Krieg.
Krieg ||
Die Sonne steht tief.
Sie taucht das Schlachtfeld in ein blutrotes Meer, hüllt die Welt in das Trugbild des Friedens.
Stille.
Unbegreifliche, tödliche Stille.
Sie erfüllt die Luft.
Die frische Luft, die nach Regen riecht.
Der Regen, der die Wunden des Krieges säubern, das Blut fortwaschen wird. Der die Welt so sauber wirken lässt, als wäre nie etwas gewesen.
Als wäre nie das Blut dieser unschuldigen Seelen vergossen worden.
Als wäre dieses Schlachtfeld kein Friedhof voller sinnloser Toten.
Tod.
Das ist das Einzige, das der Krieg mit sich bringt.
Tod und Leiden.
Krieg bringt keinen Ruhm, keine Ehre.
Nur Schmerz.
So unglaublicher Schmerz, der die ganze Welt in bitteren Tränen weinen lässt.
Der Krieg beraubt die Menschen.
Er beraubt sie ihrer Liebe.
Ihrer Heimat.
Ihrer Unschuld.
Und ihres Lebens.
Er nimmt ihnen alles weg, entreißt es ihnen so qualvoll und hinterlässt das Schlachtfeld in Stille.
Reglos liegen die Toten auf der zerbombten Wiese, der kein bisschen Grün mehr entspringt.
Reglos, starr in den hellen Himmel blickend. Mit glasigen und leblosen Augen.
Tausende von Menschen.
Unschuldig.
Dort liegen sie, in einem Meer aus Blut und Tränen.
Längst verklungene Schreie schwingen in der Luft.
Alle tot.
Fort. An einem Ort fern von Hass und Krieg.
Ein Soldat versprach seiner Verlobten nach dem Krieg zu heiraten.
Ein anderer war der Vater von zwei mutterlosen Kindern, allein und zurückgelassen, in der Hoffnung, ihren Vater
wiederzusehen.
Eine Soldatin hatte Freunde auf einer Insel, in der nördlichen Natur, zu der sie ziehen wollte, um einmal in ihrem Leben die Polarlichter gesehen zu haben.
Und ein anderer Soldat hatte niemanden mehr. Keine Freunde, keine Familie. Alle fort. Er versprach ihnen zu leben, zu leben, als gäbe es kein morgen.
„Ich werde meinem Land den Frieden bringen. Ich werde den Menschen das Glück schenken, das ich nie verspüren konnte. Für euch. Nur für euch", hatte er in den Wind geflüstert, doch dieses Versprechen war dazu bestimmt, gebrochen zu werden.
Denn niemand dieser Soldaten hat überlebt.
Sie liegen nun dort, auf diesem Schlachtfeld.
Tot.
Vom Krieg zerstört.
Der eine Soldat wird niemals zu seiner Verlobten zurückkehren, die nun stets mit leblosen Augen vor dem Meer steht und in die Ferne blickt.
Der Andere wird niemals zu seinen Kindern zurückkommen, die nun dicht beieinander auf der Straße kauern, ohne Zuhause und ohne Vater.
Die andere Soldatin wird niemals die grünen, atemberaubenden Polarlichter erblicken, wird nie den kühlen Wind des Nordens auf ihrer Haut spüren.
Der Andere wird niemals sein Versprechen des Lebens halten können, wird keinen Frieden schaffen, keine Liebe in der Welt verbreiten.
Denn er liegt nun dort.
Tot, leblos.
In Blut getränkt.
Es gibt niemanden mehr, der ihn kennt.
Niemanden, der Geschichten von diesem Mann erzählen kann.
Er ist einer unter tausenden von Toten.
Und mit ihm stirbt die Erinnerung.
Die Hoffnung.
Denn der letzte Hauch seines Atemzugs trägt all das mit sich, wofür der Soldat gekämpft hat.
All das schwebt nun federleicht Richtung Himmel.
Das letzte Opfer des Krieges verschwimmt nach und nach mit dem Horizont.
Bis es im warmen Licht der aufgehenden, Frieden versprechenden Sonne verblasst.
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