IV
~ Mia ~
,,Na fantastisch, Dean! Hab dir doch gesagt, dass das anders eingestellt werden muss!"
,,Tut mir Leid du Schlauberger! Ich geh halt meistens Pizza kaufen, statt sie selbst zu machen, um solche Probleme vorzubeugen!" Der Ofen war hinüber, die Pizza zu Asche zerfallen. Aufgrund meines kleinen Schreckschreis hatten wir auch bald Sam und Mary in der Küche stehen, die gemeinsam von draußen gekommen waren. Sam atmete erleichtert auf, als er erkannte, dass wohl nichts tragisches vorgefallen war, während Mary nur das Gesicht verzog. ,,Dachte, du kriegst wenigstens ne Pizza hin...", bemerkte sie schmunzelnd und ich deutete auf Dean. ,,Der hat sich drum kümmern sollen, während ich den Salat fertig gemacht habe", entgegnete ich und die Blicke der Gemüseverfechter flogen hoffnungsvoll zum Tisch, auf dem eine Schüssel mit gemischtem Salat stand. ,,Oh, fantastisch!", bemerkte Sam sogleich, lehnte sich an der Tischkante ab und warf einen genaueren Blick in die Schüssel. ,,Also der ist dir gelungen", fügte er hinzu und er sah mit einem unsagbar süßen Gesichtsausdruck zu mir auf. Ich grinste kurz und hatte dadurch schon fast wieder vergessen, dass Dean und ich nun nichts Vernünftiges zum Essen da hatten, was den älteren Winchester ziemlich mitnahm, er lehnte sich schmollend an die Theke und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Nagut, wie wär's wenn Mary und ich hier die Küche aufräumen und ihr zwei ins Fast Food Restaurant fahrt?", schlug Sam da sogleich vor und Dean klatschte in die Hände. ,,Oh ja!" Seine Augen leuchteten euphorisch auf und seine Freude war schon recht niedlich mit anzusehen, was auch Mary nicht kalt ließ, das sah ich daran, wie sie Dean immer heimlich still und leise ansah. Mir konnte sie nichts vormachen! ,,Also Dean, ich brauch nichts mehr... Kannst alleine fahren...", sagte ich dann allerdings ab und trat in die Tür. ,,Oh, ähm... Okay?" ,,Ihr Zwei könnt die Küche aufräumen, wie du es vorgeschlagen hast, Sam... Und ich geh dann mal... Meine Haare machen", fügte ich noch leiser hinzu und spazierte also aus der Küche heraus.
Das mit Mary und Sam hatte mich etwas stutzig gemacht... Vom Küchenfenster aus hab ich gesehen, wie Sam sich zu Mary ins Auto gesetzt hatte. Mary war öfters mal alleine im Impala, saß nur da und hörte ihre Musik, um nachzudenken und ein klein wenig Abstand von ihrer kleinen, nervigen Schwester zu haben. Sie ließ eigentlich niemanden an sich heran während dieser Zeit, doch Sam hatte sie Einlass gewährt. Wahrscheinlich war ich davon abgelenkt gewesen und hab deshalb die Pizza anbrennen lassen. Ich war auch einfach zu nichts zu gebrauchen. Ich setzte mich ins Bad auf den Badewannenrand und betrachtete die Haarfarben. Ich würde also erst die Ebenholzfarbe ins Haar machen und hoffte, auch alle Stellen zu treffen, dann müsste ich mir blonde Strähnen machen, damit das Blau und das Grün auch von meinen Haaren angenommen werden würde. Seufzend griff ich nach der Schere. Ein wenig die kaputten Spitzen wegschneiden wäre auch nicht schlecht... Ich wollte gerade ansetzen und richtete meinen Blick in den Spiegel, als ich innehielt, weil ich Sam in der Tür stehen sah. ,,Alles okay?", fragte ich ihn leise. ,,Mary ist mit Dean mitgefahren", antwortete er und ich verzog erstaunt das Gesicht. ,,Echt jetzt? Sie fährt freiwillig in eine fettige Imbissbude und dann auch noch mit Dean alleine?" Sam lächelte. ,,Ja, anscheinend" Sein Lächeln hatte dieselbe Wirkung wie die ersten Sonnenstrahlen am Morgen. Blendend, wärmend, ein hoffnungsvolles, schönes Glücksgefühl erweckend, einfach genau das, was man braucht. Was ich brauche. ,,Benötigst du Hilfe?", wollte er wissen und riss mich damit aus meiner Trance. ,,Ähm ja... Ich meine... Äh eigentlich... Vielleicht...", murmelte ich stammelnd und senkte betreten den Blick, um die Röte meiner Wangen zu verstecken. Er schloss die Tür hinter sich, hockte sich langsam vor mich und nahm mir langsam die Schere aus der Hand. ,,Ich bin zwar kein Friseur, aber ich denke, ich kann das vielleicht besser sehen als du" Ich lächelte nur und ließ ihn also machen. ,,Ich vertraue dir da mal..." Ich versuchte im normalen Tempo zu atmen, ich kam kaum hinter mein schnell pumpendes Herz her. Jedes mal, wenn er nach einer neuen Haarsträhne griff und mit seiner warmen Hand meine Wange streifte, sprang mein Herz noch höher und mir lief immer und immer wieder ein wohliger Schauer über den Rücken. Ich musste aufpassen schließlich nicht zu vergessen, dass ich atmen müsste. Und nebenher kam ich mir vor wie ein kaputter Springbrunnen, dessen Wasserbad voller Gefühle jedes Mal ein klein wenig über den Beckenrand schwappte, wenn Sam mich berührte. ,,So...", murmelte er schließlich und legte die Schere zur Seite. ,,Jetzt hast du fast so lange Haare wie ich" Sein leises Kichern war wirklich niedlich und ich sah über seine Schulter hinweg in den Spiegel. Es war ein ganzes Stückchen weggekommen, aber schlecht sah es ganz und gar nicht aus. ,,Das steht dir...", murmelte er und einen Moment trafen sich unsere Blicke, was mir eine Art angenehmen Elektroschock verpasste. ,,Also ähm... Wie geht das mit der Farbe?" Erstaunt sah ich ihn an. ,,Das willst du auch machen?" ,,Na wenn du erlaubst...?" Seinem sanften, zutraulichen Blick konnte ich nahezu nichts abschlagen und so nickte ich langsam. ,,Vielleicht bekommst du das ganze etwas besser hin als ich..." Er nahm mir lächelnd die Packung aus der Hand und schob mir einen von zwei Hockern hin, auf den ich mich setzen sollte. Er nahm sich den zweiten und ließ sich hinter mir vor dem Spiegel nieder. ,,Also wie muss das? Ganz und über all ins Haar?" ,,Ja... Pass auf, dass du nichts verschüttest, die Farbe geht schwer wieder raus" Er nickte verständlich und begann dann, die Farbe in mein Haar zu machen und es gleichmäßig zu verteilen. Seine Finger strichen mir sanft durchs Haar und massierten meine Kopfhaut, es tat so unglaublich gut, dass ich für einen Moment seufzend meine Augen schloss. Er war schneller fertig, als ich gedacht hätte und zuckte kurz zusammen, als er meinen Namen sagte und ich dann die Augen öffnete. ,,Okay so?", fragte er mich vorsichtig und ich warf einen Blick in den Spiegel. ,,Ja, super! Danke..." Ich lächelte kurz und rümpfte dann die Nase. ,,Jetzt muss ich nur noch 20 Minuten hier sitzen und warten", antwortete ich lächelnd und er erhob sich, zog die Handschuhe aus, zog den Hocker vor mich und setzte sich mir gegenüber. ,,Dann werden wir uns doch mal 20 Minuten lang die Zeit vertreiben", meinte er und strahlte förmlich. ,,Sam... Warum tust du das?", flüsterte ich und schüttelte langsam den Kopf. Er legte die Stirn in Falten und blickte mich nachdenklich an. ,,Na weil ich dich mag, Mia. Und Dean mag Mary, da bin ich mir ganz sicher. Im Gegensatz zu ihm kann ich das aber zugeben. Deine Gesellschaft ist wirklich sehr angenehm" Ich senkte kurz den Blick und biss mir auf die Unterlippe. ,,Danke, Sam.... Ich mag dich auch, das kann ich nur zurückgeben. Und das mit Dean und Mary, da stimme ich dir zu" Grinsend griff er nach der Alufolie. ,,Zeit für die blonden Strähnchen?" ,,Wenn du kein Jäger wärst, könntest du echt einen Friseursalon eröffnen! Ich meine, schau dir mal deine Haare an, die sind perfekt. Glänzend und sicherlich unheimlich weich", bemerkte ich lachend. ,,Überzeuge dich selbst!", schlug er vor und ich sah ihn einen Moment zögernd an. ,,Na komm schon, du brauchst keine Angst vor meinen Haaren haben" Amüsiert verschränkte er die Arme vor der Brust und ich streckte ihm die Zunge raus. ,,Ich habe eher Ehrfurcht, okay?", entgegnete ich und er lachte, bis ich ihm einige Haarsträhnen hinters Ohr strich und ihm langsam durch seinen Scheitel fuhr, dabei prüfend das Gesicht verzogen, während meine Seele innerlich Achterbahn fuhr und den dritten Looping erreichte. ,,Ja, wirklich fantastisch...", hauchte ich und ließ meine Hand dann wieder in meinen Schoß fallen. ,,Ich gebe dir Tipps, dann hast du auch so unwiderstehliches Haar", sagte er mit theatralischem Unterton und brachte mich erneut zum Lachen.
Die Wartezeit war wirklich sehr schnell um, ich hatte keine Ahnung wann ich mich das letzte Mal so gut unterhalten hatte. Es war sogar schon länger her, dass ich mal richtig mit Mary geredet hatte... Ich lehnte schließlich über der Badewanne, Sam stand unmittelbar hinter mir und hatte den Duschkopf in der Hand, um mir die Farbe von den Haaren zu waschen. ,,Wenn Dean uns so sehen würde, käme jetzt sicherlich ein dämlicher Spruch", bemerkte ich kichernd, während mir lauwarmes Wasser über den Kopf lief und ich erneut Sams Finger genoss, die durch mein Haar strichen. ,,In einem Spa könntest du auch arbeiten", schlug ich vor und ich spürte förmlich, wie er hinter mir grinste. ,,Hab ich schon mal. Undercover als Yogatrainer" ,,Yogatrainer?", wiederholte ich erstaunt. ,,Oh ja, war eine interessante Sache, ein interessanter Fall..." ,,Ich kann mir gut vorstellen, dass du ein strenger Yogatrainer warst" ,,Streng aber effektiv", fügte er hinzu und ich musste mir ein Lachen verkneifen. Ein Handtuch um mein Haar gewickelt, richtete ich mich wieder auf und blickte Sam dankend an. Er wollte gerade etwas sagen, da rief Bobby nach ihm. ,,Geh ihm ruhig helfen, die Strähnchen und das Föhnen bekomme ich auch noch selber hin" ,,Sicher?" Ich nickte. ,,Du wirst der Erste sein, der das Resultat sieht", versprach ich und brachte ihm dabei ein zufriedenes Lächeln aufs Gesicht. Er wandte sich um und ich sah ihm vielleicht sogar ein wenig zu verträumt nach, aber was sollte es, wer würde mir das verübeln? Er war einfach wundervoll einfühlsam, sanft, gutaussehend, kräftig und clever. Ein wahrer Traum in meinem Alptraum von Leben. Ich hatte mich gerade umgewandt, da stand er noch einmal im Türrahmen, ich drehte mich zu ihm um und er umgriff meine Oberarme mit seinen kräftigen Händen, ehe er mir einen kleinen, liebevollen Kuss auf die Wange hauchte. ,,Das musste sein", flüsterte er, lächelte und spazierte dann aus dem Bad, um mich noch aufgewühlter, noch perplexer und noch verliebter mit meinem Handtuchturban und der Farbe in meinen Händen stehen zu lassen.
Ich war die ganze Zeit über in Trance, nahm noch immer Sams Berührungen wahr, konnte nicht aufhören zu grinsen und wenn ich nicht wüsste, dass der Cherub unsere Verbindung zueinander gekappt hatte, würde ich noch immer behaupten, dass ich verzaubert, gar verflucht war. Schließlich auch die kleinen Strähnchen im neu gefärbten, kinnlangen dunkelbraunen Haar gefärbt und geföhnt, hielt ich mir die Augen zu und rief nach Sam. ,,Alles okay?", fragte er, bevor ich hörte, dass er über die Türschwelle getreten war. ,,Du solltest doch der Erste sein, der das Resultat sieht", sagte ich, noch immer die Hände vor den Augen. ,,Oh ja..." ,,Und?", fragte ich neugierig. Ich spürte seine Hände an meinen Handgelenken und wenig später nahm er mir meine Hände von den Augen. Er sah wirklich zufrieden aus und seine Augen leuchteten fröhlich, ehe er mich in Richtung Spiegel drehte. ,,Du siehst bezaubernd aus", sprach er und ich sah gleich, wie rot ich wurde, was ihn nur schmunzeln ließ. ,,Hab ich dir zu verdanken, Sammy" Dann blieb es einen ganzen Moment still zwischen uns und wir sahen uns durch den Spiegel einfach nur an. ,,Was ist das nur mit uns?", fragte ich flüsternd. ,,Wenn ich das nur wüsste...", antwortete er leise und legte seine Hände auf meine Schultern. Ich wusste jetzt schon, dass dieser wundervolle Augenblick bald von etwas Tragischem abgelöst werden würde. So war es immer. An irgendeinem Punkt lief immer alles schief. Also blieb nur eins: Den Moment genießen.
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