XXV
Wenn man das verliert was man liebt oder dabei ist genau das zutun, verläuft das wie ein innerlicher qualvoller Tod, welcher einen auch langsam nach außen hin sterben lässt. Verlust tut weh - vermutlich in dieser Welt mehr als alles andere. Jemanden zu verlieren, heißt einen Teil eines Blatt Papieres abzureißen, der in diesem Fall das Herz darstellt, welches taktvoll und kräftig in deiner Brust schlägt. Noch. Wenn du jetzt aber irgendwann so viele Menschen verloren hast, dass kein einziger Papierschnipsel mehr übrig ist, dann hast du dein Herz an jeden verloren, den du hast ziehen lassen müssen... Verlust hat dich herzlos werden lassen.
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Sam
Wie ein Verrückter war zum Bunker gerast, hatte mehrere Motorräder in der Tiefgarage zu Schrott gefahren, weil ich viel zu spät gebremst hatte und dann auch achtlos ausgestiegen war, das Chaos, das ich fabriziert hatte, ignorierend und die leichenblasse, nicht atmende Mia auf meinen Armen verzweifelt rennend nach oben in mein Zimmer tragend, wo ich sie in meinem Bett niederließ und ihre dunkelroten Haare sich wie ein Schleier um ihren Kopf herum ausbreiteten. Verzweifelt hatte ich bereits im Motel Mund zu Mund Beatmung versucht und auch im Auto waren meine Versuche Mia zu retten, erfolglos geworden. Schniefend strich ich mir neue Tränen aus den Augenwinkeln, als ich mich auf den Bettrand setzte und meine Lippen erneut auf ihre legte, ein weiteres Mal versuchte meine große Liebe wiederzubeleben, während sie hier tot lag und meinen schlimmsten Albtraum damit wahr gemacht hatte. Ich riss den Kopf hoch, als die zierliche Dame rasselnd Luft holte, jedoch bewusstlos blieb, was mir ganz klar sagte, dass ich nicht lange hatte. Vielleicht ein paar Stunden, eventuell aber auch sogar nur noch wenige Minuten. Dann würde Mia das Leben erneut verlassen, mit der starken Überdosis an Schlafmittel, die innerlich ihre Zellen komplett zerstörte, hatte Mia keine Zeit mehr. Das bewiesen mir auch krampfartige Zuckungen, die ihren schlaffen Körper schüttelten und der kalte Schweiß, der in dicken Tropfen ihre bleichen Schläfen hinunter rann. Wäre ich nur eher da gewesen... Wäre ich nur etwas schneller gefahren, hätte gleich auf ihren Anruf reagiert und sie beruhigt und aufgehalten! Verdammt! Ich schluchzte, strich über ihre kalte Hand und breitete dann zitternd die Decke über ihr aus, sah sie dann wieder an, wie sie sterbend in meinem Bett lag und ich wusste, rief ich keinen Engel oder Crowley oder sonst wen, würde ich Mia in kürzester Zeit doch verlieren. Was ich nicht konnte. Und ich schaffte es auch nicht, loszulassen, Schwer schluckend strich ich der Rothaarigen durchs Haar, welches seidigweich wie immer war und ich drängte erneut aufsteigende Tränen zurück, als mir ihr vertrauter Geruch erneut in die Nase stieg, sodass diese warnend kribbelte. Ich war ein Wrack ohne die Frau, die bleicher als die Bettdecke über ihr, da lag und das Schlimmste war die Ungewissheit, ich wusste nicht wieso sie sich das angetan hatte, Wieso sie sich selbst hatte wegknacken wollen - und jetzt auch kurz davor war, mit diesem Willen Glück zu haben. Mia würde mir sterben, wenn ich nichts tat und zitternd erhob ich mich vom Bett, um in den Keller zu gehen, verzweifelt und regelrecht brüllend Hilfe zu suchen - und zu hoffen, dass eben diese überhaupt und hoffentlich auch nicht viel zu spät kam...
Mary
Ich hatte keine Ahnung wie ich es geschafft hatte, doch ich hatte Dean mit Not und Mühe schluchzend auf den Rücksitz des Impalas gewuchtet, raste jetzt den Highway runter und musste immer wieder heftig zwinkern, weil mir meine Tränen die Sicht beinahe vollständig. Es war Nacht geworden und die Scheinwerfer des Wagens trugen auch nicht weiter dazu bei, dass ich sonderlich sicherer fuhr. Bewusstlos lag Dean hinten auf seinen hochgeschätzten Ledersitzen und sein Atem ging nur noch relativ schwach und kraftlos, was mir nun wieder einen verzweifelten Schmerzenslaut entlockte. Ich konnte ihn nicht verlieren, durfte es nicht - wo er doch alles darstellte, das ich noch hatte, nachdem Mia und ich uns getrennt hatten und sonst niemand mehr lebte, an dem ich mich sonst irgendwie festhalten konnte. Und ich war niemand, der es schaffte, selbstständig durchs Leben zu gehen. Ich brauchte jemanden der mich stützte und meine Hand hielt um mich aufzumuntern, wenn es mal besonders übel um mich stand. Schniefend rauschte ich weiter die Straße runter, hatte in Deans Handschuhfach eine Adresse gefunden, wo ich Sam vermutete. Sam, der hoffentlich wusste, wie wir seinen Bruder retten konnten... Denn ohne Dean... Ich konnte und wollte mir nicht ausmalen, was ich war, wenn er starb. Mehr als ein Wrack und weniger als eine Persönlichkeit. Ich hielt den Wagen vor einem Bunker und sprang aus dem Impala, um die hintere Wagentür aufzureißen und zu Dean auf den Rücksitz zu krabbeln. Noch immer war er ohne Bewusstsein, das Gesicht vor lauter Schmerz verzerrt und ich schluchzte leise auf, als ich sanft seine Wange entlang strich. ,,Ich brauche dich, Dean. Wie soll ich denn ohne dich weiterleben, kannst du Idiot mir das mal verraten?", fragte ich heiser und fuhr mir unter dem Kinn entlang, als meine Tränen dort zusammen trafen- ,,Ich weiß, du wirst mich kalt machen, weil deine Sitzleder mit Blut besudelt sind. Bitte halt durch, Dean. Was auch immer du mir sagen wolltest - ich will dass du es nachher tust, klar?" Ich drückte ihm kurz meine Lippen auf, schmeckte das metallische Blut, aber auch seinen Mund, welchen er mir vorhin so sanft aufgedrückt hatte, dass ich mich nur weiter an den Winchester verloren hatte. Weinend kraxelte ich wieder aus dem Auto, stapfte auf den Bunker zu... Ich hätte lieber nicht hier her kommen sollen.
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