Kapitel 43
Damien hilft mir aus dem Audi und kann seine Augen nicht mehr von mir nehmen, und aus irgendeinem Grund reagiert mein Körper anders als zuvor. Ich hätte damit gerechnet, dass ich erröten würde, aber stattdessen gefällt es mir, wie er mich ansieht. Ich möchte, dass das nie wieder aufhört. Nie. "Das Kleid steht dir wirklich...wow." Er ist sprachlos und ich lächle ihn an, bevor ich mich bei ihm bedanke und ihm einen Kuss auf die Wange gebe, wo mich seine Bartstoppeln kitzeln. Die Hände ineinander verschlossen betreten wir das Restaurant dessen Name ich mir wohl niemals in meinem Leben merken könnte, als uns ein Mann mit einem Anzug, der hinten eine Art Schleppe hat, die Tür öffnet und mit einem knappen Lächeln begrüßt.
"Herzlich willkommen, Mr. Hamilton." Er nickt Damien zu, dann mir und schließlich verbeugt er sich vor uns. Ich komme mir eigenartig vor, aber das Personal scheint Damien zu kennen. Da dies sein Lieblingsrestaurant ist, wundert es mich nicht, dass sein Gesicht ihnen nicht unbekannt ist. Dennoch ist mir bewusst, dass Damien wahrscheinlich vielen Menschen bekannt ist, ohne dass sie ihn schon mal live gesehen haben.
Der Mann mit Schleppe begleitet uns zu einem Tisch. "Willkommen in Brest. Bitte nehmen Sie Platz." Vorsichtig zieht er den Stuhl neben mir zurück, sodass ich mich hinsetzen kann.
"Dankeschön.", sage ich mit einem Grinsen auf den Lippen und lege meine Clutch auf den in weiß gedeckten Tisch. Damien setzt sich gegenüber von mir auf seinen Platz. "Ihre Karten." Nachdem uns der Kellner die Karten gegeben hat, lasse ich meine Finger abermals über mein Kleid gleiten, während ich mich zum ersten Mal traue, meinen Blick zu heben und zu den anderen Gästen zu spähen. Wie erwartet sind viele Augenpaare auf uns gerichtet.
"Lass dich davon nicht ablenken. Wir sind zusammen hier. Erinnerst du dich? Nur du und ich.", haucht Damien und ich erinnere mich sehr wohl an meine Worte von gestern Abend. Ich zwinge mich dazu, den Blick wieder von ihnen zu wenden und sehe die schwarz weißen Bilder an den Wänden, welche von silbernen Ranken eingerahmt sind. Die Männer darauf tragen Matrosenanzüge. Schließlich widme ich mich wieder voll und ganz Damien.
"Nur du und ich.", wiederhole ich und sehe das Funkeln in seinen Augen.
Dann werfen wir einen Blick auf unsere Karten, aber ich spüre Damiens Bein, wie es meines unter dem Tisch berührt-- versteckt unter der langen Tischdecke, sodass niemand es sehen kann. "Weißt du schon, was du nehmen willst?" Ich denke an Rosa, wie sie mir angeboten hatte, zu helfen, falls ich Schwierigkeiten habe, mich durch die Karte zu lesen. Damien hingegen vertraut mir, dass ich es ohne seine Hilfe schaffe. Ich weiß nicht, was mir mehr gefällt. Vielleicht ist es auch ganz gut, dass es so ist, wie es ist, denn irgendwie ist es ja auch ein Kompliment, dass Damien sich darüber keine Sorgen macht, dass ich Probleme bekommen könnte. Wenn ich Fragen habe, kann ich ja einfach nachfragen.
"Auf jeden Fall keinen Wein... Kannst du mir einen Sekt empfehlen?" Schmunzelnd wirft er einen weiteren Blick auf die Karte.
"Ich glaube ich habe da einen gefunden, der wie für dich gemacht ist."
Als der Kellner wieder zu unserem Tisch zurückkehrt, zündet er die Kerze zwischen uns an, sodass Damiens Gesichtszüge in warmen Gelbtönen strahlt.
"Was kann ich Ihnen anbieten?", fragt er höflich nach und verschrenkt die Arm hinter seinem Rücken.
"Eine Flasche des Perrier Jouet Champagner Belle und ich hätte gerne den Burgund, Richebourg Grand Cru..."
"...Jahrgang 1985, wie immer also. Sehr gerne.", vollendet der Kellner Damiens Bestellung. "Haben Sie auch schon in unseren Spezialitäten aus Brest stöbern können?" Ich möchte mit dem Kopf schütteln, als seine Augen mich fixieren, doch Damien scheint anderer Meinung zu sein.
"Wir nehmen zwei Mal die Soupe De Pommes De Terre, bitte, und dazu junges Gemüse mit dem hausgemachten Dip." Aufmerksam höre ich Damien zu, und in diesem Moment hoffe ich einfach nur, dass die Gerichte keine Tintenfische enthalten werden, denn wortwörtlich verstehe ich nur Französisch.
"Mein Lieblingsgericht. Franzöische Kartoffelsuppe. Hier gibt es die Beste, die ich je im Leben gegessen habe." Es fasziniert mich, wie begeistert Damien vom Essen spricht-- sogar so sehr, dass mir bei seinen Erzählungen das Wasser im Mund zusammen läuft. "Zum ersten Mal habe ich sie in Paris während unseres Familienurlaubes gegessen. Damals war ich sechszehn Jahre alt." Sein Grinsen verwandelt sich in ein nachdenkliches Schmunzeln. "Kyra hat sie gehasst. Ich weiß noch, wie sie sich mit verzogenem Gesicht über ihre damalige Nanny übergeben hatte. Das hat sie nicht sehr begeistert, und Mutter erst..." Nun starrt Damien ins Leere, als befände er sich in einer anderen Welt. "Das hier ist auch das einzige Restaurant, welches den Rotwein hat, den Kyra mir damals geschenkt hatte."
"Der, den du bestellt hast?" Damien erwacht aus seinem Starren und nickt schließlich.
"Meintest du nicht, der hat circa 15,000 Dollar gekostet?", frage ich ihn und spiele mit meinen Fingernägeln.
"Umgerechnet um die 14,000 Pfund, ja." Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ein Wein wirklich so viel Geld kosten kann, geschweigedenn dass ein Restaurant in London ihn an seine Gäste verkauft. "Den Champagner, den ich für dich ausgewählt habe ist nicht viel günstiger.", gibt er zu und zuckt mit den Schultern, als er mein verblüfftes Gesicht zu bemerken scheint.
"Wie teuer?", frage ich ihn, möchte die Antwort jedoch eigentlich gar nicht wissen.
"Knapp 12,000 Pfund." Meine Kinnlade fällt herunter.
"Wie bitte?" Mit großen Augen starre ich zu Damien, der mich belustigt angrinst. "W-Was gibt es denn zu feiern?", frage ich blind und hätte nicht gedacht, dass es darauf tatsächlich eine Antwort geben würde.
"Mein Vertrag läuft im Dezember aus. Ich habe mit meinen Anwälten telefoniert und mit Steward bereits einen Artikel verfasst. Ich werde noch dieses Jahr Hamilton & Sons Inc. verlassen und mir mit den Anteilen meine eigene Firma aufbauen." Zufrieden lehnt er sich zurück gegen die Lehne seines Stuhls und als ich ihm endlos viele Fragen stellen möchte, kommt der Kellner mit unseren Flaschen.
"Der Bourgogne für den Monsieur." Ich kann das Grinsen gegenüber Damien nicht verstecken. Mir fällt gerade ein Stein vom Herzen. Es muss wirklich Glück im Unglück sein. "Und der Champagne für die Madame." Damien bedankt sich beim Kellner als dieser unsere Gläser füllt, aber ich bin nur mit Damiens letzten Worten beschäftigt, während meine Gedanken zu rasen beginnen.
"Wann hast du vor den Artikel zu veröffentlichen?", frage ich und komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Verdutzt werde ich Zeuge, wie Damien sein Glas hebt und mich dazu auffordert, dasselbe zu tun. Also nehme ich mir mit zitternden Fingern das Glas mit dem viel zu überteuerten Champagner.
"Da ich denke, dass mein Vater vorhatte, meinen Vertrag nicht verlängern zu lassen, wird der Artikel noch vor Vertragsende in der Londoner Stadtzeitung und allen möglichen Klatschheften erscheinen, damit ich ihm voraus bin." Damien lehnt sich wieder vor und unsere Gläser berühren sich, gefolgt von einem leisen Klirren. "Du glaubst nicht, wie froh ich bin, dem allen endlich ein Ende zu setzen. Jahrelang habe ich für meinen Vater gearbeitet, während er nie auch nur ansatzweise ein Vater für mich war. Alles drehte sich um das Geschäft und unser Image, aber niemals ging es um Familie... Also auf uns. Nur du und ich. Du bist meine Familie, Birdie." Ich spüre die Schmetterlinge in meinem Bauch, die einen wilden Tanz tanzen als diese Worte seine Lippen verlassen.
"Auf uns.", hauche ich, doch bevor ich von meinem Glas trinke, öffne ich noch einmal den Mund. "Und auf Kyra, Sebastian... Lucas..."
"Auf deine Mom.", führt Damien meinen Zuruf fort und wir lächeln uns an, als mein Herz wild gegen meine Brust pocht. Dann nehmen wir einen Schluck. Zwölftausend Pfund teurer Champagner schmeckt asugezeichnet-- auch wenn es ohne Widerrede viel zu viel Geld für eine einzige Flasche ist.
"Ich liebe dich." Ich spreche die Worte einfach aus, ohne dass ich vorher darüber nachgedacht habe. Aber es ist die Wahrheit-- Ich liebe Damien. Ich liebe alles an ihm, was er sich nicht kaufen kann. Ich liebe die Liebe, die er für seine verstorbene Schwester entwickelt hat. Ich liebe es, wie er sich immer um die Menschen kümmert, die ihm etwas bedeuten. Ich liebe alle Seiten seines Buches, welches ich Tag für Tag, immer und immer wieder lesen könnte, ohne dass es langweilig wird. Ich liebe, wie er sich um mich sorgt... und ich liebe, wie er mich liebt.
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Okay, ich bin ehrlich, ich habe beim Schreiben dieser Szene wirklich mit den Tränen gekämpft, oh mein Gott.
Es wird nur noch 3 Kapitel geben, whaaaaaat?! Macht euch aber auf eine Überraschung am Ende gefasst, hehe!
Ahhh, man! Ich liebe Damien und Birdie so sehr! Ich kann es kaum glauben, dass wir ihre Geschichte nun schon seit fast zwei Büchern verfolgen. x
Das nächste Kapitel kommt morgen am späten Abend! x
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