Finsternis
...und dann lag ich auf dem Boden.
Aber nicht auf den Gleisen. Nein, auf dem Boden.
Ich öffnete meine Augen. Ich sah Luke und April.
April war blass wie Schneewittchen. Sie hatte Tränen in den Augen und umschlang mich sofort mit einer festen Umarmung. So unglaublich fest.
Und Luke hielt die Taschenlampe in der Hand. Er wirkte, als hätte er den Tod gesehen.
Ich konnte ein schwaches „Was ist passiert?" hervorwürgen.
„Was ist passiert?! Du wärst gerade um eine Haaresbreite gestorben! Luke konnte dich im letzten Augenblick noch retten. Er hat dich am Arm gepackt und dich vom Gleis gezogen. Das war mehr als knapp!!!", schluchzte April totenbleich und verängstigt hervor.
„Es war wirklich knapp. Wieso bist du nicht gelaufen?", fragte Luke. „Ich...ich weiß es nicht. Ich habe Lena gesehen. Keine Ahnung." „Lena? Deine Schwester, Lena? Was hat sie hiermit zu tun?", befragte mich April.
„Sie war in letzter Zeit komisch. Ich weiß auch nicht. Naja, ist ja auch egal. Hauptsache wir finden die Kiste und kommen hier so schnell wie möglich wieder raus", sagte ich.
„Einverstanden", meinte Luke.
Wir gingen weiter in den Tunnel hinein. Es war alles dunkel. Man sah nicht was vor einem kommen würde. Freudigerweise hatte jeder von eine Taschenlampe eingepackt.
Dadurch sahen wir wenigsten die nächsten 5 Meter vor uns. Es war ein schreckliches Gefühl. Ich sah nichts außer dieser 5 Meter.
Ich spürte zwar die Anwesenheit meiner Freunde neben mir, aber ich hatte das Gefühl, dass uns jemand beobachtete.
Es war mehr als gruselig. Ich spürte die Angst meiner Gefährten.
Ein Rascheln. Ich zeigte sofort mit der Taschenlampe darauf.
Puh...Es waren nur Ratten. Warum auch Sorgen machen? Wer sollte schon hier unten sein?
Außer vielleicht irgendwelche Drogenjunkies, Mörder und der Schatten? Also von daher, alles bestens...
Wem machte ich hier etwas vor? Ich hatte Angst, und zwar wahnsinnig Angst.
„Ehm Leute, seid ihr noch da?", fragte April leise. „Ja...aber ich fühle mich hier auch nicht sicher. Außerdem, wie sollen wir an so einem Ort jemals eine kleine Kiste finden?", meinte nun auch Luke.
„Ich weiß es nicht", erwiderte ich. „Vielleicht sollten wir umkehren", sagte April mulmig. Ich nickte stumm. Sie sagte die Wahrheit. Es war ein Fehler herzukommen. Ich wollte nur...ich wollte nur ein wenig was erleben.
Aber das ging viel zu weit. Wenn ich etwas erleben wollte, konnte ich ebenso gut mit meinen Freunden in einem Zeit verbringen, mit ihnen in ein Restaurant gehen, ins Kino gehen oder einfach mit April schoppen gehen. Ich musste mich aber nicht in Lebensgefahr bringen. Und erstrecht nicht meine Freunde.
Wir drehten uns um. Alle leuchteten hinter uns...die 2 Tunnel an?! Warum 2! Wir wussten nicht, wo wir hinsollten. April wurde panisch. Aber auch Luke und ich waren unruhig.
Wir waren Gefangen. In einem Netz aus Tunneln ohne Ausweg. Wir alle dachten das gleiche. Wir waren verloren. Uns blieb nichts anderes übrig, als weiter zu laufen. In der Hoffnung, einen Ausweg zu finden.
Aber wie sollte das gehen? Wir sahen nicht was vor uns war, aber auch nicht was hinter uns lag. Wenn jetzt irgendjemand mit einer Pistole auf uns schießen wollte, brauchte er sich nicht einmal anschleichen.
Wir waren, durch unsere Taschenlampen, hell wie eine riesige Lampe. Aber ohne sie, konnten wir uns einfach nur hinsetzten und abwarten, dass irgendwo ein Licht erscheint, was uns den Ausweg zeigt.
Wir entschieden uns dennoch für die Taschenlampen.
Zurzeit legten wir unser Leben ausschließlich in die Hände des Schicksals. Und das mit beiden Varianten. Entweder wir liefen weiter rein und fanden den Ausgang oder wir liefen weiter hinein und verliefen uns für immer in diesem Labyrinth. Das war die 1. Möglichkeit.
Die 2. Möglichkeit war: Wir saßen dort und irgendjemand fand uns dort und brachte uns hinaus. Oder wir saßen dort bis in alle Ewigkeit, wo dann die Ratten beginnen, würden uns zu verspeisen.
Die Hände des Schicksals.
„Wir laufen schon eine Ewigkeit. Was sollen wir denn noch machen. Ich setzte mich hier hin und warte, dass mich der Tod holen kommt", erklärte April erschöpft und aufgelöst.
„Nein April! Bitte gib nicht auf! Wir stehen das alles gemeinsam durch! Einer für alle und alle für einen!", sagte Luke. Er war verzweifelt.
Erst hatte er mich fast sterben sehen und jetzt auch April. Ich konnte ihn nachvollziehen. Ich konnte seine Tränen erspähen. Sie glitzerten leicht im Licht der Taschenlampen. Der arme war komplett aufgelöst.
„April, bitte! Bitte steh auf!", jammerte ich. Ich wollte sich auch nicht hierlassen. Traurig und voller Angst blickte ich in das erschöpfte Gesicht meiner Freundin.
„Es hat doch eh keinen Zweck mehr. Bitte lasst mich hier", erklärte April. Doh das ließ Luke sich nicht gefallen.
Er packte sich am Arm und zog sie hoch. April stieß einen leisen Schrei aus, da stand sie schon wieder auf den Beinen. Sie wirkte nicht glücklich, aber wenigstens lief sie wieder mit.
Ein kleiner Brocken viel wie ein Stein von meinem Herzen. Nur erinnerte ich mich and den Berg, der noch auf ihm lag.
Nach einer halben Ewigkeit blickte ich auf meine Uhr. Es war mittlerweile um 10 Uhr. Ich bekam einen innerlichen Schreck, wollte es mir jedoch nicht anmerken lassen.
Sonst würde April vielleicht wieder umkippen. Oder vielleicht dieses Mal Luke. Besser nichts anmerken lassen.
Wir liefen noch ein kleines Stück...da sahen wir eine Lampe.
Das machte keinen Sinn. Alles war dunkel. Warum sollte da ein Licht erscheinen. Ich hatte ein komisches Gefühl. Aber auch die anderen hatten es bemerkt und blieben stehen.
Wir schalteten unsere Taschenlampen aus. „Leute, warum ist da ein Licht?", fragte Luke. „Ich weiß es nicht. Aber ist doch gut", erwiderte April. „WAS?! Gut? Was ist daran gut! Da stimmt etwas nicht...ich habe so ein Gefühl...", flüsterte ich.
„Das ist eine Lampe an einem fürchterlich finsterem Ort. Wenn es dunkel ist, bringt man Licht dort hin. Das ist der Sinn einer Lampe, meine Liebe", fauchte April bissig zurück.
Warum war sie auf einmal so? Vielleicht lag es an dem Gedanke, dass wir hier eh sterben würden und daher konnten wir ja auch in jede Gefahr reinlaufen.
„Das ist ganz sicher eine Falle. Wir gehen dort NICHT hin!", meldete sich nun auch Luke zu Wort.
Dafür kassierte er von April einen finsteren Blick. Dieser verwandelte sich jedoch schnell in ein amüsiertes Lächeln.
Er schüttelte den Kopf. Auch ich verstand und griff sofort nach ihrem Arm.
„Lass mich los!" „Vergiss es! Komm bloß nicht auf irgendwelche dummen Gedanken!" Diesmal war ich die, die fauchte.
April versuchte sich aus meinem Griff zu winden, doch es war vergebens. Ich hielt sie nur noch fester. „April, bitte beruhige dich!", erklärte Luke ruhig. „Wie soll ich mich beruhigen, wenn Bella mir hier gerade fast die Hand abdrückt?" „Ich kann den Griff lockern, wenn du nicht dort hinrennen würdest!", sagte ich.
Ich hatte nur das Gefühl, dass das zu laut gewesen war. Auch die andere guckten ein wenig verblüfft drein.
Als April sich beruhigt hatte, bekam dieses eigenartige Licht wieder unsere Aufmerksamkeit.
Es war ganz sicher kein gutes Zeichen. Wir schauten uns gründlich um. Nach dieser Zeit hatten sich unsere Augen a das wenige Licht gewöhnt.
Als wir genauer in den Gang sahen, bemerkten wir, dass es kein Gang war. Es war ein gigantischer Raum mit mehreren Ausgängen. Wir mussten wahrscheinlich dadurch.
„Da!", flüsterte Luke und zeigte auf eine kleine hölzerne Kiste. Wir alle wussten, was das war. „Ich muss zugeben", erklärte April leise, „Ich hätte nie gedacht, dass es diese Kiste wirklich gibt."
Luke gab uns ein Zeichen, dass er genauso gedacht hatte. War das deren ernst? Warum haben sie es mir nicht gesagt.
Wahrscheinlich erkannte mein Freund meine Gedanken, denn er sagte: „Hätten wir es dir gesagt, wärst du alleine losgezogen. Das konnten wir nicht zulassen."
Ich dachte darüber nach und nickte. Doch schon wieder viel mir das Licht ein. Wir mussten dort hin.
Vielleicht, war es ein Weg nach draußen? Wir mussten es riskieren.
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