Kapitel 241 "Morgenstund hat Blei im Arsch"
~Ally POV~
,,Scheiße.... schon so spät...", murmelte ich total verpennt vor mich hin, als mein Blick auf die Uhr glitt. Mit einem Stöhnen rollte ich mich zur Seite, hatte das Ende des Doppelbetts aber nicht so schnell erwartet.
Ein Teil der Decke rutschte mit mir runter auf den Hosenboden, auf welchem ich ziemlich hart ankam. Wäre er nicht so kalt gewesen, wäre ich vermutlich noch ein paar Minuten so liegen geblieben.
,,Morgenstund hat Bleib im Arsch..... Na immerhin kann ich heute wieder zu Levi...."
Das war wirklich der einzigste Trost, den ich hatte. Denn ich war müde, es war arschkalt und ich hatte meinen Freund schon seit über einer Woche nicht mehr gesehen. Die totale Katastrophe.
Ich lege meine linke Hand auf die Matratze und zog mich daran hoch. Noch immer im Nachthemd packte ich die Decke und brachte sie in eine schöne Form, wodurch ich immerhin ein bisschen wach wurde.
Völlig verpeilt öffnete ich den großen Schrank und suchte mir ein paar Sachen zum anziehen raus.
,,Noch kurz duschen und dann geht's los..."
Mit tapsenden Schritten torkelte ich einmal quer durch das Wohnzimmer, geradewegs auf das Badezimmer zu. Dort angekommen verriegelte ich es von innen -einfach eine Angewohnheit- und zog mich aus.
,,Ach, scheiße!", fluchte ich laut, als ich das Wasser aus Versehen auf kalt anstatt warm gestellt hatte, ,,Naja, immerhin bin ich jetzt wach."
Ich befestigte meine Haare -die mir schon über die Schulterblätter gingen- in einem unförmigen Dutt und sprang anschließend unter das endlich warme Wasser. Ich weiß nicht wie, aber auf irgendeine Art und Weise wuchsen meine Haare wahnsinnig schnell.
,,Vielleicht hab ich im Sommer dann endlich meine alte Länge zurück..."
Auch wenn es nur eine Katzenwäsche war, brauche ich dennoch eine Viertelstunde. Das Warm war einfach zu angenehm....
Schlussendlich quälte ich mich dann doch noch raus und trocknete mich mit einem weißen Handtuch ab, bevor ich leise summend mir ein Kleid anzog. Vor der Tür standen meine engen Stiefel mit den hohen Absätzen, welche ich nun anzog.
,,Wo hab isch denn...", murmelte ich mit einem Apfel im Mund, welcher noch vom Vortag auf dem Kaminsims gelegen hatte. Auf sonderlich mehr essen hatte ich gerade keine Lust und Zeit, daher tat es das Ding auch.
Einmal quer durch das Zimmer humpelnd hüpfte ich auf einem Bein, da ich gerade krampfhaft versuchte den anderen Schuh anzuziehen. Dabei hatte ich nur die extrem spitzen Absätze vergessen, weshalb ich abknickte und mit einem kleinen Aufschrei schon wieder auf den Boden fiel. Na ganz wunderbar.
,,Hoffentlich bleibt der Tag nicht so beknackt...."
Den Kopf schüttelnd schnappte ich mir noch meinen Mantel und verließ anschließend mein Zimmer.
Anhand der vorangeschrittenen Zeit liefen schon die ganzen Soldaten in den Gängen hin und her, welche gerade nicht freiwillig draußen in der Arschkälte trainierten. Besonders die Neuen grüßten und salutierten wegen mir, obwohl es mir vollkommen egal war. Manchmal war es wirklich seltsam, einen höheren Rang zu haben....
Gerade lief ich durch die große Eingangshalle beziehungsweise Aula, als mir plötzlich jemand etwas nachrief.
,,Ally! Wo gehst du denn hin?"
Ich drehte mich um und sah Sasha, welche mir zuwinkte. Mit einem kleinen Lächeln lief ich auf die Leute der 104ten Trainingseinheit zu und blieb vor ihnen stehen.
,,Hallo, alle zusammen."
,,Hast du nicht heute Schicht?", hackte Berthold nach und ich schüttelte meinen Kopf.
,,Ne, hab mit Christa getauscht. Hab heute also frei."
,,Und darf man fragen wo dich dein Weg hinführt?"
,,Darf man, Ymir. Ich bin vermutlich heute Nachmittag schon wieder da oder so. Zum Abendessen bin ich hier, versprochen. Ich geh heute ins Krankenhaus."
Überrascht sah Eren mich an und fragte todernst:
,,Bist du schwanger, oder was?"
Okay, jetzt reichte es mir. Von der einen Sekunde auf die andere lief mein Gesicht feuerrot an und ich begann zu brüllen:
,,NEIN, VERDAMMT, ICH BIN NICHT SCHWANGER!! UND DER NÄCHSTE DER MICH DAS FRÄGT, DEN HÄNGE ICH EIGENHÄNDIG KOPFÜBER VOM DACH DIESES GEBÄUDES!!! SO FETT BIN ICH JETZT AUCH WIEDER NICHT!!!"
Mit einem wütenden Schnauben machte ich auf dem Absatz kehrt und stampfte auf den Ausgang zu. Im Hintergrund hörte ich noch, wie Armin etwas wie ,,Jetzt hast du sie verärgert." feststellen, doch das interessierte mich herzlich wenig.
Schwungvoll knallte ich die riesige Türe hinter mir zu und rutschte dann auch noch fast auf den gefrorenen Stufen nach unten. Wenn das mal kein böses Omen war....
,,Verdammte Scheiße, ey!"
Fluchen half nichts, das war mir bewusst. Aber es befreit, insofern ist es vielleicht doch nicht so unnütz.
Mit schnellen Schritten ging ich also zu der Sattelkammer und nahm einen unserer wenigen Damensättel. Mit 'nem Kleid ritt es sich so schlecht auf einem normalen.
Ich erkläre euch mal kurz den Unterschied, falls ihr euch mit sowas nicht gut auskennt: Ein Damensattel hat an der linken Seite noch ein Horn herausstehen, sodass wenn man oben saß, man beide Beine auf einer Seite haben kann. Dabei verlor man seinen Halt nicht und es war sogar relativ gemütlich. Ein normaler Sattel hatte das nicht.
Nachdem ich das Ding also auf meine Arme geladen hatte, schnappte ich mir noch die Trense für mein Pferd und watschelte in den Stall wie eine Schwangere.
UND NEIN, ICH WAR TATSÄCHLICH NICHT SCHWANGER!!
Da meine beiden Hände schon belegt waren, musste ich mit meinem Fuß den Riegel zu dem Stall öffnen und drückte damit dann auch noch anschließend die Türe auf. Sogleich schlug mir ein angenehmer Duft entgegen und man hörte schon die Geräusche der Pferde.
Kaum hallten meine Schritte durch den Gang, erklang ein leises Wiehern und Fortuna streckte ihren Kopf aus der Box hinaus.
,,Braves Mädchen. Wir gehen endlich mal wieder etwas raus. Na, was hälst du davon?"
Natürlich kam keine Antwort, das wäre doch zu seltsam gewesen. Ich legte nun den Sattel und die Trense ab, um die Box mit dem Putzzeug neben der Boxentür zu packen und das geräumige Ding zu betreten.
Sogleich schnupperte der Rappen an meinen Taschen, weshalb ich ihren Kopf etwas wegschucken musste.
,,Ich hab nix für dich, ansonsten werden die Anderen eifersüchtig. Also mach keine Zicken und lass dich striegeln."
Beleidigt drehte sie ihren Kopf nach vorne und würdigte mich keines Blickes. Das änderte sich dann auch nicht mehr, weshalb ich enttäuscht meine Hände gegen meine Oberschenkel fallen lies.
,,Och komm schon, hör auf zu schmollen!"
Keine Reaktion. Die war ja schlimmer als Levi!
Seufzend stellte ich mich dann also provokant direkt vor ihre Nase und streichelte vorsichtig über ihre Backen.
,,Ich hab dich doch lieb. Sei nicht so nachtragend, ja? Ich hab dir schon oft extra etwas mitgebracht."
Noch immer nichts.
,,Na dann halt eben nicht, Zicke!"
Ich putzte die Stute noch fertig, um ihr anschließend Sattel und Trense anzulegen.
Ich packte die Zügel und führte sie damit auf den Hof, wo ich gleich geschickt auf ihren Rücken hüpfte. Ja, hüpfte, nicht schwang. Wie gesagt, das war ein Damensitz.
Kaum ritten wir in der kühlen Morgenluft los, schien mir Fortuna zu verzeihen und hörte auf zu schmollen. Meiner Meinung nach war es viel zu kalt, aber was erwartete ich auch? Es war Ende November, da waren Minusgrade nichts ungewöhnliches.
Nach etwa einer halben Stunde klapperten die Hufeisen laut auf den Straßen, während wir im langsamen Trab voranschritten. Irgendwie fühlte ich mich wie eine richtige Lady.
Ganz in der Nähe des Krankenhauses gab es Boxen zum Unterstellen seiner Pferde, weshalb ich dem dort ansässigen Besitzer sein Geld geschickt zuwarf. Ich quetschte mich durch den regen Betrieb der Straßen, bis ich endlich die Stufen des riesigen Gebäude erklimm.
Drinnen war es angenehm warm, und obwohl mir kaum Zeit blieb die Temperatur zu genießen, atmete ich dennoch kurz tief ein und aus. Brav stellte ich mich hinter ein paar Leuten an die Rezeption und wartete ab.
,,Was kann ich für Sie tun, Mylady?", fragte eine Krankenschwester.
,,Hallo, ich möchte meinen Freund, Levi, besuchen. Er liegt im Block D. Sein zuständiger Arzt meinte, ich solle heute wiederkommen."
Mit prüfendem Blick zog die Dame eine Akte aus dem Schreibtisch hervor, überflog sie und nickte dann wissend.
,,Ich verstehe. Dann begeben Sie sich bitte zu dem Zimmer von Mister Levi, Der Doktor wartet schon auf Sie."
Stumm nickte ich, bevor ich mich nach rechts drehte und den altbekannten Weg einschlug. Meine dünnen Absätze hallten Laut durch die Korridore und inzwischen interessierte es mich ganz und gar nicht mehr, dass alle mich ansahen wie eine Adelige. Laut Papieren war ich ja sogar eine.
Es fühlte sich extrem lange an, viel zu lange, bis ich in dem gewünschten Block ankam. Wie immer war dort keine Sau unterwegs.
Schon von Weitem konnte ich erkennen, dass eine Person im weißen Kittel an der linken Seite des Gangs stand. Der Mann starrte durch eine Scheibe und kaum hörte er meine Schritte drehte er sich um.
,,Ah, Miss Ackermann. Schön, dass Sie kommen konnten."
,,Selbstverständlich."
Kurz gaben wir uns die Hände und ich sah dem Arzt fragend ins Gesicht.
,,Sie wollten, dass ich erst heute komme. Was war denn der Grund dafür?"
Mit seinem Kopf nickte der Mann zu dem Zimmer direkt neben uns und ich folge seinem Zeichen verwirrt.
Überrascht zog ich die Luft rein und konnte kaum fassen was ich da bitte sah.
,,Aber das...."
,,Zwar ist er noch nicht ganz von den Medikamenten weg, aber so gut wie. Er ist ansprechbar und bei vollem Bewusstsein."
Begeistert riss ich meine Augen auf, als ich sah wie Levi in seinem Bett saß. Sein Kopf war nach unten auf seine im Schoß gefalteten Hände gerichtet.
,,Miss, ich habe Sie hierhergeholt, weil ich Sie fragen wollte, ob Sie ihm nicht die Augenbinde abnehmen wollen? Ich könnte mir vorstellen, dass es für ihn ein schönerer Anblick ist als von irgendeiner anderen Person."
Unsicher verkrampfte ich meine Hand direkt vor meinem Herzen.
,,Muss ich denn etwas beachten?"
Der Typ schüttelte den Kopf.
,,Nein. Zwar haben wir keine hundert prozentigen Garantie, dass er wieder sehen kann, aber immerhin meinte er selbst, dass er nur noch schwarz sieht. Ein gutes Zeichen. Mister Levi weiß, dass ihm gleich der Verband abgenommen wird, aber nicht von wem. Es ist also eine kleine Überraschung."
,,Kann ich denn schon reingehen?", fragte ich vorsichtig mit bittendem Blick.
,,Natürlich."
Stürmisch lief ich an dem Arzt vorbei zu der Türe und drückte die Klinke nach unten. Doch kaum stand ich in dem Raum drinnen, begann ich zu zögern.
Sollte ich ihn ansprechen? Sagen, wer ich war?
Ein fast schon schelmisches Grinsen legte sich auf meine Lippen und ich verstellte extra meinen Gang, als ich auf den Schwarzhaarigen zulief. Er zeigte keinerlei Reaktion, aber ich wusste dennoch, dass ihm klar war, dass jemand anderes in seinem Zimmer war.
Etwas weiter setzte ich mich neben dem Mann auf die Matratze. Wir beide schwiegen und kaum vergingen ein paar Sekunden, hob er seine genervte Stimme:
,,Wollen Sie mir jetzt doch noch nicht das Ding abmachen?"
Da er meine Stimme erkannt hätte, blieb ich stumm und fasste um seinen Kopf.
Kaum spürte ich den Griff, der die Mullbinde zusammenhielt, nahm ich das Ding auch schon weg und legte es auf das Nachtkästchen. Vorsichtig wickelte ich das Band Runde um Runde ab, denn es war ja schon ein bedeutender Moment.
Und außerdem wollte ich seine Reaktion auf mich genauestens beobachten.... Um ehrlich zu sein wunderte es mich, dass er mich an meinem Geruch noch nicht erkannt hatte.
Das letzte Mal fuhr ich mit meinem Arm um seinen Kopf herum und nahm anschließend den Verband ab. Levis Augen waren anfangs noch geschlossen, doch nun öffnete er sie endlich Millimeter für Millimeter.
Je weiter sich seine Augenlieder öffneten, desto höher wanderten auch seine Irden. Überrascht riss er sie auf, als er mich erkannte.
,,A-Ally!", stammelte er überrascht und besah sich mein Gesicht von oben bis unten. Jetzt konnte ich meine Tränen einfach nicht mehr zurückhalten, während sich das wohl breiteste Lächeln seit langem auf meine Lippen legte. Wenn nicht sogar das seit Monaten.
,,Hallo, Levi. Willkommen zurück in der Welt der Sehenden!"
Die Augenfarbe des Schwarzhaarigen war zwar nicht so ganz glänzend wie zuvor, aber trotz der Trübe konnte man erkennen, dass er etwas sah. Auch in seinen Augenwinkeln bildeten sich jetzt die Flüssigkeit und er nahm mein Gesicht zitternd in seine Hände.
Letztendlich weilten seine Pupillen auf meinen Lippen, bevor er die seinen stürmisch auf sie presste. Überglücklich erwiderte ich sofort den Kuss und schlang meine Arme um seinen Nacken.
Der Moment wäre romantischer gewesen, hätten die Leute vor unserem Zimmer nicht plötzlich zu jubeln begonnen.
,,JUHUU!!"
,,Yas! Es hat geklappt!"
,,Lieselotte, darauf sollten wir einen trinken gehen!"
Zeitgleich fingen wir an zu kichern, bevor mein Freund und ich uns kitschig in die Arme fielen.
,,Ich hab dich vermisst...", flüsterte ich noch immer fast heulend in sein linkes Ohr.
,,Und wie ich dich erst...."
〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️
〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️
Awwww..... Wie kitschig.
Spaß😂 Aber das Ende ist wirklich VERDAMMT kitschig😂😂
Etwas Neues gibt es leider nicht zu erzählen, also lasse ich euch jetzt mal mit euren Gefühlen alleine🤣
Lg, eure Kaori :*💖
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro