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Windstärke 22 | Wyatt

Teil 2 der Mini-Lesenacht ❤️

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»Wo soll's denn hingehen?«

Rocky hebt den Hinterkopf von einem Stapel Tageszeitungen auf der linken von zwei gegenüberliegenden Holzbänken meiner kleinen Tischgruppe. Seine Bartstoppeln stechen mir selbst am anderen Ende des Bootes noch die Augen aus. Er sieht beschissen aus.

Mit einem Kopfnicken deute ich auf meinen schlafenden Mopsrüden.

»Cass hat mir geschrieben, sie sitzt mit Kendra bei mir im Garten rum. Ich hab verpeilt, dass sie heute mit Tate an den Strand wollten.«

»Ah, die heiße Mutti. Wie viel wetten wir, dass du was mit der hast?«

An meinen Seiten balle ich die Hände zu Fäusten. Ich habe es gar nicht satt, wieder und wieder nach unserer Beziehung zueinander ausgefragt zu werden.

»Wir sind Freunde.« Damit wende ich mich zum Gehen ab. Gemessen an seiner Wortkargheit der vergangenen Tage, kann ich unsere Unterhaltung damit als beendet ansehen.

»Freunde, hm?«, schnaubt er. Sieht aus, als hätte ich mich geirrt.

Ich funkle ihn von der Seite an. Rocky verzieht den Mund zu einer schiefen Linie, die wahrscheinlich so was wie ein Lächeln darstellen soll. »Glaubst du doch selbst nicht. Die Frau ist verrückt nach dir und du merkst es nicht mal. Vielleicht sollte ich ihr mal mit all der sexuellen Frustration helfen, die sich dank dir in ihr aufstaut. Oder ist das Taktik, um die Spannung in die Höhe zu treiben?«

Seine Worte versetzen mir einen Tritt in die Magengrube. Mag sein, dass Cass mir die Abfuhr insgeheim nachträgt, aber ich bin froh, dass sie unserer Freundschaft noch eine Chance gegeben hat. Alles andere wird sich hoffentlich auflösen, wenn sie jemanden kennenlernt, der wirklich zu ihr passt und ich denke tief im Inneren weiß sie, dass ich das nicht sein werde.

Trotzdem stößt es mir sauer auf, wenn Rocky so über sie spricht. Cass ist keine Befriedigungshilfe und sein gekränktes Ego kann sie auch nicht reparieren.

»Sei kein Arschloch, kleiner Bruder. Das mit deiner Freundin renkt sich–«

»Ich hab keine Freundin«, fährt er mir über den Mund und stützt sich auf den Ellenbogen des gesunden Arms. Streitlust blitzt in seinen Augen auf. Wie ein kleiner Junge, dem man sein beschissenes Matchbox weggenommen hat. Aber ich bin auch nicht gerade ein Profi darin, mein kompliziertes Innenleben zu sortieren und atme tief durch. Er ist wütend, weiß nicht, wohin damit. Wohin mit sich. Und das Gefühl kenne ich.

»Das meinst du nicht so. Gib ihr Zeit.« Der ruhige Tonfall meiner Stimme ersetzt Samthandschuhe, die man momentan im Umgang mit ihm tragen sollte. Aber ich ziehe die Grenze bei seiner Bemerkung über Cassidy und ersteche die Luft zwischen uns mit dem Zeigefinger. »Und Pfoten weg von Cass. Denk nicht mal dran, sie zur Übergangslösung zu machen, weil du meinst, deine Wut raus vögeln zu müssen.«

Statt zu antworten, vollführt mein Bruder einen laschen Salut mit dem Zeige- und Mittelfinger der falschen Hand, bevor er sich geräuschvoll auf die knarzende Holzbank zurück sinken lässt. Dabei glaube ich nicht einmal, dass er ernsthaft vorhatte, sich an sie ranzumachen. Er wollte mich bloß provozieren. Und wenn er wüsste, was ich ihm verheimliche, würde er noch ganz andere Dinge mit mir machen wollen.

Dabei hatte ich im ersten Moment vor, ihm zu sagen, dass sich ein Geist aus seiner Vergangenheit in meine Praxis verirrt hat.

Francine sah fertig aus. Stumpfes schulterlanges Haar, blasse Haut. Ihre verdammten Hände haben gezittert, denn offenbar ist mein Vater in New Orleans ihrem Vater begegnet und hat ihm von Rockys Unfall berichtet. Versehentlich oder mit voller Absicht – diesbezüglich beraten sich die Geschworenen noch – hat er die Umstände dramatischer dargestellt, als sie in Wirklichkeit gewesen waren – und da stand sie nun.

»Jedes Mal, wenn ich kurz davor bin, ihn anzurufen, schaffe ich es nicht. Rocky verdient Antworten wegen damals und ich ... Ich schäme mich so«, sagte sie, nachdem ich ihr versichert hatte, dass der Unfall keine bleibenden Schäden an ihrem Ex hinterlassen hat. Francine schlang die Arme um ihren Oberkörper, als bräuchte sie den Halt, um nicht zu zerbröseln. »Ich werd's tun, aber bitte sag ihm erstmal nichts davon, dass ich hier war. Ich bitte dich Wy, unserer ehemaligen Freundschaft willen.«

Sie hat mir leidgetan. Wie hätte ich ihr nicht versprechen sollen, dass ich schweigen werde, bis sie bereit ist, ihm unter die Augen zu treten?

»Mach, was du willst. Aber wundere dich nicht, wenn ihn deine Erklärungen nicht mehr interessieren oder er dir die Tür vor der Nase zuschlägt«, hätte ich ihr vermutlich vor den Latz knallen sollen, aber ich konnte nicht noch einen drauf setzen, als sie bereits am Boden lag. Ich habe keine Ahnung, was damals wirklich zwischen Rocky und Franny vorgefallen ist, aber mein Gefühl sagt mir, dass nicht alles ist, wie es scheint.

Ich verstehe nur nicht, warum sie ausgerechnet jetzt aus der Versenkung auftauchen musste. Als hätte Rocky nicht schon genug um die Ohren. Manchmal kommt wirklich alles zusammen.

Meine Augen wandern zu seiner reglosen Form und mir entkommt ein Seufzen.

»Gehen wir, Tate«, sage ich. Der hebt den Kopf, blinzelt mich verschlafen an und legt seine faltige Schnute wieder auf den abgenutzten honigfarbenen Holzdielen ab. Da haben sich ja zwei gefunden. Ich hebe ihn auf den Arm und greife nach meinen Autoschlüsseln am gebogenen Nagel oberhalb der Tür, bevor ich die Hand wieder zurückziehe. »Hey, ich nehme das Rad, falls du in der Zwischenzeit irgendwo hin musst«, rufe ich über meine Schulter, auch wenn ich nicht weiß, ob er mit seiner Verletzung fahren darf. Er soll aber auch nicht hier festsitzen, falls es bei mir länger dauert. »Ich bin wahrscheinlich erst in 'ner Stunde zurück. Oder später.«

Es kommt nur ein halbherziges Mh zurück. Immerhin hat er überhaupt reagiert.

Die Sonne prickelt auf meinem Gesicht, als ich über den Bootssteg schlendere. Es ist Ende September noch immer heißer als Satans Arschritze hier draußen.

Mein himmelblauer angerosteter Drahtesel lehnt an einer schiefen Straßenlaterne am Rande des Parkplatzes. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die alte Klappermühle anzuschließen. Klaut sowieso keiner.

Tate grunzt in meinem Griff.

»Ich weiß, ich weiß. Während der Fahrt wird es weniger wackelig«, beantworte ich seinen unausgesprochenen Vorwurf.

Zusammen – er halb unter meinem Arm und halb auf meinem Bein – eiern wir über den Parkplatz. Ein Unterfangen, das uns der flächendeckende Schotter nicht gerade erleichtert.

Ich bin gezwungen, während der Fahrt nach unten zu schauen, um größeren Steinbrocken auszuweichen, die uns zu Fall bringen könnten. Auf halber Strecke hinterfrage ich meine Entscheidung. Am liebsten würde ich auf Nächstenliebe scheißen und auf meinen Wagen umsteigen, auch wenn es von hier aus nur fünfzehn Minuten nach Hause sind. Ich rechne ohnehin fest damit, Rocky bei meiner Rückkehr dort wiederzufinden, wo ich ihn eben zurückgelassen habe.

»Obacht«, werde ich plötzlich von der Seite angepflaumt und komme ins Straucheln. Offensichtlich hätte ich gerade beinahe die zwei Gestalten nahe der Parkplatzausfahrt umgenietet.

Mein Herz setzt ein, zwei, drei Schläge aus, als ich realisiere, mit wem ich es zu tun habe.

Die junge Frau springt zur Seite und wirft sich einmal die Hand quer über die Brust. Der leicht gebückt stehende grauhaarige Mann in langer Gummilatzhose neben ihr bleibt mit dem Boden verwurzelt.

Holy Mother of Fuck. Der Tag wird besser und besser. Meine Augen huschen zwischen ihnen hin und her.

»Ah, Problem gelöst, Miss, da ist der andere Byrne«, grummelt Wayland, den Rocky und ich vor Jahren liebevoll Mecker-Opa getauft haben. Hinter seinem Rücken versteht sich. Ich denke, der Spitzname ist selbsterklärend. Sein Boot liegt direkt neben meinem und immer gibt es irgendwas auszusetzen.

»Ähm, hey, Wayland.«

Er zieht seine schwarze Schirmmütze tiefer ins Gesicht.

»Wy«, knurrt der Alte und nickt zum Gruß, bevor er dasselbe nochmal bei Sky wiederholt. »Miss.«

Die schaut Wayland kurzzeitig hinterher, bevor mich die volle Ladung Grau mit der Wucht eines entgegenkommenden Güterzuges trifft. Diese Augen. Falls ich atme, kommt gerade kein Sauerstoff da an, wo er hin sollte. Einer dieser dürren runden Büsche rollt durchs Bild, in meinem Kopf herrscht absolute Leere.

Auch Sky bringt kein Wort heraus. Schweigend stehen wir uns gegenüber, während sich ein Eiswasser-Kübel voller Fragen über mir entleert. Was macht sie hier und warum weiß ich nichts davon?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Rocky dermaßen durchhängen würde, wenn er mit ihr gerechnet hätte, zumal er es momentan bevorzugt, auf meinem Boot zu hausen. So darf Sky ihn nicht zu Gesicht bekommen. Ich muss etwas sagen, irgendwas.

Es wird Zeit, dass ich mich zusammenreiße. Falls sie sich nicht an mich erinnert, kommt es ihr bestimmt merkwürdig vor, wenn ich sie anstarre, als hätte ich in ihr den Sinn des Lebens wiedergefunden.

»Hallo, äh, hast ... du dich verfahren?« War ja klar, dass ich ins Stocken gerate. »Oder suchst du jemanden?« Ich rufe all meine schauspielerischen Fähigkeiten herbei, mir aus der Bredouille zu helfen. Gleichzeitig überlege ich, ob ich sie lieber hätte siezen sollen.

Tate wiegt inzwischen gefühlt eine Tonne auf meinem Arm und ich muss ihn absetzen. Weil die Steine so unbequem sind, lässt er sich auf meine Sneaker fallen. Dass ich hier gerade eine halbe Panikattacke bekomme, interessiert ihn nicht. Bester Freund des Menschen, ist klar.

»Du bist–«, stammelt sie. »Ich meine, ich–« Ihre Augen bleiben am Tattoo auf der Innenseite meines Handgelenks hängen. Ein fünf Zentimeter großer Tornado, den ich mir damals nach Oklahoma habe stechen lassen – und der mich jetzt verrät. Oder auch nicht. Jeder Millimeter Haut kribbelt unter ihrem Blick. »Ich suche jemanden. Rocky Byrne?«

Kein Wort der Wiedererkennung. Meine Lippen beben, zumindest fühlt es sich so an. Es scheint unmöglich, sie zu einem Lächeln zu verformen, aber es gelingt mir. Denke ich.

»Dann ist heute dein Glückstag.« Ich lege mir eine Hand über die Brust. »Das ist mein Bruder.«

Skys Brauen schießen in die Höhe. Sie atmet in einem langen Zug aus, als hätte sie eine komplette Lungenfüllung zurückgehalten. Fast, als wäre sie ... erleichtert?

»Dann musst du Walter sein«, sagt sie. Das Lächeln wankt und sie streckt mir ihre Hand entgegen. »Ich bin Sky.«

Alles in mir schreit: »Ich weiß, verdammt nochmal. Denkst du, jemanden wie dich kann man einfach wieder vergessen?«

»Wyatt«, korrigiere ich sie trotzig. Sky muss doch noch wissen, wer ich bin. Ich kann mir nicht helfen. Sie soll sich an mich erinnern.

Ihre Hand schwebt noch immer in meinem Sichtfeld. Ich greife danach und als ihre Haut meine berührt, wird die Erde aus ihrer ellipsenförmigen Bahn geschleudert.

Sky zieht ihre Hand zurück, als wäre meine in Brennnesseln gehüllt. Schweigend mustert sie mein Gesicht. Dann scheint sie einen Entschluss zu fassen, denn die Kerbe zwischen ihren Brauen weicht einem hochgereckten Kinn.

»Freut mich ... Wyatt. Ist Rocky denn gerade in der Nähe? Ich habe gehört, sein Boot liegt hier vor Anker. Ich muss ihn wirklich dringend sprechen.«

Einige Sekunden lang nimmt sie sich Zeit, den überschaubaren Kleinboot- und Yachthafen zu betrachten. Unsere Augen treffen sich erneut und die Haut über ihren Wangenknochen nimmt eine niedliche Rotfärbung an, die es mir unmöglich macht, den Blick abzuwenden.

Warte, was? Fuck, was mache ich hier schon wieder?

Unsere Begegnung damals spielt heute keine Rolle mehr, Sky und ich sind Fremde füreinander, unser Zug ist abgefahren. Mein Bruder hat sich in sie verliebt und ich sollte froh sein, dass sie mich nicht erkannt hat.

Rocky ist seit dem Tod meiner Frau immer für mich da gewesen. Es wird Zeit, meine eigenen Gefühle beiseitezuschieben und mich zu revanchieren.

Immerhin vegetiert er keine dreißig Meter von hier in meinem Boot vor sich hin und in diesem Zustand darf er Sky auf keinen Fall in die Arme laufen.

»Nein«, antworte ich in einer überraschend ruhigen Stimmlage, die ich nicht fühle. »Er ist mit unseren Eltern im Baumarkt. Ich war gerade auf dem Weg nach Hause. Wenn du willst, kannst du dich bei mir frisch machen, was essen oder so. Ich sage ihm Bescheid, dass du auf ihn wartest.«

»Oh, das ist lieb«, antwortet sie. Skys Stimme ist pure Seide. Sie beißt sich auf die Unterlippe. »Es ist nur so, na ja, unser letztes Treffen verlief nicht gerade so, wie ich gehofft hatte und er weiß nicht, dass ich hier bin.«

Damit bestätigt sie meine Vermutung von vorhin, dass Rocky keine Ahnung hat.

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich freuen wird, dich zu sehen. Bist du mit dem Auto hier?«

»Uber. Der Fahrer steht da hinten.« Sie nickt über ihre Schulter hinweg zu einer schwarz-glänzenden Limousine vor der Einfahrt zum Parkplatz. »Und du bist mit dem Fahrrad unterwegs.« Ihr Blick fällt auf meine Füße. »Und einem Mops.«

Grinsend hebe ich eine Schulter.

»Jap.«

»Okay.« Sky streicht sich eine Locke aus dem Gesicht, die der Wind gleich wieder zurückwippen lässt. Genau wie damals. Und bestimmt würde sich diese auch heute noch wie ein Samtband um meinen Finger anfühlen. »Der Fahrer ist einmal hier, also wenn das wirklich okay für dich ist, gebe ich ihm deine Adresse«, holt sie mich in unser laufendes Gespräch zurück.

»So machen wir das. Ich gebe Rocky eben Bescheid, dann kann es losgehen«, sage ich und ziehe das Handy aus der Gesäßtasche meiner Jeans. Sky wirft einen Daumen hinter sich.

»Und ich beichte dem Fahrer, dass wir noch woanders hin müssen.«

Mit diesen Worten entfernt sie sich von mir. Rotblonde Locken wippen bei jedem Schritt ihrer ellenlangen Beine. Enge Jeans und ein weißes figurbetontes T-Shirt machen es mir nicht leicht, wegzusehen. Beinahe vergesse ich, warum ich hier stehengeblieben bin: Ich muss Rocky warnen.

Ich tippe auf seinen Namen. Komm schon. Heb ab, kleiner Bruder. Heb ab.

»Wy?«, gähnt er in den Hörer. Jesus, habe ich ihn aus dem Tiefschlaf geholt?

»Rocky, Sky ist hier!«, zische ich halb flüsternd in die Sprechmuschel.

»Was ... meinst du mit hier?«, stammelt er. Im Hintergrund ist das Knarzen der Holzbank zu hören.

»Na, hier, hier! Wir nehmen ein Uber zu meinem Haus. Ich hab ihr angeboten, sich frisch zu machen und bei mir zu warten, bis du vom Baumarkt zurückkommst und sie abholst.« Mir entkommt ein Seufzen. Unauffällig drehe ich mich zu Sky herum, die sich durchs Fenster mit dem Fahrer zu unterhalten scheint. »Also wartest du, bis wir weg sind und machst, dass du zu unseren Eltern kommst. Sorg dafür, dass du wieder präsentabel aussiehst, klar?« Ich kann hören, wie er schluckt. »Klar?«

»Glasklar. Danke, Wy, du bist der Beste. Bis später.«

Ich beende den Anruf und fahre erneut zur schwarzen Limousine herum. Sky sehe ich nicht mehr. Sie muss bereits eingestiegen sein.

»Na komm, alter Junge.«

Tate hebt den Kopf und drückt sich widerwillig von seinem Platz auf meinen Füßen hoch.

Ich kann nicht glauben, dass Sky und ich uns gleich ein Uber zu meinem Haus teilen werden.

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