Twenty-seven
Twenty-seven:
die Vorladung
Als Rachel am nächsten Morgen aufwachte, war der Mann von vergangener Nacht fort.
Sie hatte nicht erwartet oder gedacht, er würde bleiben, trotzdem war sie ein wenig enttäuscht.
Nur dann musste sie lächeln als sie eine Nachricht von ihm auf ihrem Handy hatte.
Lennox: Du brauchst besseren Kaffee. Deiner ist wässrig. Dachte ich gehe ein wenig früher, wegen Teddy. Grüß ihn. Und ps: ich vermisse dich jetzt schon
Sie seufzte und ließ sich in ihr Bett lächelnd zurücksinken.
Doch dann klingelte ihr Wecker ein zweites Mal so laut und sie stöhnte, weil das Handy zu nah an ihrem Kopf war.
„Verdammt", murmelte sie.
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„Machst du dir Sorgen?"
Sideswipe starrte Rachel an, während sie sich für ihr Essen anzog, zu dem sie General Morshower eingeladen hatte.
Sie war noch immer mehr als verwirrt, denn der General hatte sich mehr als kryptisch ausgedrückt. Sie hoffte, sie waren ihnen nicht auf der Spur.
„Wenn du möchtest, kann ich Mine anrufen. Sie hat heute frei. Dann kann sie auf Teddy aufpassen."
Rachel winkte ab. „Er hat sich die ganze Woche gefreut, dich zu sehen. Das versaue ich ihm nicht und ein paar Soldaten ebenfalls nicht."
Sie atmete tief ein und sah sich im Spiegel an. „Sehe ich gut aus?"
„Warum?" Der Transformer legte den Kopf schief. „Gehst du danach noch auf ein Date?"
„Nein, aber Will holt mich ab und ich möchte gern gut aussehen, falls ich schlecht gelaunt sein werde."
Sie lächelte kurz breit.
„Bleibst du über Nacht weg?"
Sie schüttelte den Kopf. „Er bringt mich nur nach Hause", versprach sie ihm.
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„Hallo." Rachel lächelte leicht, atmete aber nochmal tief durch, bevor sie sich im Restaurant umsah.
„Es wurde reserviert." Sie runzelte die Stirn und sah die Kellnerin an, die sie wiederum fragend anblickte. „Auf den Namen, ehm, Morshower?", fragte sie.
Die rothaarige Kellnerin lächelte höflich und neigte ihren Kopf. „Gewiss." Sie wies Rachel an, ihr zu folgen. „Es ist bereits ein Gast da."
Rachel zog ihre Stirn in Falten. Eigentlich war sie überpünktlich. Um zwanzig Minuten.
Die sechsunddreißigjährige hob beide Augenbrauen als sie den ersten Gast erblickte. Es haute sie aus den Socken, die sie nicht trug. Sie stolperte leicht und stieß mit einem Stuhl zusammen, auf dem ein älterer Herr saß.
„Verzeihung", murmelte sie, ehe sie weiterlief und an dem Tisch hielt.
Nie im Leben hätte sie gedacht, ihre große Schwester hier in New York anzutreffen. Das war für sie ein sehr schlechtes Zeichen.
„Bitte sehr", lächelte die Kellnerin. „Ihr Platz."
Nein, das hier war nicht ihr Platz. Rachel fühlte sich völlig fehl am Platz. Vor allem bei der Jessica.
„Hey", begrüßte ihr Gegenüber sie mit neutraler Gesichtsmimik. „Nimm doch bitte Platz, Rachel."
Rachel räusperte sich. „W-was tust du hier?"
Sie fing zu schwitzen an und schälte sich ein wenig zitternd aus ihrem blauen dünnen Mantel. „I-ich dachte-"
„Du würdest hier nur auf General Morshower treffen?"
Jessicas Mundwinkel zuckten leicht als Rachel sich setzte.
„Ja." Rachel nickte und sah ihrer älteren Schwester ins Gesicht. Ihre grauen Augen betrachtete Rachel mit einem Blick, den die sechsunddreißigjährige nicht zu deuten wusste.
„Als seine Sekretärin bin ich bei offiziellen Gesprächen immer dabei", erzählte sie ihr.
„Offizielles Gespräch?" Rachel atmete tief ein. „Stecke ich in Schwierigkeiten?"
Jessica runzelte ihre Stirn und schüttelte den Kopf. „Nicht das ich wüsste."
„Wozu findet dieses Gespräch in einem vier Sterne Restaurant statt?", hakte Rachel nach.
„Das wirst du den General fragen müssen", sagte sie.
„Okay." Rachel sah auf die weiße Tischdecke vor ihr.
Sie glaubte ihr wurde schlecht.
„Und... wie geht es dir?"
„Ganz... okay." Rachel presste ihre Lippen aufeinander als Jessica nach ihrem Glas Wasser griff. „Kein Wein?", hakte sie nach.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin schwanger."
„Oh." Rachel hob ihre Augenbrauen. „Ehm, herzlichen Glückwunsch." Sie bewegte ihre Hand leicht in ihre Richtung.
„Danke." Jessica nickte und trank ein paar Schlucke aus ihrem Glas.
„War das, eh, letztens dein Mann?"
„Freund", korrigierte Jessica ihre kleine Schwester. „Ich möchte nicht heiraten."
„Ah." Dazu wusste Rachel nichts zu sagen.
Denn mit ihrem Glück war das gerade so eine Sache.
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„Miss Dumblin." Rachel lächelte leicht und erhob sich. Genauso wie ihre Schwester. „Und Miss Dumblin."
Es war für ihn etwas merkwürdig – aber nur etwas.
„General." Jessica nickte.
Rachel lächelte matt und streckte ihre Hand aus, die der General ergriff. „Ich hatte nicht gedacht, Sie würden meine große Schwester mitbringen, Sir."
„Im Grunde hat sie ihren Weg alleine hergefunden", stellte er klar und setzte sich neben Rachels große Schwester. „Und Sie muss bei offiziellen Gesprächen dabei sein."
„Muss?" Rachel zog leicht eine Augenbraue hoch und sah den General hellhörig an.
„Ja." Er atmete tief durch und zog die Karte zu sich heran, die vor einigen Minuten bereits vor den beiden Frauen abgelegt wurde. „Aber kommen wir erst mal auf-"
„Sir, ich unterbreche sie ungern." Rachel atmete tief ein und hob ihre Hand. „Ich bin nur hier, weil ich von Ihnen vorgeladen wurde und Sie mich unbedingt sprechen wollten. Beim letzten Mal sagten Sie mir, meine Schwester sei gestorben. Wenn es sich um noch ein verstorbenes Familienmitglied handelt-"
„Nun, Sie fühlen sich in der Öffentlichkeit nun mal wohler, Miss Dumblin", unterbrach sie der General, ohne seinen Blick von der Speisekarte zu wenden. „Und für das folgende Gespräch ist es die perfekte Tarnung."
„Tarnung?", hakte Rachel verwirrt nach.
„Wollen Sie nicht erst mal etwas essen?", fragte er sie.
„Nein." Rachel legte ihre Karte auf dem Tisch ab. „Wozu haben Sie mich herbestellt?"
Sie sah vom General zu ihrer Schwester, die tief Luft holte.
„Es geht um unseren Vater, Rachel."
„Der mich einen feuchten Dreck interessiert."
Jessica schüttelte leicht ihren Kopf und sah ihr in ihre grauen Augen. „Rachel, er ist größenwahnsinnig."
„Meine Worte." Der General seufzte. „Möchten die Damen wirklich nicht bestellen? Die Speisen gehen auf meine Rechnung."
Misstrauisch musterte Rachel Jessica.
„Er war schon immer größenwahnsinnig", stellte Rachel leise murmelnd klar.
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„Danke." Rachel lächelte matt und sah die Kellnerin kurz an.
„Gerne, Miss."
Rachel seufzte als sie davonlief und griff nach ihrem Glas Wein, ehe sie den General ansah.
„Also?", fragte sie wieder. „Ich habe nun brav aufgegessen und mich gesittet verhalten", merkte sie an. „Kriege ich nun die Antwort auf meine Frage, wieso ich von Ihnen zum Essen eingeladen wurde?"
Der General sah sie mit neutraler Gesichtsmimik an und griff nach seinem Glas Wasser. Er trank ruhig einen Schluck, ehe er den Mund öffnete und nur ein Wort verlauten ließ. „Transformer."
Alleine dieses Wort ließ Rachel allerdings prompt wieder nervös werden und ihr Puls schneller schlagen.
„Transformer?", hakte sie nach.
„Ja, Miss Dumblin." Der General nickte, behielt sie im Auge. „Ihr Vater ist der große Geldgeber hinter der TRF. Und er möchte jeden Transformer auf dieser Erde vernichten. Der Krieg droht allerdings, außer Kontrolle zu geraten."
„Schön und gut." Rachel lehnte sich in ihrem Stuhl etwas zurück.
Das ihr Vater der angeblich anonyme Geldgeber war, der die TRF unterstützte, überraschte sie nicht ein bisschen. Sie wusste nicht, warum er die Transformer so sehr hasste, aber er tat es.
Rachel fuhr sich durch ihr offenes Haar, ehe sie nach ihrem Glas griff und nochmal mehrere Schlucke Wein trank.
„Wieso sollten mich die Transformer interessieren geschweige denn etwas angehen?", fragte sie ihn.
Er zog die Augenbrauen zusammen. „Ihr Vater blockt jeden Versuch ab, das Militär einzufügen und ignoriert ganze Landesgesetze."
„Er hat sich noch nie gern an Regeln gehalten", stellte sie klar. „Ich sehe trotzdem nicht, wieso mich das Ganze etwas angeht."
„Ich plane, Soldaten Undercover einzuschleusen. Ich möchte diesen Krieg unter jeden Umständen verhindern. Keiner von uns und kein weiterer von ihnen hat es verdient, hingerichtet zu werden."
Da sind wir einer Meinung, General, dachte sich die ehemalige Liaison.
„Und was soll ich Ihrer Meinung nach tun?"
„Robert Epps dazu überreden, zurückzukommen."
Rachel schnaubte. „Epps hat seinen eigenen Kopf."
„Ja, aber er ist der einzige, der Kontakt zu den Transformern hat."
Sie schüttelte ihren Kopf und faltete ihre Hände auf dem Tisch zusammen. „Ich werde Robert zu nichts zwingen und ihn ganz bestimmt nicht überreden, der Sache beizutreten, die sein Leben ruiniert hat."
„Das Militär hatte nichts damit zu tun", widersprach Jessica ihr. „Rachel, Epps ist der einzige, den wir kennen, der Kontakt hat. Und wir brauchen ihn und Lennox um-"
„Lennox?" Rachel zog ihre Augenbrauen zusammen. „William Lennox?", hakte sie nach und sah von Jessica zu General Morshower.
„Die beiden waren das beste Duo-Team, das wir je hatten."
„Die beiden hassen sich", merkte Rachel an. „Sie schicken ein Suicide-Squad dort hinein." Sie schüttelte den Kopf. „Da mach ich nicht mit."
„Dann schlagen Sie mir doch vor, was ich machen soll." Der General legte den Kopf schief. „Ich habe nicht übel Lust auf einen dritten Weltkrieg und schon gar nicht auf noch einen intergalaktischen Krieg wie in Chicago vor zwölf Jahren."
„Ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie tun sollen." Rachel schüttelte den Kopf ein erneutes Mal. „Ich weiß nur, Epps wird sich darauf nicht einlassen. Aus guten Gründen."
„Dieser Zickenkampf muss enden", stellte der General seufzend klar und lehnte sich zurück. „Und der TRF müssen die Hände gebunden werden. Das sind brutale Söldner, die vor nichts zurückschrecken."
„Ach." Sie legte ihren Kopf schief. „Ich weiß. Sie haben meine Freunde immerhin auf dem Gewissen."
„Rachel." Rachel hatte ihre Schwester noch nie mit einer so bittenden Mimik gesehen wie nun. „Es ist wirklich ernst. Wir brauchen ihn. Wir brauchen jemanden, der die Transformer kennt und dem sie vertrauen, damit wir diesen Krieg beenden können."
Rachel zog ihre Augenbrauen zusammen und sah auf den Tisch vor sich.
„Epps wird da nie im Leben mitmachen." Sie schüttelte den Kopf. „Nicht ohne Freunde, die ihn unterstützen. Das war sein Grund, beim Militär zu bleiben. Und Lennox und er... das ist schwierig zurzeit." Sie sah auf. „Ich kann Epps nicht überreden."
„Wer dann?" Der General lehnte sich vor. „Ich brauche den Frieden. Ich hab keinen Bock, nächtelang in einem Bunker zu hocken und Strategien gegen Ihren Vater zu planen, der mir den Weg sowieso versaut."
Rachel blickte zu ihrer großen Schwester. „Wieso handelst du gegen unseren Vater?", fragte sie.
„Ich habe meine eigenen Gründe", stellte Jessica klar und faltete ihre Hände im Schoß zusammen.
Es gab Gründe, die wollte sie Rachel niemals mitteilen. Sie glaubte, es würde sie zerstören – und vor allem den Glauben in die Familie, in die sie hineingeboren wurde.
„Das ist es." Sie deutete auf Jessica. „Lügen und Ausweichen von Fragen." Sie schüttelte den Kopf. „General, so kann keiner arbeiten."
„Es geht nur darum, Informationen zu sammeln."
„Und womöglich irgendwann auf ein Schlachtfeld hinaus zu fahren. Oder von einem Hochhaus zu springen." Rachel zuckte mit ihren Schultern. „Epps ist mein Freund. Ich kann ihm nichts schmackhaft machen, was ich selbst niemals unterstützen würde."
„Dann würden Sie also nicht wollen, dass Ihre Freundin Chloe Kennedy wieder in einem warmen Bett schlafen kann?" Der General legte den Kopf schief. „Ohne sich zu sorgen, morgens nicht mehr aufzuwachen, weil ihr jemand nachts eine Kugel in den Kopf jagen könnte?"
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Rachel atmete tief durch als sie das Restaurant verließ.
Sie hatte völlig vergessen, Lennox zu schreiben. Das stellte sie fest als sie nach draußen trat und die kühle Luft sich auf ihre nackte Haut legte.
Der Sommer ließ noch mit sich warten, dafür dass es Mitte Juli war.
Sie zuckte zurück als sie ihren Freund aus seinem Wagen steigen sah.
„Du... wie lange bist du hier?" Sie kratzte sich an ihrem Hinterkopf.
„Ich warte noch nicht lange." Er seufzte, trat auf den Bürgersteig. „Ich konnte Zuhause nicht mehr ruhig sitzen." Er trat an sie heran. „Alles in Ordnung?"
Sie schüttelte den Kopf und sah zu ihm auf. „Ich glaube, ich habe ein paar Probleme", gestand sie ihm.
„Das kriegen wir geregelt", murmelte er und ergriff ihre Hände. „Wie wäre es, wenn ich dich nach Hause fahre?", fragte er.
„Will?" Sie schluckte schwer. „Ich glaube, ich habe gerade zugestimmt, zurück an meinem Posten als Liaison zu treten."
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Datum der Veröffentlichung: 03.10.2022 12:42 Uhr
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