(1) Trance
Leonie P.O.V.
Meine Ohren folgten der Lesung nur halb und meine Gedanken waren komplett wo anders. Heute Morgen hatte ich einen Anruf bekommen. Ich hatte nicht gedacht, dass er sich melden würde. Eher hatte ich erwartet, dass er sich auf die Seite seines Bruders schlug und mich aus seinem Leben verbannte. Ich war jedoch nicht ran gegangen. Die Angst, dass er nur wegen Collin anrief, war zu groß. Zudem hatte ich zu diesem Zeitpunkt mit meiner besten Freundin gefrühstückt und sie machte sich auch so schon viel zu große Sorgen um mich. Sky hatte sofort bemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ich hatten zwar unseren einmonatigen Urlaub abgesagt, aber das hatte sie verstanden und war mit Enno geflogen.
Ich seufzte und bemühte mich, wieder der Vorlesung zu folgen. Jedoch flog meine Aufmerksamkeit immer wieder zu meinem Handy, das immer wieder leise brummte. Jemand schrieb mir anscheinend ziemlich viele Nachrichten. Als das Mädchen neben mir, ich glaube sie hieß Rachel, mich böse ansah und dann mein Handy,stand ich jedoch auf. Wenn ich die ganze Zeit abgelenkt war, würde es sowieso nichts bringen, in der Lesung zu sitzen. Ich nahm meine Sachen und eilte aus dem Sitzungssaal. Noch bevor ich durch die Tür war, brummte mein Handy wieder, nur diesmal länger. Ein Anruf.
Als ich aus dem Saal war, nahm ich ohne nachzudenken ab. „Hallo?“ sagte ich und sofort hörte ich ein fröhliches, mir seltsam bekanntes Quieken. „Ich hatte doch gesagt, dass sie diesmal abnimmt!“ sagte eine dazugehörige Frauenstimme im Hintergrund. Ich stockte in meiner Bewegung und zog scharf den Atem ein. Jetzt wusste ich, woher ich die Stimme kannte. Es war Deirdre. Sofort drifteten meine Gedanken zu der Zeit, als ich sie kennengelernt hatte. Kurze Zeit später zwang ich mich jedoch das von mir zu schieben. Ich wollte nicht an eine andere Person denken, die ich ebenfalls damals kennen lernte.
„Jaja, schon gut, meine Süße.“ erwiderte Mike mit leichter Belustigung in der Stimme. „Süße?“ murmelte ich verwirrt und blieb mitten im Gang stehen. Hatte Mike Deirdre gerade als 'seine Süße' benannt?! „Ach Leo! Du hörst dich so müde an. Wie geht es dir?“ fragte Mike auf der anderen Seite der Leitung und stellte damit eine Frage, die ich mir mittlerweile nicht einmal selbst beantworten konnte. Körperlich ging es mir hervorragend, wenn man von dem offensichtlichen Schlafmangel absah, aber das war auf der Uni nicht vollkommen ungewöhnlich für eine Studentin.
Innerlich jedoch hatte ich keine Ahnung, wie ich das ein zu ordnen hatte. Es gab Momente, in denen ich mit meiner Freundin Sky lachen und Späße machen konnte, aber es gab auch solche, in denen ich aus einem wunderschönen Traum erwachte und mich für den Rest des Tages schrecklich fühlte. Das Letztere kam immer häufiger vor, wie auch heute. „Es ist kompliziert.“ antwortete ich, als wäre mein Befinden ein Verehrer, der mich in den Wahnsinn trieb. „Ouh. Ich verstehe. Wie kommst du so mit deinem Studium zurecht?“ wechselte Mister Number One das Thema, als hätte er bemerkt, dass ich gerade etwas konfus war, was meinen Gemütszustand anging.
„Ja. Es ist zwar schwer nach längerer Zeit wieder Vorlesungen zu haben, aber ich bekomme das schon hin.“ ging ich auf seine Frage ein und wurde dann aber wieder auf Deirdre aufmerksam, die im Hintergrund Mike aufforderte, mir endlich zu sagen, was Sache war. Klar. Mike hatte nicht nur angerufen um sich mit Smalltalk auf dem neusten Stand bei mir zu halten. Es musste einen Grund haben, warum er mich öfter als einmal am Tag anrief. „Was gibt’s, Mike?“ wollte ich schon ziemlich neugierig wissen, selbst wenn meine Stimmung gerade eigentlich nicht die Beste war.
„Naja... Du weißt sicher, dass Collin nach deinem Rauswurf das ganze Projekt abgesagt hat und dafür mich an seiner Stelle eingesetzt hat... irgendwie. Auf jeden Fall haben Deirdre und ich uns entschieden zur Feier unserer Beziehung all unsere wichtigsten Freunde einzuladen.“ plapperte mein Freund los und ich war für einen Moment erst mal zu viel mit Informationen überschüttet worden. Collin hatte das Projekt abgebrochen? Was sollte da heißen? Hatte er seine Traumfrau etwa gefunden und nur ich war ihm bis dahin im Weg gestanden? Aber halt... Mike hatte doch gerade gesagt, dass er das Projekt 'weitergeführt' hatte.
Ich schob diese Gedanken für den Moment weg und konzentrierte mich auf das wesentliche. „Ihr seid jetzt zusammen?!“ hakte ich nochmal nach und musste sogar leicht, aber ehrlich lächeln. Mir war, als die beiden sich zum ersten Mal gesehen hatten, ziemlich schnell klar geworden, dass die beiden füreinander geschaffen waren. Es freute mich, dass sie zueinander gefunden hatten. „Ja.“ antworte Deirdre fröhlich quietschend. Mein Lächeln wurde noch breiter und ich musste sogar ein kleines Kichern unterdrücken, um mit zu bekommen, was Mike danach sagte.
„Du weißt gar nicht, wie unfassbar nervös ich war, kurz bevor ich ihr den letzten Schlüssel gegeben habe. Ich hatte beinahe Angst, sie würde ihn nicht annehmen.“ erklärte mein Freund und ich schüttelte grinsend den Kopf. Als ob Deirdre ihn jemals abgewiesen hätte. Ich hatte an meinen letzten Tagen mit ihr das verliebte Glitzern in ihren Augen gesehen. Es hatte nie Collin gegolten, sondern Mike. „Meine Glückwünsche, ihr zwei. Wann wollt ihr denn feiern?“ wollte ich wissen und schaffte es endlich, in mein Zimmer zu gehen. Ich war die ganze Zeit dumm im Gang herum gestanden und jetzt war ich soweit 'entschockt', dass ich mich wieder bewegen konnte.
„Morgen... Ich weiß, dass das etwas kurzfristig ist, aber Arline und Holly können nur da in den nächsten Wochen. Die zwei sind aber schließlich auch ein wichtiger Teil unsrer neuen Freundschaften. Sag bitte, dass du dir bis dahin ein Abendkleid besorgen und dann kommen kannst.“ plapperte Deirdre und ich lachte leise. Sie war einfach eine so aufgeweckte Person. „Das Kleid ist sicher kein Problem und ich hab Morgen abends auf jeden Fall Zeit. Jetzt kommt es nur noch darauf an, wo ihr feiern wollt.“ erklärte ich und fing sogar schon an, mich zu freuen. Ich würde meine neu und wieder gewonnenen Freunde endlich wieder sehen.
Einen Moment herrschte Schweigen auf der anderen Seite der Leitung. Augenblicklich fing ich an mir sorgen zu machen, dieses Treffen könnte doch nicht klappen. „Im Phönix.“ erklärte Mike leicht unbehaglich und ich benötigte einen Moment, um zu verstehen, was das Problem war. Das war der Club, in dem ich Collin das erste Mal getroffen hatte. „Der Club ist morgen beinahe komplett für uns reserviert. Nur Stammkunden könnten noch auftauchen.“ redete Mister Number One einfach weiter und schien mich überzeugen zu wollen, dennoch zu kommen.
Ich ignorierte das leichte Stechen in meinem Herzen und atmete tief durch. „Ich werde kommen. Wann soll ich da sein?“ meinte ich dann. Ich würde mich nicht durch Collin davon abhalten lassen, mit meinen Freunden zu feiern. Ihre Beziehung war etwas schönes und vielleicht konnte ich mich dann endlich davon überzeugen, dass ich Collin nicht brauchte. Ich hoffte, dass dadurch meine Träume von ihm aufhörten. „Wirklich?! Das ist ja großartig! Komm einfach so gegen 20 Uhr. Ich freue mich, dich wieder zu sehen.“ meinte Mike, nun anscheinend von Deirdre´s Freude angesteckt. „Klar. Ich freue mich auch schon total darauf, euch alle wieder zu sehen.“ erwiderte ich fröhlich.
Wir verabschiedeten uns und ich ließ mich etwas erschöpft auf mein Bett plumpen. Ich schlief seit meinem Abschied von Collin nicht mehr sonderlich viel. Ich sah auf die Uhr. Gerade mal 14 Uhr. Sky war sicher noch im Kurs und in den nächsten würde sie auch gehen. Sie wollte sich dieses Semester besonders anstrengen. Ich brauchte für morgen aber noch ein Kleid und erst ein paar Stunden davor zu suchen, wäre etwas riskant. Ich wollte etwas finden, das ich auch gerne nochmal anzog. Ich starrte eine Weile noch auf die Decke, bis ich mich zusammen riss und wieder nach meinem Handy griff.
Ich wählte die Nummer meiner Schwester und stellte auf Lautsprecher. Ich hatte in letzter Zeit ziemlich viel mit Jocy gemacht. Sie war so nett, mich nicht auf Collin oder etwas in diese Richtung anzusprechen. Außerdem konnte sie mich mit ihrem vielen Reden, Kaffee trinken und Filmabende veranstalten ziemlich gut ablenken. „Hey Lenchen!“ dröhnte mir die fröhliche Stimme meiner Schwester entgegen und riss mich somit aus meinen Gedanken. „Hey. Hast du gerade Zeit? Ich bräuchte eine Shopping-Begleitung.“ erklärte ich und sofort quietschte Jocelyn begeistert auf. „Ich bin sofort da!“ erklärte sie und schon war nur noch ein monotones Tut-Tut-Tut vom Handy zu hören. Sie hatte einfach aufgelegt!
Keine zehn Minuten später stand Jocy vor meiner Tür und strahlte mich an. Sie war einfach zu begeistert vom Shoppen. Ich rollte leicht belustigt mit den Augen, holte dann aber meine Handtasche mit Geldbeuten und so weiter. „Also nach was suchen wir?“ fragte meine Schwester dann, als wir uns auf den Weg zu meinen Autos machten. „Ein Abendkleid. Am besten ein etwas kürzeres. Ich mag diese ewig langen nicht. Da stolpere ich nur über den vielen Stoff vor meinen Füßen.“ erklärte ich und stieg dann in den feuerroten Maserati, der seit einer Woche endlich mal aus der Werkstatt kam.
Während meine Schwester mich voll plapperte, wo wir doch überall nach einem Kleid sehen konnten, fuhr ich einfach zielstrebig zu einer süßen, etwas kleineren Boutique in der Nähe. Es gab hier die schönsten Kleider und die Besitzerin war eine überaus nette Person. Außerdem wusste ich, dass meine Schwester zufriedener war, wenn ich mir hochwertige Kleider kaufte, die auch dementsprechend kostete. Sie meinte immer, wenn ich mir billige Abendkleider besorgte, würde ich die sowieso nie wieder tragen. Klar stimmte das nicht, aber ich wollte es meiner Schwester etwas recht machen.
Ich parkte vor der Boutique und kurz darauf stürzten wir uns auch schon auf die Kleider. Meine Schwester natürlich hellauf begeistert. Ich hingegen konzentrierte mich genau auf das, was ich wollte und ließ mich von den begeisterten Argumentationen meiner Schwester, etwas von meinem Wunschkleid abzuweichen, nicht beirren. Immer wieder zeigten Jocy und die Verkäuferin mir verschiedenste Kleider, aber ich lehnte beinahe alle ab. Schließlich wurde es ein hellgraues Cocktailkleid mit einem schwarzen Gürtel um die Taille.
Hey meine Lieben!
Ich bin endlich wieder daaaaa!!! *Freudengeschrei*
Hahahah. Sorry, das musste jtz sein. Das war jtz quasi die Einführung in die momentane Situation. Ich hoffe, es ist niemand allzu enttäuscht.
Alles Liebe!
Ary-Lu
P. S.: Ich versuch jtz wieder öfter zu updaten. Wirklich!
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