Alpträume
Ich hab mit der lieben _writtenwithpassion mal wieder ein Projekt gemacht, bei dem wir uns gegenseitig Fotos, Sprüche und Lieder geschickt haben und jeder dazu eine Kurzgeschichte geschrieben hat ^^ Viel Spaß beim Lesen! Und schaut gerne bei ihrem Profil vorbei! <3 es hat wirklich riesig Spaß gemacht :))
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Gestern hatte ich einen Alptraum.
Es war ein grausamer Traum, denn ich konnte mich nicht bewegen, konnte nur dasitzen und ins Dunkle starren. Konnte nur weinen und mit glänzenden Augen nach den Sternen greifen, doch sie waren zu weit entfernt, um sie zu erreichen.
Ich erinnere mich nicht mehr daran, was ich in diesem Traum getan habe, außer von außen auf mein Leben zu blicken und mich zu fragen, wieso ich mich überhaupt noch dazu zwinge, diesen Schmerz zu ertragen.
Weil ich Mama stolz machen will, ist die erste Antwort, die mir einfällt, doch dann habe ich mich wieder daran erinnert, dass es keinen Himmel gibt, dass man Tote gar nicht stolz machen kann.
In diesem Alptraum hatte ich das Gefühl zu ertrinken. Es war seltsam, denn da war überhaupt kein Wasser, nur Feuer.
Ja, ich bin in lodernden Flammen ertrunken und mir war dennoch so kalt, so unglaublich kalt, als könnte mein erfrorenes Herz gar nichts mehr spüren. Und ich habe mich gefragt, wieso ich an diesem Leben festhalte, wieso ich an etwas festhalte, das mich vergiftet.
Weil ich Träume habe. Ziele. Eine Zukunft!, will ich darauf antworten, aber dann realisiere ich, dass ich keine Kraft habe, diese Ziele zu erreichen, keine Sehnsucht habe, meine Träume zu erfüllen. Und dass es für Menschen wie mich keine Zukunft gibt, denn in dieser Welt sehen die Meisten nur durch den Türspalt deines Inneren und wenn sie dort nichts als Dunkelheit darin sehen, wagen sie es nicht tiefer zu gehen und die Tür zu betreten, um das wahre Ich zu sehen.
Und so behalten sie dich dann in Erinnerung. Als das, was sie durch den winzigen Türspalt gesehen haben.
Als Nichts.
Gestern hatte ich einen Alptraum. Ich saß in einer Kirche, einer wunderschönen, kalten Halle, mit gläsernen Figuren und filigranen Verzierungen und in dieser Stille habe ich mich gefragt, ob es einen Gott gibt.
Ja!, wollte ich in das leere Gebäude schreien, wo die Worte mir als dumpfes Echo entgegenkommen würden. Ja! Es gibt einen Gott. Und er hat Mama so sehr geliebt, dass er sie bei sich haben wollte.
Doch dann habe ich mich daran erinnert, dass dieser Gott grausam sein muss, wenn es ihn tatsächlich gibt. Er ist egoistisch, denn er hat mir meine Mutter genommen, nur um sie bei sich zu haben. Wenn es tatsächlich einen Gott gibt, dann hat er mich verlassen.
Gestern hatte ich einen Alptraum.
Und weißt du, was das Schlimmste an ihm war? Was ihn so unerträglich macht?
Ich träume ihn tagsüber, diesen Alptraum. Ja, wenn alle Welt morgens erwacht, beginnt er erst, mein bitter süßer Alptraum.
Manch einer würde diesen Alptraum das Leben nennen. Oder Realität.
Aber ich mag diese Worte nicht, sie machen mir Angst. Ich bevorzuge den Begriff Alptraum.
Denn dieses Wort gibt mir wenigstens einen kleinen, berauschenden Funken Hoffnung, dass ich irgendwann erwachen werde. Dass es ein Entkommen gibt.
Denn kein Traum währt ewig, oder? Mit den ersten Sonnenstrahlen im Gesicht, mit dem ersten Blinzeln der müden Augenlider verfliegt doch selbst der schlimmste Alptraum, oder?
Nicht meiner.
Mein Alptraum ist anders, denn er ist das Leben. Es gibt kein tägliches Erwachen. Keine Rast. Für mich gibt es nur ein Entkommen und dieses ist endgültig. Es ist der Tod. Und vor ihm fürchte ich mich.
Gestern hatte ich einen Alptraum.
Heute wird er wiederkehren und morgen auch.
Doch ich ertrage ihn, lasse ihn kampflos über mich ergehen.
Denn wenn ich eines gelernt habe, wenn es eine Sache gibt, die ich mir ins Gedächtnis gebrannt habe, dann ist es, dass Leid nicht endlos ist.
Alles beginnt mit Leid und manchmal endet es auch damit.
Aber dazwischen gibt es noch etwas Anderes. Ich weiß noch nicht, was es ist, doch ich glaube, es ist etwas Gutes.
Gestern hatte ich einen Alptraum. Es war ein grausamer Traum, und dennoch zerbrach mein Willen nicht. Etwas in mir hielt mich davon ab, loszulassen und aufzugeben.
Etwas in mir sagte mir, dass es egal war, ob es einen Gott gab oder nicht, denn seine Existenz war nicht notwendig, um Glauben und Trost zu finden.
Etwas in mir sagte mir, dass, auch wenn ich meine Mutter nicht mehr stolz machen konnte, ich es einfach bei mir selber versuchen konnte.
Und etwas in mir sagte mir, dass ich noch immer Träume und Ziele und eine verdammte Zukunft hatte, ich musste sie bloß wieder unter den vielen Staubschichten ausgraben. Ich musste mich bloß an all diese vergessenen Träume erinnern.
Leiden ist nicht endlos, flüstere ich mir nun also jeden Tag aufs Neue zu, wenn ich in meinem Alptraum erwache.
Leiden ist nicht endlos.
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