PRELUDE
PRELUDE: Februar 2025
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Es war nicht mit normalem Aufwachen zu vergleichen... Man riss sie aus der Kryostase und das vollkommen abrupt. Aus einem tiefen Schlaf, der ihr jedoch zwischenzeitlich mehr wie eine Gefangenschaft vorgekommen war. Und zwar in sich selbst. Obwohl man sie in einen tranceähnlichen Zustand versetzt hatte, hatte sie die Kälte wahrgenommen - und der Schmerz ihres Herzens hatte für keinen Moment nachgelassen. Bucky war noch immer ihr einziger Gedanke gewesen, all die Zeit. Und nun befreite man sie. Man fand ihre Kryokapsel in einer veralteten, längst verlassenen Shield-Basis, wo man sie nach dem Blip einfach vergessen hatte... Was auch gut so gewesen wäre, denn Helen hatte niemals geweckt werden wollen. Sie hatte ihre Endgültigkeit besiegelt, ihr Schicksal und damit ihren Niedergang freigewählt. Doch selbst jetzt schien man ihre Entscheidungen nicht respektieren zu wollen... Und legte das System der Kryokapsel lahm. Zischend öffneten sich die Türen, Kältedampf stieg auf und ließ den Mann vor der Kapsel heiser hustend zurückweichen. Ihre Beine gaben nach und Helen fiel aus der Kapsel und landete unsanft auf dem harten Betonboden. Ihre Schläfen hämmerten, keuchend sahen ihre braunen Augen auf. Die bittere Kälte stand ihr ins Gesicht geschrieben.
,,Wer sind Sie?", brachte sie heiser hervor. Hydra... Hatte Hydra sie gefunden? Wie lange war sie wirklich im Eis gewesen? Allmählich begann sie zu verstehen, die Puzzleteile ihres Verstands setzten sich langsam zusammen. ,,Mein Name ist John Walker", gab er zurück und trat langsam näher. Nahezu ängstlich rutschte Helen über den kühlen Boden zurück, von ihm fort - und ließ John langsam wieder verharren. ,,Was wollen Sie von mir...?", flüsterte sie mit brüchiger Stimme, aus welcher man das große Misstrauen eindeutig hören konnte. Ihre Haut war blass wie Alabaster, ihre Augen huschten nervös immer wieder durch den dunklen, völlig verstaubten Raum - und dann zu ihm zurück. John Walker. Angestrengt versuchte sie sich seinen Namen einzuprägen. Ihr rotes Haar wirkte aufgrund der Kälte trüb und sie begann allmählich zu zittern, kauerte dicht neben der Kapsel. ,,Meine Mission war es, Sie aus der Kryostase zu befreien, Helen", gab er sanft zurück, in einem beruhigenden und sanftmütigen Tonfall, der sein Ziel jedoch weit verfehlte. ,,Welches Jahr...?", hauchte sie, sah sich um. Suchte nach einer zweiten Kapsel, suchte... nach Bucky. Doch es wäre auch zu einfach und zu schön gewesen, wäre er auch hier. John rieb sich den Hinterkopf. ,,2025", entgegnete er, was sie heiser keuchen ließ. Zwölf Jahre... Zwölf ganze Jahre. Zitternd schüttelte sie den Kopf. ,,Ich muss mit... Ich muss mit Steve Rogers sprechen", flüsterte sie und John trat langsam näher. ,,Steve Rogers?", entgegnete er und sank langsam vor ihr in die Hocke. ,,Der ist schon eine ganze Weile weg."
Weg? Steve war weg? ,,Wo?", flüsterte sie und wich ängstlich weiter zurück, presste sich mit dem Rücken gegen die Kapsel. ,,Warum ist er weg... Ich verstehe das nicht... Wer hat Ihnen befohlen mich zu befreien?" Panik schnürte ihr schmerzhaft die raue und trockene Kehle zu. Steve war fort... Zwölf Jahre waren vergangen. ,,Ich bin US Agent", entgegnete John mit ruhiger Stimme. ,,Ich arbeite für die Regierung der vereinigten Staaten von Amerika. Du musst mich nicht fürchten, Helen... Ich werde dir nichts tun." Seine Hand berührte ihre Schulter und wimmernd zuckte sie unter seiner Berührung zusammen. Rearlight war weit fort... Doch es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie wieder zurückkommen würde - und ihre Angst ließ ein rötliches Glimmen in das trübe braun ihrer Augen treten. ,,Nein...", flüsterte sie hysterisch. ,,Ich wollte das nicht! Niemand sollte mich wecken, niemand... Nein!" Unbewusst streckte sie beide Hände nach ihm aus - stieß ihn von sich und keuchend sank er zu Boden, hektisch blinzelnd, während sie unwissentlich seinen Geist völlig verwirrte, sodass er stöhnend das Gesicht in den Händen vergrub und Helen die Chance nutzte, um aufzuspringen. Schwankend hielt sie sich einen Moment an der Kapsel fest, als John wieder aufsah. ,,Keinen Schritt näher!", warnte sie ihn mit bebender Stimme. ,,Oder ich lasse es dich bereuen!"
Langsam wich sie zu dem Spalt Tageslicht zurück, der durch die offenen Bunkertüren fiel - und ergeben erhob John die Hände, darüber informiert dass die Fähigkeiten seines Gegenübers nicht zu unterschätzen waren. Rearlight war geschaffen worden um Soldaten zu kontrollieren... Er wusste um ihre unberechenbare Seite. ,,Helen...", begann er langsam. ,,Lass mich dich nach New York bringen. Du musst die heutige Zeit erst verstehen, es sind... zwölf Jahre für dich vergangen, nicht? Du schaffst das alleine nicht." Ernst sah er sie an, doch sie war schon durch den Spalt der Türen geschlüpft, schüttelte hektisch den Kopf. ,,Ich will deine Hilfe nicht! Ich will diese Zeit nicht! Frier mich wieder ein!", schrie sie ihm entgegen, das Glimmen ihrer Augen nahm zu - unberechenbar... Eine Gefahr für jeden anderen Menschen - und für sich selbst. Und gewiss auch für ihn, wo sein Verstand so leicht zu verwirren war. ,,Das darf ich nicht! Und das kann ich auch nicht... Die Kryokapsel ist zerstört", entgegnete er und ihr Blick flog zu der Kapsel, dann zurück zu ihm... ,,Was hast du nur getan, John Walker...", hauchte sie und er rappelte sich auf. ,,Helen, warte! Helen... Nein!" Doch da hatte sie die Türen zugedrückt... Und ihn in dem Bunker eingeschlossen. Und dann rannte sie. So schnell sie ihre Beine nur trugen, in eine unbestimmte Richtung, an einen unbestimmten Ort. Sie musste Steve finden. Und wenn er fort war... Dann musste sie nach Sam suchen. Nach Tony Stark. Nach irgendwem. Sie musste erfahren was geschehen war. Sie musste wieder eingefroren werden... Doch vor allem - und diese Frage quälte sie am meisten - was war mit Bucky?
Was war mit dem Winter Soldier?
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