Kalt || (Inspiration: Paralyzed & Mansion von NF)

Kalt.
So nennen sie mich.
Keine Gefühle, keine Liebe, keine Wärme.
Sie sehen mir stets ins Gesicht, lachend und verspottend, und sagen:
„Wieso bist du so kalt?" und
„Wieso lachst und weinst du nicht?"
Ja, so nennen sie mich.
Kalt.

Emotionslos und nicht in der Lage zu fühlen.
Ich zucke dann stets mit den Schultern und erwidere:
„Vielleicht bin ich das einfach. Kalt."
Meine Stimme, monoton und abwesend, ist zu viel für sie, zu komplex für sie.
„Haben wir dich verletzt?", fragen sie. An Tagen, an welchen sie in der Lage sind auch nur einen winzigen Funken Selbstreflexion aufzubringen.
„Nein", lautet meine Antwort.
Immer.

Ich bin doch kalt, oder?
Sie haben schon Recht, oder?
Oder bin ich einfach nur ich?
Verängstigt und in die Enge gedrückt.
Habe ich vielleicht einfach Angst, ihnen zu sagen, was ich wirklich fühle?
Fühle ich mich gedemütigt, vor ihnen zu weinen, fühle ich mich schwach, wenn ich ihnen meinen Schmerz zeige?
Fürchte ich mich einfach nur davor, mich ihnen zu öffnen, weil sie mich damit verletzen könnten?
Bin ich deshalb so verschlossen?
Bin ich deshalb so ...
Kalt?

Vielleicht.
Vielleicht ist das so.
Denn ich bin mir sicher, ja so sicher, dass ich fühle.
Ja, ich fühle.
Ich fühle den Schmerz in meiner Kehle, wenn auch nur dumpf.
Er sitzt tief in mir verankert, versunken in tausenden von Tränen, die nie geweint wurden.
In tausenden von Tränen, die fließen wollten, die den Schmerz forttragen wollten,
aber nicht konnten.
Ich zeige diese Seite nicht. Denn ich habe Angst.
Angst vor der Demütigung, Angst vor der Enttäuschung.

Nein, ich bin nicht kalt.
Mein Herz ist nicht kalt.
Ich kann fühlen, das weiß ich ganz gewiss.
Ja, ich fühle.
Ich kann es bloß niemandem zeigen, denn mein wahres Ich wäre für die meisten weitaus erschreckender als die Kälte.
Denn mein wahres Ich ist von Schmerz geprägt.
Von Angst gezeichnet.

Ich kann es niemandem zeigen.
Ich darf es niemandem zeigen.

Nein.
Ich bin nicht kalt.
Bloß alleine.