Kapitel 5
Wir alle treten nun in die große Halle zu all den anderen. Es ist alles so still, als wir eintreten. Es muss wohl jedes Mal so gewesen sein, wenn jemand Neues zu der Gruppe gestoßen ist, doch da wir nun die letzte Gruppe sind, die hier eintrifft, ist es noch mal extra spannend. Ich kann spüren, wie sie uns gleich alle anstarren werden. Wir haben zwar gerade erst die Tür passiert und müssen noch ein paar Schritte weiterlaufen, bevor wir um eine Ecke treten können, die uns dann auch wirklich die anderen zeigt, doch ich merke, dass alle aufgehört haben zu essen und ihre Gespräche eingestellt haben, um nun zu sehen, wer jetzt kommt. Newt neben mir scheint auch ziemlich angespannt zu sein. Als wir gerade alle aus den Duschen gekommen sind, hatten wir noch ein-zwei Minuten Zeit, ein bisschen zu reden, bevor wir von Janson hier hergebracht wurden. Ich bin erst einmal rot gewordenen, als ich Newt frisch geduscht gesehen habe. Seine Haare haben so schön geglänzt, in einer perfekten Mischung aus blond, braun und noch einem Stich orange darin und außerdem haben seine Haare und allgemein alles an ihm einen solchen Duft verströmt, dass ich aufpassen musste, damit ich nicht an ihm dranhing und an seinen Haare schnüffelte. Noch immer ist dieser Geruch so penetrant, dass mir ganz flau im Magen wird. Er sieht ja schon immer super gut aus, aber seit er geduscht hat, ist auch das Lächeln auf seinen Lippen zurückgekehrt und er wirkt wie ein völlig neuer Newt. Das macht mich glücklich, ihn glücklich zu sehen ist wie Balsam für meine Seele. Newt hat mir erzählt, dass er sehr aufgeregt ist, da er sich fragt, ob er auf andere Jungs in seinem Alter treffen wird. Es muss wohl so gewesen sein, dass wir nicht das einzige Labyrinth gewesen sind und ich habe auch gehört, dass es wohl genau das Gegenteil von uns gewesen sein muss, dass wir also als einzige Gruppe nur Mädchen und dafür einen Jungen hatten, es bei den anderen aber wohl so ist, dass es nur Jungs gibt und ein einziges Mädchen unter ihnen ist. Das arme Mädchen. Wie sie oder mehrere Mädchen, kommt drauf an, wie viele Gruppen es noch sind, ist. Ich frage mich, wie sie es ausgehalten haben, nur von Jungs umgeben zu sein. Ob es wohl schwieriger war als für Newt, nur unter Mädchen zu sein? Auf jeden Fall hoffe ich für Newt, dass er sich mit den anderen Jungs gut versteht und er dadurch vielleicht auch ein bisschen auf andere Gedanken kommen kann. Jungs, mit denen er sich unterhalten kann, über Themen, über die man mit Mädchen einfach nicht sprechen kann oder will. Ich würde es ihm so gönnen. Wir sind nun an der Ecke angekommenen, was bedeutet, wenn wir noch einen Schritt machen, treten wir in da Blickfeld der anderen. Mein rasendes Herz gibt mir zu verstehen, dass das letzte Mal, als ich auf eine Gruppe Menschen getroffen bin, war, als ich auf der Lichtung gelandet bin und all das Grausame seinen Weg genommen hat. Denke nicht daran, May! Jetzt ist alles völlig anders! Ihr seid in Sicherheit und ihr werdet neue Leute kennenlernen, die euch verstehen und sicherlich werden auch einige Freunde dabeisein. „Können wir gehen, May? Bitte, ich bin so aufgeregt, wie die anderen wohl alle sind! Ich halte es nicht mehr länger aus und außerdem habe ich einen solchen Hunger, man kann mein Magenknurren sicherlich noch bis in die Antarktis hören", sagt Fiona scherzhaft und ich kann vernehmen, wie die anderen leise glucksen. Die Kleine kann uns so gut wie immer zum Lachen bringen, das ist eine der Gründe, warum ich sie so lieb habe. Ich drehe mich lächelnd zu ihr herum. Ihr zu sagen, dass es durch die Sonneneruption keine Antarktis mehr gibt, zumindest nicht so, wie man sie sich immer vorstellt, sage ich ihr lieber nicht. Sie lächelt mich breit an und ihre Augen glitzern. Ich kann erkennen, wie aufgeregt sie ist. Auch ihre Wangen glühen rot, sodass ich denken würde, dass sie krank sein würde, wenn wir uns nicht in dieser Situation befinden würden. Sie ist einfach noch voller positiver Energie, was die Zukunft betrifft. Sie denkt wahrscheinlich nicht mal im Geringsten daran, dass nun etwas Schlimmes passieren könnte und ich weiß, dass wir uns am liebsten alle eine Scheibe bei ihr abschneiden würden, da sie immer so sorglos ist. Sie ist unser kleiner Engel. „Klar, wir begeben uns jetzt direkt zu den anderen und ich trage dir sogar eine ganz wichtige Aufgabe auf. Du sollst am besten so viele wie möglich in ein Gespräch verwickeln und sie fragen, wie ihr Leben bis jetzt verlaufen ist, ob sie haargenau das durchgemacht haben wie wir. Du findest doch immer so schnell neue Freunde und dann kannst du uns nachher, wenn wir uns alle bei uns im Schlaftrakt befinden, noch eine Art Gutenachtgeschichte erzählen. Unsere Jüngste wird uns dann schön eine Geschichte erzählen, während wir alle friedlich einschlafen und ab morgen dann ein schöner neuer Tag und unser erster Tag unseres neuen Lebens ist. Was hältst du davon?" Fiona lächelt natürlich total breit und nickt, als ich noch nicht mal ganz ausgesprochen habe. Ich freue mich, dass sie das so gerne macht. Sie hat echt ein Talent, mit Leuten zu reden und sie weckt echt ein großes Vertrauen. Ich brauche doch eigentlich auch gar kein schlechtes Gewissen zu haben, da sie das gerne macht. Wenn ich allerdings daran denke, dass Newt wahrscheinlich auch ziemlich schnell mit anderen Leuten in ein Gespräch verwickelt wird und sich dann womöglich in der nächsten Zeit nicht mehr so oft mit mir abgibt, wird mir ein bisschen mulmig zu Mute. Ich verdränge den Gedanken und trete nun um die Ecke und blicke in gefühlte millionen neue Gesichter. Das wird wohl nun unsere neue Familie sein.
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