Kapitel 232 "Winter is coming"
~Ally POV~
Ihr werdet es kaum glauben, aber ich habe dieses Kaffeekränzchen tatsächlich überlebt. Anfangs war es ja ganz nett gewesen, aber als die alten Tratschtanten dann angefangen haben nur noch über total langweilige und belanglose Dinge zu reden, hatte mir wirklich der Kopf geraucht.
Erneut wurde mir bewusst, warum ich sowas schon als Kind nicht hatte ausstehen können.
Die Anfangszeit des Herbstes schien fast gar nicht voran zu gehen, denn das Training wurde noch übler und anstrengender als sonst. Nicht nur für mich, auch für alle Anderen.
Aber wisst ihr was? Ich hatte da was ganz tolles entdeckt. Wenn man mit dem 3D Manöver etwas Schwung holte und dabei auch noch etwas über dem Boden schwebte und anschließend so in einen Blätterhaufen sprang -beziehungsweise reinfiel-, machte das unheimlich Spaß.
Besonders Connie konnte ich davon begeistern und wir machten das fast schon täglich -ganz zum Leiden der Leute, die in dieser Woche den Aufräumdienst hatten.
Die Bäume hatten inzwischen schon die wildesten Farben angenommen und schmissen ihre Blätterpracht förmlich von sich. Für mich war es ein völlig neuer Anblick und ich muss zugeben, dass ich ihn wirklich genoss.
Da Levi nun nicht mehr da war und ich ihm das zuvor noch hoch und heilig hatte versprechen musste, hatte ich nun die ehrenvolle Aufgabe darauf zu achten, dass alle das Gebäude schön in Schacht hielten.
Anfangs hatten sich noch alle gefreut, dass nun ich das machte und dass ich ja nicht so schlimm sei, aber weit gefehlt. Ich hatte ja einen guten Lehrmeister bei meinem Schatz gehabt, also wusste ich genau wo man auf was achten musste, damit niemand faul wurde und was wegließ.
Herumkommandieren konnte ich die Meisten ja jetzt, schließlich war ich nun offiziell ein Unteroffizier. In diesem Punkt nutzte ich meine Macht sogar aus.
Viele betitelten mich jetzt schon als schlimmer als Levi. Lag vielleicht daran, dass jetzt so viel Laub anfiel, dass ich sogar Erwin einspannte.
Dem hatte ich nämlich einen Putzwedel und weitere Sachen in die Hand gedrückt, um ihn dann anzufordern, dass er sein Büro gefälligst selbst putzen sollte. Und wenn er gleich schon dabei war, konnte er ja den ganzen Korridor machen.
Nach ein paar Sekunden des Schreckens hatte der Kommandant sich versucht hinauszureden, dass er ja gar nicht wüsste, wie sowas ging, aber das war leider die falsche Antwort gewesen. Dann würde ich ihn halt so oft korrigieren, bis es passte.
Das klingt zwar jetzt ziemlich Eigennützig -war es auch- aber gleichzeitig nutzte ich dieses Verhalten auch als Ablenkung. Meine Sorge um meinen Freund wurde nämlich von Besuch zu Besuch schlimmer, denn auch sein Zustand wendete sich nicht gerade zum Guten.
Zwar hatte mir der Arzt versichert, das sei normal, aber mir war noch immer unwohl bei der Sache. In den ersten zwei Wochen war Levi immer nur auf seinem Bett gesessen und hatte sich keinen Millimeter bewegt.
Danach hatten das Zittern begonnen, erst kaum merklich an seinen Fingern, doch dann nahm es immer weiter zu. Er bekam alle vier Stunden eine Spritze mit den Medikamente und wenn es zu lange her war, dass er die Droge bekam, begann er noch mehr zu schlottern und schwitzen.
Manchmal murmelte er auch unverständliche Dinge vor sich hin, während sich sein Gesicht vor Schmerzen und Panik verzerrte. Ich konnte nichts machen und das lies mich noch mehr verzweifeln.
Zwar redete ich immer wenn ich bei ihm war -etwa alle zwei bis drei Tage, zeitlich schaffte ich mehr wirklich nicht-, doch er schien mich weder zu erkennen noch zu bemerken. Es war wie als würde ihn und die Welt eine Mauer trennen.
Okay, die Anspielung war jetzt echt nicht geplant......
Weiter im Text. Jedenfalls wusste ich momentan einfach nicht was ich machen sollte, denn unternehmen konnte ich tatsächlich nichts.
,,Huch, wo gehst du denn hin, Ally?", fragte mich plötzlich der Kommandant. Interessiert musterte er mich von oben bis unten, lag vermutlich daran, dass ich gerade meine Privatklamotten anhatte.
,,Ich geh noch mal schnell in die Stadt. Mach' jetzt Feierabend."
Fast schon belustigt zog der Blonde eine seiner gigantischen Monster-Mega-Titanen-Augenbrauen nach oben und murmelte vor sich hin:
,,Eigentlich hast du ja noch gar nicht frei...."
,,Dann mach ich morgen ein paar Überstunden."
Bereitwillig winkte der Groß ab.
,,Brauchst du nicht, schließlich hast du in letzter Zeit eh zu viele Schichten übernommen."
,,Na gut, sag ich nicht nein."
Ich zuckte noch mit meinen Schultern, bevor ich an dem Mann vorbeiging und wir uns verabschiedeten.
,,Bis dann."
,,Yo. Ach ja, es könnte ein bisschen spät werden, ist ja jetzt schon ziemlich dunkel. Vermutlich bin ich so gegen zehn bis halb elf wieder da."
,,Mach wie du willst."
Das Schöne daran, einen etwas höheren Rang zu haben, war, dass es kein Problem darstellte, wenn man mal spät in der Nacht zurückkehrte. Für die Unteren gab es halt diese Regel, gegen acht wieder da zu sein, da sie meistens noch Jugendliche betraf. Man wollte einfach verhindern, dass die sich in dem Alter schon bis in die Nacht vollsoffen.
Mit einem Winken sagte ich quasi noch mal auf Wiedersehen, bevor ich durch die große Tür der Aula nach draußen verschwand.
Gleich schlug mir die eiskalte Luft von etwa vier Grad entgegen und ich zog unbewusst meinen Mantel etwas enger um mich herum.
Tatsächlich hatte ich in letzter Zeit eigentlich viel zu viel gearbeitet, aber wie schon erwähnt nutzte ich das als Ablenkung. Dann kam ich immerhin nicht zum grübeln, wenn ich abends todmüde ins Bett plumpste.
Jeder Soldat hatte eine bestimmte Anzahl von Stunden, die er pro Tag abarbeiten musste, auch wenn das manchmal nur Training oder Nachtwache hieß. Wöchentlich -also sieben Tage- war die Anzahl insgesamt 65 Stunden. Pro Tag also etwas mehr als neun Stunden, obwohl der Sonntag gerade mal fünf hatte.
Natürlich musste man nicht den gesamten Tag auf Trab sein, insofern galt die Stundenanzahl auch schon wenn man einfach nur da war. Zwar gab es wenige, aber doch ein paar, die nur für Ihre Arbeitsstunden da waren.
Das galt für die, die beispielsweise pflegebedürftige Eltern oder Geschwistern hatten, oder wenn jemand ein Kind hatte -was in dem Fall nur bei Anna so war. Es überraschte mich, dass hier niemand Kinder hatte, manche Veteranen waren durchaus mal verheiratet, aber vermutlich waren sie einfach zu selten zuhause, als dass sie Nachwuchs zeugen konnten.
Obwohl es saumäßig kalt war, entschied ich mich dennoch dazu zu Fuß zu gehen. Das würde dann zwar etwa eine Dreiviertelstunde dauern, aber das war nicht sonderlich schlimm. Ich sah es einfach als Kältetraining an.
Inzwischen war die Sonne schon komplett hinter dem Horizont verschwunden, was bedeutete, dass nur noch die Sterne und der Mond mir Licht spendeten. Dicke Wolken zogen über den Himmel, aber zum Glück waren sie nur vereinzelt.
Meine Absätze knirschten laut auf den Kieseln, als ich still durch den Wald lief. Die Geräusche, die die Tiere machten, waren für mich bis vor eineinhalb Jahren noch völlig normal gewesen, doch jetzt erschienen sie mir wieder als etwas besonderes, das man genießen musste.
Angst hatte ich keine, schließlich hatte ich zweiundzwanzig Jahre quasi im Busch gelebt und wusste somit wie man sich in der völligen Natur verhielt. Im Nachhinein erschien mir mein früheres Leben fast wie das eines Eingeborenen.
Nach all dieser Zeit konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen, jemals wieder so zu leben. Zu sehr hatte ich mich an das alles gewöhnt.
Obwohl ich tatsächlich manchmal das Gefühl hatte, meine Nasenspitze würde gleich abfallen, ging ich einfach weiter, bis ich in dem großen Dorf ankam. Selbstverständlich standen dort viele Laternenpfähle und außerdem brannte fast überall noch Licht.
Ich hätte schwören können, dass die Temperatur schon unter null Grad gefallen war und das wurde mir dann auch bestätigt, als mein Blick auf ein dunkles Fenster fiel. Das Wasser, das sich wohl am Tag dort am unteren Rand angesammelt hatte, hatte angefangen etwas anzufrieren.
Vorfreudig auf die Wärme im Inneren des Gebäudes sprang ich die kleinen Treppen hinauf und betrat das Krankenhaus. Noch immer war dort reger Betrieb und ich lief zur Rezeption, um dort meinen Besuch Bescheid zu geben.
Selbstverständlich wurde ich durchgelassen und lief nun also zu dem Abteil, nachdem ich noch meinen Mantel im Eingangsbereich aufgehängt hatte. Dort drinnen konnte man kaum die Nacht von dem Tag unterscheiden, außer, dass weniger Patienten um diese Uhrzeit unterwegs waren -und natürlich Besucher.
Es war nicht selten, dass ich erst abends zu Levi konnte, schließlich war ich ja immer noch Soldatin.
Wie ausgestorben wirkte der Überwachungsbereich, nur ab und zu spitzte eine Krankenschwester oder ein Arzt in die abgesperrten Zimmer hinein. Vor Levis Raum blieb ich noch einmal stehen und sah durch die Fenster.
Sofort verzog sich mein Gesicht mitleidig, als ich ihn liegen sah. Schützend hatte er seine Hände auf die Oberarme gelegt, während sein Kopf panisch hin und her zuckte. Auch seine Beine hatte er an den Körper gezogen und schon von draußen konnte ich sehen, dass er schwitzte.
Mit schwerem Herzen schloss ich die Türe auf und betrat den Raum -den Schlüssel musste ich draußen stecken lassen. Levis lauter Atem ging schnell und ängstlich, während er seinen Körper von der einen Seite zur anderen drehte. Das sah ganz und gar nicht gut aus.
Mit einer Hand zog ich einen Stuhl neben sein Bett und setzte mich darauf. Unbewusst fing ich gleich an ihm irgendwelche belanglosen Dinge zu erzählen, ich konnte nicht mal erklären warum.
Die ganze Zeit über lies ich ihn keine Sekunde aus den Augen. Die Mundwinkel des Schwarzhaarigen hatte er nach unten gezogen, während er verbissen seine Oberlippe zwischen den vorderen Zähnen eingeklemmt hatte.
Meine Konzentration schwand, aber selbst wenn nicht hätte ich niemals schnell genug reagieren können.
Bevor ich auch nur ansatzweise verstand was geschah, schnellten seine Hände blitzschnell nach vorne. Grob packte er meinen Hals und drückte zu.
,,Lass sie in Ruhe, du Scheisskerl!"
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Ich entschuldige mich für das späte Uploaden des Kapitels und auch für die kurze Länge.... Immerhin kommen bald (wenn ich mich recht entsinne müssten es die nächsten sein) einige meiner absoluten Lieblings Kapitel😋
Am liebsten würde ich was spoilern, bzw darüber reden, aber ihr werdet es ja dann selbst lesen.... Na dann, bevor ich mich verquatsche verabschiede ich mich mal lieber xD
Lg, eure Kaori :*💖
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