Kapitel 231 "Dröööög'n"
~Ally POV~
Lächelnd sah ich Levi an, der genau das gleiche Gesicht machte und etwa in meine Richtung starrte. Plötzlich klopfte es an der Türe und als ich mich dorthin drehte, erkannte ich sofort eine rundliche Krankenschwester.
,,Hallo, ich hoffe, ich störe nicht."
,,Nein, nein. Alles in bester Ordnung.", wank ich sogleich freundlich ab.
Die Frau trat nun in den Raum und ich erkannte, dass sie eine Mullbinde in der Hand hielt. Gut gelaunt kam sie auf meinen Partner zu und fing an den weißen Streifen etwas zu öffnen.
,,Wie ich sehe, sind Sie fertig?"
Wortlos nickte er als Antwort.
,,Gut, dann halten Sie sich bitte mal die Haare hoch."
Anscheinend wusste Levi was jetzt auf ihn zukam, ich jedoch nicht. Die Angestellte begann nun plötzlich das weiße Ding um seinen Kopf zu binden, um genau zu sein über seine Augen.
Nachdem mein ehemaliger Vorgesetzter also den gesamten Bereich um seine Augen eingewickelt hatte und die Krankenschwester meinen verwirrten Gesichtsausdruck sah, erklärte sie es mir immerhin.
,,Falls die Behandlung klappt, werden seine Zäpfchen und Rezeptoren sich erstmal an das Licht gewöhnen müssen. Der Heilungsprozess würde etwas verhindert werden, wenn währenddessen Licht an sie käme. Daher die Maßnahme."
,,Aha...."
,,Mister Levi, ich soll Ihnen übrigens noch ausrichten, dass Sie die erste Injektion schon in einer Dreiviertelstunde bekommen, anstatt in zwei. Nun denn, ich lasse Sie beide dann mal wieder alleine."
Die Dame verließ den Raum, doch wie es schien konnte man nur von außen durch die Fensterscheiben sehen. Hier drinnen funktionierten sie wie Spiegel.
,,Ally? Könnte ich dich um etwas bitten?"
,,Sofern es mir möglich ist."
Wie es schien war es dem Schwarzhaarigen unangenehm zu fragen, doch er überwand sich dennoch dazu.
,,Ich möchte eigentlich nicht, dass mich jemand währenddessen besucht. Das gilt auch für dich."
Entgeistert sah ich ihn an:
,,Hah?! Wieso denn das?"
,,Ich will einfach nicht, dass du mich in so einem Zustand siehst. Das verstehst du doch, oder?"
Bittend drehte er seinen Kopf zu mir, wobei nicht mal ich ihm jetzt mehr in die Seelenspiegel sehen konnte.
,,Na hör mal. Du warst doch derjenige, der dieses Feld hinter unserem Dorf gefunden hast. Denkst du etwa, ich habe niemals davon Gebrauch gemacht? Glaub mir, so ein Anblick ist jetzt ja mal wirklich nichts Neues für mich."
Um ehrlich zu sein gab ich mich optimistischer, als dass ich es tatsächlich war. Aber er konnte doch nicht verlangen, dass ich ihn für die nächsten eineinhalb Monate ganz alleine hier herumliegen lassen würde, oder?
,,Mann, bist du hartnäckig...."
Bedacht setzte sich Levi auf das Bett und ich tat es ihm gleich. Kurze Randinfo: ich hatte mich zu seiner Rechten hingepflanzt.
,,Ich will einfach nur nicht, dass du schlecht von mir denkst...."
Während Levi das sagte, sah er so elendig aus, dass ich auch gleich mein Gesicht verziehen musste. Vorsichtig zog ihn zu mir und er legte seinen Kopf tatsächlich auf meine Brust.
,,Das könnte ich niemals.", flüsterte ich extremst leise und streichelte meinem Freund über den Rücken. Auch seine Arme lagen um meiner Taille, was bedeutet, dass wir uns in einer etwas anderen Art und Weise gerade in den Armen lagen.
So blieben wir dann für die nächsten Minuten, bis der Schwarzhaarige erneut seinen Kopf erhob. Überrascht sah ich in sein einbandagiertes Gesicht, bis ich verstand was er vorhatte.
Unbewusst fing ich an auf seine Lippen zu starren, bevor er begann mich mit diesen zu küssen. Kitschig, ich weiß. Juckt aber nicht.
Meine Hände legte ich an sein Kiefer und erwiderte den Kuss, welcher dann doch zu ein paar mehr wurde. Zwar war das ein etwas seltsames Gefühl, zu wissen, dass theoretisch gerade einer uns zugucken könnte, aber auf der anderen Seite wollte ich diese Zuneigung auch.
Schließlich war das vielleicht unser letzter gemeinsamer Moment, denn die Wahrscheinlichkeit, dass er durch die Medikamente starb, war ziemlich hoch.
Kaum lösten wir uns wieder voneinander, vergrub er sein Gesicht erneut in mir, nur war es diesmal meine linke Schulter.
,,Als du mich aus der Zelle geholt hast....", begann ich zu sprechen, ,,Hast du ernsthaft geglaubt, das Baby wäre meines gewesen?"
Wortlos zuckte der Schwarzhaarige mit seinen Schultern und ich musste mich echt zusammenreißen, nicht einfach lauthals loszulachen.
,,Du weißt aber schon, dass das neun Monate braucht, oder?"
,,............. Woher..... soll ich das denn wissen? Ist ja nicht mein Fachgebiet......."
,,Ich dachte sowas sei eigentlich Grundwissen....."
Unbewusst dachte ich an den Tag zurück, an dem die Versteigerung stattgefunden hatte und Levi mich herausgeholt hatte. Hätte ich ihn nicht erkannt und nichts gesagt, wären die Anderen und ich verbrannt. Keine schöne Aussicht.
Aber noch eine weitere Sache fiel mir ein, die mir schon länger auf dem Herzen lag. Bisher hatte ich mich nicht getraut nachzufragen, aber dieses Mal nahm ich all meinen Mut zusammen und öffnete meinen Mund:
,,Sag mal, Levi.... kurz bevor du mich damals rausgetragen hast, hast du ja noch etwas gesagt.... Hast du das.... also hast du das ernst gemeint?"
Allein schon wegen dieser Frage war ich extrem nervös, aber es wurde auch nicht gerade besser, als ich keine Antwort bekam. Gerade wollte ich nochmal nachhaken, als meine Schulter plötzlich warm wurde.
Dampfschwaden traten über dem Kopf meines Freundes auf und sofort drückte ich ihn aus Reflex von mir weg.
,,A-Alles okay mit dir?!"
Mit zusammengepressten Lippen senkte er seinen Kopf zu Boden, während seine gesamte Birne nur so glühte. Kein Wort würde momentan über seine Lippen kommen, so viel war mir klar.
,,L-Levi?"
Sein Körper begann zu beben und seine Schulter zogen sich nach oben zu seinen Ohren.
,,Tut mir..... leid......"
,,Huh? Was? Wieso denn?"
,,D-Das...... w-..... war..... nicht sonderlich...... romantisch...... V-Vergiss es am besten wieder......."
Himmel, war das süß wenn er so schüchtern war. Seine ganze Körperhaltung gab das preis und auch seine hohe, zitternde Stimme.
,,Na immerhin weißt du, dass ich höhere Ansprüche habe!", lachte ich, bevor ich sein Gesicht in meine Hände nahm und ihn erneut küsste. Unsicher erwiderte er die Geste, bevor ich wieder abließ und aufstand.
,,Ich geh dann mal. Mach's gut, bis dann."
Blitzschnell stand der Mann auf und nahm mich so fest und schnell in den Arm wie noch nie zuvor. Erst war ich von der Sache etwas überrumpelt, schlang meine Arme dann aber trotzdem um seinen Rücken.
,,Ich werd' dich vermissen.....", flüsterte er mir fast schon weinerlich ins Ohr. Mir war klar, wie schwer es ihm gerade fiel. Schließlich müsste er sich ja jetzt ganz allein da durchkämpfen -jedenfalls dachte er das. Ich zu meinem Teil hatte nämlich ganz und gar nicht vor ihn seinem Schicksal zu überlassen.
,,Ich werde dich auch furchtbar vermissen..... Ich hab dich ganz arg lieb."
,,Ich dich doch auch...."
Liebe Leute, Kitsch-Alarm! Sowas ist ziemlich unwahrscheinlich, dass das passiert, also setzt bitte keinen zu hohen Ansprüche.
Mit einem Lächeln löste ich mich dann schweren Herzens von ihm und verließ den Raum. Im Augenwinkel konnte ich noch sehen wie Levi sich zurück auf seine Matratze setzte.
Ich lief ein paar Schritte weiter nach rechts den Gang entlang und blieb dann stehen. Durch ein Fenster konnte ich genau sehen was Levi tat, er wusste aber nicht, dass ich hier war.
Mir war bewusst, dass er nicht wollte, dass ich mitbekam was jetzt gleich passieren würde. Aber im Gegenzug würde ich mich wahnsinnig schlecht fühlen, würde ich ihn hier zurücklassen. Kurz gesagt: Ich versuchte es uns gerade möglichst für Beide am angenehmsten zu machen.
Und dass ich tatsächlich hier stehen blieb, musste er ja nicht unbedingt erfahren.....
Seufzend lehnte ich mich an diese Wand und legte meinen Kopf gegen das Glas. Drinnen tat sich gar nichts, mein Freund bewegte sich keinen Millimeter, sondern starrte weiterhin auf seine im Schoß gefalteten Hände.
In den Gedanken verloren starrte ich auf seinen Rücken, welcher in der Krankenhauskleidung für mich nicht mal mehr so ungewohnt war. Schließlich hatten wir beide da ja mal drinnen für eine längere Zeit dringesteckt.
'Dann sind wir also nicht verlobt...... Bin ich sogar froh drum.....'
Es war nicht so, dass ich Levi nicht wollte, ganz im Gegenteil. Nur hätte mir so ein Antrag wirklich so ganz und gar nicht gefallen.
Okay, das war nicht mal ein Antrag gewesen, was er da gemacht hatte, sondern eher eine Fangfrage. Nicht sonderlich romantisch, auch nicht die Umgebung und Umstände.....
Falls es ein nächstes Mal geben sollte, hoffte ich wirklich inständig, dass er es da besser machen würde.
,,Mylady?"
Erschrocken wirbelte ich herum und sah einen Artz und eine Krankenschwester. Verdutzt sah ich sie an, bis die Schwester wieder sprach.
,,Mylady, können wir etwas für Sie tun?"
,,Nein, nein, es ist alles in Ordnung.", wimmelte ich sie lächelnd und mit den Händen fuchtelnd ab.
,,Schwester Elisabeth, Sie können ruhig schon mal anfangen. Miss Ackermann und ich warten solange hier draußen.", erklärte der Arzt der Frau, welche anschließend nickte und an mir vorbeiging.
Erst jetzt erkannte ich den Arzt, welcher für Levi zu sorgen hatte. Anständig wie wir waren gaben wir uns kurz die Hände.
Für mich war es inzwischen nichts Neues mehr so höflich behandelt zu werden, schließlich sah ich in meinem Aufzug wirklich adelig aus.
,,I-Ich wollte draußen warten, denn eigentlich will er nicht, dass ich dabei bin. Aber irgendwie würde ich mich schlecht fühlen, ließe ich ihn jetzt hier zurück....", erklärte ich und der Mann nickte verständnisvoll.
Mit ein paar kleineren Schritten stellte er sich neben mich und sah durch die Fenster auf meinen Partner, welcher sich gerade ins Bett legen musste. Naja, legen war da nicht so richtig, er saß halt mit dem Rücken angelehnt an dem Kissen.
,,Ich verstehe schon. Aber Ihnen ist bewusst, dass er Sie in seinem Zustand vermutlich nicht mehr erkennen wird?"
,,Ja, das ist mir klar. Moment, woher wussten Sie, dass ich vorhatte hier öfters herzukommen?"
,,War nur so ein Gefühl."
,,Ach so....."
Nun drehte auch ich meinen Körper zur Wand und sah zu den beiden Personen drinnen. An dem rechten Arm des Schwarzhaarigen wurde gerade eine Infusion befestigt, welche dann zu einer dieser Stangen führte, die so nen Lederbeutel dranhängen haben.
Levi krämpelte sich inzwischen schonmal den linken Unterarm hoch -also den Ärmel- und schien sich vermutlich innerlich darauf vorzubereiten. Obwohl man es ihm nicht ansah, hatte ich das so im Gefühl.
Mit einem freundlichen Lächeln sagte die Krankenschwester noch etwas zu ihm, bekam aber keine Antwort. Der Schwarzhaarige verzog keine Mine, als sich die Nadel in seinen Arm bohrte und die Flüssigkeit langsam in seine Ader eingeleitet wurde.
Aufmunternd sagte sie wohl noch etwas und verließ dann den Raum.
,,Fertig."
,,Danke, Schwester Elisabeth. Sie können gehen."
Mit einem Nicken ging sie an uns vorbei und der Arzt sah noch einmal zu mir herunter.
,,Auf Wiedersehen. Falls Sie irgendwelche Fragen haben können Sie gerne mit mir reden."
,,Danke.", hauchte ich noch mit einem aufgesetzten Schmunzeln, bevor auch der Mann wieder wegging. Mein sorgenvoller Blick galt gerade nur meinem Freund, welcher einfach nur dasaß.
Er tat mir so unfassbar leid, obwohl es dennoch eine Erleichterung für ihn wäre, wenn er endlich wieder sehen könnte.
Einige Zeit verging -so etwa eine halbe Stunde- in der absolut nichts passierte, bis seine Gesichtszüge plötzlich entspannter wurde. Gottseidank konnte ich noch immer seinen pumpenden Brustkorb sehen, ansonsten wär ich sofort hineingestürmt.
Auch seine Körperhaltung wurde lockerer und sein Kopf fiel etwas nach hinten. Nicht sonderlich weit, denn ein extra Kissen, das die Schwester ihm noch extra zuvor hingelegt hatte, hielt ihn davon ab seinen Kopf ganz nach hinten zu verdrehen.
Anschließend tat sich für eine weitere Dreiviertelstunde nichts, weshalb ich entschloss zu gehen. Mir schwerem Herzen wand ich mich ab und stöckelte die hallenden Gänge entlang.
Dieses Mal wollte ich nicht schon wieder in die Räume links und rechts von mir sehen, das würde mich nur noch mehr verunsichern. Levi in einer Zwangsjacke..... Gott bewahre, bloß nicht!
Nach weiteren Korridoren und Treppen betrat ich endlich wieder das Freie und drehte mich nach links. Gerade wollte ich loslaufen, als ich eine Stimme hinter mir vernahm.
,,Ally, mein Liebes, was machst du denn hier?"
Überrascht drehte ich mich zu der Person hinter mir um und erkannte sogleich die alte Frau.
,,Miss Evergarden!", begrüßte ich meine ehemalige Vermieterin. Interessiert musterte sie mich von oben bis unten.
,,Du kommst aus dem Krankenhaus.... Heißt das.... heißt das etwa du bist schwanger?!"
Freudig begannen ihre Augen zu glänzen, während meine Wangen erst etwas rot wurden, bevor ich traurig nach unten sah.
,,Nein, ich wünschte das wäre so.... Es ist wegen meinem Freund...."
,,Ist etwas passiert?"
Mitfühlend legte sie eine Hand auf meinen Oberarm und suchte den Blickkontakt.
,,Man hat endlich ein Mittel gegen seine Blindheit gefunden, aber..... es besteht die Möglichkeit, dass er es nicht..... überleben wird....."
,,Ach herrjemine. Jetzt komm erst mal mit zu uns- äh, ich meine mir nach Hause. Eine Freundin von mir ist gerade da und ich habe noch schnell beim Bäcker ein paar süße Sachen mitgenommen. Komm doch."
,,Warten Sie, ich nehme Ihnen die Tasche ab!"
Diese 'Tasche' war eigentlich nur eine dunkelbraune Papptüte, aber das machte nichts. Dankend übergab sie sie mir und wir liefen los.
Den Weg kannte ich noch ganz genau und währenddessen unterhielten wir uns prächtig. Ich war ihr für die Ablenkung wirklich dankbar und gleichzeitig freute es mich auch, sie mal wieder zu sehen.
Kaum betraten wir ihr Haus, schoss mir schon der altbekannteDuft entgegen.
,,Su, ich bin wieder da und habe eine Freundin mitgebracht! Ich hab sie vor dem Krankenhaus aufgegabelt."
Bei dem Namen musste ich innerlich schmunzeln. Gemeinsam liefen wir ins Wohnzimmer und kaum betraten wir es blieb mir das Gesicht stehen, bevor meine Kinnlade hinunterkippte.
,,M-M-Mum?!!", rief ich entsetzt und auch die Angesprochene war sichtlich überrascht.
,,Ally! Was machst du denn hier?"
,,Das Gleiche wollte ich dich fragen!"
,,Momentmal, ihr seid Mutter und Tochter?"
Fassungslos starrte ich noch immer die Frau im Rollstuhl an, wessen Augen plötzlich anfingen freudig zu glitzern.
,,Warte, wenn du im Krankenhaus warst, bedeutet das dann, dass ich endlich Oma werde?!"
Genervt sah ich sie an.
,,Nein, ich bin nicht schwanger. Bin ich etwa fett geworden?"
,,Ganz und gar nicht."
,,Komm, setz dich doch zu uns.", bot mir Miss Evergarden an und zerrte mich zu dem Kaffeetisch.
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Eigentlich müsste Su Ackermann echt viel öfters vorkommen.... Meiner Meinung nach ist sie eine der witzigsten Charaktere, aber leider mit so wenig "Screentime"😂😩
Was haltet ihr eigentlich von ihr?🙃
Ach ja, im Übrigen finde ich es auch witzig, dass die Kapitel gerade zur gleichen Zeit hochgeladen wie es auch in der Story spielt😆 Da ist es ja genauso wie hier etwa Anfang/Mitte Oktober XD (an Alle, die das später lesen: heute ist der 15.10.2019 x)
Das wollte ich eigentlich schon letztes Mal sagen, hab's dann aber doch verpennt🤣
Also dann, wir lesen uns am Freitag wieder!
Lg, eure Kaori :*💖
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