Twenty-one
Twenty-one:
die Wahrheit kommt immer ans Licht
Rachel hob beide Augenbrauen als sie ihre Haustür oben öffnete und den Mann vor sich sah, zu dem sie in Gedanken eigentlich gerade hatte masturbieren wollen.
„Hi."
Er sah ihre errötete Erscheinung hinab und musterte kurz ihre Jogginghose, die offen war.
„Du siehst... interessant aus."
Rachel lächelte und blickte nach unten, ehe sie rot wurde und sich ihre Jogginghose wieder zuband.
„Ich habe gerade Haushalt gemacht", log sie und hob den Kopf wieder. „Gab's einen Grund, dass du-"
„Ich wollte dich sehen", unterbrach er sie.
„Sehen?" Sie runzelte ihre Stirn und er nickte.
„Ja, sehen."
Irgendwie empfand sie es als Glück, dass sie gerade alleine Zuhause war.
„Möchtest du... reinkommen?"
„Ehrlich gesagt ging ich von aus, ich muss dich dazu überreden." Er schmunzelte und nickte. „Sehr gern."
Sie fühlte sich ein wenig, als würde sie sich vor ihm entblößen als sie ihn in ihr Reich hineinließ.
Er blickte den hellen Flur hinab, dessen Laminat genauso hell war.
„Ich hatte eher viele bunte Möbel erwartet", scherzte er.
„Mein Kind hat mal die Möbel angemalt. Ich musste sie ersetzen." Rachel sah ihn an und er schmunzelte.
„Klingt nach einem Kind, was zu dir gehört."
„Jacke kann übrigens..." Sie verstummte als sie bemerkte, dass er nur ein langärmliges Oberteil trug. „Hat sich erledigt", sagte sie als er schmunzelte. „Ich... bin konfus."
„Weil ich hier bin."
„Ja", gab sie zu und wies in die Wohnung hinein, glücklich darüber, dass Sideswipe und sie nichts Persönliches in der Wohnung rumstehen ließen.
„Nach dir." Sie kicherte und lief ihm voran in die Küche. Es waren nur wenige Meter und durch ihr dunkles Wohnzimmer, dass Sideswipe kreiert hatte.
All die dunklen Möbel waren seine Idee gewesen – dafür hatte sie sie anordnen dürfen. Und andersrum war es mit der Küche und dem Flur gewesen.
„Interessant", merkte der Soldat an als sie das Gegenteil zum Wohnzimmer betraten und er den hellen Tisch in der Mitte der Küche entdeckte.
„Deine Wohnung scheint riesig", merkte er gleich noch hinterher an. „Wie leistest du dir die mit einem normalen Arztgehalt?", hakte er nach und nahm das ihm entgegengestreckte Glas entgegen. „Danke."
„Ich bin gutangesehene Chirurgin." Rachel lachte auf. „Und ich wohne hier nicht alleine."
„Ja, aber dein Sohn hat noch keinen Job", stellte er klar.
„Nein", lachte sie kopfschüttelnd. „Ich habe aber einen Mitbewohner."
„Mitbewohner?" Er sah zu ihr. „Das ist eine WG?" Sie nickte.
„Colan, ein Freund, wohnt hier ebenfalls." Sie schmunzelte.
„Ich dachte, du hättest niemanden." Er war irritiert.
Sie lachte noch ein wenig lauter und er runzelte die Stirn. „Will, wir sind Freunde, mehr nicht." Sie schüttelte den Kopf. „Ich bin Single, zu hundert Prozent."
„Oh", machte er, ehe er tief einatmete. „Und zu hundert Prozent klingt so, als würdest du mich bald absägen wollen."
Rachel wurde rot, schüttelte aber nur stumm dazu den Kopf.
„Gut." Er lächelte und hob die Hand, strich ihr über ihre Wange. „Darf ich dich etwas fragen?"
Sie nickte.
„Ich möchte ganz ehrlich sein."
Sie nickte erneut.
„Und bitte sei auch ehrlich zu mir, denn... ich vermute es schon einige Zeit."
Rachel rutschte augenblicklich das Herz in die Hose. Egal was er wollte, es konnten nur die zwei momentan für sie unpassendsten Sachen sein.
„Ich-" Ihr blieb die Spucke im Hals stecken und sie räusperte sich unangenehm. „Klar." Ihr versagte die Stimme als er sein Glas beiseitestelle.
„Ich... ich möchte, dass hier mehr draus wird." Er deutete zwischen sie beide und strich ihr über die Oberarme. Sie blickte auf seine Hände. „Ich spüre, dass... ich nicht möchte, dass du wieder aus meinem Leben verschwindest, Rachel."
„Will-"
„Und ich möchte es diesmal richtig machen. Ohne irgendwelche Geheimnisse oder Probleme."
„Will, ich muss-"
„Bitte." Er ergriff ihre Hände. „Mir lässt es keine Ruhe, wenn ich daran denke, dass wir nur Dates haben und du dich jederzeit mit jemand anderen treffen könntest und-"
Rachel verschwamm die Sicht und der Soldat stoppte als er es bemerkte.
„Rachel?"
Ein erstickter Laut verließ ihren Mund und sie löste eine Hand aus seinen.
Sie schüttelte den Kopf.
Sie hätte ein schlechtes Gewissen verspüren müssen, doch war nur erleichtert als sie feststellte, dass der Soldat weder vermutete, sie würde Sideswipe beherbergen, noch das Teddy sein Kind war.
Nur damit trat ihr schlechtes Gewissen auf.
„Es tut mir so leid." Sie schüttelte den Kopf erneut.
Der Soldat war irritiert – und bekam ein wenig Angst. Denn er war sich sicher gewesen, die Gefühle, die er spürte, beruhten auf Gegenseitigkeit.
„Dann rede mit mir", bat er sie.
„Ich..." Sie schluckte. „Ich habe dich angelogen", gestand sie.
Sie entzog ihm nun beide Hände und vergrub ihr Gesicht darin. „Oh Gott." Sie schluchzte auf.
Sie konnte diesen Schritt unmöglich gehen. Nicht, ohne ihn zu verlieren – und sie hatte eigentlich gehofft, es würde noch etwas dauern, bis sie ihn verlor.
„Worüber?", fragte er nach, ehe er sie – noch immer unwissend – in seine Arme zog.
Sie kniff ihre Augen zusammen. „Du wirst mich hassen", sagte sie.
„Ich kann dich nicht hassen", widersprach er ihr. Sie schüttelte ihren Kopf, Tränen kullerten aus ihren geschlossenen Augen hervor und ihre Wangen hinunter. „Rachel, ich mein es ernst", merkte er an und küsste sie auf den Scheitel. „Ich kann dich nicht hassen."
Er war sich sicher, dass er das nicht könnte. Doch was immer sie fertig machte und womit sie ihn belogen hatte, er wusste, es bedrückte sie. Denn er wollte nicht, dass sie sich so quälte.
„Ich wollte das nicht", murmelte sie. „Aber ich war so wütend..."
Sie schüttelte den Kopf.
„Rachel." Er atmete tief ein und zog leicht an ihrem Haar, um sie dazu zu bewegen, ihn anzusehen. „Ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht ehrlich zu mir bist."
Ihr Gesicht war mit roten Flecken übersäht und er schluckte schwer, strich ihr die Strähnen aus dem Gesicht.
„Ich hab dir was weggenommen." Ihre Mundwinkel zogen sich nach unten. „Du wirst mich hassen, ich weiß es."
Er schüttelte den Kopf, beugte sich vor und küsste sie. Sie brach ihn ab und er schmeckte ihre salzigen Tränen auf seinen Lippen.
„Rachel, spuck es bitte aus", bat er sie. „Ich kann dir nicht sagen, wie ich reagiere, wenn-"
Sie schluchzte laut auf und vergrub nur wieder ihr Gesicht an seinem Brustkorb.
Er hatte sie selten weinen gesehen. Er war sich aber sicher, dass ihm langsam die Puzzlestücke zuflogen. Denn es erklärte ihm ihr Verhalten. Dass sie nicht von Anfang an das Ganze gewollt hatte. Dass sie sagte, sie ständen an verschiedenen Punkten ihres Lebens.
„Rachel", sagte er nochmal leise ihren Namen als sie sich ruckartig von ihm abstieß und die Hände hob.
„Warte." Sie schniefte und atmete hysterisch ein, während sie sich über das Gesicht wischte.
Sie brachte ihren Küchentisch zwischen ihnen, um Abstand aufzubauen. Es war lächerlich, dass wusste sie selbst. Doch sie hatte das Gefühl, sie brauchte Schutz nach ihren nächsten Worten.
Ihre Sicht verschwamm. Sie wusste sie war kein schlechter Mensch. Alles was sie getan hatte, hatte sie getan, um sich oder andere zu schützen. Sideswipe hatte es ihr versichert. Er hatte ihr Recht gegeben.
„Du... wir..." Sie atmete noch immer hysterisch ein und stützte sich mit einer Hand auf dem Tisch ab.
Lennox stand da, völlig verwirrt – und hatte Angst, die Frau zu der er eine Beziehung suchte, würde ihn abweisen. Eigentlich hatte er nichts anderes heute mit ihr besprechen wollen.
Es war ihm im Auto schon aufgefallen. Er wollte mehr als Dates. Er wollte sie.
„Schwanger."
Sein Herz blieb einen Moment stehen und er hob beide Augenbrauen als Stille eintrat, sobald sie es ausgesprochen hatte.
„Du... bist schwanger?" Er sah ihren Körper hinab, aber sie schüttelte den Kopf.
„Nein, ich... Entschuldigung." Sie jammerte und fuhr sich durch ihr Haar. „Ich... war schwanger."
„Ich weiß." Er deutete auf die Lego-Brotdose, die nahe der Spüle lag. „Und ich habe nie gesagt, dass dein Kind nicht von Bedeutung ist oder-" Sie schüttelte ihren Kopf.
Er schloss die falschen Schlüsse. „Es ist nicht mein Kind." Ihre Sicht verschwamm stark und sie begann ihn nicht länger zu erkennen. „Es ist... unser Kind."
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Datum der Veröffentlichung: 02.10.2022 13:45 Uhr
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