Kapitel 259 "Hallo, Yama-rāja."
~Levi POV~
Das Knacken von Knochen. Um genau zu sein das Zerbersten eines Brustkorbs. Blut spritzte auf mein braunes Oberteil, als ich das Messer wieder grob herauszog.
Ein Mann lag unter mir, er rührte sich nicht mehr. Er war tot. Ich hatte ihn absichtlich umgebracht.
Ob ich Reue empfand? Nein.
Mit eiskalten Augen sah ich zu dem zu einem stummen Schrei verzerrten Gesicht, als plötzlich das Klatschen von Händen von meiner Rechten kam.
Sofort sprang ich blitzschnell auf auf, verlor mein Gleichgewicht dabei kein bisschen, während ich das Messer in die Richtung des Geräusches warf. Ohne zu zögern begab ich mich in Kampfposition, als auch noch ein unterdrücktes Lachen erklang.
,,Nicht schlecht....."
Allein schon an der Stimme konnte ich erkennen, dass es ein Mann war, doch als ich dann noch sah, wie jemand im Anzug auf mich zukam, war es sofort klar.
Momentan befand ich mich in einer Gasse, die vom Dreck nur so überzogenen Häuser ließen zwischendrin kaum vier oder fünf Meter Platz. Der Boden war sandig und staubig. Bei jedem Schritt, jeder Bewegung, die man machte wirbelte es das gelbbraune Zeug in die Lüfte. Einfach nur ekelhaft unhygienisch, allein das schon einzuatmen.
Hier hinten bei mir war es ziemlich dunkel, während das Licht von der belebten Straße etwas zu mir schien.
Das Gesicht des Unbekannten konnte ich nicht erkennen, da der Schein von seiner Seite aus in die abgelegene Sackgasse fiel. Die Haare schienen nach hinten gegeelt zu sein, daher musste er wohl gut Geld haben.
Ihre Farbe war dunkelbraun, offensichtlich gefärbt. Wenn jemand so viel Reichtum hatte, gab es eigentlich keinen einzigen Grund, warum er sich hier aufhalten sollte.
Seine Kleidung war in einem hellen Grau gehalten, die Lackschuhe schwarz wie seine Aura. Mit dem Typen war nicht zu spaßen, das konnte ich schon vom ersten Moment an sagen, obwohl ich nicht den leisesten Schimmer davon hatte, wer er denn bitte war.
,,Was willst du?", rief ich schroff und erkannte, dass mein geworfenes Messer ihn wohl nur um eine Haaresbreite verfehlt hatte. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ihm fehlte offensichtlich frisch eine kleine Strähne seines Kopfhaars über dem linken Ohr, welches mehrere Piercings hatte und dazu unten Ohrringe in Form eines herunterhängenden, schwarzen Kreuzes.
Anstatt auf meine Frage einzugehen lief er einfach langsam weiter in meine Richtung. Der Klang seiner Sohlen schien gefährlich zu hallen.
,,Ich habe gesehen wie du Essen von diesem Verkäufer gestohlen hast. Um genau zu sein von seinem Stand."
,,Tch, das ist im Untergrund ja wohl mal wirklich nichts unnormales. Also verpiss dich!"
,,Er hat's gemerkt und dich anschließend verfolgt. Dieser Mann, der nun dort tot auf dem Boden liegt, war eine Zeit lang in der Militärausbildung und für seine ausgezeichneten Kampfkünste bekannt. Kein kleines Kaliber, mit dem sich ein normalsterblicher anlegen würde."
So langsam begann der Typ mir tierisch auf die Nerven zu gehen!
,,Doch wobei er nicht gerechnet hat, ist, dass er ausgerechnet dir, einem der wohl gefährlichsten Männer des Untergrunds, über den Weg laufen würde."
Jetzt wurde der auch noch sexistisch. Es gab genügend Frauen, denen ich lieber nicht begegnen wollte. Man musste definitiv nicht zum männlichen Geschlecht gehören, wenn man gefährlich sein wollte. Um ehrlich zu sein hatte ich die Damen schon immer um einiges mehr gefürchtet als die Herren.
,,Du hast ihn ohne zu zögern ermordet und das in einem perfekten Paradebeispiel, das glatt aus einem Lehrbuch stammen könnte. Dein Ruf eilt dir wirklich nicht voraus...."
Die Schritte des Unbekannten wurden immer lauter, je näher er mir kam. Ohne dass ich es verhindern konnte, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken.
,,Sensenmann."
Mein Ausdruck hatte jegliche Emotion verloren. Endlich konnte ich das Gesicht des hageren Mannes erkennen. Seine Wangenknochen stachen auffallend heraus, die Augen waren klein und schlitzförmlig, genauso wie seine dünnen Lippen.
Im Gesamten war er mir ganz und gar nicht geheuer, das verrieten schon seine hinterlistig stechenden Katzenaugen, welche so hellblau waren, dass sie glatt aussagen wie die eines Hundes.
Inzwischen stand er direkt vor mir, wobei mir auffiel, dass er um einiges größer war als ich. Definitiv nichts ungewöhnliches und somit jagte er mir in diesem Punkt auch keinerlei Angst ein. Im Allgemeinen tat er das mir eh nicht sonderlich, aber doch mehr als manch andere Personen.
,,Wenn du weißt wer ich bin, warum kommst du dann überhaupt in meine Nähe? Glaub mir, du solltest lieber panisch nach der Mutti schreiend wegrennen."
Kurz lachte der Mann auf. Der Klang dieses Geräusches wirkte gefährlich, bedrohlich.
,,Ich sehe, du hast Humor. Den Geschichten nach läuft der Sensenmann immer mit einer Sense herum, wenn er seine Opfer heimsucht. Doch wie es aussieht, hast du keine dabei. Würde man ja direkt sehen...."
Überheblich musterte der Typ mich von oben bis unten und blieb mit seinen Augen dann provokant an meinem Schritt hängen. Perverser. Versuchte er gerade meine Männlichkeit in Frage zu stellen? Nicht mit mir!
Ich tat also einfach so, als würde ich es übergehen. Tat ich somit ja auch.
,,Tch, Volksglaube."
,,Ich weiß, schließlich ist ein durch den Fleischwolf gepresster Kopf nicht gerade das Ergebnis eines feinen Schnitts. Genauso wenig ein aufgestülpter Schädel auf einer Laterne, an dem noch Reste der Wirbelsäule herunterhängt. Obwohl du das wohl wirklich mit einem Schwert oder ähnlichem abgetrennt haben musst. Dem Dritten im Bunde hast du den Kopf wohl mit deinen Händen weggerissen. Reife Leistung, du hast meinen Respekt dafür."
,,Du weißt davon?"
,,Natürlich. Alle wichtigen Information -oder allgemein alle, die vielleicht eines Tages von Bedeutung seien könnten- über den Untergrund landen bei mir."
,,Aber deswegen bist du nicht hier. Nur, um mir das zu sagen was ich eh schon weiß."
,,Um ehrlich zu sein bin ich hier, weil ich dir ein Angebot machen möchte."
,,Ein Angebot?"
Skeptisch zog ich eine Augenbraue nach oben, als er plötzlich hinter mich auf den Korb voll Essen zeigte. Das Zeug, das ich erst vor vier Minuten von einem Stand geklaut hatte, mitten auf der Straße. Etwas alltägliches, nur war ich leider in einem etwas zu benebelten Zustand gewesen, sodass ich bei meiner illegalen Tat leider erwischt wurde. Nur war es nicht für mich, sondern für den Verkäufer sehr schlecht ausgegangen.
,,Richtig, ein Angebot. Wie ich sehe benötigst du Nahrung und das nicht nur für dich selbst -so viel schafft keiner hier alleine. Nach den Informationen und meinen Schätzungen nach, musst du noch zwei weitere Personen außer dir selbst ernähren. Geld hast du keines -jedenfalls nicht viel-, ansonsten würdest du ja nichts stehlen."
Hab ich schon mal erwähnt, dass dieser Typ mir tierisch auf die Eier ging?
,,Arbeite für mich. Ich kann dir so viel geben, dass du solche kleinen Fische wie diesen Mann hier nicht mehr zu erledigen brauchst."
,,Und wieso sollte ich annehmen?"
,,Sieh dich doch mal an. Deine ›Freunde‹ können dir nicht ganz unwichtig sein, ansonsten würdest du das hier niemals tun. Dir fehlen die Mittel um an Essen zu gelangen. Außerdem benötigst du -deinen Augen nach- das Geld auch noch dringend für andere...... Substanzen."
Ein schmieriges Lächeln legte sich auf seine Lippen, welches ich ihm am liebsten direkt wieder hinausgeprügelt hätte. Meine Aggressionsbereitschaft war gerade ziemlich hoch.....
Obwohl er mir provokant in die Augen sah, starrte ich eiskalt zurück. Der konnte mich mal!
,,Als was sollte ich bitte für dich arbeiten? Ich hab noch nie eine Schule betreten, geschweige denn gesehen."
,,Nicht doch, nicht doch, ich benötige nicht deine intellektuellen Fähigkeiten. Ich möchte, dass du die Leute tötest, die mir und der Menschheit im Weg stehen. Diejenigen, die es eh nicht verdienen hier auf der Welt zu sein. Töten ohne Einschränkung. Na, wie klingt das? Und dafür bekommst du sogar auch noch Geld, mit welchem du deine Freunde am Leben halten kannst."
Tatsächlich bitzelte es mir in den Fingern, doch konnte ich dies Furlan und Isabel wirklich antun?
Ich weiß nicht wie er das machte, doch es schien, als könne der Anzugträger meine Gedanken lesen:
,,Keine Sorge, sie werden davon nichts erfahren. Jedenfalls so lange nicht, bis du es ihnen selbst erzählst. Ich habe eine Art Kaserne ganz in der Nähe, dort kannst du wohnen."
,,Woher soll ich wissen, dass ihnen in der Zwischenzeit nichts passiert?"
Wieder dieses widerwärtige Lächeln....
,,Oh, mach dir da mal keine Sorgen. Drei meiner Männer werden rund um die Uhr vor eurem Haus Stellung halten und sie keine Sekunde aus den Augen lassen. Somit haben sie mehr Schutz, als dass du es Ihnen jemals bieten könntest."
Tief in mir drinnen ärgerte ich mich über mich selbst, denn die Versuchung, einfach anzunehmen, war extrem hoch. Essen, Kleidung, oder sonstige Dinge konnte ich ja noch stehlen, aber andere Sachen waren doch extrem schwierig auf diese Weise zu beschaffen.
Die Miete musste bezahlt werden, das wenige Wasser, das bei uns ankam und genauso auch meine Drogen, ohne die ich tatsächlich nicht mehr leben konnte. Und mit dem Kartell davon hier unten wollte sich wirklich niemand anlegen....
,,Oh, bevor ich es vergesse, Sensenmann. Ich habe sehr gute Kontakte zu einigen Substanzen-Vermittlern und -Herstellern. Da kann man bestimmt noch was am Preis drehen, falls du mit mir kommst. Wenn du verstehst, was ich meine."
Um es auch für euch verständlich zu machen:
›Wenn du nicht mitspielst dreh ich den Hahn zu.‹
Das wollte er eigentlich damit sagen.
,,Wie lautet dein Name?", fragte ich den Unbekannten.
,,Nikolov Smirnow."
Einladend hielt er mir seine Hand entgegen.
,,Und wie lautet deiner, Sensenmann?"
,,Levi."
Grob schlug ich ein, woraufhin Nikolov noch breiter grinste.
,,Deal?"
,,Deal."
Und dies war ein Fehler, den ich besonders Jahre später noch unfassbar einbüßen sollte.
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Also Leute, ich geh mal saufen🍺
Sorry für das kurze Kapitel, ich weiß noch, dass die erste Version davon sogar noch kürzer war😂
Und das mit dem russischen Namen ist nicht rassistisch gemeint. Es hat einfach nur gut gepasst.... Stellt euch vor, sein Name wäre Hans Jürgen oder so gewesen....
Also dann, ich geh mich dann mal betrinken, erwartet heute Nacht also keine Antworten😅 (jedenfalls keine geistreichen, möge ich besoffen nichts peinliches schreiben😂)
Kleiner Funfact: Yama-rāja („König Yama") ist der hinduistische Gott des Todes, nur um das mal zu klären😅 (Und das Bild oben ist nicht meines btw)
Lg, eure Kaori :*💖
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