Kapitel 215 "Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten - Verkauft!"
~Erzähler~
,,Zeiht eure Masken auf!", zischte der Hauptgefreite und wie auf Knopfdruck legten die Soldaten sie an. Schon seitdem sie den Untergrund betreten hatten, hatten sie ihre Kapuzen über die Köpfe gestülpt, doch jetzt war noch größere Sicherheit angesagt.
Kaum noch zweihundert Meter trennte die Gruppe von dem in die Wand eingelassenem Gebäude, als ihnen plötzlich jemand aus einer Seitengasse etwas zuzischte.
,,Hey! Psst! Leute!"
Wie ausgemacht stand dort Kara, welche noch keine Maske trug.
,,Kara!", entfuhr es Armin überrascht, welcher sie als Erster erkannte.
,,Ich soll euch von Erwin ausrichten, dass alles geklappt hat. Die Leute sind auf ihren Positionen, die Mauergarnison und die Militärpolizei sind schon seit einiger Zeit drinnen. Wie geplant seid ihr die Letzten."
Selbstverständlich war die Karawane zum Stehen gekommen, weshalb sich Levi nun zu der jungen Frau drehte.
,,Wann geht die Auktion los?"
,,Schon in fünfundzwanzig Minuten, also beeilt euch lieber!"
,,Gut, bis dann!", flüsterte noch Christa, bevor die Gruppe weiterlief. Die blonde "Informantin" verschwand blitzschnell und wenn man genau darauf achtete, erkannte man sogar einige getarnte Soldaten.
Das wusste man aber nur, wenn man sie kannte.
,,Scheiße, ich mach mir gleich in die Hose!", flüsterte ein Junge, als sie noch kaum dreißig Meter von dem Eingang trennten.
,,Scht! Presst eure hässlichen Ärsche zusammen!"
Wer das sagte, ist wohl überflüssig zu erwähnen.
Vor zwei riesigen, geöffneten Flügeltüren standen Wachen, welche schwarze, ausdruckslose Masken trugen. Quasi "Angestellte".
,,Mäntel öffnen.", befahlen sie und es reichte, wenn man sie kurz abnahm. Ohne Schwierigkeiten kamen sie also in das Gebilde, in welchem schon viele aufgeregte Leute herumliefen.
Glücklicherweise trugen auch dort die Käufer solche Anzüge, Mäntel und Masken. Somit konnten sich die Soldaten unauffällig verteilen, jeweils zwei oder mehr liefen immer gemeinsam herum.
Beispielsweise lief Ymir mir Christa, Reiner mit Moblit, Eren mit Mikasa oder Levi mit Armin.
,,Alles in Ordnung?", fragte der Vorgesetzte den Blonden.
,,Nicht wirklich. Das alles kommt mir so surreal vor. Was ist wenn wir versagen? Außerdem sieht ihre Maske echt gruselig aus...."
,,Das ist nicht mein Verschulden. Und denk gar nicht erst an ein negatives Ende, verstanden? Außerdem befindest du dich gerade in einer viel angenehmeren Situation als hunderte andere hier."
,,I-Ist es wirklich so schlimm?"
,,Du wirst es jeden Moment mit eigenen Augen sehen. Aber komm, vorher müssen wir noch in den Keller spähen."
Damit die Soldaten mehr Chancen hatten sich zu erkennen, hatten sie ihre Kapuzen abgenommen und die Mäntel an der linken Schulter hinter den Rücken gestrichen. Sinn dabei war, dass man die Brust des Anderen sehen konnte, denn jeder trug noch ein bestimmtes Emblem.
Es war nicht sonderlich schön, eigentlich war es nur ein dünner, silberner Draht, welcher zu einer vierblättrigen Blume gedreht war. Schon von Weitem konnte man sehen, dass es selbstgemacht war.
Die Idee war sogar von Mike gekommen, nur halt einen Tag vorher und da Hanji gleich Feuer und Flamme dafür war, war sie sofort in das nächstgelegene Dorf gerauscht und hatte dort den Draht besorgt.
Anschließend hatte sie sich einige Freundinnen und Freunde, weitere Mädels und Jungen geschnappt und sie hatten bis ein Uhr nachts diese Dinger gedreht. Es war wie ein Wunder, dass sich noch jemand gefunden hatte, der um diese Uhrzeit noch bereit war, die Manschetten auch noch zu den anderen Regimenten zu bringen.
,,Dort vorne geht's nach unten."
Die Zwei drückten sich irgendwie durch die Menschenmasse durch -was mit ihren Körpergrößen etwas schwierig war- und folgten dann weiteren Leuten weiter nach unten.
Die Vorhallen hörten sich an, als würden hunderte Schwärme von Bienen sich dort aufhalten, so laut war es dort. Die Gänge unten waren um einiges kärger, alles war aus grauem Stein, während es oben immerhin alles weiß gestrichen war.
Zellen standen links und rechts, Stück an Stück, überall saßen Sklaven drin. Es gab keinen Unterschied zwischen jung oder alt, Mann oder Frau. Sie waren keine Menschen mehr -oder wurden jedenfalls als keine mehr anerkannt.
,,Sieh mal, der sieht gar nicht mal so schlecht aus!", sagte eine Frau mit ausgestrecktem Finger, welcher auf einen etwa sechzehnjährigen Jungen zeigte. Zusammengekauert saß er mit angezogenen Knien am hinteren Ende seiner Einzelzelle.
Das war ungewöhnlicher, denn meistens zwerchte man um die dreißig Leute auf etwa fünfunddreißig Quadratmeter oder weniger ein. Im ersten Moment klingt das nach viel, doch in der Realität war es wahrlich eng.
Denn den Insassen war es verboten, den bodentiefen Gitterstäben auch nur näher als ein bis zwei Meter zu kommen. Und das bei einer Länge von etwa fünf Metern und einer Tiefe von weiteren fünf bis sieben Metern.
,,Wie viele sind das?", flüsterte Armin seinem Partner zu. Damit meinte er eine der wohl größten Zellen -Maße fünf auf sieben- in der die Sklaven sich ängstlich aneinander pressten.
,,So um die vierzig, vermutlich etwas mehr, würde ich schätzen."
Bevor der Verkauf losging, war es noch möglich, sich die Ware etwas anzusehen. Manchmal gab es auch Verkäufer, die dann direkt verkauften, da sie nicht davon ausgingen, dass der Preis bei der Versteigerung steigen würde.
Einen kurzen Moment hielt Levi inne, als der Junge von vorhin ihn aus abwesenden Augen ansah. Er trug nur ein verramschtes Hemd, nicht mehr hatte der Hauptgefreite damals auch bekommen.
,,Wir versuchen dann nachher unser Glück! Ahahaha!", säuselte die Frau -auch von vorher- dem Verkäufer zu, welcher schon gehofft hatte ihr und ihrem genauso vermummten Ehemann das Kind zu verkaufen.
Dort unten waren es zwar nicht gerade wenige Leute unterwegs, doch es waren sichtbar wenigere als oben.
Kaum fünf Meter weiter auf der linken Seite wurde gerade eine junge Frau aus ihrer Zelle gezerrt. Sie versuchte sich zu wehren, hatte aber keine Chance.
Ihre kurzen, hellbraunen und verstrubbelten Haare hingen ihr wirr ins Gesicht. Levi schätzte sie auf etwa einundzwanzig, ein Jahr mehr oder weniger. Doch der schockendste Fakt war, dass sie deutlich sichtbar schwanger war.
,,Sie müsste schon im siebten Monat sein, wenn nicht sogar schon im achten.... das kann man doch nicht machen...."
Armin war völlig aus der Fassung -aus verständlichen Gründen.
Der Dame liefen gerade Tränen aus den Augen, während sie wild kreischend mit ihren Armen um sich schlug.
,,Nein!! Lasst mich los!! Lasst mein Baby in Ruhe!!!"
,,Schnauze, Schlampe!", brüllte ihr Verkäufer, bis ihr zwei Angestellte plötzlich in die Kniekehlen traten.
Sie hielten sie an ihren Oberarmen fest, sodass sie nicht auf den Boden fiel. Während sie immer wieder vor sich hin flüsterte, floss ihr immer mehr Flüssigkeit über die Wangen.
Erst jetzt bemerkten die beiden Soldaten das anklebende Haar an ihrem Hinterkopf. Offensichtlich wurde sie dort erst vor wenigen Tagen bewusstlos geschlagen, davon sprach das noch immer an der Stelle klebende Blut.
,,Nein... wir müssen ihr helfen!", flehte der Jüngere der Beiden, doch der Schwarzhaarige schüttelte nur seinen Kopf.
,,Vielleicht könn-."
,,Nein, das kannst du nicht bezahlen! Sie ist hochschwanger, ihr Preis wird über hunderttausend sein, wenn es auch noch von einem bekannten Vater ist, sogar über zweihundert. Das Geld hast du nicht und selbst wenn du den Rest deines Lebens sparst wird es nicht reichen!"
Seine Worte waren hart, aber die reine Wahrheit. Sie konnten sie nur durch die Razzia retten, Voraussetzung war aber, dass diese auch funktionierte.
Armin wusste nicht, was er sagen sollte. Der Besitzer der jungen Frau murmelte wütend vor sich hin:
,,Benimm dich endlich, du wirst schließlich schon als Dritte verkauft, komm schon! Legt doch mal einen Zahn zu, es geht gleich los!"
Als hätte er selbst das Kommando gegeben, ertönte plötzlich das Schlagen eines Gongs. Das Zeichen, dass es nun losging. Aufgeregt begann die Menge nun zu tuscheln und Levi lies ein verzweifeltes Zischen hervor.
,,Scheiße! Wir haben den Typen mit den Schlüsseln noch immer nicht entdeckt!"
Jeder Gefängnistrakt hatte seinen eigenen Wärter mit dem Schlüssel für alle Schlösser in dem Bereich.
Trakt D war Armins und Levis Aufgabe, was bedeutete, wenn sie jetzt nicht diesen Typen finden würden, würden sie später die hier Gefangenen Sklaven nicht retten können -jedenfalls mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit.
,,Wir müssen weiter suchen!"
Jetzt drängelte auch noch der Blonde, was seinem Vorgesetzten nicht wirklichen weiterhalf.
,,Das weiß ich doch, meine Güte! Wenn wir ihn aber in drei Minuten nicht gefunden haben, müssen wir wieder hoch! Die Auktion dürfen wir auf keinen Fall verpassen."
Nur für einen Moment hatte Levi nicht hingesehen wo er gerade hinlief, als er plötzlich gegen einen großen und muskulösen Mann stieß. Er war einer von der Sorte, mit denen man sich lieber nicht anlegte.
Wütend begann der maskierte zu schimpfen, brach dann aber sofort ab, als er die Maske seines Gegenüber sah.
,,Was fä-!.... V-V-Verzeiht, b-bitte verzeiht mir, i-ich habe nicht darauf geachtet wo ich hinlaufe. Bitte vergebt mir."
Scheu kuschte der Größere davon, der entsetzte Blick in seinen Augen war unübersehbar gewesen. Doch Levi blieb eiskalt. Mit komplett toten Augen sah er ihn kurz an, was dem Erschreckten sofort einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen lies.
Ohne jegliche Reaktion ging der Schwarzhaarige weiter und nachdem sich sein Partner wieder gefangen hatte, stolperte er ihm sofort nach, um ihn nicht zu verlieren.
,,W-Was hatte das gerade zu bedeuten?", unbewusst fing Armin durch seine Nervosität an leicht zu stottern. Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen antwortete ihm sein Vorgesetzter.
,,Frag nie wieder danach und erwähne es vor niemandem, wenn du weiterleben möchtest."
Verwirrt und auch etwas besorgt sah der Blonde den Kleineren an, hielt aber dennoch seinen Mund. Er war sich nicht sicher, ob er das wirklich ernst nehmen sollte, aber so wie der Mann gerade reagiert hatte, war es wohl das Beste den Ratschlag zu befolgen.
Angestrengt suchten die Beiden alles mit ihren Augen ab, jeden, der ihnen entgegenkam, doch es schien aussichtslos. Besonders Armin schlug das Herz nun schon wie verrückt, er wollte den Allen hier helfen. Aber besonders dieser armen Frau, welche er gerade gesehen hatte.
,,Dort! Dort vorne!", rief er fast schon euphorisch, schlug sich aber sofort auf den Mund. Obwohl er eher seine ganz-Gesichtsmaske traf, welche golden war, bis auf die ausgelassene Stelle zwischen Wangen und Kinn -da war es eher ein bräunlicheres Weiß. Hübsche Ornamente schmückten das Teil.
,,Armin!"
,,Entschuldigung...."
,,Argh, egal. Komm, wir folgen ihm."
Bemüht unauffällig folgten sie dem zwei Meter Hünen und der Blonde war froh, den Hauptgefreiten an seiner Seite zu haben. Der Angestellte folgte nun der Menschenschar, welche sich auf den Weg zur Auktionshalle machte.
Mit etwa zehn Meter Abstand gingen sie die Treppe hinauf und er bog als Einziger nach links ab, die restlichen Menschen gingen nach links.
,,Komm, wir folgen ihm."
Erneut bog er nach weiteren fünfzehn Schritten ab und sie wollten ihm schon folgen, als plötzlich eine weitere Gestalt vor ihnen auftauchte.
Mit einem erschreckten Aufschrei Armins und einem ,,Huah!" von Levi wichen sie einen Schritt nach hinten.
Eine größere Person stand plötzlich vor ihnen, die Maske war in der Mitte wie geteilt. Rechts war alles schwarz, links alles weiß. Die Ausnahme waren die Lippen, welche zu einem verrückten Grinsen nach oben gezogen waren und die jeweilige Farbe der anderen Seite hatten. Um die Augen herum war der Platz wie durch einen zerdatschten Kreis freigemacht, in welchen irgendwelche Notenzeilen reingemalt -oder geklebt- waren. Am Hinterkopf war ein brauner Schopf, zusammengebunden zu einem Pferdeschwanz.
,,Hanji!", fuhr Levi seine Kollegin an, ,,Wir müssen weiter den Typen verfolgen!"
,,Das braucht ihr nicht."
,,Hah?!"
,,Die sind alle in einem Gemeinschaftsraum und wenn sie etwas aufsperren müssen, gehen sie nach unten."
Ungehalten verzog Levi sein Gesicht unter der Totenschädelmaske.
,,Das hätte uns aber auch mal einer sagen können."
,,Bis vor fünf Minuten wussten wir es ja auch nicht. Aber jetzt hopp hopp, ansonsten kommt ihr noch zu spät."
,,Sag mal, solltest du nicht irgendwie draußen sein?!"
,,Ja, da geh ich auch jetzt hin. Viel Glück!"
Mit einem schnellen ,,Komm!" packte der Soldat das Handgelenk seines Kameraden und sprintete los. Mit Armin im Schlepptau machten sie sich also auf den Weg in die Auktionshalle, in der nun die Verkäufe stattfinden sollten.
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Hilfe, ich werde gerade selber nervös wenn ich es lese, dabei bin ich das schon so oft durchgegangen😂....
Ganz ehrlich, ich kann nicht glauben, dass ich das vor einem Jahr (und 12 Tagen) geschrieben habe.... Ich werde alt! Die Zeit vergeht viel zu schnell!😂
Lg, eure Kaori :*💖
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