Windstärke 31 | Sky
Mit dem präzisen Klacken eines Taktgebers schieben zwei Scheibenwischer die Wassermassen hin und her, während der Regen in dicken Krokodilstränen sintflutartig auf uns niederprasselt.
»Da wären wir, Sugar.«
Über ihre Schulter hinweg schenkt mir Brionna ein breites Lächeln, das eine kleine Lücke zwischen ihren oberen Schneidezähnen entblößt. Ihre regelmäßig geflochtenen Cornrows sind von grauen Haaren durchzogen und ich höre einen jamaikanischen Akzent heraus. Das würde auch zur Miniatur-Flagge der bekannten Karibikinsel passen, die an ihrem Rückspiegel baumelt.
Per Knopfdruck lässt Brionna das Beifahrerfenster runter. Wir stehen vor Wyatts Einfahrt.
»Wow, das ging ja schnell«, staune ich. Wie sie bei dem Scheißwetter den Weg gefunden hat, ist mir ein Rätsel. Für mich hat die Welt da draußen wie ein verschwommenes Aquarellgemälde ausgesehen, seit ich am Haus der Byrnes eingestiegen bin. »Du solltest bei uns als Helikopter-Pilotin anfangen.«
Ihr herzhaftes Lachen schallt durch den Wagen.
»Lieber nicht«, sagt sie. »Zu gefährlich. Apropos, willst du erstmal nachsehen, ob dein Freund überhaupt zu Hause ist? Ich kann hier so lange auf dich warten. Du bist meine letzte Fahrt.«
Ich winke ab.
»Nein, alles gut, danke dir.« Ich gestikuliere zu Wyatts lackschwarzem SUV. Die herabstürzenden Wassermassen lassen es so aussehen, als wäre er in Frischhaltefolie gewickelt. »Das ist sein Auto.«
»Na gut«, sagt sie. »Melde dich, wenn du mal wieder in der Stadt bist, dann zeige ich dir, wo es die besten gegrillten Austern in ganz New Orleans gibt. Meine Nummer hast du ja.«
Ich fuchtle mit meinem Handy.
»Das mache ich auf jeden Fall. Fahr vorsichtig und lass es dir gutgehen, ja?«
»Immer doch.« Brionna zwinkert mir zu. »Walk good.«
Ich neige den Kopf.
»Walk good?«
Mütterlich tätschelt sie meine andere Hand, die auf der Lehne des Fahrersitzes ruht. Eine rosa Narbe auf ihrem Zeigefinger hebt sich von ihrer braunen Haut ab. Da muss sie sich mal übel geschnitten haben.
»Das ist Patwa und heißt so viel wie ›pass auf dich auf‹ oder ›gute Reise‹«, erfahre ich.
Mein Lächeln breitet sich von einem zum anderen Ohr aus.
»Dann walk good, Brionna. Bis bald.«
Damit schließe ich die Autotür hinter mir, hebe meinen Rucksack über mich wie ein Regenschild und hechte zur Haustür. Ich drehe mich ein letztes Mal um, als Brionnas Rücklichter gerade hinter einer Häuserecke verschwinden, dann klingle ich.
Es vergehen mehrere Sekunden, bevor ich den kleinen runden Knopf erneut betätige.
Wieder nichts.
Auf die nette Tour versuche ich es weitere drei Mal, dann drücke ich den Klingelknopf volle fünf Sekunden lang ganz durch.
Wyatt ist da drin, das weiß ich. Sein beknacktes Auto steht in der Einfahrt.
Alles an mir ist nass – vom Haaransatz bis zum Schritt meines Höschens. Heute vergießt der Himmel seine Tränen nicht bloß, er lässt alle Dämme brechen.
Ich renne durchs Gartentor unter die überdachte Veranda. Nasse Büsche und Grashalme, die den kleinen Pfad dort hin säumen, streifen meine Waden, als wollten sie mich zurückhalten. Entweder das, oder ich denke mal wieder zu viel.
Mit beiden Fäusten hämmere ich gegen die gläserne Verandatür. Keine Reaktion.
In meinem Kopf sehe ich Wyatt mit Kopfhörern auf der Couch liegen. Ich stelle mir vor, wie sich Tate grunzend auf seinem Hundebett räkelt und darauf scheißt, dass ich mir hier draußen einen Wolf klopfe.
Komm schon, Hund, mach' deinen Job. Ich könnte ein Einbrecher sein.
Aber ich schätze, bevor Tate sich aufrafft, um sein Herrchen auf mich aufmerksam zu machen, kommt eher noch Wyatt höchstpersönlich mit Halsband und auf allen Vieren hier angehechelt.
Wenn er wüsste, was ich unter meinem Kleid trage, würde er sich die imaginären Kopfhörer vom Kopf reißen und mich in seine Bude zerren. Frustriert lasse ich mich mit dem Rücken gegen das Glas sinken und rutsche quietschend hinunter, bis mein Hintern auf dem feuchten Holz landet. Mir ist kalt.
Ich ziehe die Knie an und hebe das Kinn zum grau-violetten Himmel, der alle paar Sekunden von bizarren blauen Blitzformationen in Stücke gerissen wird.
Ein Mississippi.
Zwei Mississippi.
Obwohl ich weiß, dass auf gedämpftes Grollen markerschütterndes Scheppern folgt, fahre ich zusammen, als die Götter ihrem Zorn Nachdruck verleihen.
Es donnert so heftig, dass ich mir die Handflächen über die Ohren schlage.
Der Regen bildet einen undurchsichtigen Schleier um das Dach der Veranda. Die sonst so begrünte und farbenprächtige Landschaft in Wyatts Garten kann ich nur schemenhaft erkennen. Und doch bemerke ich einen braunen Fleck auf der anderen Seite der engmaschigen Wassersträhnen, der immer größer zu werden scheint.
Kurz darauf bricht eine faltige kleine Schnauze durch die Wasserfäden.
»Tate«, quieke ich, als der Mopsrüde zu mir auf die Veranda getrabt kommt. Ein solches Tempo hätte ich dem Hunde-Opa gar nicht mehr zugetraut. »Wo kommst du denn her? Bist du deinem Herrchen ausgebüxt?«
Ich strecke die Hände aus, um die nassen Speckwülste zwischen seinen kleinen dreieckigen Schlappohren zu kraulen.
Wyatt höre ich erst, als er meckernd unter das Vordach gestolpert kommt.
»Ich schwöre bei Gott, Tate, wenn du wieder eine ersoffene Ratte hier anschleppst, dann–«
Für einen Moment kommt die Welt zum Halten wie eine krächzende Schallplatte.
Oh mein Gott.
Ich sehe Haut. Viel mehr Haut, als ich ohne Vorwarnung verkraften kann. Plötzlich wiegt mein Unterkiefer drei Tonnen und ich kann den Mund nicht geschlossen halten.
Er trägt nichts als Sneaker und schwarze Laufshorts. Einen Teil seiner Haare hat er zu einem Man-Bun zusammengebunden, während der untere Teil offen geblieben ist oder sich aus dem Haargummi befreit hat.
Es hängen Tropfen an seinen Wimpern, stürzen sich von seiner Nasenspitze oder heften sich an dieselben nass-glänzenden Lippen, die neulich erst auf meinen lagen.
Innerlich lache ich auf. Auf einen heißen Traum falle ich kein zweites Mal rein.
Ich zwicke mich kräftig in den Oberarm, aber mal abgesehen davon, dass es schweineweh tut, passiert überhaupt nichts. Weil du nicht träumst, du Dussel.
Wyatt scheint sich auch nicht sicher zu sein, ob ich wirklich hier auf seiner Veranda sitze oder mich in eine Pfütze verwandle, sobald er die Hand nach mir ausstreckt.
In der Kerbe zwischen seinen Brauen könnte mein gesamter Zeigefinger verschwinden.
»Mit dir hab ich nicht gerechnet. Ich dachte, du wärst abgereist«, sagt er knapp.
Zwei Schrittlängen vor mir hält Wyatt. Meine Augen klettern seine Beine hinauf – sie sind lang und sehnig, wie die eines Läufers.
»Ja, aber ... dachtest du, ich komme mich nicht verabschieden?«
Er zuckt mit der Schulter. Freut sich Wyatt denn nicht, mich zu sehen?
Statt zu antworten, schlingt er die Arme um Tates kleinen wulstigen Körper, hebt den Mops in seine Arme – und verschwindet im Regen.
Okay ...
Mühselig rapple ich mich auf die Füße. Was zum ...?
Ich komme kaum hinterher, als Wyatt aus dem Garten stürmt und mit Siebenmeilenstiefeln auf die Haustür zumarschiert.
Ohne Tate abzusetzen, zerrt er mit der rechten Hand einen Schlüsselbund aus der klatschnassen Hosentasche seiner Shorts und schließt auf.
Die Tür lässt er offen stehen, ohne sich zu vergewissern, ob ich überhaupt noch hinter ihm bin. Mir reicht es jetzt. Vor der Türschwelle stemme ich die Hacken in den Beton.
»Wyatt«, herrsche ich ihn an und beobachte, wie das Spiel seiner Rückenmuskeln versteinert. Langsam fährt er zu mir herum. Seine Augen sind geschlossen, hastig hebt und senkt sich seine Brust.
»Bin ich hier so unerwünscht?« Zum Ende hin wird meine Stimme leiser. Ich fühle mich verletzlich. Beinahe zweifle ich mein Herkommen an, doch dann erkenne ich, was hinter der kühlen Fassade steckt.
Wyatt setzt Tate auf die Füße und nähert sich einen Schritt. Mein Herz setzt einen Schlag aus.
»Sky«, haucht er. Hektisch huschen seine dunklen Augen zwischen meinen hin und her. Mein Gegenüber wirkt gequält, als wolle er mich zu gleichen Teilen über seine Schulter werfen und zum Teufel schicken wollen. Sein Herz ist schon einmal zerbrochen. Ich habe ihm geholfen, einen neuen Platz für seine Scherben zu finden und weiß, dass er sich vor der Sache zwischen uns fürchtet. Das tue ich auch.
Aber heute Abend bin ich nicht hier, um mich zu fürchten. Heute will ich fühlen. Ihn fühlen.
Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, dass ich auch Wyatt aktuell nicht mehr als Freundschaft anbieten kann. Aber heute Nacht gehört uns.
»Weißt du ...« Langsam löse ich unter der Brust den Knoten meines Kleides. »Wenn du ein wenig gastfreundlicher gewesen wärst, hätte ich dir einen Wunsch erfüllt.«
Wyatts Kehlkopf wippt.
»Und welchen?«, krächzt er heiser.
Mein offenes Kleid entblößt kornblumenfarbenen Stoff.
Schwarz frisst sich von den Pupillen aus in das Braun seiner Iriden wie Wasserfarbe. Er knurrt. Knurrt!
»Aber, da du ganz und gar nicht gastfreundlich warst ...«, ringe ich mir ab und beginne, eine Seite des Kleides wieder um meine Taille zu schlingen. Jede Faser meines Körpers wehrt sich, aber ich komme nicht weit.
Wyatt zerrt mich an einer Hand in den Flur. Hinter mir knallt die Tür zu. Der Soundtrack meines Sieges. Heute nehme ich keine Gefangenen. Kopf aus, Sensoren an.
Seine Bewegungen sind präzise, als wäre er ihren Ablauf mehrfach im Kopf durchgegangen und schon finde ich mich mit dem Rücken an der geschlossenen Tür wieder. Meine Handgelenke drückt er neben meinem Kopf gegen das harte, kühle Holz.
Wyatt ist überall, er ist alles, was ich wahrnehme.
Seine Wärme greift nach der Länge meines Körpers. Ich rieche den Regen an ihm, wie er auf heißer Haut verdunstet und sich mit dem Geruch seines Körpers vermischt – herb und süßlich. Anders als früher. Genau wie früher. Fremd und vertraut.
Reglos starrt er auf meine Lippen. Wie vorhin draußen im Gewitter zähle ich innerlich ein Mississippi.
Zwei Mississippi.
Drei Missis–
Unvorhergesehen, wie das erste Donnern eines nahenden Unwetters, schnippen seine Lider hoch. Wyatts Mund ist leicht geöffnet. Der heiße Luftzug seines Atems küsst mich, bevor er es tun kann.
»Sky, bitte ... kann ich ...?«
Ich nicke hektisch.
Wyatt eliminiert jede Distanz zwischen uns, seine Lippen berühren meine, zaghaft, als würde er sie an den Rand einer Tasse legen, um die Temperatur seines Kaffees zu prüfen.
Ich bin es, die das Kinn hochreckt, um den Kuss um ein Vielfaches ungeduldiger zu erwidern.
»Mhm.«
Wyatt entkommt ein gequälter Laut, der mich mutiger werden lässt, ungehemmter. Vielleicht liegt es daran, dass mir mein erotischer Traum vorgaukelt hat, bereits intim mit ihm gewesen zu sein. Oder unsere Körper sprechen zueinander.
Ich gehe ins Hohlkreuz, füge jeden Millimeter meiner Vorderseite an seine und wir vertiefen den Kuss. Geben und nehmen. Lecken, saugen, knabbern. Gott, er ist gut darin.
Wyatt stöhnt in meinen Mund, als mein Venushügel gegen die steife Wölbung in seiner Shorts drückt.
Er löst seine Lippen von meinen, seine wirken wund geküsst, die Augen unfokussiert. Aber Wyatt sieht mich, das hat er immer.
Er hakt den Daumen in das Unterbrustband des Bikini-Tops ein, zwischen den beiden Stoffdreiecken, die meine Brüste nur mithilfe eines Knotens im Nacken bedecken.
Abwartend schaut er mich an.
»Ja«, beantworte ich seine unausgesprochene Frage.
Wyatt schiebt den Stoff zur Seite und meine nackten Brüste werden mittig zusammengedrückt.
»Fuck, deine Haut ist hier so weiß. Du bist eine verdammte Opfergabe.« Er überrascht mich mit plötzlichem Druck gegen meinen Venushügel. Ich schaue an mir herunter. Wyatt streichelt mit der Rückseite seines Zeigefingers darüber und ich erzittere. »So empfänglich«, wispert er. »Du bist für die Nacht gemacht. Für mich gemacht.«
Ohne Vorwarnung saugt er eine meiner kleinen, flachen Brustwarzen ein, dann die andere. Als würde er verhungern und ich bin nicht sicher, wie viel von mir übrig sein wird, wenn er satt ist.
Heiße Luft prasselt auf die empfindlichen Knospen nieder. Er pustet sie an.
»Ich stehe auf diese kleinen süßen Mäusefäustchen.«
»Oh Gott«, keuche ich.
Wyatt lacht heiser.
»Ich bin das Gegenteil von Gott, aber–« Etwas Ähnliches hat er in meinem Traum gesagt. Ich stöhne auf, als die Erkenntnis eine Welle der Erregung über mich hinwegjagt. »Ich hab gerade nicht das Gefühl, dass dich das stört.«
Es fällt mir schwer, seinen Worten zu folgen. Ich bin wie benebelt. Mehr als hektisches Nicken bekomme ich gerade nicht zustande.
»Mein Schlafzimmer ist gleich die Treppe rauf.« Seine Mundwinkel zucken nach oben. »Lauf, kleines Opferlamm.«
Meine Augen werden groß. Was?
Wyatt grinst berechnend. Will er mich jagen?
Natürlich will er. Der Wolf im Wolfspelz. Mein Körper surrt wie eine Bogensehne.
Quietschend folge ich meinem ersten Instinkt, ducke ich mich unter seinem Arm hindurch und hechte die Treppe rauf. Wyatt bekommt mich am Knöchel zu fassen, ich schüttle ihn ab, muss dafür aber kurz wie ein Äffchen auf allen vieren weiterlaufen.
Seine Schritte donnern hinter mir und wieder entkommt mir ein Quieken. Er spielt den Jäger viel zu gut und ich bin nicht sicher, ob ich ihm entkommen möchte.
Ich schaffe es vor ihm ins Schlafzimmer und pfeffere ihm die Tür entgegen. Beide setzen wir unser Körpergewicht ein. Er schiebt, ich schiebe. Wyatt ist schwerer und so bin ich nicht überrascht, als ich zurückgedrängt werde und mit einem Poltern Hintern voran auf das Parkett plumpse.
Ich flüchte im Krebsgang. Geräuschvoll lächelt Wyatt mich an. So überheblich. Ich muss sie Schenkel zusammenpressen. Dass mich eine Verfolgungsjagd so reizen würde, hätte ich nicht
erwartet. Sowas hab ich noch nie gefühlt.
Wyatt geht in die Knie, greift erneut nach meinen Knöcheln und zerrt mich zu sich. Er schluckt jeden meiner zittrigen Atemzüge, jedes kleine Keuchen, als er über mich kommt, wie eine schwarze Wolke, die nur das Bisschen Himmel über mir verdunkelt.
Dumm nur, dass er unter dem Lammfell ein Lamm und keine Viper vermutet.
Ich ziehe meine Handgelenke zur Brust, bevor er sie schnappen kann und lasse meine Finger beidseitig vom Bauch zu den Achseln über seine Rippen tänzeln. Ein Schuss ins Blaue. Keine Ahnung, ob er kitzlig ist.
Seine Arme, die mich wie zwei Gitterstäbe auf beiden Seiten meines Oberkörpers einkesseln, fangen zu zittern an und kollabieren wie morsche Brückenpfeiler. Sein gesamtes Gewicht nagelt mich ins dunkle Holz, mir weicht sämtliche Luft aus den Lungen. Ich liebe das.
Zielstrebig wie ein Habicht stürze ich mich auf seine momentane Schwäche, schließe meine Beine um seine Mitte und nutze den Rechtsdrall seines Zusammensturzes, um unser gemeinsames Gewicht in ebendiese Richtung zu wippen. Irgendwie manövriere ich uns auf die Seite, schiebe mich mit meinen nackten Füßen so schwungvoll vom Holzboden ab, dass ich es auf ihn schaffe.
»Fuck, ich steh' auf Frauen mit Muckis«, keucht Wyatt. »Du bist so verdammt scharf.«
Ich presse meine Mitte in einer kreisenden Abwärtsbewegung meiner Hüfte gegen seine und wir stöhnen gemeinsam auf. Zitternd vor Lust wimmere ich seinen Namen und beuge mich vor, um ihn mit offenem Mund zu küssen. Seine Zunge umkreist meine. Er knabbert und saugt. Meine Nervenenden gehen in Flammen auf.
»Du ... mhm ... oh Gott. Präservative sind unten in meinem Rucksack«, wispere ich heiser, bekomme aber keine Antwort von ihm.
Lachend vergräbt Wyatt sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Ich richte mich kerzengerade auf und verschränke die Arme vor der Brust.
»Präservative ... Du bist wie die heiße Sexualkunde-Lehrerin, die ich nie hatte«, sagt er grinsend.
»Idiot.« Ich boxe seinen Oberarm. »Du kannst auch gern allein Gummis über Bananen stülpen, wenn dir das besser gefällt.«
»Mhm, du bist so süß, wenn du schmollst.« Seine Augenwinkel kräuseln sich, als er lächelt. »Sex ist nicht perfekt. Es geht darum, Spaß zu haben und sich wohlzufühlen. Ausprobieren, lachen, alles nicht so ernst nehmen. Ohne Scham oder Selbstzweifel.« Wyatt grinst noch breiter. »Und ohne Bananen. Lass dich fallen, Sky. Bei mir kann dir nichts passieren«, sagt der Mann, der mein Herz gestohlen hat.
»Ich glaube dir«, wispere ich und löse mit zitternden Fingern die Knoten meines Bikinioberteils. Wyatt verfolgt jede Bewegung. Seine Kehle bewegt sich, als ich es auf die Tagesdecke fallen lasse. »Zieh dich bitte aus Wy.«
In einem enthusiastischen Satz hechtet Wyatt vom Bett. Sein Penis wippt unter dem schwarzen Stoff-Gefängnis hervor, als er sich seiner Shorts und Unterwäsche in einem Rutsch entledigt. In nichts als einem Bikinihöschen rutsche ich weiter auf die Bettkante und umfasse seine Länge. Butterweiche Haut verführt meine Fingerspitzen, er zuckt unter meiner Berührung.
Wie ferngesteuert schließe ich die Lippen um die Spitze. Mein Körper gewinnt die Oberhand
»Ich muss jetzt in dir sein. Bitte.« Wyatt hört sich fiebrig an. »Kannst du?« Er deutet auf einen kleinen weißen Nachttisch.
In der Schublade finde ich einfache hautfarbene Kondome. Nichts Abenteuerliches. Extra-feucht. Aber dem Zustand meines Bikini-Höschens nach zu urteilen, könnten sie auch extra-trocken sein. Ich kann es ausgleichen.
»Das sind keine Überbleibsel von meiner Ehe oder anderen Liebschaften, falls du das denkst.« Unsicher blicke ich zu ihm auf.
»Was dann?«
»Im Bett liege ich auf dem Bauch, wenn ich es mir selbst besorge.« Er zuckt mit der Schulter. »Ich brauche die Illusion von Körperkontakt, bewege mich gegen die Matratze und–« Wyatt umfasst mein Kinn und dringt mit der Zunge ganz kurz in meinen leicht geöffneten Mund ein. »Wenn ich in meine Hand stoße, hart und schnell, dann ...« Sein Daumen gleitet über meine Unterlippe.
»Dann?«, stöhne ich kaum hörbar und befreie mich von meinem feuchten Bikinihöschen.
»Ich glaube, du kannst dir denken, was ich dann tue. An wen ich denke.« Wyatt schlingt die Arme um meine Taille und beißt mir spielerisch in die Halsbeuge. »Ein Kondom, bitte Baby, ich dreh' sonst durch.«
Es erfordert jedes letzte Bisschen Konzentration in mir, das Folienpäckchen aufzureißen und das Kondom auf seine gesamte Länge abzurollen. Die seidige Textur des Latex entlockt mir ein Wimmern. Wyatts Hand umfasst meine und er drückt zu.
»Mhm, genau so«, keucht er. »Gott, ich liebe deine Hände. Könnte sein, dass ich gerade einen Fetisch entwickelt habe.« Und mit einem Mal ist sein großer Körper über mir. »Augen zu mir, Sky. Ich muss dich sehen, wenn ich–« Mit einem qualvoll langsamen Stoß füllt er mich aus. »Fuck«, stöhnt Wyatt und dehnt das Wort aufs Äußerste aus, »du bist so verdammt feucht. Ich werd' nicht lange durchhalten.«
Unsere Körper verfallen in einen Tango. Wir folgen unserem eigenen Takt, fühlen dieselbe Melodie. Seine Seele singt für mich in einer Sprache, die nur wir verstehen.
Ich werfe den Kopf von einer auf die andere Seite. Es ist Folter.
Wir bewegen uns hektischer. Haut prallt auf Haut. Das Crescendo zweier Körper.
»Wy«, wimmere ich, Nein. Ich bettle. »Ich halte es nicht mehr aus.«
»Dann komm, Baby.« Seine Stöße werden heftiger, folgen keinem Muster mehr. Er lässt sich vollkommen gehen und ich zersplittere in einem Meer aus Lichtflecken. Hell, dunkel. Heiß, kalt. Anstieg und Entladung.
Mit einem spitzen Aufschrei bäume ich mich auf. Meine inneren Muskeln kontrahieren um ihn, ein letztes Mal nehme ich ihn tief in mir auf. Dann landet kurzzeitig das gesamte Gewicht seines zitternden Körpers auf mir. Alles an ihm drückt mich tief in die Matratze.
Harsche Atmung, meine Hände in seinen Haaren, das Gefühl von ihm in mir.
»Das ...«, wispert er gegen meine schwitzige Schläfe, »werde ich niemals vergessen. Solange ich lebe.« Langsam lösen wir uns voneinander. Wyatt zieht sich ganz aus mir zurück und mir huscht ein Schauer wohliger Erregung das Rückgrat hinunter.
»Ich auch nicht. Das war unglaublich, Wy«, fasse ich meinen allerersten Gedanken in sechs einfachen kleinen Worten zusammen.
Wyatt streift das Kondom mit einem erstickten Stöhnen ab, als könne er die Berührung seiner eigenen Hand so kurz nach seinem Höhepunkt kaum ertragen. Ein wahnsinnig erotischer Anblick. Dabei habe ich diesen notwendigen Schritt nach dem Sex bisher nie als aufregend empfunden.
In der Löffelchenstellung kuscheln wir uns in die Mitte des Bettes und Wyatt zieht eine hauchdünne Bettdecke über uns, eher ein Laken. Seine Fingerspitzen tänzeln in kleinen Kreisen über meinen Oberarm.
»Denkst du, ähm ...« Er räuspert sich. »Meinst du, wir können irgendwann über eine gemeinsame Zukunft nachdenken, wenn etwas Zeit ins Land gestrichen ist?« Wyatt drückt seine Lippen gegen meine Schulter. »Du hast mir gerade den Rest gegeben. Ich bin dir mit jeder Zelle verfallen.«
Ich drehe den Kopf zur Seite. Über meine Schulter hinweg finden sich unsere Augen.
»Versprochen«, wispere ich und werde mit einem langen leidenschaftlichen Kuss belohnt.
Gerade würde ich am liebsten hierbleiben.
Fast geschafft, Leute. Nur noch ein, maximal zwei Kapitel aus Wyatts Sicht und einen Epilog aus Lieblings-Leuchtturmwärtersicht. Die kommen im Laufe der Woche (hoffe ich).
LG
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