SIX
,,And if you have a minute, why don't we go
Talk about it somewhere only we know?
This could be the end of everything
So why don't we go somewhere only we know?"
SIX: Februar 2025
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Mit einem leisen Seufzen legte er seine metallene Hand an das weiß gestrichene Holz der Badezimmertür. Auf ihrer Seite befand sich eine Kerbe darin, die sie aus glasigen Augen fixierte, während James auf der anderen seine Stirn an das Holz drückte. ,,Helen...", begann er heiser und schluckte, als sie nicht antwortete. ,,Du verstehst das absolut falsch, wirklich... Ich habe nicht auf diese Weise weitergelebt, ganz sicher nicht..." Er schloss die Augen, seine Kehle war eng und rau und sie ließ möglichst leise schluchzend ihre Stirn auf ihre angewinkelten Knie sinken, während sie zitternd auf den kühlen Badezimmerfliesen kauerte. ,,Komm schon... Du weißt es ist kein Problem für mich, die Tür einfach eben aus den Angeln zu nehmen", fügte er leise hinzu und sie schluckte, ihr Blick flog zur Türklinke, dann zurück auf die Kacheln der Badezimmerfließen. ,,Nein Bucky...", entwich es ihr dann heiser und er stieß ein frustriertes Knurren aus, seine andere Hand drückte sich ebenfalls gegen das Holz. ,,Helen, da ist nichts! Du hast mein Wort, verdammt! Lass uns darüber reden, sei nicht so stur... Ich kann dir jeden Weg zeigen, auf welchen ich versucht habe weiterzuleben und zu vergessen. Du wirst sehen, dich habe ich niemals losgelassen. Das könnte ich gar nicht." Er stieß sich vom Holz der Tür ab, fuhr sich übers Gesicht und lehnte sich mit dem Rücken dagegen, den Blick niedergeschlagen auf die Holzdielen gesenkt. ,,Sam hat sich doch nur falsch ausgedrückt...", murmelte er und sie schluckte schwer, versuchte das Zittern in ihrer Stimme in den Griff zu bekommen.
,,Wie würdest du dich fühlen, James?", gab sie dann gebrochen zurück. ,,Ich war zwölf Jahre im Eis, weil ich eine Gefahr für mich selbst und alle bin, die mir wichtig sind. Ich habe diese Entscheidung getroffen, weil ich Steve vertraut habe... Und wo ist er jetzt weg? Wo ist Steve?" Ihre Stimme wurde lauter, Wut und Verzweiflung lagen darin, während sie sich aufgerappelt hatte, an die Tür getreten war und ihre Stirn an das Holz lehnte, das die beiden nun voneinander trennte. Und doch konnte sie ihn spüren... Und ironischerweise erinnerte es an das Panzerglas zwischen ihren Zellen in den Hydra-Bunkern. Doch nun schlossen sie sich selbst ein, auf eine völlig neue Weise. ,,Ich wollte nicht befreit werden, doch jetzt bin ich hier... Und du... Du hast weitergemacht. Es sind über zehn Jahre vergangen, du bist... über all das hinweg, über den Winter Soldier, deine Vergangenheit... unsere Vergangenheit, mich... Und ich gefährde dein neues Leben bloß." Tränen rannen über ihre Wangen, während Bucky ihrem Ausbruch still gelauscht hatte, die Augen schloss unter der schmerzhaften Intensität, in welcher sein Herz sich in seiner Brust verkrampfte. Er verstand sie... Viel zu gut. Und das war das Problem. Wie sollte er ihr dann widersprechen? ,,Alles wogegen du in den vergangenen zwölf Jahren angekämpft hast... bin ich. Ich kann dir deinen Frieden völlig nehmen, wir wissen es beide...", flüsterte sie erstickt und verzweifelt fuhr er sich durchs Haar, wandte sich um, drückte seine glühende Stirn an das angenehm kühlende Holz. ,,Bitte mach auf...", flüsterte er rau. ,,Bitte..."
Ein nachdrückliches Flehen lag in seiner Stimme, das Helen ihre blassen Finger langsam nach dem Schlüssel greifen ließ und zittrig holte sie Luft, ehe sie den Schlüssel im Schloss drehte - und ein paar Schritte zurücktrat, sodass James die Tür aufriss... Mit zu viel Wucht jedoch, sodass er sie aus den Angeln zog und sie schnaufend fallen ließ. Krachend landete sie auf dem Flurboden und er blickte sie an. Sein Stahlblau begegnete dem Rehbraun ihrer Iris und er überbrückte den letzten Abstand zwischen ihnen, um ihr Gesicht in seine Hände zu nehmen und hungrig, wie verzweifelt und vor allem brennend sehnsüchtig seine Lippen auf die Ihren zu legen und sie in einen Kuss zu ziehen, der ihnen beiden jeglichen Atem raubte. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und ihre blassen Finger vergruben sich in seinem kurzen, dunklen Haar, während sie seinen Kuss erwiderte und sich verzweifelt an ihn drängte. Ihre Brust berührte seine und ihre Herzen würden in diesem Augenblick verschmelzen, vielleicht taten sie es sogar... Oder hatten es bereits schon 1940 getan, am Abend der Stark-Expo, als James Buchanan Barnes ihr mit seinem charmanten Lächeln das Herz gestohlen hatte. Ihre Schicksale führten sie zusammen, selbst jetzt nach so, so vielen Jahren. Nach solch langer Zeit... Und endlich wagte er sich über die Schlucht, die zwischen ihnen aufgebrochen war und eine tiefe Kluft zwischen sie beide warf.
,,Ich kann dich wieder ansehen", brachte er atemlos hervor, als er den Kuss unterbrach, seine Stirn an Ihre gelehnt und sein Nasenrücken schmiegte sich an ihren. ,,Ich kann dich wieder berühren..." Seine Hände ruhten auf ihrer Taille, ein vertrauter Kontrast von warm und kalt, der Helen einen Schauder über den Rücken jagte. ,,Nach zwölf Jahren... Glaubst du wirklich, du könntest mich dazu bringen dich loszulassen?", setzte er rau nach und sie schluckte, ihr zittriger Atem perlte warm gegen seine Lippen. Sie könnte es. Rearlight könnte es... Doch sie wollte es nicht. Brachte es nicht übers Herz, auch wenn es das beste für ihn wäre. Er verdiente seinen Frieden und sie nahm ihn ihm weg. Sie brachte sein Leben durcheinander - und auf Dauer würde sie den Winter Soldier zurückbringen. Doch sie hatte sich einmal gegen ihn entschieden und nun waren zwölf Jahre vergangen. Sie würde es nicht noch einmal tun. Alles in ihr verzehrte sich vor Liebe nach ihm... Nein, nochmal brachte sie es nicht übers Herz. ,,Ich liebe dich...", flüsterte sie weinerlich. ,,Ich hatte ganz vergessen, dass ich mich selbst im Eis nach dir verzehren kann..." Er wollte etwas entgegnen, doch sie kam ihm zuvor - verband ihre Lippen wieder miteinander und Bucky erwiderte ihren Kuss, hob sie mit einem Ruck auf die Badezimmerkommode und schob sich zwischen ihre Schenkel, strich mit den Fingerspitzen aus Metall die Haut ihres Schlüsselbeins entlang. Er schmiegte sich an sie und ihre warmen Finger berührten die dünne Haut in seinem Nacken, schickten James eine Gänsehaut über den Körper, ehe sie den Saumen seines Shirts und des Pullovers ergriff - und er zuließ, dass sie es ihm mit einer fließenden Bewegung über den Kopf zog, den Kuss unterbrach und ihre blassen Hände an die Narbe seiner linken Schulter legte... Die Stelle, an welcher Haut in Metall überging.
Sie erinnerte sich genau an das kühle und unheilvolle Silber, das nun einem geheimnisvollen schwarz gewichen war... Ihre braunen Augen sahen ihn wieder an und sie schluckte schwer. ,,Bucky...", flüsterte sie heiser und er nickte bloß, strich ihr sanft über die Wange. ,,Ich weiß", flüsterte er rau und heiße Tränen lösten sich aus ihren Augenwinkeln, die er sanft mit seinem Daumen auffing und fort strich. Sie ergriff das Silber seiner Soldatenmarke, ließ sie durch ihre Finger gleiten. ,,Ich sagte ja... Ich habe nicht alles losgelassen", murmelte er und sie schluckte, sah wieder zu ihm auf. ,,Es tut mir...-", setzte sie mit brüchiger Stimme an, doch er brachte sie mit einem leichten Kopfschütteln zum Verstummen. ,,Nicht", meinte er leise. ,,Es ist alles gut, kleines Pfläumchen... Mach dir keine Gedanken. Du wirst mich nie verlieren, niemals..." Seine Lippen legten sich sanft auf ihre Stirn und sie schloss die Augen, ehe sie ihr Gesicht an seiner nackten Brust vergrub, ihre Arme um ihn geschlungen hatte. ,,Halt mich fest... Bitte...", brachte sie hervor und er legte seine Arme um sie, zog sie nahe an sich, während sie auf der Kommode saß und er vor ihr stand. ,,Immer...", flüsterte er. ,,Das weißt du doch..." Das wusste sie... Und doch brauchte sie ihn gerade so sehr, musste sich in jedem Augenblick daran erinnern - um sich selbst nicht doch an die Dunkelheit zu verlieren, die sich unberechenbar in ihrem Inneren ausbreitete und sie zu verschlingen drohte. Und Helen hatte Angst... Angst sich zu verlieren. Es war leicht sich einzureden, dass James' Umarmung sie davor bewahren, dass er sie vor sich selbst beschützen könnte, gab er ihr nur genügend Grund ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen... Dieses Licht war er.
,,Helen?", begann er nach einem Moment des Schweigens leise und sie schluckte. ,,Ja...?", flüsterte sie leise, ihr Atem streifte seine nackte Brust. ,,Du musst etwas frühstücken", meinte er leise und seine warmen, menschlichen Fingerspitzen strichen zärtlich über ihren Arm. Sie schluckte, hob langsam den Kopf - und stellte fest, dass ihr Magen sich tatsächlich mit einem Knurren meldete. ,,Wie wäre es mit dir?", gab sie schwach lächelnd zurück und seine Mundwinkel zuckten, er strich ihr eine rote Haarsträhne hinters Ohr. ,,Vielleicht zum Nachtisch", schmunzelte er und entlockte ihren braunen Augen ein kleines Schimmern, ehe er sie sanft wieder von der Kommode hob, sich räusperte und sein Shirt vom Boden aufhob - doch schmollend zupfte die Rothaarige es ihm aus der Hand. ,,Nicht wieder anziehen... Was denkst du denn wieso ich es dir ausgezogen habe?", beschwerte sie sich und entlockte ihm trotz der schlummernden Verzweiflung in seiner Brust ein raues Lachen. Ihnen beiden war anzusehen, dass die Situation von gerade eben ihnen tief in den Knochen steckte... Die Kluft war wieder da, die James so mutig hinter sich gelassen hatte. Und sie beide versuchten verzweifelt, die Anspannung aufzulockern, die zwischen ihnen lag... Unverkennbar, gnadenlos und aufwühlend. ,,Na schön, na schön... Dann nicht..." Schmunzelnd wollte er sich an ihr vorbei schieben, da konnte sie das nicht länger. ,,Bucky?", brachte sie beinahe atemlos hervor und er wandte sich zu ihr um, sah sie fragend an, doch da hatte sie sich schon auf die Zehenspitzen gestellt, ihre Arme um seinen Hals geschlungen und ihre Lippen wieder miteinander verbunden. Sie durften diese Distanz nicht zulassen... Was wenn sie immer größer wurde?
Er schlang augenblicklich die Arme um sie, erwiderte ihren Kuss ein erneutes Mal und Helen ließ ihre warmen Handflächen über seinen Rücken wandern, strich seine ausgeprägten Muskeln entlang und erneut hob Bucky sie hoch... Und sie schlang ihre Beine um seine Hüfte, doch diesmal trug er sie aus dem Bad und die Treppen hoch, während sie den Kuss nicht ein einziges Mal unterbrachen und der ehemalige Winter Soldier schließlich die Tür zu seinem Schlafzimmer aufstieß. Seine Lippen rieben leidenschaftlich an ihren und der Funke zwischen ihren Körpern hatte sich in ein verzehrendes Feuer verwandelt, das zwischen ihnen brannte und sie beide alles für einen Moment vergessen ließ... Sanft ließ Bucky Helen in seine Matratze sinken und sie zog sich das Shirt von ihm über den Kopf, warf es zur Seite und ihre blassen Finger schlossen sich um das Silber seiner Soldatenmarke, jedoch nur um ihn zu sich runter und zurück an ihre Lippen zu ziehen. Sie brauchte ihn... Und sie wollte verdrängen, dass sie das nicht sollte - und dass er diese Gefühle noch weniger erwidern sollte. Sie hatte noch immer Angst ihn zu verlieren... Noch immer Sorge, dass er sie vielleicht doch losgelassen hatte und es nur nicht erkennen wollte. Doch seine Küsse halfen ihr wiederum diese Angst für wenige Augenblicke loszulassen und sie erschauderte unter ihm, weil seine warme Haut die Ihre berührte. Bucky ließ von ihren Lippen ab, küsste ihren Hals hinab und sie seufzte, schloss flatternd die Lider und ihre Fingerspitzen strichen seine Schulterblätter entlang. Eine kleine Träne bahnte sich aus ihrem Augenwinkel, doch Helen verdrängte den immensen Schmerz der gemeinsam mit ihrer Liebe für James Buchanan Barnes kam...
,,Bucky...", hauchte sie unter seinen Liebkosungen leise und nach und nach verloren beide mehr und mehr Kleidung, berührten einander, küssten einander - zum ersten Mal seit zwölf so langen Jahren. Und ihre Herzen brannten unter der Sehnsucht. James würde niemals aufhören sie zu lieben, niemals... Ihre Liebe hatte so viel überstanden, weshalb nicht auch zwölf weitere Jahre ohne einander? Nur hatte er angefangen loszulassen und er verstand ihre Angst... Er fürchtete ja selbst, sich zu weit abgewendet zu haben... Der Vergangenheit zu sehr den Rücken gekehrt zu haben. ,,Du bist so schön", flüsterte er heiser. Sie war noch so viel schöner als in all seinen Träumen... Ihre zarte blasse Haut, ihre roten Locken und ihre langen Wimpern, die Schatten auf ihre nur zart definierten Wangenknochen warfen. Blinzelnd öffnete sie die Augen wieder, sah ihn an und ihre blasse Hand strich sanft über seinen Kiefer, seine Wange entlang... Sie versank in seinen blauen Augen - und sie fand alles was sie in diesem Moment brauchte allein in seinem Blick. Ihre nackten Körper schmiegten sich enganeinander... Sie waren sich so lange nicht mehr so nah gewesen. Es war nichts sträfliches sich von Sehnsucht überwältigen zu lassen, ganz und gar nicht. Besonders wenn jedes Gefühl außer dieser Sehnsucht einem heillosen Chaos entsprang. Helen genoss seine Nähe, als ihre Körper miteinander verschmolzen und seine Hand die Ihre fand. Fürchten ihn zu verlieren konnte sie noch zu genüge... Und würde sie auch zu genüge, wenn Bucky später die Nachricht von Sam lesen würde. Die Nachricht, dass sie nun alle beide zum Abendessen bei den Wilsons eingeladen waren... Sams verzweifelter Versuch etwas wieder gut zu machen und richtig zu stellen - der sowas von nach hinten losgehen würde.
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Update! Eventuell brauchtet ihr Taschentücher, ich für meinen Teil brauchte eins... 😂🥺
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen und ich würde mich sehr freuen von euch zu hören!
Eure Mary ❤
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