Kapitel 4
Matteo
Ich ging nach Hause und wusste nicht, was ich machen sollte. Was würde ich tun, wenn meine Eltern nicht meine Eltern sind? Würde sich dann alles ändern? Aber ich musste die Wahrheit erfahren!
"Und, wie war die Party?" fragte meine Mutter, als ich hereinkam.
Oder war sie überhaupt meine Mutter?
"Es ging." murmelte ich.
"Ich habe Federico kennen gelernt."
Die beiden reagierten nicht. Wussten sie etwa nichts davon?
"Federico. Ein Italiener?" fragte meine Mutter interessiert und ich nickte.
"Ja. Er ist genauso alt wie ich. Und in Mailand geboren. Echt lustig. Aber wisst ihr was das beste ist? Dass er auch genauso aussieht wie ich!"
Ich verschränkte erwartungsvoll meine Arme vor der Brust und wartete auf eine Erklärung. Beide erstarrten. Sie wussten es.
"Erzählt es mir. Wieso sind wir getrennt worden? Schließlich ist es offensichtlich dass wir Zwillinge sind, da könnt ihr nichts mehr leugnen."
"Matteo... "
"Keine Lügen, ich will die Wahrheit!"
"Die Wahrheit ist...Josefina und ich sind deine leiblichen Eltern." gestand mein Vater.
Josefina? Wer ist Josefina?
"Doch wir haben uns getrennt bevor ihr auf der Welt ward, aber wir haben uns darauf geeinigt, dass wir..."
"Dass jeder von euch einen bekommt." beendete ich den Satz.
"Und dann hast du neu geheiratet?" fragte ich.
"Ja. Und egal, wer dich auf die Welt gebracht hat, ich bin und bleibe deine Mutter, Matteo. Das wird sich nie ändern, mein Schatz." Sie hatte Tränen in den Augen. Ich konnte es nicht fassen.
"Wieso habt ihr mir nie etwas gesagt? Wieso habt ihr mich die ganze Zeit angelogen? Vielleicht wollte ich einen Bruder haben? Ihr habt einfach so über unser beider Leben entschieden."
"Es tut mit Leid, mein Junge. Ich habe mir oft gedacht, dass es ein Fehler war, aber wir konnten es nicht mehr rückgängig machen. Und ich dachte mir, wenn wir es dir verheimlichen, wirst du es nie erfahren und alles bleibt wie es war."
"Dafür ist es jetzt aber zu spät." meinte ich kühl und stampfte in mein Zimmer.
Federico
Stundenlang habe ich mit meiner Mutter in Italien telefoniert - German wird sich bestimmt für die Telefonrechnung bedanken - aber so fand ich heraus dass sie und mein Erzeuger die kluge Idee hatten uns zu teilen und getrennt großzuziehen.
Sie heulte die meiste Zeit und entschuldigte sich tausendmal, dabei... war es doch eigentlich eine gute Nachricht, dass ich einen Bruder hatte. Einen Vater hatte ich eh nie, also konnte es mir egal sein ob er gestorben war oder irgendwo in Buenos Aires hauste. Von ihm wollte ich in nächster Zeit nichts wissen.
Aber da fiel mir Matteo ein und wusste nicht, ob er wusste, was los war, also rief ich ihn an. Er hob sofort ab.
"Hallo?" kam es genervt aud der Leitung.
"Hey, Matteo. Hier ist Federico."
"Ach, hi. Und, hast du schon erfahren, was unsere Eltern sich einfallen lassen haben?" fragte er mich. Er klang sauer und verwirrt. Ich konnte ihn nur zu gut verstehen.
"Ja. Eine brilliante Idee von den beiden. Die sollten sie sich patentieren lassen." sagte ich sarkastisch.
"Aber...wollen wir uns mal treffen?"
"Ja, sicher. Morgen im 'Roller'?"
"Äh, das 'Roller' ist wo?" fragte ich.
"Stimmt. Sorry. Dann treffen wir uns...am Obelisk?"
"Einverstanden. Also dann bis morgen."
"Ciao."
Ich legte auf und ging herunter ins Wohnzimmer zu Violetta und Ludmila, die auch in diesem Haus wohnten. Die beiden waren Ex-Stief-Geschwister, die sich über Jahre gehasst haben und die neue Frau von Violettas Vater war ihre Tante...und ich regte mich auf, weil man mir einen Bruder verschwiegen hatte. Da war meine Familiengeschichte doch eigentlich harmlos.
Matteo
Federico klang nicht halb so sauer und angespannt wie ich es war. War es ihm egal? Oder hatte er es davor schon geahnt? Ich kam mit vor, als würde sich mein ganzes Leben auf den Kopf stellen und ich müsste es ganz alleine wieder ordnen.
Es war zum verrückt werden! Ich hoffte nur, dass wenigstens das Treffen mit meinem Zwillingsbruder alles ein wenig entkomplizierte.
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