Ein neuer Anfang
Wir saßen noch eine Weile still auf der Decke. Jeder dachte nach. Ich machte mir Vorwürfe. Lena hatte all die Jahre solche Schmerzen erleiden müssen und ich hatte es nicht gemerkt. War ich schuld? Schließlich hatte sie nur meinet wegen schweigen müssen.
Nein. Der Schatten hätte andere Wege gefunden.
„Ich finde wir sollten an die Verstorbenen gedenken", begann April, „Vielleicht können sie dir dann auch vergeben. Und du kannst diese Schuld ablegen. Es ist vorbei Lena. Du bist frei. Du bist nicht unschuldig, ja, aber du bereust es. Du kannst die Zeit nicht zurückdrehen. Du kannst nur versuchen, das Beste aus ihr zu machen."
„Schön gesagt April", sagte Luke. Ich nickte. Sie hatte Recht. Die meisten kleben zu sehr an der Vergangenheit, obwohl wir nichts mehr an ihr ändern können. Und vielleicht ist das auch gut so. Schließlich wären wir ohne die Fehler von früher, nicht die Menschen, die wir heute sind.
„Lasst uns den Toten gedenken", meinte Lena plötzlich. Wir sahen uns kurz an und schlossen die Augen.
Minuten vergingen. Wir blieben still, die Augen weiterhin geschlossen.
Nach einigen Minuten öffnete ich die Augen. Anscheinend zur ähnlichen Zeit wie meine Freunde. Lena hatte sie als einzige noch geschlossen.
Dann breitete sich ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Langsam öffnete sie die Augen. „Sie haben mir vergeben. Ich kann es spüren", sagte sie erleichtert.
„Sie schenken mir einen Neuanfang", meinte sie. Ich wusste zwar nicht genau, was sie damit meinte, aber ich freute mich. Mir war es egal, ob sie sich die Vergebung nur einbildete. Das Einzige, was zählte, war dass sie neu starten konnte. Sie konnte ihre Sorgen hinter sich lassen. So glücklich hatte ich sie lange nicht gesehen.
Wir lächelten uns an und warfen uns um meine große Schwester. Freudentränen rannten ihr über die Wange. Es brauchte keine Worte. Jeder wusste, wie es dem anderen ging. Es war ein wirklich schöner Moment. Ich konnte spüren, dass sich Lena frei fühlte.
Wir packten die Decke zusammen und umarmten uns noch einmal. Lena bedankte sich für alles und der Moment wurde wieder sentimental. Lena entschuldigte ich noch um die 10-mal bei April. Diese vergab ihr, ohne zu zögern. Doch glaubte ich, dass April die Entschuldigung brauchte. Ich konnte es ihr nicht verübeln.
„Ich danke euch allen. Ihr seid tolle Menschen. Danke, dass ihr auf Bella aufgepasst habt", meinte Lena. „Kein Problem. Schließlich ist Bella unsere Freundin", erwiderte Luke und lächelte mir entgegen.
„Bis bald!", verabschiedete sich Lena und setzte sich in Bewegung. Ich verabschiedete mich und folgte ihr. Meine Freunde gingen zu Luke nach Hause.
„Die Welt sieht viel bunter aus, oder?", fragte mich Lena. „Ich weiß nicht, was du meinst", antwortete ich. „Die Sonne strahlt heller, das Gras ist grüner und der Wind ist wärmer", erwiderte sie. „Ich finde es schön, dass du das so siehst. Aber ich glaube, es liegt daran, dass du die Welt vorher nicht wirklich genießen konntest. Sie war schon immer so schön. Du hast es nur nie gemerkt", erklärte ich. „Vielleicht hast du recht", kam es von ihr zurück.
Wir liefen nach Hause. Mum erwartete uns bereits. Lena sprang ihr in die Arme, was meine Mutter jedoch mit einem verblüfften Blick erwiderte.
„Was ist passiert?", fragte meine Mutter verwirrt. „Ich habe dich lieb, Mum", murmelte Lena. Nun erwiderte auch meine Mutter die Umarmung. „Ich dich auch, Lena", erwiderte sie zärtlich.
Nach kurzer Zeit lösten sie sich aus der Umarmung und lächelten sich an. „Ich muss dir etwas erzählen. Aber es ist eine lange Geschichte", meinte Lena leise. Sie senkte den Blick und wartete auf eine Reaktion. „Wir setzen uns erst einmal hin und dann erzählst du mir, was los ist. Einverstanden?", schlug meine Mutter vor. Lena nickte dankend und sie verschwanden in der Küche.
Ich wusste genau, um welche Geschichte es sich handelte. Es war schön, dass sie sich öffnen konnte. Anscheinend gab es für jeden ein happy End.
Ich lächelte und verzog mich in mein Zimmer. Es war für jeden anstrengend gewesen. Endlich hatte es ein Ende und wir konnten uns beruhigen und entspannen.
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