(3) Don't wanna talk
„Leonie?“ Eine sanfte Stimme riss mich aus meinen melancholischen Gedanken über Collin. Ich sah von meinem Glas hoch und in Mike´s eisblaue Augen. Er lächelte zwar, aber ich erkannte sofort die Sorge, die unter seinem Lächeln lag. „Was gibt’s?“ fragte ich und bemühte mich um ein möglichst unbeschwertes Lächeln. „Du sitzt seit über einer halben Stunde hier und bläst Trübsal... Willst du darüber reden? Ist es wegen Collin?“ fragte er und setzte sich neben mich. Ich musterte ihn nachdenklich. „Ja, aber es ist nichts wichtiges. Lass uns weiter feiern. Du hast deine Traumfrau gefunden.“ erklärte ich und stand auf.
Ich wollte jetzt nicht reden. Das würde meine Laune nur verschlechtern. Außerdem wollte ich Mike nicht von seiner eigenen Feier fern halten. „Na gut, aber ich bin immer für dich da, nur damit du´s weißt.“ erklärte Mister Number One sich einverstanden und ging mit mir zurück zur Tanzfläche. Hope hatte sich mittlerweile zu den Tanzenden gesellt und leider sah ich auch Collin, der mit einem leichten Lächeln mit seiner Schwester tanzen. Anscheinend hatte er sich von der Bar lösen können und war nun total fröhlich. Er war mehr als über mich hinweg. Wieso konnte es bei mir nicht auch so einfach gehen?
Ich seufzte und wandte Collin den Rücken zu und fing an, mich zur Musik zu bewegen. Ich konzentrierte mich ganz auf die Musik und es gelang mir, alles um mich herum zu vergessen. Mit geschlossenen Augen tanzte ich vor mich hin und ließ mich treiben. Meine Sorgen vergaß ich und endlich entspannte ich mich wieder. Es tat gut, die Gedanken einfach weg schieben zu können. Das hörte jedoch auf, als mir ein verführerischer Geruch in die Nase stieg und kurz darauf zum zweiten mal heute Abend sanft zwei Hände um meine Taille gelegt wurden. Ich wusste sofort, wer es war.
Collin P.O.V.
Sie hatte mich nicht verarscht. Sie war nur sprachlos gewesen! Wie konnte ich Idiot nur an ihren guten Absichten zweifeln?! Ich musste sie zurück gewinnen. Hope hatte recht. Als sie von ihrem Gespräch mit Leonie zu mir zurück gekommen war, erklärte sie mir das ganze Missverständnis. Erst konnte ich es ihr nicht glauben, dann wurde auch mein zermatschtes Hirn wieder klar und ich hatte erschrocken erkannt, wie sehr ich es verkackt hatte. Jetzt war Leo mit meinem Bruder zurück auf die Tanzfläche gekommen und schien mich auch sofort gesehen zu haben.
Demonstrativ drehte sie sich von mir weg und ich spürte einen kleinen Stich in meinem Herzen. Dieses Gefühl hatte ich die letzten Wochen ohne sie immer wieder versucht zu betäuben. Jetzt wollte ich es nicht länger ignorieren, sondern etwas dagegen unternehmen. Meine kleine Schwester hatte mir neuen Mut gemacht. Außerdem war Leo jetzt so nah, dass ich mich nicht länger von ihr fernhalten konnte. Ich beobachtete sie noch kurz von etwas Entfernung. Sie war so schön. Mein bisher nur aufgesetztes Lächeln wurde mit dem Blick auf sie immer breiter und echt.
„Jetzt geh schon zu ihr.“ flüsterte mir da auf einmal Hope ins Ohr und ich lächelte sie kurz an, bevor ich mich durch die wenigen Tanzenden zu Leo schlängelte. Ihr lieblicher Duft stieg mir in die Nase und ich legte die Hände an ihre Taille. Sie zuckte zusammen und wollte sich umdrehen, doch ich hielt sie in ihrer Position fest. „Nicht.“ murmelte ich und spürte, wie sie erschauderte. „Geh weg, Collin.“ hauchte sie, aber ich war nicht bereit, jetzt schon auf zu geben. „Ich kann nicht. Lass uns reden. Bitte.“ erwiderte ich und zog sie ganz dicht an meine Brust.
Ich spürte, wie sich eine Spannung in ihrem Rücken löste und entspannte mich daraufhin ebenfalls. Ich hatte also noch immer eine positive Auswirkung auf sie... auch wenn sie es mir gegenüber nicht zugeben würde. „Ich will aber nicht reden.“ hauchte Leo, wobei ich aber aus ihrem Ton etwas anderes heraushörte. Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren und drückte dann meine Lippen kurz auf ihren Hals, was ihr ein Schaudern entlockte. „Bitte.“ murmle ich mit vollkommen ruhiger Stimme und lächelte leicht vor mich hin. Endlich wieder in ihrer Nähe zu sein, tat mir gut.
Als Leo sich diesmal von mir zu lösen versuchte, ließ ich sie und sah kurz darauf in ihre fahlen braunen Augen. Es war mir vorhin schon aufgefallen. Leo fehlte das für sie so übliche Glitzern in den Augen. Sie wirkte einfach nur müde und ziemlich kaputt. Die Sorge um sie wuchs in mir immer mehr an. „Ach Honey.“ seufzte ich und sah sie traurig an. Ich wollte so unbedingt gerade einfach für sie da sein. Jetzt musste ich es nur noch schaffen, dass sie mich auch wieder in ihr Leben ließ. „Geh wieder, Collin.“ fauchte sie plötzlich mit feuchten Augen und ich starrte sie einfach nur geschockt an.
Leonie P.O.V.
Ich war den Tränen so nahe. Warum konnte Collin es nicht einfach lassen. Sein mitleidiger Blick zerriss mich nur noch mehr. Als hätte er mich nicht schon genug verletzt, musste er jetzt auch noch mit Mitleid ankommen. Ich würde sicher keine der Frauen sein, die das duldete. Ich schubste ihn mit der ganzen Kraft, die ich in meinem Zustand hinbekam, von mir weg. Mike und Deirdre zuliebe hatte ich es verdrängt, wie sehr er mich verletzt hatte und dass er mit mir im selben Raum war, aber jetzt konnte ich das nicht länger aushalten. Ich drehte mich schwungvoll um und ging eilig auf Deirdre zu, die mich von unserem Platz aus angrinste.
Automatisch erwiderte ich ihr einladendes Lächeln. Als ich dann jedoch bei ihr, ankam, fiel auch mein Lächeln und ich zog sie kurzerhand in meine Arme. „Ich finde es so schön, dass Mike und du zusammengefunden habt. Leider muss ich jetzt dann aber los.“ erklärte ich selbst etwas traurig und löste mich wieder aus der Umarmung. Sofort machte meine Freundin ein betrübtes Gesicht. „Ist es wegen Collin?“ seufzte sie und sah hinter mich. Ich nickte nur beschämt und sie lächelte mich kurz aufmunternd an. „Wir treffen uns irgendwann mal zum Kaffee trinken und dann reden wir ausführlich miteinander.“ legte sie fest.
„Klar. Bis dann. Ich geh noch schnell mich von Mike verabschieden.“ meinte ich, umarmte sie nochmal kurz und machte mich dann auf die Suche nach Mike. Natürlich war es bei den wenigen Personen nicht schwer ihn zu entdecken. Er stand an der Bar und unterhielt sich mit dem Barkeeper. Zügig ging ich auf ihn zu und tippte ihm auf die Schulter. Etwas erschrocken wandte er sich zu mir und entspannte sich dann wieder. „Fall mich doch nicht so plötzlich von hinten an!“ meinte er immer noch etwas überrascht und ich lachte ein wenig. Ich fand es einfach urkomisch, wenn sich Leute erschraken.
Mister Number One schüttelte grinsend den Kopf und versetzte mir einen leichten knuff an die Schulter. „Warum erschreckst du mich so, Leo?“ lachte er und musterte mich belustigt. Es war so schön, wie glücklich er war. „Ich muss jetzt dann leider wieder weg. Es war so schön euch wieder zu sehen und vielleicht können wir uns bald mal zum Reden treffen?“ schlug ich vor, damit Mike´s Stimmung nicht zu sehr beeinflusst wurde. Ich wollte nicht, dass er sich jetzt auch noch Sorgen um mich machte. Sein breites Lächeln wurde zwar etwas abgeschwächt, aber zum Glück verschwand es nicht vollkommen.
„Sicher können wir uns demnächst treffen. Ich bleibe mit Deirdre noch ein paar Wochen hier, bevor wir wieder nach New York fliegen.“ erklärte mein bester Freund fröhlich. „Okay. Dann... Bis dann.“ seufzte ich, umarmte ihn zum Abschied noch und lief dann schnell weg, weil ich glaubte, aus dem Augenwinkel Collin zu sehen. Es trieb mir wieder die Tränen in die Augen und ich beeilte mich nur noch endlich zu meinem Auto zu kommen. Zügige Schritte hinter mir sorgten nur dafür, dass ich noch schneller wurde und das letzte Stück zu meinem Auto beinahe rannte.
Ich konnte mich nicht länger zurück halten und ließ leise Tränen über meine Wangen kullern. Die ganzen schönen Erinnerungen an Collin brodelten wieder in mir hoch und mal wieder wurde ich daran erinnert, wie sehr es mich zerriss, als Mister Arrogant mich so plötzlich abwies. Ich stand jetzt schon zulange neben meinem Auto und das wurde mir erst bewusst, als sich eine Hand sanft auf meine Schulter legte. Ich zuckte zusammen, drehte mich aber nicht um. Die Wahrscheinlichkeit, dass es jemand war, dem ich jetzt nicht gegenübertreten wollte, war zu hundert Prozent gegeben.
„Len?“ hörte ich die all zu bekannte Stimme von Sebastian und runzelte die Stirn. Etwas zu überrascht, um mich weiter nicht umzudrehen, wandte ich mich ihm zu. Seine braunen Augen musterten mein wahrscheinlich total verweint aussehendes Gesicht. Er schnaubte und zog mich dann überraschenderweise in seine kräftigen Arme. Sein so bekannter Geruch weckte in mir fast vergessene Kindheitserinnerungen, in denen wir beide einfach unzertrennlich waren. Ausnahmsweise ließ ich mich mal davon einwickeln und genoss das damit einhergehende wohlige Gefühl.
Ich ließ mich in der Umarmung zerfließen und kuschelte mich an meinen ehemaligen besten Freund. „Ich hasse dich immer noch für das, was du mir damals angetan hast.“ brummte ich und löste mich dann von ihm. Er zuckte mit den Schultern. „Ich hab nicht gedacht, das sich daran je was ändert, also keine Sorge. Ich werde dir nie mehr so am Arsch hängen, wie damals.“ meinte er komplett neutral und ich nickte nur. Ich wandte mich wieder von ihm ab und stieg endlich in mein Auto. Die Umarmung hatte mir gut getan, auch wenn sie von Sebastian kam, dem ich nie mehr so nah kommen wollte.
Ich schluckte nun auch die restlichen Tränen hinunter und unterbrach mein Starren nach vorne. Ich atmete tief durch und startete mein Auto. Ich musste langsam echt weg von hier. In mir wurden nur zu viele unerwünschte Erinnerungen wach und das konnte ich gerade nicht gebrauchen. Ich hatte es auch so schon schwer genug, bei meinen Vorlesungen mitzukommen. Noch mehr Ablenkung konnte ich mir wirklich nicht erlauben. Ich fuhr von dem Parkplatz und versuchte den innerlichen Sturm von Gefühlen einfach zu ignorieren. Ich wollte diese schlechten Gefühle nur noch verdrängen.
Dam dam daaaaaaaammm! 😜
Hach ich bin so stolz auf das Ende. Ihr fragt euch jtz sicher, was Sebastian mit allem zu tun hat. Na na na na na. Hihi. Ihr werdet böse auf mich sein, wenn ihr herausfindet, was ich mit ihm vor hab. Aber bis dahin verrate ich nichts ✨
Hab euch liiiiieb.
Ary-Lu
P.S.: Sorry, dass ich erst jtz update. Hab's total verpeilt. 😅
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