Windstärke 7 | Sky
Obwohl sämtliche Wohnsiedlungen für Mitarbeiter der Küstenwache in meinen Augen gleich aussehen, habe ich den Weg zur Schwimmhalle gleich an meinen ersten Tag hier verinnerlicht.
Graue Ein- und Mehrfamilienhäuser reihen sich entlang ruhig gelegener Straßenzüge auf und die sattgrünen Rasenflächen drumherum sind zur vollendeten Perfektion getrimmt. Das ist auch der Grund, warum es in meinem Auto permanent nach frisch geschnittenem Gras riecht.
Ansonsten erinnert am heutigen Samstagmorgen kaum etwas an den Sommer.
Die Kronen der einzeln stehenden Bäume schaukeln in der kühlen Brise, während der Himmel wie eine graue Wolkendecke auf den Dächern Kodiaks ruht. Nicht umsonst habe ich vorhin meinen dicken weinroten Kapuzenpullover aus der hintersten Ecke des Kleiderschranks hervorgeholt.
Vielleicht konnten sich die Anwohner unserer hübschen Kleinstadt heute Morgen deshalb noch nicht dazu durchringen, ihre gemütlichen vier Wände zu verlassen. Die komplette Nachbarschaft wirkt wie leer gefegt.
Ich biege in die Albatros Avenue, wo ich plötzlich einen Läufer in körperbetonter schwarzer Sportbekleidung vor mir habe, der mich an Lieutenant Byrne erinnert. Meine Augen bleiben an durchtrainierten Beinen, einem knackigen Hintern und breiten, ausgeprägten Schultern hängen. Muskelstränge wölben sich auf beiden Seiten seiner Wirbelsäule und bilden eine tiefe Furche, die sich unter dem eng anliegenden Funktionsshirt abzeichnet.
Als ich zum Überholen ansetze, wirft mir der Fremde einen flüchtigen Seitenblick zu, dann schnippt sein Kopf erneut in meine Richtung und ich verstehe, warum ich eben an Rock denken musste. Mein Herz setzt einen Schlag aus.
Seine großen, tiefbraunen Augen weiten sich, abrupt wird er langsamer und auch ich trete auf die Bremse. Erst als ich stehe, lasse ich per Knopfdruck das Beifahrerfenster herunter.
»Sky! Das ist ja eine Überraschung«, grüßt mich Rock über das Schnurren meines Motors hinweg, ohne zu keuchen. Ich kann nicht eine Schweißperle auf seiner Stirn entdecken. Er muss eben erst losgelaufen sein.
Mir huscht ein verlegenes Lächeln über die Lippen und ich schalte den Motor aus.
»Morgen Lieutenant.«
Der eliminiert die Entfernung zwischen uns mit zwei kurzen Schritten, bevor er seine Unterarme im Fensterrahmen der Beifahrertür abstützt. Mit einem Mal hängt sein halber Oberkörper im Inneren meines Wagens.
»Rock«, korrigiert er mich. »Abseits der Arbeit könnten wir uns langsam echt mal duzen, findest du nicht?« Er wickelt sich das Ende einer meiner Haarsträhnen um den Zeigefinger und zupft kaum spürbar daran, als würde er eine Glocke läuten. »Komm schon, Sky. Wird doch langsam lächerlich und ich verspreche dir, dass keiner davon erfährt.« Schmunzelnd vergräbt mein neuer Kollege die Zähne in der Unterlippe. Die jungenhafte Geste trifft mich völlig unvorbereitet. Mein Herz trommelt so heftig, dass es auch für ihn nicht zu überhören sein dürfte.
Mir gehen die Argumente aus, dabei gibt es so viele davon. Sie interessieren ihn nur nicht.
Ich gebe ein gequältes »Meinetwegen« von mir.
»Das hast du die vergangenen zwei Wochen bestimmt vermisst, oder?«, stichelt er weiter. »Ständig dazu verleitet zu werden, deine heiß geliebten Regeln zu brechen.« Er tippt mir gegen die Schläfe. »Darauf musst du nicht antworten. Wir wollen doch nicht, dass dein Kontrollzentrum durchbrennt.«
»Hast du mich gerade ernsthaft mit einem Computer verglichen?«
Er zuckt mit der Schulter.
»Ich hatte eher an einen hochintelligenten Roboter mit menschlichen Gefühlen gedacht. Sehr lebensnah.« Rock genießt unser Tänzchen viel zu sehr. Sein Blick fällt auf den großen schwarzen Messenger-Rucksack auf meinem Beifahrersitz. »Wo soll's denn eigentlich hingehen?«, will er wissen. »Zur Software-Aktualisierung? Bekommst du ein Update?«
»Jap«, sage ich. »Es heißt ›Schweigen ist Gold‹. Solltest du dir auch drauf spielen lassen.«
»Ne, lass mal, aber falls du zur Schwimmhalle willst, bin ich dabei.« Mit einer lockeren Handbewegung deutet Rock auf meinen Pullover, als ich fragend die Augenbraue hebe. »Das steht da«, beantwortet er meine unausgesprochene Frage. Und schon wieder kaut er sich auf dieser schönen, vollen Unterlippe herum.
Ich schaue an mir herunter. Quer über meine Brust stehen in schwarzen Großbuchstaben die Worte GONE SWIMMING geschrieben.
»Ach so, den hat mir Mom vor ein paar Jahren zu Weihnachten geschenkt.«
Rock nickt langsam und lässt dabei die Augen aus meiner Frontscheibe in Fahrtrichtung die Straße hinunter wandern, bevor sie sich wieder in meine bohren.
»Die Schwimmhalle hast du mir noch gar nicht gezeigt.« Ich öffne den Mund, um zu protestieren, doch er kommt mir zuvor. »Zumindest nicht von innen. Falls mich dein Vater also mal fragt, ob ich wirklich die vollständige Führung von dir bekommen hab, kann ich leider nicht ruhigen Gewissens mit ›Ja‹ antworten.« Er grinst mich schief an. »Das verstehst du doch sicher.«
»Na schön«, erwidere ich mit einem langen Seufzer und hebe den Zeigefinger zwischen uns. »Aber wir trainieren auf meine Art.«
Rock zieht sich daraufhin so abrupt aus dem Inneren meines Ford Fiestas zurück, dass mir beinahe schwindelig wird.
»Cool, wir müssten nur nochmal fix bei mir Zuhause vorbei, damit ich mir Badesachen und meine Sporttasche schnappen kann«, höre ich ihn sagen und realisiere, dass er bereits die Hand nach dem Griff meiner Beifahrertür ausstreckt. Im Affekt drücke ich den Knopf für die Zentralverriegelung, bis das verräterische Klacken ertönt. Rock beugt sich vor, um mich durchs offene Fenster anzuschauen. »Hast du mich gerade ausgesperrt?«
»Entschuldige, aber wir können da nicht im selben Auto aufkreuzen. Das ist eine kleine Stadt. Die Leute reden und das kann böse enden. Du hast doch bestimmt auch keine Lust auf disziplinarische Maßnahmen oder eine Gefängnisstrafe. Außerdem findest du den Pool und die Waschräume auch allein. Folge einfach den Schildern.«
Vor Schreck zucke ich zusammen, als Rock laut lachend den Kopf in den Nacken wirft und dabei seine männliche Kehle entblößt. Der tiefe, herzhafte Klang fährt mir bis in die Zehenspitzen.
»Jemandem wie dich hab wirklich noch nie getroffen und das ist zu hundert Prozent als Kompliment gemeint«, überrascht er mich, nachdem sein Lachanfall abgeebbt ist. »Ich bin in zwanzig Minuten da. Aber nur damit du's weißt: Für die Aktion tauche ich dich.«
Ich starte den Motor.
»Wir werden sehen. Denk an deine Schwimmflügel, Lieutenant.«
• | • | •
Nach einer kurzen Dusche betrete ich tropfnass die Schwimmhalle. Dabei verursachen meine nackten Füße ein Watschelgeräusch auf den hellblauen Fliesen. Die kühle Luft riecht nach Chlor und hinterlässt eine Spur der Gänsehaut.
Noch bin ich allein und überlege, ohne Begleitung ins Wasser zu gehen, um ein Weilchen in meiner eigenen kleinen Welt zu versinken.
Ich liebe es, die Augen zu schließen und Stille zu atmen. Dann lausche ich meinem eigenen Herzschlag, statt zu denken.
Es könnte aber auch passieren, dass ich versehentlich etwas zu lange da unten bleibe und ohnmächtig werde. Wenn der Kohlendioxid-Spiegel in meinem Blut dadurch ansteigt, wird der Atemreflex ausgelöst. Nur, dass sich meine Lungen dann mit Chlorwasser anstelle von Sauerstoff füllen. Es ist so leicht, sein eigenes Durchhaltevermögen zu überschätzen.
»Sieht aus, als wären wir die ersten«, erklingt aus dem Nichts Rocks Stimme hinter mir. Sein warmer Atem kitzelt die Haut zwischen meinem Hals und der linken Schulter. Quiekend wirble ich zu ihm herum. »Also, womit fangen wir an, Coach?«
Verlegen blinzle ich ihm entgegen. Da ich zwei, drei Zentimeter größer bin, flattern meine Lider dabei leicht nach unten. Rocks entspannte Art und sein halb-nackter Körper neben meinem, machen es mir unmöglich, länger als wenige Sekunden am Stück den Blickkontakt mit ihm zu halten. Er verunsichert mich. Gleichzeitig sehne ich mich danach, im Zentrum seiner Aufmerksamkeit zu stehen.
Aber darum geht es gerade nicht. Wir sind zum Trainieren hergekommen und darauf sollte ich mich konzentrieren.
»In Ordnung«, sage ich, »dann beginnen wir mit Half and Halfs.«
Rocks Gesicht hellt auf.
»Das sagt mir was«, meint er. »Da schwimmt man die halbe Poollänge unter Wasser und die zweite Hälfte im Freistil über Wasser, richtig?«
»Ganz genau. Damit wärmen wir uns auf und dann sehen wir weiter. Denk aber daran, ein paar Mal bewusst ein- und auszuatmen, bevor du startest. Außerdem wäre es gut, wenn du immer schon unter Wasser mit dem Ausatmen beginnst. Dann musst du das an der Oberfläche nicht mehr machen und kannst Luft holen.« Rock nickt einmal. Er dreht den Kopf in Richtung Wasseroberfläche und ich bekomme zum ersten Mal die Gelegenheit, seinen definierten Oberkörper zu bewundern oder wie die goldene Haut im warmen Licht der Schwimmhalle schimmert.
Mit der Hand streift er sich die nassen Haare aus dem Gesicht. Dadurch entdecke ich ein pechschwarzes Muttermal auf dem Stückchen Haut zwischen seiner linken Brustwarze und der Achselhöhle, das eben noch von seinem linken Arm verdeckt wurde. Damit sollte ihn sofort zu einem Dermatologen schicken.
»Ist ein Tattoo«, wirft Rock ein, als hätte er in meinen Gedanken gelesen.
Weil das Motiv nur halb so groß ist wie ein Fingernagel, muss ich Rock so nahe kommen, dass seine Körperwärme auf mich übergreift. Ich kann zwei Hälften eines Herzens ausmachen, die durch eine zackige Linie in der Mitte getrennt werden.
»Ist es zu persönlich, wenn ich frage, was es bedeutet?«
Unsere Augen finden sich. Braun trifft auf Grau.
»Die Geschichte würde ich dir lieber ein anderes Mal erzählen«, erklärt er mir. »Wir wissen nicht, wie viel Zeit wir heute haben, also lass uns schwimmen, okay?«
Damit wendet er sich dem Rand des rechteckigen Schwimmbeckens zu und lässt sich an der mittleren von fünf Bahnen auf die Fliesen sinken. Muskeln arbeiten unter glatter, straffer Haut, als er sich mit den Armen abstützt, um in einer fließenden Bewegung ins Becken zu gleiten.
Wahrscheinlich ist es besser, dass er mir die Geschichte hinter seinem Tattoo nicht erzählt hat. Wir wissen ohnehin schon mehr übereinander, als gut für uns ist.
Aber warum keimt dann so etwas wie Enttäuschung in mir auf? Schließlich bin ich sonst diejenige, die bei jeder kleinen Annäherung Mauern errichtet.
Ich spüre Rocks Blicke auf mir, als wüsste er ganz genau, was in mir vorgeht. Langsam drehe ich den Kopf in seine Richtung, doch sein Gesicht gibt keinerlei Emotionen preis. Er schwimmt auf der Stelle, während ich versuche schlau aus dieser Spannung zwischen uns zu werden. Hoffentlich kann eine Stunde intensiven Trainings diese ein Stück weit abbauen.
Im Vorbeigehen schnappe ich mir zwei Schwimmbrillen und ein paar Flossen in Größe dreiundvierzig vom Hängeregal.
»Sind die Dinger nötig?«, will er von mir wissen, als ich mich zu ihm an den Rand des Pools setze und die Unterschenkel ins Wasser baumeln lasse.
Ich strecke ihm die Flossen entgegen.
»Glaub mir, die wirst du brauchen. Damit kommst du besser voran.« Mit einer Hand am Beckenrand und einer im Wasser streift er sich die erste Schwimmhilfe über den Fuß. »Für den Anfang machen wir vierhundert Meter«, schlage ich vor. »Das sind–«
»Sechzehn Bahnen«, beendet er meinen Satz, bevor ich es tun kann. »Von mir aus können wir.«
Als sich die zweite Flosse an Rocks anderem Fuß und beide Schwimmbrillen an unseren Köpfen befinden, beginnen wir mit der Übung.
Rock gibt sich von Anfang an vollkommen der gestellten Aufgabe hin. Denkfalten ziehen tiefe Furchen über seine Stirn – das Ebenbild absoluter Konzentration – und dann schwimmen wir.
Mit meinem Tempo kann er aus der Kalten natürlich nicht mithalten, aber das ist nebensächlich. Er versucht auch gar nicht, den starken Mann zu markieren oder eine Wettkampfsituation zu kreieren. Viel lieber scheint mir Rock zuzuzwinkern, wann immer sich unsere Köpfe gleichzeitig über Wasser befinden. Meine Wangen schmerzen vom permanenten Dauergrinsen.
»Nicht schlecht«, trällere ich, als Rock nach einem letzten Schwimmzug an die Oberfläche kommt. Seine Brust hebt und senkt mit kräftigen Atemzügen. »Du hast dich wirklich gut geschlagen.«
»Danke dir, aber ich glaub', ich hab mir die Arschbacke gezerrt.«
Ein lautes weibliches Kichern hallt von den Wänden wieder. Mit Entsetzen stelle ich fest, dass ich den fremdartigen Laut von mir gegeben habe und räuspere mich.
»Kann ich mir vorstellen«, antworte ich. »Die Muskeln werden im Wasser ganz anders beansprucht.« Ich lege den Kopf schräg. »Und, kannst du noch?«
Rocks Mundwinkel wandern nach oben.
»Eine Popo-Zerrung hat mich noch nie von irgendwas abgehalten.«
Die zweideutige Betonung seiner Worte jagt mir einen wohligen Schauer die Wirbelsäule hinunter. Ein Ziehen geht durch meinen Unterleib, was mich leise aufkeuchen lässt.
Es entgeht ihm nicht. Seine Pupillen weiten sich so stark, dass sie das Braun drumherum beinahe vollständig verschlucken.
»Das ... ist sehr löblich«, krächze ich und versuche, mich zu sammeln. »Dann würde ich sagen, wir trainieren deine Wasserkompetenz. Alles hängt davon ab, wie sicher du auftrittst oder ob du in Panik gerätst, sobald der Drang zu atmen einsetzt. Ich würde sogar sagen, dass es einer der wichtigsten Kritikpunkte in der Ausbildung zum Rettungsschwimmer ist.«
Ich klettere aus dem Pool und komme mit einem blauen Gewicht in Ziegelsteinform zurück. Zudem begrüße ich die Gelegenheit, ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen.
»Warte mal, darüber haben sich die Jungs gestern auf dem Heimflug zur Basis unterhalten«, wirft Rock ein. »Man bildet Zweierteams und schiebt das Gewicht über die Fliesen am Grund des Pools. Während der Übung darf immer nur einer von beiden auftauchen, um Luft zu holen.«
Ich nicke einmal.
»Ja genau, Linien aus dunklen Fliesen markieren die Schwimmbahnen. Wir schieben das Gewicht, bis wir die erste Linie erreicht haben, dann gehst du hoch, um Luft zu holen. Ich bleibe solange unten und lasse meine Hand am Gewicht. Auftauchen darf ich erst, wenn du zurück bist. Dann schieben wir es weiter zur nächsten Linie und das Ganze beginnt von vorn.«
Rocks Schultern sinken.
»Okay, das heißt also, je langsamer ich bin, desto länger musst du die Luft anhalten.«
»Ja, aber mach dir um mich keine Gedanken. Ich trainiere ja regelmäßig. Außerdem ist das hier keine Prüfung. Wir können zur Not auch abbrechen oder eine Pause einlegen.« Ich gebe das Gewicht frei und wir beobachten, wie es zum Grund des Pools schwebt. »Bereit?«
Rock hält beide Daumen in die Höhe.
»So bereit, wie man sein kann.«
»Gut, eins noch: Achte darauf, keine unnötigen Bewegungen zu machen. Effiziente Schwimmzüge, kein Gestrampel«, sage ich. »Denk dran, schon unter Wasser langsam auszuatmen. Oh, und wenn du vor der nächsten Linie nochmal auftauchen musst, dann gib mir ein Zeichen, alles klar?«
»Verstanden Coach.«
Wir ziehen unsere Schwimmbrillen runter und verschwinden unter der Oberfläche.
Trotz seiner Körpermasse erreicht Rock den Grund des Pools in wenigen Zügen. Er ist ein Naturtalent. Dabei habe ich sonst immer den Eindruck, dass es gerade muskulöse Menschen im Wasser ein wenig schwerer haben, als ihre drahtigen Kollegen.
Die Breite der Schwimmbahnen beträgt zweieinhalb Meter, entsprechend weit sind auch die Linien voneinander entfernt. Trotzdem bewegt er sich überraschend ruhig und besonnen. Meine Tipps scheint er bereits verinnerlicht zu haben.
Wir erreichen die erste Linie und ich bedeute Rock, als erster hochzugehen. Er stößt sich von den Fliesen ab und gleitet in Richtung Oberfläche. Seine Ausatemluft wirft Blasen, die ungestüm um ihn herumtänzeln. Das bewegte Wasser taucht seinen schönen Körper in bläuliches Licht und Reflexionen. An Land ist er attraktiv, hier unten eine Vision, eine Traumsequenz – nicht von dieser Welt.
Rock rollt seinen Körper, als er wieder abtaucht. Es kostet ihn mehrere umständliche Schwimmzüge, seine Position neben mir wieder einzunehmen und da weiß ich, dass er es nicht zur nächsten Linie schaffen wird. Nicht, ohne vorzeitig aufzutauchen.
Vermutlich kämpft er bereits jetzt gegen den Drang an, das Verhältnis von Sauerstoff und Kohlendioxid in seinem Blut mit einem frischen Atemzug auszugleichen.
Er legt seine Hand um meine, um das Gewicht zur nächsten Linie weiterzuschieben. Doch ich schüttle den Kopf. Mit dem Zeigefinger gestikuliere ich in Richtung Oberfläche.
Rock mustert mich mit großen Augen, als wir das Wasser durchbrechen und uns von unseren Schwimmbrillen befreien. Tröpfchen haften an seinen Wimpern wie Tau an lackschwarzen Grashalmen.
»Hab ich was falsch gemacht?«
Meine Hand entwickelt ein Eigenleben und landet zwischen seinen Brustmuskeln. Dann erst merke ich, was ich getan habe, doch Rock drückt seine Hand auf meine, bevor ich sie wieder wegziehen kann.
Die Intensität in seinen braunen Augen, seine Haut auf meiner – alles an ihm strahlt Hitze aus.
»Nein, du–«Wieder muss ich mich räuspern. Sein Blick durchdringt mich, geht mir unter die Haut. Ich atme tief durch. »Du hast dich beim Untertauchen einfach verstrickt und konntest deine Ausgangsposition deshalb nur mit Mühe erreichen.«
Seufzend lässt er die Lider sinken.
»Ganz ehrlich, ich bin da unten angekommen und dachte, ich verrecke. Am liebsten hätte ich abgebrochen.«
»Und das wäre okay gewesen.« Langsam ziehe ich meine Hand zurück. Diesmal lässt er mich. »Du musst nicht den Helden spielen, Rock. Ich weiß auch so, dass du einer bist.« Seine Augen schießen zu meinen hoch. »Übungen wie diese mache ich so oft, fast täglich. Du bist gut in Form, aber die nötige Wasservertrautheit kommt erst mit der Zeit.« Als er daraufhin schweigt, frage ich: »Würdest du es gern nochmal versuchen?«
Mein Gegenüber schüttelt den Kopf.
»Scheiße, bis jetzt hab ich mich eigentlich immer für einen guten Schwimmer gehalten. Aber das war 'ne Nummer zu groß für mich.«
Ich seufze.
»Du hast einen guten Start hingelegt, also lass dich davon bitte nicht entmutigen. Mit Geduld und Übung kannst du das definitiv packen. Lass uns jetzt erstmal Spaß haben.« Rock zuckt kurz zusammen, als ich aufgeregt in die Hände klatsche. »Ich werde dir zeigen, wie du dich befreien kannst, wenn dich ein Ertrinkender vor lauter Panik von hinten in den Halswürgegriff nimmt.«
Mit einem Mal verschwindet sämtliche Farbe aus seinem Gesicht.
»Nur so zum Verständnis: Hast du den Spaß oder ich?«
Hallöchen liebe Romantik-Ninjas 💕🥷,
das Kapitel hat ewig gedauert, aber dennoch großen Spaß gemacht. Zeitweise 😂. Hoffentlich hat euch die Länge nicht allzu sehr gestört.
Sky ist knallhart, wenn es um Vorschriften geht – nur hat sie die Rechnung ohne die süßeste Versuchung in der großen Vielfalt süßer Versuchungen gemacht. Und Rocky scheint es ihr auch nicht sonderlich leicht machen zu wollen.
❤️ Schöne restliche Woche euch.
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