XXXII
Mary
Sorgenvoll war ich neben Sam in die Knie gefallen und der kalte Boden verpasste mir selbst durch den Stoff meiner Hose totale Gänsehaut. Sanft hatte ich seine Haare beiseite gestrichen und ihm einen Kuss auf die Stirn gedrückt, auf welcher sich eine kleine Schramme abzeichnete und wäre ich stark genug, dann würde ich den Winchester hochheben und in sein Bett zurück legen. Das war ich aber nicht, weshalb ich leise seufzend neben ihm auf dem Fußboden sitzen blieb und ihm durch die weichen Haare strich. Ich hob den Kopf, als Dean in den Türrahmen trat. ,,Crowley beschäftigt sich jetzt ein bisschen mit Mia", meinte er und ich nickte leicht, sah ihn zurückhaltend an, ehe ich schweigend wieder auf Sam runter sah. ,,Wir sollten reden.", fügte er dann hinzu und ich spürte, wie mir wieder ein Kloß in den Hals stieg. ,,Ja... Das sollten wir tun.", murmelte ich und ließ den Braunhaarigen los, um mich aufzurappeln. ,,Meinst du er kommt wieder auf die Beine?", fragte ich leise und Dean nickte knapp, nachdem sein Blick fluchtartig zu seinem jüngeren Bruder geflogen war. ,,Ich hab Cas schon Bescheid gegeben, er kommt gleich um zu helfen." Ich nickte, trat zu ihm und er drehte sich beiseite, sodass ich mich an ihm vorbei schieben konnte und wir beide zuckten zusammen, als mein Oberarm seine Brust streifte. Ich mochte dieses Angespannte zwischen uns Beiden nicht, es tat weh. Und ich wusste, ich war selbst Schuld, dass diese Art von Spannung zwischen uns überhaupt existierte. ,,Wohin?", fragte ich scheu und Dean lief voraus, sodass ich ihm leise huschend folgte und wir uns zu seinem Zimmer begaben, in welchem ich mich dezent häuslich eingerichtet hatte, wie der Winchester gleich merken würde. Er öffnete seine Tür und seine Augen flogen verwundert zu mir, als er das Chaos vor seinem Kleiderschrank erblickte. ,,Du trägst meine Sachen?", fragte er stirnrunzelnd und schien erst jetzt richtig an mir runter zu sehen. Ich hatte mir sein rotes Hemd übergezogen und die Ärmel angestrengt hochgekrempelt, was mühselig war, bis sie nicht mehr runtergerutscht waren. ,,Ja... Ich hab mich nach dir verzehrt, Dean. Ich hab hier manchmal tagelang gelegen, ohne irgendwie was anderes für meine Bedürfnisse zutun..." Mit gesenktem Kopf trat ich an ihm vorbei und wollte mich bücken, doch er hielt mich sanft am Handgelenk zurück. ,,Nicht. Es ist alles in Ordnung.", murmelte er und langsam drehte ich mich wieder um, sah hoch in seine grünen Augen, von welchen ich nicht gedacht hatte, sie jemals wieder zusehen. Er erwiderte meinen Blick schweigend, es schien als sogen wir den Anblick des jeweils anderen praktisch in uns auf. ,,Dean, ich...-", setzte ich an, doch er schüttelte den Kopf und ich leckte mir mit rasendem Herzen über die Lippen. Mein ganzer Körper sehnte sich voller Verzweiflung danach, sich wieder in seine Arme zu schmiegen, seine Wärme und seine Stärke spüren zu können. Irgendwann hatte er nach meinen Haaren gegriffen und eine dünne Strähne begonnen, um seinen Finger zu zwirbeln. ,,Was tust du da?", wisperte ich leise und sein Lächeln war tieftraurig, als er mir antwortete. ,,Bedürfnisse stillen, Mary. Sehnsüchte erfüllen, Schmerzen lindern. Nenn es wie du willst, alles trifft zu..." Ich wusste nicht was ich entgegnen sollte und sah ihn nur schweigend an - und er erwiderte meinen Blick mit dem gleichen Gesichtsausdruck und genauso stumm. Ich hatte keine Ahnung, wer damit anfing und wieso genau es soweit kam, doch irgendwann, nach tiefer Stille und intensivem Augenkontakt, schien einer von uns es nicht mehr auszuhalten - vielleicht waren es auch wir beide, vielleicht hielten wir es alle beide nicht mehr aus... Jedenfalls knallten unsere Lippen stürmisch und leidenschaftlich, beinahe gewaltsam aufeinander und wir keuchten beide auf, als wir noch wilder wurden und er mich schweratmend auf seine Hüfte hob. Gott, wie ich das vermisst, herbeigewünscht hatte.
Crowley
,,Also ich weiß ja nicht, was die Föhnfrisur für ne gewaltige Pechsträhne im Leben gezogen hat. Immer kriegt der arme Sammy die bösen oder die sterbenden Mädels." Ich tigerte grinsend um den Teufelskreis herum, in welchem Mia auf einem Stuhl gefangen war und die Rothaarige saß eigenartig gelassen da, dafür, dass sie im Keller der Winchesters saß und hier gefangen war. ,,Tja Sam hat die Arschkarte gezogen.", entgegnete die Rothaarige stumpf und ich rollte mit den Augen. ,,Also jetzt wirst du aber doch langweilig, Püppi." Ich sah sie an, hübsch war sie. Aber vollkommen verdorben. ,,Du stinkst abartig nach Lucifer, Schätzchen.", fügte ich hinzu und wütend spuckte Mia auf den Fußboden, zischte auf, als ich ihr dafür eine Ladung Weihwasser überkippte. ,,Wag es nicht meinen Meister zu beleidigen!", raunte sie und ich grinste breit. ,,Dein Meister ist ein Arschloch. - So was jetzt? Kratzt du mir die Augen aus?" Belustigt blitzte ich sie an und knurrend riss die zierliche Dame an ihren Fesseln. Ich strich ihr in spöttischem Trost über den Kopf, legte beachtlich den Kopf schief, als meine Hand durch echt weiches Haar glitten. ,,Dich würd ich glatt auch als Föhnfrisur bezeichnen.", grinste ich und sie schnaubte. ,,Bloß nicht." Ich schmunzelte - würde ich Sam stecken, für wen genau Mia alles gab und alles tat... der Winchester würde beginnen seinen eigenen Verstand anzuzweifeln, so sehr würde ihn das befallen. Wie ein tödlicher Virus. Ich umkreiste den Stuhl, auf welchem Mia saß und weiter gegen das Eisen rebellierte, weiter und kippte ihr hin und wieder aus Langeweile weiter Weihwasser über den Kopf. ,,Also vorhin warst du lustiger.", sagte ich dann und sie biss die Zähne zusammen. ,,Jap. Sam war auch immer noch bessere Gesellschaft als du.", gab sie zurück und ich schnalzte mit der Zunge. ,,Du meinst wohl halbtote Gesellschaft.", verbesserte ich und sie entgegnete nichts mehr, weshalb ich achselzuckend das Weihwasser beiseite stellte und Madamchen dann interessiert musterte, den Kopf leicht zur Seite geneigt und die Hände in die Hosentaschen meines Anzugs gesteckt. ,,Sag es mir wie, Mia. Wieso schließt du dich einem Schwachmaten wie Lucifer an? Klar, er ist stark und mächtig - aber seine dummen Ziele hat er ja doch nie verwirklichen können." Sie knurrte auf, beinahe so, als peinigte ich sie damit höchstpersönlich. Verdammt, musste sie ihm verfallen sein. ,,Du weißt rein gar nichts über Lucifer oder seine Ziele!", fauchte sie mit zusammen gebissenen Zähnen und ich zuckte erneut gelangweilt mit den Achseln. ,,Ich weiß, dass er Hackfleisch aus mir machen wollte - hat er nicht geschafft. Für mich bleibt er ein Versager." ,,Sagst du nur, weil du nicht einsehen willst, dass du schwächer und erbärmlicher bist als er. Du hast Angst, Crowley. Genau deshalb hast du dir auch die Winchesters auf deine Seite gezogen - du schaffst es allein nicht, noch lange zu überleben und jetzt versteckst du dich bei Hanti und Danti, damit du dir nicht allzusehr in die Hosen machen musst."
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