II
~Mia~
Ich konnte nur perplex zwischen Dean und Mary hin und her gucken, wie sie sich lauthals zu zanken begannen und sich anstierten und anpöbelten wie zwei Rapper in einem Battle. ,,Wie zwei Hühnchen, die sich um ein kleines Korn streiten", hörte ich Sam neben mir murmeln und ein kleines, verzweifeltes Grinsen konnte ich dabei nicht unterdrücken. ,,Oder zwei bissige Hunde, die sich um ein vergammeltes Stück Fleisch prügeln", fügte ich hinzu, als Dean erneut versuchte, irgendwie Körperkontakt zu Mary herzustellen, um sie zu reizen und ihre Stärke zu testen. ,,Hm. Kreativ aber zutreffend", pflichtete mir Sam bei und wir wechselten einen kurzen, amüsierten Blick, bis es klatschte und Dean Mary ernsthaft so weit gekriegt hatte, dass sie handgreiflich wurde. Was meine Schwester öfter mal tat, bevor sie überhaupt mal nachdachte. Sam und ich waren sogleich einige Schritte vorangeeilt, als uns ein lauter Knall erschrocken zum Stoppen brachte. Bobby war hinter seinem Wagen wieder aufgetaucht und hatte seine Schrotflinte in der Hand. ,,Zum Teufel noch mal, könntet ihr jetzt mal mit diesem Kindergarten aufhören?! Ihr zankt euch wie das perfekte Ehepaar!" Dean wandte sich- wenn nicht sogar ein wenig peinlich berührt ab und fuhr sich unauffällig durchs Haar, während meine Schwester ein knallrotes Gesicht hatte- ich war mir nicht ganz sicher ob vor Zorn oder vor Scham- sicherlich war es eine ungesunde Mischung aus beidem. ,,So und was steht ihr Zwei da rum wie zwei Generäle? Helft mir lieber beim Tragen!", scheuchte Bobby dann auch Sam und mich auf und wir murmelten nur kleinlaut etwas vor uns hin, bevor wir einige Kisten mit Büchern aus dem Wagen hoben. ,,Da hast du aber eine Menge Bücher geliehen...", bemerkte Mary, die sich mir angeschlossen hatte. ,,Hab ich nicht. Die Bibliothek soll aufgelöst werden und ich habe ein paar Exemplare vor einem Scheiterhaufen bewahrt. Heutzutage werden solch abstoßend altertümliche Werke kaum noch beachtet. Lieber einen Twilight-Roman als das Tagebuch eines echten Vampirs", entgegnete Bobby grummelnd. ,,Sowas gibt's? Ein Tagebuch eines Vampirs in gebundener Ausgabe?", brachte meine Schwester erstaunt heraus und Gott sei Dank sah nur ich Deans spöttischen Blick, der hinter meiner Schwester hervorlugte. Die Kisten im so oder so schon vollgestopften Wohnzimmer abgestellt, sah Bobby Mary und mich fragend an. ,,Also Mädels, wobei braucht ihr Hilfe?", fragte er. Mary taxierte erneut Dean, der ebenfalls neugierig näher getreten war und ich war mir sicher, dass meine Schwester nicht wollte, dass der ältere Winchester mitbekam, wo es bei uns hackte. Er könnte schließlich gleich wieder seinen Senf dazugeben und sie an die Decke gehen lassen. Da Bobby sich nun seufzend an mich wandte und ich nun auch nicht länger darauf warten wollte, dass Dean eventuell doch vernünftig wird und abziehen würde, begann ich also unsere Misere zu schildern. ,,Ein paar hundert Kilometer von hier gab es ein paar brutale Mordfälle. Wir haben grünes Ektoplasma gefunden, es muss also ein Geist sein" ,,Ein Schreckgespenst", warf Dean tatsächlich gleich ein und Mary verzog das Gesicht. ,,Wissen wir du Schlauberger!", raunte sie gleich. ,,Selber Schlauberger...in!", gab Dean allerdings gleich trotzig zurück und Bobby verdrehte nur die Augen. ,,Das Problem ist, dass wir nicht herausgefunden haben, wessen Leiche wir verbrennen müssen...", fügte ich dann noch hinzu und Sam strich sich nachdenklich übers Kinn. ,,Hast du Recherchen?" ,,Ja, auf meinem Laptop", antwortete ich gleich und er nickte. ,,Kann ich sie sehen?" Irgendwie stoppten Dean und Mary auf einmal ihre kleinen Zankereien, um sich dann an Sam und mich zu wenden, offenbar gestört an unserer Harmonie. Na fantastisch. Und schon gingen beide Streithähne auf uns zu. ,,Ihr Zwei kennt euch ja nicht zufällig... Habt denselben Modedesigner oder so...", bemerkte Dean und Mary hielt sich nur kurz die Hand vor den Mund, um ein Grinsen zu verbergen. Ich wusste doch schon längst, dass sie etwas für Dean übrig hatte, sonst würde sie ihn nicht absichtlich weiter reizen und wär schon längst abgedampft. Beide schienen eine ähnliche reizvolle Art zu haben und beide ergaben offensichtlich eine explosive Mischung, die sogar die Ruhe, definiert in Sam und mir komplett aufwühlen könnte. Horror für Bobby.
~Mary~
»Interessante Struktur.« Sam hatte sich auf der Tischplatte abgestützt und den Blick auf den Laptop meiner kleinen Schwester gerichtet, während diese auf dem Stuhl saß und ihr hochrot angelaufener Schädel einer Tomate wahrhaftig ernsthafte Konkurrenz machte. Ich beobachtete das ganze mit hochgezogenen Augenbrauen, während ich an der Wand lehnte und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Fakten und Bücher wälzen waren keine Dinge, die in meinen Bereich gehörten. Das Arbeiten überließ ich in diesem Fall lieber Mia - einer Person mit mehr Grips in der Birne. Dean beobachtete die beiden ebenfalls mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck wie ich, was ich sah als ich verstohlen zu ihm schielte. »Wie du das alles aufgebaut hast, ist wirklich fantastisch. Das gesamte Wissen, in einer total logisch aufgebauten Gliederung.«, sagte Sam da bewundernd und ich schwor, dieses Geschleime hing mir bereits jetzt gewaltig zum Hals raus. Mia kicherte verzückt und ich verdrehte die Augen. Keine Stunde und Sam Winchester hatte dieser kleinen Mistbiene bereits den Kopf um neunzig Grad verdreht. »Heirate sie doch gleich.«, schnappte Dean neben mir, ehe er sich von der Tapete abstieß und in die Küche stapfte. Ich sah ihm nach, mehr unbewusst als wirklich bewusst und ich wusste nicht was mich dazu verleitete, doch ich lief ihm hinterher und blieb im Türrahmen stehen. »Eifersüchtig weil der Charme deines Bruders weitaus größer ist?«, fragte ich grinsend und beobachtete wie der Blonde sich eine neue Flasche Bier holte und sie mit einer geschickten Bewegung an der Tischkante öffnete. Er sah mich an, ein süffisantes Lächeln auf den Lippen und ein provokantes Funkeln in dem leuchtenden Grün seiner, von langen Wimpern umrandeten, Augen. »Mein Charme ist eben nur dann groß, wenn es jemanden gibt, der ihm würdig ist.«, konterte er und die Amüsanz fiel mir regelrecht aus dem Gesicht. Wieso spielte er immer darauf an, dass ich wohl nicht so gut wie alle anderen weiblichen Wesen dieses Planeten war? Ich wollte mir das nur ungern eingestehen, aber das tat weh. Und mir war nicht mal klar, wieso ich da kein dickeres Fell besaß - mit solchen Argumenten konnte der ältere der Winchesterbrüder mich immer wieder Schwächen und in Sprachlosigkeit versetzen. »Ach halt doch dein Maul.«, knurrte ich und Dean nahm achselzuckend seinen Schluck von seinem Bier, während ich versuchte meine eigene Arroganz zurück an Land zu ziehen. Der Blonde lief um den Tisch herum und blieb dicht vor mir stehen, so dicht dass seine Körperwärme meine eigene streifte. Er sah mich an und ich starrte wie erstarrt zurück, schien wie festgeklebt und nicht fähig meinen Blick von ihm zu lösen. Ich atmete schneller als seine Finger über mein Schlüsselbein strichen und Flammen züngelten durch meinen Unterleib, siedendheiß und alles verzerrend. »Leg dich lieber nicht mit mir an, Liebes. Glaub mir, du kannst nur verlieren.« Mit diesen Worten schob er sich an mir vorbei und lief zurück zu den anderen, während ich nun alleine in der Küche stand, schweratmend, mit pochendem Herzen und völlig verwirrt.
»Komm du musst probieren, die schmecken so genial.« Schmatzend hielt Mia Sam ihren Burger vor die Nase, während wir in dem kleinen Fastfood Restaurant saßen und ich Mia und Dean mit gerümpfter Nase beobachtete. In diesem Laden würde ich nichts anrühren, da machte ich mit meinem Impala lieber einen kleinen Abstecher zum Bioladen, bevor's zurück zu Bobby ging. Leise dudelte Musik aus Lautsprechern an den Wänden und meine Schwester wippte vergnügt zum Takt der Musik mit, während Sam zögernd zwischen ihr und der Kalorienbombe hin und her sah. Eigentlich war er mir sympathisch geworden, weil wir unsere Meinung zu ungesundem
Essen teilten - doch als er jetzt den Burger seufzend entgegen und einen Bissen nahm, fühlte ich mich alleine auf meiner Seite der Verfechter von Gemüse. Erwartungsvoll sah meine jüngere Schwester ihren neuen Schwarm an und kauend zeigte ihr dieser den erhobenen Daumen, doch als Mia den Blick abwendete, verzog er angeekelt das Gesicht. Gerade noch so konnte ich mein Losprusten in ein geschicktes Hüsteln tarnen, während Dean neben mir doch gleich noch einen von diesen komischen Burgern bestellte. Sah so aus, als würde ich hier nicht so schnell wieder weg kommen.
Und das tat ich auch nicht - es dauerte eine exakte Stunde, bis wir das fettig und schmutzig wirkende Restaurant endlich verließen und ich erleichtert nach der frischen Luft schnappte, als wir nach draußen traten. Dean lief ruhig neben mir her, während unsere jüngeren Geschwister es irgendwie in Betracht gezogen hatten, den ganzen Parkplatz zu unterhalten. »Fang mich, wenn du kannst.«, quietschte Mia da, ehe sie wie ein kleiner Wirbelwind an mir vorbei schoss und Sam ihr lachend hinterher rannte. »Denkst du bei den beiden ist alles am rechten Fleck?«, fragte Dean mich Stirnrunzelnd und abwägend beobachtete ich wie Sam Mia im Brautstil zu den Impalas trug - ich hatte darauf bestanden mit meinem Wagen zu fahren. »Nope.«, stellte ich dann meine Enddiagnose und Dean seufzte leise, ehe er seinen Autoschlüssel zuckte und Sam die Tür öffnete, ehe er versuchte meine Schwester möglichst liebevoll auf dem Rücksitz des Autos der beiden Geschwister abzulegen. Als ihm das halbwegs gelungen war, jedoch nicht ohne Mia's Kopf Bekanntschaft mit dem Autodach machen zu lassen, stibitzte er Dean die Autoschlüssel und stieg in den Wagen. Der ältere der beiden und ich sahen wie erstarrt dabei zu, wie Sam den Motor anschaltete und mit dem Wagen vom Parkplatz fuhr. Erst als man den Impala nicht mehr sehen konnte, da er die Straße hinunter verschwunden war, kam wieder Leben in Dean. »Dieser Mistkerl! Schnell, wir müssen hinterher fahren!«, rief er fassungslos aus und ich nickte und schloss den Wagen auf, ehe wir uns in die Lederpolster sinken ließen und ich mit quietschenden Reifen vom Parkplatz fuhr. Bon Jovi dröhnte lautstark aus dem Radio, doch keiner von uns schien Interesse daran haben den Lautstärkepegel runter zu drehen. Stattdessen schimpfte Dean neben mir wie ein Rohrspatz, während ich Gas gab und sicherlich in diesem Moment wie eine Wahnsinnige fuhr. »Fährt der etwa Schlangenlinien?! Mit meinem Baby?!« Deans Stimme rutschte einige Oktaven in die Höhe und seine Augen nahmen tellergröße an, während sein Gesicht leichenblass war und vollkommene Hysterie abzeichnete. Und tatsächlich fuhr Sam Schlangenlinien - das eindeutige Zeichen dass die beiden irgendetwas geschluckt oder getrunken hatten, das Dean und mir Gott sei dank verwehrt geblieben war. Der Blonde neben mir erlitt auf der restlichen Fahrt zu Bobbys Haus Höllenqualen und als Sam und ich die Impalas zeitgleich in der Einfahrt hielten, sprang er wie von Furien gejagt aus dem Auto und zerrte Sam aus dem seinen, während er schimpfte und schimpfte und Mia kichernd aus dem Wagen kletterte und Sam von der Seite umarmte. Gott, die Harmonie zwischen den beiden ging eindeutig viel zu weit. »Was machen wir mit denen? Bobby ist nochmal weg.«, murmelte Dean verzweifelt, als ich die Haustür aufschloss und ich schürzte nachdenklich die Lippen, während ich meiner Schwester half über die Türschwelle zu treten ohne sich auf die Nase zu legen. »Wir sollten sie zum Schlafen bringen.«, sagte ich dann und der Blonde nickte, ehe wir die beiden Trunkenbolde oder auch zu gedröhnten Idioten in ein Zimmer führten, wo sie sich kichernd auf ein Bett fallen ließen und dann begannen zu kuscheln, als wären sie zweijährige. »Sammy, magst du meine Haare anfassen?«, kicherte Mia und er kicherte ebenfalls, was erschreckend kindlich klang. Die Augen verdrehend knallte ich hastig die Tür zu und drehte den Schlüssel im Schloss, dann fuhr ich mir seufzend durch die Haare und lief zu Dean in die Küche. Er hatte sich eine Flasche Bier geschnappt und sich gegen den Tresen gelehnt, in lässiger Haltung stand er da und sah aus dem Fenster. Als er mich hörte, wendete er seinen Blick zu mir und ein süffisantes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. »Was grinst du so dumm? Das ganze ist deine Schuld - ich würds an deiner Stelle nicht so lustig finden.«, sagte ich wütend und verschränkte die Arme vor der Brust, während Dean entrüstet die Flasche auf den Küchenschrank stellte. »Wieso bin ich jetzt schuld? Du hattest genauso viel Verantwortung!«, protestierte er und stieß damit eine wahre Diskussion los, in welcher wir uns eine halbe Ewigkeit wüste Beschimpfungen an den Kopf warfen und uns gegenseitig mit Blicken durchbohrten, die sicherlich hätten töten können. Mittlerweile hatte ich mich dicht vor Dean aufgebaut und starrte zu ihm hoch. »Es ist deine Schuld und das ist Fakt! Du wolltest in diesen vermaledeiten Laden!« Während ich das sagte, tippte ich ihm wütend auf die Brust und er sah mich einfach nur ausdruckslos an, sein Blick sprach Bände und schien gleichzeitig eine einzige leere, unleserliche Seite zu sein. »Okay.«, sagte er dann und ich runzelte verwirrt die Stirn. Gerade als ich dazu ansetzen wollte zu fragen wieso er seine Schuld plötzlich einsah, packte Dean mich an den Oberarmen und ließ seine Lippen hart auf meine krachen. Was zum Teufel? Wie erstarrt erwiderte ich erst nicht, woraufhin er den Druck des Kusses erhöhte und verlangender wurde, seine Hände strichen meine Arme hinunter und seine Hände legten sich schlussendlich auf meinen Hintern. Ich wusste nicht was meinen Verstand im nächsten Moment ausschaltete, doch ich erwiderte den Kuss während aus dem Küchenradio nun die Anfangstöne von You Shook Me All Night Long dröhnten und wir ins angrenzende Wohnzimmer stolperten, gegen eines der Bücherregale fielen und mehrere dicke Wälzer zu Boden segelten. Doch wir bemerkten es gar nicht wirklich -
Dean presste mich gegen den Bücherschrank, während er mir die Bluse über den Kopf zog und ich mich mit meinen Fingern an seinem Hosenbund zu schaffen machte. Feuer tanzte zwischen unseren Körpern und verzerrte alles - wieder brannte mein Unterleib lichterloh. Und was auch immer falsch mit mir lief, ich wollte ihn. Und ich bekam ihn auch.
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