Fallend ||

Wieso falle ich?
Wieso falle ich, ohne Halt, ohne einer schützenden Hand, die mich auffängt?
Wieso falle ich, wenn ich doch die ganze Zeit so stark gewesen bin, die Zähne zusammengebissen und gedacht habe:
Noch dieses eine.
Verdammte.
Mal.
Dann gebe ich auf.
Falle ich etwa, weil ich die Enttäuschung in den Augen meines Spiegelbildes nicht mehr ertragen konnte?
Falle ich, weil ich nicht auf den Weg geachtet habe und in einen Abgrund gestürzt bin, ohne Licht.
Ohne Hoffnung.
Falle ich wegen der Angst, die mich jedes Mal packt, wenn ich dem Sekundenzeiger dabei zusehe, wie er tickend seinen Weg zieht?
Zu wenig Zeit. Zu viel zu tun.
Falle ich, weil ich die Kontrolle über mein eigenes Leben verloren habe, das so chaotisch und planlos nur zum Scheitern bestimmt ist?
Falle ich, weil ich den Absturz anderer nicht ertragen konnte, nicht zusehen konnte, wie sie zerbrechen?
Machtlos etwas dagegen zu tun.
Oder falle ich, weil mein Leben verstreicht, langsam und schleichend?
Denn mein Leben reicht nicht, um die tausend Leben zu leben, die ich gerne hätte.
Die Sehnsucht nach mehr ist zu groß, dass ich sie jemals stillen könnte.
Also wieso falle ich?
Doch diese Frage ist wahrscheinlich irrelevant. Sinnlos.
Denn ich falle bereits, ohne Halt.
Immer tiefer.
Immer dunkler.
Ohne Hoffnung darauf, jemals zu landen.