In der Finsternis ||

Weißt du, wieso ich die Dunkelheit liebe?

Sie hat etwas so unglaublich geheimnisvolles an sich, das mir den Atem verschlägt.
Sie versteckt die Wahrheit, verbirgt die Wirklichkeit vor deinen Augen, ohne sie zu verfälschen.
Sie lässt mich realisieren wie unwichtig es ist, wie ich aussehe, welche Augenfarbe ich habe oder wie dünn mein Bauch ist.
Wenn ich in der Dunkelheit stehe, scheint sie mich zu halten, scheint sich an mich zu schmiegen, um mich zu trösten.
Wenn diese endgültige Finsternis mich umhüllt, wird mir klar, dass jetzt nichts mehr zählt.
Es zählt nicht, ob mein Lächeln schön ist, wie weiß meine Zähne strahlen.
Wenn du vor mir stehst, wenn mein leiser Atem vor dir das Einzige ist, das dir verrät, dass ich vor dir stehe, dann ist das alles unwichtig.
Alles was zählt sind meine Worte.
Wie bedacht ich sie wähle.
Ob ich es schaffe, meine umherschwirrenden Gedanken in Worte zu fassen.

Allein das zählt.

Und weißt du, wieso ich die Dunkelheit auch liebe?

Weil sie mich an das erinnert, was vor langer, langer Zeit geschah, sie erinnert mich an den Ursprung des Lebens.

Denn vor langer, langer Zeit gab es nichts.
Kein Licht, keine Erde.
Kein Idealbild, wie ich auszusehen habe, keine Menschen, die dich ansehen, um dich zu verurteilen für das, was sie in dir sehen.

Damals gab es nichts zu sehen.
Denn das Universum war in unendliche Finsternis getaucht, kein einziger Stern war am Himmel der ewigen Nacht zu erkennen.

Ja, daran erinnert mich die Dunkelheit.

An den Anfang.

An den Moment, in dem es nichts gab, außer der sanften Finsternis des Universums.

Also stehe ich nun hier vor dir, ohne dich zu sehen, eingehüllt von der tiefschwarzen Nacht, und erzähle dir, wieso ich die Dunkelheit liebe.

Mir ist egal, wie du aussiehst, ob du in den Augen der Gesellschaft hübsch bist oder nicht.

Ich will, dass du in die Dunkelheit blickst.
Und anstatt etwas zu sehen, sollst du meine Worte hören, denn ich habe viel zu sagen, viele Geschichten zu erzählen.
Und wenn ich fertig gesprochen habe, werde ich schweigen, um alleine deinen Worten lauschen.

Denn sie haben es verdient, gehört zu werden.

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A/n:
Bitte denkt niemals, dass eure Worte wertlos sind und euch sowieso niemand zuhört, denn sie sind keinesfalls wertlos.

Bitte passt auf, was ihr sagt, überlegt, ob ihr jemanden verletzen könntet, Worte können nämlich sehr mächtig sein.

Und bitte hört anderen zu und schätzt ihre Worte.
Es ist nämlich ein sehr sehr schlimmes Gefühl, nicht gehört zu werden.

~Mel