Kapitel 219 "Sperated hearts"
~Ally POV~
Gerade als ich mir schon wieder fast meine Platte zum Überlaufen brachte, über die Frage, ob Levi und ich denn jetzt eigentlich verlobt waren oder nicht, klopfte es plötzlich an die Türe.
Meine Rettung!
,,Herein."
Kaum betrat schon die erste Person den Raum, musste ich gleich anfangen zu lächeln.
,,Eren! Mikasa! Wie schön, dass ihr mich mal wieder besucht."
,,Hallo, Ally. Guck mal, wen ich dir da mitgebracht habe."
In seinen Armen hielt der Brünette ein kleines Baby, es war kaum sechs Wochen alt und schlummerte im Moment. Vorsichtig übergab er es mir und ich wog es liebevoll in meinen Armen.
Es war das Kind, über das ich während meiner Gefangenschaft gewacht hatte. Seine Mutter war wie ich auch Sklavin gewesen und als sie ihr Kind bekam, wollten unsere Besitzer keinen Arzt rufen.
Also hatte ich ihr beim Entbinden geholfen. Zum Glück war das nicht die erste Geburt gewesen, die ich mitansehen musste. Im Dorf hatte ich früher manchmal meiner Großmutter helfen müssen, welche von Beruf Hebamme gewesen war.
Die Mutter des Kleinen war keine Woche später dann an den Folgen von dem vielen sexuellen Missbrauch gestorben, den sie schon seit Wochen unterlegen hatte.
Glücklicherweise hatte es in unserer Gruppe noch eine Frau gegeben, die ein Kind hatte, insofern konnte sie den kleinen Henry auch "füttern". So hatte ihn noch seine Mutter genannt, insofern hatten wir ihm dann einfach diesen Namen gegeben.
Auch wenn ich nicht mit ihm verwandt war oder so, fühlte ich mich dennoch etwas verantwortlich für ihn.
,,Warte, du warst doch schwanger?!", schleuderte ich Mikasa entgegen, als diese auch den Raum betrat und genauso wie ich ein kleines Baby auf dem Arm hielt. Nur war dieses viel zu klein und abgemagert.
Entsetzt sah Eren zwischen uns beiden Frauen hin und her:
,,›Doch‹?!"
,,Lange Geschichte, erklär ich dir später. Aber zu deiner Info, Ally, das ist nicht meins. Als wir im Untergrund waren hab ich's am Straßenrand liegen sehen und nachdem der Brand war bin ich zurückgegangen. Ich hab etwas in der Gegend herumgefragt, anscheinend hatte eine Frau die Kleine hier einfach liegen lassen. Ich konnte sie halt nicht dort lassen und hab sie auch mitgenommen und als unbekanntes Sklavenkind ausgegeben..."
Mit einem versuchten unterdrückten Grinsen sah ich meine Freundin an.
,,Auch wenn das illegal ist, bin ich trotzdem stolz auf dich."
,,Danke. Aber wie geht es dir denn?"
,,Naja, so ulala. Immerhin schmerzt mein Fuß nicht mehr so stark, genauso wie die Verbrennungen."
,,Werden Narben bleiben?"
,,Ich denke nicht, Eren. Und selbst wenn ist das nur halb so wild, schließlich sieht mein Rücken jetzt so um einiges schlimmer aus."
Sie wussten, dass er voller Narben war. Daraus machte ich nun kein Geheimnis mehr, denn schließlich gingen alle davon aus, dass ich die in meiner Zeit als Sklavin bekommen hatte.
,,Aber wie geht es euch beiden Hübschen denn? Und den Anderen?"
,,Uns geht's super, dem Rest auch."
,,Moment, Moment, Momeeeent, Mikasa! Vergiss den Morgen danach nicht!"
,,Too much information....", murmelte ich vor mich hin.
,,Ach ja, stimmt. Als sich die Nachricht verbreitet hat, dass du noch am Leben bist hat sich der gesamte Aufklärungstrupp betrunken. Wirklich, ohne eine einzige Ausnahme. Hat dann ja keinen gestört, schließlich gab es keine nüchternen Personen mehr."
,,Aber mich kennen doch nicht mal alle!"
Überrascht wechselte das Paar ein paar Blicke, bevor Eren weitersprach:
,,Äh.... doch? Allein schon mit deinem Äußeren fällst du auf, dann bist du die Freundin des stärksten Soldaten der Menschheit und wurdest letztens für tot erklärt. Spätestens jetzt kennt dich ausnahmslos jeder."
Ich stutzte. Da hatte er sogar recht, nur kannte ich halt eben nicht alle.
,,Oh...."
Sonderlich mehr reagierte ich nicht, denn Henry fing plötzlich an seine Hände auf meine Backen zu legen.
,,Na was hast du denn?", fragte ich ihn, obwohl er selbstverständlich nicht antwortete. Stattdessen blubberte er fröhlich vor sich hin und lacht dabei.
Gott, waren Kinder süß. Auch die Kleine auf Mikasas Armen machte uns keinen Ärger, denn die schlummerte glücklich vor sich hin.
,,Was passiert jetzt eigentlich mit allen? Also, den beiden Kindern, den Sklaven und so weiter."
,,Also die elternlosen Kinder kommen in Heime, so also auch die Beiden.", antwortete mir die Schalträgerin, ,,Die Sklaven bekommen eine kurzfristige Erlaubnis hier oben zu leben. Für einige gilt, dass wenn sie einen Job finden, sie dann auch hier bleiben dürfen."
,,Und was ist mit den Verkauften?"
Die Frage brannte mir förmlich auf der Zunge.
,,Das ist etwas schwieriger. Es gibt zwar ein Gesetz das besagt, dass man mit keinen Menschen handeln darf, nur wurde das Gesetzbuch vor einigen Jahren neu aufgesetzt. Und dabei ist wohl diese Regel verschutt gegangen, was jetzt einige Probleme aufwirft."
,,Moment mal, war diese Auktion dann etwa legal?!"
,,Nicht direkt, schließlich gelten alte Gesetze oft immer noch."
,,Es kann aber sein, dass ich zu meinem Käufer zurück muss, oder?"
,,Wie schon gesagt: Die Situation ist etwas schwierig. Aber da die Auktion nicht angemeldet wurde, war es also illegal und somit kommen alle diejenigen ins Gefängnis, die dabei mitgemacht haben. Mit Ausnahme der Sklaven natürlich. Wenn man also deinen 'Besitzer' geschnappt hat, hast du die nächsten Jahre erst mal Ruhe. Und bis dahin wird man das Gesetz auch wieder in Kraft treten lassen."
,,Und wenn nicht hab ich die Arschkarte. Na wundervoll..... Und dieser König kriegt doch so gar nichts auf die Reihe....."
,,Naja, also...", druckste Mikasa herum und sah noch mal zu ihrem Freund, ,,Der Kommandant hat uns gegenüber schon mal so etwas angedeutet, dass du dann einfach eine neue Identität bekommen würdest."
,,Da muss ich doch aber dann meinen Namen und alles ändern, ne?"
,,Das ist der Nachteil...."
,,Jetzt kann ich also nur noch beten. Naja, das wird hoffentlich alles gut ausgehen."
Meine Aufmerksamkeit wurde wieder auf das Baby an meiner Brust gelenkt, welches nun anfing mit meinem Oberteil herumzuspielen. Ich trug natürlich die traditionelle Krankenhauskleidung, was bedeutete, ich war eine Pracht in weiß.
Das lockere Hemd, das ich trug war vorne quasi übereinander geschlagen und die Knöpfe waren somit an meiner linken Seite. Die Hose war lang und die Schuhe -die mehr Schlappen waren- trug ich eher selten, da ich fast nie rumlief. Nur wenn ich mal aufs Klo ging oder so.
Mit quakenden Geräuschen fummelte der Junge also an meiner Kleidung herum und ich strich ihm vorsichtig über den Rücken. Leider wurde in dem Moment die Türe aufgerissen und eine mollige Krankenschwester betrat mein Zimmer.
,,Ich störe ja nur ungern, aber Sie müssen nun leider gehen. Miss Ackermann muss jetzt zu einer Untersuchung."
Brav wie meine beiden Freunde eben waren, verabschiedeten sie sich von mir und nahmen auch Henry mit. Toll, jetzt war ich also wieder alleine.
*
~Levi POV~
Ich saß gerade in einem Rollstuhl neben dem kleinen Tisch, welcher an dem Fenster neben meinem Bett stand.
,,Wie geht es dir?", hörte ich Erwins Stimme von meiner Linken. Mit beiden Händen hielt ich eine Tasse in meinem Schoß umschlossen.
,,Dreimal darfst du raten."
Ein leicht belustigtes Schnauben verließ die Kehle des Blonden. Zentimeter für Zentimeter nahm ich mein Getränk hoch und setzte es vorsichtig an meine Lippen an.
,,Wie geht es denn mit deiner Reha voran?"
,,Fast gar nicht. Naja, wie du siehst kann ich immerhin schon mal selbstständig etwas trinken."
,,Kannst du auch schon essen?"
,,Keine Chance."
Alles war so unfassbar beschwerlich geworden. Nicht nur, dass ich nichts mehr sah, sondern auch noch der Fakt, dass ich auch noch gelähmt war, frustrierte mich wahnsinnig.
,,Ähm, Levi? Darf ich dich was fragen?"
,,Machst du doch eh schon die ganze Zeit."
,,Entschuldige."
,,Nein nein, alles gut. Schieß los."
,,Wie ist es blind zu sein? Ich meine, siehst du nur schwarz? Oder wenigsten Schatten wenn sich das Licht verändert?"
Ich schüttelte meinen Kopf.
,,Nein, ich sehe nichts. Bis jetzt konnte ich mir nicht als ausmahlen, wie es ist einfach gar nix sehen zu können. Schau' mal relativ schnell von der einen Ecke des Raumes zur anderen."
Kurze Stille entstand.
,,Und?"
,,Hast du die Bewegung deiner Augen gesehen? Ich meine, hast du alles auf dem Weg genau mitbekommen?"
,,Nein, natürlich nicht."
,,Siehst du. Für dich ist es nur für ein Bruchteil einer Millisekunde, in der du blind bist, für mich ist das den ganzen Tag so. Ein Arzt meine zu mir, dass ein sehender Mensch täglich fast vierzig Minuten blind ist. Oder so."
,,Ist ja krass. Das wusste ich nicht."
,,Jetzt schon. Aber es gibt da etwas, worüber ich mit dir sprechen muss."
Ein Seufzen entfuhr der Kehle meines Gegenüber -also eigentlich von meiner Linken- und ich hörte das Rascheln von Kleidung. Kurz darauf knarzte Holz, anscheinend hatte er sich an seine Stuhllehne gelehnt. Ein weiteres Geräusch erklang, vermutlich hatte er seinen Kopf zu mir gedreht.
,,Was ist denn?"
Einen Moment zögerte ich. Es fiel mir schwer, aber es war einfach die bittere Realität, der ich mit gewissen Einschränkungen ins Auge sehen musste.
,,Es tut mir leid, Erwin... aber wenn sich das nie wieder ändert... also mein Zustand und davon müssen wir wohl ausgehen..... bin ich wohl dienstuntauglich..."
Stille entstand erneut. Verbittert hatte ich meinen Kopf gesenkt und "sah" somit auf meinen Schoß. Dort hatte ich meine Hände abgelegt und meine Finger fingen an sich um die Tasse zu verkrampfen.
Der Mann holte kurz Luft, lies sie dann aber wieder hinaus. Ihm fehlten die Worte, das war mir klar. Alle Geräusche und Gerüche um mich herum hatten sich so unsagbar verändert. Alles war viel klarer, deutlicher und lauter.
,,Das weiß ich."
,,Tch, nicht mal als Stratege kann ich etwas machen, dafür fehlt mir die Intelligenz..... Verdammt, ich bin so unnütz wie ein Stück Scheiße...."
Ich war resigniert. Verbittert und frustriert, in den letzten Tagen war mir meine gesamte Situation und die der anderen erstrecht bewusst geworden.
,,Levi, sag so etwas bitte nicht. Du bist noch immer ein geschätzter Kamerad von uns und wer weiß, vielleicht wird das ja noch etwas."
,,Tch, natürlich.", antwortete ich sarkastisch, woraufhin dem Kommandanten wohl schon wieder die Worte ausgingen.
Einen Moment sagte niemand etwas, bis ich meine Stimme etwas erhob.
,,Habt ihr Ally über meinen Zustand informiert?"
,,Nein, bisher noch nicht. Die Ärzte meinten, ihr solltet euch erstmal um euch selbst sorgen."
,,Ärzte, Ärzte, die hängen mir so langsam echt zum Hals raus!!"
Wütend hatte ich meine geballte Faust auf den Tisch gehauen und biss mir auf die Unterlippe. Etwas überrascht von mir selbst nahm ich meine Pranke wieder zurück zu meiner Tasse.
,,Tut mir leid..... normalerweise hab ich mich besser im Griff...."
,,Es ist alles okay, Levi. Ich kann's ja verstehen."
'Nein, das kannst du ganz und gar nicht....'
Mir war mein Verhalten unangenehm, weshalb ich schnell das Thema wechselte:
,,Und? Habt ihr schon ein Talent bei den Neuen entdeckt?"
,,Huh? Wieso fragst du?"
,,Tu nicht so scheinheilig. Du weißt ganz genau, das wir einen Ersatz für mich brauchen. Ich werde nie wieder kämpfen können und Mike kann gerne den Titel als stärksten Soldat der Menschheit zurückbekommen."
,,Komm schon, häng nicht alles gleich an den Nagel!"
,,Ich habe keine Zukunft! Jedenfalls nicht als Soldat. Ich gehe jetzt schon mit Ende zwanzig in den Ruhestand, meine Güte, ist das frustrierend....."
,,Aber immerhin bist du noch am Leben. Und Ally auch, das ist doch schon mal gut. Du wirst schon sehen, das Leben geht weiter."
,,Nein."
Mein Kumpel stutzte.
,,Äh, wie bitte?"
,,Das werde ich nicht. Schon vergessen? Ich bin blind."
Ich drehte meinen Kopf nach links und öffnete meine bisher geschlossenen Augenlieder.
Ich sah nun also ungefähr in die Richtung, in der der Kommandant saß, welcher nun erschrocken die Luft einsog. Früher wäre mir das überhaupt nicht aufgefallen, dafür war es viel zu leise, doch jetzt war eben alles anders.
,,Du siehst echt gruselig aus...."
,,Danke."
,,Aber immerhin sind deine Augen nicht mehr so rot."
,,Juckt mich nicht, ich seh's ja nicht."
Anscheinend war bis vor etwa einer Woche das ziemlich rot gewesen, was bei den meisten Menschen weiß war. Meine Irden waren inzwischen wohl schon komplett milchig weiß, ein Arzt hatte mir das versucht zu erklären, aber um ehrlich zu sein hatte ich kein einziges Wort verstanden.
,,Um noch mal auf das zurückzukommen, über das wir vorher gesprochen haben...", begann ich und stellte die Tasse auf den Tisch links neben mir, ,,Du weißt, dass ich nie wieder arbeiten kann. Tut mir leid..... aber ich muss den Dienst quittieren."
,,Jetzt mach doch mal keine voreiligen Schlüsse. Vielleicht wird ja doch noch alles gut oder es funktioniert."
,,Und wie stellst du dir das vor?"
,,Ich.... weiß es nicht...."
,,Siehst du. Tja, damit es wohl geklärt...."
,,Hey, du bist doch immer bei uns willkommen."
Fast schon brüderlich legte er eine Hand auf meine Schulter, was mich kurz zusammenzucken lies.
,,Aber vorerst werde ich dich nicht entlassen. Erst, wenn du aus dem Krankenhaus raus bist reden wir noch mal darüber."
,,Meinetwegen."
Eigentlich wäre es mir sogar lieber gewesen, Erwin hätte mich direkt rausgeschmissen, denn somit machte sich keiner falsche Hoffnungen. Vor allem er nicht. Es war mir klar, dass er noch immer auf eine Genesung hoffte, aber das sah nicht gut aus.
,,Also dann, ich muss mal wieder gehen. Bis dann, wir s-..... sprechen uns."
Ein Stuhlbein knarzte über den Boden, danach lief jemand mit großen Schritten zur Türe und ging schließlich durch sie hindurch. Jetzt war ich wieder vollkommen alleine im Nichts.
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Uff, that hurts.....
Aber heyyyy, immerhin etwas, das ich zuvor noch nie in einer FF gelesen habe :D Ganz ehrlich, das ist für mich der wichtigste Punkt beim Schreiben.
Einen Plot erzeugen, der mir noch nie zuvor über den Weg gelaufen ist. Und ich hoffe, dass ich das auch erziele (natürlich kann ich immer nur aus meiner eigenen Erfahrung erzählen)😅
Vielen Dank auch für 80k Reads💖 (Ich zähle Teil 1 & 2 zusammen x)
Vielen, vielen, vielen Dank für all euren Support😭 Ich hoffe, dass ich euch auch in Zukunft nicht enttäuschen werde💖 (Hoffentlich habe ich das noch nie lmao)
Also dann, sonderlich mehr habe ich nicht zu sagen, wir lesen uns dann am Freitag wieder💞
Lg, eure Kaori :*💖
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