Kapitel 234 "Der Mann im weißen Anzug"
~Levi POV~
Das hier waren keine Halluzinationen, so viel war ich mir sicher. Jedenfalls bisher. Besonders Erinnerungen von meiner Zeit aus dem Untergrund kamen mir in den Sinn.
Was gerade mit meinem "tatsächlichen" Köper passierte, was die Situation war oder sonst irgendetwas, konnte ich nicht sagen. Vermutlich war ich einfach bei einer Mission gestorben und war nun in der Hölle gelandet. Nachdem was ich angerichtet hatte, verwunderte mich das auch nicht....
Oftmals rannte ich einfach panisch irgendwelche Straßen oder Gänge entlang. Es fühlte sich an, wie als würde mich jemand verfolgen. Doch es war niemand da.
Was ich tat konnte ich nur dann steuern, wenn es keine Erinnerung war. Die meisten "unwahren" Dinge hatten irgendetwas mit Ally zu tun, sei es ihr Tod oder manchmal verschwand sie einfach für längere Zeit.
Auch wenn ich keine Monate in so einer Situation steckte, fühlte es sich so an und ich wusste nicht mal warum.
Momentan rannte ich eine dreckige und dunkle Gasse entlang, Panik hatte sich schon längst in mir breit gemacht, weshalb mich meine Füße immer weiter trugen.
Wahllos bog ich ab, blieb dann aber sofort stehen. Entsetzt weiteten sich meine Augen, als ich sah, wie ein Unbekannter Hanji am Kragen hielt. Sie schwebte etwa zehn Zentimeter über dem Boden und rührte sich nicht.
,,Hanji!", rief ich noch, doch es war zu spät. Der Typ hatte ihr den Lauf seiner Pistole in den Mund gedrückt, sie nach oben gerichtet und drückte ab.
Die gesamten Innereien ihres Kopfes verteilten sich auf der Umgebung und somit auch auf mir. Unfähig mich zu bewegen sah ich weiter nach hinten, im Schatten lagen noch weitere Personen, die das gleiche Schicksal erlitten hatten.
Es waren Personen, die ich kannte, beispielsweise Erwin, Nanaba, Moblit, sie, Mike und noch viele weitere. Unter Anderem auch Ally.
Zitternd wanderte mein Blick wieder zu dem Mann, welchen ich nun erkannte.
,,-.......n.....-", ich wollte seinen noch geschockt flüstern, doch ich bekam kein Wort heraus. So viele Jahre war es nun schon her, um die zehn, seit dem ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.
Quälend langsam richtete er seine Waffe auf mich und mit einem diabolischem Grinsen drückte er ab.
Ein Knall ertönte, mein Körper wurde nach hinten gerissen und nach einem kurzen, unfassbaren Schmerz in meiner Brust vernebelte sich alles um mich herum.
So etwas hatte ich tatsächlich mit etwa sechzehn Jahren erlebt, nur mit anderen Personen. Und natürlich bin ich nicht erschossen worden. Am liebsten hätte ich diese Zeit nicht nur vergessen, sondern einfach aus meinem Leben gestrichen.
Doch mir war klar, dass egal was passieren würde, die Vergangenheit mich eines Tages einholen würde.
Einen kurzen Moment lang passierte gar nichts, bis ich urplötzlich ein Lachen vernahm. Doch es war kein freundliches, eher als würde jemand schreckliche Schadenfreude empfinden.
Verwirrt blinzelte ich mehrfach, bis sich meine Sicht verschärfte. Der vierte Mann stand vor mir, welcher Isabel vergewaltigt hatte und sich dann auch noch fast an Ally vergriffen hätte, hätte ich ihn nicht aufgehalten und ihn bei dieser Gelegenheit umgebracht.
Seine Augen hafteten auf mir, während er schämisch lachte. Wut breitete sich in mir aus, sie kochte förmlich und ich lief mit schnellen Schritten auf ihn zu.
Ohne nachzudenken zuckte ich mit meinen Händen nach vorne und packte seinen Hals.
,,Lass sie in Ruhe, du Scheisskerl!", brüllte ich ihn an, während ich zudrückte.
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~Ally POV~
,,Lass sie in Ruhe, du Scheisskerl!", röchelte Levi wütend, während er mir den Hals abdrückte.
Klagende Laute verließen meinen Mund, welchen ich panisch geöffnet hatte. Nicht den Funken einer Chance hatte meine Luftröhre, auch nur etwas Luft aufzunehmen.
,,Levi....!", quälte ich heraus, doch es half nichts. Seine Finger bohrten sich weiterhin in mein Fleisch hinein, während seine Hände zudrückten.
Tränen schossen mir in die Augen, was ein natürlicher Reflex war. Ein weiterer war auch, dass ich meine eigenen Hände nahm und versuchte die seinen wegzudrücken.
Panik breitete sich in mir aus, alles begann zu schmerzen und ich konnte nur noch fassungslos auf sein wutverzerrtes Gesicht sehen. Punkte begannen sich in meinem Sichtfeld breit zu machen und mir wurde bewusst, dass ich schon bald das Bewusstsein verlieren würde.
Na toll, vom eigenen Freund, der unter Drogen stand erdrosselt werden, wer wünscht sich das denn nicht.
In Büchern kippen die Leute schon nach ein paar Sekunden um, aber leider ist das im echten Leben nicht so ganz der Fall. Der Erstickungstod läuft nämlich in Stufen ab.
In den ersten zehn Sekunden passiert fast gar nichts, nach dreißig bis sechzig bekommt man dann akute Atemnot. Nach ein bis drei Minuten folgen Krämpfe, Ohnmacht und Koma. Bis man dann aber tatsächlich stirbt, dauert es weitere vier bis fünf Minuten, in Salzwasser kann es sogar bis zu zwölf Minuten oder länger dauern. Was man nicht alles aus Büchern lernt....
Kurz gesagt: Ich litt ziemlich lange, da ich als Kind schon gut im Luftanhalten gewesen war. So langsam verließ mich meine Kraft und mein Körper begann unkontrolliert zu zittern.
Urplötzlich hörte ich einen Knall von meiner Linken, irgendjemand hatte die Türe aufgerissen und mehrere Menschen stürmten in den Raum.
Zwei Männer -offensichtlich Angestellte des Krankenhauses- rannten auf Levi zu, der eine packte seine Hände und versuchte sie wegzudrücken, während der andere seinen Körper zurück ins Bett pressen wollte.
Die Finger des Unbekannten bohrten sich nun auch noch in meine Haut, während sie versuchte die meines Angreifers aufzudrücken. Ein Kampf begann und irgendwie schafften es die beiden Typen dann doch noch, seinen Griff etwas zu lockern.
Sofort riss ich mich los und ging hustend zu Boden. Irgendjemand stand plötzlich hinter mir und fuhr mit seinen Händen unter meine Achseln. Grob zog er mich nach hinten und ich war noch in so einer schlechten Verfassung, dass ich nur mitkrabbeln konnte.
Wir "gingen" durch die Türe und endlich konnte ich mich an eine Wand setzen. Schwer atmend und noch immer Hustend fasste ich mir an die Kehle, keine Luft drang hindurch.
,,Atmen, Miss Ackermann, atmen Sie ganz langsam ein und aus.", erklang die Stimme eines Mannes. Vor mir saß er in den Knien und hob beruhigend seine Händen.
,,Ein, und aus. Ein, und aus. Ganz langsam, nichts überstürzen."
Mit weit aufgerissenen Augen versuchte ich mich irgendwie daran zu halten und tatsächlich spürte ich den ersten Sauerstoff nach mehreren Versuchen.
Schnell hob und senkte sich mein Brustkorb, während ich noch immer auf den Boden starrte. So langsam kam mein Verstand wieder, doch der Arzt vor mir packte mich am Arm und zog mich hoch.
Gerade wollte er mich wegschleifen, doch ich wehrte mich.
,,Warten Sie, ich muss zu-"
,,Nichts da! Sie kommen mit!"
Mein Blick fiel durch die Fensterscheibe und ich erkannte, wie die zwei Angestellten die Arme meines Freundes grob nach unten drückten. Dieser wehrte sich, schlug um sich, trat und schrie wütend.
Eine Krankenschwester war auch da, welche nun versuchte seine Hände und Füße an das Bett zu binden. Mit aller größter Mühe konnten sie Levi irgendwie festhalten.
Mehr konnte ich nicht entdecken, denn schon wurde ich weggezogen. Nur noch die Stimmen konnte ich hören.
,,Verdammt, Schwester Amanda, geben Sie dem halt seine Drogen!", rief einer der Männer.
,,Nein, erst in einer halben Stunde."
,,Der bringt uns noch um!"
,,Ich kann nicht! Das könnte gravierende Flogen haben."
,,Lassen Sie mich zu ihm!", brüllte ich den Mann an, doch den schien das ganz und gar nicht zu beeindrucken. Stattdessen schleifte er mich weiter, denn ich wollte ihm nichts brechen. Wäre nicht so gut gewesen, das bei dem Arzt zu machen, der für Levi verantwortlich war.
Unsere "Reise" endete letztendlich in dem vermutlichen Raum für die Mitarbeiter und er setzte mich auf einen Stuhl.
,,Was-?", setzte ich an, als er mir urplötzlich eine Decke über die Schultern warf.
,,Gegen den Schock."
,,Aber ich habe doch gar keinen Schock!"
,,Blödsinn, das bemerken Sie nur gerade nicht wegen dem Adrenalin. Miss Ackermann, bleiben Sie erstmal sitzen und beruhigen Sie sich."
Momentan zeigte der Rücken des Mannes zu mir, doch ich versuchte nicht mal abzuhauen. Es hätte ja doch nichts gebracht.
Interessiert sah ich mich etwas um, ich saß gerade an einem länglichen, großen Tisch. Der Boden war mit einem blauen Teppich versehrt und im Allgemeinen sah der Raum ziemlich gemütlich aus. Obwohl ich diese Informationen aufnahm, waren sie für mich überhaupt nicht wichtig.
,,Hier.", damit drückte der Doktor mir eine etwas dampfende Tasse Tee in die Hand, welche er gerade aus einer Kanne gefüllt hatte.
,,Danke.... aber was wird jetzt aus Levi?"
Seufzend setzte sich der Ältere auf einen Stuhl direkt vor mich.
,,Erstmal müssen wir ihn sichern.-"
,,Keine Zwangsjacke.", stellte ich gleich mal klar.
,,Die nehmen wir nur im äußersten Notfall. Danach sehen wir weiter. Um ehrlich zu sein habe ich mit so einem Ausbruch schon länger gerechnet, es tut mir leid, dass es ausgerechnet Sie erwischt hat."
,,Ich nehme es ihm nicht übel."
,,Da sind Sie vermutlich die Einzige. Jede andere Person würde ihm das ziemlich krumm nehmen. Verzeihen Sie, ich muss mir das mal kurz ansehen."
Vorsichtig schob der Arzt den Kragen meines Oberteils etwas zur Seite, sodass er meinen Hals sehen konnte. Wissend blickte er darauf und nickte.
,,Das wird einige Quetschungen, blaue Flecken und zahlreiche Blutergüsse geben."
,,Gibt schlimmeres."
Kichernd schüttelte der vor mir seinen Kopf.
,,Sie sind wirklich anders als die Meisten.... Jedenfalls würde ich Sie bitten, die nächsten Tage nicht hierher zu kommen. Vielleicht sogar bis zum Ende seiner Behandlung."
,,Nein. Auf keinen Fall."
Entsetzt und ungläubig sah ich ihn an, als der Mann seufzte.
,,Sie sind so willensstark, da kann ich mir wirklich alle Mühe geben und Sie würden trotzdem nicht auf mich hören.... Also gut, dann kommen Sie bitte erst in zwei Wochen wieder."
,,Aber Sie haben gesagt, dass da der erstes Termin wäre, an dem Levi vielleicht entlassen wird."
Betrübt schüttelte der Arzt seinen Kopf.
,,Tut mir leid, aber das wird so schnell nichts. Zwar können wir nicht sagen, wann er seine Sehkraft wieder zurückerlangt hat, aber wir müssen eben dann aufhören, wenn sein Körper das fast nicht mehr mitmacht. Dabei muss noch Zeit einkalkuliert werden, in der er von dem Zeug wegkommen muss. Das wird noch ein ziemlich weiter Weg sein."
Ohne etwas zu erwidern nickte ich und starrte auf den Boden. Ein Moment des Schweigens verging, bis ich dann doch noch etwas sagte.
,,Ich gehe dann mal."
Mit einer Hand stellte ich die unberührte Tasse auf den Tisch, während ich mich erhob. Das Gleiche tat auch der Arzt, dessen Namen ich mir bis dahin noch immer nicht gemerkt hatte.
Mit einem Händedruck verabschiedeten wir uns und ich verließ den Raum. Zwar hätte ich wirklich liebend gern noch mal zu Levi gesehen, doch mir war klar, dass ich momentan bestimmt nicht zu ihm gelassen würde. Also blieb mir nur der Weg zurück zum Hauptquartier.
'Immerhin ist keiner mehr wach, also sieht keiner die Abdrücke. Hoffe ich.....'
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Immer noch nicht das richtige Kapitel.... Aber immerhin ist es das nächste bzw eher das übernächste xD (und die folgenden)
Zugegebener Maßen hoffe ich echt, dass ich hier keinem falsche Versprechen gebe, weil jemand anderes die Kapitel vielleicht nicht mögen wird....
Na ja, ist ja auch nur meine Meinung :)
Hiermit wünsche ich euch dann noch ein schönes Wochenende und vergebt mir bitte den späten Upload🙏🏻
Lg, eure Kaori :*💖
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