(2) Seeing him again
Der nächste Tag ging nur schleppend um, was wahrscheinlich auch daran lag, dass ich mich so sehr auf den Abend freute. Ich würde die Mädchen wieder sehen, die ich in meinen Semesterferien so ins Herz geschlossen hatte. Ich fragte mich, wer sonst noch so kommen würde. Komplett in Gedanken folgte ich Sky durch die Gänge des Wohnheims. Wir waren eben schnell etwas essen gewesen und jetzt würde sie mich quasi fertig machen. Zwar wollte ich das nicht so unbedingt, aber meine beste Freundin wollte sich davon nicht abhalten lassen. Sie empfand es als ihr Pflicht als beste Freundin.
Außerdem glaubte ich, dass sie es einfach toll fand, dass ich gerade so glücklich war. Endlich mal nach einer Ewigkeit. Sie war eben doch fast wie eine fürsorgliche Schwester. Ein Teil meiner Familie eben. „Hochgesteckte Haare und eine auffällige Kette oder lieber lange Locken?“ fragte sie und schien sich schon mein ganzes Outfit im Kopf vorzustellen. „Lange Locken. Ich will einen starken Eindruck machen. Als wäre ich in bester Form. Ich will nicht, dass sich noch mehr Freunde Sorgen machen.“ erklärte ich Sky und lächelte sie leicht dankend an. Sie war für mich da und dafür war ich ihr zu Dank verpflichtet.
Beinahe zwei Stunden später stand ich vor dem Eingang ins Phönix. Vor mir stand der mir nur zu bekannte Türsteher Carlos. „Mit dir hätte ich jetzt wirklich nicht alleine gerechnet!“ meinte er und grinste mich breit an. „Ich bin heute zu einer Feier hier eingeladen worden. Ist denn auch jemand von den Stammgästen da?“ versuchte ich ein wenig Smalltalk zu betreiben und grinste fröhlich zurück. „Ja. Samuel und Sebastian.“ antwortete Carlos und ich verzog kurz die Mine. Die beiden Freunde von meiner Schwester hätte ich eigentlich nicht so gerne gesehen, aber ich könnte ihnen sicher aus dem Weg gehen.
„Danke für die Info. Wir sehen uns, Carlos.“ verabschiedete ich mich und sofort verstand er, dass ich endlich in den Club wollte. Sofort öffnete er mir die Tür und ich ging hinein. Noch bevor ich mich umsehen konnte, fiel mir eine rothaarige Frau um den Hals. „Leo!“ freute sie sich und drückte mich fest. Sofort erkannte ich Deirdre und presste sie ebenfalls kurz an mich. „Hey! Mein Glückwunsch! Mir war sofort klar, dass Mike und du das perfekte Paar abgeben würdet!“ erklärte ich mit einem strahlenden Lächeln. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass mir Deirdre´s stürmische Art so gefehlt hatte. Bis jetzt.
„Warum hast du mir das nicht gesagt?“ Wollte Mike da wissen und trat ebenfalls von irgendwo an mich heran. „Mister!“ quietschte ich diesmal und umarmte ihn. Er hatte mir wahrscheinlich am meisten gefehlt... wenn man von seinem Bruder absah. Schnell wendete ich meine Gedanken wieder ab. „Ihr wisst gar nicht, wie sehr ihr mir in dem Rest meiner Semesterferien gefehlt habt!“ erklärte ich und grinste sie beide an, obwohl ich eigentlich nur Mike wirklich vermisst hatte, aber das brauchten sie ja nicht wirklich zu wissen. „Du hast auch ganz schön gefehlt. Es gab keine provokanten Bemerkungen mehr. Außerdem ist mit dir ja auch Collin gegangen und hat Mike die ganze Arbeit machen lassen!“ kicherte Deirdre und bevor ich länger darüber nachdenken konnte, kamen auch schon Holly und Arline auf mich zu.
Die beiden wirkten schon ziemlich angetrunken und zogen uns drei in eine überschwängliche Gruppenumarmung. „Du hast uns gefehlt!“ sagten sie synchron und schauten mich dabei grinsend an. Ich fand es schön, wie herzlich sie alle waren. Es gab mir einfach ein Gefühl des Vertrauens und der Sicherheit. Leider sollte dieses Gefühl aber nicht lange anhalten, denn als die kleine Gruppe sich langsam zu unserem Tisch bewegt, fiel mein Blick an die Bar. Erschrocken starrte ich auf die Person, die dort als einziges saß und mich von oben bis unten musterte.
Ich erschauderte und wäre am Liebsten sofort aus dem Club gerannt. Wie konnte ich nur nicht damit rechnen, dass er hier war?! Immerhin war er Mike´s Bruder. Und er sah mal wieder verboten gut aus. Wie festgefroren blieb mein Blick auf Collin, der mir jetzt direkt in die Augen sah. Er schien ebenfalls so überrascht über meine Anwesenheit zu sein, wie ich über seine. Ich konnte nach einer Weile die Augenringe in seinem Gesicht sehen und den ziemlich blassen Teint seiner Haut. Er sah irgendwie... krank aus. Ein Hauch von Besorgnis tauchte in mir auf, doch er hielt nicht lange.
Plötzlich tauchte ein Mädchen in meinem Blickfeld auf und schmiegte sich an Collin. Aus großen hellblauen Augen sah sie zu ihm hoch und sagte etwas. Daraufhin lächelte Collin sie warm an und ein Stechen fuhr in meine Brust. Ich hatte nicht gedacht, dass Collin mich noch mehr verletzen konnte, als er es sowieso schon hatte. Das hatte ich mich wohl geirrt. Ich sah auf den Boden, um meine Tränen zu unterdrücken und eilte dann zu meinen Freunden. Vielleicht hätte ich doch zuhause bleiben sollen. Ich warf noch einen flüchtigen Blick zu Collin und dem braunhaarigen Mädchen, das sicher um einiges jünger war, als er. Ich sollte das nicht so nah an mich heran lassen.
Einige Stunden später tanzte ich mit den anderen und hatte auch schon einiges an Alkohol intus. Zwar nicht so viel, dass ich morgen einen Kater bekam, dafür aber so viel, dass ich meine Gedanken an Collin weg schieben konnte. Plötzlich schlangen sich zwei warme Hände um meine Taille und ich drehte mich etwas verwirrt zu der Person, die mich da gerade leicht an sich zog. Sofort erkannte ich die braunen Augen. Sebastian, einer der besten Freunde meiner Schwester, stand mir gegenüber. Ein süffisantes Grinsen auf den Lippen und die Haare zu einer recht kreativen Frisur gestylt.
„Hey Lenchen.“ sagte er mit einem verführerischen Ton und ich rollte mit den Augen. „Nenn mich nicht so und so viel hab ich noch nicht getrunken, dass ich auf deine Tricks reinfalle, Sebastian.“ erklärte ich und er strahlte mich breit an. „Gut. Deine Schwester hat nämlich gemeint, ich soll auf dich aufpassen, falls du mal alleine hier bist... okay, sie hat es zu all ihren Freunden gesagt... und zu den Barkeepern.“ meinte er und ausnahmsweise glaubte ich ihm mal. Das schien typisch für meine Schwester, auch wenn sie oft nicht so wirkte. Sie wollte mich schon immer vor allem beschützen.
Ich sah meine Freunde uns schon komisch anschauen, also schob ich den Player erst mal von mir, bevor ich antwortete. „Ich bin hier unter Freunden. Die einzigen, die mir hier etwas tun könnten, sind du und Samuel.“ brummte ich und sofort schüttelte Sebastian den Kopf. „Stell mich bloß nicht auf eine Stufe mit diesem Idioten. Erstens sehe ich viel besser aus und zweitens bin ich nicht in meine verlobte Kindergarten-Freundin verknallt.“ stellte Sebastian klar und und ich rollte als Antwort einfach wieder mit den Augen. Klar wusste ich, dass Samuel etwas für meine Schwester empfand, aber das sollten die beiden unter sich klären. „Tschüss, Sebastian. Und lass die Finger von meinen Freundinnen.“
Ich drehte mich wieder um und sah sofort in fesselnde grün-blaue Augen. Collin. Das Mädchen von vorhin stand immer noch neben ihm, jetzt aber mit etwas Abstand und einem Kopfschütteln. Sie bemerkte anscheinend, dass ich sie musterte und lächelte mich leicht an. Was sollte das denn? Sie wandte sich kurz zu Collin und sagte etwas, das ihn anscheinend ziemlich erschreckte. Sie löste sich von der Bar und... kam auf mich zu. Oh nein! Was sollte das denn werden?! Unfähig, mich zu bewegen, starrte ich sie einfach nur an. „Soll ich sie davon abhalten, zu dir zu kommen?“ murmelte Sebastian, der anscheinend noch hinter mir stand.
Ich warf ihm einen kurzen wütenden Blick zu. „Nein. Verschwinde endlich.“ fachte ich und schnaubend zog er ab. Da stand auch schon plötzlich das Mädchen vor mir. „Hi.“ sagte sie mit einem freundlichen Lächeln. Was sollte ich jetzt tun? „Ich bin Hope.“ fuhr sie fort, als ich nichts erwiderte. „Leonie.“ murmelte ich und musterte sie skeptisch. Sie hatte im Gegensatz zu mir kein so figurbetontes Kleid an. Einfach ein langes, rotes, dass aber auch sehr elegant wirkte. „Ich bin Mike und Collin´s Schwester.“ erklärte sie und jetzt starrte ich sie erst recht an. Hieß das etwa ich war die ganze Zeit auf seine Schwester eifersüchtig.
Ich blinzelte sie noch einige Male verwirrt an, bis es endgültig in meinem Kopf war. Verdammt! Wieso hatte ich das nicht bedacht?! Ich wusste doch, dass die beiden eine eine Schwester hatten. „Oh! I... Ich... Tut mir leid, dass ich so unhöflich war! Ich wusste gar nicht... Ich hatte keine Ahnung, dass du ihre Schwester bist!“ erklärte ich und sie kicherte. „Dachte ich mir schon, ist ja aber nicht so schlimm. Du hast mich ja noch nie gesehen. Außerdem weiß ich ja, wie Collin ist. Du hast sicher gedacht, ich sei eines seiner Betthäschen.“ meinte Hope und lächelte mich freundlich an.
Ihr Lächeln war so ansteckend, dass ich es einfach nur erwidern musste. „Naja... eher gesagt wie Collin war. Seit du ihn so verarscht hast, ist er vernünftig geworden und lässt nicht mehr jedes Mädchen in sein Bett. Zwar nicht die netteste Art, ihm eine Lektion zu erteilen, aber ich bin froh, dass du es getan hast.“ meinte Hope und ich runzelte die Stirn. „Ich soll ihn verarscht haben?“ fragte ich erschrocken. War das etwa sein ernst? Hatte er gesagt, ich wäre an all dem Schuld?! Er hatte doch mit mir gespielt und dann fallen gelassen! Hope legte den Kopf schief. „Ja? Du hast doch so getan, als hättest du Gefühle für ihn?“
Jetzt war ich vollkommen geschockt. Ich hatte so getan?! „Ich habe nichts gespielt. Er war doch derjenige, der mich nach dem Kuss einfach ohne Erklärung raus geschmissen und mich damit zutiefst verletzt hat!“ sagte ich schockiert und musste mich bemühen, nicht laut zu werden. Was bildete er sich bitte ein, solche Lügen zu verbreiten?! Hope´s Augen weiteten sich und ihr Mund klappte kurz auf. Was sollte das denn jetzt? „Warte, warte! Heißt dass, du hast meinen Bruder nicht abserviert?“ fragte sie jetzt ungefähr im selben verwirrten Zustand, wie ich eben. „Ja, hab ich nicht.“ erklärte ich, damit sie es endlich mal verstand.
Sie umarmte mich plötzlich ganz stürmisch und ich sah über ihre Schulter nur etwas perplex zu Mike, der uns gerade grinsend beobachtete. Anscheinend gefiel es ihm, dass ich mich mit seiner Schwester verstand. „Du weißt gar nicht, wie sehr mich das gerade freut! Du wirst eine tolle Freundin für Collin sein!“ freute sich Hope und ich entschied mich, sie sofort zu stoppen. „Halt, halt! Wie kommst du darauf, dass ich jemals wieder mit ihm reden werde? Tut mir leid, aber vergiss es, Hope. Er hat mich zu sehr verletzt.“ klärte ich sie auf und löste mich aus ihrer Umarmung. Ein trauriger Ausdruck trat in ihr Gesicht. Dennoch nickte sie und brachte ein verständnisvolles Lächeln hervor, bevor sie wieder ging.
Kritik?
Vorschläge für folgende Handlungen?
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