Windstärke 28 | Sky
Teil 3/3 des heutigen Uploads
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Wirres Gemurmel ist zu hören. Harte, schwere Gegenstände krachen zu Boden. Ich folge Wyatts Lärmspur zu einer geöffneten Tür im oberen Stockwerk.
Kosmetikprodukte und Handtücher sind auf dem Boden eines geöffneten, etwa zwei mal zwei Meter großen Wandschrankes verstreut, als ich diesen erreiche.
Wyatt versucht, eine braune Pappkiste aus dem obersten Regal zu ziehen, doch sie bewegt sich keinen Millimeter. Das Ding scheint da oben eingeklemmt zu sein.
»Was ist denn da drin?«
Statt zu antworten, faltet Wyatt die Hände vor seinem Körper, sodass sie eine menschliche Schlaufe bilden, einen Steigbügel.
Zusammen schaffen wir es, den Karton herunterzuziehen. Dabei fliegt uns ein lackschwarzer Stöckelschuh mit blutroter Sohle um die Ohren.
Ich lächle ihn siegessicher an, als meine nackten Füße den flauschigen weißen Teppichboden berühren. Aber Wyatt nimmt mir den Karton gleich wieder ab, um sich durch Fotos, Zeitungsausschnitte und Postkarten zu wühlen.
Dabei stößt er auf ein dickes Notizbuch mit schwarzem Ledereinband und blättert durch die Seiten, bis er das zweite Drittel erreicht. Dann klappt er das Buch mit einem dumpfen Knall wieder zusammen.
»Kein Eintrag in der Oklahoma-Woche, kein Brief«, stöhnt er und lässt sich Hintern voran in sein selbst verursachtes Chaos plumpsen. »Das passt zu ihr. Dieses kleine Biest. Ich hätte es wissen müssen. Sie sagte vor allem noch, dass sie gesehen hat, wie ihr abgefahren seid, du und deine Mom.«
Grinsend schüttelt er den Kopf.
»Hast du gerade im Tagebuch deiner Frau herumgeschnüffelt?«, frage ich amüsiert.
Wyatt zuckt mit der Schulter.
»Worauf du einen lassen kannst, aber Liss war nicht dumm. Sie hat keine Beweise hinterlassen.«
Ich lasse mich neben ihn auf den Teppichboden sinken und muss lachen. Die Frau hat echt alle Register gezogen, um sich ihren Traummann zu angeln.
»Sie war so nett zu mir«, sage ich, »ich hab nicht eine Sekunde gezweifelt, dass sie dir meinen Brief bei der nächsten Gelegenheit in die Hände drückt.«
Wyatt lächelt. Ein richtiges Lächeln, das seine Augenwinkel kräuselt.
»Liss war von Anfang an ganz schön viel. Zu laut, zu aufbrausend, zu ... da. Eine Nervensäge. Hübsch, unterhaltsam irgendwie, aber nervig. Und hätte mir damals jemand gesagt, dass ich ihr wenige Jahre später das Ja-Wort geben würde, hätte ich der Person ins Gesicht gelacht. Aber ... du hättest sie gemocht. Ihre Entschlossenheit, den unbändigen Lebenshunger und Humor. Es steckte so viel Leidenschaft in ihr, dass ich mich langsam und ohne es gleich zu merken, in sie verliebt habe. Unsere Verbindung haben wir mühsam aufgebaut und gepflegt. Das hat die Dynamik unserer Ehe geprägt.« Sein Kopf kippt in meine Richtung und er zwinkert. »Dich hätte sie gehasst, weil du mich vom ersten Moment an verzaubert hast. Ein Blick auf dich in diesem Pool, voll in deinem Element, und es hat mich zu dir gezogen.« Wyatt seufzt. »Und als du vorgestern wieder vor mir standest, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, bereit zu sein für ... Ich dachte ...« Er lässt den Kopf zwischen seine aufgestellten Knie fallen.
»Was, Wy?«
Meine Stimme ist warm wie heiße Schokolade an einem Wintermorgen.
»Ist nicht wichtig«, stöhnt er. »Seit du hier bist, wache ich morgens nicht mehr auf und suche meine tote Frau neben mir. Heute hab ich mich von den Schatten meiner Trauer befreit. Ich hab Liss freigelassen – und dasselbe muss ich auch für dich tun, weil du nur das Beste verdienst. Gib der Beziehung mit meinem Bruder eine Chance. Werdet glücklich. Versucht es. Das mit euch ist real – nicht bloß das Nachbeben eines Sommerflirts.« Er nimmt eine dicke Strähne meines Haares und reibt sie zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich wünschte, mir bliebe mehr Zeit, dir zumindest einen Bruchteil der tausend Fragen in meinem Kopf zu stellen.«
Meine Augen bohren sich in seine.
»Du willst schon wieder alle Entscheidungen alleine treffen. Das muss aufhören, Wy. Ich würde das, was wir hatten, nie als Sommerflirt abtun. Ich meine, wie oft trifft man einen Menschen, mit dem man so frei reden, diskutieren und lachen kann, stundenlang? Und dessen Küsse sich wie Schicksal anfühlen? So habe ich das nie wieder erlebt.«
Melancholie blitzt in seinen Augen auf.
»Du warst jung, kleine Meerjungfrau.«
»Ich schwöre, wenn du meine Gefühle damit abtust, dass ich jung und unerfahren war, scheuer ich dir eine«, sage ich und verschränke die Arme vor der Brust. »Das meine ich Todernst!«
Wyatt nimmt meine Hände. Meine Brust hebt und senkt sich schneller.
»Aber du warst jung und ich viel zu alt für dich. Ich wäre neben deinem ersten Kuss vielleicht dein erster Freund und dein erstes Mal geworden, aber es hätte nie gehalten. Den Ersten heiratet man nicht, das wusste schon meine Oma.« Wyatt seufzt. »Es sollte damals nicht sein – und heute auch nicht.«
Sanft ziehe ich unsere Hände in meinen Schoß. Vielleicht hat er recht.
»Wenn das wahr ist ...«, wispere ich, »dann solltest du die Gelegenheit nutzen, mir deine tausend Fragen zu stellen.«
Wyatt ringt sich ein Lächeln ab.
»Nägel mit Köpfen, hm?«, sagt er. »Also schön.« Weiße Zähne graben sich in seine Unterlippe, an der ich einst geknabbert habe. »Warum bist du zur Küstenwache gegangen? Was ist aus Olympia geworden?«
Ich schnaube amüsiert.
»Richtig, damals wollte ich ja noch Profisportlerin werden.« Kurz blicke ich ins Leere. »Ich schätze ... irgendwann hab ich einfach gemerkt, dass ich das ganze Drumherum nicht will. Und mein Vater hat mir gezeigt, dass es möglich ist, zu tun, was man liebt und dabei Leben zu retten. Das kam mir erfüllender vor.«
»Tut mir übrigens echt leid mit deinem Dad«, brummt Wyatt. »Unsere kleine Wasserbestattung war so kurz nach seinem Tod bestimmt nicht einfach für dich. Aber ich will, dass du weißt, wie sehr mir dein Rat geholfen hat. Du hast mir die Augen geöffnet. Liss hätte diesen letzten Ausflug geliebt und ohne dich wäre die Idee nie aufgekommen. Also danke, Sky. Wirklich.« Ich senke die Lider. Es wird eng in meiner Kehle. Wyatt scheint das zu ahnen, denn er sagt: »Und was deine Berufswahl betrifft, denke ich, die Menschheit braucht jede Hilfe, die sie kriegen kann. Der Beruf passt zu deiner Verbissenheit – und deiner Güte.«
»Wie kommst du darauf, dass ich gut bin?«
Wyatt legt den Kopf schräg. Seine Augen liegen auf meinen Lippen, als er lächelt.
»Sie ist in deinen Augen. Du trägst sie wie ein Abzeichen, bist hilfsbereit und hörst zu, wirklich zu.«
Wenn er wüsste, was letzte Nacht passiert ist, würde er mich mit anderen Augen sehen. Ich kann seinen Irrtum so nicht stehenlassen.
»Ich hatte einen Sextraum von dir und das, obwohl ich nicht weiß, ob und wie es mit Rocky und mir weitergeht«, sprudelt es aus mir heraus. »Spricht das auch für meine Güte?«
Wyatts Augen weiten sich. Und ist das ...? Färbt sich der Ansatz seiner Wangen rot?
»Das, äh ...« Er kratzt sich am Hinterkopf. »Was du träumst, kannst du überhaupt nicht beeinflussen.«Wyatts Lider fallen auf halbmast. Er räuspert sich. »Was haben wir denn getan ... in deinem Traum?«
Ein Kribbeln huscht durch meinen Unterleib. Das Thema anzubringen, war ein Fehler. Sicher spürt er es ebenso. Wie die Stimmung kippt. Doch für Rückzieher ist es zu spät. Ich schlucke.
»Erst hab ich dich über deine Beziehung zu Cassidy ausgefragt. Ich hatte von Anfang an den Eindruck, dass da mal mehr als Freundschaft zwischen euch gewesen ist und das hat mich fertig gemacht. Du hast mir erzählt, wie ihr in eurer Ehe mit solchen Gefühlen umgegangen seid. Du und Liss, meine ich.«
Wyatt zieht seine Unterlippe zwischen die Zähne.
»Da bin ich jetzt aber gespannt«, sagt er.
»Na ja, wenn ihr fremde Menschen heiß fandet, habt ihr eure Fantasien miteinander geteilt, einander erregt und du hast mir gezeigt wie.«
Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade laut ausgesprochen habe. Meine Wangen brennen.
Vor Lachen wirft Wyatt den Kopf in den Nacken und überrascht mich mit seiner Reaktion. Meine Augen wandern über seine entblößte Kehle. Den erotischsten Teil seines Körpers. Wyatts Anziehungskraft ist gnadenlos – und hat noch nie mit fairen Mitteln gespielt.
»Liss hätte mich zerhackt«, sagt er. »Sie war der eifersüchtigste Mensch, den ich bis heute kennengelernt habe und eigentlich war das ganz sexy. Zumal ich nie in Versuchung geraten bin, sie zu betrügen. Schöne Frauen schaue ich gerne an und damit hat es sich. Das, wovon du sprichst, würde mir auch gefallen. Vor allem passt es zu dir. Deine Zuneigung kennt keine Ketten, nur Flügel. Du willst Liebe, Loyalität, Freundschaft – und Luft zum Atmen. Genau das gibst du auch.«
Fassungslos starre ich ihn an. Er irrt sich in mir. Ich bin keine scheiß Heilige.
»So ist das nicht, Wy«, sage ich. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass du mal was mit Cassidy hattest und den Gedanken fand ich zum Kotzen.«
Mit der flachen Hand reibt sich Wyatt über den Kiefer.
»Cass und ich haben mal rumgemacht, es stimmt. Aber mehr lief da nicht. Und obwohl du das geahnt hast und es nicht mochtest, hast du dich ihr gegenüber immer korrekt verhalten. Ich hab gesehen, wie du ihre Hand gedrückt hast. Heute auf dem Boot. Du bist der freundlichste, mitfühlendste Mensch, den es gibt.«
Hektisch schüttle ich den Kopf. Kann er bitte aufhören, solche Dinge über mich zu sagen?
»Jetzt idealisierst du mich aber. Du–«
»Erinnerst du dich an meine Tornado-Tour?«, trennt er das Ende vom Rest meines Satzes ab und ich muss lächeln, obwohl die Rührung über Wyatts Worte noch immer in meiner Kehle prickelt.
»Oh mein Gott, ja, das war so bescheuert. Du hättest draufgehen können.« Ich schüttle den Kopf. »Ich meine, was kommt als nächstes? Ein Fallschirmsprung ins Auge des Tornados?«
Am Wackeln seiner Schulter merke ich, dass er leise auflacht.
»Geniale Idee.« Wyatt zwinkert mir zu. »Aber jetzt stell dir dich mal als meine Freundin vor.« Eigentlich versuche ich die ganze Zeit, genau das nicht zu tun. »Wie würdest du reagieren?«
Meine Brauen treffen sich in der Mitte, als ich im Kopf alle möglichen Antworten durchgehe.
»Ich hätte Angst um dich, also müsstest du mir alle fünf Minuten versichern, dass du noch lebst. Mit Fotobeweis.«
Wyatt sinkt gegen das Regal in unserem Rücken, als wäre es die weiche Lehne eines Sessels. Ich tue es ihm gleich, die vielen flauschigen weißen Handtücher verstärken die Illusion von Gemütlichkeit. Dann dreht er den Kopf in meine Richtung, wieder hängen seine Augen an meinen Lippen.
»Da hast du die Antwort auf deine Frage, wie ich das vorhin meinte«, sagt er. »Bei dem Beispiel gerade ging es zwar nicht um Eifersucht, aber das Prinzip ist identisch. In deinen Augen war es völliger Irrsinn, Tornados nachzujagen und eine halbe Schachtel am Tag zu rauchen. Deshalb hab ich auch mit dem Rauchen aufgehört. Du wolltest mich nicht verbiegen – und ich dich verdienen.«
»Du hast geschmeckt wie ein Aschenbecher«, flüstere ich. Niemand sieht in mir, was Wyatt sieht. Er versteht, wie ich ticke. Versteht mich. Wie Magnete werden wir zueinander gezogen, bis nicht mal mehr ein gefaltetes Handtuch zwischen uns passt. Es scheint unmöglich, die wachsende Spannung zwischen uns zu zerschneiden, die sich zäh wie Gummi zu uns in den Wandschrank drängt – und alles, was wir haben, sind Plastikmesser. »Aber es ist toll, dass du Tierarzt geworden bist«, versuche ich es doch, gleichzeitig rutsche ich noch näher an ihn heran, »und dass du dir den Traum einer eigenen Praxis verwirklichen konntest. Genau, wie du es dir vorgenommen hast.«
Statt zu antworten, hebt Wyatt die Hand zu meinem Gesicht, um meine Unterlippe mit dem Daumen nachzuzeichnen, die er abwesend anstarrt.
»Lass uns eine Pause einlegen. Vom Reden meine ich«, wispert er in unsere sich vermischende Atemluft. »Ich will nur ...« Sein Kehlkopf bewegt sich. »Nur einmal, Sky, dann lass' ich dich zufrieden.«
Hektisch nicke ich.
»Okay.« Meine Stimme ist kaum zu hören. »Nur ein Kuss. Nur–«
Seine leicht geöffneten Lippen finden meine. So warm, so weich und so Er. Unsere Zungen tanzen, sie necken sich.
Ich lasse die Hände über den leicht kratzigen Stoff seines Hemdes gleiten und spüre, wie seine Schultermuskulatur unter meinen Fingerspitzen arbeitet.
Wyatt hält sich zurück, wenn ich es schon nicht kann.
In einer schnellen Bewegung klettere ich in seinen Schoß und vergrabe die Hände in seinen weichen wuscheligen Haaren.
»Mhm«, knurrt Wyatt in meinen Mund hinein, statt mich an den Hüften zu packen. Gott, ich will seine Hände auf mir. Einmal nur, bevor ich New Orleans ohne einen der beiden Brüder verlasse.
Dieses ganze Gefühlschaos ist eine Nummer zu groß für mich. Für uns drei.
Einer muss den ersten Schritt machen und dieser Jemand werde ich sein. Aber das hier ... Das habe ich mir verdient.
»Wärst du auch mit ihm ins Bett gestiegen, wenn er dich drum gebeten hätte?«, drängt sich im nächsten Augenblick ein geladenes Knurren durch den Lustnebel in meinem Kopf. Oh Gott. Ich erkenne die Stimme sofort, Wyatt ebenso. Zeitgleich schrecken wir auseinander.
Ich versuche, meine Gliedmaßen zu sortieren, auf die Füße zu kommen, aber mein Herz pumpt so heftig, dass mir kurz schwarz vor Augen wird.
Wyatt schafft es vor mir. Er hilft mir auf, doch meine Hände fallen gleich wieder aus seinen, als er sie vor seinem jüngeren Bruder zu einer beschwichtigenden Geste erhebt.
Rockys Gesicht transformiert sich zu einer wütenden Fratze. So habe ich ihn noch nie erlebt. Mit der geballten Faust holt er aus. Ein schriller Schrei ist zu hören und ich stelle mit Entsetzen fest, dass er meiner eigenen Kehle entsprungen ist.
Rockys Faust gefriert vor Wyatts Gesicht, sein gesamter Arm bebt. Wyatt legt ihm die Hand auf den Unterarm.
»Nicht«, sagt er ruhig. »Sowas passt nicht zu dir. Ich kenne dich, kleiner Bruder.«
»Nenn mich nicht so«, zischt Rocky zurück und schiebt Wyatts Hand von seinem Arm. »Du kannst von Glück reden, dass ich kein scheiß Neandertaler bin, aber du ... Du bringst das Schlechte in mir zum Vorschein.«
»Rocky!«, keuche ich.
»Was denn, Sky? Was?« Jetzt fährt er zu mir herum. Vor Schreck presse ich meine Rückseite gegen das Regal hinter mir. »Siehst du das etwa anders? In seiner Nähe erkenne ich dich nicht wieder. Und du hast meine Frage nicht beantwortet. Was wäre hier noch alles passiert, wenn er es verlangt hätte, Hm?«
»Nichts, ich ...«
Rocky wirft die Hände in die Luft.
»Der Typ kann es einfach nicht ertragen, dass ich glücklich bin«, zischt er. »Wenn ich was will, muss er es mir nehmen. Das war schon immer so.«
Wyatt schiebt sich an seinem Bruder vorbei und baut sich zwischen uns auf.
»Ich wollte nur einen beschissenen Kuss von ihr. Nur einen«, presst er hervor. »Und hör gefälligst auf, dir und anderen einzureden, dass ich ständig versuche, dir was wegzunehmen. Das hast du schon gemacht, als wir Hosenscheißer waren. Dabei bist du der kleine Prinz gewesen. Das Nesthäkchen. Unsere Eltern haben dir jeden Wunsch von den Augen abgelesen, immer dir geglaubt, wenn du Scheiße gebaut und es mir in die Schuhe geschoben hast. Wenn du mein Zeug wolltest, hast du es dir einfach genommen oder gejammert, bis ich es dir geben musste. ›Sei mal etwas verständnisvoller mit deinem Bruder‹, haben sie gesagt und das hab ich dir nie vorgehalten. ADHS ist nicht einfach, weder für Eltern, Geschwister, noch die Kinder selbst.« Er nimmt einen tiefen Atemzug. »Aber Mom und Dad haben dich vollkommen verzogen mit ihrer Helikopter-Mentalität.« Rocky setzt zum Protest an, doch Wyatt fährt ihm über den Mund. »Dann kam Liss, für die du dich auch erst interessiert hast, als du gemerkt hast, dass sie was von mir wollte.«
Rocky lacht trocken auf.
»Also doch! Ich wusste, dass du nicht so ahnungslos warst, wie du vorgegeben hast. Du bist so ein elender Scheißkerl.«
Moment, Rocky war in Wyatts Frau verliebt? Langsam verliere ich echt den Überblick.
»Jungs! Es reicht«, mische ich mich ein, bevor die Situation völlig eskaliert. »Ihr beruhigt euch jetzt erstmal und dann–«
Rockys Augen schnippen zu meinen hoch.
»Mich beruhigen? Beschützt du den Wichser etwa? Ziehst du ihn mir vor? Ernsthaft?«
»Das ist nicht, was ich tue.«
Rocky zieht Mauern hoch. Das erkenne ich an der Leere in seinem Blick.
»Ihr zwei verdient einander«, sagt er.
Wyatt versteift sich neben mir und richtet den ausgestreckten Zeigefinger auf seinen Bruder.
»Jetzt hör mir mal ganz genau zu. Ich verstehe, dass du wütend bist – auf mich, sie und die Welt. Aber tue bloß nicht so, als hätten wir dein Leben zerstört. Wir haben Fehler gemacht. Vor allem ich. Aber du ... Du, mein Freund, bist auch nicht ehrlich gewesen. Du hast Sky – und dir selbst – in die Tasche gelogen. Du bist nämlich bei Weitem nicht über das weg, was mit Franny passiert ist. Die einzige Frau, die du mehr geliebt hast, als dich selbst. Und so lange du dich mit eurer Trennung nicht auseinandersetzt, hängst du für immer mit einer Arschbacke in eurer ehemaligen Beziehung fest. Ich hätte dir gleich von ihrem Besuch in meiner Praxis erzählen sollen, wie fertig sie aussah. Wie sie leidet.« Er bohrt seinen Finger in Rockys Brust. »Dann wärst du nämlich direkt zu ihr gefahren. Und vielleicht solltest du dich zuallererst mit genau dieser Tatsache auseinandersetzen, bevor du hier das Opfer spielst.« Wie in einer Trance starre ich Wyatt an. Rockys Ex-Freundin war bei ihm? Was hat sie sich denn davon erhofft? »Ich halte mich ab jetzt von euch fern«, fährt Wyatt fort. »Auch wenn ich denke, dass du mit Sky auf Nummer sicher gehst, weil du dir mit ihr eine Beziehung vorstellen kannst und dabei gleichzeitig weißt, dass sie deine Welt nicht zum Erliegen bringen wird, falls du sie je verlierst. Du willst nie wieder jemandem dein Herz auf dem Silbertablett servieren. Das ist mir gerade klar geworden.«
Rocky bleibt stumm. Ich bin es ebenso. Viel zu sehr finde ich mich in Wyatts Worten wieder. Ich fühle mich ertappt.
»Diese Sache hier zwischen uns Dreien ist vollkommen abgefuckt. Jeder von uns sollte erstmal sein eigenes Leben auf die Reihe kriegen und heilen. Und das geht nur, wenn wir uns voneinander fernhalten.«
Damit ist Wyatt verschwunden und lässt Rocky und mich alleine zurück.
Hallo ihr Lieben,
es kommen in den nächsten 2-3 Wochen noch ungefähr vier Kapitel, dann werden wir am Ende der Geschichte angelangt sein. Ich wünsche euch eine schöne Woche.
Liebe Grüße
Maria
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