Kapitel 200 "Actor AU [Special]"
AU = Alternatives Universum
~Erzähler~
,,Mmh, Levi~", murmelte die Frau mit den schwarzen Haaren, welche hinten zu einer unordentlichen Frisur zusammengebunden waren, in einen Kuss hinein.
Vorsichtig drückte der Mann mit den ebenfalls genauso rabenschwarzen Haaren sie etwas tiefer in die Matratze auf der sie beide gerade lagen. Mit einer Hand löste er ihre Haare, noch immer gaben ihre Lippen quietschende Geräusche von sich.
Während die erwachsene Frau mit ihren Fingern über seinen Nacken fuhr, ließen sie kurz voneinander ab um Luft zu bekommen.
,,L-Levi, wir sollten das nicht tun.... wir sollten nicht mal in diesem Raum sein...."
Das war richtig, denn sie befanden sich gerade in einem leerstehenden Zimmer eines nicht existierenden Veterans. Kurz gesagt gab es mehr Zimmer als höhergestellte Soldaten im Aufklärungstrupp, daher benutzte das Paar diesen Raum. Schließlich hatten sie wenigstens dort Privatsphäre, denn beide wohnten in der Kaserne in Gemeinschaftsräumen mit um die zwanzig bis dreißig Leute.
Das fahle Mondlicht beschien die beiden Körper. Der Pony des Mannes hing ihm mitten vor die Augen, welche vor Lust glänzten.
,,Ich weiß, aber ich möchte es trotzdem tun, weil es sich richtig anfühlt...."
Erneut drückte Levi der Frau einen Kuss auf die Lippen. Schwer atmend öffnete sie seine Krawatte, welche ihm nun locker von den Schultern hing. Ihre Finger bahnten sich einen Weg nach unten, wobei sie die obersten Knöpfe seines Hemdes öffnete.
Mit einer geschickten Bewegung drückte sie seine rostbraune Jacke nach hinten und auch der Mann entledigte sie ihrer eigenen. Die Schwarzhaarige hatte leicht rote Backen, was sie süß er scheinen lies.
Langsam glitt die Hand des neuen Soldaten unter ihre Bluse. Sanft beugte er sich zu ihrem Ohr und flüsterte dort hinein:
,,Ally..... ich liebe dich...."
,,I-ich liebe dich auch, Levi."
Gefühlvoll verschmolzen ihre Lippen wieder ineinander, ihre Augen waren jeweils geschlossen, während ihre Köper sich eng berührten.
,,Uuuuuuuuund CUT!!!", rief jemand im Hintergrund und eine rasselnde Glocke ertönte.
Sofort begannen die Menge zu tuscheln und die hellen Scheinwerfer im Studio gingen wieder an. Das bis gerade eben künstlich erzeugte Nacht-feeling war auf einmal zerstört.
Schmerzhaft stöhnend drückte der schwarzhaarige Schauspieler seinen Buckel wie eine Katze durch und strich sich darüber. Die Frau unter ihm lag noch immer auf der Matratze, während er quasi auf ihr saß.
,,Du kannst deine Hand jetzt aus meiner Bluse ziehen.", sagte sie monoton. Verwirrt blickte ihr Gegenüber zu ihr hinunter und verstand erst dann was sie meinte.
,,Oh, 'tschuldigung, Alexa."
,,Macht nix."
Der Größere rollte sich nun endlich von ihr herunter und beide pflanzten sich an den Rand der Matratze.
,,Schon aufgeregt?"
Erheblich nickte die Erwachsene.
,,Ja..... ich habe wirklich Angst, dass ich für Ally Hate abbekomme.... du kennst die Levi-Fangirls ja."
,,Werden immer gleich eifersüchtig auf einen nicht mal existierenden Charakter. Bisschen dumm, oder?"
Der Schauspieler bemerkte wie sich ein trauriger Schleier um das Gesicht seiner Kollegin legte, weshalb er leicht gegen ihre rechte Schulter boxte. Aufmunternd grinste er von einem Ohr über das andere.
,,Hey, das wird schon! Nur nicht den Mut verlieren. Natürlich wird es solche und solche geben, aber ich denke, dass Ally gut ankommen wird. Sieh's positiv: Das ist deine erste 'große' Rolle mit der du vermutlich richtig bekannt wirst!"
,,Danke, Levai...."
Das stimmte, bisher hatte Alexa nur bei entweder kleinen Filmen oder Serien mitgemacht und das meistens nur als Nebencharakter.
,,Komm, beim anderen Set müssten sie jetzt schon mit dem Dreh fertig sein, sagen wir mal Erän und so doch mal hallo."
Jetzt begann auch die andere Schwarzhaarige zu Lächeln und beide standen endlich auf.
,,Klingt gut!"
Ihr versteht die Situation gerade nur zur Hälfte?
In Ordnung, dann fangen wir mal vier Wochen vorher an.
»Kopf hoch, Alexa! Du wirst die Bühne rocken!«, ertönte eine helle Frauenstimme aus dem Handy, welches die Angesprochene zwischen ihrem Kopf und Schulter presste, da sie keine Hand frei hatte.
Die Schwarzhaarige stand vor ihrem Bett und faltete ihre Kleidung ordentlich zusammen, während sie mit ihrer blonden Cousine telefonierte.
,,Meinst du wirklich, Cara?"
Unsicher verzog Alexa ihr Gesicht. Einerseits weil sie damit ihre Verwandte meinte und andererseits weil sie gerade das wohl hässlichste Pferde-T-Shirt der Welt in ihren Händen hielt.
»Aber klar doch. Du bekommst die Rolle schon.«
,,Und selbst wenn, was ist, wenn die Fans den Charakter und somit mich hassen?"
»Jetzt mach dir mal nicht in die Hose, Schätzchen. Das ist deine große Chance, also kneif deinen fetten Arsch zusammen. Stell dir vor mit was für Spitzenschauspielern du dann zusammenarbeiten wirst. Hach, besonders diesen Levai würde ich gerne mal kennenlernen....«
Obwohl die Frau wusste, dass die am anderen Ende es nicht sehen konnte, fing die Schwarzhaarige an breit zu grinsen.
,,Auch wieder wahr. Alter, was habe ich da bitte in der Grundschule für hässliche Oberteile getragen....?!!"
»Dein Merch aus der Jugend ist auch nicht besser.«
,,Hallo?! Ich trag' den heute noch! Außerdem: Wer war es denn, der mir ein T-Shirt mit Boku no Pico drauf geschenkt hat?"
Sofort erklang ein herzhaftes Lachen aus den kleinen Lautsprechern.
»Haha, das stimmt. Ich hätte Suus und Harolts Gesichtsausdrücke nur zu gerne gesehen!«
,,Alter, mein Vater ist ein Geistlicher, was erwartest du da, wenn seine Tochter zu Weihnachten so etwas geschenkt bekommt? Es war wirklich zu göttlich."
»Badum tss.«
,,Och...."
»'Tschuldigung.«
Sorgfältig faltete die Dame ihr letztes, altes Oberteil, bevor sie es auf einen Stapel zum Ausrangieren legte.
,,Alexa! Kommst du bitte mal runter?", erklang die Stimme ihrer Mutter durch das Treppenhaus.
,,Ja!! Du hast es gehört, Cara: Ich muss los."
»Gott, Al, du bist inzwischen schon vierundzwanzig. Zieh doch mal von zuhause aus.«
Verzweifelt hob die Akteurin eine Hand, in der anderen hielt sie ihr Mobiltelefon.
,,Was soll ich denn machen?! Als völlig unbekannte Schauspielerin verdient man halt so gut wie nichts."
»Dann krall dir endlichen einen Typen oder ein Mädchen und zieh mit der dann zusammen. Oder zieh halt wenigstens bei denen ein.«
Gespielt genervt seufzte die Ackamann, obwohl sie wusste, dass die Blonde recht hatte. Sie sollte endlich mal hier raus.
,,Ja ja, wir werden's sehen. Na dann, ich muss mal. Ciao!"
»Bis dann.«
Ein Tuten ertönte und die Schwarzhaarige nahm ihr Handy vom Ohr. Noch kurz checkte sie das Display, bevor sie das altmodische Klapphandy zusammenklappte. Vielleicht würde das Nokia ihr eine Tages noch das Leben retten, man wusste ja nie.
,,Alexa?"
,,Ich komme, Mum!"
Unachtsam warf sie den Kleiderstapel auf den Boden -ohne ihn zu zerstören- und lief dann die Treppe ins Erdgeschoss nach unten. Neben ihr an der Wand war ein Sessel, welcher sich elektrisch von einem Stockwerk ins andere fuhr.
Dieser war für ihre Mutter, welche nun schon seit etwas mehr als vier Jahren im Rollstuhl saß. Genau diese ältere Dame stand -oder wohl eher saß- gerade in dem großen Flur. Das gesamte Haus war riesig, schließlich hatten die Ackamanns nicht gerade wenig Geld.
,,Was gibt's denn, Ma?", fragte ihre Tochter, welche die letzten Treppenstufen einfach so heruntersprang. Etwas, dass die Mutter nicht so gerne sah, aber sie sagte dieses Mal nichts.
,,Sieh mal, Al, es ist ein Brief für dich gekommen."
,,Hä, wer schreibt denn heute noch sowas altertümliches?"
,,Sagt die mit dem Tastenhandy."
,,Hmpf...."
Schon völlig in den Gedanken versunken nahm die Schwarzhaarige der Grauhaarigen das Kuvert ab und schnappte sich einen Brieföffner von der Kommode direkt neben ihr.
,,Was steht drin?", wollte Suu sofort wissen, doch anstatt zu antworten öffnete ihr Kind den Umschlag und zog ein Papier hervor.
Während sie unverständlich den Text vor sich hin murmelte, weiteten sich ihre Augen, bevor sie mit einem Freudenschrei einen halben Meter in die Luft sprang.
,,WUHUUU!!! Ich hab ihn! ICH HAB IHN! ICH HAB DIE ROLLE, VERDAMMT NOCH MAL!!"
Überglücklich fing auch ihre Erzeugerin an breit zu Lächeln und klatschte fröhlich in ihre Hände.
,,Na das ist doch mal eine frohe Botschaft! Herzlichen Glückwunsch, Schatz, ich freue mich wahnsinnig für dich."
In dem Moment raste Alexas Herz so schnell, dass sie das Gefühl hatte, gleich alles und jeden einfach so zu umarmen. Von der hässlichen, antiken Vase im Wohnzimmer bis hin zu ihrer Schulfeindin Laventer. Okay, die hätte sie vermutlich vorher noch mal geschlagen, aber das ist eine andere Gesichte.
Überschwänglich drehte sich die junge Frau um ihre eigene Achse, während sie wie eine Ballerina umher tanzte. Ihre ersten Geschwister kamen schon aus dem riesigen Wohnzimmer heraus um nachzusehen, was denn da gerade bitte so los war.
„Aru, was ist denn jetzt schon wieder los?"
,,Mann, Taehyung, sprich doch meinen Namen endlich mal richtig aus. Aber heute ist mir das sogar egal! Ich habe die Rolle bekommen!!"
,,Was für eine Rollade?", hackte eines ihrer kleineren Geschwister völlig verwirrt nach, woraufhin ein lautes Lachen aus dem Zimmer hinter ihnen kam. Fußtritte ertönten und ein großer Mann trat hinter den Kleinen aus der Tür.
Er trug ein schwarzes Gewand, was eher einer Robe ähnelte, und dazu noch ein Kreuz, welches ihm um den Hals hing und schlussendlich auf Höhe seines Bauche endete.
Er sah nicht mehr sonderlich jung aus, hatte sich aber deutlich besser gehalten als seine Frau, welche schon völlig weißgraue Haare hatte.
,,Keine Rollade, eine Rolle. Aru darf nun eine Person aus einer bekannten Serie spielen."
,,Aber nicht in Attack on Titan, oder?!", brüllte ein weiterer Junge aufgebracht, welcher der beste Freund von Taehyung war.
Sofort fing Alexa an noch breiter zu grinsen.
,,Daaaad, ich hab dir gesagt du sollst mich so nicht mehr nennen. Ich ruf jetzt erst mal Cara an! Das muss gefeiert werden!"
[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]
[My generation - The Who]
Etwa eine Woche später verabschiedete sich Alexa von ihrer Familie und Freunde, schließlich musste sie weiter weg ziehen. Das Studio zum Drehen war leider am anderen Ende des Landes, aber dafür freute sich die aufstrebende Schauspielerin umso mehr auf die neuen Erfahrungen.
Der Abschied war für ihre Angehörigen nicht einfach, schließlich war das wie ihr Auszug. Besonders für ihre Zwillingsschwester Vivyenne war es besonders schlimm. Die Beiden hängten sehr aneinander.
Schon seit Stunden ratterte der Zug über die endlosen Felder, was dazu führte, dass es schon bald dunkel werden würde. Alexa hatte sich tief in ihren Sitz vergraben, obwohl sie am liebsten zu dem Song ›My generation‹ von ›The Who‹ mitgesungen und getanzt hätte, doch das wäre in ihrem Abteil dann wohl doch etwas zu seltsam gewesen.
Auf der anderen Seite hatte sie aber auch Angst, schließlich hatte sie noch nie bei einem Drehort übernachten oder gar leben dürfen. Schon die ganze Fahrt über starrte sie unaufhörlich in ihr altes Handy hinein. Sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft sie sich das Skript nun schon durchgelesen hatte.
Per Fax hatte sie alles zugeschickt bekommen und diese Seiten hatte sie dann abfotografiert. Der alte Mann gegenüber von ihr hielt sie wohl für eine dieser Handy-Süchtigen jungen Menschen. Jedenfalls seinem ungehaltenem Blick nach, doch darauf gab die Schwarzhaarige rein gar nichts.
'Hm, da geht es in der ersten Folge ja schon so richtig zur Sache.... Naja, es werden ja eh nur zwei OVA-Folgen mit mir. Die erste wird schon kurz nach dem Dreh released. Einige Schauspieler wie Levai, Hangi, Keiith und Ervin werde ich auf jeden Fall kennenlernen, aber wie es wohl mit den anderen wie Erän oder Armim aussieht? Das Studio, in dem unsere Folgen gedreht werden, soll wohl gleich neben den 'normalen' Folgen sein. Ich bin schon so gespannt! Ich darf also mit einem der weltweit heißesten Männern rumknutschen.... Klingt nach Spaß, hoffentlich ist er er kein Arsch....'
Während sich Alexa noch um sowas sorgte, hielt der Zug plötzlich an und eine computergesteuerte Frauenstimme machte eine Ansage, in der gesagt wurde, dass sie nun an der Haltestelle angekommen waren, zu welcher die junge Schauspielerin wollte.
Hektisch packte diese ihren Koffer und stürmte im Eiltempo durch die aufgrund der schon fortgeschrittenen Zeit vollkommen leeren Gänge. Mit quietschenden Absätzen hüpfte sie gerade noch rechtzeitig aus dem Wagon heraus und landete auf dem Steig.
,,Puh, geschafft!"
Die erste Hürde war überwunden, aber es waren ja noch genügend mehr zu überwinden.
,,Das hier ist die Adresse... aber.... wie komme ich denn da hin?", sprach sie mit sich selber, als ihr plötzlich jemand von hinten auf die Schulter tippte. Erschrocken drehte sich die Frau um, doch es stand nur ein größerer Mann mit zurückgekämmten Haaren hinter ihr.
Ein seltsames Lächeln schlich sich auf seine Lippen -auch wenn es nicht unfreundlich war.
,,Hallo. Kann ich Ihnen helfen?"
Zögerlich drehte sich Alexa nun ganz zu ihm um.
,,Ähm, ja. Könnten Sie mir sagen, wo es hier Taxis gibt?"
Überrascht blinzelte der Unbekannte ein paar mal, bevor er schallen loslachte.
,,Sie sind ein Stadtkind, nicht wahr?"
Beschämt lief sie etwas rot an.
,,W-woher wissen Sie das?"
,,Na hören Sie mal. Das hier ist so ein kleiner Bahnhof, dass man die Taxis sofort sehen müsste. Tut man aber nicht, da es keine gibt. Hier auf dem Land ist es nicht so wie in einer Großstadt, daher sind Sie verwirrt. Aber keine Sorge, es gibt eine App fürs Handy, mit Sie man eins rufen können."
Na toll, das war jetzt nicht wirklich hilfreich. Entschuldigend zog die Dame ihr altes Teil aus der Manteltasche und hielt es nach vorne. Die kleinen Anime-Anhänger baumelten von links nach rechts.
,,Könnten Sie das vielleicht für mich übernehmen? Ich glaube nämlich nicht, dass meins schon sowas kann."
,,Ja klar. Ich bin übrigens Jon, freut mich Sie kennenzulernen."
,,Alexa. Die Freude ist ganz meinerseits."
Höflich gaben sich die beiden Fremden die Hand, bevor der Mann sein Mobiltelefon zückte und anfing wild darauf herumzuwischen.
Keine Minute später drückte er dann auf eine der Tasten und das Display wurde schwarz.
,,So, ist erledigt. Das Taxi sollte in etwa zwanzig bis dreißig Minuten da sein."
Wenn sie ehrlich war schockte das die Schwarzhaarige etwas, schließlich gab es solche Probleme in Metropolen so gut wie nie. Doch sie versuchte sich einfach nichts anzumerken zu lassen.
,,Oh.... äh, danke. Sie-Sie können nun ruhig weiter gehen, vielen Dank."
Aber anstatt auch fortzubewegen blieb Jon stehen und schüttelte seinen Kopf.
,,Ich kann doch keine junge Lady auf einem verlassenen Bahnhof mitten in der Nacht im Dunkeln alleine lassen. Ich warte hier mit Ihnen."
Nervös fuchtelte Alexa mit ihren Händen vor ihrem Gesicht hin und her.
,,A-ach, das ist doch nicht notwendig! Ich kann mich gut selbst verteidig-"
,,Wollen wir uns da drüben auf die Bank setzen? Daneben ist gleich ein Entlüftungsschacht, daher sollte es sogar etwas warm sein. Bei diesen Temperaturen fallen einem ansonsten doch noch die Finger ab."
Etwas ungehalten verzog die Frau ihr Gesicht, bevor sie wieder die höfliche Mine aufzog und nickte.
,,In Ordnung."
Die Beiden setzten sich also hin und quatschten etwas, bis ein gelbes Taxi an der Straße hielt. Sofort stand Alexa auf und wollte alleine gehen, doch dieser Typ folgte ihr bis zu dem Auto.
,,Vielen Dank noch mal."
,,Keine Ursache. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Alexa. Vielleicht können wir dann ja einen Kaffee trinken gehen?"
Unschlüssig lächelte die Angesprochene.
,,Ja, vielleicht.... ich lasse es mir durch den Kopf gehen. Tschüss!"
Schnell öffnete sie die Türe zur Hinterbank, warf ihren Koffer hinein und danach sich selbst. Als Taxifahrer saß ein Mann etwa Mitte dreißig am Steuer, welcher völlig übermüdet aussah.
,,Wo geht's hin?"
,,Hier bitte."
Anstatt die Adresse laut vorzulesen hielt die Schauspielerin ihre Hand nach vorne und nachdem der Fahrer den gewünschten Ort lokalisiert hatte, fuhr er los.
Noch immer sah die Schwarzhaarige auf ihr noch immer makelloses Display ohne Touch.
'Jon war schon nett und süß.... ob ich mich wohl mal mit ihm verabreden sollte? Er hat gesagt, dass er in diesem Kaff wohnt und in einem Lokal arbeitet. Außerdem hat er mir seine Nummer gegeben.... Vielleicht sollte ich ihn aufsuchen? Wäre schon lustig, wenn etwas aus uns werden würde.... Ach was, ich sollte mich jetzt erst mal um meinen Job anstatt um irgendwelche Romanzen kümmern!'
Ihr Blick wanderte zu der Fensterscheibe direkt neben ihrer rechten Stirn. Auf der glatten Oberfläche konnte sie sich selbst erkennen.
Draußen war alles stockdunkel und obwohl die Temperatur passte, gab es hier leider keinen Schnee.
Die Fahrt verlief in völligem Schweigen bis sie ankamen und Alexa zahlte.
,,Stimmt so."
,,Man dankt. Auf Wiedersehen."
,,Wiedersehen."
Damit ging der Motor des Automobils erneut an und das gelbe Ding fuhr davon. So spät in der Nacht konnte sie kaum etwas erkennen, aber immerhin wurde ihr gesagt welcher Wohnwagen ihr gehörte.
Auf einem Platz standen so viele davon, dass sie bedenken hatte, ihren eigenen in dieser Tageszeit gar nicht mehr zu finden. Doch das Glück war auf ihrer Seite und wie ausgemacht befand sich der Schlüssel dazu unter der Fußmatte. Wie originell.
Aber anstatt sich ihr neues Heim genauer anzusehen steuerte sie direkt auf ihr Schlafzimmer zu und lies sich einfach auf das Bett fallen. Die Chancen gegen die Müdigkeit zu gewinnen waren gleich null, weshalb sich ihre Augen schlossen und ins Land der Träume glitt.
*
Kaum war es der nächste Morgen, weckte Alexa ein schepperndes Geräusch. Sofort riss sie ihren Oberkörper hoch und wäre fast von der Matratze gerollt, konnte sich aber gerade noch so fangen.
Da! Schon wieder dieses Geräusch! Es kam direkt aus ihrem Wohnwagen, also musste irgendjemand drinnen sein.
Kurz entschlossen packte sie die Bratpfanne, die aus welchen Gründen auch immer gerade auf dem Nachkästchen lag.
Auf Zehenspitzen trippelte die gefühlte Agentin zu der noch immer offenen Türe und lugte vorsichtig hinaus. Etwas weiter vorne stand jemand und was auch immer er da tat, er führte bestimmt nichts gutes im Schilde!
Mit wütendem Gesicht lief sie Zentimeter für Zentimeter weiter bis sie direkt hinter dem Unbekannten stand. Der hatte sie noch immer nicht entdeckt -zu seinem Pech.
Ohne auch nur ein kleinstes Geräusch zu machen hob die Schwarzhaarige die Pfanne, holte aus, und schlug zu.
Ein dumpfes Geräusch erklang und der Mann sackte bewusstlos zu Boden.
,,YAS! Strike! Eins A ausgeknockt!", lobte sie sich selbst, bereute ihre Tat aber schon eine Millisekunde später. Entsetzt klappte ihr ihre Kinnlade hinunter als sie den schwarzen Undercut erkannte.
,,Oh Scheiße, ich habe jemanden niedergeschlagen! W-was ist, wenn er tot ist?!"
Entsetzt ging die Frau in die Knie und legte zwei Finger an den Hals des Typs.
,,Gottseidank, er atmet noch!"
Mit größter Mühe packte sie ihn unter den Achseln und hievte ihn so weit, bis er auf einem Stuhl saß. Besorgt sah sich die Schwarzhaarige seinen Hinterkopf an. Immerhin hatte sie ihn schon mal nicht sichtbar verletzt.
Sie ging wieder nach vorne zu ihm, als plötzlich ein Zucken durch den bis gerade eben noch reglosen Körper ging. Der Mann hatte rabenschwarzes Haar in einem Undercut, feine Gesichtszüge, einen recht kleinen aber gleichzeitig auch muskulösen Körperbau und dazu blaugraue Augen.
Diese öffnete er nun und blinzelte ein paar Mal um etwas sehen zu können. Misstrauisch blickte ihn die junge Frau an, welche ihre rechte Hand neben ihm an der Stuhllehne platziert hatte.
,,Wer bist du?", hackte sie misstrauisch nach.
Er schien noch immer überrascht, fing sich aber innerhalb von Sekunden und räusperte sich. Anschließend fing er an wie ein Ritter aus dem Mittelalter zu sprechen:
,,Ich weiß nicht wer Ihr seid, noch wie es dazu kam, dass ich Euch fand, doch möchte ich nur eines sagen:
Hi.", plötzlich wackelte er mit einer seiner extrem dünnen Augenbrauen und zog seinen linken Mundwinkel gefühlt bis hinter zu seinem Ohr, ,,Wie läuft's 'n so? Mein Name ist Levai. Alles in Butter? Hm?"
Das brachte die Ackamann jetzt völlig aus dem Konzept. Unfassbar verwirrt zuckten ihre Augenlieder während sie in die Seelenspiegel ihres Gegenüber sah.
,,Hast du gerade wirklich eine Anspielung auf Rapunzel gemacht?"
,,Warte, du kennst den Film?!"
,,Ja klar."
,,Ach so.... das ist jetzt awkward."
,,Aber wieso bist du denn nun hier?"
,,Ich wollte dich halt kennenlernen. Aber dürfte ich um die Nennung Ihres Namens bitten?"
,,Alexa."
,,Gesundheit."
,,Klappe. Aber wieso fragst du mich nach meinem Namen wenn du ihn eh schon weißt?"
Entschuldigend hob der Mann seine Hände.
,,Wollte nur höflich sein und die Situation etwas verbessern."
,,Hat nicht sonderlich geholfen."
,,Hab ich auch bemerkt.... ahm.... könntest du vielleicht.... die Bratpfanne aus deiner Hand nehmen? Die macht mir etwas Angst...."
Völlig neben der Spur sah die Schwarzhaarige auf das Kochutensil und stellte sich endlich wieder gerade hin.
,,O-Oh, ja klar, Verzeihung."
Mit einem leisen Ächzen richtete sich Levai auf und rieb sich schmerzverzerrt über den Hinterkopf.
,,Autsch.... sag mal, darf ich dich nochmal um was bitten? Könntest du kurz was aus dem Gefrierfach holen? Mir brummt die Birne."
,,Wo ist das denn?"
Er sah sie nun so an, als hätte sie ihm gesagt, sie käme vom Mars und wüsste daher nicht was ein Pedalo sei.
,,In der.... Küche? Die ist gleich da drüben eingebaut."
Die Schwarzhaarige nickte und fand in dem kleinen Ding tatsächlich ein Kühlpack. Warum auch immer das da lag....
Anschließend wickelte sie es in ein frisches Geschirrtuch und überreichte es dem Verletzten.
,,Danke. Willst du nicht gleich auch noch die anderen Crewmitglieder kennenlernen?", bot der Schauspieler an, woraufhin seine Kollegin eifrig nickte.
,,Gerne."
Zu zweit verließen sie also den Wohnwagen. Ganz im Gegensatz zum Abend zuvor war nun alles voller Leben und überall rannten Leute entweder entspannt oder hektisch herum.
,,Gleich wird eine Szene aus dem Kampf um Trost nachgedreht. Quasi als Rückblende.", begann der Mann einfach zu erzählen während sie weiterliefen, ,,Danach kommen noch ein paar Shots aus dem Baumriesenwald für den Trailer. Die Dreharbeiten für den Spin-Off von Levi beginnen erst heute Nachmittag, also hast du schon mal den Vormittag frei, Alexa."
Interessiert betrachtete die Angesprochene sein Gesicht von der Seite. Sie musste zugeben, dass er wirklich gut aussah.
'Mit diesem heißen Typen darf ich dann also nachher rumknutschen.... wow....'
,,Könntest du mich vielleicht Al nennen? Bei ›Alexa‹ müssen alle immer gleich an das Ding von Amazon denken."
Überrascht drehte der Schwarzhaarige seinen Kopf zu der Kleineren, welche ihn bittend ansah.
,,Aber natürlich. Ich wäre dafür, dass wir uns duzen. Ist für die Arbeit besser."
,,Gerne."
Just in dem Moment ertönte ein völlig hyperaktiver Schrei einer Frau, welche auf den Mann zuraunte und ihn sogleich fest in die Arme schloss.
,,Mensch, Levai! Da bist du ja!"
Etwas verwirrt sah Alexa die schwarzhaarige Frau an, welche schon ihr Kostüm mit dem roten Schal trug.
,,Du musst so schnell wie möglich zur Maske! Ich bin gerade fertig geworden, aber du musst in zwanzig Minuten schon wieder drehen."
,,Ja ja", winkte der einzige Mann in der Runde ab, ,,Ich wollte nur schon mal Al begrüßen."
,,Al?"
,,Äh.... das bin ich."
Schüchtern blickte die Kleinste zu der Größten auf, welche wohl einen kurzen Augenblick brauchte um zu verstehen.
,,Ach das bist du! Hi! Toll, dich auch mal kennenzulernen."
Überschwänglich zog die Schauspielerin die Kleinere in die Arme.
,,Aber ich dachte eigentlich du würdest Alexa heißen...."
,,Tu ich auch, aber bitte nennt mich Al."
,,Klar doch. Warum hälst du dir eigentlich eine Tüte an den Hinterkopf?"
Sofort begann Levai breit zu grinsen -offensichtlich lächelte er sehr gerne.
,,Wir haben hier ein sehr wehrhaftes Teammitglied bekommen. Ich bin in ihren Wohnwagen gegangen und wollte ›Hallo‹ sagen, wurde dann aber von einer Bratpfanne niedergestreckt."
Al lief schamrot an und blickte zu Boden. Wie peinlich!
Das dachte sie jedenfalls, bis die Unbekannte eiskalt sagte:
,,Das hast du sowas von verdient. Man geht nicht einfach so in den Wohnwagen einer Dame."
,,Ey! Du bist gemein!"
Unschlüssig sah die kleine Schauspielerin zwischen den Beiden hin und her.
,,Darf ich euch was fragen?"
,,Schieß los!"
,,Seid ihr zusammen oder so?"
Natürlich gehörte sich diese Frage nicht, doch da sie Levai später küssen musste, wollte sie das vorher nochmal abklären.
Verwirrt sahen sich die beiden Schwarzhaarigen an und prusteten dann lauthals los.
,,Nein. Darf ich die vorstellen: Mimkasa, meine Cousine."
,,A-Ach so, tut mir leid. Nur falls du seine Freundin gewesen wärst, dann-...."
,,Ey, es ist alles gut. Und jetzt los mit dir, du fauler Sack! Yeelena bringt dich um, wenn du nicht sofort bei ihr in der Maske bist!"
,,Ja ja, ich geh ja schon!"
Mit hurtigem Schritt lief der Schwarzhaarige los und lies die beiden Frauen hinter sich.
Wie ihr Cousin auch lächelte die Schalträgerin nun.
,,Willst du vielleicht bei den Dreharbeiten zusehen? Man kann einfach in die Halle gehen."
,,Wenn ich darf natürlich gerne."
,,Klar doch! Boah, dieser Schal ist so heiß.... wie überlebt Mikasa das bloß?"
,,Sie ist doch nur fiktional."
,,Stimmt. Na komm, gehen wir!"
*
Die Zeit verging wie im Fluge während Alexa ihren Kollegen zusah. Alles wurde vor einem Greenscreen gedreht, nur ein paar vereinzelte, extra hergestellte Dinge standen da.
Als letzte Szene wurde der Hauptgefreite Levi von oben herab heruntergelassen und sah nun traurig zu der Frau hinab, welche helle, rotbraune Haare hatte und mit dem Oberkörper an einem Baumreplik lehnte.
Alles war voll mit Kunstblut. Die Szene wurde also abgedreht und kaum war sie so im Kasten, dass es passte, ertönte eine Klingel und ein lautes ,,Cut!!" erklang.
Sofort bewegte sich die Schauspielerin der Figur Petra und richtete sich stöhnend auf.
,,Aua, mein armer Nacken.... tut der weh...."
,,Alles okay?", erkundigte sich Levai sofort und legte behutsam eine Hand auf eines ihrer Schulterblätter.
,,Geht schon, danke. Weißt du eigentlich wo mein Verlobter ist? Dem muss ich noch was geben."
Sofort mischte sich eine Frau -die wohl Maskenbildnerin war- ein:
,,Der wollte noch irgendwas aus seinem Wohnwagen holen. Soll ich Sie aber nicht erst noch abschminken? Das sieht vielleicht doch etwas zu gruselig aus."
,,Ja, gute Idee, ansonsten bekommt der wieder einen Herzinfarkt."
Die Rothaarige ging also mit der Unbekannten fort und Al's Blick fiel auf ein paar jüngere Schauspieler in ihren Kostümen.
An einem von ihnen war die gesamte rechte Schulter und Gesichtshälfte mit grünem Stoff überzogen. Ein weiterer Junge mit kurzen braunen Haaren im Undercut stand bei ihm und dazu auch noch ein größerer Typ mit kurzem braunem Haar und grün leuchtenden Augen.
Offensichtlich alberten sie gerade etwas herum, denn schon von der Ferne aus konnte man sie lachen hören.
'Sie sehen nett aus.... vielleicht sollte ich zu ihnen gehen und mich vorstellen?', schoss es Alexa durch den Kopf und sie wollte gerade losgehen, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte.
Ein frech grinsender Levai stand nun hinter ihr.
,,Hey, und? Wie waren die ersten Eindrücke?"
,,Du bist echt gut."
,,Was? Im Bett?"
Spielerisch boxte die Frau dem Mann leicht beschämt auf die Brust.
,,Idiot! Und was ist mit dir? Du siehst irgendwie.... traurig aus."
Kurz zögerte der Schwarzhaarige mit seiner Antwort, und blickte dann etwas zu Boden.
,,Ich weiß nicht, solche Szenen zu drehen geht mir irgendwie nahe...."
Auch wenn sie sich erst seit weniger als vier Stunden kannten, fühlte Al eine gewisse Sympathie zu dem jungen Mann. Daher konnte sie einfach nicht anders als ihre Arme um seinen Nacken zu schlingen.
Vorsichtig zog sie ihn in eine Umarmung, was der Schwarzhaarige gern erwiderte.
,,Du bist mit den Absätzen echt groß.", murmelte die Frau unbewusst in sein Ohr hinein.
,,Um ehrlich zu sein hat mich in meinem ganzen Leben noch nie jemand groß genannt."
Auch wenn er es nicht zugab, fand Levai diese Aussage doch recht süß.
,,Pft, bist zwar größer als ich, bist aber trotzdem noch ein Gartenzwerg."
,,Du Pavianarsch."
,,Stinkstiefel."
,,Hexe."
,,Mini Opa."
,,Verzogene Göre."
,,Schlappschwanz."
,,Oberpfeife."
,,Unterdimensionale Bakterie."
,,Ewige Null -halt stopp, das stimmt nicht mal."
Die Beiden hatten sich wieder voneinander gelöst, nur um sich dann mit schelmischem Grinsen gegenseitig Beleidigungen an den Kopf zu werfen. Keiner von ihnen konnte sich erklären, warum sie jetzt schon so gut miteinander auskamen.
Den letzten Satz sagte Levai mit Blick auf ihre Brust, nur um dann in deren Richtung mit seinem Finger zu zeigen. Sofort lief die Frau etwas rot an, holte zum Schlag aus und schnellte ihre Hand auf seine Wange.
Inzwischen hatte sich schon eine kleine Schar Schaulustiger gebildet, welche nun erschrocken zusammenzuckten. Jeder ging davon aus, dass gleich eine Schlägerei stattfinden würde, doch stattdessen hörte man nur ein tiefes Kichern.
Verwirrt starrte Alexa ihren Gegenüber an, welcher plötzlich auf sie zustürmte und anfing sie wie wild zu kitzeln.
,,HAHA!! LEVAI! HÖR AHAUF!! HAHA!!!"
*
,,Und, wie war dein Tag heute so?", fragte Ally mit sanfter Stimme und stellte ihre Tasse mit ihren dünnen, langen, femininen Fingern zurück auf den Tisch. Ein paar Plätze weiter saß Levi, welcher in seiner rechten Hand auch einen Tee hielt.
,,A-a-ahm, um genau zu sein t-total beschissen, ich meine, wir mussten so viel Sch-Scheiße an Arbeit übernehmen und so. D-d-du-d n-natürlich a-auch....", stotterte der Schwarzhaarige völlig unbeholfen.
Er wusste selbst ganz genau, dass er gerade verkackte, weshalb er sich erneut versuchte herauszureden.
,,Außerdem wa-ar.... v-verstopft.... K-Klodeckel... Scheiße übergequollen... also.... ich meine! Ahm..... urgh....."
Peinlich berührt hob der Soldat seine Tasse an, während Ally deutlich ein Kichern unterdrücken musste. Mithilfe seiner seltsamen Art und Weise hob der Mann das Porzellan zu seinem Mund und wollte daraus trinken.
Doch nichts passierte. Stattdessen starrte er nach unten auf das Keramikding, während er seinen Arm seltsam verdrehte und anschließend anfing zu zittern.
Etwas verwirrt blinzelte die Frau am Tisch, bevor er anfing lauthals zu lachen.
,,Hä?! Wie kann jemand so trinken?!"
,,Levai! Mach hinne."
,,Aber es geht nicht! Wirklich nicht! Haha, es kommt einfach nix raus, tut mir leid!"
Aus dem Studio hörte man von der Crew schamlos Lachen, bis der Schauspieler die Tasse wegnahm, nur um dann zu bemerken, dass sein gesamter Latz voller Schwarztee war.
Jetzt konnte sich auch Alexa nicht mehr zurückhalten und prustete los. Genauso amüsiert sah auch Levai aus und eine Klingel ertönte, gefolgt von einem:
,,CUT!!! Wir nehmen den letzten Take und sprechen einfach drüber!"
,,Okay, Leute, wir sind für heute fertig!"
Zwar war es erst fünf Uhr Nachmittags, doch die Dreharbeiten für die erste Folge waren inzwischen fast komplett abgeschlossen.
Stöhnend standen die Schauspieler auf, während sie sich die Rücken rieben. Die Stühle auf denen sie bis gerade eben gesessen waren, waren extrem ungemütlich.
In den beiden OVA Folgen handelte es um eine Liebesgeschichte des Hauptgefreiten Levi. Da einige Teams fast komplett von den Titan ausgelöscht worden waren, wurden etwa ein bis zwei Jahre nach seinem Beitritt zum Aufklärungstrupp neue Gruppen gemischt. Somit lernte er die Soldatin Ally Ackermann kennen und sie verliebten sich.
Das alles war natürlich nur der reinste Fanservice, aber der musste ja schließlich auch mal sein. Die erste Folge sollte damit enden, dass die Beiden fast ins Bett stiegen. Es sollte nicht ganz klar werden, ob da was laufen würde oder nicht, denn der Plan war, dass man auf die Reaktion der Fans warten wollte. Denn diese wollte ja schließlich niemand verärgern. Wäre ne ganz blöde Idee.
Inzwischen war es schon die zweite Drehwoche von Alexa, da die Originalserie neben zu ja auch noch lief und Levai somit einen engen Zeitplan hatte -und nicht nur er. Sondern auch andere Schauspieler wie beispielsweise Ervin, Hangi, Maike und Nammaba.
Daher zögerte es sich etwas heraus, aber die Ackamann genoss ihren Aufenthalt. Inzwischen hatte sie sich mit so ziemlich allen Darstellern angefreundet, besonders mit Erän. Das zwischen ihr und Levai war etwas.... seltsam. Denn für sie war es ihre erste Rolle, in der sie eine Romanze faken sollte.
,,Alexa, Levai, ihr seid fertig für heute.", sagte der Regisseur zu den Angestellten, welche anschließend nickten und sich auf den Weg zur Maske machten.
Schwatzend liefen sie nebeneinander her.
,,Ähm, Levai?", begann Al nach kurzem Schweigen.
,,Ja?"
,,Wegen der Sache als wir uns zum ersten Mal getroffen haben.... Als ich dich niedergeschlagen hab.... Also, ich wollte mich einfach noch mal bei dir entschuldigen. Du hast was gut bei mir."
Der Mann sah etwas verwundert aus, begann dann aber breit zu grinsen.
,,Ich darf mir also was wünschen?"
,,Wenn du das so ausdrücken möchtest.", zuckte die Frau gleichgültig mit den Schultern.
Urplötzlich blieb der Schauspieler stehen, was seine Kollegin dazu veranlasste es auch zu tun. Momentan standen sie draußen zwischen den Wohnwägen und es schien langsam dämmrig zu werden.
Mit ernsten Augen sah er direkt in ihre bernsteinfarbenen Seelenspiegel.
,,Dann wünsche ich mir, dass du mit mir heute Abend auf ein Date gehst."
*
,,Ich kann nicht fassen, dass ich tatsächlich zustimmt habe...", murmelte Alexa kopfschüttelnd vor sich hin, während sie vor einem Lokal stand. Etwas nervös zupfte sie an ihrem Oberteil, welches eine helllila Bluse mit aufgestickten Mustern war.
Dazu trug sie einen kurzen dunkellila Rock und Schuhe mit hohen Absätzen. Ihre Haare hatte sie hinten an ihrem Kopf mithilfe einer etwas schickeren Frisur befestigt und in ihrer Hand hielt sie eine kleine Handtasche. Make-up mochte sie nicht, denn schließlich war das ja irgendwo wie lügen. Jedenfalls für sie.
Noch einmal holte sie tief Luft bevor sie die Glastüre des edlen Restaurants öffnete. Sogleich kam ein Bediensteter im Anzug zu ihr, welcher sie fragte wohin sie denn wollte.
,,Herzlich willkommen, wie kann ich Ihnen helfen?"
Nervös zuckten die Mundwinkel der Frau hoch, bevor sie ein Lächeln aufsetzte.
,,Hallo, ich bin als Einladung hier. Der Tisch wurde auf den Namen ›Levai‹ reserviert."
Sogleich nickte der Unbekannte und zeigte auf einen der wenigen freien Tische etwas abseits.
,,Dort hinten ist er. Soll ich Sie hinbegleiten?"
,,Nein danke, das schaffe ich schon."
Der ganze Laden war sehr stilvoll und nobel eingerichtet, denn nicht nur war vieles aus dunklem Holz, außerdem waren noch die Wände und Decken in einem satten Rotton gehalten. Helle, goldene Kronleuchter hingen herab und im Hintergrund lief die Musik, die man normalerweise nur aus Filmen in solchen Momenten kennt. Quasi ein Mix aus Klassik und Jazz.
Die anderen Gäste sahen alle ziemlich reich aus, denn die Männer trugen teure Anzüge und die Frauen Kleider und Schmuck bis zum abwinken. Sogleich fühlte sich Alexa etwas unwohl, denn sie war noch nie in so einer Situation gewesen. Zwar war das definitiv nicht ihr erstes Date, aber die, die sie bisher gehabt hatte, waren völlig anders gewesen -sowas wie ins Kino oder shoppen gehen.
Möglichst unauffällig lief die Schwarzhaarige auf den Tisch zu und setzte sich anschließend auf einen Stuhl. Von dort aus hatte sie einen perfekten Blick auf den Eingangsbereich des Lokals.
'Wo bin ich denn hier nur reingeraten?! Das einzige Lokal in das mich mal ein Mann eingeladen hat war McD*nalds! Aber bei so einem bekannten Schauspieler hätte ich mir das schon denken können.... Naja, immerhin seh' ich nicht ganz wie der letzte Penner aus.'
Just in dem Moment ging erneut die Türe des Restaurants auf -eigentlich nichts ungewöhnliches- und ein kleinerer, schwarzhaariger Mann trat ein. Ohne es aufhalten zu können blieb Alexa plötzlich die Luft weg, denn er sah verdammt noch mal heiß aus.
Levai trug eine schwarze Hose, gleichfarbige Lackschuhe, ein weißes Hemd und eine dunkelgrüne Weste darüber. Seine Ärmel waren am Oberarm mit solchen Ringen, die die an einer Stelle zusammendrücken. Außerdem war die Armkleidung auch noch über die Ellenbogen gekrempelt, was seinem Aussehen einen lockeren Ausdruck verlieh.
Unverschämt starrte die Frau den Mann an, welcher auch kurz mit dem Bediensteten an der Türe sprach und dann anschließend auf seinen reservierten Platz zuging.
Erst als er drei Meter vor ihr war, blinzelte die Schwarzhaarige und fing sich irgendwie.
,,Hi. Danke, dass du gekommen bist.", wurde sie begrüßt, woraufhin sich Al etwas beschämt räusperte.
,,Hallo."
Levai stellte seine Arme angewinkelt auf die Tischplatte, faltete seine Finger ineinander und legte seinen Kopf schief darauf.
,,Du siehst verwirrt aus."
Noch immer traute seine Gegenüber sich nicht ihn an zu sehen, da sie bedenken hatte, noch heißere Wangen zu bekommen.
,,Ich habe nur nicht so einen noblen Laden am Ende der Welt erwartet."
,,Das stimmt, wir sind hier ja am Arsch des Landes. Ist für die Drehszenen auf den flachen Feldern am besten."
Just in dem Moment kam der Kellner und die zwei Gäste bestellten etwas. Alexa suchte sich etwas raus, was sich nicht ganz exotisch und abartig teuer klang.
Mit einem kleinen verwegenen Lächeln sah der Mann ihr direkt in die Augen.
,,Kann ich dich was fragen, Al?"
,,Mh, klar."
,,Hast du nen Freund?"
Überrascht prustete die Frau los:
,,Okay, das kam jetzt mal direkt.... Nein, hab ich nicht."
,,Echt!? Ich meine, du bist ziemlich beliebt...."
Jetzt brachte er sie etwas aus der Fassung -was sogar seine Absicht gewesen war.
,,Äh.... ist mir gar nicht aufgefallen."
,,Was?!", sein Lachen wurde noch breiter, ,,Wie kann einem sowas nicht auffallen?"
,,K-keine Ahnung.... Aber wie sieht es denn bei dir aus?"
,,Hätte ich dich sonst hierzu eingeladen?"
Mann, sah der unverschämt gut aus.
,,'Tschuldigung.", kicherte die Schwarzhaarige peinlich berührt.
,,Kein Grund sich zu entschuldigen. Ah,da kommt das Essen."
Eine kurze Pause entstand in der niemand etwas sagte, bis Alexa einfach mal Smalltalk anfing.
,,Wie lange bist du schon Schauspieler?"
,,Etwa um die sechs Jahre. Davor hab ich in 'nem Teeladen gearbeitet."
,,So lange schon? Wow, wie alt bist du denn dann?"
Erst als die Worte ihren Mund verlassen hatten, schlug sie ihre Hand auf ihre Lippen. Das war nicht sonderlich höflich gewesen....
,,Hey, kein Grund sich zu schämen. Aber das Gleiche könnte ich dich fragen."
,,Man fragt eine Dame allerdings nicht nach ihrem Alter."
,,Touché, tut mir leid. Damit du zufrieden bist: Ich bin 27."
Überrascht riss sie ihre Augen etwas auf.
,,27?! Du siehst viel jünger aus!"
,,Danke."
,,Aber wie bist du denn dann darauf gekommen Schauspieler zu werden?"
Abwegig schwenkte Levai seinen Kopf von der linken Schulter zur rechten.
,,Das war durch ein Zufall. Erwin hat 'ne Schauspielschule besucht, war öfters bei uns im Laden, wir haben uns angefreundet, er hat mich mal zu 'nem Dreh mitgenommen und anschließend wollte der Regisseur, dass mich für ein Casting bewerbe. Und du?"
,,Ich wollte schon immer Schauspielerin werden, nur hab ich keinen Platz an einer Schule bekommen, da alles voll war. Daher musste ich immer irgendwelche Nebenrollen übernehmen, bis ich mich jetzt für ›Attack on Titan‹ gemeldet habe und somit hier sitze."
,,Und hat dich deine Familie unterstützt?"
Beschämt kratzte sich Al an ihrem Hinterkopf.
,,Nun ja, sie wollten immer, dass ich etwas 'richtiges' mache. Immerhin durfte ich zuhause weiterhin wohnen. Mein Vater ist Priester bei irgend so 'ner Sekte, musst du wissen. Gottseidank hat meine Schwester den Posten als Anführerin bekommen und nicht ich -ihr macht das Spaß. Und du?"
Während sie sprach hatte Levai sie interessiert angesehen, doch nun legte sich kurz ein trauriger Schleier um seine Augen.
,,Meine Mutter ist schon gestorben als ich noch in der Grundschule war und meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Nach ihrem Tod hat mein Onkel mich bei sich aufgenommen, doch sobald ich im Jugendalter war, ist er geschäftlich immer so oft weggefahren, dass er irgendwann mal gar nicht mehr zurückkam. Seitdem hab ich nichts mehr von ihm gehört."
,,O-Oh, d-das tut mir leid...."
,,Alles okay, ist schließlich schon über zehn Jahre her. Mal ein ganz anderes Thema, wollen wir vielleicht rausgehen? Soweit ich das mitbekommen hab' warst du bisher ja noch nicht mal am Meer, obwohl das hier ganz in der Nähe ist."
,,Gerne!"
*
,,Verdammt, wieso gehen meine roten Wangen nicht mehr weg?!", ärgerte sich Alexa als sie vor dem Spiegel in ihrem Badezimmer stand. Bis vor etwa einer Dreiviertelstunde waren sie und Levai noch am Strand spazieren gewesen, während die Sonne langsam untergegangen war.
Anfangs hatten sie sich noch unterhalten, doch später hatten beide dann nur noch den Moment genossen. Zwar hatte der Schauspieler seinen rechten Arm um die Hüfte seiner Kollegin gelegt, doch mehr war auch nicht passiert.
Inzwischen waren beide wieder auf dem Studiogelände und die Schwarzhaarige verzweifelte gerade, weil ihre Backen noch immer glühten. Das lag daran, dass sie mit dem Mann schon vor Tagen ausgemacht hatte, dass sie sich nachher noch auf ihre Rollen etwas vorbereiten wollten.
,,Okay, ich schaffe das jetzt...."
Die Ackamann holte nochmals tief Luft, bevor sie sich den Stapel Papiere schnappte und anschließend aus ihrem Wohnwagen trat. Mit etwas wackelndem Schritten lief sie die Schotterwege entlang, auf welchen nun keine Menschenseele mehr war, da es schon spät in der Nacht war.
Vorsichtig klopfte die junge Frau an einer Türe an, welche sich schon nach wenigen Sekunden öffnete.
,,H-Hey, Levai, wir hatten ja ausgemacht, dass wir heute Abend noch mal unseren Text durchgehen.... Daher.... uhm...."
Etwas beschämt kratzte sie sich am Hinterkopf. Vielleicht war das ja doch eine dumme Idee gewesen....
,,Super, ich dachte schon du hättest es vergessen. Komm doch rein!"
Kurz zuckte ein Lächeln auch auf Al's Lippen und sie betrat das Reich des Schwarzhaarigen.
,,Setzten wir uns aufs Sofa."
Somit pflanzten sie sich also auf das Möbelstück, Alexa saß rechts und Levai links.
Zwar besprachen sie ihre Textzeilen, was man wie machen könnte und so weiter, doch irgendwie war ihre volle Konzentration nicht so bei der Sache. Denn beide waren irgendwie nervös....
Nach etwa einer Stunde trat dann plötzlich Schweigen ein und sie starrten gebannt auf die einzige Lichtquelle vor ihnen -eine dicke Kerze, die auf einem kleinen Kaffeetisch stand.
,,Levai?", begann die Frau zögerlich.
,,Hm?"
,,Danke."
,,Wofür?"
,,Na einfach für alles. Dafür, dass du dich immer um mich gekümmert hast wenn ich nicht wusste wohin oder was ich machen sollte. Dafür, dass du mich all den Anderen vorgestellt hast und..... für heute Abend...."
,,Ich bin froh, dass es dir gefallen hat.... Schließlich war das ja die Entschädigung für die Bratpfanne."
,,Sorry deswegen noch mal!"
Verträumt sagen die Beiden sich gegenseitig in die Augen, als sich plötzlich ihre kleinen Finger berührten. Die Hände lagen nebeneinander auf dem Sofa, und obwohl der Moment so perfekt war, machte Levai nichts.
Eigentlich hatte Al ja erwartet, dass er, der tolle, gut aussehende, bekannte, mutige Schauspieler den ersten Schritt machen würde, aber NEIN. Der tat nämlich gar nichts.
Der Frau schien fast das Herz zu zerspringen, bevor sie es sich nahm und sich nach vorne beuge bis sich ihre Lippen berührten.
Sofort erwiderte der Schwarzhaarige den Kuss genießerisch. Zärtlich strich er mit seiner Hand in ihre Haare, während beide ihre Augen geschlossen hatten.
Vorsichtig öffnete Alexa ihre Lieder, als sie kurz voneinander abließen.
,,Das ist jetzt keine Rollenvorbereitung mehr, oder?"
,,Ganz und gar nicht...."
Und erneut sog sich der Mann an ihre Lippen. Während sie da also so rumknutschten, fuhren Levais Hände unter ihren Hintern, um dann so mit ihr "in den Armen" aufzustehen.
Damit sie nicht herunterrutschte, schlang die Schwarzhaarige ihre Arme um den Nacken. Noch immer aneinander hängend liefen sie also in Richtung Schlafzimmer, in welchem er sie nun vorsichtig auf die Matratze warf.
Sogleich krabbelte er über sie und legte erneut seine Lippen auf die ihren. Vorsichtig fuhr der Mann mit seiner Hand unter ihr Oberteil.
*
Das Erste was Alexa am Morgen spürte war ein warmes Gefühl und wie sich der Boden unter ihr hob und senkte. Etwas verwirrt öffnete sie ihre Augen und erkannte, dass sie gerade auf Levais nackter Brust lag. Der feine Herr schien noch zu schlafen -dachte sie jedenfalls.
,,Morgen....", grummelte er mit einer extremen Morgenstimme.
,,M-Morgen."
,,Wie spät haben wir?"
,,Etwa halb neun."
,,Und da ist es schon so hell? Urgh...."
Während der Schwarzhaarige seine Augen ganz schloss, tat es die Dame auf ihm nur zur Hälfte. Gedankenverloren zog sie kleine Kreise auf seinem Oberkörper.
Kurz sagte niemand etwas, bevor Al erneut ihre Stimme hob.
,,Weißt du was?"
,,Hm?"
,,Wir haben vergessen zu verhüten..."
,,Oh fuck.... Das haben wir im Affekt ja ganz verpeilt... Wie sieht's aus? Baby-Alarm?"
,,Nö, glaub nicht.... Aber sag mal...was ist das zwischen uns?"
Eigentlich hatte sie ja mit einer Antwort gerechnet, doch stattdessen wurde sie zur Seite gedreht und der Mann platzierte seine Hände neben ihrem Kopf. Mit großen Augen und roten Wangen sah sie in sein Gesicht.
,,Alexa, willst du..... meine Freundin sein?"
Das war vermutlich eine sehr seltsame Art seine Liebe zu gestehen, doch die Schwarzhaarige nickte trotzdem und beide hatten nun rote Wangen.
,,J-Ja...."
Levais Mundwinkel zuckten kurz nach oben, bevor er die Frau erneut auffordernd küsste.
*
,,Heute wird die erste OVA-Folge released, richtig?", hackte Sascha interessiert nach, welche gerade an ihrem Gluten-freien Getränk schlürfte. Nervös blickte Alexa auf ihre Hände, welche sie in ihrem Schoß gefaltet hatte.
,,Sie ist vor drei Stunden ausgestrahlt worden. Oh Gott, ich trau mich gar nicht auf meine Socialmedia-Seiten zu sehen...."
Direkt neben ihr stand Levai, welcher die ganze Zeit über schon in sein Handy starrte. Sie hatten noch nicht öffentlich gemacht, dass sie ein Paar waren, das hatten sie vor in einem Interview einer Talkshow preiszugeben, welches zwei Tage später stattfinden sollte.
,,Beruhig dich mal, Ally ist super angekommen und beliebt. Sieh mal, du hast über dreiundzwanzigtausend Follower auf Instagram mehr.", sagte er mit einer monotonen Stimme.
,,Bitte WAS?!! Zeig her!!"
Entgeistert starrte die junge Frau auf das Handydisplay, auf welchem sie ihren eigene Instagramaccount sah. Anstatt der Zahl 127 stand nun dort 24k.
,,Ich hab dir doch gesagt du sollst dir keine Sorgen machen!", lachte Mimkasa und stupste der anderen Frau gegen die Schulter.
Auch Sascha hatte inzwischen ihr Mobiltelefon gezückt und durchsuchte das Internet nach Meldungen.
,,Hm, alle spekulieren schon auf das Ende der Folgen."
,,Na wen wundert's.", widersprach Levai, ,,Es ist ja von Anfang an klar, dass Ally am Ende sterben muss. Schließlich taucht sie ein paar Jahre später in der Originalserie nicht mehr auf."
,,Schade, dass es eigentlich so offensichtlich ist..."
Resigniert seufzte Mimkasa, als plötzlich die Türe zu ihrem Wohnwagen -in welchem sie gerade saßen- von ihrem Produzenten aufgerissen wurde.
,,Hey, habt ihr schon die Reaktion der Fans gesehen?!"
,,Sind gerade dabei. Was gibt es denn so wichtig?"
Ein breites Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Mannes im Türrahmen.
,,Die Besprechungen mit dem Macher, Hajime Isayama, sind endlich fertig. Nicht nur die Sache mit den neuen Folgen hat sich geklärt, sondern auch, dass das Finale der OVA-Folgen anders sein wird."
,,Ach? Und wie, wenn ich mal fragen darf?", sagte nun auch endlich Al.
,,Ally muss wieder vom Aufklärungstrupp weg, da ihre Eltern wollen, dass sie heiratet. Damit die Leute aber nicht so sauer sind, wird es im Endeffekt eine kleine Vorschau geben auf die Zeit kurz nach dem Shinganshina-Arc. Da sieht man dann wie Levi und Ally getrennt so stehen, in die untergehende Sonne sehen uns gegenseitig an sich denken, wobei man erfährt, dass Ally doch nicht geheiratet hat! Na, was haltet ihr davon?"
Etwas misstrauisch sahen sich die beiden Hauptdarsteller an, bis es Levai Eiskalt rausrutschte:
,,Meine Fresse, ist das scheiße, ey. Klingt ja wie aus 'ner Fanfiction."
,,Ist jetzt nicht gerade originell, aber immerhin besser als das vorher. Sonst noch was?"
,,Ja, ihr zwei und Erän müssen jetzt ins Tonstudio und ein paar Szenen nachsprechen. Kommt bitte sofort dorthin!"
*
[A/N: Verzeiht, falls dieser Teil voller Fehler und schlechtem Englisch/Übersetzung sein sollte, es ist schon ziemlich spät. Aber ich wollte das Kapitel noch heute hochladen, also sehr mir das bitte nach xD Nur für euch habe ich heute Stranger Things nicht weitergeschaut!]
,,Alda, ich sterbe gleich vor Aufregung...", murmelte Alexa, während sie nervös an ihrem blauen Kleid zupfte.
,,Das wird.", versuchte sie ihr Partner Levai zu beruhigen, welcher ihr zärtlich über den nackten Oberarm strich. Gerade befanden sie sich noch hinter der Bühne. Jeden Moment sollten sie hervortreten, um in einem Live-Interview Fragen zu beantworten.
,,Ich bin gerade eben schon dabei gewesen, der Moderator ist nett und das Publikum entspannt."
,,Entspannt?! Hast du nicht bemerkt, wie die Mädels geschrieen haben, als du auf dich vorgestellt hast?!"
Nicht wissend was zu antworten war, sagte der im schwarzen Anzug nichts, sondern legte kurz seine Lippen auf die der Frau.
,,Genieß es. Schließlich ist es ja das erste Mal, dass du das machst."
Kaum trafen sich die Blicke der beiden, als plötzlich eine Frau mit Headset und dem roten T-Shirt des Senders hervorkam. Fast schon flüsternd zischte sie ihnen zu:
,,Es geht jede Sekunde los! Machen Sie sich bitte bereit."
,,In Ordnung."
,,Oh Gott, Scheiße, ich kann das nicht...", entglitt es sofort der Ackamann, als die Angestellte wieder verschwunden war. Als letzten Check justierte ihr Freund noch mal das kleine Mikrophon, welches an ihrem Ohr befestigt war.
Es war aber so dünn, dass man es von Weitem fast nicht erkennen konnte. Jeder der anwesenden Gäste hatte so eines bekommen, um nicht dauernd eines herumgeben zu müssen.
Gerade fand eine Sendung statt, in welcher besonders die Schauspieler der neuen Serie Fragen beantworten mussten. Auch Alexa sollte einen etwas eher kleineren Gastauftritt haben, da die OVA-Folgen etwa zeitgleich wie die originalen ausgestrahlt werden sollten.
Anschließend sollten auch noch Fans im Publikum die Möglichkeit bekommen, die Gäste zu befragen. Und danach ging es auf den roten Teppich.
Für jemanden wie Levai, der schon seit vielen Jahren in dieser Branche erfolgreich tätig war, war dies absolut nichts neues. Im Gegensatz zu seiner Freundin, die das tatsächlich noch nie gemacht hatte.
Noch einmal nahm er kurz ihre Hand in die seine und drückte diese mit einem aufmunternden Lächeln auf den Lippen.
,,Bleib einfach ruhig, locker und natürlich."
Kaum hatte er dies ausgesprochen, kam schon die Anweisung, sich jetzt nach draußen zu begeben, über ihre Headsets.
Somit ließen sie also wieder voneinander ab und liefen nebeneinander in den Raum, welcher gerade gesendet wurde. Er war nicht allzu groß, gerade mal um die zweihundert Leute saßen im Zuschauerbereich. Die Sitze waren wohl angemerkt angeordnet wie der Hörsaal einer Universität.
Vorne standen einige gemütliche Sessel und der Moderator hatte hinter einem hölzernen Tisch Platz genommen. Fast jeder der Schauspieler war anwesend, sogar diejenigen, die im ›Team-Levi‹ gespielt hatten, hatten Platz genommen.
Da gerade mal ein paar Plätze weiter neben dem Mann, der kein Schauspieler war, etwas frei war, steuerten die zwei Laufenden genau darauf zu, während die Menge lautBeifall klatschte. Obwohl dieser mehr an Levai, wenn nicht sogar komplett an ihn richtete.
,,Welcome! [Herzlich willkommen!]", rief der Typ Mitte vierzig mit kurzen, braunen Haaren und blauen Anzug völlig überschwänglich. Um möglichst alle Aufregung zu überspielen, legte die Ackamann einfach ein gespieltes Lächeln auf.
,,Levai has already been here, but now we also have a new guest. Ladies and gentlemen, here is Alexa Ackaman!
[Levai war ja gerade schon hier gewesen, aber jetzt haben wir auch noch einen neuen Gast. Meine Damen und Herren, hier ist Alexa Ackamann!]"
Erneut klatschte die Menge, aber weit noch nicht so sehr wie für den mit dem schwarzen Undercut. Etwas schüchtern und unsicher sah die Frau sich ein paar Gesichter an, wobei auch ihr Blick an so manch einer Kamera hängen blieb.
'Er hat die armen non-binarys vergessen...'
,,Alex, do you want to tell something about your character?
[Alex, willst du uns vielleicht erst mal was über deine Rolle erzählen?]"
Eine absolute Standartfrage, für sie aber ein ziemlich guter Einstieg.
,,Yeah, well, as already said my name is Alexa Ackamann and I play Alexandra -shortly ›Ally‹- Ackermann. She'll be one of the main characters in the new OVA-episodes, which will be dedicated to Levi. As already shown in the trailer, she's the former lover of the future captain.
[Ja, also, wie schon erwähnt heiße ich Alexa Ackamann und spiele die Rolle von Alexandra -kurz Ally- Ackermann. Sie wird in den neuen OVA-Folgen für Levi auftreten, und wie schon im Trailer gezeigte, ist sie die frühere Geliebte des zukünftigen Hauptgefreiten.]"
Tatsächlich hatte der Schauspieler dieses Charakters Alexa das ein paar Tage vorher als Tipp gegeben, damit sich die Neue schon Mal ein paar Antworten überlegen hatte können.
,,And can you relate to her? Like, are you two similar?
[Und kannst du dich gut mit ihr identifizieren? Also, seid ihr zwei euch ähnlich?]"
Bestätigend nickte die Frau.
,,Yes, absolutely. In various aspects we are kinda the same. I just think that she's sometimes presented too much like a cliché. More the typical girl of a story. But otherwise we have a lot in common.
[Ja, auf jeden Fall. In sehr vielen Aspekten sind wir uns ziemlich ähnlich, nur manchmal finde ich, dass sie etwas zu klischeemäßig ist. Eher so das typische Mädchen aus einer Geschichte. Aber ansonsten haben wir einiges gemeinsam.]"
,,Yeah, for example you both are extremly able to defend yourself.
[Ja, zum Beispiel, dass ihr extrem wehrhaft seid.]", fügte Mimkasa mit vorwurfsvollem Blick hinzu.
,,Oh come ob, it wasn't that hard.
[Ach komm schon, sooo fest war das jetzt auch nicht!]"
,,Ey!", setzte sich gleich ihr Freund zur Wehr, ,,It hurted for several days!
[Es hat für mehrere Tage wehgetan!]"
,,What happened?!
[Was ist passiert?!]", mischte sich gleich derjenige ein, der kein Schauspieler war.
Sofort fing Hangi begeistert an zu erzählen:
,,The first time they met, Al knocked him out with a frying pan.
[Das erste Mal als sie sich getroffen haben, hat Al ihn mit einer Bratpfanne niedergeschlagen.]"
,,It's gering kinda embarassing for me. Let's move on to the next question!
[Es wird ein bisschen peinlich für mich. Gehen wir zur nächsten Frage!]"
,,Okay, so, the next one is a personal one. Is that okay for you?
[Okay, also, die nächste ist eine persönliche. Ist das für euch okay?]"
Zustimmend nickten Levai und dann die Schwarzhaarige.
,,Is one -or both- of you currently in a relationship?
[Ist einer -oder beide- momentan in einer Beziehung?]"
Sofort war im Publikum und allgemein überall eine Totenstille. Jeden kleinen Furz hätte man hören können.
Sogleich antwortete Al.
,,Well, we're both dating someone at the moment.
[Naja, wir beide daten gerade jemanden.]"
[A/N: Diese Übersetzung... Es tut mir leid, es ist schon spät! X]
Einige Fans fingen an zu applaudieren, die anderen Schauspieler sahen überrascht aus oder lachten, während der Moderator dies aus Überraschung tat.
,,Wow! Tell us who they are!
[Wow! Sagt uns wer sie sind!]"
,,Yeah, tell us.
[Ja, sagt es uns.]", pflichtete nun auch noch Ervin interessiert bei.
Verschwörerisch sahen Levai und seine Freundin sich kurz an und stimmten sich dann nonverbal ab.
,,Actually... We're dating..."
[Eigentlich... daten wir...]", fing Alexa unsicher an, woraufhin Levai einfach zu Ende sprach.
,,We're currently dating each other.
[Wir daten gerade den jeweils anderen.]"
Die Reaktionen darauf waren ganz verscheiden. Einige fingen an zu grölen, zu pfeifen, andere lachten, manche fingen an zu heulen und manche sahen einfach nur geschockt aus.
So auch ihre Kollegen, die bis dahin noch gar nichts davon gewusst hatten.
Vollkommen überrascht sah Erän sie an:
,,Then I wish you good luck for the red carpet afterwards. The people will be killing in order to be able to talk to you.
[Dann wünsche ich euch nachher für den roten Teppich viel Glück. Die Leute werden töten, um mit euch sprechen zu können.]"
,,Thanks, mate.
[Danke, Kumpel.]", antwortete der Kleinste Mann mit witzigen Unterton.
Kaum drehte er seinen Kopf zu seiner Freundin, trafen sich ihre Blicke und sie mussten unwillkürlich weich lächeln.
Vielsagend sahen sich Alexa und Levai an. Schon jetzt freuten sie sich auf die folgenden Drehtage und auf all das, was die Zukunft noch so für sie bringen würde.
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