleicht haben wir ja Glück. Im Übrigen, möchte ich besonders Ihnen, Miss Ackermann, noch etwas and Herz legen. Ich weiß, dass Sie nur das Beste für ihren Verlobten wollen, doch bitte lassen Sie sich nicht zu sehr von Ihren Gefühlen leiten. Antworten Sie so wahrheitsgemäß wie möglich, den Rest übernehme dann ich. Man muss natürlich nichts überdramatisieren."

Die Schwarzhaarige nickte einfach nur, da sie nicht wusste, was sie darauf hätte antworten sollen. Außerdem fühlte sie sich momentan nicht im Stande, irgendetwas herauszubringen.

Plötzlich kam einer der ansässigen Militärpolizisten heran geeilt, flüsterte dem im Anzug etwas zu, welcher dann einfach nur kurz seinen Kopf rauf und wieder runter bewegte.

,,Herr Levi ist nun eingetroffen, daher bitte ich Sie, mich zu entschuldigen. Der Saal wird nun geöffnet."
Damit drehte der Rotbraune sich um und ging den Gang wieder zurück, aus dem er gekommen war.

Tatsächlich öffnete einer der Wachen die großen Flügeltüren und die drei Leute vom Aufklärungstrupp betraten den großen Raum. Dieser war etwa um die sieben Meter hoch, an den Seiten waren wie bei einem Hörsaal höher gehende Holzbänke, welche für die Zuschauer und Zeugen bereitgestellt waren.

Von der Seite aus, durch welche sie an der rechten Seite die Räumlichkeit betreten hatten, war etwa zwei Meter weiter oben ein art kleiner Balkon. Da auf der gegenüberliegenden Seite -wessen Abstand etwa zehn Meter Luftlinie betrug- ein weiterer Podest für die Geschworenen war, ergab sich, dass der hintere Balkon wohl für den Angeklagten war.

Etwa in der Mitte setzten sich die Soldaten hin und auch viele weitere Personen betraten den Raum. Innerhalb von Minuten füllte sich dieser und Ally fragte sich schon, wer diese ganzen Leute bitte waren.

Urplötzlich wurde alles still und die ersten Profis setzten sich auf ihre zugehörigen Plätze am Balkon. Als Letzter betrat der Richter den Raum, welcher wohl um die fünfzig war und eine traditionelle Robe, sowie Perücke trug. Diese war weiß und so stark eingerollt wie bei einer Oma, die über drei Tage ihre Lockenwickler im Haar vergessen hatte.

Die Beamten reichten sich noch irgendwelche Dokumente und Ordner, welche gefühlt durch jede Hand liefen, bevor der mit den Locken laut anfing zu sprechen:

,,Der Angeklagte darf nun vorgeführt werden."
Von weitem hörte man Schritte von mehreren Personen. Es konnte also losgehen.

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That's a big oOF..... Jetzt wird's also.... naja... spannend.....

Sorry für den späten Upload, aber ratet mal, wer schon wieder im A**h ist😷👍

Puh, damit verabschiede ich mich mal und hoffe, dass ihr in der Zwischenzeit keinen großen Kater bekomm[en habt] LOL🤣

Lg, eure Kaori :*💖