TWO
,,So all of these goodbyes
We've said a million times
Will make it all
Worth it in the end
We'll say hello again"
TWO: Februar 2025
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BROOKLYN
Ihr schmerzhaft knurrender Magen hielt Helen ein wenig davon ab, Sam sofort aufzusuchen... Und vermutlich auch ein wenig die Angst. Was wenn Bucky damals gestorben war? Könnte sie diese Nachricht verkraften, könnte sie diese vernichtende Gewissheit ertragen? Es war Abend, als sie einen kleinen Supermarkt in Brooklyn betrat und sich die Kapuze tief ins Gesicht zog. Sie galt als Terroristin... Und es musste sie nur jemand erkennen oder eine Sicherheitskamera sie erfassen, schon hätte sie wieder John Walker am Hals. Und damit auch die Regierung... Vermutlich wollte Helen gar nicht wissen, was von ihr erwartet wurde. Einen Moment hielt die Rothaarige sich den schmerzenden Bauch, ehe sie ihren Blick über die Regale schweifen ließ. Sie hatte wirklich Hunger... Dieses Problem musste sie als allererstes beseitigen, bevor sie weiter suchen konnte. Noch dazu war sie erschöpft und müde. Diese Welt wühlte sie auf... Bemüht schob sie den sogenannten Blip, Steve auf dem Mond und Sam Wilson als neuen Captain America soweit in ihren Hinterkopf wie ihr nur möglich war - und verdrängte die nagende Angst, weil ihr in all diesen Erkenntnissen nicht ein einziges Mal Buckys Name erschienen war. Sie hatte John Walkers Geldbörse in der Seitentür des Wagens gefunden und sich ein wenig Geld herausgenommen, das ihr fürs erste weiterhelfen würde... Sie musste es sich nur clever einteilen.
Die Rothaarige trat zu einer der Kühltheken und öffnete eine der Türen, griff nach einer Glasflasche Schokomilch und lächelte schwach. Mit heißer Schokolade war das wenigstens annähernd zu vergleichen, auch wenn wohl keine dieser Welt an die herankommen würde, die Bucky ihr damals in Sibirien gemacht hatte... Nichts und niemand kam jemals an Bucky heran. Seufzend drückte sie die Tür wieder zu, legte die Flasche in den kleinen Einkaufskorb, ehe sie aufsah, weil jemand hinter sie getreten war. ,,Schade, das war die Letzte?" Ein kleines Mädchen sah sie aus großen Augen an und Helen schluckte, blickte zu dem Kühlregal zurück. ,,Oh... Ich glaube schon", meinte sie heiser und räusperte sich, während das Mädchen sich niedergeschlagen abwandte und gerade schon traurig zu seinem Vater zurück tapsen wollte, als Helen die Flasche wieder aus dem Korb nahm. ,,Hey, warte... Du kannst sie haben." Ihre blassen Finger hielten den Flaschenhals umfasst, rote Funken tänzelten um ihre Fingerspitzen und erschrocken sah das Mädchen diese an, ehe sie hastig weiter lief und Helen die Flasche entmutigt sinken ließ. ,,Das... Ich..." Das ist nichts lag ihr auf der Zunge, doch da sah der Vater des kleinen Mädchens schon böse in ihre Richtung und Helen spürte ihre Kehle eng werden, öffnete die Tür der Kühltheke und stellte die Schokoladenmilch zurück. Das war der Grund, weshalb sie eingefroren gewesen war... und es auch besser geblieben wäre. Sie war ein Monster - und allmählich begann sie sich nicht nur selbst als eines zu sehen. Der einzige der das niemals getan hatte... war Bucky gewesen. Und Bucky war weit weg. Helen wusste ja nicht einmal sicher wie weit...
Bemüht drängte sie aufsteigende Tränen zurück. Sie war hungrig, erschöpft und verzweifelt. Die Welt stand völlig auf dem Kopf, einfach alles schien sich in zwölf Jahren verändert zu haben. Das machte sie zu einem nervlichen Wrack - und das wiederum machte Helen in gewisser Weise unberechenbar. Tief atmete sie durch, ehe sie ihren Weg durch den Supermarkt fortsetzte und gerade eine kleine Tüte Kekse aus einem der Regale ergriff, als die Tür des Ladens aufschwang und sie den Kopf hob, als der Kassiererin ein Aufschrei entwich. ,,Kasse leeren!", hörte sie jemanden rufen und ihr Blick schweifte zu einem maskierten Mann, der drohend eine Waffe auf die junge Frau hinter der Kasse richtete. Zwei weitere Männer traten hinter ihm ein, ebenfalls bewaffnet und maskiert... ,,Ich kann die Kasse ohne Einkauf nicht öffnen, ich...", begann die Frau zu stammeln, was einen der Täter seine Waffe entsichern ließ. ,,Erzähl uns keinen Scheiß", knurrte er dunkel und Helen sah sich suchend im Rest des Ladens nach weiteren Passanten um - und ihr Blick begegnete dem eines Jungen im selben Gang wie sie. Seine braunen Augen sahen sie einen Moment an, ehe er in einem anderen verschwand... Unentschlossen stand sie da, während sie die Verkäuferin nervös die Kasse öffnen hörte - und stellte lautlos den Korb auf dem Boden ab. Es war niemand sonst hier... Nur der Junge, der sich offenbar versteckte - und sie. Suchend sah sie sich nach irgendetwas um, das sie notfalls als Waffe nutzen könnte - doch sie entdeckte im Gang der Hygieneartikel bloß eine Nagelschere, die sie lautlos aus dem Plastik befreite. Wie ein Raubtier schlich sie hinter den Regalen näher, suchte Schutz hinter einem Stapel Konserven.
Hydra hatte sie jahrelang ausgebildet... Das Zittern der Waffe des Täters an der Front versicherte ihr wiederum, dass sie es hier mit ein paar blutigen Anfängern zutun hatte, die sie leicht überwältigen könnte... Sie schob die Schere in ihre hintere Hosentasche und hob stattdessen langsam die Hand... Suchte Sichtkontakt zu einem der maskierten Männer, der sich nervös im Laden umblickte - ehe sie begann seinen Verstand zu manipulieren... Sein Blick wurde glasig, verwirrt - dann machte er kehrt und rannte aus dem Geschäft. ,,Corey!", rief einer der anderen beiden entgeistert. ,,Scheiße man, was ist in den gefahren?!", knurrte der Zweite und Helen biss sich auf die Unterlippe... Sie musste Blickkontakt zu den beiden herstellen, doch durfte um keinen Preis das Leben der jungen Frau gefährden... Und dann übernahm jemand anderes für sie - oder viel mehr... tat es Spiderman. Er kroch über ihr bislang nur von ihr gesehen die Decke entlang und als er Helens Blick erwiderte, bedeutete er ihr leise zu sein. Sie schluckte. Spiderman? Der Junge im Gang war Spiderman? Natürlich hatte sie von dem Teenager gehört... Wer hatte das immerhin nicht? Er hatte auch schon existiert, bevor sie sich ins Eis begeben hatte... Schweigsam sah Helen ihm dabei zu, wie er die beiden Idioten grinsend mit seinen Netzen überraschte - und hastig erhob sie sich, um zu der jungen Frau zu sprinten und ihr zu bedeuten die Polizei zu rufen. Allerdings musste sie selbst besser verschwunden sein, wenn diese hier eintraf...
Und da Spiderman hier alles im Griff hatte... huschte Helen wenig später unauffällig durch die Eingangstür und trat hinaus auf die verregnete Straße. Hungrig - und jetzt auch frierend, als sie fröstelnd die Arme um sich schlang und wehleidig daran zurückdachte, dass sie jetzt eine andere Möglichkeit finden musste... Ein Imbiss war zu riskant, zu viel Blickkontakt. Die Rothaarige huschte in eine Gasse einer Seitenstraße, als sie die Sirenen der Polizei hörte - und schnappte erschrocken nach Luft, als Spiderman vor ihr auf dem Asphalt landete. ,,Nicht so schnell, Lady!" Helen legte stirnrunzelnd den Kopf schief. Er war ein Teenager! Mutig von ihm, sich ihr in den Weg zu stellen... ,,Bist du nicht die, die damals den Kiosk in die Luft gejagt hat?" Spiderman zog seine Maske ab und Helen schluckte schwer. Er hatte ihren Blick nur kurz erwidert und doch hatte er sie sofort erkannt... ,,Hör mir zu...", begann sie heiser. ,,Ich bin nicht hier um jemandem wehzutun. Ich will einfach nur etwas zu essen und mir einen Platz zum Schlafen suchen... Und dann muss ich Captain America finden." Beschwichtigend hatte die blasse Rothaarige beide Hände gehoben, sah ihr Gegenüber ehrlich an. ,,Sam ist mein Freund", fügte sie auf den misstrauischen Blick des Jungens hinzu, der sie musterte und schwach grinste. ,,Was du da drin gerade gemacht hast, war mega krass!", merkte er an. ,,Ich bin übrigens Peter Parker." Er stopfte seine Maske in seinen Rucksack und Helen sah an ihm vorbei, die dunkle Gasse hinab. ,,Und ich muss jetzt gehen", gab sie zurück - sie würde ihm nie etwas antun, das schien er zu wissen... Denn kurz darauf schossen seine Netze auf sie zu und hielten sie an Ort und Stelle fest.
,,Tut mir Leid, aber das kann ich nicht zulassen. Wenn du Sam wirklich kennst, wirst du ja nichts dagegen haben, wenn ich ihn anrufe, oder?" Er hielt sein Handy hoch und Helen zuckte mit den Schultern. ,,Das erspart mir viel Arbeit... Also warum nicht?" Peter nickte, ehe er aber die Augen verdrehte. ,,Ach ja... Mein Akku war ja leer. Hab zu viel Fruitninja gespielt....", nuschelte er und Helen zog die Augenbrauen zusammen. ,,Fruit-was?" Peter sah sie kurz an und kratzte sich am Hinterkopf. ,,Tante May hat gekocht... Ich nehme dich einfach mit und rufe dann Sam an. Sie... wird das sicher verstehen... Ist ja nur eine vermeintliche Terroristin...", murmelte er mehr zu sich selbst - als zu ihr. Helen wollte erst widersprechen... Doch bei Peter zuhause würde es warm sein... Und er hatte Kontakt zu Sam, nach welchem sie erst würde suchen müssen... Also warum sich nicht von Spiderman in Gewahrsam nehmen lassen?
LOUISIANA
Schwach brannte Licht in der Küche der kleinen Wohnung, die Bucky in Louisiana gefunden hatte. Der einstige Winter Soldier fuhr sich durch das kurze Haar, während er nachdenklich aus dem Fenster sah und schmunzelte, als ein leises Miauen zu hören war und kurz darauf Alpine um seine Beine streifte. Das weiße Fell der Katze, die Bucky adoptiert hatte weil sie ihm praktisch keine andere Wahl gelassen hatte, schimmerte im gedämpften Licht der Küchenlampe und schmunzelnd sank Bucky in die Hocke, um die weiße Katze hinter den Ohren zu kraulen. Sam konnte sie nicht ausstehen - doch sie konnte Sam genauso wenig leiden. ,,Na?", entkam es ihm rau und Alpine hob den Kopf, als es zweimal dringlich an der Tür klingelte. Bucky seufzte leise. War das Sams Ernst? Es war schon fast Mitternacht. Nicht, dass er ein Auge zubekommen würde... Nicht wirklich. Er trat aus der kleinen Küche und in den Flur, der recht schmal war und nur von einer Kommode geziert wurde. Die Wände waren weiß, die Möbel waren weiß. Alles war vollkommen kühl und unpersönlich... James Buchanan Barnes hatte das Gefühl, seine Persönlichkeit erst noch völlig neu entwickeln zu müssen. Doch ein Bild, das auf der Kommode stand und das er beinahe jeden Abend ansah... Das machte diese einzelne Flurkommode schon so viel persönlicher. Ihr warmes Lächeln und ihr rotes Haar auf diesem Bild... Der Anblick trieb ihm wieder und wieder einen Dolch in die Brust und doch konnte Bucky sich dem nicht entziehen.
,,Ich schwöre dir, wenn es nicht wichtig ist...", begann er mit drohendem Unterton, doch verstummte als er in das Gesicht von John Walker sah. ,,Was willst du denn hier?", entfuhr es ihm irritiert, seine Stirn hatte sich in Falten gelegt und John fuhr sich übers Gesicht. ,,Kann ich reinkommen, Bucky?", fragte er rau und der einstige Winter Soldier rümpfte die Nase. ,,Eigentlich nicht...", grummelte er, trat jedoch dennoch beiseite um John reinzulassen. Was wollte er hier? Gab ihm die Regierung nicht genug zutun? ,,Also...?" Abwartend sah Bucky ihn an und John räusperte sich. ,,Es gibt da etwas, worüber ich mit dir reden muss...", begann er langsam und Alpine, die in den Türrahmen der Küche getapst hatte, stieß bei Johns Anblick ein kleines Fauchen aus. Vermutlich mochte sie niemanden... Und war nur in Buckys Gegenwart das zahme Kätzchen, das er kannte und adoptiert hatte. Mit einem knappen Nicken gab Bucky dem Supersoldaten vor sich zu verstehen, dass er weiterreden sollte... Und zögernd nahm John seinen Helm ab. ,,Ich bekam den Auftrag Rearlight aus der Kryostase zu wecken...", begann er rau - und kurz darauf, Bucky hatte seine Worte kaum verarbeitet, presste der einstige Winter Soldier den früheren und gescheiterten Captain America gewaltsam gegen die kühle Flurwand, das Metall seines Arms ruhte vor seiner Kehle. ,,Verschwinde von hier!", knurrte Bucky gefährlich dunkel, Schmerz und Wut lagen in seinem Blick... Als er damals von Steve den Brief bekommen hatte... den Brief, der in seinem Schlafzimmer unter seinem Kopfkissen lag... Und als er Helen in der Kryokapsel gesehen hatte... Es hatte ihn innerlich zerrissen - und ihn selbst nach der Auseinandersetzung mit Tony Stark zurück ins Eis geschickt. Und selbst als man ihm in Wakanda geholfen hatte... hatte die Erinnerung an sie mit jedem Atemzug geschmerzt.
,,Bucky...", begann John abwehrend, doch erntete nur ein dunkles Knurren seines Gegenübers. ,,Sag mir, dass du es nicht getan hast!", raunte er drohend, was John verstummen und seinem Blick ausweichen ließ... Er hatte es getan. John Walker hatte Rearlight geweckt... Oder Helen. Wie auch immer Bucky sie nennen sollte... Wer auch immer sie noch war. ,,Ich bringe dich um." Finster starrte Bucky ihn an und John wurde noch blasser als er es ohnehin schon gewesen war. ,,Bucky, ich brauche deine Hilfe! Sie ist geflohen, sie-" Doch der einstige Winter Soldier unterbrach ihn - und kurz darauf krachte seine metallene Hand in die Betonwand und ließ diese bersten... Risse zogen sich bis zur Flurdecke hinauf. Sie war zurück. Und dieser Gedanke war noch weniger zu ertragen, als sie verloren zu haben.
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Hey!
Endlich gibt es hier wieder ein neues Kapitel! - Allerdings muss ich sagen, dass ich im Nachhinein sehr unzufrieden damit bin wie es geschrieben ist... Ich hab es drei, viermal abgeändert und in Erwägung gezogen es zu löschen... Aber dann wäre vermutlich heute kein Update mehr gekommen und ich wollte euch nicht noch länger warten lassen...
Was ich allerdings liebe ist der Headcanon mit Bucky und Alpine, den ich dem neuen Falcon & Winter Soldier Comic entnommen und mal eben hier miteingewebt hab!
Ich hoffe, das Kapitel hat euch nicht ganz so sehr enttäuscht...
Eure Mary ❤
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