
Kapitel 7
Federico
Als ich ankam, war ich ziemlich aufgeregt. Wie würden sie reagieren? Wie würde ich reagieren, wenn ich meinen leiblichen Vater zu Gesicht bekomme? All die Fragen schwirrten in meinem Kopf herum und machten mich nur noch nervöser.
Ich kam durch die Tür, hatte noch nicht mal ein Wort gesagt, da lief eine Frau auf mich zu und umarmte mich.
"Du bist Federico, nicht wahr?" meinte sie und ich runzelte die Stirn. Das konnte ja gut werden, wenn man mich so schnell ertappte.
Ich nickte vorsichtig.
"Ich dachte mir schon, dass Matteo auf so eine Idee kommt, das ist typisch für ihn. Also habe ich besonders darauf geachtet, aber keine Sorge, ihr gleicht euch wie ein Ei dem anderen, die anderen werden nichts merken."
"Da bin ich aber beruhigt. Sonst wäre alles umsonst gewesen." meinte ich.
"Glaube ich. Aber fühl dich ganz wie zuhause."
"Ist...ähm...ist mein Vater auch da?" fragte ich.
Sie nickte.
"Ja, der ist im Wohnzimmer." Sie nahm mir Matteos Umhängetasche ab und führte mich dann zum Wohnzimmer.
Ich hatte mir meinen Vater immer ganz anders vorgestellt, aber war eher positiv als negativ überrascht.
"Hi." sagte ich und versuchte ein Lächeln.
"Ich bin Federico."
Er drehte sich um, stand auf und kam zu mir her. Er sah mich lange an, dann umarmte er mich.
"Es tut mit sehr leid, wie das alles gelaufen ist. Ich würde es nicht noch einmal so machen." versicherte er mir.
"Jeder macht mal Fehler." meinte ich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihm so schnell vergebe, was er gemacht hat, aber er hatte so etwas ehrliches an sich, dass ich ihm glaubte, dass er es bereute und außerdem liegt das lange in der Vergangenheit.
Wir unterhielten uns lange und nach dem Abendessen ging ich in Matteos Zimmer. Es war modern eingerichtet und eher schlicht. Ich warf einen Blick in den Kleiderschrank und erkannte, dass er einen viel eleganteren und klassischeren Style hatte als ich. Hauptsächlich Hemden in allen Farben und Mustern, Jeans nur in blau oder schwarz und klassische Jacketts und Westen.
Zusätzlich hingen noch zwei Schuluniformen im Schrank. Was war das bitte für eine Elite Schule, auf der er war? Kein Wunder, dass er sich für etwas besseres hält, wenn er auf so eine Schule ging.
Bevor ich schlafen ging, duschte ich noch und probierte herum, was ich am nächsten Tag anziehen könnte. Aber irgendwann beschloss ich, das erstbeste anzuziehen, da ich ja eh einen anderen darstellen würde.
Viel konnte ich ja nicht falsch machen.
Matteo
Vor dem Haus der Castillos metkte ich, dass meine Haare mich bestimmt verraten würden. Also nahm ich die Wasserflasche aus Fedes Tasche und kippte sie mir über den Kopf. Scheiße, was das kalt!
Aber jetzt konnte ich meine Haare ein wenig nach oben formen. Oh Mann, wenn mich jemand sehen könnte!
Ich schlich mich extra leise ind Haus und nach oben, doch ich wurde gehört.
"Ach, du bist es. Wo warst du denn den ganzen Tag?" Es war Violetta.
"Ich...habe mich mit einem ... alten Kumpel aus Italien getroffen." stammelte ich mit fake- Akzent.
"Achso. Sag mal...Regnet es?"
Ich wusste es. Das Wasser war eine scheiß Idee.
"Nein, ich bin nur in eine Wasserbomben-schlacht hereingeraten." log ich.
Sie kaufte es mir ab.
"Ich...bin dann mal oben." kündigte ich an.
"Okay. Olga sagt, in einer Stunde gibt es essen."
Ich nickte lächelnd und lief nach oben in Fedes Zimmer. Schnell zog ich mir meine Sachen aus und ging duschen.
Danach suchte ich aus Fedes Kleidung etwas heraus, was nicht zu sehr nach Rockstar aussah. Hatte er nichts vernünftiges zum Anziehen?
Schließlich fand ich ein weißes Hemd und eine schwarze Röhrenjeans und kombinierte das mit einem blauen Jackett. Gottseidank hatte er auch ein paar Lederschuhe und nicht nur Sneakers.
Beinah wollte ich schon herunter gehen, da hielt ich auch schon inne. Mist, die Haare. Seufzend ging ich zurück ins Bad, fand das Gel und las den Text auf der Rückseite, bevor ich mir das Gel in die Haare schmierte. Ach du meine Güte, ich sehe aus wie ein Depp! Wie konnte sich Fede das nur freiwillig jeden Tag antun? Aber zu seinem Style passte es ehrlich auch besser als zu meinem.
"Federico?" rief eine Stimme hoch und ich verließ das Badezimmer. Es waren zum Glück nicht meine Freunde, die mich so sahen.
Ich setzte mich an einen leeren Platz und wartete auf den Rest.
"Hallo, Federico." sagte der Mann am anderen Ende des Tischs. German.
"Guten Abend German."
"War heute irgendetwas besonderes?"
Ich schüttelte langsam den Kopf.
"Nicht, dass ich wüsste, wieso?"
"Ach, nur so."
Angie und Violetta setzten sich dazu und Violetta lachte.
"Wie siehst du denn aus?"
Automatisch fasste ich an meine Haare.
"Ja, ich glaube ich habe etwas zu viel Gel erwischt." erklärte ich, aber das hatte sie nicht gemeint.
"Nein, was hast du da an?"
Ich zuckte mit den Schultern.
"Ich finde es steht mir. Etwa nicht?"
"Doch, doch." beeilten sich alle drei zu sagen.
"Nur...ungewöhnlich."
Ich nickte.
"Wo ist...eigentlich Ludmila?" wollte ich wissen.
"Ach, die ist bestimmt noch oben. Sie kommt doch immer zu spät zum Essen."
Und da kam sie auch schon hereingeschneit und setzte sich neben mich.
Sie gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und stockte dann.
"Ist wer gestorben?" fragte sie verwundert.
Nicht zu fassen, da zog man sich mal normal an und man wurde nur verarscht.
Die anderen grinsten.
"Nein, ich dachte mir... mal was Anderes. Aber war offensichtlich keine gute Idee."
"Ach so. Nein, sieht gut aus, nur..."
"Ungewöhnlich." beendete ich ihren Satz und sie nickte lachend.
"Ja, genau."
"Ach, Fede hast du deinen neuen Song eigentlich schon weiter?"
Neuer Song? Davon hat er mir gar nichts gesagt.
"Ähm...nein da komme ich leider nicht weiter. Ist wie ne Blockade." antwortete ich Violetta und hoffte, sie durchschaute mich nicht.
"Naja, du hast ja noch Zeit. Mach dir keinen Stress. Vielleicht kann ich dir ja helfen." bot sie mir an. Na super, wie soll ich da jetzt wieder rauskommen?
"Nee, danke Vio...Vilu. Ich schätze ich muss mich einfach etwas mehr entspannen, dann fließt es wieder."
Gerade noch so hingebogen.
"Okay, sag einfach, wenn du Hilfe brauchst, ja?" Sie lächelte und ich nickte.
"Sicher."
"Und, was habt ihr morgen so vor?"
"Also ich geh ins 'Roller'." sagte ich und erst als mich alle irritiert ansahen, merkte ich dass ich mich gerade verplappert habe.
"Ähm...mein Kumpel...aus Italien...der lieeeeebt Rollerskaten über alles. Man kriegt ihn gar nicht mehr davon los. Total verrückt, wenn ihr mich fragt." Um das zu unterstreichen, tippte ich mir mit dem Finger an die Stirn. "Also gehe ich mit ihm da hin."
Na super. Morgen musste ich mir also wieder eine Ausrede einfallen lassen, weil ich mich nicht im 'Roller' sehen lassen konnte, wenn Fede auch da war. Verdammt, wieso konnte ich nicht einmal nachdenken, bevor ich redete?
Ich beschloss, den restlichen Abend so wenig wie möglich zu sprechen und ging extra früh hoch auf mein Zimmer und rief Federico an.
"Feder...ich meine Matteo...?" sagte Fede und ich schüttelte fassungslos den Kopf.
"Balsano. BALSANO!"
"Ach, du bist es." Er klang erleichtert.
"Ja. Und wir läuft es bei dir?"
"Eigentlich ganz gut. Deine Eltern sind nett. Aber morgen wird es bestimmt schwer. Sag mal hast du nichts normales zum Anziehen?" Das musste ausgerechnet er sagen.
"Das kann ich dich auch fragen. Ich habe etwas gefunden, dass mir gefiel und es gab von allen nur negative Kritik."
"Was hast du denn an?" fragte er und ich beschrieb es ihm.
Er lachte.
"Kein Wunder. Das habe ich bei Antonios Beerdigung angezogen. Also bis auf die Jeans. Manchmal bist du echt ein Snob."
Ich seufzte.
"Lieber ein Snob als John Travolta in Grease. Man, dieser Kleister nervt total. Damit versaue ich noch die Möbel."
Fede lachte noch lauter.
"Jaja, dir wird das lachen noch vergehen. Du musstest dich noch nicht verstellen."
"Und, haben sie es gemerkt?"
"Naja, sie haben sich gewundert, aber sie glauben höchstens dass du heute etwas durch den Wind warst."
"Was? Wieso? Was hast du gesagt?"
"Ach nichts. Ich habe mich nur etwas verplappert, sonst nichts. Alles wird gut. Aber ehrlich gesagt bin ich froh, wenn ich wieder ich sein kann."
"Einen Tag musst du noch durchhalten. Und darf ich dich erinnern: das war deine Idee!"
Und eindeutig meine schlechteste.
"Ich weiß. Also bis morgen. Ciao."
"Gute Nacht. Träum schön von deiner Lieferfee."
Ich wollte etwas erwidern, aber da hatte er schon aufgelegt.
1408 Wörter loift bei mir xD
Ich persönlich fand das Kapitel jetzt besser als die letzten beiden und was meint ihr? ❤
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro